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Armageddon

Auch die Hoffnung stirbt irgendwann ... [Trailer online]
von

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Blutregen

Es war erregte Erwartung, die von ihnen Besitz ergriffen hatte. Dicht gedrängt standen sie an den Höhleneingängen, auf den Holzstegen, das Tal im Rücken, den Blick zum abendroten Himmel gerichtet. Der Hohepriester hatte es verkündet und es war nur logisch: Die Jungfrau aus dem Donner war geopfert worden. Jashin würde das Antlitz der Welt betreten. Und es sollte heute Abend geschehen.

Fukita wartete neben Rosoku. Sie hatten beide ihre Körper schwarzweiß bemalt, wie der Hohepriester sie angewiesen hatte. Innerlich lächelte Fukita über die Ninjas, die hinter ihnen im Tal lagerten. Sie würden nicht in den Genuss von Jashins Gunst kommen. Die Skelettbemalung wies sie als Jashins Anhänger aus, die bereit waren, ihr Blut für ihn zu vergießen, wieder und wieder, um seinen unersättlichen Durst nicht zu stillen, sondern im Gegenteil weiter anzustacheln. Ja, heute würde der größte aller Tage sein. Der Tag, auf den sie alle so lange gewartet hatten. Der Tag, der durch den großen Donner und die Vernichtung angekündigt worden war.

Dann erschien das erste Zeichen am Himmel. Es sah aus wie ein … brennender Pfeil? Er flog von der Bergspitze herab, prallte irgendwo gegen einen Felsen. Fukita sah unsicher seine Kultkameraden an. Was war davon zu halten?

In dem Moment schrie einer der Männer neben ihm auf. Fukita fuhr herum und sah gerade noch, wie der Bemalte mit weit aufgerissenen Augen nach vorn kippte. Drei Zacken eines riesigen Shuriken ragten aus seinem Rücken. Noch ehe Fukita sich zum Tal hin umgedreht hatte, zuckten Blitze und prasselte Feuer. Waffen und Jutsus flogen aus dem Ninjalager zu ihnen hoch. „Diese verdammten Ungläubigen!“, brüllte er über die Schreie der Getroffenen. „Sie wollen um ihr Leben kämpfen! Haltet durch, Jashin ist nahe!“

Auch auf den Holzstegen waren nun Ninjas aufgetaucht, metzelten sich den Weg mit Schwertern und Kunai frei, mähten wie Schnitter durch Ähren. Blut lief bald die Felsen hinab, machte das Holz glitschig. Warum taten sie das plötzlich? Eben noch hatten sie doch zusammengearbeitet, um die Siedlung zu ernähren und zu bewirtschaften! Und nun nutzten sie das Chakra, das sie als Bezahlung erhielten, gegen Jashins Jünger?

Mit einem Kampfschrei riss Fukita seine Reissichel aus dem Gürtel, die einzige Waffe, die er bei sich trug, um mit ihr sein Blut Jashin zu opfern, sollte er es verlangen. Aber an diese frechen, ungläubigen Ninjas würde er es nicht verschwenden!

Eine Kunoichi mit tiefen Augenringen und einem wilden Ausdruck in den Augen drängte sich zwischen sterbenden und fliehenden Menschen vorbei und griff ihn mit ihrem Kunai an. Fukita störte sich nicht daran, dass sie eine klaffende Wunde in seine Schulter riss; er hoffte nur, nicht zu viel Blut zu verlieren, um als Opfer für Jashin nicht mehr interessant zu sein. Er hackte mit der Sichel zurück, doch sie fing jeden seiner Schläge mühelos ab, sprang auf einen Pfosten des Geländers, das den Steg umgab, schnellte davon meterweit in die Höhe und formte Siegel.

„Pass auf!“

Rosoku riss ihn zur Seite, stieß ihn in den nächstbesten Höhleneingang, während prasselnd nadelspitze, harte Wassertropfen auf diese Schlachtbank niedergingen. Die beiden rutschten über den Boden, schürften sich auf, verschwendeten weiteres, kostbares Blut. Fukita war sofort wieder auf den Beinen, Rosoku jedoch ächzte. In seinem Rücken klafften Dutzende winziger Stichwunden, wo ihn das Wasserjutsu erwischt hatte.

„Kannst du gehen?“, fragte Fukita seinen Glaubensbruder.

Rosoku nickte knapp. Schatten erschienen in der Tunnelöffnung. Shinobi, mit schadenfrohem Grinsen in den Gesichtern. Draußen hielt der Kampfeslärm an, aber er war mittlerweile nur noch eine Kakophonie aus fallenden Körpern, durch Fleisch gleitenden Waffen und Todesschreien. „Na?“, fragte die Kunoichi von vorhin überheblich. „Habt ihr es euch so vorgestellt? Jashin wird sich sicher freuen, dass ihr alle für ihn krepiert.“

„Lauf“, keuchte Fukita. „Zum Hohepriester!“

Sie kannten sich in diesem Teil des Tunnellabyrinths bestens aus. Einige verwinkelte Gänge mit halsbrecherischen Felsen, die den Weg blockierten, führten zum Hauptsystem und von dort aus konnten sie zu Hohepriester Itachi gelangen. Zu dieser Zeit würde er in der Tropfsteinhöhle sein; wahrscheinlich bereitete er gerade erst die Zeremonie für Jashins Erweckung vor. Er musste unbedingt von diesem feigen Verrat informiert werden – seine Kräfte würden sie schützen.

Rosoku kam nur langsam voran und Fukita zerrte ihn rücksichtslos hinter sich her, ließ ihn gegen Felsen und mit den Kopf gegen die niedrige Decke stoßen, bis sein Gesicht eine blutüberströmte Maske war – und dann schrie er auf und fiel schwer, niedergestreckt von Kunai und Shuriken. Fukita ließ seine Hand los und hastete allein weiter, durch die Dunkelheit, und er schaffte es sogar, den verfolgenden Schritten zu entkommen, zumindest glaubte er, sie in dem Labyrinth abgehängt zu haben.

Er erreichte die Tropfsteinhöhle völlig außer Atem, stürzte hinein und umrundete die Säule in der Mitte der Grotte. Der Hohepriester saß auf einem abgeflachten Stalagmiten, unweit seines Schreibtischs, und sah ihm mit ausdruckslosen, roten Augen entgegen, die in der Dunkelheit funkelten wie geschliffene Rubine.

„Hohepriester“, presste Fukita kurzatmig hervor. „Die Ninjas … wir werden … Sie wollen Jashins Ritual stören … Wir müssen etwas tun …“

Er blieb vor Itachi stehen, stützte seine Arme auf seine Knie und rang nach Luft. Die schwarze Farbe in seinem Gesicht verrann mit seinem Schweiß. Ein schadenfrohes Gackern erfüllte die Höhle und Fukita sah hinter der Säule zwei weitere Shinobi hervortreten, einen Jungen und eine Frau, die sich zwischen Itachi und ihn stellten.

„Das sieht euch Fanatikern wieder ähnlich“, spottete Kaze. „Wisst alles über Jashin und seine bescheuerten Prophezeiungen, aber keiner von euch hat je von Uchiha Itachi gehört, was? Clans auszurotten ist sozusagen seine Spezialität. Auch wenn er sich nicht mehr selbst die Finger schmutzig machen will, was, Itachi?“

„Erspar mir das“, murmelte der Hohepriester finster, als würde er an etwas erinnert, das er am liebsten verdrängen würde.

Fukita war erbleicht. Sein Blick glitt zwischen Itachi und den Ninjas hin und her. „Aber … aber was hat das zu bedeuten?“, fragte er hilflos.

„Würdest du nicht gern dein Blut für Jashin geben?“, säuselte Kaze und hob seinen Kunai, der von grünem, zackigem Chakra umgeben war. „Das hat zu bedeuten, dass ihr Idioten genug Menschen geopfert habt, um eurem verrückten Jashin zu huldigen. Damit ist jetzt Schluss.“ Er warf einen Blich zu der Kunoichi. „Normalerweise wäre das wohl eine moralische Streitfrage, ob wir euch töten sollten, damit ihr niemanden mehr tötet. Aber in der neuen Welt kräht wohl auch kein Hahn mehr danach.“

Fukitas Welt schien zu zerbrechen, Splitter bohrten sich in seinen Verstand, schmerzten. „Das ist nicht wahr!“, kreischte er mit hoher Stimme, wandte sich an Itachi. „Ihr seid ein Abgesandter Jashins! Ihr müsst sie aufhalten!“ Aber der Hohepriester rührte keinen Finger, sah nur stumm der Szene zu. Schließlich stieß Fukita ein Knurren aus. „Ihr kriegt mich nicht! Jashin allein ist der Anwärter auf mein Leben!“ Er hob seine Reissichel, bereit, sie in seinen Brustkorb zu rammen – als schnell wie ein Blitz die Gras-Kunoichi heransauste und mit einem Klingenstab die Waffe aus seinen Händen schmetterte, die wild rotierend gegen die Höhlenwand prallte, dann drückte sie Fukita zu Boden, den Stab quer über seiner Brust.

