Zum Inhalt der Seite

Armageddon

Auch die Hoffnung stirbt irgendwann ... [Trailer online]
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Zweitausend Jahre

Sasuke griff nach seinem Schwert und zog es aus der Gürtelschlaufe. Da war er. Sein Bruder. Sein Ziel. Sein Schicksal. Sein Opfer. „Was ich sehen kann? Ich sehe deinen Tod, Itachi“, sagte er grimmig.

Itachi schlug die Beine übereinander. „Ich verstehe. Nun, allzu weitsichtig bist du nicht, aber das macht nichts.“

Sasuke nickte der Kunoichi neben ihm zu. „Wer ist das?“

„Ihr Name ist Anzu“, sagte Itachi, ohne den Blick von ihm abzuwenden. Sasuke sah ihm genau in die Augen, wartete darauf, in einem Genjutsu gefangen zu werden, nur um sich befreien und seinerseits zurückschlagen zu können, aber das schien nicht zu passieren. „Sie ist neben einer Sensor-Kunoichi auch ein fähiger Medic-nin. Sie wird uns dabei helfen, den Eingriff sauber zu gestalten.“

Sasuke kniff die Augen zusammen. „Wovon redest du?“, fragte er kalt, ohne die Spur von Interesse.

Itachis Sharingan veränderten sich, nahmen die Form an, die sie in der Nacht hatten, als er den Uchiha-Clan ausgelöscht hatte. Sasuke fühlte beißende Wut in sich aufsteigen. „Du hast immer noch nicht die selben Augen wie ich“, stellte Itachi fest. „Konntest du deinen besten Freund am Ende doch nicht töten?“

Sasuke wollte nichts davon hören. Zu reden brachte nichts. Es war Zeit, zu töten. Ohne Vorwarnung schleuderte er sein Schwert auf Itachi, und noch während dieser einen Kunai zog um es abzuwehren, setzte er ihn unter ein Genjutsu.

Doch Itachi durchschaute den Trick. Er bemerkte die beiden Explosiv-Kunai, die dem Schwert folgten und die Sasuke seinen Wächtern in Neuanfang abgenommen hatte, und wich den Waffen mit einem Sprung aus. Sasuke sah zwar, wie sein Bruder getroffen und in Stücke gerissen wurde, doch er erkannte sofort, dass auch das nur eine Illusion war. Einzig der Bambusstuhl war in seine Einzelteile zerlegt worden.

Die Kunoichi, Anzu, die hinter einem großen Stalagmiten in Deckung gegangen war, warf ihm einen missbilligenden Blick zu. „Soll ich anfangen?“, fragte sie. „Oder sprengt ihr lieber zuerst die ganze Höhle in die Luft?“

Itachi bedeutete ihr zu warten. „Sie hat recht, Sasuke. Wir können immer noch kämpfen, aber ich möchte, dass du dir vorher meinen Vorschlag anhörst.“

Sasuke zog an dem Draht, den er am Griff seines Schwerts befestigt hatte, und riss es in seine Hand zurück. „Warum sollte ich noch mit dir reden?“

Itachi lächelte müde. „Sieh es als letzten Wunsch an.“

Sasuke überlegte. Etwas war im Busch. Vielleicht sollte er zuerst diese Kunoichi töten … „Wenn du reden willst, verrate mir eins. Damals sagtest du, wenn ich das Mangekyou Sharingan entdecken würde, gäbe es drei Leute mit dieser Fähigkeit. Wer ist der dritte? Du meintest nicht Kakashi, oder?“

Itachi sah ihn wieder mit seinen gewöhnlichen Sharingan an. „Ich sage es dir, wenn du mir zunächst einmal einfach zuhörst.“

„Gut“, sagte Sasuke lauernd und blieb auf der Hut. „Dann sag deine letzten Worte.“

Jetzt lugte die Kunoichi wieder hinter der Tropfsteinsäule hervor. Er war sich jetzt sicher, dass sie die Teamkameradin von Eichi war – vielleicht sogar seine Schwester, wenn man die Ähnlichkeit bedachte. Ob er ihr vom Schicksal ihres Bruders erzählen sollte? Er beschloss, abzuwarten, was Itachi noch vorzubringen hatte.

Sein Bruder überraschte ihn, als er sich leger auf einen abgeflachten Tropfstein setzte und die Hände faltete. „Da es Konoha nicht mehr gibt“, sagte er bedeutungsschwer, „gibt es wohl auch keinen Grund mehr, die Wahrheit zurückzuhalten.“
 

Als er geendet hatte, waren Sasukes Pupillen winzig klein geworden. Ein Schweißtropfen lief über seine Schläfe und tropfte auf seine nackte Schulter. Ungläubig starrte er seinen Bruder an. „Das ist nicht wahr“, brachte er mühsam über die Lippen, die sich nicht bewegen wollten. „Das ist ein verzweifelter und trauriger Versuch, deine Haut zu retten, Itachi!“

„Es ist wahr“, sagte Itachi unbeirrt. „Der Uchiha-Clan wollte eine Revolution starten, und auf den Befehl der Ältesten hin habe ich diese Gefahr gebannt. Du musst nicht denken, dass es mir leicht gefallen ist. Ich verließ das Dorf als Nuke-nin und trat den Akatsuki bei, einerseits um sie daran zu hindern, Konoha anzugreifen, andererseits, um dich vor den Anbu zu schützen.“ Er machte eine Pause. „Der Chakra-Sturm scheint auch Orochimarus Chakra in dir zerstört zu haben. Das ist gut. Wir müssen nicht gegeneinander kämpfen, kleiner Bruder.“

Sasukes Gesicht war wie in Stein gemeißelt, nur seine Augäpfel zuckten.

„Das ist doch ein Trick, oder?“

Eine andere Stimme. Itachi sah auf, Sasuke fuhr herum. „Sakura“, murmelte der jüngere der Uchiha-Brüder.

Sie trat hinter der Säule hervor. Auf direktem Weg war sie hergekommen, hatte den Stollen mit den Leichen gefunden und gewusst, welchen Weg sie nehmen musste. Nie hätte sie gedacht, dass es ihr so leicht fallen würde, hierher zurückzukommen. Sie erinnerte sich an diese Höhle, als wäre es gestern gewesen. Hier hatte sie Itachi nach der Katasrophe wiedergesehen. Sie war gerade rechzeitig gekommen, um seine letzten Sätze zu hören. Die Kunoichi hatte sie als erste bemerkt, doch sie hatte nur gegrinst, anstatt Alarm zu schlagen.

Sakura zwang sich, den Blick von Sasuke zu lösen und Itachi anzusehen. Ein Frösteln durchlief sie. Sie versuchte, ihm nicht in die Augen zu blicken, doch auch so wurden für einen Moment wieder die Erinnerungen übermächtig, Erinnerungen an Schmerzen, Schweiß und Räucherwerk, kratziges Stroh und schwere Rabenflügeln, glühende Augen und lüsterne Blicke. Die Höhle drohte sie zu erdrücken, die Stalaktiten schienen jedem Moment auf sie hereinstürzen zu wollen, um sie aufzuspießen und sich an ihrem Blut zu laben. In den schattigen Nischen glaubte sie schwarzweiß bemalte Ungeheuer zu sehen, nur halb Mensch, die bluthungrig und verstümmelt darauf warteten, dass sie einen Augenblick lang unachtsam war.

Dennoch trat sie entschlossen noch einen Schritt vor.

„Was tust du hier?“, knurrte Sasuke. Sein Blick glitt über ihre neue Kleidung und Ausrüstung, die schon wieder blutverschmiert war, über ihr schlammverklebtes, kürzeres Haar, und blieb lange an ihren Augen haften. Verwirrte ihn der Ausdruck darin? Er war nicht erfreut, sie zu sehen, aber das hatte sie nicht erwartet.

„Du bist also schon hier“, sagte Itachi. Etwas in seiner Stimme ließ sie aufhorchen, wollte sie dazu verleiten, in seinen Augen zu lesen, was er von ihr hielt, doch das durfte sie nicht, niemals.

