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Basara Roulette

Eine One-Shot Sammlung diverser Pairings; Kapitel 7: Fuuma x Tsuruhime
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Autorin: Atobe_Keigo (That’s me =3)
Titel der FF: Siehe unten xD
Kapitel: 1/?
Pairing: none
Disclaimer: Nichts gehört mir, ausser die Idee zur Story und Geld gibt’s schon gar nicht.
Warnings: Gute Frage... Keine Ahnung xD'
Special Thanks to: Shikihime fürs Beta lesen~ <3 *knuffl*
Musik: diverse OSTs und Kalafina
Anmerkungen: Die Szene ist aus Sengoku Basara 3 entnommen, das Ending der Mitsunari Story. Ich fand es herzzerreissend und ich wollte immer mal beschreiben, wie er sich wohl gefühlt haben muss, da man das bei ihm nicht mitbekommt. Die Erinnerungen sind von mir frei erfunden, sein anderer Text ist aus dem japanischen Original sinngemäss übernommen, weil ich keinen Bock auf genau den gleichen Text hatte xD' Die Anhängsel, sowie gewisse Ausdrücke sind aus dem Original entnommen und auch so beibehalten worden.
Widmung: Für Mitsunari_Ishida, weil sie mich erst dazu motiviert hat überhaupt wieder zu schreiben. Ich hoffe, es gefällt^^
Kommentare: Darüber freue ich mich immer und sind meine Motivation ^-^

Ansonsten viel Spass beim Lesen~~ =3
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Autorin: Atobe_Keigo (That’s me =3)
Titel der FF: Siehe unten xD
Kapitel: 3/?
Pairing: Matsunaga Hisahide x Fuuma Kotaro
Disclaimer: Nichts gehört mir, ausser die Idee zur Story und Geld gibt’s schon gar nicht.
Warnings: Mhm weiss nicht... Seht am besten selbst xD‘ Vll bissl OoCness, aber ich hab mir Mühe gegeben.
Special Thanks to: Shikihime fürs Beta lesen~ <3 *knuddl*
Musik: Stücke der Shiki OST, Immediate Music, Pokemon, Yousei Teikoku
Anmerkungen: Ich gestehe, ich hab mich mit den beiden echt verdammt schwer getan, obwohl ich zuerst hoch motiviert war xD' Ihre Charas richtig zu porträtieren war im Endeffekt schwieriger als erwartet. Darüber hinaus sind beides so verschleierte Personen, was es nicht gerade leichter macht. Warum ausgerechnet die beiden? Naja, in der Anime Serie arbeitet Kotaro für Matsunaga, das war Grund genug für mich xD In der Game Reihe allerdings, bleibt der stille Ninja Hojo treu, zumindest so weit ich bisher gespielt habe. Ich liebe übrigens das Gameplay von Matsunaga, weil er so ein richtiger Badass Chara zum Spieln ist und das Feld mit seinen Moves abräumt xD Vorher mocht ich ihn nämlich gar nicht, weil er in der Serie ein Arsch ist, aber er ist wirklich ziemlich cool. Die Idee zur Story kam mir spontan mal, aber ich weiss nicht mehr warum xD'' Verzeiht auch die etwas seltsamen Zusammenhänge, ich war zu faul zur historischen Recherche und den Anime wollte ich nicht extra nochmals gucken x'D
Kommentare: Darüber freue ich mich immer und sind meine Motivation ^-^

Ansonsten viel Spass beim Lesen~~ =3
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Autorin: Atobe_Keigo (That’s me =3)
Titel der FF: Siehe unten xD
Kapitel: 4/?
Pairing: Mogami Yoshiaki x Date Masamune
Disclaimer: Nichts gehört mir, ausser die Idee zur Story und Geld gibt’s schon gar nicht.
Warnings: Mhm... Ich denke, höchtens etwas OoCness x‘D
Special Thanks to: Shikihime fürs Beta lesen~ <3 *fluffl*
Musik: Musik aus Fate/Zero, Manowar, diverse OSTs, Yousei Teikoku, Mogamis Theme Song
Anmerkungen: Ich denke, das ist ein Pairing mit dem doch viele nicht rechnen, warum auch? Es wird im Anime Film, sowie im Game trotz jeder Menge Andeutungen nicht klar gesagt, welche Beziehung die beiden zueinander haben, tatsächlich handelt es aber bei Mogami um den Onkel von Date, was auch historisch belegt ist. Weil ich ihre Beziehung irgendwie knuffig fand (ja ein Fangirl sieht im Game sicherlich etwas mehr als andere x’D), kam ich nicht umhin eine Story zu ihnen zu schreiben.
Man weiss eigentlich nicht wirklich etwas über Dates Vergangenheit bis voraussichtlich Basara 4 und da das erst raus kommt, hab ich mir mal die Freiheit genommen etwas zu erfinden. Ich hab mich dabei besonders an historische Fakten gehalten und sie ein wenig ans Basara Universum angepasst. Am Anfang der Story ist Date um die 6 Jahre alt, weshalb ich auch seinen alten Namen benutzt habe, nach dem Zeitsprung ist er dann ungefähr 12 Jahre alt. Das mag vielleicht für den einen oder anderen unlogisch klingen, doch hat Date historisch bereits mit 15 bei Feldzügen seines Vaters mitgekämpft. Ist also alles begründet xD In der Story wird zudem noch diese Zeremonie erwähnt, die Jungen ab etwa 12 absolvieren und einen neuen Namen als Zeichen des Erwachsenwerdens erhalten. Hab den japanischen Namen dafür grad vergessen, aber ihr könnt das alles selbst gern nachschlagen^^ Vielleicht wundert sich auch jemand darüber, dass Date am Anfang noch beide Augen hat und dann plötzlich nur noch eins, ne? Es heisst, dass er das eine Auge vermutlich mit etwa 9-10 Jahren durch die Pocken verloren hat, weshalb er nach dem Zeitsprung dann logischerweise nur noch eins hat.
Die Art und Weise wie Date Mogami in der FF anspricht, unterscheidet sich vom Game, wo er ihn ‚Gentleman‘ nennt, da ich mir gedacht habe, dass es der kleine Date bestimmt noch nicht gesagt hatte, sondern es sich im späteren Alter so entwickelt hat. Joa, ich glaube mehr Erklärungen sind an dieser Stelle nicht nötig. Falls trotzdem Fragen sind, schreibt mir einfach^^

Kommentare: Darüber freue ich mich immer und sind meine Motivation ^-^

Ansonsten viel Spass beim Lesen~~ =3
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Autorin: Atobe_Keigo (That’s me =3)
Titel der FF: Siehe unten xD
Kapitel: 5/?
Pairing: Toyotomi Hideyoshi x Takenaka Hanbei
Disclaimer: Nichts gehört mir, ausser die Idee zur Story und Geld gibt’s schon gar nicht.
Warnings: Vielleicht OoCness? X‘D
Special Thanks to: Shikihime fürs Beta lesen~ <3 *hugz*
Musik: diverse OSTs, Musik aus Fate/Zero und Sengoku Basara, Vocaloid
Anmerkungen: Ehm ja… Ich hab mich zwar bemüht, aber ich bin nicht sonderlich glücklich mit dem Kapitel, mal wieder. Ich hab leider keine Ahnung von Kriegsführung und bin auch kein intelligenter Stratege wie Hanbei, sonst würde ich nicht hier sitzen und FFs schreiben, also seht über mögliche Unlogik grosszügig hinweg, ja? =3 Ich weiss ja nicht, aber ich mag das Pairing irgendwie und ich musste unbedingt etwas dazu schreiben, nachdem ich Hanbeis und dann noch Hideyoshis Story im Game durchgespielt hab. Gerade Hanbeis Geschichte ist so… buhu ;_;
Kommentare: Darüber freue ich mich immer und sind meine Motivation ^-^

Ansonsten viel Spass beim Lesen~~ =3
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Autorin: Atobe_Keigo (That’s me ^_~)
Titel der FF: Siehe unten xD
Kapitel: 6/?
Pairing: Akechi Mitsuhide x Mori Ranmaru
Disclaimer: Nichts gehört mir, ausser die Idee zur Story und Geld gibt’s schon gar nicht.
Warnings: Gewalt, Blut und Tod x‘‘D (Aber hey, es ist Mitsuhide!)
Special Thanks to: Shikihime fürs Beta lesen~ <3 *fluffel*
Musik: Shingeki no Kyojin OST, Fate/Zero Musik, Lieder aus dem Basara 2 Anime Soundtrack, Sound Horizon, Yousei Teikoku, aber besonders 'Meiou' von Sound Horizon, das ich fast Dauerschleife gehört hab xD --> http://www.youtube.com/watch?v=zzpRr0k8jNc
Anmerkungen: Nun, einiges in diesem Kapitel mag etwas fragwürdig erscheinen, wie zum Beispiel der Pfeilverbrauch von Ranmaru, der unendlich erscheint. Aber hey wir reden hier von Sengoku Basara, wo Date auf nem Pferd reitet, das wie ne Harley aussieht, Chosokabe auf nem Anker surft und Tote rumlaufen, als wäre nie etwas gewesen etc. XD Desweiteren nennt Nobunaga Ranmaru im Game immer nur ‘Maru’, was ich gleich mal übernommen hab. Ich weiss nicht, ob es zudem jemanden kümmert oder überhaupt auffällt, dennoch möchte ich anmerken, dass in dieser FF relativ unlogisch ist, dass Ranmaru in so kurzer Zeit von Honganji nach Honnoji reiten kann, da diese beiden Orte doch ziemlich weit auseinander liegen und es vermutlich mit Pferden mehrere Tage, wenn nicht Wochen dauern würde, aber es wäre sinnlos die Reise in die Länge zu ziehen, weshalb sie ein wenig schneller dort waren. Bei den meisten Dingen war ich mir das auch sehr bewusst, deshalb seht darüber bitte grosszügig hinweg, ja?^^‘
Für diese Story hab ich mich entschieden, weil halt doch die Game Story recht rührend ist und es doch irgendwie eine spezielle Beziehung zwischen Mitsuhide und Ranmaru zeigt. Ich mochte besonders dieses letzte Kapitel so gern, weshalb ich es mit dieser FF noch einmal aufgreifen wollte.
Kommentare: Darüber freue ich mich immer und sind meine Motivation ^-^

Ansonsten viel Spass beim Lesen~~ =3
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Autorin: Atobe_Keigo (That’s me ^v^)
Titel der FF: Siehe unten xD
Kapitel: 7/?
Pairing: Kotaro Fuuma x Tsuruhime
Widmung:Meiner liebsten Scarlet_Phoenix, die sich das Pairing gewünscht hat und meine absolut knuffige Tsuruhime bleibt <3
Disclaimer: Nichts gehört mir, ausser die Idee zur Story und Geld gibt’s schon gar nicht.
Warnings: vll OoCness, weil mir Tsuruhime erstaunlich schwer gefallen ist x’D
Special Thanks to: Shikihime fürs Beta lesen~ <3 *fluffel*
Musik: diverses, aber oft Chiaki Ishikawa und das Opening von Madan no Ou to Vanadis
Anmerkungen: Die Geschichte spielt auf der Insel Omishima in der heutigen Präfektur Ehime, die damals als Land Iyo bekannt war, wo historischen Berichten zufolge Tsuruhime gelebt hatte. Es war wirklich nicht leicht etwas Logisches mit all den Fakten zusammenzuspinnen, aber ich denke, es ist okay so wie es ist. Frech wie ich war hab ich Tsuruhime einfach in den Oyamazumi Schrein gepflanzt, aber passt ja für das wohlbehütete Schreinmädchen ganz gut. Es war auch schwer zu sagen, ob und wie viel Schnee es in Ehime gibt. Da die Gegend bekannt dafür ist, sehr bewaldet zu sein und auch nicht viel bis gar keinen Schnee zu haben (man beachte hierbei, dass es sich sehr im Süden befindet und deshalb milde Winter hat), hab ich es in der FF ganz dreist einfach mal so richtig fett schneien lassen. Kann ja mal vorkommen, nich? X'D Des Weiteren ist es eigentlich nicht sonderlich logisch, dass Fuuma extra bis nach Ehime runter geht, da es eine riesige Distanz von Yamato (Matsunagas Provinz) oder Odawara (Hojo) bis dahin ist, aber das lassen wir für die FF einfach mal ausser Acht, da wir ja bereits wissen, dass Basara selbst schon oft genug auf Logik pfeift x"D Drum erledigt sich hier auch die Frage, weshalb Tsuruhime sich im tiefen Schnee nicht den Arsch abfriert, denn so viel an hat sie schliesslich auch wieder nicht, aber ihr Element ist ja Eis, also wird sie das bisschen Schnee schon vertragen, so als Elsa von Basara oder so ^_^°
Was den Charakter Kouno angeht... Den gibt's so eigentlich nicht. Gemeint hab ich damit zwar einen ihrer Generäle, aber dessen eigentlichen Namen wusst ich nicht mehr, drum hab ich ihn einfach Kouno genannt, da sie ja bei der Kouno Fraktion als Miko untergebracht war.
Zu guter Letzt hab ich Tsuruhime Fuuma 'den Ninja mit den schwarzen Dämmerschwingen' nennen lassen, weil es meiner Meinung nach dem japanischen Original am nächsten kommt. In der englischen Fassung nennt sie ihn ‚Twilight-Ninja‘, was auf Deutsch irgendwie bekloppt geklungen hätte, drum hab ichs dem Japanischen angepasst^^ Damit ist glaub ich alles gesagt, was in der Story Fragen aufwerfen könnte xD' Ansonsten schreibt mir einfach einen Kommi oder eine ENS^^
Kommentare: Würden mich natürlich sehr freuen, weil sie auch immer ein Teil meiner Motivation ausmachen ^-^

Ansonsten viel Spass beim Lesen~~ (ゝw・)〜★
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Die Leere nach dem wütenden Sturm

Geschafft! Endlich geschafft! Er konnte es selbst kaum glauben, da sein Ziel vor nicht allzu langer Zeit noch so entfernt geschienen hatte. Nun lag dieser Verräter vor ihm niedergestreckt auf den Boden. Nichts anderes hatte Tokugawa Ieyasu verdient! Mitsunari lachte. Freudig streckte er die Hände in die Luft. „Hideyoshi-sama! Endlich habe ich diesen Verräter vernichtet!“ Sein Lachen wurde lauter. Wie lange hatte es ihn danach verzehrt, diesen Bastard zu zerschmettern?
 

Unzählige Nächte ohne Schlaf hatte er verbracht, verfluchte den Lord von Mikawa jede freie Minute und malte sich tausende Methoden aus, wie er ihn für all das, was er getan hatte, büssen lassen konnte. Jetzt hatte er es geschafft. Viel zu lange hatte er dafür gebraucht. Mehr Freude konnte ihm dieser glorreiche Moment nicht schenken. Freude? Nein… Das war es nicht. Mitsunaris Lachen erstarb und er blickte auf den reglosen Körper seines einstigen Freundes, der sie verraten und ihm alles genommen hatte.
 

Was war das? Der Silberhaarige war nicht glücklich und von Freude konnte er schon gar nicht sprechen. Warum nur? Er hatte sein Ziel erreicht. Das hatte er sich immer gewünscht, oder nicht? Hatte er das? Warum fühlte es sich dann bloss so falsch an? Warum fühlte er nicht die Genugtuung, von der er immer geträumt hatte? Woher kam diese grausame Leere? Dieselbe Leere, die er verspürt hatte, als ihm Lord Hideyoshi entrissen wurde… Der junge Krieger sank neben dem Leichnam Tokugawas auf die Knie. „Ieyasu... Verdammter Bastard, mach die Augen wieder auf.“ Natürlich erhielt er keine Antwort und etwas in Mitsunari begann sich zu regen, doch es war nicht das Gefühl, nach dem er sich gesehnt hatte. „Hörst du nicht? Steh auf, Ieyasu!“, sprach er etwas ungeduldiger den Leib vor sich an, krallte sich in den gelben Stoff am Kragen. „Aufstehen sollst du! Los! Damit ich dich noch einmal töten kann!“ Der Silberhaarige rüttelte den leblosen Körper, versuchte ihn auf die Beine zu ziehen, vergeblich. Seine Stimme klang mittlerweile brüchig. „Ieyasu!“ Keine Chance. Der Körper des Braunhaarigen bewegte sich nicht mehr und würde es nie wieder tun. Diese Tatsache traf ihn mehr als er jemals erwartet hätte. Seine von Hass zerfressenen Gesichtszüge wichen dunkler Trauer und seine Augen versanken in tiefer Verzweiflung. „Ieyasu...“ Mitsunari gab es auf und erhob sich einige Schritte zurücktorkelnd wieder. Seinen unfokussierten Blick richtete er gegen den Himmel. „Es war das Richtige, oder? Ich hab es für Hideyoshi-sama getan, nicht wahr...? Oder war das... War das alles nur, damit ich weiterleben konnte? Hab ich alles einfach an Ieyasu ausgelassen?“ Er wusste es nicht, aber diese gähnende Leere machte ihn beinahe wahnsinnig.
 

„Mitsunari, glaubst du, wir tun das Richtige? Müssen so viele Menschen wirklich sterben?“
 

„Was redest du da, Ieyasu? Natürlich ist es das Richtige. Hideyoshi-sama und Hanbei-sama wollen nur das Beste für uns.“
 

Mitsunari liess die Schultern hängen und senkte den Kopf. Er taumelte leicht.
 

„Was soll das bedeuten, Ieyasu?! Willst du Hideyoshi-sama etwa verraten, nach all dem, was er für uns getan hat?!“
 

„Mitsunari... Seine Methoden sind nicht richtig. Es muss anders gehen. Lass uns gemeinsam einen anderen Weg finden. Die Bindungen der anderen Feudalherren sind stark, sie können Japan verändern.“
 

Die Leere frass sich tiefer in seine Seele. Hatte er das Falsche getan? Der Silberhaarige schrie. Schrie den Schmerz, den er plötzlich verspürte, frei heraus. Nicht mal ein Schwert, das sich kalt in sein Herz bohrte und das Metall mit Blut tränkte, würde so sehr schmerzen wie sein jetziges Gefühl. Seine Finger vergruben sich in seine silbernen Haare und er warf den Kopf nach allen Seiten, nicht ein einziges Mal seine gequälten Schreie verstummen lassend.
 

„Wie konntest du es wagen Hideyoshi-sama deinen Rücken zu kehren! Mir den Rücken zu kehren!“
 

„Mitsunari, ich werde dir zeigen, dass dieser Weg falsch ist. Ich werde ein Japan schaffen, dass Leute wie Oda oder Toyotomi nicht braucht. Ein Land ohne Kriege.“
 

„Geh mir aus den Augen! Ich will dich nie wieder sehen, du elender Verräter!“
 

Das hatte er doch nicht so gewollt. Es sollte nicht so enden, nicht so! Er sank auf den Boden. Pure Verzweiflung flutete seinen Körper, die Leere breitete sich bis in die letzte Faser seines Körpers aus. Nicht mit dieser Welle aus Schmerz klarkommend, schlug er mit den Fäusten auf den harten Boden. Den stechenden Schmerz spürte er dabei nicht einmal mehr. Es spielte keine Rolle mehr.
 

„Zieh nicht so ein Gesicht, Mitsunari. Kein Wunder mögen dich die Soldaten nicht. Lächle mal, das Leben kann doch so schön sein.“
 

„Halt die Klappe, was kümmern mich andere?“
 

Er hatte gedacht, dass er alles verloren hatte, wollte Rache dafür, und nun bemerkte er, dass er jetzt wirklich alles verloren hatte. Mitsunari ertrug es nicht. Wie konnte er so blind gewesen sein? Verfluchte Tränen lösten sich aus seinen Augenwinkeln und bahnten sich als eine feine rote Spur einen Weg die blassen Wangen herunter. Was hatte er getan?
 

