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Krieg der Nacht

von

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Das Versprechen

Das Versprechen
 

-Gräfin der Werwölfe-
 

Zweihundert Jahre vor unsere Zeit, sammelten sich die Stämme des Wolfsblutes zur Verteidigung gegen die Toten und der Lebenden…
 

Der Mond stand hoch am Himmelszelt. In voller Pracht und Blutrot erleuchtete er die kalte Nacht.

Unruhig durchstreife ich die Nacht, meine Gefährten folgten nur spärlich meiner Spur. Heute ist Blutnacht, die Jäger sind überall, die Gewehre direkt auf uns gerichtet. Wir müssen vorsichtig sein und zugleich schnell. Wir haben es gleich geschafft…

Die ersten Schüsse fallen, Gerassel in den Gräsern und im Gestrüpp. Sie sind dicht bei uns…
 

Der letzte Hügel ist erreicht.

Langsam verwandele ich mich in meine menschliche Gestalt zurück.

Nun heißt es warten, wir waren zwanzig Mann, wie viele werden hier wohl ankommen?

Immer wieder das Gleiche, Es ist ein reinster Todesmarsch, aber es muss sein. Wir brauchen jedes Wolfsblut, welches bereit ist sich uns an zuschließen. Warum? Ganz einfach: Verteidigung gegen die Lebenden und gegen die Toten. Die ersten Schattengestalten näherten sich mir. Es waren meine engsten Gefährten, nein mehr noch, meine Kinder, die alles für mich tun würden, auch zur Hölle würden sie mit mir gehen. Schattenhaft im Rauch und Nebel verwandeln sich die beiden vor mir, in ihre menschliche Gestalt.

„Meine Gräfin, sind sie unversehrt?“  Augustin verbeugte sich vor mir.

„Nein, und ihr beide, seid ihr in Ordnung?“, besorgt mustere ich meine beiden Gefährten.

„Aragock, hat einen Streifschuss abbekommen.“, meinte Augustin.

„Es ist alles in Ordnung, meine Gräfin. Machen Sie sich keine Sorgen um mich.“ Aragock trat aus den Schatten hervor. Ich schritt auf ihn zu, wollte die Wunde sehen, weil ich weiß, dass die Menschen eine neue Art von Waffe haben. Ich habe es gesehen, wie wir Gefährten verloren, obwohl es nur ein Streifschuss war. Sie sind langsam zu Grunde gegangen, grausam und qualvoll. Ihr Geheule in der Nacht, ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich griff nach seinem Arm, an den das Blut herunterlief. Ein tiefer Kratzer zog sich durch das Muskelgewebe seines Oberarmes, ein komischer Geruch ging von der Wunde aus. Da fraß sich was durch die Haut, ein gräulicher Schaum bildet sich. Genau wie ich es geahnt habe, es waren wieder diese Waffen in Spiel.

„Das nennst du in Ordnung? Die Wunde muss schnellsten ausgespült werden.“, sprach ich im  scharfen Ton, den sonst würde er mir eh nur wiedersprechen, ich kannte diese Leier schon von den beiden, und nein, das konnte ich jetzt nicht gebrauchen.

„Ist in Ordnung, meine Gräfin.“  Er verbeugte sich leicht vor mir, ich nickte leicht und drehte mich wieder dem Wald vor uns zu. Die anderen näherten sich mit rasender Geschwindigkeit. Es sind wenige, ich spürte ihre Aura von jedem einzelnem. Es fehlte eins der Kinder und viele von den Älteren. Von der Gruppe von zwanzig sind neun auf dem Hügel angekommen. Trauer erfüllt mein Herz, es waren besondere Gefährten, keine die ich nur kurz kannte. Es war der Stamm meines Bruders, der im letzen Sommer verstarb:  getötet von einem der Toten. Die Trauer vermischte sich mit meiner Wut, sogleich auch mit meinem Hass. Der Hass und die Wut auf die Menschen sowie auf die Toten stieg. Warum konnten sie uns nicht in Ruhe lassen? Mit dem Krieg, den unsere Vorfahren angezettelt haben, hatten wir doch nichts mehr zu tun. Wir wollen nicht mehr kämpfen, aber die Starköpfe der Toten wollen keinen Frieden. Und die Menschen sind einfach nur dumm und naiv, greifen alles an, was sie nicht kennen, sie sind gefangen von ihrer Angst vor dem Unbekannten. Bedauerlich aber wahr.
 

Die letzten neun zeigten sich nun mir in ihrer menschlichen Gestalt. Lange sind sie als große mächtige wolfsartige Wesen durch die Wälder gezogen, denn seit mein Bruder tot war, trauten sie sich nicht mehr als verletzlicher Mensch durch die Wälder zu wandern. Ich blickte durch die Massen, mein Herz blieb stehen: sie fehlte. Nein, sie war verloren gegangen. Das fehlende Kind war die Tochter meines Bruders: Silvana…

Sie war doch noch so jung…

Durchatmen, Augustin legte seine Hand auf meine Schulter, er wusste, nein er spürte meine Gefühle. Auch Aragock konnte es. Uns verband ein besonderes Band, was nicht einmal der Tod durchtrennen konnte. Es ist selten, dass das Wolfsblut solch ein Band teilte, mit jemandem, der nicht demselben Geblüt entsprang. Aber sie waren für mich mehr als nur Gefährten. Ich kenne sie schon seit ihrer Geburt, die Mutter war menschlicher Herkunft und verstarb bei der Geburt. Ihr Vater, ein guter Freund von mir, starb durch die Kugel eines Jägers, der in die Mutter der beiden verliebt gewesen war. An seinem Totenbett versprach ich ihm, die beiden wie meine Kinder aufzuziehen. Das tat ich auch, jetzt bereits schon seit fast hunderten von Jahren. Ich beschütze und liebe sie wie meine Kinder.

