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Family Bonds

~ Sequel zu Close Distance ~
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Titel: Family Bonds
Teil: 6/x
Autor: cu123
Fanfiction: Weiß Kreuz
Kommentar: Ein nicht ganz ungestörtes Mittagessen ^^#
Disclaimer: not my boys, no money make… Komplett anzeigen

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Ich verstehe dich sehr gut. Ich werde nur nicht auf dich hören"

Bis zur Mittagspause hatte er die Namen seiner Mitschüler mindestens einmal gehört, doch er konnte nicht behaupten, sie sich auch schon alle gemerkt zu haben. Eriks Angebot abzulehnen, an dessen Tisch zu sitzen, wo es nur noch mehr neue Gesichter geben würde, fiel ihm daher recht leicht. Ganz abgesehen davon, dass ihm inzwischen der Kopf ein wenig schwirrte und er sich schon seit einer Weile darauf freute, endlich wieder etwas auf Japanisch zu hören.

Suchend sah er sich um, nicht lange, denn als würde ihn ein sechster Sinn leiten, glitt der Blick violetter Augen rasch eine bestimmte Schlange entlang – und fand dort tatsächlich Nagi. Er hörte sich selbst etwas tiefer als sonst ausatmen, musste darüber lächeln, bevor er sich in Bewegung setzte. Und noch ehe er sein Ziel erreicht hatte, wurde der Telekinet auf seine Annäherung aufmerksam, machte in der Schlange Platz für ihn.

"Ich hatte schon befürchtet, du würdest zu einer anderen Zeit essen", wurde er leise und in seiner Muttersprache begrüßt.

Was ihn wieder lächeln ließ. "Auf die Idee bin ich bisher gar nicht gekommen", gab er dann zu. "Aber wie es aussieht, haben wir ja Glück."

Nagi neigte leicht den Kopf und ebenso spielte ein kaum sichtbares erwiderndes Lächeln über dessen Miene. "Wir können nachher unsere Stundenpläne vergleichen, ob es an allen Tagen so ist."

"Möchtest du nicht auch mal mit den Anderen aus deiner Klasse essen?", erkundigte er sich, ehrlich neugierig.

Ihm antwortete ein unbestimmtes Schulterzucken. "Vielleicht." Nagi klang nicht besonders überzeugt. "Aber eigentlich sehe ich im Unterricht und den anderen Pausen genug von ihnen, nicht wahr?"

Wieder musste er daran denken, dass er Nagi in der Schule meistens allein gesehen hatte, aber er hatte nicht vor, ihn eines angeblich Besseren zu belehren. Der Jüngere hatte schließlich kaum Gemeinsamkeiten mit seinen Mitschülern und diese Tatsache galt hier nur noch mehr als früher in Japan. "Wir werden einfach sehen, was sich ergibt", meinte er stattdessen.

Nagi erhob keine Einwände und dann waren sie auch schon an der Reihe, sich ein Essen auszusuchen. Es wäre besser gewesen, wenn er vorher die Zeit genutzt hätte, die angebotenen Gerichte zu identifizieren, statt sich mit Nagi zu unterhalten. Doch diese Erkenntnis kam etwas zu spät. Weswegen er es sich sehr einfach machte und das gleiche Essen wie der Jüngere wählte.

Nagi schien amüsiert, sagte aber erst etwas, als sie sich einen freien Tisch suchten. "Was ist, wenn ich auch nur auf gut Glück gewählt habe?"

Mit vorgeblichem Gleichmut lächelte er. "Das kann ich mir bei dir einfach nicht vorstellen. Und selbst wenn, werden wir wenigstens das Gleiche durchleiden müssen."

Das entlockte dem Anderen beinahe ein Auflachen, er konnte es in den dunkelblauen Augen aufblitzen sehen.

Das Essen erwies sich letztendlich als ganz annehmbar, Reis mit Meeresfrüchten, letztere eindeutig frisch. Sie stillten zunächst ihren größten Hunger, bevor sich wieder eine Unterhaltung einstellte. Die sich allerdings unverändert ums Essen drehte.

"Ich hatte gehört, dass es hier fast nur ungesundes Essen geben soll", meinte er, während seine Gabel auf seinen Teller deutete, der etwas anderes behauptete. Es war ein wenig seltsam, nicht mit Stäbchen essen zu können, aber er hatte es schon bei Schwarz geübt und stellte sich nicht mehr allzu ungeschickt an.

