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Kaizoku no Kokoro

Das Herz des Piraten
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
"Die Schlacht auf der Oshiba-Insel

Glossar:
Aniki - "großer Bruder", häufige Anrede des Fürsten Chosokabe von seinen Leuten
Domaru - Rüstung der Heian-Zeit (11.-16. Jhd., wurde während der Sengokuzeit von der Toseigusoku abgelöst, da sie gegen Gewehre keinen Schutz leistete) Komplett anzeigen

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Sento no Oshiba-shima

Chosokabe starrte grimmig auf die Insel vor sich. Da war er nun mit seinem Kriegsschiff so weit über die Inlandsee gekommen nur um vor dieser kleinen Insel anhalten zu müssen. Er stand am Bug und sah auf das Land hinab. Es stimmte wohl doch, dieser alte Mori wusste, wie man geschickt Krieg führte. Er hatte seine Leute auf dieser kleinen Insel postiert und womöglich ankerten in Reichweite dahinter die Kriegsschiffe. Eines allein würde Chosokabe noch lange nicht schaden, aber alle zusammen könnten seinem riesigen Schiff durchaus Schaden zufügen. Nun gut, der Schaden würde nicht reichen, um es zum Sinken zu bringen, aber er müsste abziehen. Andererseits war der alte Mori sicher so schlau, dass er Chosokabes Denken mit einbezog und vielleicht für die Flucht vorgesorgt hatte. Er wandte sich zu einem seiner Männer um.

„Hey du Landratte! Sieh nach ob man uns umzingelt!“, blaffte er.

„Sofort, Aniki!“, sagte er Junge, der noch nicht allzu lange an Bord war, und flitzte über die Planken davon.

Nickend drehte sich Chosokabe wieder zu der Insel und den Soldaten Moris am Strand um. Er kniff die Augen zusammen. Der halbe Strand war mit ihnen übersät. Sie standen in mehreren Reihen. Welch einfache Taktik. War die erste Reihe ausgelaugt, kam die zweite dran und mit der verfuhr man genauso, bis dann die dritte Reihe kam. In der Zwischenzeit konnte die erste Reihe sich bereits erholen, Tote und Verletzte bergen und kleine Wunden behandeln lassen. Chosokabe sah sofort die am Waldrand zwischen den Bäumen versteckten Feldärzte. Wie durchschaubar. Aber effektiv. Würde er seine Leute dort einfach so an Land schicken, würde sich das seichte Wasser am Strand sofort rot verfärben. Das könnte er nicht zulassen. Und Mori würde solch unüberlegtes Handeln auch gar nicht erst von ihm erwarten. Dazu war der Mann zu gerissen. Er rechnete damit, dass sich Chosokabe etwas einfallen lassen würde. Und ob er das tat.

„Aniki, ich habe noch keine Schiffe Moris gesehen, aber das schließt ihre Anwesenheit nicht aus! Was tun wir?“, fragte der Junge, der inzwischen zurückgekommen war.

Chosokabe drehte sich halb zu ihm um. „Besorg mir die Bogenschützen und eimerweise Pech!“

Der Junge runzelte die Stirn.

„Und Feuer! Jetzt mach schon!“

Er nickte hastig und verschwand wieder, während Chosokabe seine Aufmerksamkeit wieder auf die Insel richtete. Oshiba. Diese, im Gegensatz zu Omishima und Teshima, sehr kleine Insel, sollte es also entscheiden. Nagut, wenn Mori es so wollte, dass ein Blutbad vor seiner Haustür stattfand, dann sollte er es so haben. Hinter sich hörte er die Bogenschützen Stellung beziehen und Eimer auf die Planken knallen. Er sah sich um und winkte die Männer an seine Seite. Jeder nahm sich einen Eimer voll Pech, die Jungen mit den Fackeln folgten ihnen. Sie postierten sich so, dass sie die Insel und den Strand voll im Blick hatten.

„Zielt auf den Strand. Ich will sie nur vom Wasser weg haben und nicht umbringen! Den Spaß will ich meinen Leuten nicht nehmen! Wenn wir an Land sind, dann könnt ihr auch auf die feindlichen Linien schießen!“, knurrte Chosokabe.

Die Bogenschützen nickten. Sie ließen die Pfeilspitzen kurz im Pech versinken. Das dickflüssige schwarze Zeug blieb daran kleben, sodass die Fackelträger die pechgetränkten Pfeilspitzen entzünden konnten. Dann schossen sie.

