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My First Love

Eigentlich wollte ich niemals lieben
von

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Das eiskalte Herz

Masamune schlug langsam das gesunde, linke Auge auf.

Es dauerte eine Weile, bis er erkannte, wo er war.

Er lag auf einem Futon, in dem Zimmer mit der Rüstung, die keines Schildes bedürfte. Offenbar befand er sich wieder auf Takeda’s Anwesen.

Doch wie kam er hierher?

Was war passiert?

Er konnte sich noch daran erinnern, dass er mit Yukimura zum Honnoji-Tempel geritten war, um Oda zu bekämpfen.

Doch wie ging es von da an weiter?

Masamune lag ruhig atmend auf dem Futon und starrte die Decke an. Dachte in aller Ruhe darüber nach, was als Nächstes geschah. Und so langsam kam alles wieder hoch.

Wie Yukimura und er im Tempel ankamen und keinen Oda trafen.

Dafür auf Akechi, der Oda verraten hatte und ihn beseitigen wollte. Sie kämpften gegen ihn.

Letztlich tauchte Kojuro auf und löste sie ab. Er berichtete ihnen, dass alle Armeen der attackierten Fürsten sich zusammengetan hatten und sie unterstützen wollten. Dann schickte er sie zur Burg Azuchi, wo sich Oda verbarrikadiert hatte.

Die Burg glich einer Festung und es führte kein Weg hinein.

Dann tauchten die Armeen von Chosokabe und Mori. Ersterer schoss mit seiner Superkanone große Löcher in Festungsmauer, sodass sie eindringen konnten.

Yukimura und er bahnten sich einen Weg zu Oda. Als sie ihn erreichten, erschoss dieser gerade Fürstin Oichi, seine eigene Schwester!

Masamune konnte sich noch genau daran erinnern, wie sie sich unter Tränen bei ihm bedankte, dafür, dass er um ihren verstorbenen Ehemann getrauert hatte.

Yukimura und er nahmen den Kampf gegen Oda auf, doch gegen dieses Ungeheuer konnten sie keinen Stich machen. Masamune’s Wunde war sogar wieder aufgegangen.

Er konnte sich ebenso gut daran erinnern, wie der totgeglaubte Tadakatsu Honda wieder auftauchte, um ebenfalls gegen Oda zu kämpfen und seinen toten Herrn zu rächen. Jedoch wurde er endgültig von diesem getötet.

Was dann geschah, konnte sich Masamune nicht so recht erklären. Er und Yukimura bündelten ihre Kräfte und irgendwie hatten sie Oda dann besiegen können.

Er erinnerte sich noch an den Jubel der Soldaten, dann hatte ihn der Schmerz seiner aufgegangenen Wunde ohnmächtig werden lassen.

Masamune schloss das Auge, entspannte seine Gliedmaßen und atmete erschöpft aus.

Es nervte ihn gewaltig, dass er schon wieder auf dem Krankenbett lag – das dritte Mal innerhalb von zwei Monaten!

Zum Glück war die Gefahr durch Oda endlich gebannt, sodass er wohl in nächster Zeit keine schweren Kämpfe führen müsste. Er nahm sich fest vor, die Wunde dieses Mal richtig ausheilen zu lassen, damit sie nicht noch mal aufging und ihn schon wieder auf den Futon schickte.

Der junge Fürst schlug das Auge wieder auf und sah hinüber zu den geschlossenen Shoji. Orangefarbenes Licht drang schwach durch diese hindurch, was bedeutete, dass die Sonne entweder aufging oder unterging.

Wie lange er wohl diesmal ohnmächtig war?

Sein Blick wanderte weiter über seinen Kopf zu der Rüstung. Dieses Erbstück der Familie Takeda schien tatsächlich heilende Kräfte zu besitzen – ihr Einfluss hatte ihn bereits zum zweiten Mal den Tod von der Schippe springen lassen.

Masamune lächelte unwillkürlich. Jetzt wurde er schon abergläubisch.