Ich schloss meine Augen einen Moment, dachte nach, dann sprach ich:

„Wir haben es geschafft. Dieses Reich dürfen sie nicht betreten, sie würden es auch nie wagen, denn der Preis ist hoch.“ Ich blickte mich um und sah müde gewordene Gesichter. Ich versuchte ein Lächeln aufzusetzen, ihnen zu zeigen, dass sie nun endlich sicher waren, solange sie die Grenzen nicht überschreiten.

„Wir sollten nun zum Schloss, die Verletzten müssen behandelt werden, lass uns nicht länger warten.“  Ich ging voraus. Es war nur ein kurzer Weg, ein Glück für die Verletzten, dass mein Reich nur sehr klein war. Aber es reichte für uns.
 

Am Tor meines Schlosses wurden wir bereits in Empfang genommen.

„So wenige haben es nur geschafft?“ Entsetzt blickte meine Beraterin auf die Übriggebliebenen.

„Ja…“ Ich zog meinen langen schwarzen Fellmantel aus und reichte ihn einem meiner Bediensteten. Zum Vorschein kam ein schwarzes, aus Satin gefertigtes Kleid mit Rüschen und Spitze. Ich streifte die schwarzen Handschuhe ab, legte sie über die Lehne eines Stuhls in der Empfangshalle. Ich streifte eine meiner langen gelockten Haarsträhnen hinter mein Ohr.

„Die Verletzten sollen sofort behandelt werden, Aragock hat auch was abbekommen. Es sind wieder diese neumodischen Waffen gewesen.“, befahl ich in einem starken Ton, ein Nicken von meiner Beraterin und sie verschwand. Ich richte mich an meine Gäste.

„Kommt. In der Halle nebenan ist Essen vorbereitet, ihr müsst nach eurer langen Reise hungrig sein.“  Mit einen Wink meiner Hand deutete ich zu der Tür zu meiner Linken.

Sie sammelten sich alle in der Halle und setzten sich an die Tische, ich konnte in ihren Augen die Erleichterung sehen, ein kleines Erleuchten von Hoffnung in ihren Augen. Es ist schön, es sehen zu können. Heimatlosen konnten jetzt wieder ein Zuhause geben werden.

„Mediziner werden gleich kommen, sowie Diener mit neuer Kleidung. Sie werden euch zeigen, wo ihr euch waschen könnt. Ich werde mich jetzt zurück ziehen, wir sehen uns morgen.“ Ich begab mich wieder aus der Halle und ging endlose Gänge durch das dunkle Gewölbe in ein bestimmtes Zimmer.

„Ihr seid wieder da.“ Ich nickte und setzte mich zu ihm ans Bett.

„Wie geht es Euch heute?“ Ich musterte ihn besorgt: er trug viele Verbände, auch über seinem Gesicht. So konnte man nur eins seiner wunderschönen bernsteinfarbigen  Augen sehen.

„Besser, Eure Mediziner sind hervorragend, meine könnten es nicht besser machen.“, er schenkte mir ein leichtes Lächeln.

„Das freut mich zu hören.“, lächelte ich ebenfalls.

„Wie viele?“

„Zwanzig waren noch da, allerdings haben es nur neun geschafft bis hierher.“, sprach ich leise, wieder ein Schmerz, der sich durch meine Brust zog, ich musste an Silvana denken. Die Trauer gewann. Er legte zögerlich seinen verbundenen Arm über meine Schulter und zog mich leicht zu sich.

„Ich kenne den Schmerz, mein Stamm hat es gar nicht geschafft. Ich habe von Eurer Ratgeberin gehört, dass dieser Stamm von Eurem Bruder ist. Es tut mir leid, über den Verlust den Ihr erlitten habt.“, sprach er leise. Diese Worte waren ein guter Trost, zu mindestens für einen Moment, in dem ich vergaß, was geschehen war. Es stimmte, seine Verluste waren noch höher, er verlor nicht nur seinen Stamm, sondern auch seine Frau und Kinder in dem Krieg zwischen ihnen und den Toten. Meine Leute fanden auf einem ihrer Streifzüge das Schlachtfeld und suchten sofort nach Überlebende. Nur eine kleine Hand voll fanden sie, ihnen ging es sehr schlecht. Nur zwei schafften es bis zu diesem Schloss. Der Eine starb noch am selben Tag. Nur  er war jetzt noch übrig geblieben.

„Ich muss nach Aragock schauen, er wurde getroffen.“, gab ich kund.

„Okay.“, er zog seinen Arm zurück, so konnte ich wieder aufstehen. Ich wünschte ihm noch eine gute Nacht und verschwand wieder in den dunklen Gängen meines Schlosses.
 

„Augustin, wie geht es ihm?“, fragte ich ihn leise. Er drehte sich zu mir, lächelte.

„Ihm geht es gut, er schläft gerade wie ein Stein. Du kennst uns doch, unverwüstlich wie immer.“, grinste er mich frech an.

„Bei euch weiß man nie, aber freut mich zu hören…“, lächelte ich leicht. „Wir sehen uns morgen früh wieder.“  Ich wandte mich zur Tür.

„Schlaft gut, ihr beiden.“[/style]
 

-Rubys Sicht-
 

Mit schrillem, nervigem Ton ertönte mein Wecker. Tastend suchte ich meinen Nachttisch ab während er schon verstummte. Ich sah auf und blickte in das Gesicht meiner Zimmergenossin, sie hielt meinen Wecker in ihren Händen. Sie war schon in der Schuluniform gekleidet, bereit für den angehenden Schultag des Sonderlehrprogramms.

„Ich wollte mit dir sprechen, wollte dich aber nicht eher wecken.“, sprach sie mich an. Das eher wecken wäre auch nicht so gut angekommen. Ich legte meinen Kopf mit dem Gesicht nach unten zurück in mein Kissen. Sie wollte reden, ich meine Ruhe, wo war der Fehler? Sie nervt mich zum frühen Morgen und dann habe ich auch noch so schlecht geschlafen wegen diesem komischen Traum von diesen wolfsartigen Wesen. Leicht murrend richtete ich mich auf. Das kann doch nicht wahr sein? Können diese komischen Träume mal wieder aufhören? Ich musste an diese Wesen denken, so eins habe ich schon mal gesehen, wann war das noch mal?