Kaze war mit einem einzigen Sprung bei ihnen. „Sie uns lieber dankbar“, erklärte er. „Ninjas halten nichts von langsamen, qualvollen Ritualmorden. Zumindest die meisten.“

Fukita starrte mit angstgeweiteten Augen auf die Spitze des Kunais, der so nah über seiner Nasenwurzel schwebte, dass er ihn doppelt sah. Als das grüne Chakra aufflammte, war ein kurzer, reißender, wirbelnder Schmerz in seinem Schädel das letzte, was er spürte.
 

Nach und nach erteilten die geheimen Ninjakommandanten die erwarteten Meldungen. Die Jashinisten auf dem Gerüst waren alle erfolgreich eliminiert worden. Das Sensor-Team hatte ein paar Flüchtende aufgespürt und zur Strecke gebracht. Das Aufklärungsteam hatte wie erwartet die Boten, die heute von ihrer Reise nach Sunagakure zurückerwartet wurden, in einem nahen Waldstück gefunden und ausgeschaltet. Raubzüge waren für heute wegen des Rituals keine geplant gewesen. Kurzum: Die ganze Jashin-Sekte war restlos ausgelöscht worden.

„Ein gewagter Zug, Itachi. Sie waren alle total auf deiner Seite, was man von dem Haufen hier nicht behaupten kann“, bemerkte Kaze, als sie nach draußen gingen, wo die anderen Shinobi lachten und scherzten und über Jashin spotteten.

Itachis Finger wollten sich schon um das Holzgeländer schließen, aber angewidert vom vielen Blut zog er sie wieder zurück. Trotz allem hatte ihm diese Aktion kein Vergnügen bereitet, wirklich nicht. „Sie hätten mit dem Chakra nichts anfangen können“, erwiderte er. „Wir werden die Mine weiterbetreiben wie bisher.“

„Gut und schön, aber glaubst du, dass du weiterhin den Anführer spielen kannst?“

„Wer sagt, dass ich das will?“, fragte Itachi und Kaze sah verdutzt drein.
 

Es hatte leicht zu nieseln begonnen, kaum spürbar. Der Himmel war grau, die Wolken hingen tief. Sakura haderte mit sich selbst, ließ den Sprühregen Tröpfchen in ihr Haar zaubern. Der Tag neigte sich dem Ende zu, und er war ganz anders als die vorangegangenen gewesen. Nach dem, was sie sich heute Morgen geleistet hatte, wollte man sie nicht mehr in die Nähe der Kranken und Verwundeten lassen. Jeder, dem sie begegnete, behandelte sie mit einem gewissen Vorbehalt, doch man schien übereingekommen zu sein, dass ihre geistige Verfassung nunmal etwas labil war und sie die Trennung von ihrem Geliebten nur schwer verkraftete. Sie war den Jägern zugeteilt worden und hatte für den nächsten Raubzug mit ihnen trainiert. Ohne Chakra zu benutzen, einfach nur ihr Geschick mit Waffen und im Nahkampf. Kureiji hatte sie vergnügt herangewinkt und gesagt: „Dann zeig mal, ob du heute nur geblufft hast, oder ob du wirklich so gefährlich bist. Tut dir sicher gut, wenn du beim Training ordentlich Dampf ablässt.“

Was die Jäger von ihr hielten, interessierte sie nicht, obwohl sie sich einzureden versuchte, dass es wichtig war. Morgen würden sie miteinander auf eine dreitägige Erkundungsreise gehen.

Und genau deswegen musste sie jetzt noch zu ihm gehen. Sie atmete tief durch.

Zuerst dachte sie, die Wachen vor der Felsnische, in der Sasuke immer noch an der Eisenstange angekettet war, würden sie gar nicht erst zu ihm lassen. Als sie ihren misstrauischen Blicken begegnete, sagte sie tonlos: „Ich will ihn nicht befreien. Ich will nur mit ihm reden.“

Die Männer in Grau zögerten, sahen, was sie bei sich trug, und nickten schließlich. Sie waren in Hörweite, aber Sakura störte sich nicht daran, als sie zu Sasuke trat.

Seine Hände waren um die Basis des Pfahls gebunden worden und die Ketten hatte man verlängert, sodass er wenigstens einigermaßen bequem auf dem nackten Boden sitzen konnte. Sein Rücken war verkrustet mit Blut und Staub und er sah nicht so aus, als könnte er sich nachts zum Schlafen hinlegen. Er sah sie aus einem müden Auge an. Sein Haar fiel ihm dunkel und matt ins Gesicht.

„Hier“, sagte Sakura nach einigen peinlichen Sekunden des Schweigens. Sie stellte die Schale mit der klaren Suppe vor ihm ab, in der vollgesogene Brotstücke schwammen. Sie wusste, dass die Gefangenen kein Essen bekamen, zumindest noch nicht. Das Gremium würde es nicht erlauben, Verbrecher, die nicht einmal arbeiteten, durchzufüttern. Deswegen hatte es auch noch nie für längere Zeit Gefangene in Neuanfang gegeben. Sie würde ihm daher ihre Ration geben. Wenn sie ab morgen fort war, würde er hungern müssen.

Sasuke warf nicht einen einzigen Blick auf das Essen. „Was willst du?“, fragte er. Seine Ketten rasselten, als er sich bewegte, unterstrichen das raue Krächzen seiner Stimme. „Kommst du um mich zu verspotten? Gefällt dir, was du siehst? Bist du zufrieden damit, was du geschafft hast?“

Es tat ihr weh, das zu hören, mehr, als sie sich selbst eingestehen wollte, selbst wenn nicht stimmte, was er sagte. Ihr Herz fühlte sich an wie mit Nadeln gespickt. Und sie konnte sich nur des Schmerzes erwehren, indem sie die Nadeln eine nach der anderen herauszog, ganz gleich, wie sehr es dann bluten mochte. „Es tut mir so leid“, murmelte sie. „Aber es ist besser, als wenn du in den Kampf ziehst.“

Dafür hatte er nur ein humorloses Schnauben übrig und wandte den Blick ab. „Damals hast du versucht, mich mit einer Liebeserklärung zum Bleiben zu bewegen. Jetzt tust du es mit Ketten und Peitschen.“

„Es tut mir so leid“, flüsterte sie nur wieder.

„Wenn du mir sonst nichts zu sagen hast, dann geh wieder.“ Seine Stimme wurde lauter, ohne dass er sie indes ansah, sie hörte sich an wie eine Säge, die durch Holz fuhr. „Du hast es geschafft. Ich laufe nicht davon. Komm her, wann immer du willst, und erfreu dich an meinem Anblick.“

Jetzt wurde es Sakura doch zuviel – vor allem der Schmerz, den er ihr zufügen wollte. „Und was hätte es gebracht, wenn ich es dir von Anfang an erzählt hätte? Du wärst nur zu Itachi gerannt, du wärst gestorben! Und jetzt, wo du mir schon gesagt hast, dass du mich liebst – selbst jetzt ist dir die Rache immer noch wichtiger? Willst du so sehr Rache nehmen, dass du mich einfach zurücklässt? Dass du mich hier allein lässt, um gegen Itachi und seine Sekte zu kämpfen und zu sterben?“

„Dich allein lassen?“, fragte er und klang so überheblich, wie er früher gewesen war. „Damals in Konoha wolltest du noch um jeden Preis, dass ich dich mitnehme. Vielleicht hätte ich es diesmal ja getan.“

„Unsinn“, zischte sie. „Ja, ich wäre dir im Weg gewesen. Ich hätte nämlich mit aller Macht verhindert, dass du deine Rache antreten kannst.“ Sie ballte sie Faust, aber ihre Stimme wurde seltsamerweise trauriger. „Ich kann nicht glauben, dass dir diese Rache so viel wichtiger ist als ich. Du sagst, du hättest dich in mir getäuscht, aber in Wirklichkeit ist es genau umgekehrt. Du tötest lieber, du stirbst lieber, als dass du mit mir zusammen bist. Ich habe dir vor nicht allzu langer Zeit gesagt, dass Liebe der Stoff sein könnte, der die Leere stopft, wenn du deine Rache bekommen hast. Aber du zündest den Stoff an, um das Loch noch tiefer zu brennen! Was glaubst du, was dir dann noch bleibt, selbst wenn du Itachi tötest? Glaubst du nicht, dass du dann einsam bist?!“

Sie hatte zum Schluss so laut geschrien, dass sie erst wieder Atem schöpfen musste. Er hob den Kopf, aber sein Haar verdeckte immer noch seine Augen, schwer vom stärker gewordenen Regen. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem blitzenden, boshaften Grinsen in der herannahenden Dunkelheit. „Wo hab ich so etwas nur schon gehört? Ah, ich weiß schon. Hast du das von Kakashi? Jetzt, wo ich außer Gefecht bin, hast du sicher eine Menge Zeit für ihn. Bist du schon bei ihm eingezogen, damit du nicht allein bist, wenn dich nachts deine Albträume wieder heimsuchen?“

Sakura zuckte zusammen, als er dieses Thema laut aussprach, war mit zwei schnellen Schritten bei ihm und ehe sie wusste, was sie tat, hatte sie ihm eine schallende Ohrfeige verpasst. Schwer atmend versuchte sie ihre zittrige Wut niederzuringen, während sich seine Backe langsam rot färbte. Es gelang ihr nicht. „Was glaubst du eigentlich, wer du bist?“, zischte sie zornig. „Und was glaubst du, wer ich bin? Ich hab dich heute Morgen gerettet, ich hab verhindert, dass sie dir die Finger abschneiden, und jetzt darf ich mich von dir beleidigen lassen? Ich hab jedem in der Stadt gedroht, ich hab mein ganzes Leben für dich in die Waagschale geworfen, verdammt!“

Er sah sie aus einem einzelnen, dunklen Auge an. „Erwartest du jetzt von mir, dass ich mich bedanke?“, knurrte er leise.