„Ja. Ja, ich bin hier“, sagte sie. Ihre Stimme klang so dünn und brüchig, dass sie sich räuspern musste und sich innerlich dafür verfluchte. „Ich weiß jetzt, was ich für einen Fehler gemacht habe, Sasuke. Damals, als du Konoha verlassen hast.“ Sie schritt langsam, aber entschlossen auf ihn zu. Sein Blick zwang sie jedoch, in vier oder fünf Schritten Abstand innezuhalten. Sakura reckte das Kinn vor und zog die Schultern zurück. Dabei ließ sie es zu, dass er einen Blick auf ihr blutiges Dekolleté und die verschorfte, breite Narbe knapp über ihrem Herzen werfen konnte. Sollte er ruhig sehen, was sie durchmachen musste, um hierher zu kommen. Irgendwie würde sie ihn schon beeindrucken. „Ich habe damals gebettelt, dass du mich mitnimmst, hab dich angefleht und geweint. Ich habe zu spät gemerkt, dass das der völlig falsche Weg war.“ Sie atmete tief durch. Ihre Atmung war immer noch ein wenig belegt, aber es würde schon gehen, es musste. „Als du aus Neuanfang fortgelaufen bist, wusste ich es besser. Wir haben beide nichts davon, wenn ich weinend sitzen bleibe und darauf vertraue, dass du wiederkommst oder dass dich jemand zurückbringt. Wenn du mich als Partnerin akzeptieren sollst, dann muss ich selbst die Initiative ergreifen. Ich darf nicht betteln, mitkommen zu dürfen, ich muss mich einfach auf deine Seite schlagen. Ich muss es schaffen, mit dir mitzuhalten, und ich muss ebenso stark und zielstrebig sein wie du. Als Klotz am Bein kannst du mich nicht gebrauchen.“

Sasuke starrte sie an, als sähe er sie zum ersten Mal. Vielleicht weil es das erste Mal war, dass er sie so sah. Er kannte nur Sakura, die hilflose Kunoichi, und die gebrochene Sakura nach dem Chakrasturm. Es war an der Zeit, dass er die neugeborene Sakura nach dem Blutregen kennen lernte. Das würde ihn beeindrucken, das wusste sie.

Sie täuschte sich. „Meine Rache ist etwas, was ich alleine antreten muss“, sagte er kühl und wandte sich mit einem Ruck wieder Itachi zu. „Kapierst du das nicht? Allmählich wirst du zur Plage.“

Sakura verschlug es die Sprache. Sie hätte sich nichts von ihm erwarten dürfen, nicht nach dem, was ihm widerfahren war, teils durch ihre Schuld, aber trotzdem … Nachdem sie so weit gegangen war … „Und glaubst du, du bist der einzige, dem Rache zusteht?“, zischte sie wütend, obwohl ihr der Gedanke gerade erst gekommen war. Außerdem glaubte sie nicht, es mit Itachi aufnehmen zu können.

„Rache ist nicht nötig, Sasuke“, sagte Itachi ruhig. „Ich weiß, ich habe vieles getan, was verwerflich ist und was man mir bis an mein Lebensende vorwerfen wird.“ Dabei sah er nicht nur seinen Bruder an, sondern einmal flackerte sein Blick sogar kurz zu Sakura, die überrascht gar nicht daran dachte, die Augen abzuwenden, und einen erschrockenen Schritt zurück machte. Doch irgendetwas sagte ihr, dass kein Genjutsu im Spiel war, auch jetzt wieder nicht. Als wollte er sie daran erinnern, dass er für sie gar kein Genjutsu brauchte …

In Itachis Stimme änderte sich etwas, als er sah, wie sie zurückzuckte. Verletzte es ihn, war es das? Oder war es Zufall? Sakura wusste nicht, warum, aber nach Kazes Worten versuchte sie schon wieder in die kleinsten Reaktionen ganze Bände hineinzuinterpretieren. Warum war nur immer alles so verdammt kompliziert?

„Ich kann das alles vielleicht nie wieder gutmachen, das ist die Wahrheit“, fuhr Itachis samtene Stimme fort und er wandte sich wieder Sasuke zu. „Aber ebenso die Wahrheit ist, dass ich vieles davon getan habe, um dich … um euch zu schützen.“ Plötzlich stahl sich ein schwaches Lächeln auf seine Lippen. „Ich weiß, es kommt spät und es klingt unglaubwürdig, nach allem … aber ich habe dich vermisst, kleiner Bruder.“

Für einen Augenblick war es totenstill. Dann begann Sasukes Mundwinkel amüsiert zu zucken, während sein Blick ernst blieb. Er schnaubte, stieß ein leises, tonloses Kichern aus. „Itachi“, sagte er und klang so überheblich, wie Sakura es von ihm gewohnt war. „Glaubst du im Ernst, dass ich dir das abnehme? Du kannst mich nicht mit Genjutus betrügen – wie soll es dann mit Lügenmärchen funktionieren?“

Itachis Mienenspiel begegnete seinem ausdruckslos. Nach einer Weile erst sagte er: „Du hast mir vorhin eine Frage gestellt. Ich werde sie dir jetzt beantworten, wie abgemacht. Der andere Nutzer des Mangekyou Sharingan ist Uchiha Madara, Gründungsmitglied von Konoha und von Akatsuki gleichermaßen.“

Sasukes Augenbrauen zuckten. „Gründungs… aber dann müsste er längst tot sein?“, rief Sakura und erntete dafür einen abfälligen Blick von dem jüngeren der Uchiha-Brüder.

„Madara war es auch, der den Kyuubi einst auf Konoha losgelassen hat“, erklärte Itachi. „Ihn könntest du fragen, er weiß über meine Taten genau bescheid. Allerdings weiß ich nicht, ob er noch lebt oder im Chakrasturm umgekommen ist. Ich habe mir ausgerechnet, dass der Sturm mit einer Wahrscheinlichkeit von eins zu hundert auch einen Sharingan-Nutzer in den Tod hätte reißen können, wenn die Chakrawirbel ungünstig ausgefallen sind. Das ist gar nicht so unwahrscheinlich, wie es sich anhört.“ Er schloss kurz die Augen und öffnete sie wieder, und bei ihm wirkte es fast so, als würde er abwinken. „Wichtiger ist aber eine andere Geschichte. Die zunächst unausweichliche Konsequenz für das Privileg, das Mangekyou Sharingan zu benutzen, ist Erblindung.“ Er ließ seine Worte ein wenig sinken. Sakura glaubte sich zu erinnern, dass Kakashi über Itachis Sehkraft einmal eine ähnliche Andeutung gemacht hatte. „Als Madara als junger Mann merkte, dass sein Mangekyou Sharingan sein Augenlicht immer mehr schwächte, nahm er sich die Augen seines jüngeren Bruders“, fuhr Itachi fort. „Damit erweckte er das ultimative Doujutsu; ein Mangekyou Sharingan mit all seinen Vorteilen, aber ohne die Nachteile.“

„Und dieses Doujutsu ist jetzt auch dein Ziel“, murmelte Sasuke. Sein Finger glitt an der stumpfen Kante seines Schwerts entlang. Sakuras Blick glitt von Itachi zu ihm und wieder zurück. „Deshalb also dieses ganze Theater.“

„Das ist mein Ziel, ja“, sagte Itachi unbewegt. Er nickte der Gras-Kunoichi zu. „Anzu wird uns bei der Operation helfen, den Blutfluss hemmen und die Schmerzen lindern, und dafür sorgen, dass sich deine Augen schnell wieder erholen, wenn ihnen mein Mangekyou Sharingan eingepflanzt wird.“

Sasuke wollte schon etwas erwidern, als ihm plötzlich der Mund offen stehen blieb. Auch Sakura starrte Itachi erstaunt an. „Du willst …“, murmelte sie, „deine Augen … Sasuke geben?“

„Lügner! Da steckt ein fauler Trick dahinter!“, schrie Sasuke entschieden. „Wozu solltest du das tun? Und wozu sollte es gut sein? Ich habe noch keine Mangekyou Sharingan. Also werde ich auch nicht erblinden. Glaubst du, ich lege mich unter das Messer von deiner Kunoichi? Ich bin nicht mehr der kleine Junge von damals!“

„Nein“, stimmte Itachi zu, „der bist du ganz sicher nicht mehr. Wenn du dich dann wohler fühlst, können wir es auch ohne ärztliche Hilfe tun.“

„Ich frage dich nochmal: Warum solltest du mir so etwas vorschlagen?“, knurrte Sasuke gereizt.