Kurz grübelte ich nach…

Wie erstarrt saß ich mit einem Schlag kerzengerade im Bett. Genau, es war an dem Tag, an dem ich erfuhr, dass meine Mutter wieder heiraten will, vor den Fahrstuhl, als dieses Kind weinte.

„Alles in Ordnung?“, fragte Seraphina mich. Ich schaute leicht erschrocken zu ihr. Ihr Gesicht schaute besorgt zu mir. Was war jetzt los? Mit einen Mal sprach sie mit mir und jetzt auch noch das.  Irgendwie war dieser Morgen sehr bizarr. Ich ließ mich mit meinem Gesicht voran einfach wieder ins Kissen fallen. Ich wollte weiter schlafen.

„Du willst reden?“, nuschelte ich in mein Kissen.

„Was?“, fragte sie mich, ich richte mich wieder auf.

„Ob du reden willst?“, formulierte ich es noch einmal.

„Ja.“ Irgendwie wirkte sie unsicher. Ich stand langsam auf.

„Ich geh erst mal ins Bad.“, mit diesen Worten und mit meiner Kulturtasche in der Hand verschwand ich langsam aus dem Zimmer. „Aber…“, rief sie mir noch hinterher, was ich gekonnt ignorierte.

Nachdem  ich meine morgendliche Hygiene erledigt hatte, stand ich mit schwarzem Kajal und Lidschatten vor dem Spiegel. Ich überlegte, ob ich meine Augen schwarz schminken sollte oder nicht. Letztendlich habe ich meine Augen mehr als nur ein bissel schwarz betont. Nun steh ich wieder vor unserer Zimmertür. Sie will mit mir reden, vielleicht wegen gestern? Dazu habe ich allerdings gar keinen Bock, was gibt es da noch zu reden? Ich drückte die Klinge nach unten und trat wieder in unser Zimmer ein. Sie saß an ihrem Schreibtisch und hielt irgendwas in der Hand. Ich glaub es ist ein Buch. Unbeeindruckt setzte ich mein Weg fort zu meinem Schrank, warf kurz einen Blick über die Schulter, ja es ist ein Buch, was sie in ihren Händen hielt. Mit Schwung öffnete ich meinen Schrank und suchte diese dämliche Schuluniform raus. Es dauerte nicht lange, bis ich sie gefunden habe, leicht genervt blickte ich drauf, warum muss ich nur dieses abscheuliche Ding tragen. Es hilft alles nichts…

Moment, ich habe doch irgendwo noch ein paar Buttons und Sicherheitsnadeln, kurz überlegte ich, wo ich die noch einmal hingetan habe. Als es mir wieder einfiel lief zu meinem Schreibtisch, zog eine der Schubladen auf: da sind sie! Ich musste mir mein Grinsen verkneifen.  Na dann, ran an die Arbeit. Nach ein, zwei Minuten war ich auch schon fertig, das hellblau passte zwar nicht, aber sie sah ein wenig besser aus, als vorher, also zog ich sie mir nun über. Vor dem Spiegel betrachtet wirkte es doch schon sehr komisch. Ich mag einfach nicht, mich in Uniformen zu kleiden. Na ja…

„Das ist doch nicht dein Ernst.“ War ja klar! Ich drehte mich zur Seraphina um.

„Was?“, fragte ich leicht genervt, will sie mir jetzt irgendwelche Vorschriften halten?

„Na ja, das dunkle Make-up und jetzt auch noch das mit diesen Buttons?“, genervt rollte ich mit meinen Augen, das war doch jetzt nicht war, oder?

„Was soll damit sein, ich will keine Massenproduktion sein.“, meinte ich scharf und drehte mich wieder zum Spiegel. Was würde sie dazu sagen, wenn ich den Ärmel bis zum Oberarm einschneide?

Mmhh. Kurz überlegte ich, warum mach ich es nicht einfach!? Ein breites Grinsen breitet sich bei mir aus. Ich holte aus derselben Schublade meine Schere heraus und schnitt mir kurzer Hand einfach in den Oberärmel rein. Und gleich mit den Sicherheitsnadel noch dekorieren, schon besser.

„Das wird bestimmt Ärger geben.“, hörte ich wieder hinter mir ertönen.

„Und das interessiert wen?“, kam es als Gegenfrage und drehte mich ein weiteres Mal zu ihr, schaute ihr in die Augen. Dann ließ ich mein Blick wieder sinken, warum musste sie auch das gleiche Gesicht wie ich haben? Das ist doch nicht normal. Genervt setzte ich mich einfach auf mein Bett und beachtete sie erst mal nicht weiter. Mein Blick schweifte zur Uhr, das Frühstücksbuffet ist gleich offen. Also wollen wir mal: ich schnappte mir meinen Rucksack, den ich schon gepackt hatte, bevor ich hier überhaupt ankam, lief wieder zur Tür, hielt aber  kurz inne.

„Willst du Wurzeln schlagen oder warum steht du da noch rum?“, fragte ich sie, sie musterte mich leicht verwirrt.

„Was?“

Ich schüttelte mit meinen Kopf. „Nicht was, sondern wo, und das zeige ich dir. Ich gehe jetzt essen, kommst du mit?“, fragte ich sie wieder, und nahm schon mal die Klinge in die Hand.

„Essen?“ Oh Mann, wenn das so weiter geht, spring ich ihr bestimmt noch an die Kehle.

„Frühstück, davon schon mal was gehört?“ Wieso nur, der Morgen ist einfach beschissen.

„Emm ja, ich komme mit.“, sagte sie eher zögerlich.

„Dein Schulzeug solltest du lieber mitnehmen.“ Sie nickte nur, als sie ihren Rucksack nahm.