Sakura wollte etwas erwidern, ihm etwas gegen seine Arroganz an den Kopf schleudern, als ein Schauer über ihren Rücken rieselte, eine Lawine aus Erinnerungen, ausgelöst von diesem einzelnen Satz. Erwartest du jetzt etwa Dank von mir? Genau das hatte sie Itachi gefragt, als er ihr den Grund seiner Tat genannt hatte. Unbewusst legte sie die Hand auf ihren Bauch. Kurz war sie versucht, es ihm zusagen, von ihrer Vermutung zu erzählen, schwanger zu sein, eine kleine, ihr bislang unbekannte innere Stimme flüsterte ihr ins Ohr, ihm zu erzählen, es wäre sein Kind, um ihn dadurch vielleicht zu beruhigen. Aber sie brachte es nicht über sich. Kakashi hatte recht, sie mochte sich irren. Und eine neue Lüge würde er nicht verkraften, genauso wenig wie sie.

Sie schlug sie Augen nieder. „Sasuke“, flüsterte sie leise. „Du … du Idiot.“ Sie musste einfach irgendetwas sagen. Die Gedanken, die ihren Kopf durchkreisten, ergaben keinen Sinn mehr. Sie drehte sich auf dem Absatz herum. Ehe sie losging, sagte sie noch leise über die Schulter zurück: „Ich habe dich wirklich geliebt. Das ist die Wahrheit.“
 

Es war vorbei. Für Sasuke war sie endgültig gestorben. Und es wäre wohl auch nie gut gegangen. Sie passten nicht zueinander. Und die Schuld lag nicht nur an ihr, das war ihr jetzt klar. Sein Rachewahn entriss ihn jedem, der ihm nahe sein wollte.

Sakura wusste nicht, wie lange sie einfach auf dem Platz in der Mitte der Stadt gestanden war und in den Himmel gestarrt hatte. Der Regen war stärker geworden, dicke Tropfen zerplatzten auf dem Boden, hüllten die trockene Erde in hellen Schein, wo sie zu winzigen, hellen Spritzern zerbarsten. Ihr Haar klebte ihr nass im Gesicht und im Nacken und sie fröstelte, dennoch rührte sie sich nicht.

Leiser als die fallenden Tropfen näherten sich ihr Schritte. Die ausgefransten Ränder eines alten, grauen Regenschirms schoben sich über sie, bis sie den Regen nicht mehr spürte. „Es ist nicht gut, wenn du zu lange im Regen stehst. Am Ende erkältest du dich“, hörte sie Kakashis Stimme.

„Wennschon“, murmelte Sakura, ohne ihn anzusehen.

„Na komm.“ Seine Hand legte sich auf ihre Schulter, er schob sie sanft vor sich her. Die ganze Zeit über starrte sie gedankenverloren auf ihre Füße, und als sie aufblickte, standen sie vor Kakashis Haus. Er öffnete ihr die Tür, spannte den Schirm ab und schüttelte ihn aus. Zögerlich setzte sie ihre Füße in die Hütte. Sasukes Worte kamen ihr wieder in den Sinn, und nun tatsächlich in Kakashis Haus zu sein, war Salz in einer Wunde. Außerdem schien sie nur an regnerischen Abenden herzukommen; wenn es ihr schlecht ging. War es so verwerflich, ein wenig Trost zu suchen?

„Kann ich dir irgendwas anbieten?“, fragte Kakashi. „Tee vielleicht?“

Sie schüttelte den Kopf. Die Jäger hatten neben ihrem Gefangenen und ein wenig Schmuck auch eine Schachtel voller Teebeutel mit heimgebracht, hatte sich Sakura sagen lassen. Als kleine Feierlichkeit für einen gelungenen Plünderungszug hatte das Gremium verfügt, dass die Beutel an die Bewohner verteilt werden sollten. Sakura hatte nichts bekommen, aber sie hatte sich nicht darüber gewundert. Trotzdem schüttelte sie den Kopf. Die Plünderungen waren so erfolgreich gewesen, weil Sasuke dabei gewesen war. Der Mann, der jetzt draußen angeprangert war, im strömenden Regen saß, mit diesen schrecklichen Wunden … Sie hätte ihn heilen sollen, fiel ihr ein. Warum hatte sie nicht früher daran gedacht? Nicht, dass er es zugelassen hätte …

„Hast du Hunger?“, fragte Kakashi. „Ich habe noch nicht gegessen.“

Die kalte Suppe stand auf dem Tisch, aber Sakura hatte keinen Appetit. „Nein, danke. Ich brauche vielleicht nur … ein wenig Gesellschaft.“

Kakashi sah sie nachdenklich an. „Okay“, sagte er.

Sakura sah ihm zu, wie er nun doch ein Feuer in der Kochstelle in der Ecke des Hauses entfachte, wo der der Rauch durch ein eher zufällig entstandenes Loch schräg oben in der Wand abziehen konnte, und auf dem wackeligen Drahtgestellt einen alten, verbeulten Kessel mit heißem Wasser aufstetzte. „Kakashi“, sagte sie nach einer Weile, als sie sich an den Tisch gesetzt hatte. „Kannst du mir ein paar Fragen beantworten?“

„Sicher.“

„Durch den Chakra-Sturm sind doch die meisten Menschen gestorben, oder?“

„Die meisten, ja.“ Kakashi zog sein Mundtuch herunter und blies gegen die Flammen, die auszugehen drohten.

„Es sind nur noch wenige Überlebende übrig, oder?“

„Ja.“

„Wenn das so ist“, murmelte Sakura bitter, „warum verletzen und töten sich die Überlebenden dann immer noch gegenseitig?“

Kakashi schwieg. Die Flammen knisterten so leise, dass der Regen, der auf das Dach trommelte, sie übertönte.

„Auf dem Weg hierher sind wir einem Ninja begegnet“, fuhr Sakura fort. Sie hatte die Hände im Schoß gefaltet und starrte auf die Tischplatte. „Es ging ihm nicht schlecht, er war nicht krank oder verletzt, und er hatte Chakra. Und wir waren auch mit dem zufrieden, was wir hatten. Trotzdem haben wir gegeneinander gekämpft. Trotzdem haben wir ihn getötet. Wenn es so ist, wie du sagst, und es kaum noch Menschen gibt, wieso können wir dann nicht aufhören, uns weiterhin zu bekämpfen? Wir rotten uns aus, und wir wissen es, und trotzdem tun wir es?“

Kakashi schwieg eine ganze Weile, wandte ihr den Rücken zu. „Es ist die Angst“, sagte er. „Jeder hier hat Angst vor der Zukunft. Jeder, der den Sturm überlebt hat, hat so gut wie alles in seinem Leben verloren, sein Zuhause, seinen Besitz, seine Freunde und Familie. All diese Verluste haben die Menschen wachsam gemacht. Sie wollen nicht auch noch das kleine Bisschen verlieren, was ihnen geblieben ist, und sobald ihnen etwas begegnet, das es ihnen auch nur wegnehmen könnte, schlagen sie mit aller Macht dagegen.“ Das Wasser kochte; Kakashi goss zwei Zinnbecher ein, in die er die Teebeutel gehängt hatte. „War es bei dir heute Morgen nicht genauso?“

Sakura schwieg, als er ihr ihren Becher reichte. Sie schloss die Hände darum, obwohl er heiß war. Kakashi setzte sich ihr gegenüber. Eine Weile spürte sie seinen sanften Blick auf sich, dann sagte er: „Sakura, ich weiß, dass du Kummer hast, und das kann ich verstehen. Aber ich kann nicht in dein Herz sehen. Wenn du mit irgendjemandem reden willst, kannst du immer zu mir kommen. Du kannst mir deinen ganzen Kummer anvertrauen, damit du ihn los wirst, ja?“

Sakura roch, wie der Tee langsam seinen Duft entfaltete. „Danke“, murmelte sie.