Der Fürst bemerkte nun auch die Schwerter, die zusammen mit seinen Kleidern und seinem Helm etwas oberhalb des Kopfendes des Futons lagen.

Der Reihe nach betrachtete der Fürst seine sechs Schwerter – und stutzte plötzlich.

Verwirrt richtete sich Masamune unter mäßigen Schmerzen auf, wandte sich um und robbte etwas näher heran, um das Schwert näher zu betrachten. Um den Schwertgriff war etwas Rotes gewickelt.

Er hob das Schwert hoch und wickelte das rote Ding ab – es war ein Band.

Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.

Es war während des Kampfes gegen Oda. Nachdem Honda gefallen war.

Von Schmerzen gepeinigt, konnte Masamune nicht einmal mehr sein Schwert festhalten.

Yukimura nahm daraufhin sein Stirnband ab und wickelte es dem Fürsten um die Hand, um so das Schwert zu befestigen.

Ein Lächeln huschte dem Brünetten über das Gesicht. Er strich sanft über das rote Band. Ohne diesen roten Hitzkopf hätte er diesen Kampf nie gewonnen. Bei der nächsten Gelegenheit würde er sich dafür bedanken. Es war schließlich kein Zeichen von Schwäche, wenn man zugab, etwas nicht alleine bewältigen zu können. Und irgendwie machte es ihm gar nichts aus, ihm gegenüber Verletzlichkeit und Schwäche zu zeigen.

Seltsam.

Bisher war Kojuro der Einzige gewesen, in dessen Gegenwart er sich so gehen ließ.

„Verzeiht bitte, Herr. Darf ich eintreten?“, ertönte plötzlich Kojuro’s Stimme von draußen.

Masamune erschrak und sah zu den Shoji. Dort erkannte er die Silhouette seines Dieners.

„Ei-einen Moment!“, rief Masamune und kroch zurück zum Futon, deckte sich zu.

Das Band versteckte er rasch im Ärmel seines Kimono-Hemdes. Er wollte nicht, dass Kojuro sah, dass er es noch hatte. Seltsamerweise fürchtete Masamune, dass er es ihm wegnehmen würde.

„Du kannst jetzt eintreten“, sagte Masamune schließlich.

Kojuro öffnete die Shoji und lächelte erleichtert. „Ich bin froh, dass Ihr wieder aufgewacht seid, mein Fürst.“

„Wie lange habe ich denn geschlafen?“

„Fast zwei Wochen. Ihr habt Euch während des Kampfes sehr verausgabt“, antwortete Kojuro. Er trat ein, schloss die Shoji hinter sich und setzte sich neben das Krankenbett seines Herrn.

Masamune stieß seufzend den Atem aus. „Zwei Wochen? Dieses Mal habe ich es wohl wirklich übertrieben, hm? Bist du wütend auf mich?“

Kojuro schüttelte den Kopf. „Nein, Herr. Ich bin sogar sehr stolz auf Euch. Ihr habt in diesem Kampf alles gegeben und Oda bezwungen. Dank Euch und Sanada-san ist Japan von einer großen Bedrohung befreit worden.“

„Ah ja. Wie geht es ihm denn?“

„Er hatte ebenfalls Verwundungen davongetragen, jedoch waren sie nicht so schwer. Er trainiert bereits wieder fleißig. Dieser Mann ist trotz seiner jungen Jahre wirklich hart im Nehmen.“

Masamune lachte leise auf. „Ja, das ist er. Wie geht es übrigens dem alten Takeda? Er liegt ja nicht mehr hier. Er wird doch wohl nicht…?“

„Fürst Takeda ist ebenfalls wieder genesen. Er ruht sich derweil in seinen Gemächern aus, da seine Verwundung nicht mehr allzu schwerwiegend ist. Wie mir zu Ohren kam, ist Fürst Kenshin ebenfalls auf den Weg der Genesung.“

„Hätte mich auch sehr gewundert, wenn die beiden sich von den paar Schrammen kleinkriegen lassen“, gluckste Masamune. Dann wurde er wieder ernst. „Kojuro, was machen wir jetzt?“

„Wie meint Ihr das, mein Fürst?“, wunderte sich Kojuro.