Nagi nickte. "Ich habe Crawford gefragt", wurde dann zugegeben. Was nur solange verwunderlich war, bis er sich erinnerte, dass Nagi immer selbst für dessen Bento zuständig gewesen war und sicher kein Problem gehabt hätte, hier die Tradition fortzusetzen. "Die Schule hier kann es sich leisten, gesundes und abwechslungsreiches Essen anzubieten." Eine kurze Pause. "Du solltest aber nicht zu viel aus unserem Raum erwarten, wenn dann geht es mehr in Richtung Europa."

Er nahm es unbekümmert auf, vor allem, da es ja immer noch eine Alternative gab. "Uns bleiben immer noch Bentos, nicht wahr?"

Eine Augenbraue wurde hochgezogen. "Nur wenn du hilfst. Ich werde nicht die Hausfrau für dich spielen."

Er lachte auf, doch der Humor verschwand, als sich eine beißende Stimme in ihre Unterhaltung einmischte.

"Was gibt es zu lachen…?" Es klang so, als würde eine abfällige Bemerkung dahinter liegen, die nur zurückgehalten wurde, da gerade ein Lehrer in ihrer Nähe vorbeiging.

Er hob den Blick und glaubte sich vage an das Gesicht zu erinnern, aus seiner ersten Klasse an diesem Tag, aber er war sich nicht ganz sicher. Vielleicht hätte er bei anderer Gelegenheit einen Rückzieher gemacht, etwas getan, um die Sitation zu entschärfen, bevor sie wirklich unangenehm werden konnte. Doch da war Nagi, der ihm gegenüber saß und dessen leichtes Stirnrunzeln zeigte, dass er ganz und gar nicht beeindruckt war. Eher im Gegenteil. Und Nagi erinnerte ihn an Crawford, an Schwarz, und daran, dass auch er selbst keinen Grund hatte, sich von so jemandem drangsalieren zu lassen.

"Was geht dich das an?", gab er daher ruhig zurück, wandte sich in einer betont gelangweilten Geste von dem Anderen ab.

"Nun, du sitzt an meinem Tisch. Wenn du dich schon selbst einlädst, kann ich doch mehr über dich erfahren wollen."

Die Antwort war unerwartet genug, dass er nach einem kurzen Blickkontakt mit Nagi – der sich Mühe gab _nicht_ die Augen zu verdrehen – wieder aufsah. "Ich sehe hier nirgendwo deinen Namen." Und würde ihn auch nicht zuordnen konnte. Eine innerliche Ergänzung, die seine Mundwinkel zucken ließ. "Außerdem gibt es ausreichend freie Tische zur Auswahl. Von daher würde ich es vorziehen, in Ruhe gelassen zu werden." Er blieb so höflich, wie es ihm seine Englischkenntnisse erlaubten, konnte aber nicht viel Eindruck damit schinden.

"Jetzt hör mal zu, Japse." Aha, anscheinend war der Lehrer inzwischen außer Hörweite. "Wenn du es nicht kapiert hast, kann ich es auch deutlich sagen: verschwinde von hier und am besten gleich von der Schule."

War das Rassissmus oder nur der übliche Schulhofschläger, der da sprach, fragte er sich müßig und seltsam distanziert. "Ich verstehe dich sehr gut", gab er schließlich zurück. "Ich werde nur nicht auf dich hören."

Das brachte ihm zusammengekniffene Augen und ein Zucken von Wangenmuskeln ein. Und es folgte eine neue Strategie. "Kannst du dir die Schule überhaupt leisten? Du siehst nämlich nicht danach aus. Vielleicht solltest du dir besser eine Schule in Chinatown oder so suchen, da bist wenigstens unter deinesgleichen." Eine Hand ballte sich ominös zur Faust.

Irgendwie wurde das Ganze lächerlich, aber er fühlte sich immer noch zu distanziert, um sich über den Anderen aufzuregen. Und da war noch das Bewusstsein um Nagis Anwesenheit, der seinen Mitschüler mit einer Hand zerquetschen konnte. Oder auch ganz ohne Hände. Was die Sache nur noch lächerlicher machte. Also ließ er sich ganz sicher nicht provozieren. Stattdessen blitzten violette Augen nur kühl hinter halbgesenkten Lidern hervor. "Bist du dir sicher, dass du dir solche Fragen leisten kannst?"