Sakura verstand die Welt nicht mehr. Was ging hier eigentlich vor? Sie hatte immer eine klare Vorstellung davon gehabt, dass Itachi der böse Clanmörder und Sasuke auf Rache aus war, eine einfache Linie. Und nun hörte sie eine unglaubliche Wahrheit, von der sie sich nicht wirklich vorstellen konnte, dass es wirklich die Wahrheit war, und Sasuke glaubte es auch nicht. Vielleicht wäre es etwas anderes gewesen, wenn er die Geschichte von jemand anders gehört hätte, von diesem Madara beispielsweise, aber aus Itachis Mund hörte es sich tatsächlich nach einer Ausrede an, einem Versuch, die Schuld von sich fortzuschieben und dem Kampf mit seinem Bruder zu entgehen. Und damit nicht genug, versprach Itachi nun, Sasuke sein Augenlicht zu opfern?

„Der rote Regen hat das Chakra wieder in unsere Körper zurückgebracht“, erklärte Itachi, „aber niemand weiß, ob wir nun auch wieder selbst Chakra produzieren können. Wenn nicht, werden die Ninjas wieder auf die Chakrakristalle aus dieser Mine angewiesen sein, sobald das rote Wasser versickert oder aufgebraucht ist. Das schwarze Feuer, das ihr auf dem Weg hierher gesehen habt, entstammt dem Amaterasu, einer Technik, die dem Mangekyou Sharingan zueigen ist. Nur das Mangekyou Sharingan kann diese Flammen erzeugen, und nur das Mangekyou Sharingan kann sie wieder löschen. Der Schlüssel zu den Chakrakristallen und damit zur einzigen Chakraquelle der neuen Welt liegt im Amaterasu, und der Schlüssel zum Amaterasu in der Vereinigung unser beider Augen, Sasuke.“

Und das war der verrückte Moment, wo Sakura begann zu begreifen, welche Tragweite Itachis Handeln hatte. Er hatte die Kristallminen verschlossen und seine Ninjas losgeschickt, um Sasuke zu holen, damit er ihm den Schlüssel dafür in die Hand drücken konnte. Damit machte er ihn … Sakura schluckte. Er machte Sasuke zum König der neuen Welt, dem einzigen, der über die Kristalle verfügen konnte, der sie alle für sich behalten oder für bestimme Dienste als Bezahlung anbieten konnte. „Du würdest all das für deinen Bruder tun?“, fragte sie leise. Sie war nahe dran, alles zu glauben, was er eben gesagt hatte.

„Es ist das Mindeste“, entschied Itachi und seine Stimme klang fest. „Ich habe immer auf dich aufgepasst, Sasuke. Wäre die Welt nicht untergegangen, hätte ich vorgehabt, im Kampf gegen dich zu sterben, nachdem ich dich von allem befreit hätte, was von Orochimaru in dir geblieben ist. Jetzt kann ich dir mehr bieten. Ich hoffe, du nimmst dieses Geschenk an.“

„Wie nobel von dir.“ Sasuke versuchte spöttisch zu klingen, doch auch seine Selbstsicherheit war ins Wanken geraten und Zweifel sickerte durch die Ritzen in seiner Entschlossenheit. „Du würdest alles für mich opfern? Du hast mich lange nicht gesehen. Du kennst mich nicht einmal mehr!“

„Nicht jeder sieht nur auf seinen eigenen Vorteil, Sasuke“, murmelte sein Bruder leise. „Ein kleiner Risikofaktor besteht, weil dein Mangekyou Sharingan noch nicht erwacht ist. Aber ich nehme an, dass du es benutzen können wirst, wenn du erst die Kraft meiner Augen hast. Ich habe im Gegenzug nur eine Bitte.“ Er sah plötzlich Sakura an und diese wich zurück, als ein flaues Gefühl sie beschlich und mit kalten Spinnenbeinen über ihr Rückgrat lief. „Du bekommst meine Augen und die Mine. Dafür bitte ich dich, lass von Sakura ab. Sakura-san, ich weiß, ich habe auch dir weh getan. Ich bitte dich trotzdem, bleib an meiner Seite. Ich werde blind sein, also hast du nichts zu befürchten.“

Sakura blieb der Mund offen stehen. Also war er wirklich … „Wa-wa-was soll das auf einmal?“, stotterte sie. Er kam näher, und sie wich noch weiter zurück, bis sie die scharfen Spitzen der Salagmiten spürte, die ihre Kniekehlen kitzelten. „Was hab ich damit zu tun? Wieso bin ich jetzt ein Tauschobjekt zwischen zwei Brüdern?“

„Du bist kein Tauschobjekt“, sagte Itachi. Er klang ernst, noch ernster als üblich, kam ihr vor … „Ich werde Sasuke so oder so meine Augen überlassen. Was du tust, ist deine Entscheidung.“

Sakura blinzelte. Sie sah zu Sasuke, der ihren Blick stumm erwiderte. Warum sagte er nichts? Er schien zu überlegen, aber warum sah er nicht schockiert aus oder zumindest etwas in der Art?

„Meine Entscheidung?“, brachte sie heiser hervor. Ihre Augen wurden feucht, das Brennen war wieder da und stärker denn je. „Warum sollte ich … Nach allem, was …“

„Ich weiß, ich habe dir etwas Schreckliches angetan und ich hätte es besser wissen müssen“, sagte Itachi. „Wenn du mir etwas Zeit gibst, werde ich versuchen, mich zu erklären.“

Sakura schüttelte traumatisiert den Kopf, tat einen weiteren Schritt zurück, als er noch näher kam. Die spitzen Stacheln ritzten die Haut ihrer Unterschenkel auf. Sie zückte Kazes Wurfmesser und hielt es vor die Brust. „Bleib, wo du bist! Komm nicht näher!“

Diesmal sah sie tatsächlich etwas in diesen unheimlichen Augen, das wie ehrlicher Schmerz aussah. „Sakura“, sagte er. „Ich weiß, dass es viel verlangt ist. Du musst auch nicht bei mir bleiben. Aber gibt mir wenigstens die Chance … dich dazu zu bringen, mir zu vergeben.“

„Dir vergeben?“ Sakura lachte kurz hysterisch auf. „Nicht in tausend Jahren werde ich dir vergeben!“

Er neigte den Kopf. „Dann werde ich es zweitausend Jahre lang versuchen.“ Seine Hand schloss sich um ihr Handgelenk, doch sie war wie erstarrt und konnte nicht zustoßen. War das ein Genjutsu, das sie lähmte? Nein. Denn das Genjutsu kam erst jetzt.

Itachis linkes Auge veränderte sich, die Sharingan-Sprenkel darin vereinigten sich. Das Mangekyou Sharingan, schoss es Sakura heiß und mit wuchtiger Klarheit durch den Kopf. Verdammt!

Und die Welt war verschwunden.
 

Ein Rauschen aus Rot und Grau hüllte sie ein, wie in ihren Albträumen, sie sah Itachi vor sich, die Farben verblasst und invertiert, versuchte erneut vor ihm zurückzuweichen, zu fliehen, irgendwohin, auch wenn es hier nichts gab – dann ging ein Ruck durch die Welt und die Farben veränderten sich erneut.

Sie stand inmitten einer Wiese im Frühling, saftig und hellgrün, gelbe und violette und blaue Blüten verströmten süßen, milden Duft. Wind rauschte durch die Blätter des nahen Waldes, trug den Geruch nach Harz und Wärme heran. Irgendwo plätscherte friedlich ein Bach, dort drüben, am Fuß des sanft geschwungenen Hügels, und als sie dorthin sah, schwammen schillernde Fische gegen den Strom des sprudelnden, klaren Wassers. Sakura hielt den Atem an. Sie hätte nie geglaubt, wieder einmal etwas so Schönes, Natürliches zu sehen …

Itachi stand plötzlich vor ihr. Er trug nicht mehr seinen Akatsuki-Mantel, sondern einfache, graue praktische Alltagskleidung. Sein Zopf wehte schwach im Wind. Bei seinem Anblick biss sie sich auf die Lippe. „Was hast du mit mir gemacht?“, fauchte sie.