„Also, was bedrückt dich gerade am meisten? Sasuke?“, fragte er.

„Wenn ich ehrlich bin, ich selbst“, murmelte Sakura trocken. Ihre Handflächen brannten, weil sie den heißen Becher so fest umklammerte, aber körperlicher Schmerz konnte seelischen zumindest beiseitedrücken. „Alles, was ich tue, ist falsch. Sogar hier bei dir zu sein … es fühlt sich an, als würde ich Sasuke verraten.“

„Liebt Sasuke dich denn?“, fragte Kakashi. Sie horchte genau in seine Stimme hinein, aber sie fand keine Heimtücke darin. Es war eine ernste, ehrlich gemeinte Frage.

„Ich bin mir sicher, es hat eine kurze Zeit gegeben, wo er es getan hat“, sagte Sakura tonlos. Immer noch hob sie den Blick nicht vom Rand des Bechers, aus dem wohliger, feuchtwarmer Dampf in ihr Gesicht wallte. „Jetzt glaube ich, dass er mich hasst.“

„Wenn er dich nicht liebt, warum denkst du dann, du könntest ihn verraten?“, fragte Kakashi, wieder so sachlich wie zuvor.

„Ach, was weiß ich.“ Sakura stützte sich schwer mit den Ellbogen auf den Tisch, vergrub die Hände in ihrem Haar. „Egal, was ich tue, ich fühle mich hinterher schuldig.“

Kakashi seufzte. „Du hast eben einfach ein gutes Herz. Ein zu gutes, vielleicht. Denkst du, Sasuke würde seine Taten bereuen, obwohl er viel Schlimmeres getan hat als du? Oder Kureiji, dass er ihn geschlagen hat? Oder Hotaru, weil er es befohlen hat?“

„Hm.“ Vielleicht war sie wirklich zu gutmütig. Warum war sie nicht kalt und abweisend, ohne den Hauch eines Gewissens, nach allem, was ihr widerfahren war? Alles, was sie entwickelt hatte, waren Bitterkeit und Angst. „Vielleicht bin ich als Kunoichi ja eine Versagerin.“

„Wie kommst du jetzt darauf?“

„Ich hab es nie vergessen. Unser erstes gemeinsames Abenteuer im Reich der Wellen. Was du damals gesagt hast, ist mir lange nicht aus dem Kopf gegangen. Dass wir Ninjas nur Werkzeuge des Todes sind und deswegen keine Gefühle brauchen.“ Sakura kippte den Teebecher gerade so weit, dass er nicht überlief, erst in die eine, dann in die andere Richtung.

Wieder seufzte er. Sie sah auf und merkte, dass er wieder das Tuch abgenommen hatte, um am Tee zu nippen, der immer noch so heiß war, dass er ihn sofort wieder abstellte. Es war nach wie vor seltsam, ihn ohne den Mundschutz zu sehen. Fast so, als säße ihr eine andere Person gegenüber … jemand, der ihr unendlich vertrauter war. „Das hat mal gestimmt, ja“, sagte er und sie merkte, wie sorgsam er sich seine Worte zurechtgelegt hatte. „Aber sieh dir an, was von der Welt geblieben ist. So viele sind tot – welchen Zweck haben da noch Werzeuge des Todes? Und wenn wir keine Werkzeuge mehr sind, können wir auch Gefühle zulassen. Vielleicht müssen wir andersherum denken, vielleicht bist du ja die Fortschrittlichste von uns allen.“ Er lächelte, sie sah ihn wahrhaftig lächeln, nicht nur das kaum merkliche Kräuseln seines Mundtuchs, sondern ein richtiges, unverhülltes Lächeln. Winzige Grübchen bildeten sich dabei in seinen Wangen. Es sah so untypisch in seinem Gesicht aus, dass es fast komisch wirkte.

Aber er wollte sie nur trösten. Wollte, dass sie sich besser fühlte. Aber sie wollte sich nicht besser fühlen – zumindest sträubte sich etwas in ihr mit gespreizten Igelstacheln dagegen. „Ach ja?“, sagte sie trocken. „Wenn das so ist, hast du dir schon Gedanken um Gefühle gemacht?“

Er kratzte sich an der Wange, dort, wo normalerweise der Rand seines Tuchs war, und sah mit seinem freien Auge in eine obere Ecke des Raums. „Nun ja, ich habe sogar schon vor einiger Zeit damit angefangen.“

„Und was sind so deine Gefühle?“, hakte sie nach, wollte, dass er klein bei gab, zugab, dass er diese Worte nur vorschützte, um ihr Trost zu spenden. Und während sie sich fragte, welcher Wahnsinn sie eigentlich gerade gebissen hatte, fügte sie hinzu: „Was für Gefühle empfindest du zum Beispiel für mich?“

Er sah sie überrascht an, aber noch mehr überrascht, fast entsetzt, war sie selbst. Was war denn das gewesen? War das aus ihrem Mund gekommen? Eben noch hatte sie ihn verletzen wollen – nun hoffte sie tatsächlich auf Trost, der tiefer ging, als … Sie wich seinem Blick aus, biss sich auf die Lippe. Vergiss es, wollte sie sagen, aber sie brachte es nicht über sich. Sasukes Worte nagten an ihr. Aber sie wollte es wissen, schon so lange wollte sie es wissen …

„Hm, schwierig“, murmelte er, war nicht wirklich verlegen, sondern einfach nur … Kakashi. Ausweichend, lässig. „Du hast mir im Grunde das Leben gerettet, dafür bin ich dir natürlich sehr dankbar.“

„Das ist keine Antwort“, bemerkte sie, obwohl sie befürchtete, dass sie bald Kopfschmerzen bekommen müsste, wenn sie weiter in ihn drang, aber diese laute, impulsive innere Stimme feuerte sie trommelfellzerfetzend an, weiterzumachen. Wenigstens ließ Kakashi die Ereignisse vor dem Sturm außen vor. Es stünde ihr als Schülerin nicht zu, ihren Sensei das zu fragen, und ihm auch wohl kaum zu antworten. Aber diese Welt war Vergessenheit, war Asche, wurde vom Wind verweht, je mehr Zeit verging.

Kakashi kratzte sich am Kopf. „Du drängst mich ganz schön in die Enge“, stellte er fest, klang aber immer noch nicht verlegen oder so. „Vielleicht ist es gar nicht so gut, wenn ich es dir sage.“

„Jetzt will ich es erst recht wissen“, beharrte sie.

Wieder seufzte er und sah sie endlich an, immer noch mit seinem typischen, gelangweilt wirkenden Gesichtsausdruck, aus seinem einen Auge. „Tja, ich fürchte nur, du wirst denken, ich hätte dich aus purem Eigennutz vor Sasuke gewarnt, wenn ich dir sage, dass ich dich eigentlich liebe.“

Sakura starrte ihn mit offenem Mund an. Es war die Art, wie er es gesagt hatte, die sie so sehr verblüffte. Er hatte tatsächlich eine Liebeserklärung in einen unbekümmerten Nebensatz verpackt. Seine Pupille sauste nach oben und auch Sakura wich seinem Blick aus, spürte, wie sie rot wurde. Sie sah dem Tee beim Dampfen zu und sagte leise: „Ich … Es gab eine Zeit, da hätte ich mich über solche Worte von dir gefreut, und das ist noch gar nicht so lange her. Nein – das stimmt auch nicht. Ich wäre … gern mit dir zusammen, zumindest weiß ich, dass ich es sein sollte. Aber ich kann nicht.“ Ihr Blick glitt zum Fenster hin, nach draußen, wo der Regen langsam nachließ. „Es tut mir leid, Kakashi.“

Nur das leiser werdende Prasseln folgte ihren Worten. Schließlich regte sich Kakashi. „Kein Problem. Mir reicht es, wenn ich dir helfen kann, ein bisschen glücklicher zu sein. Und sei es, wenn ich dich nach Liebeskummer trösten muss“, witzelte er.

Sakura schluckte. Er war so grundehrlich … Auch er passte nicht ins Bild dieser neuen Welt, die grausamer war als die alte. Sie hatte ihn mit ihren Sorgen belästigt, die mit Sasuke und Itachi zu tun hatten … Und er hatte ihr sogar gerne zugehört.

„Tut mir leid“, sagte er nach einer kurzen Weile. „Das hätte ich nicht sagen sollen.“

Sie schüttelte den Kopf. „Ist schon gut.“ Sie sah einem Regentropfen zu, der an der Innenseite des glaslosen Fenters zu Boden tropfte.
 