Das verschlug dem Anderen erst einmal die Sprache, doch dessen selbstgefälliges Gebaren verlor er leider nicht. "Jetzt werde bloß nicht aufmüpfig, du hast keine Ahnung, mit wem du es zu tun hast. So ein Stipentant wie du sollte sich möglichst unsichtbar machen." Letzteres mit einem gehässigen Hissen.

Er hätte vielleicht etwas darauf erwidert, doch er wurde von der Belustigung abgelenkt, die Nagis Gesicht streifte. Der Jüngere musterte ihn, beide Ellenbogen in einer ungewohnten Geste auf dem Tisch abstützend. Es sollte wohl unterstreichen, wie unbeeindruckt er von dem Störenfried war. "Das hast du davon, dass du dir diese Sachen selbst ausgesucht hast. Hättest du Crawford wählen lassen, wäre dir das nicht passiert." Nagi war eindeutig auf etwas aus, sonst hätte der Telekinet nicht auf Englisch gesprochen.

Er zwinkerte, beschloss dann mitzuspielen und betrachtete das simple Hemd, das er trug und das ihn etwas an sein altes Schulhemd erinnert hatte. Dann flog ein Grinsen über sein Gesicht, vollkommen gewollt. "Vielleicht nicht", gestand er zu, genauso wie Nagi den Anderen jetzt ignorierend. "Aber ich bin alt genug, um mir meine Garderobe selbst zusammenzustellen."

Nagi zeigte ein winziges Lächeln, sprach seltsamerweise an ihm vorbei, als dieser antwortete. "Möglich. Doch über Geschmack lässt sich in diesem Fall sehr wohl streiten."

Für einen Moment war er im Zwiespalt mit sich selbst, denn er konnte nicht wirklich widersprechen. Das hätte nur bedeutet zu bestreiten, dass Crawford tatsächlich eine bessere Wahl getroffen hätte. Zum Glück blieb es ihm erspart, etwas zu sagen, als sich eine Hand auf seine Schulter legte und eine vertraute Stimme aufklang.

"Wenn Ran es für notwendig erachtet, werde ich ihm gerne helfen. Doch ich wage zu bezweifeln, dass ihn die Meinung dieser Person hier wirklich interessiert." Crawford hatte auf Japanisch gesprochen, doch der Blick, der dem immer noch namenlosen Jungen zugeworfen wurde, sprach für sich.

Und wo zuvor der Ansatz zu einem weiteren Aufbegehren zu sehen gewesen war, erschien nun Unsicherheit. Denn wer auch immer dieser Typ war, offenbar ließ er sich schnell von Äußerlichkeiten leiten und Crawfords maßgeschneiderter Anzug in Kombination mit dessen selbstsicheren Auftreten schien ihm zuzuflüstern, dass er sich mit dem Schwarzhaarigen besser nicht anlegen sollte.

Einen hastigen Rückzug später, der vielleicht nicht danach aussehen sollte, aber dennoch leicht als solcher identifiziert werden konnte, ruhten die braunen Augen auf ihm. Die Hand war nach einem kurzen Druck zurückgezogen worden und er vermisste bereits ihr Gewicht, doch Crawfords Aufmerksamkeit stellte einen nicht unbeträchtlichen Ersatz dar.

"Konntest du dich von deiner Arbeit losreißen?", lächelte er zu ihm auf und aus dem Augenwinkel sah er Nagis Mundwinkel flüchtig nach oben zucken, wie aus eigenem Willen.

Crawfords Amüsement stand allein in dessen Blick. "Auch ich habe die eine oder andere Pause verdient. Und ich nehme sie auch, ob du es glaubst oder nicht."

Sein Lächeln wurde ausgeprägter und beinahe hätte er nach dem Handgelenk des Amerikaners gegriffen. "Isst du mit uns?", erkundigte er sich hoffnungsvoll, doch Crawford begann bereits den Kopf zu schütteln, bevor er die Frage ausformuliert hatte.

"Ich wollte mich nur vergewissern, dass du - _ihr_ - die ersten Stunden gut überstanden habt." Der Einschub erfolgte mit einem Nicken in Nagis Richtung und war vollkommen ernst gemeint, auch wenn Nagi sich wahrscheinlich dagegen verwehren würde, so einen Besuch zu benötigen.

Enttäuschung wallte in ihm auf, aber er schluckte dagegen an und weigerte sich, mehr an Reaktion zu zeigen. Schließlich war es lächerlich. Crawford jetzt zu sehen war schon mehr, als er überhaupt hatte erwarten dürfen. Also zwang er sich zu einem Lächeln, das etwas steif ausfiel, ohne dass es ihm bewusst war. "Gut, aber um ein gemeinsames Abendessen kommst du nicht herum."

