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Star Trek - Icicle - 05

Die Kriegslist des Admirals
von

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Unerwartete Verbündete

Tar´Kyren Dheran war immer noch überrascht, wegen der geradezu zuvorkommenden Behandlung in den letzten Tage. Seit man ihn, und die übrigen Besatzungsmitglieder der ICICLE, in das Klantora-System gebracht hatte, war niemand von ihnen mehr gefoltert oder misshandelt worden. Jeweils zu zweit hatte man sie in spartanische Kabinen gesperrt, die jedoch immerhin über moderate sanitäre Anlagen, und sogar einen, wenn auch sehr primitiven Nahrungsreplikator verfügten.

Man hatte ihn zusammen mit Ensign Corin in die Kabinenflucht gesperrt. Auf diese Weise hatte er in den letzten Tagen die Gelegenheit gehabt, Tearash Corin etwas näher kennen zu lernen. Bisher hatte er nur gelegentlich Kontakt zu dem Tellariten gehabt, auf den sein Leitender Ingenieur so große Stücke hielt.

Momentan machte der Tellarit seinem Ruf, den er sich bei McMahan erworben hatte, alle Ehre, denn es war ihm vor wenigen Minuten gelungen, ein verstecktes Menü der Benutzeroberfläche des Replikators aufzurufen. Momentan sah Tar´Kyren Dheran dem Ensign angespannt dabei zu, wie er die talarianischen Texte durchrollen ließ. Beide konnten dabei nur einen Bruchteil entziffern, aber nach einer Weile wandte sich Corin zu dem Andorianer um und meinte: „Wir können den Replikator zwar nicht dazu bringen, etwas anderes, als Nahrungsmittel und Getränke zu replizieren, und das auch nur in weichen, nicht zerbrechlichen Behältern, aber möglicherweise kann ich eine eingeschränkte Kommunikation mit den anderen Kabinen aufbauen, Sir.“

„Dann zeigen Sie mal, dass der Chief sie, während unseres Einsatzes im Frühjahr, zurecht gelobt hat, Mister Corin.“

Bevor der Tellarit jedoch zu einer Antwort ansetzen konnte, klangen vor dem Schott Schritte auf, und Corin stieg schnell aus dem Menü aus. Gerade rechtzeitig, denn schon im nächsten Moment fuhr das Schott der Kabine zischend auf, und zwei schwer bewaffnete Talarianer kamen herein. Sie machten eindeutige Gesten mit ihren Waffen, und der Tellarit bewegte sich in eine der Zimmerecken, während der Tar´Kyren Dheran ungerührt mitten im Raum stehen blieb. Gleich darauf trat Torenan Cidar in den Raum ein und blieb vor dem Andorianer stehen.

„Ich möchte Sie bitten, mit mir zu kommen, Captain Dheran. Vor wenigen Augenblicken ist jemand auf diese Station gekommen, den ich Ihnen unbedingt vorstellen möchte.“

Dheran sparte sich jegliche Fragen, denn er ahnte, dass Cidar sie ohnehin nicht beantworten würde. Während er dem Admiral nach draußen, auf den Gang folgte, warf er Corin einen schnellen, auffordernden Blick zu, und hoffte, dass ihn der Tellarit verstehen würde.

Corin nickte unauffällig und Dheran wandte sich zufrieden ab.

Auf dem Gang warteten weitere zwei Wachen auf sie. Der Andorianer musste sich ein Schmunzeln verbeißen. Man hatte offensichtlich Respekt vor seinen Fähigkeiten. Doch ohne seine Leute, würde Dheran keinen Fluchtversuch wagen, so viel hätte eigentlich auch Torenan Cidar wissen müssen. Entweder war sein Ruf beim Feind so schlecht, dass man ihm eine solche Vorgehensweise zutraute, oder aber der talarianische Geheimdienst war so schlecht, dass er es schlicht und ergreifend nicht besser wusste.