„Das hier ist die Welt von Tsukuyomi“, sagte er, seine Stimme war leise, aber deutlich zu hören. „Eine Illusion, erschaffen durch die Macht des Mangekyou Sharingan. Ich kontrolliere das Aussehen und die Zeit an diesem Ort. Ich kann dir eine Sekunde vorkommen lassen wie einen Tag, einen Tag wie ein Jahr, eine Sekunde wie ein Jahr.“

Sakuras Herz schlug schneller, als sie sich an die Begegnung mit ihm erinnerte, als sie damals auf dem Weg waren um Gaara zu retten. Kakashi hatte gesagt, er wäre drei Jahre lang in Itachis Genjutsu gefangen gewesen, wo er höllische Qualen durchlebt hätte. „Du“, stieß sie hervor. „Willst du mich foltern?“

Er strich sich eine Strähne seines Haares aus dem Gesicht, das vom Wind zerzaust wurde. „Kommt dir diese Welt wie Folter vor?“

Sakura sah sich erneut misstrauisch um. „Ein Trick“, mutmaßte sie.

„Ich habe dir gesagt, vielleicht würdest du mir verzeihen, wenn ich dir zweitausend Jahre Zeit lasse. Das war ernst gemeint.“

Sakuras Mund klappte auf. „Du willst doch nicht etwa … Du hast doch nicht vor, mich zweitausend Jahre in einer Illusion einzusperren?“ Er könnte sonstwas mit ihr anstellen, solange sie keine Kontrolle über ihre Umgebung hatte … nach allem, was Kakashi erzählt hatte, konnte man dieses Tsukuyomi nicht wie ein normales Genjutsu unterbrechen.

„Wenn es dir hilft, deine Angst vor mir zu überwinden.“

„Wer sagt, dass ich das überhaupt will?“ Dabei wollte sie nichts lieber, als es endlich zu vergessen … aber wie konnte sie das, wenn alles hier von Itachi gemacht war und er selbst vor ihr stand? Sie schlang die Arme um ihren Leib. Wenigstens ihre Kleidung war unverändert … was hätte sie getan, wenn sie sich plötzlich selbst nackt gesehen hätte? Sogar das war ihm zuzutrauen! „Also schön“, sagte sie mit zitternder Stimmung, während sie wieder unsicher in dieser Welt umherblickte, die so friedlich gewesen wäre … wäre er nicht hier gewesen, hätter er sie nicht geschaffen. „Das hier ist nur eine Illusion, nicht? Dann mach schon. Tu mir mir, was immer du willst. Ich kann es ja doch nicht verhindern.“ Zittrig atmete sie ein, verbannte die Angst so gut es ging aus ihren Gedanken. Er hatte ihr bereits so viel genommen … was konnte er ihr noch groß antun? „Aber versprich mir eins. Nachdem du zweitausend Jahre lang deinen Spaß mit mir gehabt hast und das Jutsu endlich beendest, lass mich gehen. Dann war ich doch lange genug bei dir, oder?“

Itachi seufzte und schlug die Augen nieder, und es sah traurig aus, fand Sakura. Kurz verschwammen die Formen um sie herum, die Farben verblassten. „Du hast es immer noch nicht begriffen, Sakura. Es ist mein Wunsch, dass du an meiner Seite bleibst, bis an mein Lebensende. Aber wenn es dein Wunsch ist, frei zu sein, ist das auch in Ordnung.“

„Frei sein? Und das hier?“ Sakura breitete die Arme aus. „Ich bin in deinem Genjutsu gefangen!“

Er lächelte gequält. „Ich möchte nur, dass du mir zuhörst. Ich werde dich nicht berühren, versprochen. Ich möchte dir etwas über mich erzählen. Vielleicht kannst du mich dann ein Stück weit verstehen.“

Sakura schürzte die Lippen. War das immer noch ein Trick um sie in Sicherheit zu wiegen? „Ich verstehe nur, dass du mich in dieser kalte Zelle gefangen gehalten hast, dass du mir deinen Willen aufgezwungen hast und dir meinen Körper einfach so genommen hast“, sagte sie bitter und lachte humorlos. „Auf meinem Weg hierher bin ich diesem Kaze begegnet. Er hat allen Ernstes behauptet, dass du mich lieben würdest. Lustig, nicht wahr? Und ich könnte schwören, du versuchst, den gleichen Eindruck zu erwecken. Warum?“

„Weil es die Wahrheit ist“, sagte er sanft.

„Ach.“ Sakura sah ihm forschend in die Augen. Endlich konnte sie es, sie war bereits in seiner Illusion, also war es egal. Endlich konnte sie in Ruhe die Tiefen ausforschen, die sich im ständigen Rot seiner Iriden versteckten. „Das Mädchen ist tot“, sagte sie unvermittelt.

„Welches Mädchen?“

„Das Mädchen, das deine Leute aus den Trümmern von Konoha aufgelesen haben.“ Aus Sakuras Blick sprach Zorn und Unverständnis. „Ich habe sie gesehen, in einem Sklavenkäfig, zu Tode gehungert.“

Wieder senkte Itachi kurz den Blick, doch diesmal veränderte sich an der Umgebung nichts. „Das ist bedauerlich“, sagte er. „Du hast also mitbekommen, dass Fukita sie gefunden hat?“

„Sei ehrlich, wenigstens dieses Mal“, sagte Sakura drohend leise. „Sie hast du nicht gezwungen, mit dir zu schlafen, oder?“

„Nein“, seufzte er.

„Du hast deine Anhänger mit einem Genjutsu getäuscht und sie gehen lassen. Mir hast du Gewalt angetan. Und ich soll dir abnehmen, du würdest mich lieben?“ Ihre Stimme war schrill geworden. „Sasuke hatte recht, du bist verabscheuungswürdig!“

„Sakura-san, bitte“, sagte Itachi. „Hör mir zu!“

„Ich denke nicht daran.“ Sakura wirbelte herum und lief davon. Ihre Füße trugen sie den Hügel hinab, sie sprang über den Bach, wo sie kurz ihr zerschundenes Gesicht spiegeln sah. Das war die Wahrheit, dachte sie. Die schöne, heile Welt um sie herum konnte nicht verdecken, wer und was sie waren.

Sie lief in das Wäldchen. Verträumte, goldene Sonnenstrahlen blinzelten durch das Blätterdach. Als sie an einem Baum vorbeilief, stand er wieder vor ihr. „Du kannst hier nicht vor mir fliehen“, sagte er. „Mach es uns beiden leichter und hör mich einfach an.“

„Ich werde nie etwas anders tun, als dich zu hassen“, knurrte sie ihn an. „Selbst wenn du mich zehntausend Jahre lang verfolgst.“

„Du hast dich gefragt, warum ich das Mädchen habe gehen lassen und dich nicht“, sagte er unbeirrt.

Sakura seufzte. „Gut. Sag es mir.“

„Erinnerst du dich, was ich nach jener Nacht zu dir gesagt habe?“

Wie könnte sie das vergessen? Immer noch sandte die Erinnerung einen Schauer über ihren Rücken. Ab heute gehört sie mir.

„Ich habe es gesagt, damit die Jashinisten dich in Ruhe lassen, aber es steckte wohl mehr Wahrheit darin, als ich zunächst vermutet habe.“

Der Wald verschwand vor ihren Augen, stattdessen standen sie nun beide in einer urigen Hütte. Die Wände, der Boden und das Dachwerk waren aus dicken Holzbalken, es gab einen offenen Ofen und einen Tisch mit zwei Stühlen. Durch die geglasten Fenster konnte sie wieder die Wiese erkennen, obwohl sie von dort aus vorhin keine Behausung gesehen hatte. „Was soll das?“, murmelte sie.

„Hier ist es gemütlicher. Setz dich. Ich denke, mit Tee willst du dich nicht aufhalten?“

Sie schüttelte apathisch den Kopf. Es war nur eine Illusion, Tee zu trinken hatte gar keinen Zweck, er wollte sie nur vergessen lassen, dass sie sich in seinem Genjutsu befand!

Itachi setzte sich auf einen der Stühle und sie tat es ihm gleich. Die hölzernen Sitzflächen waren überraschend bequem.