Die Nacht war seltsam. Sakura wusste hinterher selbst nicht genau, wie die Szene zustandekam. Kakashi borgte ihr wieder seine Reservekleider, damit sie trocken schlafen konnte. Sie wickelte sich in die Decke auf seinem Bett ein, wollte aber nicht, dass er wieder auf dem Boden schlafen musste. So rutschte sie bis zur Kante, damit auch er Platz hatte; Kakashi schlief in Unterwäsche. Sie wandte ihm im Schlaf den Rücken zu, fühlte seine Wärme, doch trotz des Platzmangels berührte er sie nicht. Sie schliefen, nicht miteinander, sondern beieinander. Seine regelmäßigen Atemzüge beruhigten sie und sie fühlte sich so geborgen wie bei sonst keinem.

Bevor sie einschlief, ging ihr die Frage durch den Kopf, was wohl aus ihnen geworden wäre, hätten die Jashinisten sie nicht verschleppt. Wie hätte sich das zwischen ihnen entwickelt? Denn dass sich etwas entwickelt hätte, dessen war sie sich mittlerweile sicher. Sie wusste nicht, ob das nicht eine weitere Gelegenheit auf ein wenig Glück in dieser kalten Welt gewesen war, die Jashin ihr genommen hatte.

Als sie aus einem tiefen, ruhigen Schlaf aufschreckte, wusste sie instinktiv, dass noch Nacht war – oder eher, dass noch Nacht sein sollte. Als sie jedoch aus dem Fenster blickte, schien Abend zu sein … nein … das Licht war zu grell, von einem tiefen Orangerot zwar, aber dennoch unnatürlich … Beunruhigt stieg sie aus dem Bett, trat ans Fenster. Sie wusste irgendwie, dass da draußen etwas vor sich ging, irgendetwas, das nicht so war, wie es sein sollte, etwas Schreckliches, Unnatürliches, etwas, das nicht in diese Welt gehörte und dennoch näher und näher an sie herankroch …

Der Himmel glühte in einem eigenen Licht. Die Sonne war nicht zu sehen, was verständlich war, da die Nacht das Land noch umklammert hielt. Mond und Sterne waren aber ebenso nicht zu finden, doch die Regenwolken hatten sich zum Großteil verzogen und gaben den Blick auf einen anderen, hellen Nebel frei, der über der Welt lag und sie in blutiges Licht tauchte. Die verbliebenen Wolken wurden von oben beleuchtet, schimmerten grauviolett. Nebel, der leuchtete? Ein eisiger Schauer kroch ihr über den Rücken. Für einen Moment war sie sogar fest davon überzeugt, dass die Jashinisten Recht hatten und Jashin die Welt mit seiner Anwesenheit beschmutzen würde.

Kakashi trat schweigend hinter sie. Es war so still draußen … sie hatte das Gefühl, dass es eigentlich laut sein müsste, dass dieser Anblick Lärm machen müsste; es war einfach nur unheimlich, dieses stille und unnatürliche Spektakel dort oben … Andere Einwohner von Neuanfang traten aus den Häusern, sahen mit besorgten Mienen zum Himmel empor.

Und dann brach es los.

War der Chakraausbruch damals ein Sturm gewesen, war das hier das genaue Gegenteil … und doch so ähnlich. Durch das Fenster und die Ritzen der Hütte spürte Sakura saugenden Wind, und dann riss in einem Wirbel der rötliche Dampf entzwei, und es sah aus, als würden die Himmel sich teilen. Sakura hörte Kakashi scharf nach Luft schnappen, als der rote Nebel einstürzte, sich zu einer Unzahl von wirbelnden Säulen vereinte, wie feurige Windhosen. Wie zornig zuckende Finger stießen sie aus dem Himmel herab, saugten Wolken ein und schlugen fauchend auf der Erde ein. Der Boden vibrierte, als Stacheln, die nur aus dunkelroter Luft zu bestehen schienen, die Stadt mit einem Schwall von Hitze überschütteten.

Sakura sah mit schreckensweiten Augen zu, wie eine der wirbelnden Säulen einen Stadtbewohner erwischte. Er wurde nicht etwa fortgeweht. Im Bruchteil einer Sekunde vertrocknete seine Haut, blähte sich auf, und der Mann wurde von einer unsichtbaren Kraft in Stücke gerissen, keines größer als ein Staubkorn, einfach pulverisiert wurde er. Auch die Felsen und Bauten, über die die Himmelszungen leckten, lösten sich auf. Glitzernder Staub wehte in alle Richtungen, der rote Dampf prallte vom Boden ab und stieg wieder schräg empor, wie ein Spiegel Lichtstrahlen reflektiert.

Sakura und Kakashi duckten sich blitzschnell, als in einem Meter Höhe eine rot glühende Klinge aus Luft, blattdünn, durch ihr Haus schnitt. Unter lautem Getöse wurde das Dach über ihren Köpfen weggerissen, rotes Pulver regnete herab, brannte auf ihrer Haut. Über ihnen war nichts als glühende Dampfwirbel, wütend und zerstörerisch, und über die Fensterkante hinweg konnte Sakura sehen, dass sich der Nebel überall in der Stadt wie ätzende Säure durch die Gebäude fraß. Geschrei ertönte von draußen, als die Menschen von umhersausenden Trümmern erschlagen wurden, Sakura sah, wie ein glatt gekappter Dachbalken, fortgerissen durch das Vakuum, das den Nebelklingen folgte, in den Brustkorb eines Gremiummitglieds sauste und es aufspießte, und selbst das Blut wurde in winzige Tröpften geteilt und mitgeweht.

Was ist das?“, kreischte Sakura, während sie versuchte, ihren Kopf mit den Händen zu schützen.

Kakashi kauerte neben ihr, den Blick starr auf die Luftwirbel gerichtet, die so substanzlos zu sein schienen und dennoch Materie besaßen, als enthielten sie die Essenz des Todes selbst, das Gegenstück zu allem Leben. „Was nach oben steigt, kommt irgendwann wieder herunter“, murmelte er. Sakura glaubte, dass er das eher zu sich selbst sagte, aber sie ahnte, dass er näher an der Wahrheit dran war, als er sich vielleicht bewusst war.

Wenige hundert Meter stiegen die roten Nebelschwaden noch in die Luft, ehe das Tosen und Brüllen nachließ. Stattdessen verschleierte sich der Blick auf den Himmel nun vollständig.

Als Sakura den ersten Tropfen spürte, dachte sie, es würde wieder zu regnen beginnen, durch den Nebelschleier hindurch, doch als sich das vermeintliche Wasser an ihrer Schulter durch das Hemd saugte, brannte es wie Feuer und ließ sie erschrocken zusammenzucken. Sie riss den Kopf hoch. Mehr Tropfen folgten dem ersten, schienen direkt aus dem Nebel auf sie herabzuregnen. Zuerst dachte sie, die Regentropfen wären schwarz, aber je mehr es wurden und je mehr gegen die Möbel und die Wände ihres nunmehr dachlosen Hauses klatschten, desto sicherer wurde sie, dass sie blutrot waren.

Kakashi stöhnte auf, als der Regen seinen Oberkörper traktierte, Sakura meinte sogar es heiß zischen zu hören. Sie warf sich auf ihn, versuchte ihn mit ihrem Körper zu beschützen, immerhin trug sie seine Kleidung. Doch selbst diese wurde nass und schwer und rot und so heiß, dass ihre Haut juckte und prickelte. Kakashi schob sie mit den Händen weg. „Sakura … der Regenschirm!“ Durch das Prasseln war er kaum zu verstehen.

Ihr Kopf ruckte zur Seite. Wo hatte er ihn am Abend hingelegt? Sie fand das graue, schäbige Ding neben dem Eingang liegen und stürzte darauf zu. Tropfen wie flüssiges Feuer klatschten in ihr Gesicht und ließen sie aufschreien. Sie versuchte ihre Augen zu schützen, doch ihre eilig hochgerissene Hand kam zu spät. Als würden ihre Augäpfel zu geschmolzenem Wachs werden, strahlte bestialischer Schmerz durch ihren Schädel, ließ sie taumeln und stürzen. Sie hörte dumpf, wie Kakashi ihren Namen schrie. Sakura presste den Handballen auf das linke Auge, robbte sich auf allen vieren weiter, zu dem Schirm hin, der so unendlich weit entfernt lag … Schwer zog sie sich durch rote Pfützen, die sich in Windeseile auf dem unebenen Boden der Hütte bildeten, jede einzelne eine Qual wie glühende Kohlen, aber die Kopfschmerzen waren so stark, dass sie sich nicht dazu imstande fühlte, einfach aufzustehen. Ihre Kopfhaut prickelte unter ihren nassen Haaren und es hätte sie nicht gewundert, wenn sie gleich büschelweise ausfallen würden. Sie fühlte, wie etwas Heißes zwischen ihre Finger sickerte, die ihr Auge schützten. Blutete es? Oder war es nur der Regen, der ihre Wange hinablief? Regnete es tatsächlich Blut? Was zum Teufel war das?