Schwankend richtete er sich wieder zu seiner vollen Grösse auf. Er wirkte so träge wie ein schwer Betrunkener und er hatte das Gefühl, dass ihn ein unendlich schweres Gewicht in eine ungeahnte Tiefe zog. „Büssen...“ Auf wackligen Beinen machte der junge Mann einige Schritte. „Ich muss für diese grauenvolle Sünde um Vergebung bitten... Hideyoshi-sama...“
 

Mitsunari setzte sich erneut in Bewegung. Weder hatte er ein Ziel, noch wusste er wohin er gehen sollte. Die Leere hatte ihn in diesem Augenblick komplett zerrissen...

Stürmische Wellen reflektieren die Sonne

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Der in Dunkelheit gehüllte Schatz

Leise lachend betrachtete er sein verzerrtes Spiegelbild auf dem Boden des antiken Tellers in seiner Hand. Ein Schmuckstück, dessen Wert Amateure niemals zu schätzen wissen. Er stellte diesen kleinen Schatz zurück auf das Regal. Bald war es soweit. Er hatte Vorbereitungen für seinen Schachzug getroffen. Matsunaga war keiner, der erpicht darauf war, sich in das Kriegsgetümmel zu stürzen. Dennoch entschied er sich nun sich in die kommenden Geschehnisse einzumischen; zu seinem Vorteil natürlich. Wenn er erfolgreich war – und das war er mit Sicherheit – würde er diese wundervollen Schätze bald in seinem Besitz haben. Das Land interessierte ihn kaum, ebenso die Streitereien der törichten Lords, weshalb er sich meistens von all dem zurückgezogen aufhielt und aus den Schatten agierte. Matsunaga spürte einen Luftzug hinter sich, aber das war auch schon alles. „Hast du es?“, fragte er, ohne sich zuerst umzudrehen. Es war klar, dass er keine Antwort erhielt, denn der schweigsame Ninja antwortete nie. Der Schwarzhaarige drehte sich um und stellte zufrieden fest, dass ihm der stille Krieger die Vase der Adelsfamilie aus dem Westen gebracht hatte. Er hatte viel von ihr gehört, doch übertraf sie ihre Schönheit und ihren Wert in der Realität. „Gute Arbeit, Fuuma.“ Matsunaga nahm den zerbrechlichen Schatz an sich und betrachtete ihn genauer. Seine Lippen formten ein zufriedenes Lächeln. Die handbemalten Ornamente waren beeindruckend und die Verarbeitung ein Meisterwerk. Sie besass einen unschätzbaren Wert.
 

Nach eingehender Betrachtung stellte er sie auf einen freien Platz in den Regalen, die voll mit Sammlerstücken waren. Das ganze Lagerhaus, in dem er sich gerade aufhielt, wimmelte nur so von Schätzen und antiken Raritäten. „Du kannst gehen“, meinte der grossgewachsene Mann kurz angebunden und schon in der nächsten Sekunde war der Ninja so schnell und lautlos verschwunden wie er gekommen war. Lediglich eine Handvoll schwarzer Federn verriet seine vorherige Anwesenheit. Er kümmerte sich wenig um Soldaten oder Ninja, solange sie ihren Job erledigten und stark genug für seine Vorhaben waren. Allerdings hatte er sehr grosses Interesse an dem stillen Krieger der Dunkelheit gefunden.
 

Fuuma Kotaro, bekannt als der legendäre Ninja dieser Ära. Es gab keinen, der ihm annähernd das Wasser reichen konnte. Nie zeigte er jemandem sein Gesicht, noch sprach er ein Wort und arbeitete mit einer furchterregenden Präzision. Genau der Typ Mann, den er für seine Machenschaften bevorzugte, und da auch Ninja lediglich Söldner waren, hatte er den stillen Krieger nach dem Fall Hojos schnell in seinen Diensten gehabt. Seit der schweigsame Mann für ihn arbeitete, lief alles viel glatter. Nicht, dass er davor sonderlich unzufrieden gewesen war, immerhin kam er als Einzelgänger sehr gut klar.
 

Matsunaga lief durch das Lagerhaus und liess beiläufig den Blick über seine eindrucksvolle Sammlung schweifen. Es war ihm damals nicht gelungen die Klauen des Drachen und die Rüstung der Takeda in die Finger zu bekommen. Unbezahlbare Schätze. Zwar hatte er schon mit dem Gedanken gespielt, Fuuma loszuschicken, aber trotz dessen Fähigkeiten hielt er es für keinen klugen Schachzug. Diese wertvollen Stücke konnten auch noch etwas warten. Der Schwarzhaarige verliess sein Lagerhaus und marschierte gemächlich über sein Anwesen. Es war bereits tiefe Nacht und nur der Mond erhellte die Umgebung. Ein wunderbarer Anblick, doch mehr Gedanken verschwendete er nicht an die Natur, sondern bewegte sich auf das Hauptgebäude des Anwesens zu, das unmittelbar neben dem Lagerhaus stand.
 

~*~
 

Es war mitten in der Nacht, als er durch Geräusche aus seinem Schlaf erwachte. Matsunaga war ein vorsichtiger Mann und stets auf der Hut, auch in seinem eigenen Anwesen. Zwar waren Soldaten käuflich, was aber nicht hiess, dass sie puren Gehorsam an den Tag legten. Er war kein Narr zu glauben, dass ihm seine Männer loyal waren, zumal es ein buntdurchmischter Haufen starker Krieger war. Er brauchte Effizienz, keine Loyalität, denn die erkaufte er sich meist mit seinem Vermögen. Der sich bereits im mittleren Alter Befindende lauschte den Geräuschen, regte sich jedoch nicht. Er stand schliesslich schon länger auf Schlachtfeldern als so mancher Söldner in seiner Armee, weshalb es keinen Grund zur Sorge für ihn gab. Ausserdem war da noch...
 

Ein Poltern war zu hören, gefolgt von einem Schrei, der schnell erstarb. Matsunaga lächelte hämisch, richtete sich nun doch auf und ging zur Schiebetür des Raumes, die nach draussen führte. Kaum schob er die Tür auf, flutete gleissendes Mondlicht den Raum hinter ihm. Er sah schwarze Federn, die von der leichten Brise weggetragen wurden. „Fuuma.“ Kaum hatte er den Namen ausgesprochen, erschien der Ninja lautlos neben ihm. „Ein Eindringling?“ Der stummwirkende Mann nickte nur. „Bestimmt einer der Söldner.“ Wieder nur ein Nicken. „Ein Dummkopf. Jemand muss ihm wohl eine beachtliche Summe geboten haben.“ Natürlich äusserte sich der Ninja dazu nicht. Schon des Öfteren hatte es ihn interessiert, wie weit die Schweigsamkeit des anderen reichte. Vielleicht sollte er den Ninja auf ein Spiel herausfordern. Somit würde wieder etwas Unterhaltung aufkommen, die in letzter Zeit etwas zu kurz gekommen war. Der Gedanke gefiel ihm. „Beseitige die Leiche und komm dann wieder her“, wies er an und nach einem weiteren kurzen Nicken war der schweigsame Kämpfer verschwunden. Es war immer wieder aufs Neue faszinierend, wie sich dieser im Nichts auflöste.
 

Er selbst ging zurück in das Zimmer und zündete eine Laterne an, damit der Raum nicht nur von dem silbernen Mondlicht durch die noch offenstehende Tür erhellt wurde. Die kleine Flamme strahlte warm und tanzte hinter dem Papier. Eine Weile sah er diesem unspektakulären Schauspiel zu, während er seine Gedanken spann. Dann hörte er den Wind rauschen und ein langer Schatten zog sich in den Raum. Schnell und präzise wie immer, dachte er sich nur und lächelte schwach. Matsunaga richtete sich zu seiner vollen Grösse auf und überragte so den Ninja, der sich zu ihm gesellt hatte und scheinbar darauf wartete, dass er etwas sagte. „Gute Arbeit“, sagte er kurz anerkennend, bevor er sich unmittelbar vor den Mann mit den rotbraunen Haaren stellte und ihn musterte. Es wäre gelogen, wenn er behaupten würde, nicht daran interessiert zu sein, was für Augen hinter diesen schmalen Schlitzen des Helmes versteckt waren. Nichts war zu erkennen, aber er konnte auch so sagen, dass dessen Augen erwartungsvoll, vielleicht leicht lauernd auf ihm ruhten. „Wie wäre es mit einem Spiel?“ Wie immer das selbstverständliche Schweigen und nicht eine einzige Körperreaktion, die ihm etwas verraten hätte. Der Schwarzhaarige legte seine Hand unter das Kinn des Ninja und drückte es ganz leicht nach oben. Es war nur ein Hauch, kaum sichtbar für das blosse Auge, aber die Gesichtsmuskeln wirkten angespannt. Es schien ganz so, als wäre der Ninja nicht sonderlich überzeugt davon, weshalb er fürs erste wieder abliess. „Wenn du gewinnst, bekommst du das hier.“ Matsunaga zog einen kleinen Stoffbeutel aus der Seite seines Kimonos und er lächelte, als er trotz des Helmes, der das halbe Gesicht verdeckte, den starren Blick auf seine Hand gerichtet fühlte. Er wusste, dass der Inhalt von grossem Interesse für den schweigsamen Krieger war. „Und?“ Er verstaute das Beutelchen wieder und der Angesprochene schien noch etwas zögerlich, machte jedoch anschliessend leichte Andeutungen eines Nickens. Sehr schön, dann konnte die Unterhaltung beginnen. So ging er erneut auf den Ninja zu und betrachtete ihn eingehend. Es war derselbe Blick, mit dem er seine Antiquitäten eingehen unter die Lupe nahm. Der Kleinere schien dies wiederum eher gelassen hinzunehmen. Gut, denn er war gespannt wie viel es brauchen würde, um diese Gelassenheit verschwinden zu lassen.
 

Dreist wie der Schwarzhaarige war, streckte er die Hand aus und strich mit ihr über die muskulöse Brust, die sich durch dessen Kleidung abzeichnete. Er spürte die Anspannung der Muskeln unter seinen Fingerspitzen. Es war nicht eindeutig klar, ob der Ninja verwirrt oder überrascht war. „Du verlierst, wenn du einen Laut von dir gibst“, fügte er nun hinzu. Nachdem er diese Bedingung genannt hatte, liess er seine Hand einfach gleiten. Zwar hatte es ihn nie danach gegiert, den Körper des anderen zu berühren, aber er betrachtete Schätze nun mal auch gerne mit den Händen, damit er den Wert noch besser einschätzen konnte. Matsunaga strich den Muskelkonturen nach, fuhr an den Seiten des dunklen Kämpfers auf und ab und behielt dabei alles genau im Auge. Nach der ersten Anspannung schien es der Ninja wieder etwas gelassener zu nehmen. Es war vorhin also doch lediglich Überraschung gewesen. Mal sehen, wie lange das so blieb.
 

Der grossgewachsene Mann fuhr erneut über die Brust des anderen, dieses Mal zielte er auf die Knospen ab und kratzte dabei schon fast über den Stoff. Seine Mundwinkel bogen sich kaum merklich amüsiert nach oben, als der schweigsame Krieger zuckte, jedoch den Mund geschlossen hielt. Unter der engen Kleidung waren die erhärteten Knospen schnell zu sehen, doch von diesen liess Matsunaga auch schon wieder ab, zumindest fürs erste. Er nahm sich die Freiheit, die Panzerung an Schultern und Hüften zu lösen, die kurz darauf mit einem dumpfen ‚klonk‘ auf die Tatami Matte fiel. Zwar hätte er sich gern das Gesicht des Ninja angesehen, doch liess er den Helm, wo er war. Zu viel Enthüllung von einem Geheimnis eines Schatzes konnte diesen verderben oder gar wertlos machen. Zudem wollte er nicht, dass dieses amüsante Spiel bereits aufhörte.
 

Wieder strich er lediglich über den engen Stoff und wanderte auf und ab. Seine langen Finger fuhren hoch zum Hals und zogen die Kontur der Halssehne nach. Matsunaga vernahm, wie der stille Mann die Luft hörbar einzog und den Kopf leicht zur Seite wandte. Oh? War er da vielleicht empfindlich? Der Schwarzhaarige probierte es aus und belustigt beobachtete er wie der Körper vor ihm das Zittern mit beherrschter Angespanntheit zu unterdrücken versuchte. Sehr interessant. Ob der Ninja noch mehr solche Stellen hatte?
 

In der Tat stellten sich auch Schultern und ein Punkt an dessen Rücken als besonders empfindsame Stellen heraus. So strich er immer völlig beiläufig über diese Punkte und reizte ab und an die Brustwarzen wieder. Die Atmung des Ninja hatte sich hörbar beschleunigt und war etwas schwerer, der Brustkorb hob und senkte sich nicht mehr ganz so ruhig, doch kam nicht ein einziger Laut über die noch immer fest verschlossenen Lippen. Diese Tatsache legte die Vermutung nahe, dass der andere die Zähne zusammenbiss. Seine Wangen wirkten nämlich ziemlich fest. Wenn er Fuuma verlieren lassen wollte, musste er wohl stärkere Geschütze auffahren. Kaum hatte er dies gedacht, glitt seine Hand tiefer nach unten, strich fahrig über die feste Bauchdecke. Eigentlich erstaunlich, wie so ein zierlicher Mann, der sich graziöser als Kirschblüten im Wind im Kampf bewegte, so unglaublich muskulös sein konnte. Nicht, dass es etwas Unübliches war, denn die jüngeren Lords und Krieger schienen sich alle in diese Richtung zu entwickeln.
 

Gezielt fuhr er in den Schritt und streichelte sehr nachdrücklich über die leichte Erhebung unter dem Stoff. In seinen Augen blitzte es erwartungsvoll auf, als der Körper vor ihm noch viel stärker zu zittern begann und sich die gut verschlossenen Lippen endlich teilten. Es blieb jedoch bei diesem tonlosen Keuchen, was ihn beinahe schon enttäuschte. Nun, andererseits war es auch bemerkenswert. Der Ninja biss sich auf die Unterlippe und seine Hände waren zu Fäusten geballt, wohl, um die Beherrschung doch nicht noch zu verlieren. Ihm gefiel dieses Spiel. Mit einem finsteren Lächeln rieb er stärker an der aufkommenden Beule, beugte sich nun sogar vor und blies warmen Atem an die Halsstellen, die nicht von Stoff bedeckt waren. Gleichzeitig streichelte er über die empfindliche Stelle am Rücken mit seiner noch freien Hand. Hach, was war er doch gemein, dachte sich Matsunaga selbst und amüsierte sich darüber. Es war wirklich anregend zu sehen, wie der sonst so beherrschte, legendäre Ninja unter den jetzigen Berührungen erbebte und mit sich kämpfte, um nicht zu erliegen. Ein Schauspiel von überaus hohem Wert. Um das Ganze noch etwas weiter zu treiben, liess er eine Hand den Rücken hinab bis zum Hintern gleiten. Da er sich nun relativ nahe am Gesicht des anderen befand, nahm der Schwarzhaarige wahr, wie der schweigsame Kämpfer die Luft anhielt. Ein fieses Grinsen schlich sich in sein Gesicht, während er die Finger seiner Hand durch den Stoff zwischen die ebenso festen Pobacken drückte. Der Ninja warf den Kopf nach hinten, sein Mund war offen und zuckte leicht, während seine Faust so stark bebte, als würde sie ein schweres Gewicht halten müssen. Dennoch verliess nicht ein Ton die Kehle des stummen Mannes. Lediglich dessen heftiger Atem bestätigte seine Erregung. Matsunaga machte noch eine kurze Zeit lang weiter damit, bis er schliesslich das Interesse verlor. Es sah nicht danach aus, als würde sich der legendäre Ninja in diesem Spiel ergeben und für dieses Mal hatte er diesen dunklen, geheimnisvollen Schatz lange genug betrachtet. Der ältere Mann liess vollkommen von dem Kleineren ab und drehte ihm den Rücken zu. Selbst so konnte er den Atem des sonst so lautlosen Kämpfers hören, was ihn dennoch leicht triumphierend lächeln liess.
 

Matsunaga nahm das Stoffbeutelchen wieder aus seinem Kimono und drehte sich leicht zu dem Ninja um, bevor er es diesem zuwarf. Mit einer Hand fing es dieser auf und blieb einen Moment lang regungslos stehen. Ob hinter den feinen Schlitzen Verwirrung herrschte? Möglich, aber darüber machte er sich nicht weiter Gedanken. „Ab morgen schreiten wir zur Tat. Ich bin mir sicher, dass du weisst, was du dann zu tun hast, Fuuma. Du kannst jetzt gehen.“ Seine Stimme klang sachlich, fast so, als wäre das davor gar nicht geschehen. Das schwache Nicken des Ninja war Antwort genug, bevor dieser nach seinen Schutzpanzerungen griff und in der nächsten Sekunde in einem Schwall schwarzer Federn verschwand. Der Schwarzhaarige lachte leise. Das war eine äusserst amüsante Unterhaltung gewesen. Das sollte er vielleicht bei Gelegenheit wiederholen. Wer weiss, ob er diesem dunklen Schatz nicht doch noch ein paar Töne entlocken konnte? Sicher würde ihm in nächster Zeit bestimmt nicht langweilig werden.

Drachen zähmen für Gentlemen

Wenig begeistert zupfte er ungeduldig an seinem auffälligen Schnurbart und wartete darauf, dass ihnen das grosse Tor geöffnet wurde, das in die Burg Yonezawa führt. Mogami Yoshiaki mochte den Date Clan nicht, genauso wie viele andere aus dem Mogami Clan auch, doch war es notwendig gewesen, seine Schwester mit dem jetzigen Oberhaupt des Date Clans zu verheiraten. Ihr Clan brauchte einen starken Verbündeten und die Stärke des Date Clans war in der gesamten Region bekannt. Dass aber ausgerechnet seine bildhübsche kleine Schwester diesen barbarischen Terumune heiraten musste, gefiel ihm überhaupt nicht, doch war er nicht in der Lage gewesen, etwas dagegen einzuwenden. Immerhin befanden sie sich in einer Zeit voller Konflikte und da sie nun mit dem anderen Clan liiert waren, war es in Dewa auch ruhiger geworden und sie konnten sich auf Schachzüge gegen andere Feldherren konzentrieren.
 

Warum aber ausgerechnet er hierhergeschickt wurde, um einen freundschaftlichen Besuch abzustatten und nach dem Befinden seiner Schwester zu sehen, war ihm ein Rätsel. Mogami lächelte in der nächsten Sekunde jedoch bereits wieder überlegen, weil das nur daran liegen konnte, dass er so überaus schlau war. Anders konnte es gar nicht sein. Das Knarzen des gigantischen Eingangstors liess ihn aus seinen Gedanken zurück in die Realität kommen. Sie wurden von Leuten des Date Clans empfangen und ins Innere der Burg geleitet. Mogami war selbst noch nie hier gewesen und blickte sich interessiert um. Eigentlich ganz hübsch, obwohl es nicht an die wundervolle Burg des Mogami Clans herankam, fand der junge Erwachsene. Während seine persönliche Eskorte zu den Gastbaracken geführt wurde, wurde er selbst in die edlen Flure des Haupthauses der Burg geleitet. „Werter Mogami-sama, bitte warten Sie hier einen Augenblick. Wir werden Lady Yoshihime und Lord Terumune über ihre Ankunft informieren“, wurde ihm gesagt, bevor er in den Raum gedeutet wurde. „Gut.“ Seine Antwort war knapp und er zupfte bereits wieder an seinem Schnurbart, während er in den Raum trat. Es war ein schlicht eingerichteter Raum, die Papierschiebetüren auf der anderen Seite waren offen und gewährten einen Blick in einen Teil des Gartens. Der Schwarzhaarige setzte sich jedoch in die Mitte des bescheidenen Zimmers und wartete auf die Ankunft seiner geliebten Schwester.
 

