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Mick St. John's - Life before -

Moonlight
von

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Spätsommer 1944 (Teil 4)

Spätsommer 1944 (Teil 4)
 

Alles um Mick herum war dunkel. Keine Geräusche waren zu hören. Weder Farbe noch Licht existierten hier. Weitab von Raum und Zeit. War er Tod? Mit Sicherheit! Doch wo blieben die Engel, von denen immer erzählt wurde? War er dazu verdammt auf ewig alleine in der Finsternis zu sein? Er fühlte sich nicht dazu im Stande sich zu Bewegen und so versank er weiter in der Dunkelheit, bis eine sanfte Stimme an sein Ohr drang. Das musste dann wohl ein Engel sein... wo aber war der Engel? Er konnte niemand entdecken, nur hin und wieder eine Berührung fühlen.

Langsam lichtete sich der dunkle Nebel, in dem er sich befand und gewährte ihm einen Blick auf das bildhübsche Gesicht des Engels. Ihre dunkelgrünen Augen betrachteten ihn besorgt und schienen ihm bis in die Seele zu blicken. Mit einem kleinen Stirnrunzeln berührte sie ihn erneut und ihm fielen die Augen wieder zu.

Ein furchtbar drückender Schmerz machte sich in ihm breit und brachte Mick dazu einmal laut aufzuschreien. Er kämpfte, versuchte sich zu verteidigen, aber war nicht im Stande sich zu bewegen. War das hier der Himmel? Wohl doch eher die Hölle, die ihn auf ewig dazu verdammte in Qualen zu existieren!

Wieder verschwand der Nebel und diesmal hörte er so viele andere Schreie. Eine unglaubliche Hitze machte sich in ihm breit. Er war erschöpft und hatte Schmerzen.

„Bin... ich ... bin ... ich ...“, murmelte er vor sich hin und fühlte auf einmal etwas kühles, das sich auf seine Stirn legte. „... in der... der ... Hölle...?“, brachte er hervor und blinzelte etwas.

Da war es wieder, dieses engelgleiche Gesicht. „Noch nicht... halten sie noch ein bisschen durch.“, murmelte sie ihm zu. Ein kleiner Stich an seinem Arm und schon sank er zurück in das Reich der Finsternis!

Wie lange er hier lag, war unmöglich zu sagen. Immer wieder wandelte er zwischen tiefer Bewusstlosigkeit und schmerzhaftem Bewusstsein.

Mick befand sich in einem kleinen Zelt, das einer Truppe als Lazarett diente. Vor zwei Wochen hatten Soldaten ihn gefunden. Schwer verletzt und als einziger Überlebender. Seit dem kämpfte er mit dem Tod. So auch an jenem wohl letzten schönen Sommertag in Italien.
 

Die Lazarettschwester reichte ihm einen Becher Wasser. Kraftlos streckte Mick seine Hände aus. Mit einem sanften Lächeln half die Schwester ihm dabei den Becher zu seinen Lippen zu führen . Das kühle nass wanderte seine Kehle nach unten und sofort wurde er gieriger. Mit einem Zug leerte er den Becher und sah bittend zur Lazarettschwester, die den Becher noch einmal füllte.

„Langsam, Captain St. John. Sie dürfen nichts überstürzen.“, flüsterte sie leise.

Ihre Stimme hatte einen angenehmen, warmen Ton, weshalb er einmal tief ein und ausatmete, bevor er sie betrachtete.

„Wo...?“, formten seine Lippen eine leise Frage. Das Sprechen tat ebenso weh wie das Atmen. Langsam ließ er seinen Blick an sich hinab gleiten. Er trug nur eine schlichte Leinenhose, aber überall am ganzen Körper zierten ihn Verbände.

„Sie sind im britischen Lager in der Nähe von Florenz. Wir haben Sie vor zwei Wochen schwer verletzt gefunden.“, sagte sie ruhig und fühlte seine heiße Stirn. Mick schob ihre Hand beiseite und ließ sich wieder ins Bett zurück sinken.

„... meine ...“, murmelte er und versuchte weiter zu sprechen, doch die Krankenschwester legte sanft, aber bestimmt ihren Finger auf seine Lippen.

„Sie müssen sich ausruhen. Sie sind sehr schwer verletzt. Es ist ein Wunder, dass Sie überlebt haben, also versuchen Sie ein bisschen zu schlafen um ihre Kraft zu sammeln.“, sprach die junge Frau. Sie kam aus London und war wohl das schönste Wesen, das er je gesehen hatte. Er schluckte schwer und hustete, als sich eine Hand über seine Augen legte. „Schh.“, flüsterte sie nochmal. „Schlafen Sie...“

Auch wenn Mick ihr gerne widersprochen hätte, war er nicht im Stande dazu. Viel zu erschöpft und geschwächt war er im Moment. Er hatte überlebt, aber was war mit Ray? Noch immer sah er die Miene seines besten Freundes vor sich, der gerade dabei war zu sterben. Mick atmete tief ein und wieder aus. Er schaffte es nicht wach zu bleiben, sondern sank in einen tiefen, traumlosen Schlaf zurück.

Erst Stunden später erwachte er wieder. Das Lazarett war fast leer und von draußen drangen laute Stimmen an sein Ohr. Mick spannte seine Muskeln an und setzte sich mühsam auf.

„Tzz...“, ertönte ein Laut und sofort blickte er in das Gesicht der Lazarettschwester.

„Ich bin auch ganz brav.“, schwor er ihr und erhob sich dann.

Noch ganz zittrig und weich waren seine Beine, als er zum Zeltausgang wanderte und die Plane ein bisschen beiseite schob. Die ganze Truppe stand versammelt auf dem Zeltplatz und lauschte einer Rede. Scheinbar der Truppenkommandeur. Mick nahm nur Wortfetzen wahr, weshalb er ein paar Schritte näher heran trat.