Ihre andere Hand fand den Griff des Schirms. Sie riss ihn empor, versprühte rote Tropfen in alle Richtungen und mühte sich ab, ihn aufzuspannen. Als das höllische Stakkato der Tropfen aufhörte und gegen das dünne Plastik trommelte, sah sie sich nach Kakashi um. Er taumelte eben auf sie zu. Sakura zwang sich, aufzustehen. Es klappte sogar, auch wenn es sich anfühlte, als würde das Gewicht der Tropfen, die über den Schirm liefen, sie zu Boden drücken. Kakashi duckte sich unter den Regenschirm und langte ebenfalls nach dem Griff. Sie hörte seinen schnellen Atem. Er sah furchtbar aus; sein Oberkörper war fast ganz in Rot getaucht, erinnerte sie so sehr an Sasukes blutquellende Striemen, dass sie schauderte. Sein Haar hing ihm nass und blutrot in den Nacken und er strich es sich auch immer wieder fahrig aus dem Gesicht. Grässliche Flecken zierten seine Boxershorts.

Ihre vollgesogenen Klamotten brannten auf ihrer Haut, und das Brennen wurde immer schlimmer, ließ sie die Arme schütteln, als könnte sie somit die Armee lästiger, knabbernder Hitzekäfer loswerden. Durch ihre zusammengebissenen, knirschenden Zähne drang ein tiefes, grollendes Stöhnen. Schließlich hielt sie es nicht mehr aus; indem sie es Kakashi überließ, den Schirm zu halten, riss sie sich mit fahrigen Bewegungen sein Hemd vom Leib, schmiss alles fort, was der Blutregen getränkt hatte, behielt nur ihren Slip an, und rubbelte mit den Händen über ihre Haut, versuchte die heiße rote Flüssigkeit davon zu entfernen. Kakashi sah taktvoll weg. Auch seine Schulter- und Brustmuskeln zuckten, als sie Hitze sich durch sie bohrte, und er krümmte sich leicht. Sakura erwatete, Brandblasen zu sehen, aber da war nur das rote, grausige Mosaik zerfließender blutiger Fäden.

Atemlos warteten sie, bis der rote Regen nachließ. Immer wieder gellten Schreie, wo andere Stadtbewohner keinen Unterstand fanden. Da habt ihr es, dachte Sakura grimmig. Glaubt ihr nun, es ist Sasukes Blut, das ihr vergossen habt? Unansehnliche rote Bäche rannen über die Wände und die Möbel ihrer zerstörten Hütte, Pfützen mehrten sich. Die Welt war in Rot getaucht, vom Himmel angefangen über die trockenen Straßen draußen, die die Flüssigkeit nicht aufsaugen konnten. Etwas kitzelte in Sakuras Mundwinkel und gedankenlos leckte sie es weg. Der Spritzer brannte auf der Zunge, aber er schmeckte nicht wie Blut. Er schmeckte nach überhaupt nichts, war einfach nur heiß … oder scharf? Sie spuckte aus, bis sie das prickelnde Gefühl wieder loswurde. Gerade, als es ihr gelang, tropfte etwas auf ihre nackten Schultern. Sie sah nach oben, dachte, Kakashi würde den Schirm schief halten, und erstarrte mit offenem Mund.

Die rote Flüssigkeit sickerte durch den Regenschirm. Sie sammelte sich unterhalb der Kunststoffmembran wie Kondenswasser und tropfte auf sie herunter. Kakashi bemerkte es ebenfalls. Der Regen wurde so dicht, dass man keine zwei Schritte mehr sehen konnte, weiter vorne verschlang eine aus roten Fäden gestrickte Wand die Sicht. Das Prasseln hatte sich zu einem Rauschen gesteigert, und der Schirm ließ so viel von der Substanz durch, als wäre er ein Sieb. „Was ist das?“, rief Sakura, als ein besonders großer Tropfen ihren Nacken traf und ungehindert eine brennende Schmerzspur über ihren Rücken zog.

Kakashi versuchte sich mit der freien Hand zusätzlich zu schützen, doch wann immer ein Tropfen seine Haut berührte, zuckte er zusammen. Sakuras Muskeln begannen zu zucken und sie konnte laute Schreie nicht mehr zurückhalten. So musste man sich fühlen, wenn man in Flammen stand … war das Ende der Menschheit nun endgültig gekommen? Ihre Knie brannten, ihre Beine, ihre Arme, ihr Oberkörper, ihr Nacken, ihre Kopfhaut, ihre Nase, alles, ihre Zehen, die in Pfützen standen, schienen geschmolzen zu sein, zerflossen; sie spürte sie nicht mehr, nur noch schmerzvolle Klumpen an ihren Füßen …

Mit einem heiseren Aufkeuchen brach sie in die Knie, sackte zur Seite, platschte in die Pfütze, entflammte weitere Regionen ihres Körpers, obwohl sie geglaubt hatte, sie würde bereits am ganzen Leib brennen. Hilflos wälzte sie sich umher, wurde schmierig von der roten Masse, doch das unsichtbare Feuer drang weiter durch ihre Haut, tauchte ihr Fleisch und ihre Knochen in puren Schmerz. Der Schirm war plötzlich weg, wie glühende Nadeln war der rasende Sturzbach aus rotem Regen, der über sie hereinbrach. Irgendwo neben sich hörte sie Kakashi stöhnen, auch er rollte sich am Boden hin und her, wollte Flammen ersticken, die nicht da waren. Sakuras Finger fanden seine Hand, klammerten sich so fest um sie, wie es ging.

Und dann platzte etwas in Sakura auf, eine Membran, die unter den trommelnden Tropfen riss, und sie fühlte sich plötzlich von kühler, kraftvoller Energie durchströmt. Sakura riss die Augen auf. Sofort brannte der Regen seinen Weg in ihre Augäpfel, doch sie spürte es kaum mehr. Nach und nach kroch Chakra in ihre Adern, wie sie es seit dem großen Sturm nicht mehr gekannt hatte. Ihre Poren, eben noch mit der blutähnlichen Substanz verklebt, wurden Saatpunkte für eine irre, erfüllende Kraft, die den Schmerz sofort vernichtete. Es war, als hätte ein Medic-nin eine Wunde von ihr geöffnet und das Gift herausgesaugt. Es war plötzlich alles viel leichter als vorher.

Sie spürte Kakashi an ihrer Hand ziehen und stand auf. Sie war überrascht, wie leicht es ihr fiel. Nach wie vor verwandelte der Regen sie beide und die ganze Umgebung in das Abbild puren Horrors, doch dem Albtraum entsprang eine vage Hoffnung auf ein tröstliches Erwachen.

Kakashi hatte die Hand ausgestreckt und ließ die Tropfen in die Handfläche fallen. „Kein Regen“, murmelte er. „Das ist …“

„Was nach oben steigt, kommt irgendwann wieder herunter“, murmelte Sakura.

Sie wusste nicht, was genau um sie herum passierte. Sie konnte nur Vermutung anstellen, und wahrscheinlich könnte dieses Ereignis nicht einmal begreifen, wenn sie es genauer untersuchen könnte. Aber ihre Chakravorräte waren mit einem Mal wieder zum Bersten gefüllt, als wäre der Regen tatsächlich unter ihre Haut gedrungen und hätte ihr Chakrasystem gespeist …

„Das muss die letzte Nachwirkung des Chakrasturms sein“, sprach Kakashi ihre Vermutung aus. „Das ganze Chakra, das der Welt entrissen wurde, hat sich hoch in der Luft gesammelt wie Wasserdampf. Und wie Regen kehrt es jetzt zurück.“

Sakura schüttelte fassungslos den Kopf. Es kam ihr plötzlich wie ein Wunder vor. „Aber … ist Chakra nicht blau?“

„So war es bis jetzt“, murmelte Kakashi. „Vielleicht hat der Sturm nicht nur die Farbe von Feuer und Stein geändert. Vielleicht sind diese Regentropfen dasselbe Material wie die Kristalle, die Itachis Leute abbauen, nur in flüssiger Form, und vielleicht ist auch wirklich Regen dabei und der ist rot gefärbt. Ich weiß es nicht.“

Gerade, als er das sagte, merkte Sakura, wie der Regen wieder nachließ. Bedeutete das, das Chakra war weltweit zurückgekehrt? Die Tropfen waren durch den Regenschirm gedrungen, vielleicht konnten sie sogar durch intakte Dächer sickern? Als würde das Chakra um jeden Preis zu seinen Eigentümern zurückwollen …

Es wurde dunkler, als der Regen aufhörte. Das unheimliche rote Glühen verschwand, der Nachthimmel wurde langsam sichtbar. Sakura atmete tief durch, streckte entspannt die Arme aus – und plötzlich durchzuckte sie ein Gedanke, der sie zutiefst erschrak. Wie hatte sie ihn nur vergessen können?