„Wir können Takeda doch nicht schon wieder auf der Tasche liegen… Außerdem mache ich mir Sorgen um Oshu. Wir sind jetzt schon zwei Monate weg.“

„Ich verstehe, was Ihr meint. Doch Eure Wunde ist noch nicht weit genug verheilt, dass wir aufbrechen können. Ich fürchte, Ihr müsst Euch noch ein wenig gedulden.“

Masamune nickte verstehend. Er hatte nicht wirklich vorgehabt, in seine Heimat zurückzukehren, doch das brauchte Kojuro ja nicht zu wissen. Er wollte nur sicher gehen, dass dies auch nicht nötig war. „Dann schick wenigstens einen Boten, der sich nach der Lage erkundigen soll.“

„Ist bereits geschehen. Seid Eurer Verwundung auf dem Schlachtfeld von Nagashino habe ich im regelmäßigem Abstand einen Boten ausgesandt, um mich über die Lage Oshu’s zu informieren. Ich bin Bestens im Bilde über unsere derzeitige Lage.“

Masamune lächelte. „Du erstaunst mich immer wieder. Aber eigentlich hätte ich wissen sollen, dass du stets an alles denkst. Das beruhigt mich sehr.“

„Als Euer rechtes Auge ist dies auch meine Aufgabe, mein Fürst. Ihr könnt Euch ganz und gar auf Eure Genesung konzentrieren.“

Masamune legte seine Hand auf den Ärmel, in der das Band steckte. Sah ganz so aus, als könnte er noch ein wenig mehr Zeit mit IHM verbringen…
 

„Schnell! Wir verstecken uns dort im Schuppen!“

Der Junge nahm seinen verletzten, älteren Bruder an der Hand und zog ihn zu dem kleinen Schuppen weit hinten auf dem Hof – dem einzigen Gebäude, das in dem kleinen Dorf noch nicht lichterloh brannte.

Hastig riss der Junge die Tür auf und zog seinen Bruder hinein. Keuchend und völlig verängstigt saßen die beiden Jungs auf dem kalten und feuchten Boden.

Der kleine Junge atmete vor Angst ganz hektisch und immer wieder sah er panisch zur Tür und zu den Fenstern. Er hatte solche Angst, dass diese gruselige Frau ihnen gefolgt war.

Dann sah er zu seinem großen Bruder auf, dessen Atem schwerfällig ging. Schuld daran war die Wunde an seinem rechten Oberschenkel, die er sich vor der Flucht vor der Frau und ihren seltsamen schwarzen Klauen, die aus dem Boden ragten, zugezogen hatte.

„Du, Onii-san? Was glaubst du, wo Mama und Papa sind?“, winselte der Kleine.

„Ich… weiß nicht…“

„Ob sie wohl auch in diesem schwarzen Strudel gezogen wurden? So wie die anderen Dorfbewohner?“

Der ältere Bruder antwortete nicht. Er fürchtete, dass ihre Eltern vom Strudel erfasst wurden. Sicher waren sie und die anderen Dorfbewohner mittlerweile tot. Er konnte sich jedenfalls nicht vorstellen, dass jemand so Etwas überleben könnte.

Der kleine Junge verstand das Schweigen seines Bruders. Er schniefte leise. „Warum tut diese Frau das? Was will sie bloß von uns?“

Ehe sein Bruder antworten konnte, tauchte plötzlich ein Kopf über ihnen auf.

Die Kinder erstarrten vor Angst.

Sie erkannten den Mann – er war in Begleitung dieser unheimlichen Frau in ihrem kleinen Dorf aufgetaucht. Er hatte seelenruhig in der Ecke gestanden und nur zugesehen, wie die Frau alle angegriffen hatte.

„Na, na, ihr kleinen Kinderchen! Wollt ihr euch hier etwa verstecken? Das bringt doch eh nichts“, gluckste der Mann hämisch. Er trug eine gruselige Maske über Mund und Nase. Sein weißes Haar verschmolz förmlich mit seiner ebenso weißen Haut.