Endlich konnte ich dieses Zimmer verlassen, auch wenn ich das Gefühl hatte, einen Schoßhund jetzt am Hals zu haben. Auf den Weg zur Mensa deutete ich zu einem Gebäude.

„Da wird das Sonderlehrprogramm-Dings-da stattfinden heut.“, meinte ich kurz zu ihr, und sie nickte.

„Du nimmst auch teil, wurde mir gesagt. Du kannst doch gut englisch?“, fragte sie mich. Ich hielt an und schaute sie an.

„Ja, ich kann englisch, aber damit hat es nicht zu tun.“, gab ich ihr als Antwort.

„Aber dann…“, „Ich muss viel nachholen, mehr nicht.“, unterbrach ich sie, ich konnte mir denken, was sie mich fragen will.

„Okay, warum das denn?“, ich verschränkte meine Arme miteinander.

„Ich hatte eine Zeit lang keine Lust auf Schule.“ Ich lief weiter.

„Du hast geschwänzt!?“,

„Ja, und? Kann dir doch egal sein, oder nicht?“,

„Aber Bildung ist doch wichtig.“,

„Was du nicht sagst, deswegen bin ich doch schließlich hier.“, genervt rollte ich wieder meine Augen.

„Du, kann ich dich was Fragen?“, ich zog meine Augenbraunen hoch…

„Tust du das nicht schon die ganze Zeit?“,

„Tut mir leid, ich will dich nicht ausfragen.“ Ach nein, will sie nicht? Ich schüttelte meinen Kopf leicht.

Wir erreichten die Mensa, an der Tür sah ich Nova, was macht sie so zeitig schon auf den Beinen, sie muss doch erst später zu ihrer AG.

„Nova!“, rief ich, sie drehte sich zu mir um, guckte leicht verwirrt bis sie dann lächelte und winkte.

„Was machst du so zeitig auf den Beinen?“, fragte ich sie, natürlich auf Englisch. Ich trat an mich heran.

„Heut ist Montag, da arbeite ich im Gewächshaus mit, schon vergessen? Das habe ich dir doch letztens erst erzählt!“, meinte sie und kicherte leicht, dann blickte sie meine Uniform an, schaut zu meinem Loch an meinen Ärmel und griff danach.

„Was hast du denn da gemacht?“, fragte sie leicht amüsiert.

„Ich wollte aus der Masse stechen.“, sie lachte wieder leicht auf.

„Als ob du das nicht so schon tust, mit deinem Make-up. Sieht aber gut aus, das hat bestimmt hier keiner. Na hoffentlich kriegst du keinen Ärger.“ Hach, ich drehte mich wieder zu Seraphina um.

„Siehst du, manchen gefällt das.“, sprach ich nun wieder deutsch, Seraphina schien sichtlich Probleme mit Englisch zu haben.

„Ihr gefällt das?“, fragte sie mich wieder, ich nickte nur und grinste leicht frech.

„Wer ist das?“, fragte Nova äußerst neugierig. Ich schaute sie wieder an.

„Das ist meine Mitbewohnerin. Seraphina.“, meinte ich und trat leicht zur Seite.

„Seraphina, das ist Nova.“, meinte ich nun wieder zu Seraphina.

„Hallo, schön dich kennen zu lernen.“ Mit freundlichem Lächeln reichte Nova Seraphina die Hand. Diese wiederrum nahm sie nur zögerlich entgegen.

„Sie kann kein Englisch.“, sprach ich wieder zu Nova.

„Oh, das wusste ich nicht.“, meinte sie, ich schüttelte nur mit dem Kopf.

„Kein Problem.“, ich wandte mich wieder zur Seraphina.

„Nova sagte, dass sie sich freut, dich kennen zu lernen.“, übersetzte ich ihr, damit sie verstand was Nova von ihr wollte. Sie nickte verstehend.

„Lasst uns reingehen.“, meinte Nova zu uns, ich nickte nur.

„Wir gehen rein.“, ich schaute zu Seraphina, dann wand ich mich an zu gehen.

Nachdem wir uns durch das Buffet geschlagen hatten, saßen wir am Tisch und fingen an, unsere Brötchen auseinander zu nehmen.

„Du sag mal, kann das sein, das sie dir verdammt ähnlich sieht?“, fragte Nova leise zu mir gewant.

„Ich weiß, ich habe beim ersten Mal gedacht, sie wär ein Spiegel.“, meinte ich zur ihr.

„Ja, das ist schon richtig krass.“,

„Ja.“ Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass wir uns beeilen sollte, also eine halbe Stunde Zeit zum Essen ist einfach zu knapp.

„Seraphina, wir müssen uns beeilen.“ Ich deutete auf die Uhr, sie nickte wieder nur stumm und aß weiter.

Nach wenigen Minuten waren wir fertig, ich stand auf und wandte mich zu Nova.

„Wir sehen uns später. Ich lass mich am Spielfeld wieder blicken, bis dahin. Bye.“, grinste ich und winkte mit meiner Hand leicht zum Abschied. Auch Seraphina stand auf und winkte schweigend vor sich hin. Nun mussten wir uns aber beeilen, also echt mal, die Zeiten sollten sie wirklich mal ändern. Mit schnellen Schritten liefen wir zu dem Gebäude von vorhin. Ein wenig aus dem Atmen, aber pünktlich betraten wir den Raum. Oh, der Raum war ja nicht gerade voll, es saßen vier Leute darin.

Kopf schüttelnd ging ich zu der hintersten Reihe und setzte mich an eine bei beiden außenkanten. Seraphina blickte auch kurz durch den Raum, bis sie sich auf der Bank neben mir fallen ließ. Ich beobachte sie kurz wie sie ihr Zeug auspackte, ehe ich meinen Blick zum Fenster neben mir wandte und nach draußen schaute. Irgendwann ertönte ein Klingeln und kurz darauf erschien eine Frau im Raum. Wow, es gibt doch weibliche Lehrkräfte an dieser Schule, und definitiv asiatischer Herkunft.