„Die neue Welt ist in vielerlei Hinsicht für mich erfreulicher als die alte“, sagte Itachi. „Die ganze Verantwortung, die ganze Maskerade, der ich mich verpflichtet habe. Alles ausgelöscht, von einem Atemzug auf den nächsten.“ Seine Erinnerungen schienen in die Ferne zu schweifen. „Ich habe mein Leben dem Dorf geopfert. Und Sasuke. In einem Geheimauftrag habe ich den Uchiha-Clan ausgerottet, um eine Rebellion zu verhindern, einen Bürgerkrieg und vielleicht noch Schlimmeres. Anschließend bin ich ins Exil gegangen, habe mich Akatsuki angeschlossen, ein Auge auf ihre Aktivitäten gehabt und versucht, Sasuke vor den Anbu zu schützen. Gleichzeitig musste ich den bösen Nuke-nin spielen, den Sasuke irgendwann herausfordern würde, wenn er stark genug geworden wäre, bereit, gegen ihn zu verlieren. Ich weiß, du kennst mich als einen kalten Verbrecher, aber das alles war nicht leicht.“ Er machte eine kurze Pause, sah sie immer noch nicht an. „Als der Chakrasturm ausgebrochen ist, begann ein neues Leben für mich. Damit meine ich nicht, dass mich die Jashinisten zum Hohepriester auserkoren haben. Konoha, das ich beschützen wollte, war ausgelöscht worden. Tief im Inneren wusste ich, dass Sasuke noch lebte. Er war letztendlich alles, was mir geblieben war. Von da an tat ich alles, um ihn an die Spitze der neuen Welt zu bringen. Ich beschloss schließlich, ihm die Wahrheit zu sagen. Es gab keinen Grund mehr, gegen meinen kleinen Bruder zu kämpfen. Ich hatte zwar überlegt, ihn im Dunkeln zu lassen und wie geplant durch seine Hand zu sterben, aber du hast mir einen Strich durch die Rechnung gemacht.“

„Ich?“, machte Sakura verständnislos.

Itachi lehnte sich zurück und schloss die Augen. „Mein Leben lang habe ich für andere gelebt. Ich habe wertvolle Zeit mit meinem Bruder dem Training geopfert, um zu den Anbu zu kommen. Ich habe meinen Clan geopfert, um den Frieden im Dorf zu wahren. Ich habe mein Leben als ehrbarer Ninja geopfert, um Sasuke zu schützen. Und ich wollte mein Leben opfern, um ihm eine Zukunft zu geben. Dann ist mir ein Weg eingefallen, wie ich ihm die auch so geben konnte – und ein einziges Mal wollte ich selbstsüchtig sein. Als die Jashinisten dich in mein neues Reich gebracht haben, warst du zunächst tatsächlich das einzige bekannte Gesicht in der neuen Welt.“

Sakura wollte schon zu einer bissigen Antwort ansetzen, doch etwas hielt sie zurück. Sie glaubte fast, es ihm schuldig zu sein, ihm zumindest dabei zuzuhören, wie er sich herauswinden wollte.

„Du warst immer noch kämpferisch. Du bist nicht vor mir gekrochen wie die Jashinisten, du bist eine Kunoichi, und du hast den Sturm überlebt. Vielleicht war es so etwas wie Vorhersehung. Du bist keine gewöhnliche Frau, das habe ich erkannt. Als ihr damals gegen meinen Doppelgänger gekämpft habt, hast du dich zwar zurückgehalten, aber du hast es geschafft, Sasori zu besiegen. All das ist mir wieder eingefallen, als ich dich gesehen habe. Und dass ich sicherstellen musste, dass du überlebst. Dich einfach gehen zu lassen wäre riskant gewesen. Fukita hätte dich am liebsten auf der Stelle geopfert, und garantiert hätten sie dich gejagt und wieder gefangen genommen. Ich wusste nicht, wie ich dir Chakrakristalle hätte zukommen lassen können, ohne dass sie Wind davon bekommen. Und ich brauchte die Jashinisten, um alles für Sasukes Krönung vorzubereiten.“

„Du hättest mich immer noch auf die gleiche Weise befreien können wie das Mädchen“, murmelte Sakura tonlos, ohne die Lippen viel zu bewegen. Sie glaubte, im Ansatz zu verstehen, was er sagen wollte. Selbst nachdem es eigentlich hinfällig geworden war, hatte er mit seiner Maskerade weitergemacht, um Sasukes Willen. Erst jetzt wollte er die Maske fallen lassen.

„Vielleicht hätte ich das tun sollen, ja. Ich war aufgewühlt. Vielleicht war ich auch zu sehr in meiner Rolle als Bösewicht versunken. Ich musste mich erst in meiner neuen Position zurechtfinden, und es haben wohl viele Faktoren in diese Entscheidung mit eingespielt. Du wärst womöglich genauso in die Hände von Sklavenhändlern geraten, oder überfallen und ausgeraubt worden, genauso wie du von den Jashinisten überfallen wurdest. Du hättest verhungern oder verdursten können, niemand kann sagen, was der Chakrasturm in der Welt alles verändert und vergiftet hat.“

Ja. Das Wasser in eurer Zelle zum Beispiel, dachte Sakura sarkastisch, aber sie hörte weiter zu.

„Dann war da noch die Sache mit Sasuke. Ich wusste, dass er sich von euch losgesagt hatte, aber ich war mir nicht sicher, ob er dich nicht töten oder für seine Rache ausnutzen würde.“ Er sah sie seltsam an, als würde er sie fragen wollen, ob das nicht vielleicht sogar der Fall war. „Es war auch einfacher und kräftesparender, als ein Genjutsu auf ein halbes Dutzend Ritualdiener anzuwenden. Und, schlussendlich, lag es vielleicht zum Teil auch einfach daran … dass ich dich bereits begehrte.“ Sie sah ihm an, wie schwer ihm dieser letzte Satz fiel. Sakura wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie sah auf ihre geballten Fäuste hinab. „Begehrte … oder liebte?“

Er schwieg lange. Sie ahnte, dass er ihr diese Zeitspanne wie einen Wimpernschlag hätte vorkommen lassen können, aber er wollte, dass sie mitbekam, wie sehr er überlegte. „Lange habe ich jedem etwas vorgespielt. Das muss aufhören. Ich will ehrlich zu dir sein, Sakura-san“, sagte er tonlos und sah sie an, doch sie erwiderte den Blick nicht. „Ich empfinde auch jetzt noch keine wirkliche Liebe für dich. Noch. Ich fühle etwas, von dem ich weiß, dass es sich entwickeln könnte, wenn wir ihm die Chance dazu geben. Für Liebe … ich schätze, wir müssten einfach mehr Zeit miteinander verbringen. Das ist auch ein Grund, warum ich dieses Jutsu benutze.“

„Und damals?“ Sie hörte sich kaum selbst, aber er verstand sie sicher. „Was war ich damals für dich? Was an mir hast du begehrt?“

Eine noch längere, schmerzlichere Pause. „Ich weiß es nicht. Du warst die einzige Person um mich, die bei klarem Verstand war. Die wusste, was es heißt, ein Ninja zu sein und Gefahr zu laufen, ohne Chakra überleben zu müssen. Nein, man könnte es noch anders sagen. Du warst der einzige richtige Mensch, den ich hatte. Und jung und hübsch dazu. Vielleicht liegt es daran. Ich weiß es selbst nicht.“ Wieder schwieg er. Sakura fühlte sich einfach nur niedergeschmettert. Also hatte er sich einfach die erstbeste Frau genommen, die er in die Finger bekommen hatte, die sich nicht auf Jashin verschworen hatte? „Ich habe deine Gefühle mit Füßen getreten, das ist mir bewusst“, sagte er. „Aber danach habe ich mir Gedanken gemacht. Über dich. Du hast mehr verloren als ich, nämlich die Heimat, die ich schon lange nicht mehr hatte. Während ich auf Sasuke hoffen konnte, hattest du womöglich alle deine Freunde verloren. Und ich kann dir sagen, was ich dir angetan habe, hat mir letzten Endes größere Gewissensbisse bereitet, als der Verrat an meinem Clan. Denn schon damals konnte ich auf meinen Bruder hoffen. Aber nach dieser Nacht mit mir … da war mir klar, dass keiner von uns wirklich etwas davon hatte.“

„Du hast ja keine Ahnung“, flüsterte Sakura. Ihr Hals kratzte und ihre Augen brannten, Tränen liefen ihr heiß und nass über die Wangen. „Die Albträume, die Ängste … ich hab mich gefürchtet, allein zu sein, und gleichzeitig davor, von einem anderen Mann berührt zu werden … Ständig musste ich daran denken, ständig …“ Sie brach ab, biss die Zähne zusammen, aber sie konnte ihr Schluchzen nicht aufhalten.