Durch lange, sechseckige Gänge, deren Wandverkleidung, im indirekten Licht, in einem hellen Grünton schimmerten, marschierten sie tiefer in das Innere der riesigen Werftstation, in der bis zu acht Schiffe gleichzeitig umgerüstet werden konnten.

Der Sternenflottengeheimdienst hatte dieses strategische Ziel genau richtig gewählt, und das Opfer der ICICLE würde absolut Sinn machen.

Bei diesem Gedanken spürte der Andorianer, wie es ihm das Herz zusammen zog. Das Schiff zu opfern kostete ihn doch größere Überwindung, als er zuvor gedacht hatte. Nicht zuletzt deshalb, weil er die Crew, die sich gerade in den letzten Tagen und Wochen als vorbildlich und loyal erwiesen hatte, mit diesem Schiff gleichsetzte.

Als sie kurz darauf das Quartier des talarianischen Admirals erreichten, öffnete Torenan Cidar das Schott und meinte: „Bitte, nach Ihnen, Captain Dheran.“

Der Andorianer nickte verbindlich und betrat den Empfangsraum der Zimmerflucht. Der talarianische Admiral, und zwei der vier Wachen, folgten ihm dicht auf. Für einen Moment war Dheran versucht, eine der Wachen zu überrumpeln und zu entwaffnen, die drei Talarianer zu erschießen, danach die beiden Wächter draußen auf dem Gang zu überlisten, und seine Mannschaft zu befreien – um die ICICLE zu besetzen, und den Plan des Admirals, hier und jetzt auszuführen. Doch an einen Erfolg einer solchen Aktion zu glauben, das war selbst für einen Mann wie Dheran illusorisch. Zunächst würde er das Vertrauen des talarianischen Admirals erringen müssen. Danach würde man weiter sehen.

Als von nebenan ein schlanker hochgewachsener Mann, mit dunkelbraunen, fast schwarzen Augen den Raum betrat, hatte der Andorianer für einen kurzen Moment das Gefühl, in einen bodenlosen Schlund zu fallen. Auf den ersten Blick erkannte Dheran, dass dieser Mann ein Betazoide war, und Torenan Cidar hatte ihn zweifellos hergebracht, damit er seine Gedanken sondierte. Natürlich hatte Dheran die Möglichkeit dies zu verhindern, aber anders als bei einer vulkanischen Kommilitonin zu Akademiezeiten, konnte er dies bei einem Betazoiden nicht unbemerkt tun, da er – anders als bei einem Kontakttelepathen – selbst keine mentale Verbindung zu diesem telepathisch begabten Wesen aufbauen konnte.

In wenigen Augenblicken würde Torenan wissen, dass er etwas zu verbergen hatte, und auch wenn der Talarianer nicht erfahren würde was er verbarg, so stand doch fest, dass er Ihn, und seine Begleiter, als Spione hinrichten lassen würde. Tar´Kyren Dheran schloss, in diesem Moment mit dem Leben ab, auch wenn er sich vornahm, es so teuer wie möglich zu verkaufen, und zumindest den sadistischen Admiral mit sich zu reißen.

Während es hinter der Stirn des Andorianers fieberhaft arbeitete, lächelte Torenan Cidar eigentümlich und sagte: „Captain Dheran, ich möchte ihnen einen meiner Geschäftspartner, Captain Harun Malori, vorstellen.“

Tar´Kyren Dheran konzentrierte sich darauf, seine Gedanken abzuschirmen, während er den Betazoiden mit zornfunkelndem Blick musterte. Dieser Mann also würde es sein, der den Plan des Admirals zum Scheitern bringen sollte. Er war so damit beschäftigt, seine Gedanken zu kontrollieren, dass es einige Sekunden dauerte, bis er realisierte, dass das Drängen in seinen Gedanken, kein Sondierungsversuch des Betazoiden war, sondern dass er sendete. Dheran öffnete seine mentale Abwehr so weit, dass er Bruchstücke davon empfangen konnte, immer noch bereit, sich sofort wieder abzuschotten. Was er auf mentaler Ebene erkannte war: Kont..dmi ...lan.. Ku...