Chosokabe sah zufrieden zu, wie Moris Soldaten zurückwichen. „Nachsetzen!“, befahl er.

Die Bogenschützen schossen ihre Pfeile und die feindlichen Soldaten wichen noch weiter zurück. Er ging hinter die Bogenschützen wo bereits die anderen standen. „Fertig machen! In die Boote! Wir greifen an!“, brüllte er.

Die Männer sahen sich verwundert an. „An Land?“, fragte einer von ihnen.

Chosokabe sah ihn fixierend an. „Was sonst? Oder sollen wir unsere ganzen Pfeile für eine geringe Trefferchance in die Luft schießen? Die Jungs am Bug treffen auf jeden Fall, aber wir ganz sicher nicht! Ab in die Boote und schwingt eure Waffen, das werdet ihr ja wohl noch können, oder seid ihr alle zu Fischen geworden?!“, knurrte er.

„Aber Aniki, wir müssen durch das Wasser um an Land gehen zu können. Das Wasser ist eiskalt! Es ist Winter!“, jammerte ein anderer.

Der Fürst setzte einen ebenso kalten Blick auf, wie die Temperatur des Meeres womöglich war. „Ich sagte, wir gehen an Land! Wer Angst vor einem Schnupfen hat, der kann ja hier bleiben! Diejenigen werden dann aber, wenn wir zu Hause sind, keinen Fuß mehr auf die Planken meines Schiffes setzen!!“

„Jawohl!“, ertönten die Stimmen im Gleichklang und dann rannten sie los zu den Booten, die sie ans Land brachten.

Chosokabe sprang schwungvoll in sein eigenes Boot und ließ sich hinter seinen Leuten übersetzen. Grimmig sah er zu, wie seine Leute, geschützt durch ihre nassen Hosenbeine, über ein paar vereinzelt in Flammen aufgegangene Holzstücken sprangen und Moris Soldaten mächtig zusetzten. Wie gut, dass er ein paar kluge Köpfe unter ihnen hatte, die wussten, dass man sich klatschnass nicht verbrennen konnte.

Als er sah, dass seine Leute wieder zurückgedrängt wurden, sprang er selbst ins Wasser und tauchte dabei einmal kurz ab. Es war tatsächlich verflucht kalt, aber er wäre nicht ein stolzer siegreicher Pirat, wenn er das nicht aushalten würde. Sein Papagei hingegen flog hastig zurück zu der kleinen Nussschale und blieb dort an Bug sitzen. Chosokabe ging zielstrebig an Land, an ein paar brennenden Pfeilen und Holzstücken vorbei und hetzte wie ein Berserker in das Schlachtgetümmel.
 

Mori stand weit im Schatten der Zedernbäume und sah zu, wie die Piraten seine Männer zurückdrängten. Sein Vater hatte das alles geplant und während der alte Mann auf seinem Kriegsschiff hockte, stand er, Mori Motonari, hier zwischen den Bäumen und beobachtete das Spektakel. Er musste sich zurückhalten, denn seine Bogenschützen sollten erst später zum Einsatz kommen. Und dabei hätte er sich so gerne mit ihnen in die Schlacht gestürzt. Sein Vater jedoch verbot es ihm ständig. Ein zukünftiger Fürst hatte in einer Schlacht an vorderster Front schließlich nichts zu suchen. Motonari sah das anders. Gerade als Fürst sollte er, der seine Truppen in den Kampf führt, wissen, was er tat und in welche Gemetzel er die Männer schickte.

„Junger Herr, ist alles in Ordnung?“, fragte einer der alten Soldaten neben ihm.

Mori sah ihn verwirrt an. „Ja, warum fragst du das?“

Der Alte neigte verstehend den Kopf und sah dann, wie Mori, auf das Schlachtgetümmel. „Ihr schaut so verbissen auf den Kampf. Mir scheint, ihr würdet gern selbst dort unten stehen.“, meinte er.

„Und ob ich das will!“, knurrte Mori.

„Hmm...“, machte der Alte neben ihm und zwirbelte seinen Bart zwischen den Fingern.

Mori beachtete ihn nicht weiter und sah nur zu, wie langsam eine Bresche in die Mauer ihrer Soldaten geschlagen wurde. Wie konnten diese Piraten, die auf Schiffen den Großteil ihres Lebens verbrachten, solch starke Krieger sein? Seine Faust ballte sich fest um den Griff seiner Waffe, sodass ein leises Klirren zu hören war.