„Es tut mir leid“, sagte Itachi. „Auch das ist die Wahrheit. Ich weiß, Worte bringen keinen Clan zurück und lassen dich auch diese Sache nicht vergessen.“ Er atmete tief durch. „Als ich solcherlei Gedanken hatte, wurde mir klar, dass ich begann, mehr für dich zu empfinden. Je weiter du von mir fort warst, desto klarer wurde es mir. Zuerst war es nur Mitleid, dann Verständnis … bis ich zum Schluss nur noch an dich denken konnte, und daran, was du hast durchmachen müssen.“

Er schwieg und ließ Sakura mit ihrem Kummer allein fertig werden. Dafür emfpand sie ihm gegenüber eine absurde Dankbarkeit. Nichts wäre ihr unangenehmer gewesen, als wenn er versucht hätte sie zu trösten, und er schien das zu erkennen.

„Meine Entschuldigungen haben nur die Erinnerungen wiedergebracht“, murmelte er nach einer gefühlten Ewigkeit, als ihr Körper aufgehört hatte zu beben und ihre Augen getrocknet waren. „Vielleicht hilft es dir, wenn du weißt, dass ich es bereue, und vielleicht kannst du mich ein Stück weit verstehen. Es war wohl dumm von mir, anzunehmen, dass du deine Meinung ändern würdest … Du kannst natürlich tun, was du willst, bei Sasuke bleiben oder fortgehen; mir ist jetzt klar, dass du auf keinen Fall bei mir bleiben willst. In Ordnung. Das ist eine Schuld, die ich tragen muss. Ich werde das Tsukuyomi auflösen.“

„Warte“, brachte sie gepresst hervor. Er sah sie fragend an. Sakura knetete ihre Hände und nun war sie es, die sich Zeit ließ, ehe sie weitersprach. „Es vergeht in der Realität keine Zeit, während wir hier reden, oder?“ Er schüttelte den Kopf, sagte nichts, um ihr nicht ins Wort zu fallen. „Der Schmerz … er hat über die Zeit nachgelassen. Ich bin meiner Angst mehr und mehr entkommen, aber ich … ich brauche einfach noch mehr Zeit.“ Sie glaubte nicht, dass sie jemals darüber hinwegkommen würde, aber die Pein würde sich lindern. Plötzlich fühlte sie keine Furcht mehr vor Itachi, sie hatte einen Blick hinter seinen Schatten werfen können und er war bereit, sie wieder in die Realität zu entlassen. Hierzubleiben bedeutete keine Gefahr. Aber vielleicht konnte sie in Ruhe mit ihrer Vergangenheit abschließen, wenn sie nur lang genug in einer sicheren Umgebung war. „Halte dein Genjutsu noch ein wenig aufrecht. Ich will keine zweitausend Jahre warten, aber wenn du kannst, gib mir noch ein wenig Zeit. Bitte.“

Itachi nickte.
 

An diesem Tag sprachen sie nicht mehr viel. Sakura erkannte, dass sie weder Schlaf noch Essen brauchte. Es gab ein Bett im Nebenzimmer, das Itachi ihr anbot, doch etwas in ihr sträubte sich noch immer, sich in seiner Gegenwart hinzulegen. So blieb sie wach, allein, saß auf ihrem Stuhl, die Wange gegen das warme Holz des Fensterrahmens gelehnt, und blickte stumm nach draußen, wo Mond und Sterne erschienen. Sie ordnete ihre Gedanken, ihre Gefühle, sagte sich, sie könnte ihn jederzeit bitten, sie wieder in die kalte Realität zu entlassen.

Als am nächsten Tag die Sonne warm und kräftig strahlte, setzte sie sich nach draußen in das Gras und genoss die Wärme. Auch wenn es nur eine Illusion war, die Sonnenstrahlen wirkten echt und fühlten sich gut an auf ihrer Haut. Itachi setzte sich in einiger Entfernung in den Schatten einer Trauerweide und harrte die Zeit aus, die sie für sich allein brauchte, in Reichweite, falls sie die Traumwelt verlassen wollte, aber nicht mehr als eine stumme, unbeteiligte Statue.

Das Muster der Wolken am Himmel wiederholte sich ständig und ihr fiel auf, dass auch in den Geräuschen etwas wie eine fixe Abfolge zu hören war, aber sie beschloss, nicht so sehr darauf zu achten. Sie dachte an Sasuke und Kakashi, an Naruto und die anderen, versuchte, mit der Welt vor dem Chakrasturm abzuschließen. Die müßige Zeit, in der sie vor nichts auf der Hut sein musste – denn falls Itachi sich doch entscheiden sollte, ihr etwas anzutun, konnte sie es doch nicht verhindern, und sie glaubte es mit jeder Stunde, die verging, weniger –, die ihr so lange gefehlt hatte, konnte sie jetzt endlich nachholen. Bis zum Sonnenuntergang saß sie da und dachte einfach nach. Irgendwann, nachdem der Wind auffrischte, stand Itachi auf und ging in die Hütte zurück, und als es dunkel wurde, folgte Sakura ihm. Im Ofen brannte ein angenehmes Feuer, das warmes, behagliches Licht in der Stube verströmte. „Das Feuer stammt aus meiner Erinnerung“, erklärte er ihr. „Shisui, ein ehemaliger Freund und Kamerad von mir. Seine Familie hatte einen ähnlichen Ofen. Das Feuer war warm und die Schatten tanzten, so wie jetzt gerade.“

Sakura antwortete nicht, sie setzte sich wieder auf den Stuhl, zog die Beine an und umschlang die Knie mit den Händen, schaukelte ein wenig hin und her und summte leise vor sich hin. Es half ihr, ihren Kopf freizubekommen. Die Gedanken waren geordnet, jetzt mussten sie nur noch zur Ruhe kommen. „Erzähl mir etwas“, sagte sie irgendwann, als es Mitternacht vorbei war.

Er sah weiter in die Flammen und sie konnte nicht sagen, ob der Ausdruck auf seinem Gesicht traurig oder amüsiert war. „Was möchtest du wissen?“

Was Sakura auch fragte, Itachi antwortete ihr. Er erzählte ihr von seiner Kindheit, seiner Familie, dem Uchiha-Clan, und natürlich von Sasuke. Ganz besonders von Sasuke. Und das war es auch, was Sakura am meisten interessierte. Die Nacht endete und der neue Tag begann, die Sonne zog über den Himmel, während Itachi immer noch redete. Durch seine Erzählungen lernte sie Sasuke von einer völlig neuen Seite kennen, die er vielleicht schon unter seinen Rachegedanken begraben hatte, aber auch Itachi nahm vor ihrem inneren Auge neue, klarere Gestalt an. Er erzählte ihr von seinen Missionen, dem inneren Zwiespalt, als er den Auftrag bekam, seinen Clan auszulöschen, und im Gegenzug erzählte auch sie von ihrem Leben in Konoha, ihren Freunden. Es endete damit, dass ihr Tränen über die Wangen liefen, aber auch das war eine Therapie, redete sie sich ein. Dieser Itachi war nicht derselbe, der sie vergewaltigt hatte, zumindest drängte sich ihr dieses Gefühl auf. Sie konnte ihm plötzlich mehr erzählen, als sie für möglich gehalten hatte.

Die Tage und Nächte vergingen. Aus dem Aufwärmen und Teilen von Erinnerungen wurden lockere Gespräche, dann herrschte wieder einmal langes Schweigen zwischen ihnen, als sie einander nichts mehr zu sagen hatten, doch sie empfand es nicht als unangenehm. Es war eine Art gegenseitige Verständnis, sodass sie keine Worte mehr brauchten. Es gab auch wenig zu bereden; sie machten Spaziergänge oder saßen im Gras, aber weder um Essen noch um Geld mussten sie sich kümmern und die Welt war auf der einen Seite hinter dem Wald und auf der anderen an einer windumtosten Steilklippe vor einem unechten Ozean zu Ende. Nach einiger Zeit erklärte Sakura sich bereit, doch das Bett zu benutzen. Itachi veränderte das Genjutsu und überreichte ihr einen Schlüssel, mit dem sie die Schlafkammer zusperren konnte. Es hatte wenig Sinn, da er Zeit und Raum hier kontrollierte, aber es hatte symbolische Bedeutung und Sakuras Unterbewusstsein ließ sich davon täuschen. Sie schlief nicht, aber sie glitt in einen Dämmerzustand, und setzte ihr Denken fort.