Ein Geräusch in seiner Nähe zog allerdings Mogamis Aufmerksamkeit auf sich. Es schien von draussen zu kommen und hörte sich nach einer Person an. Da ihm warten sowieso zu blöd war, stand er wieder auf und ging zum anderen Ende des Raumes, um dort nach draussen sehen zu können. Tatsächlich war im Garten eine Person, genauer genommen ein kleines Kind. Er schätzte es nicht älter als etwa sechs Jahre ein. Bontenmaru, der Sohn seiner Schwester, von dem er schon viel aus ihren Briefen gehört hatte, wie er vermutete und eigentlich gab es da auch keine Zweifel. Der kleine Junge übte mit einem Holzschwert einige Hiebe und schien darin sehr vertieft zu sein. Es sah jedoch eher nach unkoordiniertem Fuchteln aus und als der braunhaarige Junge dann noch relativ unelegant Bekanntschaft mit dem Boden machte, konnte er sich ein schwaches, schadenfreudiges Lachen nicht nehmen lassen. Der Junge zuckte leicht zusammen, als er bemerkt worden war, stand dann aber sofort wieder auf und schaute in seine Richtung. Es war nur ein flüchtiger Blick, bevor dieser reissaus nahm. Mogami schüttelte leicht den Kopf. Na, wenn das der Nachfolger des Date Clans war, dann war er erst recht gegen dieses Bündnis. Er stapfte zurück in das Zimmer, wo er wenig später seine Schwester traf, nicht aber das Oberhaupt des Date Clans. „Entschuldige werter Bruder, aber Terumune-sama ist zurzeit nicht anwesend. Vor morgen Abend wird er wohl nicht hier sein.“ Der Angesprochene winkte ab, weil es ihm sowieso lieber war, wenn er ihm nicht begegnete, und er tauschte sich lediglich mit seiner Schwester aus, die ihm Tee zubereitete, wie sie es schon vor ihrer Heirat getan hatte. Sie war immer noch so schön wie vor sechs Jahren. Kaum zu glauben, dass er sie schon so lange nicht mehr gesehen hatte. Sie unterhielten sich ein wenig, bis sich die Schiebetür öffnete und eben jener Junge aus dem Garten eintrat. „Das bist du ja, Bonten. Komm her“, sagte Yoshihime und das Kind leistete artig Folge. Sie stellte den Jungen wie nicht anders erwartet als ihren Sohn vor, der ihm nun gegenüberstand und ihn anstarrte. Ein strammes Bürschchen mit zwei grossen Kulleraugen, die jedoch so scharf wie die eines Raubtieres waren. Die Augen hatte der Kleine definitiv von seinem Vater, obwohl die weich wirkenden Gesichtszüge auf jeden Fall die seiner geliebten Schwester waren. Dennoch mochte er den Gesichtsausdruck nicht. Bontenmaru wandte sich kurz darauf von ihnen ab und wollte den Raum wieder verlassen. „Bontenmaru! Was soll dieses Benehmen? Zeig deinem Onkel etwas mehr Respekt!“ Der Junge hörte aber nicht hin. Oh, wie er diesen Rotzlöffel jetzt schon überhaupt nicht mochte.
 

Als er gegen Abend, als es dämmerte, von einer Bediensteten der Burg in ein Nebengebäude geführt wurde, wo er die kommenden paar Tage nächtigen würde, hielt ihn auf einmal etwas an seinem langen Mantel fest. Mogami schaute über seine Schulter nach hinten und blickte in ein Paar scharfe Kulleraugen, die ihn von unten her anfunkelten. „Ich fordere dich heraus, alter Onkel!“ Die Augenbraue des Schwarzhaarigen zuckte gefährlich, als er so angesprochen wurde, und die Bedienstete wandte sich rasch um. „Bontenmaru-sama! Benehmt euch bitte. Hören Sie bitte nicht auf ihn, werter Mogami-sama. Kommt schon, lasst den Mantel los“, sprach die etwas überfordert wirkende Frau abwechslungsweise mit ihnen und versuchte das Händchen des Jungen von dem Mantel zu lösen. Diese hatte sich jedoch trotzig in den Stoff gekrallt und schien nicht eher loslassen zu wollen, bis er nicht zugestimmt hatte. In solchen Momenten mochte er Kinder nicht sonderlich, doch gab Mogami schliesslich nach, auch um dem frechen Gör eine Lektion zu erteilen. „Gut, kleiner Wicht, ich nehme deine Herausforderung an.“ Kaum hatte er diesem Kindertheater zugestimmt, liess der Kleine los und seine Augen leuchteten wie die eines Kindes, das gerade ein Geschenk erhalten hatte.
 

Kurz darauf stand er dem kleinen Bontenmaru gegenüber, natürlich beide nur mit einem Holzschwert bewaffnet. Irgendwie fand er die Situation lächerlich, aber er würde jetzt mal nicht so sein, zumal der Junge die Sache ernst zu nehmen schien. Nur wenige Sekunden später griff ihn dieser an. Es war für Mogami lediglich eine kleine Spielerei und er gab dem viel Jüngeren eine Weile lang die Oberhand, bis er ihn hinterlistig wie ein Fuchs attackierte und sofort ausser Gefecht setzte. „Nochmal!“, hauchte der Braunhaarige völlig ausser Atem und schnappte sich das Holzschwert erneut. „Nein“, antwortete er und wandte sich ab. „Ich mag keine sinnlosen Auseinandersetzungen. Gegen so schwache Gegner schon gar nicht, Kleiner.“ Damit war die Sache für ihn erledigt. Er hätte zu dem Zeitpunkt nicht gedacht, wie anstrengend dieser Aufenthalt noch für ihn werden würde...
 

Ständig klebte dieses kleine Balg an ihm, wollte Revanche, egal wie oft er ihn spielerisch besiegen konnte, und liess sich einfach nicht mehr abwimmeln. Selbst als Date Terumune wieder in der Burg war, liess der kleine Junge nicht nach und dieser arrogante Vater unternahm nicht einmal etwas dagegen. Er wusste schon, warum er den Date Clan nicht mochte. Dass ihm aber selbst seine Schwester in den Rücken fiel, hätte er nicht erwartet. „Er scheint dich zu mögen“, war alles, was sie dazu sagte. Er war nicht hierhergekommen, um den Babysitter für einen Möchtegern Samurai zu spielen! Sein Besuch basierte auf politischer Basis, zumindest hatte er das gedacht.
 

Am vierten Tag ergab er sich und spielte das ganze Spiel mit. Jedoch liess er es sich nicht nehmen, dem ehrgeizigen Jungen ein paar Lektionen zu geben. Schliesslich sollte aus dem Kleinen nicht so ein Barbar werden wie dessen Vater war. „Was tun wir hier, Onkel?“ Bontenmaru starrte auf den hübschen Holztisch, auf dem zwei Tassen Tee standen. „Wir trinken Tee.“ Mogami nahm dabei seine Tasse und trank einen grosszügigen Schluck dieses wundervoll gerösteten Grüntees. „Warum?“ Der Junge klang nicht sonderlich begeistert und drehte das fein gefertigte Porzellangefäss in seinen Händen. „Richtige Gentlemen festigen ihre Beziehung zueinander, statt dass sie sinnlose Kämpfe führen. Bei einem guten Tässchen Tee geht das am besten, mein Junge.“ Der Angesprochene runzelte die Stirn, trank dann aber brav mit. Irgendwie war sein Neffe schon niedlich, auch wenn ihn dieser deutlich mehr Nerven kostete.
 

Mittlerweile liess ihn der Kleine nicht einmal mehr in der Nacht in Ruhe. Dieser schlich sich nämlich zu ihm, auch wenn es ihm ein Rätsel war, wie er es schaffte. „Erzähl mir von deinen Kämpfen, von Dewa und deiner Burg!“ Mogami seufzte erledigt, weil er eigentlich gerne seinen Schönheitsschlaf gehabt hätte, aber Bontenmaru blickte ihn erwartungsvoll aus seinen leuchtenden Kinderaugen an. So ergab er sich und ging dem Wunsch des Kindes nach. „...Und dann hab ich ihn, schlau wie ich bin, angegriffen und ihn überrumpelt. Keiner ist so clever wie Meinereiner, der listige Fuchs von Dewa!“ Der Schwarzhaarige hielt inne, als er keine Antwort auf seine Erzählungen erhielt – er hatte sich selbst etwas zu sehr in seinen heldenhaften Geschichten verstrickt – und schaute neben sich. Sein Neffe war eingeschlafen, dicht an ihn gekuschelt. Mogami seufzte leise, kam aber nicht darum herum leicht zu lächeln. Kinder waren manchmal wirklich schwierig und dieser kleine Rebell ganz besonders.
 

Am siebten Tag war es an der Zeit wieder mit seiner Eskorte zurück nach Dewa zu reisen. Ohnehin war er lange genug hier in Oshuu gewesen. Der Abschied bei seiner Schwester fiel relativ kurz aus und Terumune bekam er gar nicht erst wieder zu Gesicht, da dieser scheinbar Besseres zu tun hatte, als seiner Abreise beizuwohnen. Ein wenig empört darüber war er schon und beleidigt strich er sich über seinen Kinnbart. „Onkel Mogami!“ Er drehte sich um, als die Kinderstimme hinter ihm erklang und sein Neffe völlig ausser Atem auftauchte. „Du gehst schon? Warum hast du nichts gesagt?“ Bontenmaru wirkte fast schon beleidigt, aber vielmehr wirkte er aufgewühlt. „Ich war nicht hier, um dich zu bemuttern, Kleiner, und nun ist es an der Zeit für mich zu gehen.“ Der Schwarzhaarige klang sachlich, weil es schon irgendwie seltsam war zu gehen, da er den Braunhaarigen doch auf eine Weise ins Herz geschlossen hatte. Der Junge krallte sich in seinen Mantel, wie er es an seinem ersten Tag getan hatte, nur sahen ihn diese grossen Augen nicht mehr so scharf an wie damals, sondern fast schon... traurig? Mogami wandte das Gesicht ab, weil er so einem Blick nun wirklich nicht standhalten konnte. „Kommst du wieder...?“ Die Frage hörte sich unsicher an, fast schon ein wenig ängstlich. Er drehte sich wieder zu seinem Neffen um. „Wenn du ein hervorragender Mann wirst, der einem Gentleman würdig ist, komm ich vielleicht wieder“, meinte er deshalb und lächelte ermunternd. Das Gesicht des Jungen hellte sich auf und er nickte motiviert. Mogami wuschelte Bontenmaru durch die braunen Haare, bevor er sich abwandte und mit seinen Leuten die Burg von Yonezawa verliess. Es würde vermutlich schon ein wenig einsam werden, aber in Dewa würde ihn wieder genug anderes erwarten. Die Übernahme des Mogami Clans stand schliesslich bevor.
 

~*~
 

Mogami seufzte und trank seine Tasse Tee leer, während er von der Burg aus auf den Fluss hinuntersah. Sechs Jahre waren vergangen und er war ziemlich beschäftigt gewesen. Unterdessen war sein Vater in den Ruhestand getreten und er war jetzt Herr des Mogami Clans. In all dieser Zeit hatte er seinen Neffen nicht ein einziges Mal mehr besucht, geschweige denn ihn in irgendeiner Form erneut getroffen. Die Briefe seiner Schwester hatten auch abgenommen, weshalb er nicht genau wusste, was vor sich ging. Allerdings schien es innerhalb des Date Clans jede Menge Probleme zu geben. Wenn er die letzten Briefe seiner Schwester richtig verstanden hatte, hatte sie ihren ersten Sohn verstossen und wollte ihren zweiten Sohn als Nachfolger für den Clan einsetzen. Mogami wusste nicht genau, was die Umstände waren, jedoch schien sein Neffe auf einem Auge erblindet zu sein. Natürlich war das kein Vorteil, um einen Clan zu übernehmen, aber ihn gleich zu verstossen? Vielleicht wäre ein Besuch in Oshuu angebracht? Nein, es wäre ungünstig für die Mogami, sich jetzt in interne Angelegenheiten des Date Clans einzumischen, obwohl bereits einige der Berater gemeint hatten, dass sie diese Situation als Vorteil nutzen sollten. Bestimmt wäre es ein cleverer Schachzug, aber irgendwie sträubte sich etwas in ihm. „Mogami-sama!!“ Der Feudalherr zuckte zusammen und liess dabei fast seine Tasse fallen. Empört drehte er sich zum Störenfried um. „Was? Habe ich nicht schon oft genug gesagt, dass ich während meiner Teepause nicht gestört werden will?!“
 

„Selbstverständlich.“ Der Mann machte eine tiefe Verbeugung und schien auf seine Worte zu warten. „Nun denn, was ist so dringend, dass ich in meiner Ruhe gestört werde?“
 

„Ihr habt einen Gast.“
 

„Gast? Ich erwarte keine Gäste...“ Mogami dachte nach. Zwar hatte er einige Massnahmen ergriffen, damit er die umliegenden Adelsfamilien unter sein Kommando bringen konnte, aber für Besuch war es von denjenigen noch zu früh, selbst wenn seine Pläne gut verliefen. „Es ist der junge Lord Date Masamune von Oshuu.“ Wenn er jetzt noch Tee gehabt hätte, dann hätte er sich bestimmt aufs übelste verschluckt. „Bitte?!“
 

Als er gehört hatte, wer ihn hier gerade unangekündigt besuchte, war er mehr als nur überrascht. Mit dem Besuch seines Neffen hätte er wohl zuletzt gerechnet, zumal aus dem Kind jetzt lediglich eine pubertierende halbe Portion geworden ist, die zwar die Zeremonie des Erwachsenwerdens erfolgreich hinter sich gebracht hatte, was schon der neue Name aussagte, aber bestimmt war es immer noch der gleiche Bengel wie früher. Dass er mit seiner Vermutung weit daneben lag, stellte Mogami fest, als er seinem Gast im Raum für Besucher persönlich gegenübertrat. Der kleine Junge von damals war kaum wiederzuerkennen. Er war ein ganzes Stück gewachsen und seine Statur wirkte nicht mehr kindlich, sondern eher wie die eines reifenden Kriegers. Obwohl sich an der Frisur kaum etwas geändert hatte, war dessen Gesicht völlig anders. Der Braunhaarige trug eine Augenklappe über dem rechten Auge und sein linkes wirkte kühl und scharf wie eine Messerklinge. Die Gesichtszüge an sich waren ebenfalls markanter geworden. Das war nicht mehr der aufgestellte Junge, den er gekannt hatte. Das Erblinden des ältesten Sohnes war also wahr, ebenso die Krisen innerhalb des Date Clans...
 

„Onkel... Lange ist’s her“, sprach der noch sehr junge Mann und er war erleichtert, dass sich dessen Stimme noch immer sehr kindlich, wenn auch recht ernst anhörte. „Masamune-kun... Was führt dich nach Dewa? Und... wer ist dieser Mann?“ Sein Blick fiel auf einen jungen Mann, der ein gutes Stück älter war als Masamune selbst. Dessen Augen waren ebenso scharf und sehr aufmerksam. „Mein Vertrauter, Katakura Kojuuro.“ Der vorgestellte Mann machte eine höfliche Verbeugung, sagte jedoch nichts, weshalb seine Aufmerksamkeit schnell wieder auf seinem Neffen lag. Dieser lächelte kurz bitter, bevor er zu einer Antwort ansetzte. „Ich dachte mir, dass ich das Land, von dem du damals erzählt hast, mit eigenen Augen sehen sollte. Und ich verlange eine Revanche.“ Die Worte machten den Schwarzhaarigen stutzig, jedoch äusserte er sich dazu nicht, sondern zupfte lediglich an seinem Schnurbart, wie er es immer tat, wenn er über etwas nachdachte. „Wie wäre es mit einer Tasse Tee?“
 

„Wie es Gentlemen machen, um Beziehungen zu festigen?“ Masamune lächelte schwach. Er selbst konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Genau wie es Gentlemen machen.“
 

Tatsächlich sassen sie wenig später in seinem Teezimmer, das er zu seiner persönlichen Erholung und vollkommenen Genuss des Getränkes eingerichtet hatte. Masamunes Vertrauter wartete draussen auf sie, damit sie sich privat unterhalten konnten, allerdings herrschte die meiste Zeit eher eine erdrückende Stille. Es schien nicht so, als würde der Braunhaarige etwas erzählen wollen, und er selbst hatte auch nichts zu berichten, was den Jungen hätte interessieren können. Er wusste noch nicht, wie er mit seinem veränderten Neffen umgehen sollte. „Erzählst du mir wieder von deinen Geschichten?“ Etwas erstaunt liess Mogami seine Tasse sinken und schaute sein Gegenüber an. Ein wenig Kind von früher steckte wohl doch noch in ihm, sodass er schwach lächelte und dieser Bitte nachkam. Während seinen wie immer äusserst übertriebenen Kriegsgeschichten, in denen er mit seiner Schlauheit prahlte, wirkten die Gesichtszüge Masamunes fast wieder so weich wie früher, ganz so als hätte er diese Geschichten wirklich vermisst. Dieses Mal schlief der andere aber nicht ein und später waren sie sogar in ein Gespräch über Literatur vertieft. Er war erstaunt, welch geistige Entwicklung der Junge bereits hinter sich hatte. Er schien ein intelligenter Bursche geworden zu sein.
 

Schliesslich kam es so, dass sich seine Gäste aus Oshuu für eine Weile hier in der Burg aufhalten würden. Wie er erfahren hatte, wusste die Familie über seinen Besuch hier zwar Bescheid, was sie jedoch nicht zu kümmern schien. „Mogami-dono.“ Er hielt an, als er seinen Namen hörte, und drehte sich um. Vor ihm stand dieser Vertrauer seines Neffen, Katakura, wenn es ihm recht war. „Verzeiht unser plötzliches Auftauchen. Masamune-sama hatte sich wirklich sehr gewünscht Euch wiederzusehen.“ Er äusserte sich nicht dazu. Ihm ist schliesslich aufgefallen, dass er wohl so etwas wie eine rettende Insel für den Jungen war, was ihn im Grunde nicht einmal störte, obwohl es Probleme mit sich bringen konnte. „Katakura-kun, ihr seid hier in Yamagata solange willkommen, wie ihr bleiben möchtet.“ Mehr sagte er nicht dazu und liess den Mann stehen, der sich wohl seit einer Weile um seinen Neffen gekümmert hatte.
 