„Junger Herr... Es gäbe eine Möglichkeit, aber ich möchte mich ungern Fürst Mori widersetzen.“, sagte der Alte.

„Was meinst du damit? Sollten wir die Bogenschützen vielleicht jetzt schon angreifen lassen?“, fragte Mori.

„Das habe ich nicht gemeint. Ich meinte, dass es eine Möglichkeit gibt, Euch an dieser Schlacht mehr teilhaben zu lassen, als nur als Zuschauer und Befehlshaber.“

Mori wandte sich endlich zu dem alten Soldaten um. Er sah ihn fragend an. Der grinste und deutete zu dem Feldlager, wo die Verletzten waren. Mori folgte seiner Deutung, doch er runzelte die Stirn.

„Ich versteh nicht.“, meinte Mori.

Der Alte ging voran und Mori folgte ihm. Immer noch verwirrt sah er zu, wie der Ältere die Zeltplane beiseite schob und suchend die Reihen abging. Hier und da ertönten schreckliche Schmerzensschreie. Etwas weiter hinten wurde gerade ein Soldat an der Schulter verbunden. Der Alte ging auf ihn zu.

„Du! Kannst du noch laufen und ein Schwert heben?“, fragte er, während Mori gerade neben ihm ankam.

Der Verletzte zuckte kurz vor Schmerz zusammen und sah dann verdutzt zu den beiden Männern auf.

„Kannst du oder nicht?“, wiederholte der Alte die Frage.

Die Frau, die dem Soldaten gerade die Schulter verband, sah die beiden grimmig an. „Ihr seht doch, dass er verletzt ist! Mit einer ausgerenkten und aufgeschürften Schulter kann er kein Schwert mehr heben!“, blaffte sie.

„Ausgerenkt also... Lasst mich das machen.“, entgegnete der Alte, nahm ihr die Stoffbahnen weg und wickelte den Verband wieder ab.

„Das ist doch harmlos.“, murmelte er.

Die Frau stand fassungslos daneben und wollte eigentlich gerade loszetern, als sie sah, dass der alte Soldat wohl doch etwas Ahnung haben könnte.

Der Alte hob den Arm des Jüngeren an, drehte ihn ein paar Mal um herauszufinden, wie er ansetzen musste und dann winkte er Mori auf die andere Seite des Mannes, der verwirrt und ängstlich zwischen ihnen hersah.

„Haltet dagegen, mein Herr.“, sagte der Alte und wandte sich dann an den Soldaten. „Bei drei tut es kurz weh.“, sagte er.

Der Jüngere nickte und Mori sah von ihm zu dem Älteren. Der stellte sich in Position.

„Eins.“, sagte der Ältere und fast im selben Moment gab es einen heftigen Ruck, der Soldat schrie auf und Mori hielt ihn dagegen.

„Jetzt können Sie ihn verbinden.“, sagte der Alte und die Frau sah ihn grimmg aber auch ungläubig an.

Während sie den Verband rasch anlegte, bedankte sich der junge Soldat nuschelig.

„Ja ja, schon gut. Du musst uns einen Gefallen tun.“, sagte der Alte.

Der junge Soldat nickte und hörte sich völlig überrascht die Bitte des Veteranen an.
 