„................Macht euch bereit Männer. Wir brechen  morgen früh Richtung Ardennenwald auf.“, rief der Truppenleiter in die Menge hinein.

Mick zog mit einem schweren Atmen die Decke enger um sich herum. Nach wie vor stand er unbewegt am Zelteingang und sah hinüber zu dem Commander, der ihn auch entdeckte. Erhobenen Hauptes schritt der Brite auf ihn zu.

„Ah, unser Dornröschen ist auf gewacht.“, sprach er. Der britische Akzent war unverkennbar.

„Sir...“ Mick reagierte schwerfällig und salutierte vor ihm. Immerhin waren die Briten Verbündete der Amerikaner. „... ich hab Ihnen wohl mein Leben zu verdanken. Gab es noch Überlebende?“  

Der hochgewachsene Truppenleiter schüttelte seinen Kopf. „Nicht das wir wüssten. Theoretisch hätten nicht mal Sie das Bombardement überleben dürfen. Offensichtlich hat ein Schutzengel sie begleitet.“, grinste er flüchtig.

Micks Blick ruhte einen Moment auf der Mark des Briten, denn nicht nur die beiden Armee-Anhänger baumelten an der Kette, sondern auch ein goldenes Kreuz.

„Scheint fast so.“, murmelte Mick und grinste bitter.

„Mein Beileid.“, sagte der Commander mit einem Mal. „Ich weiß wie es ist Freunde zu verlieren. Wir werden im Ardennenwald auf amerikanische Truppen treffen. Wenn es Ihr Wunsch ist, können Sie uns begleiten, Captain ...?“ Interessiert hob er eine Augenbraue in die Höhe und sah abwartend zu Mick hinüber.

„... St. John. Mick St. John und ich bin kein Soldat. Ich bin Sanitäter.“, sagte Mick entschieden und zwang sich zu einem bitteren Lächeln. „Es wäre mir eine Ehre Sie zu begleiten. Commander...?“ Ein breites Grinsen schlich sich auf die Züge des Amerikaners, denn genau wie der Truppenleiter vor wenigen Augenblicken, wartete jetzt auch Mick auf eine Vorstellung.

„Simones. George Simones.“, antwortete er und klopfte ihm noch einmal auf die Schulter. „Versuchen Sie noch ein paar Stunden zu schlafen. Der Marsch wird anstrengend.“

George nickte Mick noch einmal zu, bevor er sich abwandte, um die Abbauarbeiten zu beaufsichtigen. Mick seufzte auf und ließ seinen Blick in Richtung Himmel wandern.

„Weshalb die Ardennen?“, fragte er Sarah – die Lazarettschwester – als er sich auf sein Lager sinken ließ.

„Am 10. Mai 1940 begann in den Ardennen eine Offensive des Deutschen Reiches gegen Frankreich. Die deutsche Wehrmacht vernichtete am 12. Mai die Artillerie-Stellung an der Maas. Iser unvorhergesehene Angriff war ausschlaggebend für den darauf folgenden Einmarsch der Truppen in Frankreich und läutete die Niederlage Frankreichs, Belgiens und der Niederlande ein.“, erzählte sie ein bisschen und betrachtete Mick. Er erholte sich erstaunlich schnell. Ein sehr beeindruckender Mann mit wunderhübschen Augen.

„Das beantwortet meine Frage nicht direkt.“, flüsterte Mick ihr zu und neigte sich mit einem spitzbübischen Funkeln in den Augen zu ihr.

Sie hob ihre Schultern. „Ich bin hier lediglich die Lazarettschwester. Sie glauben doch wohl nicht, dass mir irgendwelche Schlachtpläne offen gelegt werden...“, raunte sie ihm zu und näherte sich seinem Gesicht ganz unweigerlich noch ein kleines bisschen näher.

„Oh... verstehe. Zu schade aber auch.“

Sarah zog ihre Augenbrauen nach oben und zwinkerte ihm noch einmal zu. Ehe Mick ihr einen kleinen Kuss stehlen konnte richtete sie sich wieder ganz auf. „Bleiben Sie ja brav. Immerhin wollen Sie doch jemanden, der sich um Sie kümmert.“, grinste sie breit und strich ihm einmal durch die Haare. „Jetzt ruhen Sie sich aus, St. John. Morgen marschieren wird bereits los.“

Mick zog die Decke hinauf bis zu seiner Nasenspitze und seufzte einmal sehr schwer auf.
 

Früh am nächsten Morgen wurde auch das letzte Zelt abgebaut. Mick hatte Glück. Die Führsorge von Commander Simones war unglaublich. Der Amerikaner durfte in einen der Trucks mitfahren und musste nicht eingepfercht in den Lastwagen hocken, wie die meisten Soldaten. Er atmete tief durch und ließ seinen Blick über die Umgebung schweifen. Das wunderhübsche Italien hatte seinen Reiz verloren. Mick nahm nur die Trockenheit um sich herum wahr. Nach einer Weile fielen ihm erneut die Augen zu. Noch war er vollkommen geschwächt.

Das, was er bislang erlebt hatte, war jedoch nicht zu vergleichen mit dem, was im Ardennenwald auf ihn wartete...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Luna-Noir
2012-04-10T19:04:59+00:00 10.04.2012 21:04
Bahnt sich etwa in diesen Kriegswirren und dem Verlust des Freundes auch noch eine kleine Romanze an. Und das wo er sich mal besser auf seine Genesung konzentrieren sollte.
Ich bin begeistert wie du das alles schön erklärst. Hast sicher ne Menge zu recherchiert, Hut ab :)



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