Es kostete ihn viel Chakra, das gab Itachi zu, aber er tastete all seine Reserven ab und erschuf Jahreszeiten in seiner kleinen Welt. Sakura und er wanderten durch einen warmen, duftenden Sommer, in dem die Grillen einlullend in der lauen Nachtluft zirpten, das Meer wild war und die Gischt sprühte, wenn sich die Wellen an der Klippe brachen. Sie kletterten hinab und Sakura schmeckte das salzige Wasser auf den Lippen, und egal wie durchnässt sie waren, nachdem sie auf den Felsen im Meer gehockt waren und Krebse gezählt hatten, der warme Sommerwind trocknete ihre Kleider rasch wieder. Der Regen der Sommergewitter brachte erfrischende Kühle nach heißen Tagen, die dem saftigen Gras auf der Wiese nichts anhaben konnten. Es folgte ein malerischer, verträumter Herbst, in dem die Bäume des Wäldchens sich in prächtige Farben kleideten und Laub in der Luft tanzte. Itachi schnitzte imaginäre Angelruten und sie fischten im Bach, ließen ihren Fang aber wieder frei.

Im Winter bedeckte Schnee die Wiese knietief, dicke Flocken fielen vom Himmel und Itachi und Sakura blieben in der vom Feuer gewärmten Hütte, verbrachten die Nächte in Decken gewickelt am Tisch sitzend, während sie Karten spielten. Einmal in einer Vollmondnacht gingen sie spazieren, fanden die Spuren eines Rehs im frisch gefallenen Schnee. Der Wald glitzerte und funkelte und strahlte weiß im kalten Mondlicht, als wäre die Welt mit Silber übergossen. Die Winterluft war frisch und rein, und bei jedem Schritt blitzte ein anderer Eiskristall vor ihren Füßen auf, während ihr Atem warm vor ihren Mündern dampfte und sie unter ihren Decken dennoch nicht froren. Der kleine Bach war zugefroren und Eiszapfen hingen von der Dachkante der Hütte. Am nächsten Tag waren ihre Spuren verschwunden und eine unberührte Schneelandschaft erstreckte sich auf den Hügeln.

Als im Frühling die ersten Blumen duftend aus dem schmelzenden Schnee ragten, die Vögel die warme Luft begrüßten und die kleine Welt vor Leben sprühte, mehr noch, als die richtige, kaputte Welt es noch vermochte, wurde Sakura bewusst, dass sie sich wie in einem Traum fühlte – in einem guten Traum. Die Träume, sie sie selbst immer wieder ereilt waren, hatten mit Folter und Blut und Schmerzen zu tun. Itachi war der Auslöser für sie gewesen, doch der Traum, den er ihr jetzt schenkte, was so schön, dass sie nicht mehr daraus erwachen wollte.

Sie sah ihn nicht mehr nur in neuem Licht. Sie sah ihn von allen Seiten von Licht überflutet, erkundete seinen Charakter, seine Vergangenheit, seine Gedanken. Auch sie offenbarte ihm vieles von sich, wenn auch längst nicht alles, aber das Gefühl der Vertrautheit nahm sogar zu. Es war bedauerlich, dass sie beide unter diesen Umständen zur Welt gekommen waren, in eine raue Realität geschleudert worden waren, die sie zu dem gemacht hatte, was sie in Wirklichkeit waren. Ihr wurde bewusst, dass, wenn Itachi und Sasuke Platz getauscht und Itachi stattdessen Team 7 zugeteilt worden wäre, auch dieses Team viel harmonischer gewesen wäre. Sie teilte ihm diesesn Gedanken mit, aber er meinte: „Die Menschen denken immer viel darüber nach, wie dieses und jenes gelaufen wäre, wenn nur eine Kleinigkeit in ihrem Leben anders gewesen wäre. Niemand kann wissen, wie sich etwas entwickelt hätte. Wäre ich nicht gewesen, wäre mein Bruder auch ein anderer Mensch. Es macht auch wenig Sinn, darüber nachzusinnieren. Die Vergangenheit ist tot.“

Er sprach die Sache nie wieder an, aber Sakura mutmaßte, dass er in der Zeit, die sie miteinander verbrachten, tatsächlich tiefe Zuneigung für sie entwickelte, ganz wie er es vorausgesagt hatte. Und auch sie konnte nicht leugnen, dass sie ihn zu mögen begann. Nicht das Monster, das ihr ihre Unschuld genommen hatte. Sondern den Mann, den sie nach und nach besser kennen lernte, dessen Fähigkeiten und Selbstlosigkeit sie beeindruckten und dessen Schicksal sie ehrlich zu bedauern begann. Es war schwer, etwas nicht lieben zu lernen, das man so in und auswendig kannte, mit all seinen Beweggründen und Gedanken. Dennoch blieb ein Schatten an ihr haften, denn wie er gesagt hatte, die Vergangenheit war tot, ließ sich nicht zurücknehmen.

Sie wagte es irgendwann, ihn zu berühren, ließ sich von ihm die Hand reichen, um über Meeresfelsen zu klettern, sich nach einem Schwimm- oder Tauchausflug von ihm an Land ziehen, tanzte sogar einmal an einem melancholischen Sommerabend zur Melodie der Vögel mit ihm über die Hügel, wozu sie ihn sogar überreden musste. Einmal, als sie nach einem Regenguss den Regenbogen beobachteten, rutschte sie auf dem glitschigen Gras aus und riss ihn auf der Suche nach Halt mit sich. Sie schlitterten den Hügel hinunter, und als sie hastig wieder aufstanden, berührten sich ihre Lippen flüchtig. Ihm war es sichtlich unangenehm, wahrscheinlich fürchtete er, sie könnte annehmen, er würde absichtlich versuchen, ihr nahe zu kommen, denn er sah sie erschrocken an, und Sakura senkte errötend den Blick.

In ihrem dritten gemeinsamen Jahr, als sie an einem windstillen Tag im Sommer wieder Unterwasserausflüge machten, um die kleine Korallenwelt zu betrachten, die im Schutz eines großen Felsens unterhalb der Klippe lag, schwammen sie nackt und störten sich nicht daran. Es war sogar Sakuras Idee gewesen und sie wunderte sich selbst darüber, aber sie hatte das Gefühl, dass es sie einander nichts vorenthalten mussten, und das am wenigsten. Itachi fragte sie anschließend, ob er sein Genjutsu für sich selbst nicht hätte verändern sollen, damit er sie stattdessen im Badeanzug gesehen hätte, und sie lachte. Dennoch gingen sie in stiller Übereinkunft nie weiter als bis zu dieser Linie. Sakura sah in ihm bereits fast so etwas wie einen Freund, einen Vertrauten, einen Verbündeten, der sie auch in der echten Welt nicht verlassen würde, falls das, was sie hier erfahren hatte, auch dort Gültigkeit besaß – und davon ging sie aus, denn kein Genjutsu würde so perfekt und komplett ein menschliches Wesen nachahmen, wenn es nicht das echte war. Aber lieben würde sie ihn trotzdem nie. Diese eine Sache konnte sie ihm nach wie vor nicht verzeihen. Und dann gab es da noch jemand anders, bei dem sie bleiben wollte. Als sie ihm das sagte, nickte er nur und sagte: „Ich verstehe.“

Diese Erkenntnis führte dann auch dazu, dass Sakura beschloss, es nun gut sein zu lassen. Sie hatten lange miteinander gelebt, vergangene Freuden und Leid geteilt und auch Spaß gehabt. Doch letzten Endes war alles nur ein Traum, und er gestand ihr auch, dass er sein Tsukuyomi unmöglich so lange würde aufrechterhalten können, dass es sich wie zweitausend Jahre anfühlte. Und Sakura hatte Angst, dass sie nie wieder in die Realität zurückfinden würden, dass sie es gar nicht wollen würde, wenn sie zu viel Zeit mit ihm in diesem Traum verbrachte, und es gab noch einiges, was sie beide erledigen mussten, und das wurde dann das letzte Thema, das sie besprachen.