Am Tag darauf fand die Revanche statt. Es waren nun keine Holzschwerter mehr, sondern richtige Schwerter. Der Braunhaarige besass ein einziges Schwert, das sogar relativ wertvoll aussah, während er seinen eleganten Degen zog. Katakura schaute ihnen wortlos zu. Obwohl es nicht mehr blosses Gefuchtel war, war es auch keine nennenswerte Technik, die der Kleinere an den Tag legte, weshalb auch dieses Duell beinahe so schnell entschieden war wie damals. „Vielleicht solltest du lieber wieder auf ein Holzschwert umsteigen“, meinte der Schwarzhaarige überlegen und erntete einen funkelnden Blick. „Aber du hast Fortschritte gemacht“, fügte er an, bevor er sich abwandte. Das war nicht gelogen, denn er hätte nicht erwartet, dass der andere trotz Handicap so gut sein würde. „Nochmal.“
 

„Du änderst dich wohl nie, Masamune-kun.“ Dem Angesprochenen legte sich ein freches Grinsen auf die Lippen und so setzten sie ihr Tun fort. Es fühlte sich nostalgisch an und er konnte fühlen, dass es seinem Neffen genauso ging. Das Resultat änderte sich wie schon bei ihren vorherigen Duellen nicht, wobei er vielleicht nicht ganz fair dabei war. Er hatte sich den Nachteil des Jungen zunutze gemacht und ihn oft aus dem toten Winkel seines Blickfeldes attackiert. „Masamune-sama!“ Katakura hechtete zu dem Braunhaarigen, der atemlos auf dem Boden kniete. „Mogami-dono, das-“

„Sei still, Kojuuro. Das war noch gar nichts.“ Schnell schwieg der Vertraute und blickte zwischen ihnen hin und her. „Masamune-kun, komm wieder, wenn du dich einem Gentleman würdig erweist.“ Mogami blickte über die Schulter nach hinten und sah im linken Auge seines Neffen dasselbe Feuer, das er schon zu jener Zeit gesehen hatte. So sehr sich die Umstände im Date Clan verändert zu haben schienen, ein Teil der halben Portion schien noch immer das Kind zu sein, das er zu mögen gelernt hatte.
 

Masamune blieb noch zwei weitere Tage, forderte ihn allerdings nicht mehr heraus, sondern hielt sich lediglich in seiner Burg auf, trank Tee mit ihm und liess sich Geschichten von ihm erzählen, wenn er Zeit dazu hatte. Natürlich entging ihm das Gemunkel in der Burg nicht und den Vorschlag seiner Berater, den Jungen auf Wunsch Yoshihimes zu eliminieren, ignorierte er ebenfalls. Er wollte diese tapfere Seele nicht ihres Weges berauben.
 

In der Nacht vor der Abreise seines Neffen und dessen Vertrauten besuchte ihn der Braunhaarige und hinderte ihn wie schon einmal an der nächtlichen Ruhe. „Du bist wirklich unmöglich, Masamune-kun.“ Der Kleinere lachte leise, was wohl das erste Mal seit seiner Ankunft war. „Kannst du mir eine letzte Geschichte erzählen?“ Mogami seufzte, ging aber darauf ein und holte zu einer besonders spektakulären Story aus. „...und so hat der Fuchs den Drachen hinters Licht geführt, sodass-“ Der Schwarzhaarige sah zur Seite und lächelte. Der Kleine war eingeschlafen, schon wieder. Unverbesserlich dieser kleine Wildfang. Er zog die Decke vom Futon über den schlummernden Jungen, der halt doch nur ein Kind war.
 

Dann kam der Abschied. „Ich werde den jetzigen Date Clan vernichten und alle die mir dabei im Weg stehen dazu. Wenn ich das geschafft habe, komm ich wieder, Onkel“, waren die letzten Worte seines Neffen vor der Abreise und er schaute diesen etwas überrascht an. Masamune meinte es ernst, aber irgendwie hatte er sich so etwas bei dem Sohn eines Kriegsbarbaren schon gedacht. „Dann werde ich dich an diesem Tag mit einer Tasse wundervollen Tees erwarten.“
 

„Wie es Gentlemen tun?“
 

„Wie es Gentlemen tun.“

Die elegante Blume im Schutz des Felsens

Seufzend rieb er sich die Schläfen und schloss die Augen einen Moment. Das Licht der Laterne auf dem Tisch erhellte den Raum nur spärlich und das flackernde, kleine Feuer spielte mit den Schatten, die es warf. Schon eine ganze Weile brütete er über den Kriegsplänen, aber er kam einfach nicht weiter. Es war auch nicht leichter, wenn man mehr als 20 Züge vorausplanen wollte. Zu viele Faktoren könnten seine hervorragende Strategie noch beeinflussen und die ganzen Feldzüge nichtig machen. Vor allem musste er sich vor dem Strategen aus Aki in Acht nehmen. Mori Motonari war ein gefährlicher Gegner und plante ebenso sorgfältig wie er, Takenaka Hanbei, persönlicher Stratege der Toyotomi Armee. Zwar hatten sie ein Bündnis mit dem cleveren Feudalherrn geschlossen, doch wusste er nur zu genau, dass dieser das Bündnis nur aus reinem Eigennutz eingegangen war. Darum musste er sich genau überlegen, wie er die Armee weiterführen sollte. Immerhin wollte der Hellhaarige schnellstmöglich, dass sein Freund und Lord das Land unter seiner Führung einigen konnte. Noch während er diesen Gedanken dachte, überrollte ihn ein Hustenanfall. In seiner Brust zog es sich schmerzhaft zusammen und er krallte seine Hand in den Stoff seines Oberkörpers, während er die andere vor seinen Mund hielt. Der Schmerz kam nur sporadisch, doch häufte sich dieser zusammen mit seinen Hustenanfällen in letzter Zeit. Ja, Zeit, etwas, das er kaum noch hatte... Mit einem bitteren Blick schaute er auf seine blutbesudelte Hand, nachdem der kurze Anfall bereits wieder abgeklungen war. Seine Zeit lief immer schneller ab. Hanbei musste sich beeilen, wenn er noch miterleben wollte, wie Hideyoshi siegte. „Hanbei.“ Der zierliche Mann schreckte auf und blickte zur Tür des Raumes. Am Eingang stand wie ein gigantischer Fels sein Freund und sein Ausdruck war trotz der festen, ernsten Gesichtszüge besorgt. „Hideyoshi...“, sagte er nur, als er den ersten Schrecken überwunden hatte und schob einen Papierberg leicht zur Seite, damit er den anderen besser sehen konnte. „Es ist schon spät. Du solltest nicht so lange über deinen Plänen brüten. Morgen ist dafür immer noch genug Zeit.“ Der Angesprochene schaute aus dem Fenster. Der Mond stand hoch am Himmel und betonte, wie tief die Nacht bereits war. „Ja, ich war ohnehin so gut wie fertig“, meinte er und lächelte schwach. Der braunhaarige Riese musterte ihn einen kurzen Augenblick stumm, bevor er sich mit einem Nicken von ihm abwandte und verschwand. Hanbei seufzte innerlich und starrte erneut auf die Pläne. Vielleicht sollte er es wirklich gut sein lassen, da er auch nach Stunden nicht weitergekommen war. Der Hellhaarige erhob sich und griff nach der Laterne, um damit zu seinem Schlafgemach zu gehen. Er spürte seinen Anfall von eben immer noch etwas. Dass ausgerechnet er von so einer erbärmlichen Krankheit befallen werden musste...
 

Als hätte sein Körper seine Gedanken mitbekommen, rebellierter dieser mit aller Kraft gegen ihn. Der Schmerz in seiner Brust übermannte ihn erneut und bohrte sich wie kaltes Eisen in ihn. Hanbei taumelte und stützte sich an der Wand des Flurs ab. Seine Atmung stockte und der Schmerz schnürte ihm jeglichen Laut in der Kehle ab. Er verkrampfte sich und krallte sich so fest in den Stoff seines Oberteils, dass bestimmt nicht mehr viel fehlte und dieser reissen würde. Seine Knie gaben nach und er rutschte die Wand entlang auf den Boden. Dicht darauf folgte ein Hustenanfall und der zierliche Stratege fing zu würgen an. Blut spritzte auf den Holzboden unter ihm und lief in die dünnen Ritzen. Noch nicht... Er konnte dieser verfluchten Krankheit noch nicht jetzt erliegen. Er hatte noch so viel zu tun...! Dennoch konnte er nicht verhindern, dass sich der stechende Schmerz von seiner Brust aus in seinen gesamten Körper ausbreitete und peinigend pulsierte. Hanbei kam dagegen nicht an und verlor das Bewusstsein. Die Laterne, die er bis dahin fest in der Hand gehalten hatte, fiel dumpf auf den Boden und erlosch.
 

Der zierliche Mann wusste nicht, wie lange er bewusstlos gewesen war, aber als er zu sich kam, war er in seinem persönlichen Zimmer, in seinem Futon und trug einen leichten Kimono. Hanbei blinzelte, bevor er erschrocken hochfuhr. Wie spät war es?! Er musste sich noch den Plänen widmen! Er durfte keine Zeit verschwenden, er-! Die Schiebetür wurde mit einem leisen Rattern aufgemacht und liess ihn in seiner Panik zusammenfahren. An der Tür stand Hideyoshi in seiner Kampfrüstung und blickte ernst in den Raum. „Du bist wach.“ Der Kleinere nickte und sah auf seinen Schoss. „Ich hab mir deine Pläne angesehen und ich werde für den nächsten Feldzug aufbrechen.“ Rasch hob der kränkelnde Stratege den Kopf. „Wie? Ich komme mit! Gib mir nur einen Augenblick und wir können losreiten.“ Hastig erhob er sich und wollte nach seiner Kriegskleidung greifen, die unweit von ihm sorgfältig gefaltet lag. „Nein.“ Die Stimme klang hart und ernst und der Angesprochene wandte sich um. „Natürlich. Mir geht’s gut und der nächste Schritt erfordert zusätzliche Führung, ansonsten geht der Plan nicht auf und-“
 

„Mitsunari übernimmt das. Du bleibst hier und ruhst dich aus.“
 

„Aber-“
 

„Hanbei! Das ist ein Befehl oder willst du dich mir widersetzen?!“
 

„Hideyoshi...“ Der Kleinere liess die Schultern hängen und senkte den Kopf. In Momenten wie diesen hasste er seinen gebrechlichen Körper am meisten. Er konnte unmöglich tatenlos Däumchen drehen und auf bessere Gesundheit warten, die ohnehin niemals kommen würde. Aber er wollte auch nichts gegen die Aufforderung seines Freundes sagen, denn er war ihm klar unterlegen. „Hanbei.“ Der Hellhaarige sah auf, als er diese grosse, kräftige Hand auf seiner schmächtigen Schulter spürte, und sah direkt hoch in diese entschlossenen, starken Augen. „Ich brauche dich. Darum tu mir den Gefallen und bleib hier.“ Im Gegensatz zu vor einigen Minuten klang die Stimme des anderen nicht mehr so herrisch, sondern fast schon sanft. Die grosse Hand auf seiner Schulter wanderte hoch zu seinem Kopf und strich durch sein seidiges Haar. Eine Geste, bei der er jeglichen Willen zu trotzen verlor. „Schön, dann werde ich eben hier bleiben“, seufzte Hanbei und die Hand in seinem Haar zog sich zurück. Der grossgewachsene Mann trat zurück, bevor er sich zur Tür wandte. „Gut so.“
 

„Pass auf dich auf, Hideyoshi“, meinte er, auch wenn es eigentlich niemanden gab, der dem anderen hätte gefährlich werden können. Sein Freund war stärker als all die anderen Möchtegern-Helden, die das Land an sich reissen wollten. Hideyoshi gab nur nickend einen zustimmenden Laut von sich und ging. Hanbei blieb alleine in seinem Zimmer zurück. Ein wenig zerknirscht liess er sich auf den Futon zurücksinken. Ihm blieb wohl nichts anderes übrig als die jetzige Situation zu akzeptieren. So war er Hideyoshi sicherlich keine grosse Hilfe und das traf ihn fast noch mehr, als die Tatsache, dass er hier verweilen musste. Zudem fürchtete er insgeheim, dass ihm sein Freund irgendwann den Rücken kehrte, wenn er sich so von seinem schwächlichen Körper kontrollieren liess, und das wollte er auf keinen Fall.
 

~*~
 

Im Endeffekt hatte er es in der Burg in dem kleinen Raum nicht ausgehalten und war kurzerhand in die Stadt gegangen. Hanbei trug einen leichten Kimono und sein Schwert an seiner Seite ordentlich festgebunden. Er kam jedoch nicht nur in die Stadt, weil er Zeit totschlagen wollte, sondern weil er wie so oft einen ganz bestimmten Laden besuchen wollte. Den Leuten um sich herum schenkte der Hellhaarige kaum Beachtung und marschierte geradewegs zu seinem Ziel. Es war nur ein kleiner Laden und für einen Unwissenden wohl kaum als solchen erkennbar. Hinzu kam, dass sich dieser in einer schmalen Seitengasse befand. Hanbei öffnete die morsch wirkende Schiebetür mit den vergilbten Papierfenstern und ihm stieg der übliche Geruch von Kräutern und Räucherstäbchen entgegen. Der Raum war nur matt mit Licht erfüllt und in einer Ecke sass ein alter, Pfeife rauchender Mann auf einer Tatami Matte. „Oh, wenn das nicht Takenaka-kun ist! Ich dachte mir schon, dass es bald wieder an der Zeit für einen Besuch ist“, war die Begrüssung des Mannes und er wirkte erfreut. Er selbst nickte nur zur Begrüssung und liess seinen Blick schweifen. „Das Übliche, nehme ich an?“
 

„Richtig, aber dieses Mal hätte ich lieber eine stärkere Dosis.“ Der alte Mann runzelte die Stirn und blickte ihn ernst an. „Takenaka-kun... Ich habe dir schon mehrere Male gesagt, dass es die Krankheit nicht heilen wird.“
 

„Ich brauche mehr Zeit, das ist alles.“ Der andere seufzte und erhob sich. „Ich verstehe, dass du mehr Zeit willst, aber die Medizin ist kein Garant dafür und eine höhere Dosis könnte unangenehme Nebenwirkungen mit sich bringen, wenn nicht sogar deinen Zustand verschlechtern“, erklärte der alte Herr sachlich und verschränkte die Arme. „Ich gehe dafür jedes Risiko ein, solange es eine minimale Chance gibt, ihn noch etwas länger zu unterstützen“, meinte Hanbei lediglich und schaute den Doktor, den er schon seit ein paar Jahren besuchte, ernst an. Dieser seufzte geschlagen und obwohl er zögerte, kramte er nach etwas in einem der kleinen Schränkchen. „Hier, aber überleg es dir gut. Es wäre eine Schande, wenn du dein ohnehin noch junges Leben unnötig weiter verkürzt.“ Dem zierlichen Mann wurde ein Stoffbeutelchen in die Hand gedrückt, das er sogleich in seinem Kimono verschwinden liess. „Es ist eine Schande, ein Hindernis zu sein. Ich weiss genau, was ich tue und daran wird mich keiner hindern.“ Mit diesen Worten liess er den alten Doktor einfach stehen und verliess das schon etwas baufällige Gebäude. Er hatte schliesslich noch zu tun.
 

~*~
 

Die Brühe, die sich durch aufgekochtes Wasser und dem Inhalt des Beutelchens ergeben hatte, sah alles andere als appetitlich aus. Sie schmeckte auch genau wie sie aussah, aber Hanbei war sich diesen bitteren, leicht erdigen Geschmack bereits gewohnt. Denn er nahm diese kleine Tinktur schon länger zu sich und obwohl deren Wirkung mit der vergehenden Zeit weniger zu werden schien, half sie ihm trotzdem, nicht schon in den nächsten Tagen das Zeitliche zu segnen.
 

Nachdem er den Kampf gegen die Bitterkeit gewonnen hatte, brütete er wieder über seinen Plänen. Er musste weiterkommen. Das war er Hideyoshi eindeutig schuldig. Dabei überflog er auch nochmals die Karte für den Feldzug, zu dem der Lord der Toyotomi aufgebrochen war. Er zweifelte nicht an Mitsunaris Fähigkeiten, doch wäre er lieber selbst mitgeritten. War dieser Schachzug aber ein Erfolg, hatten sie für weitere Schlachten einen klaren Vorteil und darauf war der Hellhaarige aus gewesen. Während sein Blick über die Karte glitt, hielt er plötzlich inne. Dann wanderten seine Augen ruckartig von einem Punkt zum nächsten auf dem Papier. Einen Sekundenbruchteil später weiteten sich seine Augen erschrocken. Nein! Er hatte einen Denkfehler gemacht! Wobei Denkfehler nicht der korrekte Ausdruck war, sondern es treffender war zu sagen, dass er etwas nicht bedacht hatte. In seinem Kopf begann es angestrengt zu arbeiten. Zwar war Mori auf ihrer Seite, aber er hatte nicht mit einkalkuliert, dass er die Armee aus dem Osten zu einem Angriff animieren könnte, ohne dabei selbst als Drahtzieher dargestellt zu werden. Gut wie er den Feldherrn von Aki kannte, hätte ihm das gleich auffallen müssen, zumal er diesem Spione in die Armee eingeschleust hatte. Noch relativ ruhig bleibend sah er sich die Möglichkeiten der feindlichen Armee an und stand dann polternd auf.
 

Das war nicht gut! Zwar würde selbst ein grösserer feindlicher Angriff Hideyoshi nicht bezwingen können, jedoch würde es einen grossen Verlust in ihre eigene Streitmacht reissen, was wiederum mehr als nur ungünstig war. Er musste sofort aufbrechen und die Bedrohung auf ihre rechte Flanke auf der Stelle unterbinden. Noch konnte es nicht zu spät sein. Zur Sicherheit kontrollierte er auch noch einmal die linke Flanke, aber dort bestand keine Gefahr und selbst wenn ungewollte Hindernisse auftauchen würden, war Mitsunari ein Mann, der zuverlässige Entscheidungen traf.
 

Schnell hatte er sich in sein Kriegsgewand geworfen und trommelte eine grössere Einheit zusammen, mit der er schon Minuten später aufbrach. Die Hufe der Pferde donnerten über den trockenen Boden und wirbelten Steinchen und Dreck auf. Hanbei war stur auf die Sicht vor ihm fixiert, während er gleichzeitig die Situation kalkulierte. Hideyoshi hatte mehrere Stunden Vorsprung und er kannte das Reittempo der Einheit. Wenn sie den Weg so ritten, wie er es sich vorstellt, konnten sie rasch eine Stunde aufholen, aber mehr war kaum möglich. In dieser Zeit war es unwahrscheinlich, dass der Feind zu grossen Schaden hinterliess, also bestand noch eine gute Chance, seinen Fehler zu eliminieren.
 

~*~
 

Als der Stratege das Schlachtfeld erreichte, hatten sich seine Vermutungen bestätigt, doch sah es bereits weitaus schlechter für die Toyotomi aus als er erwartet hatte. Auf der Stelle gab er den Befehl für den Angriff und mischte sich ins Geschehen ein. „Hideyoshi!“ Auf dem ernsten Gesicht des riesigen Mannes zeichnete sich für den Bruchteil einer Sekunde Überraschung ab, doch war seine Aufmerksamkeit schnell wieder auf die Schlacht zurückgefallen. Überall klirrten aufeinandertreffende Klingen, Kampfesschreie halten auf allen Seiten und das Stampfen von Pferden und Fusssoldaten erschütterte den Boden. Hanbei hielt sich nicht zurück und räumte jegliche Hindernisse mit präziser Geschwindigkeit aus dem Weg. Seine Klingen sausten wie eine angriffslustige Schlange zwischen den Leuten hindurch und rissen deren Leben mit sich.