„Kakashi, das heißt doch, dass …“ Ein helles Leuchten unterbrach sie, ein Blitz, der bis weit in den Himmel reichte, verästelt und blau und gleißend, und er kam aus der Richtung, wo Sasuke angekettet war – oder bis vor kurzem noch angekettet gewesen war.

„Sasuke!“, schrie Sakura und stürmte los.

„Sakura, warte!“ Kakashi folgte ihr. Ihre Füße ließen die Pfützen spritzen. Sakura sprang kraftvoll vom Boden weg, und als sie landete, regenerierte die rote Flüssigkeit sofort das Chakra, das sie dadurch verbraucht hatte.

Sie kam zu spät. Sasukes Marterpfahl war verlassen. Zwei Leichen lagen davor, die seiner Bewacher, und ihr Blut vermischte sich mit den roten Chakrapfützen. Sakura meinte, einen Schatten in der Dunkelheit davonhuschen zu sehen, aber nicht einmal dessen war sie sich sicher. Obwohl sie regelrecht vor Kraft strotzte, knickten ihre Beine ein und sie sank in sich zusammen. „Sasuke“, murmelte sie, während der Regen endgültig aufhörte. Rote Tropfen fielen aus ihrem Haar.

Er hatte sich befreien können. Und sie wusste genau, wo er nun hinwollte.

Kakashi erreichte sie und legte ihr sein Hemd über die Schultern. Sie hatte ganz vergessen, dass sie fast nackt war. Dankbar zog sie es wieder an. Das feurige Gefühl von vorhin blieb aus. „Er ist fort“, murmelte sie.

Kakashi antwortete nicht, aber er seufzte, während im Osten ein schmaler Streifen Tageslicht die blutige Landschaft erhellte und die anderen Bewohner der Stadt aus den Überresten ihrer Häuser traten. Sakuras Blick glitt zu dem Schild, das neben dem Marterpfahl lag. Es war das Schild, das über dem Eingang zur Stadt gehangen hatte. Sakura fragte sich, wie es hierhergekommen war, wahrscheinlich hatte das Vakuum es hergeweht. Arata na Hajimari, stand darauf. Und es war mittendurch gebrochen und fast unleserlich geworden.

Es erinnerte sie an Sasukes Ninjastirnband, als der Kratzer darauf das Zeichen von Konoha duchkreuzt hatte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, das war dieses Kapitel ...^^ Ihr seht, ich veranstalte gern unerwartete Sachen ;) Zumindest gehe ich davon aus, dass es unerwartet war, hoffe aber auch, dass ich trotzem einen ausreichenden Zusammenhang zwischen Blutregen und Chakrasturm hergestellt habe XD
Ob Itachi die Sekte wirklich auslöschen lässt, mag eine Streitfrage sein, ich hab mich dafür entschieden, dass er es tut. Immerhin führen die ja so einige verwerfliche Sachen auf und Ninjas sind grundsätzlich ziemlich martialisch veranlagt^^ Aber ich bin auf eure Meinung gespannt :) An dieser Stelle nochmal ein kollektives Danke für die ganzen Kommis beim letzten Kapitel :D Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (20)
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Von:  nyappy_Aki
2013-11-18T17:28:56+00:00 18.11.2013 18:28
Bis hierher bin ich gekommen und hinterlasse mal wieder einige meiner Eindrücke, bevor ich sie wieder vergesse. ^^

Also zunächst einmal finde ich nach wie vor, dass deine Geschichte interessant ist.
Die Tatsache, dass sie sich tatsächlich bis zu diesem Kapitel ohne natürliches Chakra durchgeschlagen haben, finde ich äußerst interessant, denn so gewinnt man einen Einblick in ein Leben im Narutoverse, wie es ganz anders sein könnte.
Außerdem weißt du beim Leser kontinuierlich Spannung zu erzeugen, ein sehr wichtiger Punkt.

Ich muss sagen, „Neuanfang“ gefällt mir gar nicht so sehr.
Sicherlich, einiges kann ich durchaus verstehen, zum Beispiel, dass man sich den Besitz teilt, aber es ist so vieles anders.
Persönliche Gegenstände darf man nicht behalten, die ganze Atmosphäre zwischen den Bewohnern ist kalt.
Hat es je einen Abend gegeben, wo sich die Leute zusammengesetzt und über ihr Leben erzählt haben?
Kleinigkeiten, die die Welt nicht ganz so dunkel erscheinen lassen?
Es ist verständlich, wenn die Leute nicht so schnell über das Geschehene hinweg kommen, aber zusammen zu leben, ohne sich in der Gesellschaft wohl zu fühlen?
Das ist auf Dauer einfach ermüdend.
In dem Kapitel, wo Sasuke schließlich gefoltert wurde (;-;), haben mich die Bewohner sogar sehr stark an den Hyuuga-Clan und dessen strikte Disziplin erinnert.
Ich wäre nicht weniger ausgetickt als Sakura in dem Moment – btw, das war eine der coolsten Szenen überhaupt, wo sie sich endlich mal gegen die anderen durchgeschlagen hat. ;D

Gut fand ich auch, dass die Jashin-Sekte endlich ausgelöscht wurde.
Ich würde ja gerne sagen, jeder Mensch verdient es zu leben usw., aber Typen wie diese kann man einfach nicht davonkommen lassen, da sie einfach nur gestört sind und eine große Gefahr für jeden darstellen.
Den Kommentar des Ninja über Itachi, dass er ja Erfahrung damit habe, Clans auszulöschen, war echt treffend (wenn auch etwas mies). ;D
Ich bin mal gespannt, wer wen zuerst finden wird: Itachi Sasuke oder Sasuke Itachi.

Leider muss ich an dieser Stelle auch zugeben, dass es mir, seit Sasuke und Sakura in „Neuanfang“ angekommen sind, zunehmend schwerer fiel, die Charaktere nachzuvollziehen.
Eine Ausnahme stellt vielleicht Sasuke dar.
Ich denke, es überrascht niemanden, dass er nach wie vor seine Rache über alles und jeden stellt, zumal er ja, wie er selbst sagt, nun einen Grund mehr hat, Itachi umbringen zu wollen.
Und er fühlt sich nach wie vor von Sakura verraten.
Er ist ja nicht blöd, er weiß, dass sie Recht hat, dass er nichts hätte tun können, hätte sie es ihm von Anfang an gesagt.
Er hätte sich vermutlich einfach nur gewünscht, dass sie es getan hätte.
Und wie wir Sasuke kennen, versetzt er sich ungern in andere Leute hinein, wenn ihn das von seinen Zielen abbringt.

Meine Kritik liegt größtenteils auf Sakura, Kakashi und ein wenig auf Itachi.
Mir erschienen Sakuras Gedankengänge und Gefühle in einigen Szenen etwas seltsam, auch wenn ich durchaus verstehen kann, dass sie verwirrt ist und dergleichen.
Zum Beispiel, dass sie sich nicht sicher ist, ob sie Sasuke nur aus purem Eigennutz um sich haben wollte.
Ich glaube nicht dass jemand, der schon seit Jahren verrückt nach jemandem ist und sein Leben für ihn gibt, plötzlich nur seiner selbst wegen so handelt.
Wie gesagt, ich verstehe ihre Verwirrung, aber es fällt mir schwer, so etwas nachzuvollziehen, da Sakura Sasuke für mich immer, in jeder Sekunde, geliebt hat und lieben wird.
Und plötzlich stellt sie sich dann doch wieder auf seine Seite, nimmt in Kauf verstoßen zu werden usw. (wobei es ja nicht nur Sasuke wegen war).
Manchmal kommt mir das wie ein Zickzack vor, mal ist sie Pro-Sasuke-Liebe, mal Contra-Sasuke-Liebe. xD
Aber vielleicht halte ich auch nur zu sehr am Manga fest, ich weiß es nicht.
In diesem Kapitel hat sie bspw. keinen Gedanken an Sasuke vergeudet, als dieser blutige Chakraregen auf sie niederprasselte.
Ich meine, das wäre das erste, was mir in den Sinn geschossen käme oder zumindest dann, wenn ich kurz unter dem Regenschirm aufatmen könnte.
Ob sie jetzt nun etwas dagegen hätte tun können, sei mal dahin gestellt – Fakt ist, sie hat nicht eine Sekunde an sein Wohlergehen gedacht.