Als sie ihn bat, das Genjutsu abzubrechen, verblassten mit einem Hauch von Trauer und Sterben die bunten Farben und sie fanden sich in der kalten, harten Wirklichkeit in der kalten, harten, untergegangenen Welt jenseits des Traumes und der Meereswellen und des Wäldchens wieder. Sie hatten fünf ganze Jahre in der Welt von Itachis Tsukuyomi verbracht.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Da Itachis Tsukuyomi diese kleine Folterwelt erschaffen kann und nie (zumindest soweit der Anime ist) erwähnt wird, dass seine Fähigkeit sich darauf beschränkt, halte ich es für nur natürlich, dass er auch eine andere Welt erzeugen kann. Verdammt, ich will auch so was können!^^
Itachi ist ja zweifellos der selbstlose, nette Bruder, das hab ich mittlerweile auch gemerkt. Dennoch ist er ein Mensch und ich habe ihm daher gestattet, einen Fehler zu begehen, ohne den diese FF nicht zustande gekommen wäre. Bei Sasukes Reaktion auf seine Geschichte hab ich mich übrigens ziemlich am Original orientiert, als er sie von Madara erzählt bekommt. Ja, da hat Mr. Cool auch ungläubig herumgezetert.
Ich hoffe, euch hat dieser kleine Exkurs in seine Fantasiewelt gefallen und sie kam unerwartet, das nächste Kapitel wird das letzte sein. Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (19)
[1] [2]
/ 2

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  lullulalla
2013-06-20T14:37:39+00:00 20.06.2013 16:37
Unglaublich...Ich lese und lese...und staune!! Wirklich, ich könnte heulen, lachen, niesen, whatever...weil es einfach unglaublich ist!!!! Vielen Dank, dass du diese FF geschaffen und mir diese Gefühle beim Lesen gebracht hast! Es ist einfach...einfach.. ich finde keine richtigen Worte dafür!
Die Welt von Itachi klang für mich wie DIE Utopie jedes Menschens! Und Sakura hat diese perfekte Welt mit Itachi genossen, obwohl sie wusste, dass es nur eine Scheinwelt war und die 2000 Jahre in Wirklichkeit nur paar Sekunden waren.
Ob Sakura nun auch wirklich ernste Gefühle für Itachi bekommen hat, überlasse ich alles dir, dem Autor! :D
Und ich freue mich schon auf die weiteren Kapitel, wo ich mit Staunen deine Phantasie durch dein Schreiben miterleben darf!
Ganz liebe Grüße!
Von:  halo277
2013-06-11T19:18:08+00:00 11.06.2013 21:18
ich bin sprachlos
so eine wendung hab ich unter keinen umständen erwartet
damit hätte ich im leben nicht gerechner
aber es ist SUPER GUT
EINFACH WOW
wie du die welt beschrieben hast und alles andere....genial
bin mal gespannt, wie sakura sich entscheiden wird

lg

Antwort von:  UrrSharrador
11.06.2013 23:15
Hi, danke für dein Kommi :D
Freut mich, dass es dir so gut gefallen hat und dass es unerwartet war :)
lg
Von:  solty004
2013-06-11T11:06:42+00:00 11.06.2013 13:06
Hey,
dieses Kapitel einfach Wahnsinn genial beschrieben. Man konnte sich alles super Vorstelen wie diese Fantasie Welt ausgesehen hat von den beiden.
Finde es auch schön das Sakura irgend wie Itachi verzeihen konnte und sich auf eine Art anfreunden konnte. So das sie mit einander ehrlich umgehen können und sich im großen und ganzen sich alles erzählen. Es ist auch gut dass ihm gesagt hat das ihr Herz jemand anderen schon gehört. Es ist auch wunder bar das er es akzeptiert und lieber ihre Freundschaft hat, als nichts!!!!!

Es ist auch schade das es mit dem nächsten Kapitel die Story endet *schnüf*:`(!!!!!!!!!!!!
Trotz dem freue ich mich auf das nächste Kapitel, für mein Kopf Kino!!!!

Freue mich auch eine neue Naruto FF von dir zu lesen.

LG Solty


Von:  Dark-san
2013-06-10T20:54:14+00:00 10.06.2013 22:54
Endlich komme ich zum Lesen!

Dieses Kapitel gefällt mir auf eine so vielfältige Art und Weise, dass ich es kaum beschreiben kann.
Zunächst finde ich, dass die Tsykuyomi-Welt wirklich wunderschön beschrieben ist. Das hast du wirklich wunderbar erzählt. Es hat sich wirklich wie ein Märchen angefühlt.
Und dass Itachi immer noch der selbstlose Bruder ist - das gefällt mir sehr, denn genau das mag ich an ihm so. Du hast ihn durchsichtig gemacht und Sakura versteht ihn jetzt auch.
Was ich noch gut finde ist, dass sie sich jetzt nicht Hals über Kopf in ihn verliebt hat und dass ihr die Vergewaltigung immer im Hinterkopf geblieben ist.
Aber dass die beiden Freunde werden: DAS kann ich mir gut vorstellen. :)

Also, du siehst, dieses Kapitel begeistert mich und ich bin gespannt, wie du das Ende gestalten wirst. Und ich hoffe, dass Sasuke seinen Bruder auch irgendwann so verstehen wird, wie Sakura ihn nun versteht. :)

Bis zum nächsten Mal.

LG
Dark-san
Von:  MiezMiez
2013-06-09T20:31:26+00:00 09.06.2013 22:31
Wow wirklich ein super Tsukuyomi. Du hast es detailreich beschrieben und man konnte sich richtig hineindenken. Gut gemacht!
lG MiezMiez
Von:  Nebetha
2013-06-09T18:53:58+00:00 09.06.2013 20:53
Hi :)
Ich muss sagen mit diesen Kapitel ist dir wirklich eine großartige Geschichte gelungen. Sie war so voller Gefühl und Harmonie. Mal ganz was anderes als in den anderen Kapiteln. Vor allem hast du dieses Mal wirklich detailgetreu geschrieben, das war es ja auch, was ich im letzten Kapitel bei der Szene mit Kakashi vermisst habe.
Ich finde es schade, dass sich Sakura nun doch nicht für Itachi entschieden hat, aber ich denke auch nicht, dass sie sich für Sasuke entscheiden wird. Dafür hat er sie immer wieder allzu schlecht behandelt. Ich bin nun echt gespannt auf den Endspurt und lass mich einfach überraschen. Ach ja ich finde es toll, dass du meinen Wunsch, Sakura endlich wieder zu ihrer inneren Stärke zurückfinden zu lassen, berücksichtigt hast. Danke :)
Wirklich wunderschönes Kapitel, weiter so!
Lg Nebetha
Von:  BABAB
2013-06-08T19:48:58+00:00 08.06.2013 21:48
Hey~~
Das Kapitel war echt toll! ^^
Oh man ich hatte wirklich irgendwie gehofft, dass sie sich in ihm verliebt ~.~
Aber naja. ^3^
Mach weiter so, ich freu mich auf das nächste Kap >.^
Lg
Von:  bombenmeister
2013-06-08T01:18:36+00:00 08.06.2013 03:18
Das Kapitel war echt der Hammer. Die Sache mit dem Tsukiyomi hatte was von dem Film "Inception", von dem ich ein großer Fan bin. Auch ist es eine kreative Idee, wie Sakura das Trauma verarbeitet. Aber es wäre schon unglaubwürdig gewesen, wenn sie ihm endgültig verzeihen würde (dazu hätten sie wohl wirklich 2000 Jahre in der Illusion leben müssen)
Von:  fahnm
2013-06-08T00:35:58+00:00 08.06.2013 02:35
Jetzt bin ich gespannt wem Sakura entgültig ihr Herz schenkt.^^
Von:  Pummelfeechen
2013-06-07T21:14:53+00:00 07.06.2013 23:14
Nabend :)
Ein Wort: "süß" <3
Bin gespannt ob Sakura sich auch vor Sasuke in der Realität für Itachi entscheidet oder ob sie doch noch einknickt...
Freue mich schon zu lesen wie es nun weitergeht :)
LG Pummelfeechen


Zurück