Den Mund konnten die Kinder nicht sehen, doch sie stellten sich vor, dass er lächelte.

Was würde jetzt mit ihnen geschehen?

„Ich finde es gar nicht schön, dass ihr euch hier versteckt“, zischelte der Mann boshaft. „Dafür müsst ihr bestraft werden… dafür und für euren Verrat meines Herrn…“

Ein Schrei ertönte aus dem Schuppen, dann blieb es minutenlang ruhig.

Schließlich trat der Mann langsam aus dem Schuppen heraus.

Seine zwei Sensen schlürften über den Boden, Blut klebte an den Klingen.

Ungerührt von der Zerstörung, dass sie über das Dörfchen gebracht hatten, lief er zu seiner Begleiterin herüber.

Sie saß auf dem Boden und spielte mit einer dunklen, aus dem Boden herausragenden Klaue. Auch sie hatte keine Augen für die Verwüstung, die sie allein angerichtet hatte.

Ihr war alles egal. Für sie zählte nur, Rache zu nehmen. Rache an allen, die ihrem Bruder Leid zugefügt hatten…

Warum, wusste sie selbst nicht so genau. Der Wunsch brannte wie ein Geschwür in ihr. Zerfraß ihren Verstand… ihr Herz… ihre Seele.

Sie hatte ewig nicht geschlafen. Sie fand keinen Frieden im Schlaf. Nur Kummer und Bilder, die sie vergessen wollte.

Vielleicht würden diesen Erinnerungen ja verschwinden, wenn sie alles in Dunkelheit tauchte? Es wäre schön, wenn es so wäre… Ja, alles sollte im Nichts verschwinden… damit sie endlich schlafen konnte.

Der Mann mit der Maske war hocherfreut von diesem Anblick. Ihre Augen waren so leer und voller Leid und Schmerz.

Einfach wundervoll!!!

Er liebte diesen Anblick.

Er konnte sich gar nicht satt daran sehen.

Diese rachedürstende Frau gab ein hervorragendes Werkzeug ab. Mit ihrer Hilfe würde er alle vernichten, die es gewagt hatten, seine Pläne zu durchkreuzen.

Sein Blick fiel auf den zitternden Mann, den er in weiser Voraussicht am Leben gelassen hatte. Er brauchte ihn noch.

Sein nächstes Ziel war der Drache von Oshu…
 

Jeden Morgen um dieselbe Uhrzeit pflegte Katakura Kojuro zu den Feldern in Oshu zu gehen, um sich um die Ernte zu kümmern.

Er legte großen Wert darauf, dass sein Fürst nur gesundes und nahrhaftes Gemüse zu sich nahm, daher ließ er besondere Sorgfalt bei der Feldarbeit walten und nahm nur das Beste vom Besten mit ins Herrenhaus.

Mittlerweile war es bereits fast zwei Monate her, dass er auf dem Feld gearbeitet und die Ernte kontrolliert hatte.

Es juckte ihm förmlich in den Fingern, sich wieder persönlich an der Feldarbeit zu beteiligen. Er ließ sich zwar regelmäßig darüber berichten, wie es um die Ernte stand, doch das genügte ihm auf Dauer nicht.

Masamune hatte ihn deswegen schon aufgezogen. „Deine große Liebe ist und bleibt dein Gemüse, nicht wahr?“, hatte er gewitzelt.

Kojuro schmunzelte. So ganz unrecht hatte sein Fürst damit nicht, doch seine wahre Liebe war und blieb nur…

„Meister Katakura!“

Der Schwertkämpfer wirbelte herum und sah Bunshiro auf sich zurennen. Er wirkte ganz aufgeregt. „Was ist los?“, fragte Kojuro verwundert.

Bunshiro hielt atemlos vor seinem Vorgesetzten und keuchte: „Ihr müsst sofort mitkommen! Der Fürst will heute noch nach Oshu aufbrechen!!“

„Dafür ist er doch noch gar nicht gesund genug!“, ereiferte sich Kojuro und lief eilig zum Anwesen zurück, ohne nachzufragen, woher der plötzliche Wunsch zum Aufbruch kam.