Auf der anderen Seite haben wir Kakashi, der sie zu lieben scheint.
Es gab ja immer mal wieder Andeutungen, aber es fällt mir schwer das nachzuempfinden, da es so schnell geht.
Das Problem bei Kakashi ist wohl, dass du auf seine Gefühle, sein Entwicklung wenig eingehst.
Er war jahrelang mit Sakura in einem Team und nur, weil sie ihn einigermaßen gesund gepflegt hat, verliebt er sich in sie?
Genauso ist es mit Itachi (auch wenn es direkt noch nicht genannt wurde):
Er kennt Sakura so gut wie gar nicht und nur, weil er ein Mal mit ihr geschlafen hat, hat er sich in sie verknallt?
Vor allem ein so mächtiges Gefühl wie Liebe braucht Zeit oder einfach nur genaue Beschreibungen der Entwicklung der Gefühle, damit man es als Leser nachempfinden kann.
Es ist schwierig, da du den Fokus eher auf Sakura gesetzt hast. ^^°

Au je, jetzt hab ich meine Kritik länger gefasst, als ich eigentlich wollte. ö.ö
Es ist nicht als Angriff gemeint, aber ich glaube auch nicht, dass du das so auffassen wirst. ;)
Vielleicht verstehst du ja, worauf ich hinaus will?

Bei deinem Schreibstil hingegen glänzt du durch und durch.
Deine Wortvielfalt und wie du mit ihnen spielst ist einfach Wahnsinn.
Die vielen Metaphern schmücken die Geschichte mit viel Bildmaterial und lassen sie lebendiger wirken.
Sehr schön. :)

Man sieht sich im letzten Kapitel wieder, bis dahin!

LG, Aki
Antwort von:  nyappy_Aki
18.11.2013 18:37
Oh, da fällt mir ein:
Ich hab heute ja in der Uni bei einer total einschläfernden Vorlesung weitergelesen.
Da war die Szene, als Sasuke gefoltert wurde ... und als man beschloss, ihm die Finger abzutrennen.
Ich saß mit weit geöffnetem Mund da, dann war Pause.
Und meine Kommilitonninen sahen mich an, wie panisch ich war, total aufgeregt und kurz vorm Schreien (à la "Tut es bloß nicht!!! Q.Q")...
Das habe ich allein dir zu verdanken!! ;D
Antwort von:  UrrSharrador
21.11.2013 14:09
Danke für deine beiden Kommis - ich hab doch tatsächlich noch nicht geantwortet O.o Sorry^^
Ja, Neuanfang ist wirklich alles andere als erstrebenswert. Ich wollte es eher kommunistisch anhauchen, aber von den Regeln her passt der Hyuuga-Clan auch als gutes Beispiel ;)
Zu den Charakteren, ich verstehe, was du meinst. Ich bin aber nicht davon ausgegangen, dass Sakura ihn für jede Minute geliebt hat^^ Das war bei mir eher so der Gedankengang: Sie war früher in ihn verliebt bzw hat für ihn geschwärmt, dann, in den drei Jahren, ist das abgeflaut, und nun, das sie ihn wiederseht, hat das die Gefühle doch wieder angefacht, aber sie ist sich bei ihnen nicht ganz sicher. Wobei sie eigentlich wirklich ruhig ein paar Gedanken an Sasuke hätte verschwenden können, da hast du recht^^
Kakashi hat (in Armageddon-Verse^^) wohl schon früher Gefühle für sie gehegt, aber damals war er ja noch ihr Lehrer, also durfte es es nicht zeigen. Ich weiß, ich bringe seine Persönlichkeit eher flach rüber, aber da er allgemein nicht so der tiefgründige Typ ist, wollte ich iwie nicht zu viel in ihn hineininterpretieren.
Itachis Gründe werden noch erläutert ;)
Haha, freut mich, wenn ich dir die langweilige Vorlesung verkürzen konnte XD
lg :)
Von:  BABAB
2013-05-11T20:45:36+00:00 11.05.2013 22:45
Das beste Kap überhaupt ^-^
Die Szene zwischen Sasuke und Sakura gefiel mir sehr~
Ebenso wie die von Kakashi und ihr :)
Freue mich, wenn Sakura endlich wieder auf Itachi trifft >.<
Lg
Von:  L-San
2013-05-11T17:30:31+00:00 11.05.2013 19:30
Yo. ;D

Die Sache mit dem Regen war wirklich überraschend und ich hab mich schon die ganze Zeit gefragt, wie Sasuke raus kommen könnte.
Tja, jetzt wissen wir's.
Du bist sehr kreativ und planst anscheinend deine Story sehr durchdacht.
Schön. ;D
Aber versuch mal das Wort "rot" zu variieren. Füge Nomen oder Adjektive hinzu wie Rubinrot etc.
Sonst klingt es auf Dauer etwas monoton immer nur rot zu lesen.
Ansonsten war das Kapitel wie immer gut.
;D

L-San
Von:  bombenmeister
2013-05-05T11:30:01+00:00 05.05.2013 13:30
Jawoll! Endlich haben die Jashinisten gekriegt, was sie verdienen. Ich kann verstehen, dass Itachi sich diesen grausigen Zeitgenossen entledigen wollte. In so einer Welt gibt es sowieso keinen Platz mehr für Moral.
Die Ninja haben also ihr Chakra wieder, finde ich cool. Sakura wird sicher unentbehrlich für das Dorf, jetzt wo sie nicht mehr auf die Kristallzufuhr angewiesen ist. Die Kämpfe werden von nun an noch ne Spur heftiger, denke ich mal.
Von:  Lunasan
2013-04-29T17:59:28+00:00 29.04.2013 19:59
wahhhhhhhhh du bist so grausam.... heul ....ok. ich werde mich in geduld fassen und auf dein neues kapi sehnsuchtsvoll warten... lg luna
Antwort von:  UrrSharrador
29.04.2013 22:34
Danke für dein Kommi^^
Ich weiß, ich bin wieder mal ein wenig spät dran - das nächste kommt hoffentlich gegen Ende der Woche ;)
Von:  Nebetha
2013-04-21T18:54:15+00:00 21.04.2013 20:54
Ich hätte nicht gedacht, dass du schon so schnell die Jashinisten ausschalten wirst. Da bin ich aber gespannt, wie du Spannung weiterhin erhalten willst. Wenn ich ehrlich bin, bin ich froh, dass diese Sekte endlich weg ist, die war echt schon nervig. ^^ Ich konnte mich auch nicht wirklich in sie hineinversetzen, sie waren für mich immer nur im Weg. Naja, der Blutregen klingt jetzt interessant, nur deine romantischen Beziehungen ziehen sich immer so in die Länge, anders als bei Sasuke war dieses Mal die Interaktion zwischen Sakura und Kakashi sehr langatmig und ohne Reiz. Ich finde Sakura fast immer noch ein wenig zu langweilig, mach ein bisschen mehr aus ihr ;)Sonst wieder einmal ein spannendes Kapitel :) Ich kann es immer kaum erwaten bis das nächste Kapitel online ist. Ist deine Geschichte eigentlich schon bald zu Ende oder kommt da noch mehr ? Und wieder einmal war ich zu ehrlich aber ich denke, dass hälst du schon aus ;)
Glg Nebetha
Von:  halo277
2013-04-19T19:23:37+00:00 19.04.2013 21:23
gott, die story wird ja immer besser
mit jedem neuen kapitel, will man mehr wissen

lg
Antwort von:  UrrSharrador
20.04.2013 00:21
Hi,
danke für dein Kommi! :)
lg
Von:  ItaxSaku
2013-04-17T21:07:34+00:00 17.04.2013 23:07
O.O ... Die Geschichten werden immer besser und besser! R.e.s.p.e.k.t, ich hätte nicht gedacht dass es so kreative Menschen noch gibt. Weiter so, und dicke FETTE grüße; ItaXSaku
Von:  Meeryem
2013-04-17T17:59:54+00:00 17.04.2013 19:59
wow!!!
es hat sich so ziemlich alles verändert.
der idiot sasuke .. wie will er gege eine ganze ninja armee gewinnen??
jc. wird ziemlich viel passiern :)
freu mich schon *.*
Von:  Schrabbel
2013-04-17T15:02:40+00:00 17.04.2013 17:02
Hey :)

Hammer Kapitel :)

Sasuke ist mal wieder der Idiot der komplett von seiner Rache besessen ist und alles um sich herum vergisst.
Und Kakashi, tja ist halt einfach Kakashi :D
Diese Liebeserklärung war der Knaller. Ich hatte mich schon gefragt wann mehr KakaSaku-Momente kommen. Ich freue mich schon darauf, wie es sich zwischen den beiden entwickelt.
Und wie es jetzt Itachi ohne ihm blind folgende Untergebene und dem Vorteil des Chakras ergeht.

Und da das Ende so offen ist und nicht wirklich Vermutungen zulässte, hoffe ich das es ganz, ganz, ganz, ganz schnell ein neues Kapitel gibt.
Ich fiebere jetzt schon darauf hin und kann es gar nicht erwarten :))))))))

GLG, Schrabbel
Antwort von:  UrrSharrador
20.04.2013 00:20
Hey,
danke für dein Kommi :)
Ich hoffe, das nächste wird dich nicht enttäuschen^^
lg


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