Im nächsten Moment begriff der Andorianer endgültig und öffnete sich für das, was der Betazoide ihm telepathisch mitteilen wollte.

Und er empfing ganz klar drei eindringliche Worte:

Konteradmiral Valand Kuehn

 
 

* * *

 

Harun Malori fluchte innerlich. Man hatte ihm den Andorianer als Elitesoldat geschildert, aber momentan war dieser Elitesoldat so schwer von Begriff, dass seine und Sirinas Tarnung drohte aufzufliegen.

Denn er, Commander Harun Malori, und seine Lebensgefährtin, Lieutenant-Commander Sirina Galorin, arbeiteten für den Geheimdienst der Sternenflotte.

Fast hätte Malori erleichtert gelächelt, als der Andorianer endlich verstand, was er ihm immer drängender zu übermitteln versuchte, und nur seine harte Ausbildung beim SFI bewahrte ihn vor einer solchen Unachtsamkeit.

Als der Andorianer endlich seinen Widerstand, den er als Telepath, in dieser Form nur selten erlebt hatte, aufgab, nutzte Malori die Gelegenheit, dem Captain schnell mitzuteilen, dass er ein Verbündeter war, und es angebracht war, sich zu beruhigen und friedfertig zu verhalten, statt etwas Unüberlegtes zu tun. Gleichzeitig spürte er nun die grenzenlose Erleichterung des Andorianers. Der Betazoide eröffnete nun das Schauspiel für die Talarianer, indem er etwas auf Dheran zu ging und ihm theatralisch tief in die Augen sah. Für beinahe zwei Minuten verharrte er so, bevor er sich spürbar entspannte und sich zu Torenan Cidar wandte.

„Ich habe den Gedankeninhalt des Captains sondiert, Admiral Cidar. Er ist davon überzeugt, das Richtige getan zu haben, sie zu befreien, und ihre Flucht zu ermöglichen. Seine Intentionen sind: Frieden zwischen der Föderation und den Talarianern zu schaffen. Er weiß, dass die Handlungsweise seines Vorgesetzten Admirals falsch war, und darum ist er übergelaufen. Und er hofft darauf, dass sie ihn und seine Leute als Verbündete anerkennen, Admiral.“

Torenan Cidar blickte beinahe etwas enttäuscht von Harun Malori, zu Tar´Kyren Dheran. Doch dies hielt nicht lange vor. Endlich sagte er zu dem Betazoiden: „Danke, Captain Malori. Sie können sich nun, zusammen mit Ihrer Co-Pilotin, um das Löschen ihrer Waren kümmern. Mein Stellvertreter wird sich dann um ihren Bonus und um alles weitere kümmern. Wir sprechen später noch mit einander.“

Damit war der vermeintliche Waffenhändler entlassen. Malori hinterließ bei Dheran noch eine eindringliche, telepathische Warnung, auch seinen Offizieren gegenüber, Stillschweigen zu wahren, was seine Rolle betraf, bevor er den Empfangsraum verließ.

Nachdem er gegangen war, schickte der Talarianer die beiden Wachen hinaus, und deutete auf den Durchgang zu seinem Büro. „Darf ich bitten, Captain? Ich hoffe, sie tragen mir nicht nach, dass ich zuvor etwas misstrauisch Ihnen und Ihrer Crew gegenüber war.“

Der Andorianer hätte den Admiral am liebsten auf der Stelle niedergeschlagen, doch er unterdrückte dieses unbändige Verlangen und antwortete beherrscht. „Vielleicht hätte ich an Ihrer Stelle ganz ähnlich gehandelt.“

„Es freut mich, dass Sie es so sehen, Captain Dheran.“ Der Talarianer führte Dheran zu einer gemütlichen Sitzgruppe in seinem geräumigen Büro. „Nehmen Sie doch Platz.“

Tar´Kyren Dheran kam der Aufforderung nach.