 

Durch seine Verstärkung war die feindliche Armee ohne allzu grosse Verluste ihrer Männer zurückgeschlagen worden und würde die nächste Zeit auch keine Bedrohung mehr für sie darstellen. Hanbei war erleichtert, dass er es noch rechtzeitig geschafft hatte, bevor ihn stechender Schmerz in der Brust hustend in die Knie zwang. Er fühlte, wie ihm Blut an seinen Mundwinkeln hinunter sickerte und von seinem Kinn aus auf den Boden tropfte. Der zierliche Stratege versuchte ruhig zu bleiben, doch würgte es ihn einige Minuten, sodass es den Soldaten in seinem Umfeld auffiel. Wie er es hasste, so schwach und erbärmlich zu sein. „Hanbei-sama!“, erklang es von verschiedenen Seiten etwas entsetzt. „Schweigt! Es ist nichts!“, zischelte er angeschlagen und zwang sich zurück auf die Beine. „Hanbei.“ Der Angesprochene zuckte zusammen, richtete sich dann allerdings rasch auf und wischte sich das Blut aus dem Gesicht, ehe er sich zu seinem Freund umdrehte. Der Blick Hideyoshis traf ihn wie ein Blitz. Es war als würden Funken aus diesem eisernen Blick sprühen und irgendwie wirkte der andere noch viel grösser als sonst. Der Braunhaarige war wütend. Wütend auf ihn, der seinen Befehl ignoriert hatte. Dem Blick hielt er stand, bevor sich der Grössere abwandte und forsch zum Weiterreiten aufforderte. Der Hellhaarige ignorierte die verwirrten Gesichter der Soldaten, die zwischen ihm und Hideyoshi hin und her wanderten und stieg auf sein Pferd.
 

Sie kamen äusserst gut voran und als die Nacht ihr Kleid über den Himmel legte, bauten sie ihr Nachtlager auf. Es brachte nichts, die ganze Nacht hindurch zu reiten, zumal ihre Gegner ohnehin jederzeit mit einem Angriff rechneten. Da war es die intelligentere Idee, den Soldaten eine Pause zu gönnen. Der Stratege starte ins Lagerfeuer vor sich. Der Braunhaarige hatte kein Wort mehr mit ihm gewechselt, noch ihn eines Blickes gewürdigt. So wütend hatte er seinen Freund wirklich noch nie erlebt und das schlimmste war, dass er nicht verstand weshalb. Natürlich hatte er auf eigene Faust gehandelt, aber das tat er doch im Grunde ständig und schliesslich war es zum Wohle zukünftiger Feldzüge. Manchmal verstand er den anderen wirklich überhaupt nicht. Der Hellhaarige drehte sich nicht um, als er Schritte hinter sich hörte, doch als Hideyoshis feste Stimme hinter ihm ertönte, kam er nicht umhin über seine Schultern zu sehen. „Hanbei, wieso hast du meinen Befehl ignoriert und bist mir gefolgt? Habe ich nicht gesagt, dass alles nach Plan laufen wird?“ In dieser bebenden Stimme war noch immer deutlich Wut herauszuhören und der Gesichtsausdruck des Braunhaarigen war noch immer alles andere als begeistert. „Ich habe nur getan, was ich tun musste, Hideyoshi. Es war meine Schuld, dass ich den Überraschungsangriff nicht eher habe kommen sehen.“ Sein Geständnis schien an dem anderen allerdings vorbeizuziehen. „Damit wären wir klargekommen und das weisst du selbst.“
 

„Die Toyotomi Armee ist stark, aber trotzdem brauchen wir jeden Mann und-“
 

„Du hättest einen General schicken können, statt selbst hierherzukommen.“ Hanbei wandte den Blick ab. Damit hatte der Braunhaarige nicht Unrecht, aber er wollte die Sache selbst in die Hand nehmen, so egoistisch das auch klingen mag. Er sollte es sein, der Hideyoshi zum Sieg verhalf, und kein anderer. „Sag, Hideyoshi... Bin ich dir ein Hindernis?“ Der Kleinere sah seinen Freund nicht an, weil er sich schon denken konnte, dass er mit seinem schwächlichen Körper kaum von grossem Nutzen sein konnte und es deshalb mit Kopfarbeit kompensieren wollte. Das lange Schweigen wirkte sich nicht gerade positiv aus und er ballte seine Hand zur Faust. „Das ist es wohl, nicht wahr? Darum sollte ich in der Burg bleiben, hab ich Recht? Tut mir leid, aber das kann und werde ich nicht. Ich habe geschworen, dass ich dir dazu verhelfe, das Land zu einen und eine starke Nation zu machen, und davon bringt mich nichts ab!“ Gegen Ende seiner Worte hin drehte er sich vollkommen zu Hideyoshi um, damit dieser sehen konnte, wie ernst es ihm war, doch noch im selben Moment erstarrte der zierliche Stratege für einen Augenblick. Das vorhin noch so ernste, zornige Gesicht des Braunhaarigen war verschwunden und einem Ausdruck gewichen, den Hanbei nicht richtig deuten konnte. Es wirkte wie eine Mischung aus Sorge und Wehmut, aber das konnte wohl kaum möglich sein. „Hanbei, lass mich dir eines sagen... Als ein Hindernis habe ich dich niemals gesehen. Du bist unersetzlich und ich brauche dich.“ Der grosse Mann machte eine Pause. „Warum lässt du mich dann zurück?“, fragte der Hellhaarige misstrauisch und erhob sich nun. „Wenn du mich brauchst, dann lass mich an deiner Seite kämpfen!“ Hideyoshi musterte ihn für einige Sekunden schweigend, bevor er zu neuen Worten ansetzte. „Weil ich mir Sorgen mache.“
 

„Bitte?!“ Hanbei schnaubte empört und durch seine Aufregung, holte ihn wie schon so oft ein neuer Anfall ein. Schmerz erfüllte seine Brust, machte sie enger und tausende Nadeln schienen sich in sein Herz zu bohren. Nicht jetzt, jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Er versuchte gegen die Qual anzukämpfen, doch sorgte dies nur dafür, dass er mit donnerndem Husten Blut auf den Boden spuckte. Schnell hielt er sich eine Hand vor den Mund und versuchte seine zitternden Beine daran zu hindern, unter ihm wegzuknicken. Es gelang ihm nicht, doch in dem Moment, als er drohte auf den Boden zu fallen, hielten ihn zwei starke Arme fest und zogen ihn zurück auf die Beine. Noch immer röchelte Hanbei, doch war er gerade etwas zu überrascht, um dem Schmerz weitere Aufmerksamkeit zu schenken. „Hanbei, ich mag durchaus nicht so ein cleverer Stratege sein wie du, aber wie es um deine Gesundheit steht, habe selbst ich schon längst bemerkt.“ Der Angesprochene erstarrte und war froh, dass er dem anderen nicht ins Gesicht sehen musste. Das Letzte, das er gewollt hatte, war, dass der andere wusste wie schwach er war. „Weil du für mich unersetzlich bist, wollte ich nicht, dass du dein Leben sinnlos wegwirfst. Ich schätze, was du für mich tust, doch vergiss nicht, dass du ein wichtiger Teil unserer Zukunft bist.“ Die Hand des Braunhaarigen legte sich auf seinen Kopf und streichelte ihn wie man es bei kleinen Kindern tat. Das störte ihn nicht, sondern er sah eher ein wenig verblüfft  hoch. Dass sein Anfall vorbei war, merkte er nicht einmal. „Hideyoshi... Aber warum...?“
 

„Ich bewundere deine Stärke und die Art, wie du dich durch das Leben kämpfst, um deine Ziele zu erreichen. Es hat mich damals schon sehr beeindruckt, wie stark du trotz dieser Schwäche bist. Darum wollte ich dich unbedingt an meiner Seite haben und das hat sich bis heute nicht geändert. Hanbei, bleib an meiner Seite, bis wir all unsere Ziele erreicht haben.“
 

„Hideyoshi...“ In seiner Stimme konnte er Überraschung und auch ein klein wenig Freude nicht verbergen. Seine Wangen hatten sich in ein leichtes Rot gefärbt, was man glücklicherweise nur mit dem Lagerfeuer im Hintergrund und durch seine Maske nicht sehen konnte. Die Worte von eben waren beinahe mehr als er gerade verarbeiten konnte und er krallte sich leicht an der Rüstung des grossgewachsenen Mannes fest. Die Hand auf seinem Kopf wanderte in seinen Nacken und zwei Finger reichten aus, um seinen Kopf nach oben zu drücken, sodass er keine andere Wahl hatte, als seinen Freund direkt anzusehen. „Tust du mir diesen Gefallen?“ Der zierliche Mann brauchte einige Sekunden, bis er realisierte, worauf sich die Frage bezog, doch dann nickte er leicht. „Selbstverständlich. Habe ich das nicht ohnehin versprochen?“ Hanbei lächelte schwach und gab einen erstaunten Laut von sich, als ihn der andere mit einem Arm auf einmal hochhob, sodass ihre Köpfe mehr oder weniger auf gleicher Höhe waren und sich ihre Blicke trafen. Der Hellhaarige konnte sich nicht genau erklären weshalb, aber sein Herz begann schneller zu klopfen.
 

Es war ein seltsames Gefühl, als sich tatsächlich ihre Lippen berührten. Hideyoshis Barthaare kitzelten seinen Hals, während dessen Daumen seine Seite streichelte. Der Kuss an sich wirkte etwas unbeholfen, fast so, als würde der Braunhaarige fürchten, einen wertvollen Schatz zu zerstören, wenn er zu forsch vorgehen sollte. Hanbeis Mundwinkel bogen sich leicht nach oben, bevor er wieder etwas Abstand zwischen sie brachte. „Hideyoshi, könntest du mich wieder runter lassen?“
 

„Mhm?“ Der Grössere wirkte nicht so, als würde er dies sofort geschehen lassen wollen. „Die Soldaten wirken ein wenig… irritiert“, fügte der Hellhaarige deshalb an. „Oh...“ Kurz darauf wurde er wieder auf dem Boden abgesetzt und stand auf seinen eigenen Füssen. Hanbei zupfte sich seine Kleider zurecht und räusperte sich, sodass sich die Handvoll Soldaten eilig etwas anderem widmeten. Danach drehte er sich seinem Freund wieder zu. „Wie müssen morgen früh weiterreiten. Es ist das Beste, wenn wir schlafen gehen.“
 

„Davor sollten wir vielleicht noch einmal über die Pläne schauen.“ In den Augen des Feudalherrn war ein eindeutiger Glanz zu erkennen. Der Stratege lachte leise. „Das sollten wir.“ Zwar konnte er seine Zeit nicht unendlich verlängern, aber er würde seinem Schicksal noch so lange trotzen, bis sie ihr Ziel erreicht haben würden. Seit dieser Nacht hatte er das Gefühl, dass er es auf jeden Fall schaffen würde.

Der Todestanz am dunklen Bankett des Sensenmanns

Es hatte ihn wie ein Hagelsturm aus Pfeilen getroffen, als Nohime ihnen nach der Schlacht am Honganji Tempel entsetzt berichtete, dass Akechi Mitsuhide sie verraten und sich Honnoji unter den Nagel gerissen hatte. Ranmaru hätte so eine Tat niemals von Mitsuhide erwartet. Lord Nobunaga hingegen schien entweder nicht überrascht gewesen zu sein oder hatte einfach nur die totale Kontrolle über seine Emotionen; die hatte der kleine Bogenschütze nicht. Ein Cocktail aus Entsetzen, Wut und auch Enttäuschung brodelte in ihm. Wie konnte es dieser weisshaarige Verräter nur wagen!
 

„Nobunaga-sama! Ich werde Mitsuhide ausschalten und ihn büssen lassen!“ Ranmaru war fest entschlossen, den anderen für diesen unverzeihlichen Verrat zur Strecke zu bringen.
 

Sein Lord überliess ihm diese Aufgabe und der Junge brach mit einigen Soldaten sofort nach Honnoji auf. Er würde den Sensen schwingenden Krieger nicht nur büssen lassen, sondern vor allem auch zur Rede stellen. Sie waren doch so kurz vor ihrem Ziel gewesen und nun machte Mitsuhide alles kaputt! Wie konnte er nur?! Es war nicht so, dass er ihn sonderlich mochte, aber er hatte in dem langhaarigen Mann einen grossen Rivalen gesehen, der mit ihm um die Gunst des Dämonenkönigs gekämpft hatte. Er hatte ihn deswegen akzeptiert und dann passierte dieser Verrat. Der Braunhaarige hätte nicht beschreiben können, wie er sich deswegen fühlte, und während sie im Eiltempo nach Honnoji ritten, machte er sich Gedanken darüber. Soweit er zurückdenken konnte, war Mitsuhide bereits ein Teil der Oda Armee gewesen, als er sich dieser angeschlossen hatte.
 

„Oh? Du bist also das Kind, das Lord Nobunaga unbedingt folgen wollte. Es wird interessant sein zu sehen, wie dich der Krieg langsam zerfrisst.“
 

„Ich bin kein Kind mehr! Ich, Ranmaru, werde dafür sorgen, dass Nobunaga-sama mich als Teil seiner Armee akzeptiert!“
 

Das Schicksal wollte es sogar oft so, dass er mit Mitsuhide zusammenarbeiten musste. Ihm war immer ein Rätsel gewesen weshalb, zumal er den Weisshaarigen von Anfang an überhaupt nicht gemocht hatte.
 

„Maru, Mitsuhide, das ist eure nächste Aufgabe.“
 

„Wie es aussieht, sind wir wieder zusammen unterwegs, Ranmaru~.“
 

„Tze. Steh mir bloss nicht im Weg, Mitsuhide!“
 

Seltsamerweise waren sie trotzdem ein relativ gutes Team. Nicht, dass er sonderlich viel davon halten würde, weil er den Langhaarigen nie als einen Freund oder dergleichen betrachtet hatte, aber die Tatsache, dass sie sich gut ergänzt hatten, blieb. Vielleicht war es auch, weil sie das gleiche Ziel vor Augen hatten, nämlich die Aufmerksamkeit Nobunagas. Es wäre auch gelogen, wenn er behaupten würde, dass er ohne Mitsuhide so weit gekommen wäre. Ranmaru war am Anfang nur ein schwacher Junge gewesen, der das Bogenschiessen interessant fand, mehr nicht. Durch die Begegnung mit dem Sensenmann von Yamazaki wurde er schnell stärker und besser, weil er diesem in nichts nachstehen wollte. Der braunhaarige Junge wusste deshalb nur zu gut, was es bedeutete einen Rivalen zu haben.
 

„Ranmaru-sama, seht!“ Die Stimme des Soldaten riss ihn aus seinen Gedanken und der Junge blickte nach vorne. Honnoji war nicht mehr weit entfernt und man konnte eine riesige, pechschwarze Rauchwolke am Himmel ausmachen. Honnoji musste in Flammen stehen... Ranmaru musste sich beeilen und er spürte bereits wieder, wie sein Blut zu kochen anfing. Je näher sie ihrem Ziel kamen, desto mehr Unruhe stieg in ihm auf. Viel zu viele Gefühle brodelten in ihm. Er musste sich beruhigen, denn er wusste selbst nur zu gut, dass er so nicht wirklich kämpfen konnte, geschweige denn Mitsuhide gegenübertreten.
 

Als ihre kleine Einheit dann endlich Honnoji erreicht hatte, gefror ihm für eine Weile trotzdem das erhitzte Blut. Alles stand in Flammen. Das Feuer riss die Gebäude gnadenlos nieder und alles fiel den roten, lodernden Zungen zum Opfer. Das Holz ächzte und stürzte knarzend in den Feuersschlund. Rauch stieg endlos in den Himmel empor und färbte ihn pechschwarz. Heisse Asche rieselte über ihnen auf den Boden und der hässliche Geruch von Verbranntem lag in der Luft. Das Klirren von Metall und gedämpfte Schreie liessen den Schluss zu, dass es noch immer Soldaten gab, die der Armee von Mitsuhide trotzten, doch wurden diese Klänge zunehmend weniger. Ranmaru hatte nun schon viele Schlachtfelder gesehen, aber das hier war etwas anderes. Das war der Ort, an dem er bis vor kurzem noch unter der Obhut von Nobunaga gelebt hatte. Es mochte sich unnatürlich anhören, aber dieser Anblick traf ihn mehr als seine zerstörte Heimat. Es war fast so, als würde er am Tor zur Hölle stehen. „Ranmaru-sama... Was sollen wir tun?“ Die Stimme neben ihm klang bestürzt und der kleine Junge atmete einmal tief durch, bevor er den Griff um seinen grossen Bogen festigte und vom Pferd sprang. „Wir greifen natürlich an!“ Mit diesen Worten rannte der junge Bogenschütze los und stürzte sich in das chaotische Getümmel ohne weiter auf die anderen Soldaten zu achten.
 

Eine gewaltige Hitzewelle schlug ihm entgegen, als er das brennende Gelände betrat und das Atmen fiel ihm bereits nach den ersten Schritten schon schwerer. „Mitsuhide! Wo steckst du, du Verräter!“, schrie er in die Flammen und blickte sich nach allen Seiten um, bereit für einen Angriff. Ranmaru kämpfte gegen die Hitze und den Rauch an, während er sich auf dem Anwesen bewegte. Nicht nur einmal war er dabei an Leichen vorbeigekommen und sie türmten sich auch weiterhin vor ihm auf. Diese Art war zweifellos die Handschrift des Weisshaarigen. Er musste also irgendwo hier sein und er würde ihn auf jeden Fall finden. Der kleine Bogenschütze tat sich jedoch immer schwerer. Der Rauch und die Hitze machten ihm extrem zu schaffen. Er hustete und seine Augen tränten wegen des beissenden Rauches, der aggressiv seinen ganzen Körper heimsuchte, während ihm die Feuersglut die Atmung erschwerte. Ranmaru würde in diesem Fall nie bis zu diesem Verräter vordringen können und bevor er dem Feuer noch selbst erlag, zog er sein braunes Halstuch über seine Atemwege. Viel helfen tat es nicht, aber ein wenig besser voran kam er dennoch. Mitsuhide konnte er auf dem brennenden Gelände trotzdem nicht mehr ausmachen und er war nahezu daran aufzugeben, als ihm unweit von dem Flammeninferno der kleine Pfad in einen Bambushain auffiel. Wie hatte er diesen schmalen Weg nur vergessen können? Immerhin war es ein Ort gewesen, an dem er sich immer wieder mal zurückgezogen hatte, um dem Weisshaarigen aus dem Weg zu gehen, wenn dieser seiner Meinung nach wieder viel zu lange in Honnoji gewesen war. Eilig bog Ranmaru in den Weg ein.
 