Das rechte Auge des Drachen fand seinen Herrn im Zimmer mit der Rüstung.

Er saß – vollständig in Rüstung – vor einer Karte und grübelte.

„Warum die Eile?“, fragte Kojuro betont ruhig. Er versuchte, seine aufkeimende Wut zu unterdrücken. Warum tat sein Fürst das immer wieder? Er war noch nicht gesund und setzte sich dennoch einer solchen Gefahr aus.

Masamune sah zu ihm auf. „Ein Bote hat uns gerade erreicht. Er erzählte, dass eine Armee auf den Weg nach Oshu ist. Er war schwer verwundet und hat es gerade so noch hierher geschafft“

Überrascht riss Kojuro die Augen auf. „Was für eine Armee? Wie groß ist sie?“

„Er sagte, sie hätte eine Stärke von 20.000 Mann. Zudem soll sich ein unheimlich starker Kämpfer unter ihnen befinden… und ein Dämon.“

„Ein Dämon?“

„So beschrieb er diese Person. Sie hat alles und jeden vernichtet, der ihren Weg kreuzte. Die Kraft, deren sie sich dabei bediente, war wohl nicht menschlich.“

Kojuro kam diese Neuigkeit sehr fragwürdig vor. Noch vor wenigen Tagen kam sein Bote zurück und berichtete ihm, dass Oshu keinerlei Gefahr drohte. Könnte es wirklich sein, dass in so kurzer Zeit eine solche Bedrohung wie aus dem Nichts erschien? Möglich wäre es. Doch der erfahrene Stratege wurde das Gefühl nicht los, dass irgendetwas hier nicht stimmte.

Doch wenn er sich irrte, könnte das katastrophale Folgen für Oshu haben.

„Mein Fürst, lasst mich mit den Männern die Lage überprüfen. Eure Wunde ist immer noch nicht genug verheilt, um eine solch anstrengende Reise oder gar einen Kampf zuzulassen! Ihr solltet hierbleiben und Euch ausruhen!“

Ruckartig ließ Masamune die Karte sinken und funkelte seinen Vertrauten zornig an. „Was war das?! Ich soll hier Däumchen drehen und seelenruhig darauf warten, bis ihr zurückkommt? Verarsch mich nicht!!“

„Mein Fürst, das hatten wir doch schon.“

„Meinst du damit, dass du mich wieder angreifst, wenn ich mich nicht füge?“, grinste Masamune schelmisch.

Kojuro sah betreten zur Seite. Er würde es nicht noch einmal wagen, seinen Fürsten anzugreifen.

Masamune seufzte. „Hör zu. Ich verspreche dir, dass ich mich auf keinen Kampf einlassen werde. Aber ich möchte mich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass Oshu keinerlei Gefahr droht, sonst werde ich noch wahnsinnig! Understood?“

Kojuro nickte resigniert. Er konnte nur zu gut nachvollziehen, wie er sich fühlte – ihm selbst war auch ganz flau im Magen, wenn er an die Folgen dieser Nachricht dachte und er würde am Liebsten sofort überprüfen, ob es wahr ist oder nicht.

Doch wenn es nur eine Falschmeldung war, drängten sich ihm zwei Fragen auf: Wer ließ eine solche Falschmeldung zu ihnen bringen und was bezweckte er nur damit? Die Antwort darauf ließ Kojuro ganz angst und bange werden.

Das Beste wäre, wenn sie auf der Hut blieben…
 

Der Mann mit der Maske stand auf dem Hügel und blickte hinunter zum Tal.

Der kühle Wind wehte ihm ums Gesicht und kühlte seine Narben. Heute war einer der Tage, an denen sie besonders schmerzten und ihn lebhaft an die Hitze erinnerten. Das Feuer, in dem er eigentlich sterben sollte.

Doch er lebte noch. Und er würde sich heute dafür rächen!

An dem Mann, der ihn im Feuer verbrennen ließ.

