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Zwei im Wunderland

von

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Kapitel 2

Es entsprach in etwa meinen Vorstellungen, und immerhin sah der Verrückte Hutmacher weder aus wie die Jonny Depp Version noch wie die uralte Disney-Version. Apropos alte Disney-Version… Ich sah zu Cheshire. „Wie kommts eigentlich das du keine rosa-lila gestreifte Katze bist?“ Er grinste. „Irgendwie scheint es den Alices nicht so Recht behagt zu haben, mit einer Katze zu reden.“ Ich nickte, wieso sollten Leute etwas dagegen haben mit einer Katze zu reden? Wenn man sich schon in einer verrückten Welt befand, sollte man sich von so etwas eigentlich nicht überraschen lassen, fand ich. Und vor allem überraschte es mich dass ausgerechnet die Grinsekatze auf andere Leute hörte. Ich schüttelte den Kopf und sah wieder zu der Teerunde. Der Hutmacher… Er trug einen wirklich riesigen Zylinder, eine grüne Weste und eine grün karierte Hose. Und er war nicht alt, er sah aus wie Anfang oder Mitte Zwanzig, aber ich vermutete das die Bewohner des Wunderlandes frei über ihr Aussehen entscheiden konnten. Mein Blick ging weiter zum Märzhasen, auch er war einfach ein Mensch mit Hasenohren in einem roten Jackett und einer schwarzen Hose. Kurz fragte ich mich, was wohl so schlimm daran war mit einer gestreiften Katze oder eine Hasen zu reden. Mir hatte gerade das als Kind besonders gut gefallen, das es eben keine Menschen gewesen waren sondern Tiere. Aber damals hätte ich nie gedacht dass ich tatsächlich in dieser Welt landen würde. Ob es dafür irgendeinen Grund gab? Vielleicht war ich ja tot, oder ich lag im Koma… Was Beides nicht passte, meine letzte Erinnerung war nämlich wie ich eine Schulaufgabe geschrieben hatte. Ob man wohl die Entschuldigung „Sorry, ich war im Wunderland.“ gelten lassen würde? Wohl kaum… Ich war inzwischen fast am Tisch angekommen und blieb unschlüssig stehen. Niemand schien mich zu bemerken, sie tranken weiterhin ihren Tee. Alle außer der Haselmaus, eine Frau mit Mausohren die selig schlief, und der anderen Alice. Die mich so finster anschaute, als hätte ich ihre gesamte Familie auf dem Gewissen. Dann brach sie in schallendes Gelächter aus. „Ein Kleid?! Ernsthaft? Bist du schwul, oder was?“ Gut, das kam unerwartet… „Nein, nicht das ich wüsste.“ Das ließ sie noch mehr lachen und sie stieß dem Hutmacher den Ellbogen in die Seite. „Komm schon, Jonny, schaff dem Kerl nen Stuhl her.“
 

Wie aus dem Nichts erschien ein Stuhl, genau neben Alice, außerdem gleich ein weiteres Gedeck. Reizender Service hier, wirklich. Sobald ich mich gesetzt hatte, ich verfluchte das verflixte Kleid innerlich genauso wie die langen, nervigen Haare. „Wieso nennst du den Hutmacher Jonny?“ fragte ich Alice und schenkte mir Tee ein. Sie zuckte mit den Schultern. „Ich hab nur den Film gesehen und ich will ihn nicht die ganze Zeit Hutmacher nennen. Wo warst du eigentlich als du plötzlich hier gelandet bist? Und wie heißt du eigentlich?“ „Ich hab eine Schulaufgabe geschrieben. Heiße Tom.“ Sie nickte und fuhr sich durch die langen blonden Haare. „Tja, ich war grad dabei nen hübschen Typen abzuschleppen. Und ich heiße Michelle, kannst Michi sagen.“ Ich lachte leise und trank einen Schluck Tee, irgendwie überraschte es mich nicht dass es Earl Grey war. „Guter Tee, nicht wahr?“ sagte der Hutmacher, oder Jonny, plötzlich lächelnd und ich nickte. Wir saßen noch einige Minuten so da, schwiegen uns an. Michelle unterbrach es schließlich genervt. „Können wir vielleicht mal erfahren was wir hier eigentlich sollen? Wieso sind wir hier, bitte?!“ „Das würde ich aber auch gerne wissen.“ stimmte ich ihr zu und stellte meine Tasse wieder auf den Tisch. „Aber könnte ich vielleicht erst einmal passendere Klamotten kriegen? Und eine Schere?“ „Oh, ne Schere brauch ich dann auch! Ich hasse lange Haare!“ Der Märzhase der bis dahin still seinen Tee getrunken hatte lachte lauthals los, ehe er grinsend aufstand und uns bedeutete ihm zu folgen. In ein Gebäude, das davor noch nicht da gewesen war… Na ja, typisch Wunderland sage ich da.
 

Ungefähr zehn Minuten später, obwohl die Zeit hier ja sowieso nicht soviel bedeutete wie in der… realen Welt, trug ich ein schlichtes dunkelblaues Hemd und eine kurze schwarze Hose. Auch meine Haare waren wieder kurz. Michelle hatte sich ebenfalls die Haare geschnitten, ihre reichten ihr jetzt bis zur Schulter und auch sie hatte das Kleid gegen eine Bluse und eine Hose eingetauscht. Auf den weinerlichen Einwand des Märzhasen, das Alice aber immer das Kleid tragen solle, beschimpfte sie ihn das das Kleid potthässlich sei. Im Endeffekt saßen wir dann wieder bei der Teerunde, nur in anderen Klamotten. „Also?“ fragte Michelle und sah den Hutmacher an. Der trank seelenruhig einen Schluck Tee. „Das weiß ich nicht.“, sagte er gelassen, „Aber ich kenne Jemanden der es weiß.“ „Die Raupe?“ Er nickte mir grinsend zu. „Genau. Wollt ihr vielleicht etwas Tee mitnehmen? Der Weg wird etwas länger.“ fragte er liebenswürdig und hielt uns eine kaputte Teekanne hin.



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