Der Braunhaarige konnte kaum fünf Schritte gehen, da hagelte es bereits von zwei Seiten Pfeile auf ihn ein. Die Pfeile zischten haarscharf an ihm vorbei und hinterliessen Schnitte in seinen Kleidern, als er nicht jedem Pfeil ausweichen konnte. Glücklicherweise wurde er nicht wirklich dabei verletzt. Flink wie Ranmaru war, hatte er schnell fünf Pfeile aus einem der beiden Köcher gezogen, zwischen seine schmalen Finger geklemmt und brauchte keine zehn Sekunden um zielsicher zurückzufeuern. „Versucht die mal abzuwehren, ihr Trottel!“, rief er, wobei seine Stimme durch das Halstuch sehr gedämpft klang. Zwar hatte er diese hinterlistigen Schützen treffen können, doch kamen bereits von vorne weitere mit Schwertern und Speeren bewaffnete Soldaten. Obwohl der kleine Bogenschütze das wohl flinkste Kerlchen in der Oda Armee war, so erwischte er auch mit seinem über Monate entwickelten Spezialangriff nicht jeden. Ranmaru wäre jedoch nicht Ranmaru, wenn er ein gewöhnlicher Schütze wäre und so rutschte er mit etwas Anlauf zwischen den Beinen der übriggeblieben Soldaten hindurch und riss diese mit seinem Bogen zu Boden. Die Hitze des Gefechts vermischte sich mit dem Fluchen seiner Feinde. Um innezuhalten hatte er jedoch keine Zeit, weshalb er sich mit einem gewaltigen Sprung vom Boden stiess und weitere Pfeile auf die Soldaten niederprasseln liess. Als er seine Hindernisse aus dem Weg geräumt hatte, zog er atemlos sein Halstuch wieder nach unten und preschte weiter auf dem schmalen Weg des Bambushains vor. Die Soldaten davor blieben nicht die letzten und der kleine Bogenschütze musste sich durch diverse Kämpfe schlagen. Der Braunhaarige war erstaunt, wie viele eigene Soldaten Mitsuhide wirklich in seiner Armee hatte. Vorher war ihm dies gar nie wirklich bewusst gewesen und im Land des Sensenmannes von Yamazaki war er ebenfalls nie gewesen. Nicht, dass es ihn überhaupt interessiert hatte, denn wichtiger war es gewesen, stets über Mitsuhide zu stehen, was die Gunst des Dämonenkönigs anging.
 

Dann erreichte er das Ende des Weges und er befand sich auf einem Hügel einer Lichtung mitten im Bambushain. Das Knarzen des ächzenden Holzes im Schlund des Infernos war hier nicht mehr zu hören und es wehte eine vergleichsweise kühle Brise, die die Blätter leise zum Rascheln brachte. Lediglich der Geruch von Verbranntem, der mit dem Wind noch hierhergetragen wurde, sowie der pechschwarze Vorhang am Himmel deuteten auf die Katastrophe nicht weit von ihm hin. „Mitsuhide! Wo bist du?!“, schrie der Junge quer über die Lichtung und hielt sich in Bereitschaft. Ein leises Lachen hallte auf der kleinen Fläche wider, das zweifellos nur einer Person gehören konnte. „Hier bin ich, Ranmaru~.“ Der Kleine fuhr herum, als er die Stimme hinter sich hörte und tatsächlich der langhaarige Mann vor ihm stand, der Verräter ihres Lords. Instinktiv machte Ranmaru einen Sprung zurück, da man bei Mitsuhide eindeutig vorsichtig sein musste. Der knochige Krieger trat vom schmalen Weg kurz vor der kleineren Fläche nun ebenfalls auf die Lichtung. Die Art wie sich der Weisshaarige bewegte, hatte ihn schon immer an eine zerbrochene Puppe erinnert. Langsam schlurfte ihm der Verräter entgegen, die spitzigen Enden seiner Sensen kratzten über den Boden und hinterliessen Kerben, während sein Kopf schräg zur Seite hing und die langen Haare die Hälfte des Gesichts verdeckten. Ranmaru schluckte leicht, blieb ansonsten jedoch vollkommen ruhig. „Sag, Ranmaru, wo hast du denn Lord Nobunaga gelassen?“ Diese ruhige, fast schon gebrechlich wirkende Stimme alleine brachte sein Blut bereits wieder zum Kochen. „Nobunaga-sama ist niemals ein Gegner für einen Verräter wie dich! Ich, Ranmaru, werde dich ganz alleine zur Strecke bringen!“ Seine eigene Stimme war laut, aber trotzdem beherrscht, denn er würde Mitsuhide nicht den Gefallen tun und Blösse zeigen. „Wie mutig von dir, ganz alleine hierherzukommen. Was für ein guter Junge du doch bist...“ Der Sensenmann von Yamazaki schloss seinen Satz mit einem amüsierten Kichern ab und blieb unmittelbar vor dem Bogenschützen stehen. „Behandel mich nicht wie ein Kind!“, knurrte er und bewegte seine Hand langsam in Richtung seines oberen Köchers. Mitsuhide legte den Kopf schief, sodass seine Haare zur Seite fielen. Seine Augen funkelten belustigt und seine Lippen hatten sich zu diesem hässlichen Grinsen verzogen, das Ranmaru überhaupt nicht an dem anderen ausstehen konnte. „Es wird sehr aufregend einem Kind, das den Terror einer Schlacht nicht kennt, zu zeigen, was wahres Grauen ist. Welch wunderbarer Zeitvertreib~!“
 

„Ich hoffe für dich, dass du dir bewusst bist, was dich erwartet!“, sagte der Kleinere und umschlang mit seinen Fingern einen Pfeil, ohne auf die vorherigen Worte des anderen einzugehen. Er würde dem anderen schon vorführen, wer hier wem wahren Terror zeigen würde. „Welch grosse Worte für eine halbe Portion, die sich wie ein richtiger Krieger aufführen will...“ Mitsuhide lachte deutlich amüsiert. „Ranmaru, ich werde dir ganz langsam zeigen, was es bedeutet ein Krieger zu sein. Stück für Stück.“ Der andere verfiel erneut in ein leises Kichern, bevor dieser plötzlich einen Kampfesschrei von sich gab und sich auf ihn stürzte. Obwohl er seine Hand bereits um den Pfeil geschlossen hatte, hatte er nicht genug Zeit diesen auf den Weisshaarigen abzufeuern und war zuerst gezwungen auszuweichen. Wie ein Betrunkener torkelte der knochige Krieger über die Fläche auf der Lichtung und führte Bewegungen aus, die ein normal Sterblicher höchstens Strassenakrobaten oder vielleicht noch Ninja zutrauen würde. Er kannte diesen ekstatischen Kampfstil des anderen nur zu gut und er spürte den Blutdurst, der ihm eiskalte Schauer den Rücken hinunterjagte.
 

Es war seine erste direkte und vor allem ernste Konfrontation mit dem Verräter und er musste zugeben, dass er diesen doch unterschätzt hatte. Mitsuhide gab ihm kaum die Möglichkeit Pfeile zu schiessen und mit seinem grossen Bogen hatte er doch sehr Mühe gegen zwei Sensen, die wie Raubtierzähne auf ihn niederschnellten, anzukommen. Schliesslich riss ihm ein gezielter Schwung mit einer der Sensen seinen Bogen komplett aus der Hand und Ranmaru wurde zu Boden geworfen. Noch im selben Moment wie er sich wieder aufrichten und nach dem Bogen hatte hangeln wollen, bohrte sich auf jeweils einer Kopfseite die Spitze einer Sense in den Boden. Der Braunhaarige hielt erschrocken die Luft an, als er fühlte wie Haarspitzen neben ihm auf den Erdboden fielen. Das erfreute Kichern Mitsuhides drang an seine Ohren und er blickte hoch. Die Haare des knochigen Mannes hingen wie kleine Vorhänge nach unten, als sich dieser leicht zu ihm hinunterbückte. „Wenn du noch fliehen willst, dann hast du jetzt noch die Gelegenheit dazu. Komm schon, flieh, kleiner Ranmaru, damit es noch viel mehr Spass macht dich zu vernichten!“ Der Weisshaarige brach in Gelächter aus und in seinen Augen funkelte beinahe schon etwas Teuflisches. „Als ob ich die Flucht ergreifen würde! Ich bin ein General von Nobunaga-sama!“, zischte der kleine Bogenschütze und nutzte den Augenblick, um Mitsuhide mit beiden Beinen kräftig in die Knie zu kicken. Tatsächlich knickte der weisshaarige Krieger ein und torkelte etwas nach hinten. Ranmaru rollte sich rasch zur Seite und griff nach seinem Bogen, bevor er schnell einen Sprung zurück machte, um mehr Abstand zu schaffen. „Mach dich nicht lustig über mich!“, knurrte der Braunhaarige und zog sich Pfeile aus dem Köcher. Er musste schnell sein. Der Verräter schlug jedoch alle Pfeile mit seiner einen Sense zur Seite und erlag einem freudigen Lachanfall, bevor er ein erheitertes Stöhnen von sich gab. „Wundervoll, Ranmaru! Du bist wirklich ein starkes Kind! Hahaha~!“
 

„Sei still! Du wirst für alles büssen!“, rief er und schoss die nächsten Pfeile, denen Mitsuhide jedoch fast schon spielerisch leicht auswich. „Oya oya~ Das ist gefährlich.“ Der dürre Krieger legte den Kopf schief nach hinten und schaute zu ihm. Ranmaru konnte spüren wie der Blutdurst des anderen noch weiter angestiegen war und sah wie dessen Augen gefährlich blitzten. Danach ging plötzlich alles sehr schnell. Der braunhaarige Junge hatte sichtlich Mühe mit dem Tempo von Mitsuhide mitzuhalten, da ihm dieser kaum eine Chance gab auf ihn zu schiessen, während er alle Hände voll zu tun hatte, um nicht von den tödlichen Sensen getroffen zu werden. Er musste dringend einen grösseren Abstand zwischen ihnen schaffen, denn so war er klar im Nachteil, doch wie sollte er dies nur anstellen?
 

Kurz darauf hatte er eine Idee und er lotste den bereits wieder völlig in Ekstase geratenen Kämpfer so auf der Lichtung umher, dass dieser den umliegenden Bambus niedermähte und dadurch automatisch eine grössere Kampfesfläche schuf. Es war ein kleiner Vorteil, aber schon wenige Meter mehr Abstand waren genug und der Junge hüpfte flink von einer Stelle zur nächsten, bis er endlich die Gelegenheit bekam zu schiessen. Allerdings hatte er auf dem niedergehackten Bambus einen ungünstigen Stand gehabt, weshalb er lediglich die linke Schulter des Langhaarigen traf. Der lustvolle Schmerzensschrei des anderen jagte ihm einen Schauer den Rücken hinunter. „Aaah~! Welch wundervoller Schmerz!“
 

Noch nie hatte Ranmaru den Sensenmann von Yamazaki verstanden und er wollte es im Grunde genommen auch gar nicht, denn dafür war ohnehin keine Zeit. Wie jeder andere Krieger wusste auch der kleine Bogenschütze, dass ein Zögern fatale Folgen haben konnte, besonders wenn der Gegner Akechi Mitsuhide hiess. Doch bereits die Zeit, in der er diesen Gedanken dachte, hatte er vertrödelt und noch bevor seine Hand erneut zu einem der Köcher schnellen konnte, wurde er von den Füssen gerissen und landete unsanft auf dem Boden. Die zerhackten Bambusrohre drückten ihm etwas schmerzhaft in den Rücken, bevor plötzlich kaltes Eisen durch seine Hand jagte. Ranmaru riss die Augen auf und ein Schrei drang aus seiner Kehle. „Oya~ was für ein bezaubernder Klang deine Stimme doch hat. Lass mich mehr davon hören, Ranmaru~.“ Mitsuhides Stimme klang begeistert und während dieser mit der Spitze seiner Sense in der durchgestochenen Hand stocherte, trat er mit einem Bein auf seinen anderen Arm. Ranmaru verbiss sich hartnäckig ein Wimmern und versuchte die heissen Tränen, die sich in seinen Augenwinkeln sammelten, zurückzuhalten. „Nanu? Warum bist du auf einmal so still, Ranmaru? Lass mich mehr hören~.“ Wie um seinen Worten mehr Druck zu verleihen, trat der Weisshaarige von ihm weg und rammte seine zweite Sense durch den noch einigermassen heilgewesenen dünnen Arm.
 

Ranmaru schrie und ihm wurde einen Augenblick schwarz vor Augen. Schmerz flutete seinen Körper und er konnte sich nicht mehr vom Fleck bewegen, wenn er sich nicht einen Arm abreissen oder seine eine Hand zerstören wollte. Er konnte jedoch nicht scheitern, er durfte nicht, denn sonst würde er niemals von seinem Lord akzeptiert werden. Er war doch so kurz davor gewesen und wenn Mitsuhide nicht gewesen wäre, dann hätte er sein Ziel bestimmt bereits erreicht. „Dein Leben... muss schon ziemlich langweilig gewesen sein, was?“, brachte der kleine Bogenschütze schweratmend hervor und schaute hoch in das unheimlich lächelnde Gesicht über ihm. „Hahaha, Ranmaru, du bist wirklich ein fantastischer Junge! Ich werde dafür sorgen, dass ich mit dir besonders viel Spass habe~.“ Der Weisshaarige beugte sich zu ihm herunter und streckte die Hand aus, um ihm wohl übers Gesicht zu streichen, doch der Kleinere liess sich das trotz des lähmenden Schmerzes nicht gefallen und trat mit seinen noch beweglichen Beinen nach dem anderen, der dies nur mit einem amüsierten Kichern abtat, ehe Mitsuhide nach dem Pfeil griff, der sich durch seine linke Schulter gebohrt hatte und ihn gewaltsam herausriss. Doch damit nicht genug, schlug er den blutigen Pfeil kraftvoll durch Ranmarus Bein, sodass ein weiterer gepeinigter Schrei über die Lichtung hallte.
 

Die Qual, die er gerade erlitt, war beinahe schon zu viel für ihn und er wusste nicht, was er dagegen tun konnte. Seine Arme und das Bein pochten und er hatte mit seinem Bewusstsein zu kämpfen. Es war nicht so, als wäre ihm die Härte eines Schlachtfeldes nicht bewusst gewesen, aber dass er sich irgendwann in so einer Situation wiederfinden würde, hätte er niemals erwartet. Es wäre gelogen, wenn er behaupten würde, keine Angst zu haben. Es konnte hier doch unmöglich das Ende für ihn sein?
 

„Nobunaga-sama, ich, Ranmaru, mache das!“
 

„Zeig mir was du kannst, Maru!“
 

Er hatte es doch endlich geschafft, dass Nobunaga ihn akzeptierte und er war kurz davor gewesen auch als einer der Generäle vollstens anerkannt zu werden...
 

„Ich, Azai Nagamasa, hab dich genauestens im Auge, Kind des Dämonenkönigs!“
 

„Kind des Dämonenkönigs? Wow! Das klingt so cool!“
 

Sogar unter anderen Feudalherren hatte er sich durch seine erfüllten Missionen einen Namen geschaffen. Er konnte hier nicht sein Ende finden, ansonsten wäre alles umsonst gewesen. Das Kind des Dämonenkönigs würde sich sicherlich nicht so einfach besiegen lassen! Schon gar nicht von einem Verräter. „Aus dir wäre bestimmt ein prächtiger Krieger und noch leckereres Opfer geworden, wenn du noch etwas gewachsen wärst. Wirklich zu schade, dass du jetzt bereits dein Ende gefunden hast...“ Die Stimme Mitsuhides holte ihn wieder aus seinen Gedanken in die Realität. Der andere war ihm bedrohlich nahe und er hatte ihm einen Pfeil aus dem Köcher gezogen, den er in seinen Händen drehte als wäre es ein unbekanntes Spielzeug. „Ich hasse dich, Mitsuhide... Aber ich wette, das freut dich...“, hauchte Ranmaru und funkelte den Älteren aus seinen wässrigen Augen an. Tatsächlich lachte der Angesprochene leise, während er mit seinen Finger über die scharfe Pfeilspitze strich. „Du bist wirklich ganz schön frech geworden, Ranmaru, nicht wahr?“ Nach diesen Worten strich Mitsuhide mit dem Pfeil über die Kleidung des wehrlosen Schützen und liess die scharfe Spitze hin und wieder etwas tiefer sinken, sodass sich der Stoff teilte und die Haut darunter entblösst wurde. Manchmal tauchte er die Klinge der Spitze auch unter die zarte, helle Haut, sodass Blut hervorquoll und eine feine rote Linie bildete. Ranmaru biss die Zähne zusammen. „Du bist doch krank.“ Der Angesprochene lächelte ihn bloss an und fuhr mit dem Finger den blutigen Linien nach, bevor er ihn fast schon ein wenig zu vergnügt ableckte. „Die widerhallende Qual und diese hinreissenden scharlachroten Muster... Aah~ wie brilliant es doch ist! Gefällt es dir nicht auch, Ranmaru~?“
 

Dem Braunhaarigen wurde beinahe schlecht. Nicht nur hatte er mit dem Schmerz zu kämpfen, sondern auch mit dieser Widerwärtigkeit und Perversion eines Mannes, den er nie wirklich zum Feind haben wollte. Seine Situation schien wirklich aussichtslos. „Ranmaru-sama!!“ Der Kleine horchte auf und drehte seinen Kopf leicht zur Seite. Soldaten, die mit ihm nach Honnoji geritten waren, waren auf der Lichtung erschienen und schienen sichtlich entsetzt. Mitsuhide liess von ihm ab und richtete sich wieder zu seiner vollen Grösse auf, bevor er sich den Männern zuwandte. „Oya oya~ Wer hätte gedacht, dass sich hier noch Lebende befinden.“
 

„Verrat wird mit dem Tod bestraft, Akechi Mitsuhide!“ Der Angesprochene lachte und zog die Sensen aus dem Boden. Ranmaru schrie unterdrückt auf, als das bereits vom Blut seines Körpers aufgewärmte Metall aus seinen Wunden gezogen wurde. „Na schön, ich werde gern mit euch tanzen, also unterhaltet mich~“, sagte der Weisshaarige, ohne weiter auf den Jungen zu achten und attackierte mit einem erheiterten Kampfesschrei die Handvoll Soldaten. Ranmaru wusste, dass jetzt seine Chance war, doch brannten seine tiefen Verletzungen jetzt noch viel mehr und Blut strömte unaufhörlich aus den Wunden. Dennoch rappelte sich der Bogenschütze mühevoll in eine sitzende Position auf. Sein Arm hörte kaum noch auf ihn und seine Hand war taub vor Schmerz. Bevor allerdings alles noch schlimmer werden würde, löste er sein Halstuch und zurrte es um die offene Wunde an seinem Arm. Danach riss er zügig Stoff von seinem ohnehin zerfetzten Oberteil ab, um diesen um seine Hand zu wickeln. Den Pfeil in seinem Bein liess er stecken, brach ihn aber, damit er durch die Länge des Pfeils nicht unnötig behindert wurde. Anschliessend griff er nach seinem Bogen, der in seiner Nähe gelegen hatte, und raffte sich zurück auf seine Beine. Zugegebenermassen fiel es ihm ziemlich schwer stehen zu bleiben, geschweige denn seinen Bogen in der Hand zu halten, aber er musste Mitsuhide aufhalten. Dieser hatte nämlich gerade den letzten noch stehenden Soldaten in zwei geteilt. Blut tropfte von den gerundeten Klingen der Sensen und Teile der weissen Haare waren dunkelrot gefärbt.
 

„Oya~? Du stehst bereits wieder? Dann gib dein Bestes, kleiner Ranmaru, und versuch mich zu töten~. Du willst schliesslich von Lord Nobunaga gelobt werden, nicht wahr~?“ Die düsteren Augen des Älteren blitzten gefährlich, als sich dieser erneut zu ihm umdrehte und er leckte sich vorfreudig über die Lippen. Der junge Bogenschütze schluckte, denn jetzt war er komplett auf sich allein gestellt und er hatte nur noch diese eine Chance den Weisshaarigen zu besiegen. Die Bewegungen von dem Sensenmann waren langsam und trunken, während dieser auf ihn zu schlurfte. Ranmaru machte sich bereit und in der nächsten Sekunde schnellte Mitsuhide mit einem heiseren Kampfesschrei auf ihn zu. Nur knapp konnte er den Klingen ausweichen und er hörte das Zischen der vorbei rasenden Klingen dicht an seinem Ohr. Der andere lachte als hätte er den Verstand verloren und drehte seinen Körper mit einer tanzenden Drehung, um ihn ungehindert mit Angriffen zu attackieren. So sehr sich der Kleinere auch zusammenraffte nicht das Bewusstsein zu verlieren und beständig weiterzukämpfen, so konnte er das nicht lange durchhalten, denn nach wie vor blockierte der knochige Krieger seine Gegenangriffe mit einem stetigen Klingenhagel. Es gab keine andere Möglichkeiten als auf Risiko zu spielen, solange er seinen Körper noch bewegen konnte, denn er hatte immer mehr Mühe den Bogen zu halten, geschweige denn seinen anderen Arm noch zum Zielen und schiessen zu benutzen.
 