„Mein Name ist Miss Hino.“, stellte sie sich vor und schrieb dies auch noch mal an der Tafel.

„Als erstes machen wir nur ein paar Tests, um zu sehen, was ihr könnt und was nicht.“, erklärte sie uns, sie ging durch die Reihen und gab jedem von uns mehrere Blätter.
 

Nach sieben endlosen Stunden, hatten wir es geschafft. Miss Hino war nur während des Sonderlehrprogramm hier, als so eine Art, Vertretungslehrer. Sie machte einen recht netten Eindruck. Seraphina versuchte dem ‚Unterricht‘ zu folgen, aber ich merkte wie sie mit diesen Tests zu kämpfen zu hatte.
 

Nun lief ich zurück in Richtung unser Zimmer, wollte diese dämliche Uniform los werden. Wieder fiel mein Blick auf diesen Weg, der direkt hinter dem Haus war, der in diesen Wald führte. Und der auch in meinen Traum mehrmals erschienen ist. Ich überlegte kurz, jetzt oder nie! Sofort ändere ich meine Richtung und ging zu diesem Weg. Nova sagte, er führt zu einem alten Dorf, was verwüstet wurde, wie in meinen Traum.

„Wo gehst du hin?“ Ich drehte mich um. Stimmte ja, Seraphina war mir gefolgt.

„Ich wollte nur nach was schauen, mehr nicht. Du kannst schon mal auf unser Zimmer gehen, ich komme gleich nach, dann können wir miteinander reden, wenn du das noch willst.“, sprach ich zu ihr.

„Okay, ich warte da.“, meinte sie und ging wieder in Richtung unseres Zimmers zurück.

Jetzt war ich wieder allein, endlich. Ich konnte es nicht ertragen, dass mir ständig jemand hinterher läuft. Nun endlich lief ich diesen Weg entlang. Es war ein kleiner Pfad der durch dem Wald führte, und natürlich da war der Zaun, dahinter waren die Ruinen des Dorfes. Ich ging zum Zaun, rüttelte kurz dran, das kann doch jetzt nicht wahr sein? Irgendwie muss ich auf die andere Seite kommen, ich lief kurz ein Stück an den Zaun entlang, es muss doch irgendwo eine kleine Lücke geben.

Seufzend lief ich am Zaun den Weg zurück. Ich fand keine. Ich wollte schon aufgeben, da sah ich einen hohen Stein, auf dem könnte ich leichter drüber klettern. Gesagt, getan! Das war doch gar nicht so schwer. Nun schaute ich auf das Dorf vor mir, hier irgendwo war dieser blockartige Stein. Also ging ich weiter, suchte das Gebiet regelrecht ab. Das Dorf war größer als in meinen Träumen, oder bildete ich mir das nur ein? Nach einer Weile entdeckte ich das Objekt meiner Begierde. Zielgerichtet ging ich drauf zu, der Weg vor meinen Füßen wurde rutschiger, durch das viele nasse Moss, dazu kam auch noch, dass es steiler wurde. Daran kann ich mich gar nicht erinnern, der blockartige Stein war, wie in einer Art Vertiefung, es könnte der Grund eines ausgetrockneten Sees sein, zum Beispiel. Deswegen konnte ich auch ihn nicht gleich sehen. Vorsichtig stieg ich weiter hinunter, immer wieder rutsche ich mit meinen Füßen an den rutschen kleinen Steinen weg. Ich hab es gleich geschafft, ungefähr noch einen halben Meter, dann bin ich unten. meine Füße werden immer wackliger. Irgendwie wird mir auch ganz kalt, trotz einer Jacke und der langärmlichen Uniform, das zittern meines Körpers setzte ein, schnell zu diesem Block und dann weg von hier. Ich machte einen Satz, sprang dabei halb, und Gott sei Dank, konnte ich mich mit meinen Beinen gerade so abfangen. Dieser Block war nun direkt vor meiner Nase, er war mit Moss und Efeu bewachsen, so konnte ich nicht sehen, ob er auch diesen Schriftzug hatte, also ging ich näher und hockte mich davor. Langsam begann ich den Stein zu befreien. Frei von Geäst des Efeu und befreit von Moss, konnte ich immer mehr von dem Stein darunter erkennen, aber vom den Schriftzug fehlte jegliche Spur. Vielleicht war es auch die falsche Seite, das heißt, weiter suchen. ich wusste, dass der hier irgendwo war. Meine Finger liefen mittlerweile blau an, durch die Kälte und der Nässe. Als ich einen kurzen Blick auf sie warf, fiel mir auf, dass unter dem ganzen Schmutz Blut hervor lugte. Ich rieb meine Hände kurz über meine weißen Kniestrümpfe, die so wieso schon schmutzig waren, da ich mittlerweile nicht mehr hockte sondern kniete. Nachdem ich meine Hände einigermaßen von dem Schmutz befreit habe, merkte ich, dass ich mehrere kleine Schnittverletzungen von dem Geäst hatte, Schmerz nahm ich nur indirekt wahr, durch die Kälte. Den Schriftzug konnte ich einfach nicht finden, glaubte langsam daran, dass dies nur ein Hirngespinst meiner Träume war und in Wirklichkeit gab es ihn gar nicht. Ich gab auf, es brachte mir nichts, außer vielleicht eine fette Grippe, wenn ich länger hier rumsitze, also erhob ich mich. Oh Mann, meine Füße beziehungsweise meine Beine waren eingeschlafen, so sank ich leicht zusammen und versuchte mit leichtem Wackeln meine Beine zu wecken, dieses Gefühl war einfach widerlich. Alles kribbelt so komisch. Eine Weile verging, ehe dieses Gefühl einigermaßen verschwunden war. Jetzt musste ich wieder diesen steilen Hügel hoch, das kann ja was werden! Also gut, ich griff nach einem der Steine, die aus dem Boden heraus ragten. Vorsichtig setze ich einen Fuß nach den anderen vorwärts. Die Hälfte lief ohne Probleme, bis ich auf einmal wegrutschte. Ich konnte mich nicht mehr abfangen, so rutschte ich wieder runter, und fiel wahrscheinlich mit meinen Hinterkopf auf einen der Steine. Es wurde alles schwarz um mich herum…
 