Die Pfeile flogen nur so um ihn herum. Von allen Seiten schepperten die Schwerter gegeneinander oder auf die metallenen Teile der Rüstungen und Helme. Schreie waren zu hören, links und rechts von ihm wurden, so schnell es ging, die Verwundeten weggezogen. Manchmal waren sie bereits tot. Manche blieben einfach liegen, weil man nicht mehr an sie herankam ohne selbst zu sterben. Er bemerkte, dass das Bergen der Leute langsam verebbte. Dieser verfluchte Piratenfürst behielt immer mehr die Oberhand. Hier und da konnte er einen guten Schlag mit dem Schwert erzielen, doch die Pfeile die ständig über seinen Kopf rauschten, machten es schwer zu sehen, wo der nächste Gegner war. So war es rasend schnell passiert, dass er Schwerthiebe auf den Rücken und gegen die Brust bekam. Zum Glück hielt die Domaru den größten Schaden ab. Er konnte die Angreifer wieder loswerden, doch als er sich umdrehte sauste gerade ein Pfeil auf ihn zu. Ausweichen konnte er nicht mehr, nur noch so weit, dass der Pfeil in seinem Arm landete. Er konnte von Glück reden, dass dieser Pfeil nicht mehr mit brennendem Pech getränkt war. Er entsann sich daran, dass herausreißen falsch war und brach deshalb nur den Schaft ab. Hastig suchte er nach einem seiner Leute, der an seiner Seite bleiben sollte. Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis er ihn kurz hinter sich sah. Eilig lief er zu ihm und rief etwas, was in dem Lärm völlig unterging. Er packte ihn an der Schulter und schrie laut, doch der andere schien ihn nicht zu verstehen. Deshalb steckte er ihm hastig etwas in einem seidenen grünen Tuch unter die Rüstung und schob ihn weg. Dann sah er sich um und ging weiter. Während er voranging trafen ihn erneut Schwerthiebe und dann spürte er, wie die eigentlich sehr festen Seidenkordeln nachgaben. Der nächste Hieb ging quer über seine Brust. Es war nicht tief, aber ausreichend, dass sich die vielen zerrissenen Seidenkordeln rot färbten. Von hinten spürte er einen weiteren Hieb, der ebenfalls durch die bereits malträtierten Platten ging. Fast zeitgleich wurde er von seinem Angreifer hinter sich ein Stück herumgerissen und ein weiterer Pfeil traf ihn. Diesmal in die linke Schulter. Er taumelte wie benommen vor Schmerz vorwärts. das letzte, was er noch wahrnahm, war ein weiterer Pfeil in seinem rechten Bein und ein heftiger Schlag auf den Kopf...
 

Zufrieden sah Chosokabe zu, wie Mori abzog. Die Schiffe des Gegners traten ihren Weg zurück an das Festland an. Chosokabe stand mit seinen Männern noch am Strand von Oshiba. Heute wollte er ihnen nicht die Möglichkeit lassen, ihre Toten einzusammeln. Normalerweise ließ er seinen Feinden diesen Dienst, aber heute war er dazu nicht in der Stimmung. Sollten sie doch morgen nochmal in See in stechen oder sie einfach liegen lassen. Seine Leute hatten diesmal auch nicht den Willen, das Schlachtfeld nach Beute zu durchsuchen. Es war eiskalt, ihre Füße und Beine waren nass und sie froren dadurch noch mehr. Chosokabe konnte da mitreden, immerhin war er völlig durchnässt und die Kälte drang auch durch seine Kleider. Und außerdem hatten sie hier gegen einfache Soldaten gekämpft. In den seltensten Fällen waren deren Rüstungen noch zu gebrauchen, geschweige denn dass sie wertvoll gewesen wären. Als Ersatzteil hätte so manches Stück wohl noch gedient, aber die Kälte tat ihr Übriges und warum hätte Chosokabe sie wegen einer mageren Ausbeute noch länger in der Kälte ausharren lassen sollen.

„Abzug!“, knurrte er seinen Mitstreitern zu, die sich auf den Weg zu ihren Booten machten.

Er selbst blieb noch stehen und warf einen Blick auf das Schlachtfeld. Im Sand lagen viele von Moris Soldaten. Dazwischen sah er auch einige von seinen Leuten. Er hatte zwar nicht so viele verloren, wie Mori, aber Chosokabe seufzte. Es war kein leichtes Los mit dem Meisterstrategen Mori. Wie jedes Mal setzten sie sich gegenseitig heftig zu, aber heute hatte Mori mehr Leute erwischt, als Chosokabe gehofft hatte. Er warf einen Blick auf die Boote hinter sich. Sie waren nur noch halb voll. In Anbetracht dessen, dass er aber den größten Teil seiner Männer auf dem Schiff und den kleineren Schiffen verteilt hatte, war das eigentlich ein geringer Verlust. Dennoch konnte er nicht umhin noch einen Blick auf den blutgetränkten Sand und die Männer dort zu werfen. Er hatte die Inlandsee ein weiteres Mal auf heftigste verteidigt und er würde sie behalten.

Er bemerkte, wie die ersten kleinen Schneeflocken vom Himmel rieselten. In kurzer Zeit wurden es mehr und auch der Wind frischte auf. Er war froh, dass es erst jetzt schneite. Hätte es früher begonnen, hätte er die Bogenschützen nicht mehr einsetzen können, weil sie ihre Ziele nicht mehr hätten sehen können. Tja Mori... Strategie schön und gut, aber manchmal braucht man auch das Glück auf seiner Seite. Und heute war es auf meiner...