So rannte der Braunhaarige auf den bereits wieder angreifenden Mitsuhide zu und als eine der Sensen seitlich auf ihn zu raste, liess sich Ranmaru auf den Boden nieder und rutschte durch den Anlauf unter der Sense hindurch direkt auf den anderen zu, den er dadurch direkt von den Füssen riss. Der kleine Junge war stolz auf seine eben geglückte Grätsche und nutzt sein noch unverletztes Bein für einen kräftigen Sprung, um von dem nun zu Boden gegangenen Kämpfer wegzukommen. Als dieser wieder dabei war aufzustehen, schoss der Bogenschütze Pfeile, von denen jeder einzelne sich in den Weisshaarigen bohrte. Mitsuhide gab ein eigenartiges Stöhnen von sich und obwohl sich mehrere Pfeile in dessen Körper gebohrt hatten, richtete sich dieser auf und drehte sich abermals zu ihm. „Haha~ Wirklich fantastisch! Aber nun reicht es... Zeit, das richtige Bankett beginnen zu lassen!“ Obwohl Blut aus den Wunden klaffte und Ranmaru sich mehr als nur sicher war, die wichtigen Organe getroffen zu haben, bewegte sich der andere mit dem Wahnsinn in seinem Blick auf ihn zu. Akechi Mitsuhide war in der Tat ein Monster, ein Sensenmann, mit dem nie jemand tanzen sollte.
 

Ranmaru konnte nicht leugnen, dass er gerade pures Grauen fühlte und er wich zurück. Er zog sich sogar noch weitere Pfeile aus dem nun so gut wie leeren Köcher und schoss sie auf seinen Gegner. Tatsächlich blieb Mitsuhide stehen und blickte auf die Pfeile in seiner Brust, bevor er wieder zu ihm sah. Blut lief ihm an den Mundwinkeln übers Kinn hinunter. Der Weisshaarige grinste, kicherte sogar leicht und setzte seine für den Moment eingefrorene Bewegung wieder fort. Das konnte doch nicht wahr sein... Ranmaru war nämlich am Ende seiner Kraft angelangt. Sein Arm gehorchte ihm nun definitiv nicht mehr und seine Beine zitterten durch die Anstrengung, die er hatte aufwenden müssen, um noch kämpfen zu können. Der dürre Krieger hob seine Sense und holte damit aus. Er musste ausweichen, aber seine bebenden Beine wollten nicht mehr und um den Bogen zur Verteidigung zu heben, reichte es nicht mehr. Er war das Kind des Dämonenkönigs, so ein erbärmliches Ende durch die Hand eines Verräters zu finden durfte nicht passieren. Die Sense schnellte nach unten und Ranmaru hielt die Luft an. Die Klinge sauste an ihm vorbei und er spürte den Luftzug durch die Wucht, bevor Mitsuhide neben ihm zu Boden ging und zusammengebrochen liegen blieb. „Hahaha... Welch unerwartete Wendung...“, röchelte der Weisshaarige und hustete. Der kleine Bogenschütze sah auf den anderen hinunter. „Du hast nur bekommen, was ein Verräter wie du verdient“, meinte er völlig erschöpft und stützte sich an seinem Bogen ab. „Du Volltrottel!“ Selbst als das sterbende Kichern nach dem letzten Atemzug verstummt war, zierte noch immer ein Grinsen das Gesicht des Sensenmannes von Yamazaki.
 

Ranmaru betrachtete den reglosen Körper noch eine Weile stillschweigend. Er hatte seinen Auftrag erfüllt und den Verräter ausgelöscht, doch fühlte es sich seltsam an. Was wohl zwischen ihnen passiert wäre, wenn Mitsuhide sie nicht verraten hätte? Der Braunhaarige hob mühevoll eine der Sensen auf, die er sogleich als zweite Stütze brauchte. Sein Blick fiel auf die blutverschmierte Klinge, die sein Spiegelbild in einem matten Rotton reflektierte. Akechi Mitsuhide... Ein wirklich furchterregender Rivale und Gegner.

Die schwarzen Federn wirbeln im Schneegestöber

Eilig huschte sie durch die Flure des Oyamazumi Schreins, um nach draussen zu gelangen. "Hime-sama! So wartet doch!", wurde ihr nachgerufen, doch das ignorierte sie dieses Mal gekonnt und ging hinaus ins Freie, wo sie endlich zum Stehen kam. Begeistert betrachtete sie die riesige Schneemasse, die alles komplett bedeckte. Es war ganz so wie in der Vision, die sie neulich gehabt hatte. Eine Vision, die gezeigt hat, wie sich alles in ein weisses Kleid hüllen und die Welt bedecken würde. Tatsächlich konnte Omishima in diesem Winter die grösste Menge an Schnee seit Jahrzehnten in der Geschichte der Insel verzeichnen und für Tsuruhime war es der erste richtige Schnee überhaupt. Fröhlich durch den wunderschönen Anblick der weissen Pracht ging sie auf einen kleinen Spaziergang, um sich alles anzusehen. Dabei steuerte sie gezielt den Wald in der Nähe des Tempels an.
 

Überall glitzerte es als würde sie in einem Meer aus kleinen Kristallen stehen und die Bäume, die ihr prächtiges Blätterkleid verloren hatten, erstrahlten in neuem Glanz durch den weissen Schleier, in den sie gehüllt waren. Hier und da hingen Eiszapfen von Bäumen und die kleinen Bäche sprudelten leise unter einer schillernden Schicht Eis. Manchmal sah sie Spuren von Rehen und Hasen. Als sie in der Lichtung ankam, in der sie sich öfters aufhielt, wenn sie Zeit für sich wollte, hielt sie an und sah hoch in die Baumkronen. Die Sonne strahlte mild auf sie herunter und Tsuruhime schloss einen Moment die Augen. Tief atmete sie die winterliche Waldluft ein und streckte ihre Arme in den Himmel, als würde sie sich strecken, bevor sie ihren Blick schweifen liess. Die Lichtung war in ihrem Winterkleid noch viel geheimnisvoller als sonst und sie fing leicht an vor sich hin zu träumen. Ob es da, wo ihr geliebter Ninja mit den schwarzen Dämmerschwingen war, auch so viel Schnee hatte?
 

Das Bild des anmutigen Mannes im Glitzermeer liess sie verlegen erröten und gleichzeitig fragte sie sich, wann sie diesen mysteriösen Krieger wiedersehen würde. "Wo du wohl bist, mein geheimnisvoller Ninja mit den schwarzen Dämmerschwingen?" Viel zu lange war es her, dass sie ihn gesehen hatte. War das letzte Mal vor einem Monat? Oder sogar vor zwei? Sie wusste es nicht und gedankenverloren malte sie mit der Fingerspitze Herzchen in den Schnee. Da fiel dem jungen Orakel ein, dass in ihrer Vision inmitten des weissen Kleides ein dunkler Schatten gewesen war, der sich langsam über das Kleid ausgebreitet hatte. Ob das vielleicht bedeutete, dass sie den mysteriösen Kämpfer bald wiedersehen würde? Ganz aufgeregt von diesem Gedanken tänzelte sie in kleinen Kreisen auf der Lichtung. "Bitte komm schnell hierher~!", rief sie und machte dabei ihre typische Pose, wo sie auf einem Bein stand und das andere Bein mit gestrecktem Knie nach hinten anhob.
 

Danach begann die Braunhaarige euphorisch damit, Schneefiguren zu bauen. Als sie mit ihrem Werk fertig war, betrachtete sie es leise kichernd. "Hehehe. Wenn es nur bald auch wirklich so sein könnte", murmelte das Mädchen und betrachtete die beiden Figuren, die sie und den geheimnisvollen Ninja darstellten, in der Hocke mit den Ellbogen auf ihren Oberschenkeln abgestützt und leichten Rotschimmer im Gesicht. "Aber da fehlt noch was..." Mit einem fröhlichen Grinsen pappte Tsuruhime ein Schneeherz in die Mitte vor die beiden kleinen Figuren und nickte zufrieden mit sich, auch wenn sie immer noch das Gefühl hatte, dass etwas fehlte. "Ah, ich weiss!" Daraufhin griff sie in ihren Kimono und zog ein kleines Stoffamulett hervor, auf dem feinsäuberlich die Zeichen für Schutz vor Gefahren und Bösem drauf gestickt waren. Jedes Mal, wenn sie es betrachtete, erfüllte es die Braunhaarige mit ein wenig Stolz, da sie es vor einer ganzen Weile extra gemacht hatte, um es dem Ninja mit den schwarzen Dämmerschwingen zu schenken. Gelegenheit dazu hatte sie natürlich nie bekommen, da dieser immer gleich verschwand oder die Umstände es nicht zugelassen haben. Da sie ohnehin nicht wusste, ob sie es ihm je geben konnte, legte sie es der kleinen Schneefigur um den Hals. Nun war es definitiv perfekt und sie betrachtete ihr Werk verträumt. "Hime-sama! Da seid ihr ja!" Das junge Orakel schreckte aus ihren Gedanken hoch und wandte sich um. "Kouno-san! Geniesst du auch den vielen Schnee?", fragte sie mit einem breiten Lächeln und erhob sich. Kouno war sowas wie ihr Berater, Aufpasser und engster Vertrauter gleichermassen, einer der Anführer des Kouno Clans und lebte mit ihr im Schrein. "Hime-sama! Dafür ist jetzt keine Zeit. Kommt bitte schnell zum Schrein zurück." Wenn der andere in diesem Tonfall sprach, dann war es meistens etwas wirklich Wichtiges. Ihr fröhliches Gesicht wich einem ernsten Ausdruck und sie nickte. "Ich habe verstanden."
 

~*~
 

Zurück im Oyamazumi Schrein erfuhr Tsuruhime, dass Besucher aus Matsuyama da waren und eine Audienz mit ihr wünschten. Ein wenig erstaunt war sie darüber schon, da Matsuyama ganz schön weit weg und die Reise bestimmt nicht einfach gewesen war; gerade durch den plötzlichen Schneefall. "Oh heiliges Orakel, wir danken Euch, dass Ihr uns in Empfang nehmt. Wir sind Gefolgsleute aus der Burg Matsuyama und unser Lord schickt uns mit einer grossen Bitte zu Euch." Kurz darauf hörte sie, dass in Matsuyama wertvolle Schätze aus der Burg gestohlen worden waren, die extrem wichtig waren, und bereits alles versucht worden war, um die Diebe zu erwischen und zur Strecke zu bringen, jedoch ohne Erfolg. "Ihr seid unsere letzte Hoffnung, heiliges Orakel. Bitte helft uns!" Die Braunhaarige lächelte freundlich und erhob sich anschliessend. "Keine Sorge, ihr könnt das ruhig mir überlassen!", sagte sie motiviert und verliess kurz darauf den Raum. Die Besucher schauten ihr verwirrt nach. "Wenn Sie sich bitte ein Weilchen gedulden würden, meine Herren", sprach Kouno und die Angesprochenen nickten.
 

Tsuruhime ging nach draussen und begann im Herzen des Schreins einen eleganten Tanz, der an einen grazilen Kranich erinnerte. Ein bisschen des Schnees wirbelte er dabei auf und verlieh dem rituellen Tanz eine zauberhafte Note. Nachdem die junge Priesterin für einige Minuten still getanzt hatte, unterbrach sie ihr Tun, zog einen Pfeil aus ihrem Köcher und schoss ihn in den Himmel. "Zeig mir eine Antwort." Licht erstrahlte und vor ihren Augen tat sich eine neue Vision auf. Eine glänzende Sternschnuppe fiel in ein weisses Meer gefolgt von furchteinflössenden Schatten. Ein Schloss versank in den Flammen des Chaos'. Erschrocken schloss Tsuruhime kurz ihre Augen und atmete einmal tief durch. Es schien ganz so, als wäre die Lage ernster als sie sich gedacht hatte. "Die Schätze befinden sich ganz in der Nähe von Oyamazumi. Leider kann ich nicht sagen, wo die Diebe sich befinden, aber ich werde nicht zulassen, dass sie so einfach davonkommen. Schon gar nicht auf dem heiligen Boden von Iyo!" Mit diesen Worten setzte sie ihre Leute in Bewegung, die den Gefolgsmännern aus der Burg Matsuyama bei der Suche nach den Dieben behilflich sein sollten. Sie selbst blieb vorerst noch im Schrein und machte sich Gedanken zur Vision. Nun war sie nicht mehr sicher, ob der Schatten in ihrer letzten Vision wirklich ihren geliebten Ninja mit den schwarzen Dämmerschwingen symbolisieren sollte. Ob es ihm gut ging? Tsuruhime schüttelte den Kopf, um nicht wieder in ihre Schwärmerei zu geraten, da jetzt wirklich nicht der Zeitpunkt dafür war.
 

So machte sich das junge Mädchen wenig später ebenfalls auf die Suche, da sie keine weiteren Eingebungen gehabt hatte. Die Diebe waren jedoch nicht auffindbar gewesen und der Himmel begann sich schon bald rot zu färben. Tsuruhime seufzte. Sie wollte den armen Leuten, die so weit gereist waren, unbedingt helfen. Ihr Blick fiel auf den Wald, in dem sie heute Morgen schon gewesen war. Zwar hatte ihr Kouno immer davon abgeraten den Wald zu betreten sobald es dunkel wurde – es schien wilde, gefährliche Tiere zu geben – aber vielleicht wurde sie dort fündig. Entschlossen setzte sie ihre Suche im Wald fort.
 

Es herrschte eine seltsame Stille, die ihr heute Morgen gar nicht bewusst gewesen war. Lediglich ihre Schritte im Schnee und das Säuseln des Windes waren zu hören. Sie liess den Blick schweifen, aber es unterschied sich nicht viel von ihrem vorherigen Besuch, ausser, dass das glitzernde Weiss einen rötlichen Ton reflektierte und es somit aussah als würde sie in einem roten Meer gehen. Noch während sie in diesen Gedanken hing, liess sie ein Geräusch aufschrecken, aber alles, was sie in dem Moment sah, waren ein paar schwarze Federn, die aus der Luft auf den Schnee bedeckten Boden hinunter fielen. "Ist das...?" Innert eines Sekundenbruchteils begannen ihre Augen zu glänzen und sie eilte hastig in die Richtung, in die sie glaubte gehen zu müssen. Ihr Herz begann ganz aufgeregt zu klopfen. "Mein geliebter Ninja mit den schwarzen Dämmerschwingen...! Warte auf-" Abrupt brach sie ihren euphorischen Satz ab und ihre aufkeimende Freude erstarb augenblicklich. "...mich." Unmittelbar vor ihren Füssen war der Schnee dunkelrot gefärbt, aber nicht etwa von der untergehenden Sonne, sondern weil es sich um Blut handelte. Sich die Hände vor den aufgeklappten Mund haltend starrte sie einen Moment lang auf den leblosen Menschen vor sich, an dem Krähen bereits zu picken begonnen hatten. "Wie schrecklich...", murmelte sie bestürzt und scheuchte kurz darauf die Krähen weg. Wenn sie sich das Emblem auf der Kleidung ansah, konnte dieser Mann nur zu den Leuten aus der Burg Matsuyama gehören. Tun konnte sie nichts mehr für diese Person, ausser einem kleinen Gebet sprechen und hoffen, dass sie die andere Seite ohne Probleme erreichen konnte.
 

Ein Schrei in der Stille des Waldes liess die Braunhaarige zusammenzucken. Alarmiert sah sie sich um. Ob die Diebe hier waren? Wenn dem so war, dann musste sie sich beeilen! Hastig rannte Tsuruhime in die Richtung, aus der sie glaubte den Schrei gehört zu haben. Es sollte auf keinen Fall noch eine Person sterben müssen. Das würde sie nicht zulassen!
 

Auf einmal verhakte sich ihr Fuss an irgendetwas und sie knallte unelegant, bäuchlings in die Schneedecke. "Aua..." Während sich das junge Mädchen wieder aufrichtete, sah sie sich den Fuss reibend nach dem schuldigen Objekt für ihren Sturz um. Etwas Dunkles ragte aus dem Schnee heraus. Obwohl es in der Nähe eines Baumes war, war es keine Wurzel. Die Braunhaarige klopfte sich den kühlen Schnee von der Kleidung und fischte das Objekt aus dem glitzernden Weiss. Es war eine kleine dunkel bemalte Holzkiste. Neugierig wie sie war, schob sie den Deckel zur Seite und zum Vorschein kam eine wunderschöne Keramikschale. Seltsam... Wie kam diese hierher? Sie liess den Blick schweifen und sie sah neben ihren eigenen Fusspuren noch andere, die zu dem Ort zurückzuführen schienen, an dem sie den Toten gefunden hatte. War diese Schale etwa...?! In diesem Augenblick erinnerte sich Tsuruhime wieder an den Schrei. Sie hatte keine Zeit hier rumzustehen! Schnell schloss sie die kleine Kiste wieder und eilte – diesmal auf die Fusspuren achtend – weiter.
 

Ihr Weg führte sie zur Waldlichtung, in der sie die kleinen Schneefiguren gebaut hatte. Allerdings... Ihr atemloser Gesichtsausdruck wich einem entsetzten. Die Lichtung sah aus als hätte hier ein Kampf getobt. Im Schnee waren deutlich Spuren kämpfender Menschen zu sehen, vereinzelt konnte sie Blutspritzer ausfindig machen, abgebrochene Äste lagen am Boden und... Tsuruhime biss sich traurig auf die Unterlippe, als ihr Blick an den völlig zertrampelten Schneefiguren hängen blieb. Sie lief auf die Schneeklumpen zu, die noch davon übrig waren, und liess den Kopf sinken. Die Braunhaarige ging in die Hocke und fuhr mit der Hand über ihr zertrampeltes Werk. Plötzlich erschrak sie. Es war weg! Schockiert darüber fing sie an im Schnee zu graben. Vielleicht war es einfach nur irgendwo unter den Schnee gerutscht, doch sie konnte das Schutzamulett, das sie für ihren geliebten Ninja mit den schwarzen Dämmerschwingen gemacht hatte, nicht wiederfinden. "Es muss doch hier irgendwo sein..."
 