-Novas Sicht-
 

Von einer Bank aus der Tribüne, beobachte ich Akikô bei ihrem Training, mehrmals schon schaute ich auf die Uhr, eigentlich hätte Ruby von längst hier sein müssen. Es ist bald 19 Uhr, Akikôs Training endete auch gleich, wo steck Ruby nur so lange, sie war immer gegen 18 Uhr hier am Feld und wartet auf uns beide. Ob sie noch mit ihrer Zimmergenossen beschäftigt war. Ich sah wie Akikô vom Spielfeld zu mir kam und vor der Tribüne stehen blieb.

„Na, wo ist denn Ruby, ist sie denn noch hier?“, fragte sie mich.

„Ich weiß es nicht, ich wollte noch mal zu ihrem Zimmer gehen, sie hat mir heute früh ihre neue Zimmergenossin vorgestellt.“, beantworte ich ihre die Frage.

„Und du meinst, sie könnte noch auf ihrem Zimmer sein?“, fragte sie mich wieder.

„Ja, sie sagte auch, dass sie heute hier her kommt. Und ich habe gesehen wie sie nach dem Unterricht in Richtung ihres Wohnhauses gegangen ist. Vielleicht hat sie die Zeit nur vergessen.“, meinte ich und erhob mich von der Bank, ging die Tribüne hinunter.

„Na gut, dann lass uns hingehen, bevor wir nichts mehr zu beißen bekommen.“, grinste sie frech und streckte sich leicht. Ich nickte leicht amüsiert und lief ein kleines Stück vor, sie folgte mir nun.

Am Zimmer von Ruby angekommen, klopfte ich an der Tür. Es dauerte einen Moment bis sie geöffnet wurde und Seraphina dahinter erschien.

„Emm hi, wir wollen zu Ruby.“,  sagte Akikô lächelnd und beugte sich leicht vor.

„Ruby?“, Seraphina schaute uns leicht verwirrt an, wie war das, sie kann kein Englisch?

„Akikô, sie kann kein Englisch.“, wollte ich nur mal anmerken.

„Was? Na super…“ Akikô schien zu überlegen, dann rief sie laut ins Zimmer rein, in der Hoffnung Ruby würde sie hören, es kam aber nichts zurück. Währenddessen schüttelte Seraphina ihren Kopf und lief uns ins Zimmer hinterher. Ruby war gar nicht da. Wo steckt sie bloß?

„Wo ist sie?“, fragte Akikô mich. Wenn ich das wüsste. Und Seraphina können wir schlecht fragen. Moment mal, die Vertrauensschwester müsste uns da doch helfen können, sie müsste doch ein bissel Deutsch können.

„Akikô, lass uns zu Miss Weedman gehen.“, Akikô schaute zu mir und nickte nur, gleich darauf verließen wir das Zimmer, und suchten nach Miss Weedmans Zimmer. Nach einem kleinen Augenblick fanden wird dieses Zimmer endlich, drückten den Knopf neben der Tür, wo drunter steht ‚bitte klingeln‘. Es dauerte eine Weile bis die Tür auf ging und Miss Weedman zum Vorschein kam. Verdutzt schaut sie uns beide an, sie kennt uns zwar, aber war für uns nicht zu ständig, ihre Verwunderung war anzumerken.

„Miss Weedman. Wir können Ruby nicht finden. Wir waren am Spielfeld verabredet, sie ist nicht gekommen und Seraphina können wir nicht fragen, sie versteht uns nicht.“, erläuterte ich ihr unser Anliegen, sie nickte kurz und schien zu überlegen.

„Soweit ich weiß, ist sie heute nach den Unterricht nicht wieder ins Haus zurück gekehrt. Nur Seraphina kam allein an.“, meinte sie.

„Ich hab sie aber nach den Unterricht kurz mit Seraphina gesehen, sie müsste doch was wissen?!“,

„Ja, das könnte sein. Ich werd gleich mit ihr sprechen.“, sie trat aus ihrem Zimmer raus, hing ein Schild hin, dass sie nicht da sei und schloss auch gleich die Türe ab.

Als wir wieder vor der Tür von Rubys Zimmer standen, warten wir drauf, dass Seraphina auf macht. Leichte Schritte verrieten, dass sich jemand der Türe nähert, sie ging auf.
 

-Gräfin der Werwölfe-
 

„An einem verschneiten Tag brachte eine junge Kammerzopfe zwei kleine schreiende Bündel ins Norddorf meines Reichs, sie wurden von einem sehr guten Freund entgegen genommen. Es waren seine Söhne, Augustin und Aragock. Sie waren gerade Mal, nur wenige Stunden alt. Ihre Mutter war ein Mensch und hat die Geburt der beiden nicht überstanden. Es war ein trauriger Anblick. Sadron… Die Trauer in seinen Augen, es tat mir weh ihn so zu sehen.

Aber die Zeit ging auch vorbei, die kleinen wuchsen prächtig auf, als sie fünf waren, verliefen sich die Kleinen im Wald. Sadron und ich durchsuchten den Wald, es wurde dunkel und kalt, doch wir suchten sie weiter.

Dann hörten wir das Weinen eines kleinen Jungen, wir waren uns sicher, dass es einer der beiden sein muss. Wir laufen schnell drauf zu, in der Ferne konnten wir, Aragock erkennen. Er hockte am Boden und weinte laut vor sich hin, von Augustin fehlte jede Spur. Wir liefen zu ihm, ich hockte mich zu ihm runter, seine Knie waren aufgeschürft, sein Gesicht war hinter seinen kleinen Händchen versteckt.