Plötzlich hörte er ein leises Rascheln. Erst dachte er, es wäre einer der Aasvögel die für gewöhnlich die Schlachtfelder als erste abgrasten, doch er hatte noch keinen gesehen. Er sah sich um, doch er konnte das Geräusch nicht ausmachen. Dann ging er voran und tat etwas, dass er noch nie getan hatte. Er sah den Toten in die Gesichter, in die Augen und ein eisiges Gefühl beschlich ihn. Nicht weil der Wind zunahm und seine nassen Kleider beinahe gefrieren ließ. Das Gefühl war anders. Dennoch ging er weiter, denn das Rascheln war noch zu hören. Je näher er dem Geräusch kam, desto deutlicher hörte er auch ein schmerzerfülltes Stöhnen. Während er weiter die Gesichter der Toten betrachtete, wäre er beinahe über einen Arm gestolpert. Chosokabe blieb stehen. In dem Arm steckte ein Pfeil. Dann sah er ein paar Sekunden lang in das Gesicht eines Mannes. Seine Augen waren geschlossen und Chosokabe wollte schon weitergehen als er das schwere Atmen verbunden mit dem schmerzlichen Stöhnen hörte. Er hielt inne und beugte sich herunter. Der Mann hier war nicht tot. Jedenfalls noch nicht. Es war sein Arm in dem ein Pfeil steckte oder was davon noch übrig war. Er schien so klug gewesen zu sein, den störenden Schaft abzubrechen. Seine Rüstung, mit dünnen teilweise zerfetzten Eisenplatten und Seidenkordeln bedeckt, war blutgetränkt und sein Helm saß schlecht auf dem Kopf. Vermutlich hatte er eine ordentliche Beule. In seiner Schulter und seinem Bein steckten noch Pfeile, dieser aber mit Schaft. Er hatte es wohl nicht mehr geschafft, sie abzubrechen. Chosokabe tastete nach dem Puls den Mannes und war überrascht, dass er noch einen halbwegs spürbaren Puls fand. Zu welcher Seite der Mann gehörte, konnte er bei soviel Blut nicht mehr erkennen, denn unter seinen Männern waren auch einige, die die Domaru trugen. Aber ob der Mann nun Freund oder Feind war - Chosokabe dachte darüber nicht nach, als er den Verletzten auf die Arme hob und aus dem Totenfeld trug.

Als er auf sein Boot zuging, sah ihn der Mann darin völlig verwundert an. „Aniki, was...“, stammelte er.

„Stell keine Fragen! Zurück zum Schiff!“, knurrte Chosokabe und trieb ihn zur Eile an.

Wieder an Bord jagte Chosokabe den nächstbesten Mann zum Schiffsarzt Kisho. Der Ältere kam knurrend an Deck, wo der Fürst gerade lauthals brüllend aus seiner Kajüte kam. „KISHOO!“

„Um Himmels Willen, mein Fürst! Was ist denn?“, gab Kisho grimmig zurück.

Chosokabe schob den Arzt energisch in seine Kajüte. Etwas verwundert betrachtete Kisho den leblos wirkenden Körper auf dem Lager des Fürsten.

„Was zum-?“

„Kümmer dich um ihn! Er lebt noch! Sofort!“, blaffte Chosokabe.

„Lasst mich kurz mit ihm allein. Ich möchte seine Wunden in Ruhe ansehen.“, sagte Kisho knirschend und schob Chosokabe hinaus.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Tamanna
2014-10-25T21:20:16+00:00 25.10.2014 23:20
Huhu~
Da dein Prolog noch nicht on ist, hab ich erst mal dein erstes Kapitel gelesen.

Wirklich sehr schön detailgetreu... Vor allem, wie der Mann von dem Pfeilen getroffen wird und so.

Aber was hat sich der Alte eigentlich dabei gedacht, Mori mit dem Soldaten zu vertauschen? Ich nehme jedenfalls an, dass es darauf hinauslief. Der ist wohl so ein Intrigant, der Mori loswerden will.

Was Chosokabe sich wohl dabei gedacht hat, den verletzten Soldaten mitzunehmen? ;)

Bin gespannt, wie es weitergeht.


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