"Sieh mal einer an, was macht so ein kleines Mädchen hier?" Tsuruhime hielt in ihrer Bewegung inne, ehe sie ihren Kopf umdrehte und eine kleine Gruppe Männer hinter sich sah. Auf der Stelle erhob sie sich und stellte sich den Fremden gegenüber. "Ihr seid bestimmt die gemeinen Diebe, nicht wahr?", fragte sie ernst, da die Aufmachung dieser Leute kaum einen anderen Schluss zuliess. Ein dreckiges Lachen war die Antwort auf ihre Frage. "Die Bezeichnung 'Diebe' klingt so abwertend. Ich würde es eher als Raritätensammler bezeichnen und das, was du da in der Hand hältst, ist Teil unserer Sammlung." Ihr Blick fiel auf die kleine Kiste, die sie bei sich trug. "Ihr gemeinen Diebe! Wie könnt ihr es wagen das heilige Land von Iyo mit euren Gräueltaten zu verunreinigen! Das werde ich nicht zulassen! Böse Menschen müssen bestraft werden!", rief sie und machte sich bereit, gegen die Diebe zu kämpfen. "Ein kleines Mädchen kann uns nicht gefährlich werden. Schnappt euch die Kiste!" Rasch bemerkte Tsuruhime, dass sie ihren Bogen unmöglich nutzen konnte, wenn sie mit einer Hand die Kiste festhielt. In dem Moment blitzte etwas auf und nur knapp konnte sie das Messer, das auf sie zuflog, mit ihrem Bogen wegschlagen und abwehren. Doch im selben Blick schlug ihr einer der Männer, die sich ihr schnellen Schrittes genähert hatten, den Bogen aus der Hand und griff nach der Kiste. Mit einem überraschten Schrei torkelte die Braunhaarige mit der Kiste in der Hand zurück und verlor das Gleichgewicht. Noch bevor sie die Chance hatte davonzukommen, griff eine grosse, kräftige Hand nach ihrem Fussgelenk, um sie daran zu hindern. "Lass los, du fieser Dieb!" Flink griff sie nach ihrem Köcher und zog damit dem Mann eins über, der daraufhin auch tatsächlich fluchend losliess.
 

Natürlich reichte das alleine nicht, da die Diebe eindeutig in der Überzahl waren, und so fand sie sich schon einen Augenblick später ruppig auf die Beine gezogen in einem Würgegriff. Die kleine Holzkiste landete ebenfalls wieder im Besitz dieser Kriminellen. "Schluss mit den Kinderspielchen. Wir haben die Kiste wieder."
 

"Und was machen wir mit dem Gör?"
 

"Uns vom Hals schaffen, was sonst?" Tsuruhime wurde ganz unwohl und sie versuchte sich so gut sie konnte zu wehren. "Au! Das freche Gör hat mich gebissen!" Sie torkelte leicht zu Boden, als sie losgelassen wurde, jedoch wurde sie noch im selben Augenblick unsanft an den Haaren gepackt und ihr Kopf in eine schmerzhafte Position gezogen. "Jetzt reicht's aber!" Das kalte Metall eines Kurzschwertes wurde gegen ihren Hals gedrückt und die Braunhaarige fror erschrocken ein. "Erst dachte ich, wir könnten uns noch ein wenig Spass mit dir gönnen, aber so ein lästiges Gör erledigen wir lieber gleich." Schon oft war sie in einer brenzligen Lage gewesen, aber noch nie in so einer wie gerade jetzt. Das war vermutlich auch das erste Mal, in der sie Angst verspürte; so richtige, nackte Angst und sie konnte nicht verhindern, dass ihr Körper zitterte. Kouno würde bestimmt wütend werden, wenn er davon wüsste, aber jetzt war sie sich nicht einmal mehr sicher, ob sie das wütende Gesicht nochmal sehen würde. "Uuh..." Tsuruhime öffnete ihre Augen, die sie aus Angst zugekniffen hatte, einen Spalt, aber noch bevor sie den Dieb hätte ansehen können, lehnte sich dieser auf einmal mit seinem ganzen Körpergewicht auf sie, sodass sie ein paar Schritte zurücktaumelte. Der Körper des Diebes glitt dabei an ihrem eigenen hinunter und landete mit einem dumpfen Geräusch im Schnee. "Huargh!", schrie ein anderer auf und sank kurz darauf ebenfalls zu Boden. Die restlichen Männer gerieten daraufhin in Panik, aber da es bereits dunkel geworden war, konnte man kaum etwas erkennen. Das junge Mädchen spürte lediglich einen Windzug und Schnee wurde an diversen Stellen aufgewirbelt. "Was ist hier los? Das- aargh!" Tsuruhime sah sich ebenfalls um, konnte aber genauso wenig erkennen wie die Diebe. Doch dann blieb ihr Blick an einem Wurfmesser im Körper des Mannes haften, der sie vorhin festgehalten hatte. Das war doch nicht... "Da!" Rasch wandte sie den Kopf und sah auf einem Ast eines Baumes einen Ninja stehen, der in der nächsten Sekunde bereits wieder verschwunden war, um hinter den verbliebenen Dieben wieder zu erscheinen, die sogleich ihr Leben lassen mussten. Mit einem leisen Klick-Geräusch liess der schweigsame Kämpfer seine Kurzschwerter in zurück in die Scheiden gleiten und hob die dunkle Kiste auf. "Du bist es wirklich... Ninja mit den schwarzen Dämmerschwingen! Du bist wirklich gekommen!" Die Braunhaarige lächelte froh, doch konnten sie ihre Beine nicht mehr halten und sie sank in den aufgewühlten Schneeboden. Tränen rannen ihr die Wangen herunter. Scheinbar sass der Schock von den eben erlebten Geschehnissen noch tief. Der Ninja bewegte sich stumm auf sie zu. "Das sind Tränen der Freude! Ich bin so glücklich, dass uns das Schicksal wieder zusammen geführt hat! Es-" Sie unterbrach sich selbst und hielt mit der Bewegung sich die Tränen aus den Augen wischen zu wollen inne, als sich eine Hand auf ihren Kopf legte und leicht über ihre Haare strich.
 

Zu ihrem völligen Unverständnis bildete sich ein Kloss in ihrem Hals. Den Tränenfluss konnte sie nun wirklich nicht mehr stoppen und Tsuruhime begann leise zu weinen. Erst tat der Ninja mit den schwarzen Dämmerschwingen nichts weiter als stumm ihren Kopf zu streicheln, doch irgendwann ging er vor ihr auf die Knie und das junge Mädchen hob das Gesicht. Sie konnte nicht sehen, wie der andere sie gerade ansah, dafür war es zu dunkel und durch die Schlitze des Helmes war nichts zu erkennen. Plötzlich wurde sie völlig unerwartet von dem schweigsamen Mann wie eine Prinzessin hochgehoben, sodass sie auf der Stelle vergass, dass sie gerade noch geweint hatte. "Wa-Wa!" Mehr brachte sie nicht heraus und ihre Wangen nahmen einen dunklen Rotton an. Ohne auch nur ein Geräusch von sich zu geben setzte sich der Ninja in Bewegung und sprang mit ihr in einem grosszügigen Tempo durch die Bäume. Tsuruhime konnte kaum begreifen was gerade geschah und ihre Sorgen waren auf einmal alle wie weggeblasen. Das konnte eigentlich nur ein Traum sein, aber sie spürte deutlich die Wärme des dunklen Kämpfers, was irgendwie beruhigend war. Ein schwaches Lächeln schlich sich auf ihre Lippen und gerade als sie die Augen schliessen wollte, streifte irgendetwas ihr Gesicht. Etwas verwirrt wollte sie sehen was es war und ihre Augen wurden gross. Um den Hals ihres Retters und Traumprinzen flatterte das Schutzamulett, das sie gebastelt hatte. Wie war das möglich? Irgendwie fühlte es sich nun wirklich beinahe wie ein Traum an. Die Braunhaarige kam nicht umhin vor Freude zu lächeln und ohne etwas dazu zu sagen, schloss sie die Augen. Es wär schön, wenn dieser Moment niemals enden würde, und falls es tatsächlich nur ein Traum sein sollte, wollte sie noch etwas länger weiterträumen.
 

Einige Minuten – ihr kamen es mehr wie Sekunden vor – später stoppte der Ninja mit den schwarzen Dämmerschwingen und landete wieder auf dem Boden. Tsuruhime öffnete die Augen und fand sich am Waldrand, nicht allzu weit vom Schrein entfernt, wieder. Er hat sie also extra bis hierher gebracht, weil es im Wald gefährlich war? Ihre Beine fühlten sich noch etwas wacklig an, als sie abgesetzt wurde, und sie schaute den Ninja an, der ihr stumm gegenüber stand, nicht recht wissend, ob er sie genauso anstarrte oder nicht. "Vielen Dank, mein wundervoller Ninja mit den schwarzen Dämmerschwingen! Ich weiss nicht, was ich ohne dich getan hätte", sprach sie und spielte ein wenig aufgeregt mit ihren Fingern. "Du hast mir schon so oft geholfen... Ich bin dafür wirklich dankbar und glücklich..." Als abermals eine Hand auf ihren Kopf gelegt wurde, hob sie ihr Gesicht an und starrte den anderen mit fast schon leuchtenden Augen an. "Mein Ninja mit den schwarzen Dämmerschwingen! Uah...!" Beim Versuch den dunklen Kämpfer mit einer Umarmung anzuspringen, verschwand dieser im Nichts, sodass Tsuruhime in den Schnee fiel und es über ihr einige schwarze Federn hinunter rieseln liess. "Weg ist er... Dabei wollt ich ihm doch richtig danken..." Ein wenig enttäuscht fing sie eine der Federn auf und starrte sie schweigend an. "Hime-sama! Hime-sama, wo seid Ihr?! Hime-sama!!" Die Braunhaarige schreckte hoch und richtete sich schnell wieder auf. "Kouno-san? Kouno-san!" Der junge Mann tauchte kurze Zeit später mit einer Fackel in der Hand in ihrem Sichtfeld auf und sie bewegte sich auf ihn zu. "Hime-sama! Da seid Ihr ja! Ich war krank vor Sorge!" Sie konnte den besorgten Gesichtsausdruck trotz der dunklen Schatten im Gesicht des anderen gut erkennen und sie fühlte sich ein bisschen schuldig. "Tut mir leid, ich wollte schon längst zurück sein."
 

Anschliessend ging sie mit Kouno zurück zum Schrein, nicht aber ohne einen letzten Blick auf die Stelle, wo sie von ihrem geheimnisvollen Ninja abgesetzt worden war, zu werfen. Unterwegs erzählte sie ihrem Begleiter, was alles geschehen war, und dass dieser alles andere als begeistert davon war, war absehbar gewesen, aber er äusserte sich erstaunlicherweise nicht weiter dazu.
 

~*~
 

Am darauffolgenden Tag wurden die Diebe und einige der Gefolgsleute aus der Burg Matsuyama aus dem Wald geborgen. Die Schätze waren soweit auch wieder aufgetaucht, bis auf eine kleine Holzkiste. "Das lässt sich nicht ändern, aber wenigstens können wir die anderen Objekte wieder zurückbringen", meinte einer der übrigen Männer mit einem Seufzen. "Ah!" Die kleine Holzkiste hatte doch der dunkle Ninja zuletzt gehabt... Sie hatte es durch die Erlebnisse gestern Nacht fast vergessen. "Ist irgendetwas, wertes Orakel?"
 

"Wie? Nein, nein!", winkte sie schnell ab und entschied sich aus der Situation heraus, dazu lieber nichts zu sagen. "Jedenfalls stehen wir tief in Eurer Schuld. Bitte nehmt das im Namen unseres Lords als Zeichen unserer Dankbarkeit an." Tsuruhime schüttelte den Kopf. "Eure Worte sind bereits Dank genug. Nutzt das Geld für eure Reise zurück nach Matsuyama." Sie lächelte und sah daraufhin Erleichterung und Dankbarkeit im Gesicht des Mannes.
 

Später verliessen die Leute aus Matsuyama den Schrein und das Land von Iyo. Die Braunhaarige begab sich danach in einen Raum, um ihre tägliche Meditation durchzuführen, doch konnte sie sich nach all den Geschehnissen nicht wirklich darauf konzentrieren. Sie erwischte sich selbst dabei, wie ihre Hände immer wieder auf ihren Kopf wanderten, an die Stelle, wo ihr schweigsamer Retter sie berührt hatte. Wie gern hätte sie mehr Zeit mit ihm verbracht...
 

Tsuruhime blieb unkonzentriert und grösstenteils untätig bis in den Abend hinein, sodass Kouno es für besser hielt, wenn sie sich etwas Ruhe gönnte. Schlafen konnte sie jedoch kaum. Zwar war sie die Nacht davor durch den Stress und den Schock sofort eingeschlafen, nicht aber heute. Nachdem sie eine Weile lang unruhig auf ihrem Futon rumgerollt war und an die Decke des Raumes gestarrt hatte, erhob sie sich und schob die Türen zur Seite, um nach draussen auf die Veranda zu gehen. Die kühle Nachtluft liess sie leicht frösteln und sie zog den Haori fester um sich. Nichtsdestotrotz war der nächtliche Anblick des Schreingartens wunderschön. Der Schnee reflektierte glitzernd das silberne Mondlicht und im blauschwarzen Nachtkleid funkelten tausende Sterne.
 

Sie betrachtete eine ganze Weile dieses nächtliche Bild, bis irgendwann plötzlich ein starker Windhauch den Schnee aufwirbelte und inmitten des kleinen Schneegestöbers eine dunkle Gestalt erschien. "Ninja mit den schwarzen Dämmerschwingen!", rief sie überrascht, als sie ihn sofort erkannte. Der dunkle Kämpfer bewegte sich lautlos und blitzschnell auf sie zu, bis dieser bei ihr auf der Veranda stand. Ihr Herz begann erneut wie wild zu klopfen und instinktiv zog sie den Haori etwas beschämt durch ihr Aussehen noch fester um ihren Körper. Einen solchen Besuch hätte sie wirklich niemals erwartet. Gerade, als sie fragen wollte, weshalb der andere hier war, hielt dieser ihr etwas entgegen. Ein wenig verwirrt blickte sie auf den in ein Tuch gehüllten, kleinen Gegenstand und dann wieder in das Gesicht des Ninja. "Ist das für mich?" Ein Nicken kam als Antwort darauf und Tsuruhime griff nach dem Objekt. Nach einem kurzen Zögern entwickelte sie das dünne Tuch und zum Vorschein kam ein bezauberndes Haar Ornament in Form eines fliegenden Kranichs. Ihre Augen wurden grösser und ihr Mund klappte ein Stück weit auf. Fast schon schüchtern strich sie über das elegant verarbeite Accessoire, das mit kleinen Steinchen und Verzierungen versehen war. "Es ist wunderschön..." Glücklich strahlte sie den schweigsamen Mann an, der ihr kurz darauf das Ornament aus der Hand nahm und es ihr ins Haar steckte. Ihr rasendes Herz machte dabei gleich noch einen aufgeregten Sprung mehr und sie war sich sicher, dass ihre Wangen glühten. "Vie-vielen Dank", murmelte sie verlegen und als der andere fertig war, strich er ihr kurz übers Haar bis zur Wange, wo seine Hand zum Stillstand kam. Bestimmt spürte der Ninja, wie sie gerade glühte, und peinlich berührt davon, blickte zu Boden. Am liebsten hätte sie den geheimnisvollen Kämpfer in die Arme geschlossen, aber sie wusste nur zu gut, dass dieser dann wieder verschwinden würde, weshalb sie sich zurückhielt.
 

Schweigend legte sie ihre Hand dann über die des Ninja und entfernte sie von ihrer Wange, um diese in ihre beiden Hände schliessen zu können. Nur für einen kurzen Augenblick drückte sie die erstaunlich warme Hand und schaute den stillen Mann mit einem sanften Lächeln an. "Vielen Dank für alles, was du bisher getan hast. Bitte wach auch weiterhin über mich..." Nur Sekunden später verpuffte der Ninja mit den schwarzen Dämmerschwingen und hinterliess einmal mehr nur eine Handvoll schwarzer Federn, die von der leichten Nachtbrise davon getragen wurden. "...und ich werde auch weiterhin über dich wachen", murmelte sie leise und strich mit den Fingerspitzen leicht über das Ornament in ihrem Haar.



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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von:  -Raidon-
2014-12-30T03:20:03+00:00 30.12.2014 04:20
habe die Story gerade erst entdeckt und finde du hast meinen Liebling Mitsunari wirklich toll getroffen =)
Dein Schreibstil ist wirklich klasse und ich würde mich sehr freuen, wenn du mehr über ihn schreiben würdest =)
Antwort von:  Atobe_Keigo
30.12.2014 07:39
Dankeschön für deinen lieben Kommi! >w<
Ich mag Mitsunari auch sehr gerne und hab auf jeden Fall vor noch mehr zu ihm zu schreiben :3
Von:  Mitsunari_Ishida
2013-08-20T16:54:33+00:00 20.08.2013 18:54
So, nun mein Kommi^^
Also als ich erst nur die überschrift sah bin ich erst erschrocken XD
Aber mir fällt fast nichts anderes zum Kapitel ein als: Das ist ja so unglaublich niedlich >////< <3 Ich finde das Kapitel so toll <3 weiss gar nicht was ich mehr dazu sagen soll/kann. Ausser das es dir echt toll gelungen ist ^.^ Freu mich schon auf das nächste Kapitel^^
Von:  Mitsunari_Ishida
2013-08-17T22:28:42+00:00 18.08.2013 00:28
So, endlich kommt mein Kommi. Entschuldigung, dass ich dich so lange in unwissenheit liess ;)
Also mit dem Pairing habe ich wirklich überhaupt nicht gerechnet. Im Nachhinein macht es dann aber schon wieder Sinn ;)
Ich muss sagen, das Kapitel war nicht so meins. Liegt aber vermutlich grössten Teils an meiner Abneigung Matsunaga gegenüber ^^' An sich fand ich das Kapitel aber wirklich nicht schlecht^^ (ich weiss gar nicht was du hast ;))
Ich kann sagen, dass die Charas wirklich sehr in character waren. Das hast du wirklich super hingekriegt. ^^ Und das ist für mich genauso wichtig wie der Inhalt der Story^^
Auch wenn du mit den Charaktern nicht so meinen Geschmack getroffen hast (was du glaub ich auch weisst XD) fand ich es trotzdem gut, da du beide sehr glaubhaft geschrieben hast^^
Von:  Mitsunari_Ishida
2013-08-12T18:43:37+00:00 12.08.2013 20:43
So, wie versprochen kommt nun endlich mein Kommentar ^^ Sorry, dass ich so lange gebraucht habe ><
Dein Schreibstil gefällt mir nach wie vor, und ich lese wirklich gerne Kapitel/Storys von dir^^
Ich finde auch, dass du Motochika und Motonari wirklich gut getroffen hast. Besonders bei Motonari hast du meinen grössten Respekt, denn ich finde ihn unglaublich schwierig so zu schreiben, dass es glaubhaft rüber kommt. Aber das hast du wirklich super gemacht^^
Ich finde es nämlich gar nicht so einfach, Charakter in einer Situation zu beschreiben, in der sie in der Serie/Game nie sein werden. Aber meinen Applaus, dass du es so gut gemacht hast^^ Besonders da Adultszenen immer ne heikle Sache sind was die Glaubwürdigkeit betrifft, aber du hast mir gerade das Gegenteil bewiesen^^
Wirklich ein tolles Kapitel und ich freu mich schon auf die weiteren^^
Von:  Mitsunari_Ishida
2013-08-08T08:39:27+00:00 08.08.2013 10:39
So, jetzt schreibe ich dir endlich einen Kommi^^
Erst einmal: Ich finde deinen Schreibstil echt super. Er fesselt mich richtig beim lesen, und ich konnte bis zum schluss nicht aufhören zu lesen. Echt toll^^
Ich finde, du hast Mitsunari wirklich toll getroffen! (^.^)b
Die Szene hast du wirklich gut geschrieben, ich finde es toll, was du daraus gemacht hast^^ Ich bin schon gespannt auf weitere Oneshot :)
Ich würde ja gerne noch etwas mehr Kritik geben, wo du dich verbessern könntest, aber bei diesem Kapitel machst du es mir echt schwer. ;)
und danke für die Widmung <3


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