Und an dem Mann, der all seine Pläne durchkreuzt hatte.

In wenigen Minuten würden sie an der Stelle rasten, an der er sich nun befand. Und dann würde er zuschlagen.

Der Mann lachte voller Vorfreude. Es war fast schon zu komisch, wie einfach es gewesen war, den Drachen hervorzulocken. Jetzt musste er die Falle nur noch zuschnappen lassen und dann konnte er das Drachenragout genießen!

„Meister Tenkai! Die Armee von Oshu ist bald hier!“, teilte ihm ein Soldat mit.

„Sehr schön!“, flötete Tenkai begeistert und tänzelte fast an dem Soldaten vorbei. „Sag den Männern, dass sie sich bereithalten sollen. Ich geselle mich zu unserer Prinzessin. Sonst verpasst sie noch das Bankett!“
 

„Wir rasten heute hier! Morgen reiten wir weiter!“, verkündete Kojuro laut.

Dann stieg er von seinem Pferd und half Masamune von seinem Pferd abzusteigen.

„Wir fühlt Ihr Euch?“, erkundigte sich der Ältere besorgt.

„Es geht mir gut. Die Wunde ist nicht aufgegangen“, antwortete Masamune sanft. Er war etwas müde, aber sonst ging es ihm tatsächlich gut. Ein Wunder, wenn man bedachte, wie schnell sie geritten waren.

Doch dank dem zügigen Tempo würden sie bereits in zwei Tagen da sein. Vielleicht sogar morgen Abend schon.

Die Soldaten stiegen von den Pferden ab und begannen gerade, das Lager aufzubauen, als plötzlich der Kundschafter, der die Umgebung überprüfen sollte, auf sie zustürmte.

„Hitto! Meister Katakura! Eine Katastrophe!!! Eine Armee ist auf den Weg hierher! Ihre Kampfkraft beläuft sich auf 10.000 Mann!“

Masamune erstarrte. „WAS?!!“

„Das ist noch nicht alles, fürchte ich! Die Armee, die sich Richtung Oshu bewegte, hat ihre Marschrichtung geändert und steuert ebenfalls auf uns zu! In Kürze werden beide Truppen hier eintreffen!“

Masamune biss sich auf die Unterlippe. „Verdammt! Das Ganze war also doch eine Falle! Ich hab zwar damit gerechnet, aber mit solch einer immensen Truppenstärke…“ Wütend schlug der Fürst mit der Faust auf einen Felsen.

So ein verdammter Mist! Wir könnten die 10.000 Mann-Truppe vielleicht besiegen, aber wir wären dann zu geschwächt, um die andere Armee noch bekämpfen zu können! Wir können weder vor noch zurück, aber hierbleiben ist auch keine Möglichkeit! Wir würden von beiden Armeen umzingelt werden… Was soll ich nur tun?! Was soll ich nur tun?!!!

„Fürst Masamune… bitte erlaubt mir, mich der Sache anzunehmen“, sagte Kojuro ruhig.

Masamune wirbelte zu ihm herum. „Kojuro! Hast du einen Plan?“, fragte er hoffnungsvoll.

„Ja, den habe ich.“

Kojuro schloss die Augen und sank vor seinem Fürsten auf die Knie.

Ich weiß ganz genau, wer hinter diesem Vorfall steckt. Ich kenne diese Handschrift. Doch lass dir eines gesagt sein… Ich werde niemals zulassen, dass du auch nur einen Finger an meinen Fürsten legst. Nicht, solange ich lebe…

„Mein Fürst, ich möchte, dass Ihr Eure Kleidung wechselt. Außerdem möchte ich Euch bitten, mir Euren Ersatz-Wappenrock zu leihen.“

Masamune klappte der Mund auf. „WA-“

„Entfernt alle Verzierungen von Fürst Masamune’s Pferd!“, befahl Kojuro.