„Wo ist dein Bruder?“, fragte Sadron seinen Sohn, als er sich mit zu ihm runter hockte und seine Hand auf die kleine Schulter von Aragock legte.

„Siie…sie ham ihn mitgenommen.“, schniefte der Kleine vor sich hin.

„Wer hat ihn mitgenommen?“,

„Die Menschen…“ Sadron schaute zu mir, ich konnte seine Angst in seinen Augen sehen. Dann schaute er wieder zu seinem Sohn.

„Was ist passiert, wie konnte das überhaupt passieren?“ Er griff auch mit seiner anderen Hand die andere Schulter des Kleinen, und fing an ihn hysterisch zu schütteln. Er verschreckte seinen kleinen Sohn noch mehr, er fing wieder an zu weinen.

„Sadron!“, unterbrach ich ihn in seinem Tun, zog den kleinen aus seinem Griff in meine Arme.

„Beruhige dich wieder!“, schrie ich fast schon, als ich versuchte den Kleinen ein wenig zu beruhigen. „Ist ja gut, du musst keine Angst mehr haben. Sag mir, was ist passiert?“, sprach ich ruhig auf Aragock ein. Eine Weile dauerte es, bis der Kleine sprach.

„Wir sind über die Abgrenzung gegangen, wir wollten uns das eine Dorf anschauen.“, schniefte er wieder.

„Alles war auch in Ordnung, bis einer dieser Jäger auf uns aufmerksam wurde. Sie haben uns erst angesprochen, was wir den hier machen und ob wir uns vielleicht verlaufen hatten. Der eine meinte dann, er könne uns nach Hause bringen. Augustin sagte, ich soll meinen Mund halten und einfach weiter laufen. Aber sie gaben uns keine Ruhe und dann hab ich gesagt, dass wir im Dorf hinter der Begrenzung leben. Plötzlich schauten sie uns so komisch an.“, er brach wieder in starkes Weinen aus. „Es war meine Schuld, hätte ich nichts gesagt, hätten sie nicht die Gewehre raus geholt und…“, der Kleine brach ab und vergrub sein Gesicht in meinen Mantel.

„Wir sollten uns überlegen, was wir jetzt machen, zurück gehen könnte fatal sein, wer weiß was sie mit den Kleinen machen.“, ich drückte Aragock fast an mich.

„Bleib hier, pass auf Aragock auf.“, er richtet sich wieder auf.

„Was? Nein, du kannst nicht alleine in dieses Dorf gehen.“ Ich löste mich ein wenig von dem Kleinen und wollte nach den Saum von Sadron Mantel greifen, als er los lief und mir noch…

„Was soll ich denn dann machen, es geht um meinen Sohn.“… zu rief.

„Papaaaa!“ Ich musste Aragock festhalten, damit er nicht hinterher lief.

„Sadron, komm zurück!“, rief ich ihm hinterher.

Da hatte ich ihn das letzte Mal lebend gesehen.

Ich wusste nicht was ich machen sollte, ich habe mindestens eine halbe Stunde überlegt.

„Aragock, ich muss deinem Vater helfen gehen. Du musst hier warten, hörst du, warte hier!“, sprach ich zu dem Kleinen, er schüttelte mit seinen Kopf.

„Nein, lass mich nicht alleine.“, er krallte sich an mir fest, ich versuchte seinen Griff von meinem Mantel zu lösen.

„Versteht doch, ich muss deinem Vater helfen, deinen Bruder zurück zu bekommen. Ich verspreche dir, ich werde wieder kommen und dein Vater, sowie dein Bruder auch.“ Ich streiche seine braune Haarsträhne aus seinem Gesicht, so dass ich in seine goldenen Augen schauen konnte.

„Wir werden bald wieder da sein.“, ich lächelte leicht, drückte ihn noch einmal kurz, eh ich mich wieder erhebe.

„Warte hier, rühre dich nicht weg, verstanden.“, er nickte nur stumm.

Ich lief los, Gott sei Dank hatte ich keins meiner Kleider an, das wäre jetzt sehr unpraktisch. Zumal ich mich nur ungern verwandele, es wäre auch nicht das Beste im feindlichen Gebiet, offenzulegen, wer oder eher gesagt was man ist.

Meine Schritte wurden immer schneller, mein Laufen beschleunigt sich. Der kühle Wind platschte in mein Gesicht, meine langen gelockten Haare wehten offen nach hinten. Kurz stoppte ich, ein starker Schmerz zog sich durch meine Brust. Irgendwas stimmte nicht, ich muss mich beeilen.

Der Geruch von Feuer erfüllte die Luft.

Sie haben den Wald in Brant gesetzt, ich höre Geschrei und Rufe. Die Jäger waren überall, ich konnte ihr Getrappelt hören. Ich suchte einen Weg durch das Feuer und fand auch einen. Nach dem ich den Rauch eine Weile eingeatmet habe, fühlte ich ein starkes Brennen in meinen Lungen, irgendwas war in diesem Rauch. Meine Sicht wurde auch immer schlechter. Plötzlich hörte ich Schüsse. Hektisch sah ich mich um, nun sah ich endlich einen Weg aus Rauch, Feuer und Wald. Schnell rannte ich dahin. Weitere Schüsse ertönten…

„Wir haben ihn.“,

„Das war ein zähes Biest.“,

„Aber nicht zäh genug.“,

Höhnisches Lachen erfüllte die Luft.

Ich stand wie angewurzelt da. Das konnte doch unmöglich wahr sein.

Nein Sadron, er war nicht tot, er dürfte nicht tot sein.

Ich schwankte und ging letztendlich auf die Knie.  

„Was machen wir mit diesem verdammten Bengel?“,

„Wäre doch ein süßes Haustier.“, wieder ein höhnisches Lachen…

„Ich meinte eher den, der uns vorhin entwischt ist. Der könnte noch mehr dieser Dinger hier her locken.“,

„Den werden wir schon finden, das ist doch noch ein Kind. Die Jäger suchen schon den Wald ab. Wie weit wird der schon gekommen sein.“,

„Ja, du hast recht, der Kleine kommt nicht weit.“,

„Sag ich doch. Na los, es wird Zeit, das wir diesen kleinen Monster auch eine Kugel zu verpassen.“,

„Ja.“,

Die Kinder!?