Dieses Mal war das Nicken kaum zu sehen, begleitet von warmer Belustigung und Verständnis. "Natürlich, Ran."

Mit dieser Bestätigung wurde sein Lächeln ungezwungener und vielleicht lag ein Hauch von der alten Überraschung darin, dass Crawford ihm so einfach seinen Willen ließ.

Crawford verabschiedete sich kurz darauf und sein Blick folgte ihm noch für einen Moment, bevor er sich mit einem innerlichen Seufzen wieder seinem Essen zuwandte.

Doch Nagis Frage lenkte ihn schnell davon ab, dass er jetzt viel lieber bei dem Älteren sein wollte als hier. "Ich weiß, dass du es ganz sicher nicht nötig hast, auf diesen Typen zu reagieren." Der Kopf wurde leicht zur Seite geneigt, als der andere Japaner auf ihren unwillkommenen Besucher zuvor zurückkam. "Aber wenn ich ihn richtig einschätze, würde er sich mehr ärgern, wenn deine Kleidung deinen Status widerspiegelt als wenn du ihn ignorierst."

Dieses Mal war es an ihm, eine Augenbraue hochzuziehen. Und es hatte rein gar nichts mit der Tatsache zu tun, dass Nagi ihm so einfach einen gewissen Status zuschrieb . "Du meinst, ich soll ihn provozieren?"

Nagi schien kalt und gleichzeitig belustigt. "Das hast du doch schon. Jetzt kannst du die Arbeit fortsetzen, bis er etwas Dummes tut." Und danach würden sie ihn lossein, auf die eine oder andere Weise, steckte hinter diesen Worten.

Und er las es heraus, als wäre er auf einmal ein Telepath. Er zwinkerte unwillkürlich, nickte dann langsam. Vielleicht nicht ganz Bestätigung, aber immerhin in Anerkennung der Möglichkeit.
 

Als er nach der Mittagspause das Klassenzimmer betrat, hielt er automatisch Ausschau nach dem anderen Jungen, doch der schien dieses Fach nicht zu belegen. Eine nicht unwillkommene Feststellung. Dafür fand sich Erik bei ihm ein, kaum dass er Platz genommen hatte.

"Ich hab gesehen, dass Daniel eurem Tisch einen Besuch abgestattet hat. Er bildet sich ein, dass er sich alles erlauben kann, weil sein Vater im Verwaltungsrat sitzt." Erik stockte, schüttelte dann etwa unbehaglich den Kopf. "Das Dumme ist, dass er damit nicht weit von der Wahrheit entfernt ist." Die Warnung musste nicht deutlicher sein, um verstanden zu werden.

Doch er fühlte sich nicht bedroht, wie konnte er auch. Vor allem, da wiederum Crawfords Besuch sehr viel mehr Eindruck hinterlassen hatte. Und so war er nicht besonders überrascht, als seine Mundwinkel von ganz allein in die Höhe krochen. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass er für uns wirklich zu einem Problem werden könnte", gab er aufrichtig zurück.

Der Andere wusste sichtlich nicht, was er darauf erwidern sollte, suchte daher nach einem anderen Thema. "Apropos 'uns'. War das dein Bruder, mit dem du gegessen hast?"

Er konnte ihm diese Frage nicht wirklich verübeln, sie sahen für Erik wahrscheinlich fast gleich aus – ihm erging es mit den Schülern hier ja nicht viel anders. Also lachte er nur auf. "Nein. Er gehört zu dem Arbeitskollegen meines Vaters, von dem ich dir erzählt habe. Den du übrigens auch gesehen haben müsstest."

Die blauen Augen wurden kurz zusammengekniffen, bevor so etwas wie Verstehen in sie trat. Anscheinend war die Verbindung zu seiner Unbekümmertheit was Daniel anging hergestellt worden. Andere sahen es also auch in Crawford – und nicht nur, wenn sie ihm direkt gegenüber standen.

Der Gedanke löste ein warmes Glühen in seinem Inneren aus.
 

~TBC~


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich weiß, Daniel ist jetzt schon völlig deklassisiert. Das nächste Mal darf trotzdem Schuldig auch mitmischen ^.~
cya, cu ^-^ Komplett anzeigen

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