„Was glaubst du, was du da tust, Kojuro?!!“, rief Masamune entsetzt. „Du kannst doch nicht…“

„Ihr werdet Euch dem Erkundungstrupp anschließen und diesen Ort verlassen. Der Feind wird nicht damit rechnen, dass Ihr Euch auf diese Art vom Schauplatz entfernt.“

Zornig packte Masamune Kojuro am Kragen. „No kidding!!! Das soll dein großer Plan sein?!!! Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich das tun würde, oder?!!“

„Wir werden Euch soviel Zeit verschaffen, wie wir können“, erwiderte Kojuro ruhig.

Masamune’s Hand, die immer noch den Kragen festhielt, begann heftig zu zittern. „Du erwartest also allen Ernstes von mir, dass ich vor dem Feind davonlaufe?“, zischte er wütend.

„Sie sind hinter Euch her, mein Fürst. Wenn Euch irgendetwas zustößt, wäre das das Ende des Hauses Date. Wir müssen das um jeden Preis verhindern.“

„So what?! Du willst also, dass ich euch alle hier sterben lasse, während ich unversehrt von hier entkomme?!!!“

„Hitto!!“

Vom Fürsten unbemerkt, hatten sich die anderen Soldaten um Kojuro herum versammelt und waren ebenfalls auf die Knie gesunken.

„Herr, bitte lasst uns das für Euch tun!“, riefen sie.

„Es ist doch nur eine Truppe von 10.000 Mann! Nichts, womit wir nicht fertig werden!!“

„Ja, Hitto. Sagt nicht, dass Ihr uns hier sterben lassen würdet!“

„Bitte, vertraut darauf, dass wir das schaffen!“

„Mein Fürst, erinnert Ihr Euch daran, was ich zu Euch sagte? Euer Leben ist unser Leben, Herr“, fügte Kojuro ernst hinzu, dann lächelte er sanft. „Bitte… Ihr müsst Euer Leben aufmerksamer schützen.“

Masamune hätte am Liebsten laut losgeschrien. Das… Das ist alles meine Schuld! Weil ich nie richtig nachdenke, bevor ich etwas handele. Ich hätte wissen müssen, dass das hier eine Falle ist! Ich… ich wollte doch alle beschützen! Das hatte ich doch geschworen!! Ja, toll machst du das, Masamune!! Wie konnte ich nur so dumm sein?!

Masamune biss sich auf die Unterlippe, bis diese blutete. Dann schrie er laut: „Hört mir zu, Männer!!! Ich erwarte jeden von euch in Oshu, wenn ihr hier fertig seid!!! Keinem Einzigen von euch ist es gestattet, sich zu verspäten!! That’s an Order!!“

Die Männer stimmten johlend zu.

Kojuro wandte sich an den Erkundungstrupp. „Bunshiro, Samanosuke, Yashinao und Magobei… Ich erwarte von euch, dass ihr den Fürsten in Sicherheit bringt.“

Die vier Männer nickten entschlossen und bestiegen ihre Pferde.

Auch Masamune stieg auf sein Pferd. Dann beugte er sich zu Kojuro hinunter. Sein Blick war streng und doch erkannte man Angst darin. „Vergiss du auch nicht, was ich zu dir sagte, klar? Was auch immer geschieht, ich verbiete dir, ohne meine Erlaubnis zu sterben!!“

Kojuro nickte. „Verstanden.“

Mit einem letzten sorgenvollen Blick auf seinen besten Freund und seine treuen Männer ritt Masamune mit den vier Soldaten vom Hügel.
 

~ to be continued ~



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Rajani
2015-05-28T19:38:18+00:00 28.05.2015 21:38
wie süß, Masamune mal sentimental wegen Yukimuras rotem Band :D wie niedlich. Aber eines verwirrt mich jetzt etwas, da ich ja immer noch nicht dazu gekommen bin die 2. Staffel zu sehen: Ist die Sache mit dem Überfall und Kojuros List auch in der Serie passiert oder gehört das schon zu deiner Feder?
Antwort von:  Tamanna
05.06.2015 21:05
Das mit dem Überfall und der List stammt aus meiner Feder, ja :)
Ab jetzt ist alles meine Idee und stammt nicht mehr von der Serie.


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