Ich musste mich zusammen reißen, langsam richte ich mich wieder auf.

Ich durfte nicht zulassen, dass sie den Kleinen auch noch was an tun würden. Ich setzte mich wieder in Bewegung, mit zittrigen Beinen versuchte ich leise wie möglich ins Dorf zu schleichen. Ich folgte den Beiden zu einer kleinen Scheune. Einer der beiden Männer öffnet das Tor und ging hinein, als er wieder raus kam, hatte er Augustin an Oberarm gepackt gehabt, er ließ ihn auf den Boden fallen. Augustins kleine Händchen waren gefesselt, sein Mund war geknebelte.

Der andere Mann ging in die Hocke und hob Augustins Kopf an.

„Sieh an, ich wusste doch, dass ich diese Bestie kenne.“, sprach er.

„Was ist?“, fragte der andere.

„Siehst du das Muttermal über seinem linken Auge? Er und das andere Kind, sind die Söhne unsere verstorbenen Gräfin, die sich mit dieser Bestie eingelassen hatte.“ Dabei strich er kurz die Strähne aus Augustins Gesicht, dann packte er seinen Haarschopf und drückte ihn mit aller Macht auf den Boden.

„Er hat ihre Augen.“, er drückte ihn weiterhin zu Boden. „Ich habe sie geliebt, dann kam diese Bestie, und kurz danach ihre kleinen Rotznasen. Wegen euch ist sie tot.“  Während er dies erzählte, holte er aus seinem Mantel eine Waffe hervor. Er richtet sie gegen den Kopf von dem Kleinen.

Jetzt oder nie, dachte ich mir. Ich verwandelte mich in meiner wolfsartigen Gestalt und machte einen großen Sprung auf die drei zu. Mit einem gewaltigen knurren verkündete ich meine Wut.

„Da ist noch eins dieser Dinger.“, sprach erschrocken der andere Mann wieder. Nun zog auch er seine Waffe aus seinem Mantel hervor.

„Das haben wir gleich, das Ding ist kleiner, wahrscheinlich auch schwächer.“ Der andere stand auf und gab Augustin einen tritt in die Magengrube. Er wollte mich reizen, so dass ich unvorsichtig werde.

„Ist ein Weibchen.“, ein höhnisches Lachen ertönte von dem einem.

„Ein Kinderspiel.“, auch er lachte auf. Euch wird das Lachen gleich vergehen, ich werd es euch schon noch zeigen. Ich machte einen weiteren Sprung direkt auf einen der beiden Männer zu, gleichzeitig ertönte ein Schuss.

„Es ist alles gut, weine nicht mehr. Alles ist wieder gut.“, ich drückte Augustin an mich. „Komm wir müssen zu deinem Bruder, die Jäger suchen ihn, sie dürfen ihn nicht finden.“,

„Aber sie sind verletzt.“ Ich schaute kurz zur meiner Schulter.

„Das ist nicht so schlimm! Komm!“ Ich hebe ihn an, sogleich krallte er sich an mir fest. In meiner menschlichen Gestalt lief ich langsam durch das Dorf, der Rauch und auch die Schussverletzung machten mir sehr zu schaffen. Auch wenn ich es nur ungern zugab, ich konnte mich nur noch schwer auf meinen Beinen halten. Ein schweres Schnaufen ließ mich aufschrecken. Ich schaute zu meiner rechten, da lag er, Sadron. Mir wurde schon wieder so schwer um mein Herz. Wieso musste das nur passieren? Augustin fing wieder an zu schluchzten, als er sah, nach was ich schaute. Ich lief langsam zu Sadron, ich ließ Augustin langsam wieder runter.

„Papaaa!“ er lief schnell drauf zu, er vergrub sein Gesicht in Sadrons weiches Fell. „Papa, du darfst nicht sterben. Ich und Aragock brauchen dich doch.“ Wieder fing er an fürchterlich zu weinen. Ich ging auf die beiden zu und hockte mich erschöpft neben seinen Kopf, streichelte ihn hinter den Ohren. Ich konnte meine Tränen nicht mehr zurück halten.

„Pass auf meine Söhne bitte auf…“, vernahm ich in meinen Kopf.

„Ja, ich verspreche es dir.“ Ich beugte mich vor und gab ihm einen Kuss auf seinen Kopf.

„Lebewohl, Sadron…“, ich erhob mich wieder, wende mich zu Augustin, ohne auch nur ein Wort zu sagen, hebe ich ihn wieder hoch. Er wehrte sich, wollte natürlich nicht weg, doch es ging nun mal nicht anders.

„Nein, wir müssen Papa helfen!“, schrie er und versuchte meinen Griff zu lösen.

„Wir müssen zu deinem Bruder, er ist alleine im Wald voll von diesen Jäger. Wir können für euren Vater nichts mehr tun.“ Ich verstärkte meinen Griff um seine Taille und lief einfach stur gerade weiter.

Nach einer Weile ohne weitere Zwischenfälle, hatten wir Aragock unter einer großen Baumwurzel versteckt, wieder gefunden…“
 

Ich stand an einem großen Fenster und schaute nach draußen, dabei  erzählte ich unserem Gast die alte Geschichte. Er hatte sich mittlerweile wunderbar erholt und leistet mir des öfteren Gesellschaft in der großen Halle.

„Das ist jetzt siebzig Jahre her.“ Ich senkte meinen Blick. „Aber trotzdem hört der Schmerz nicht mehr auf.“ Ich spürte, wie er seine Hand auf meiner Schulter legte.

„Sie liebten ihn wohl sehr, oder?“, fragte er mich und ich nickte nur stumm.



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