Der talarianische Admiral setzte sich ihm gegenüber und lehnte sich im Polster zurück. Er schien nicht auf die Idee zu kommen, dem Andorianer etwas zu trinken anzubieten. Übertriebene Gastfreundschaft konnte man Torenan Cidar nicht vorwerfen.

„Nun, Captain Dheran: Ich denke, dass Sie und ihre Crew etwas Ruhe vertragen können. In siebzehn Stunden werden wir sie dann auf Ihr Schiff bringen, damit sie die Datenbanken zum Kopieren vorbereiten können. Danach werden Sie das Schiff in eines der Docks fliegen, und unserer technischen Abteilung übergeben, zusammen mit den Kommando-Codes, damit wir das Schiff partiell demontieren und die Technik studieren können.“

„Ihr Vorschlag klingt vernünftig. Danach werden meine Leute und ich ihnen dabei helfen, zu ermitteln, wie die Systeme am besten und schnellsten in Ihre Schiffe integriert werden können.“

Dieser Vorschlag war Dheran spontan eingefallen, und da er nicht vorhatte, die ICICLE zu übergeben, sondern den Plan des Admirals auszuführen, sobald er und seine Crew an Bord waren, würde er ohnehin niemals Realität werden.

Admiral Cidar nickte anerkennend und antwortete: „Sehr gute Idee, Captain. Alles weitere werden wir dann morgen besprechen, sobald die ICICLE im Dock verankert wurde. Und nun, Captain, sollten Sie sich ebenfalls etwas erholen, damit Sie uns morgen mit aller Kraft unterstützen können.“ Der Talarianer erhob sich und Dheran tat es ihm gleich.

Gemeinsam, fast wie gute Freunde, gingen sie zum Schott. „Meine Männer werden Sie zu Ihrer Kabine geleiten. Morgen werde ich dafür Sorge tragen, dass man Ihnen und ihrer Crew bessere Quartiere zuweist.“

„Danke, Admiral“, erwiderte der Andorianer freundlich, was ihn einen Gutteil an Überwindung kostete. Dann wandte er sich ab und ließ sich von den Wachen zu der Kabine zurück bringen, die er sich mit Tearash Corin teilte.

Dies geschah 10 Stunden bevor sich die Ereignisse überschlugen...

 
 

* * *

 

Zurück in der Kabine wartete Dheran, bis die Wachen das Kabinenschott verriegelt hatten, bevor er Tearash Corin auffordernd ansah. „Nun, Ensign?“

Der Tellarit grinste verschlagen. „Mit zwei Kabinen habe ich, wenn auch nur über einen primitiven Morse-Code, den ich mit einer Anforderungstaste sende, Kontakt bekommen, Sir. Lediglich Lieutenant Singh-Badt und Charall habe ich nicht erreicht. Außerdem konnte ich einen Nebenanschluss der Hauptdatenbank anzapfen. So habe ich in Erfahrung gebracht, dass unsere Kabinen nicht überwacht werden. Die Station besitzt keine internen Überwachungssensoren, und man war wohl nicht darauf vorbereitet, Gefangene an Bord dieser Station aufzunehmen, Captain.“

„Gute Arbeit, Mister Corin. Das erleichtert einiges. Die Navigatorin und Miss Singh-Badt können wir später einweihen. Und nun hören Sie mir sehr gut zu, Mister Corin: Admiral Cidar vertraut uns, warum das so ist, werde ich Ihnen später erklären. Zunächst folgendes: Der Anschlag auf den Admiral, unsere Flucht zu den Talarianern, und unser scheinbares Überlaufen – das alles ist nur Teil eines raffinierten Planes, den sich Admiral Tarun ausgedacht hat, und für den ich mich freiwillig gemeldet habe. Wir konnten Sie und alle anderen Beteiligten nicht in den Plan einweihen, da wir genau mit dem Verhör rechnen mussten, dass dann auch tatsächlich erfolgte.“

Tearash Corin hörte den Ausführungen seines Vorgesetzten mit wachsendem Staunen zu, und nachdem Dheran geendet hatte, blickte der Tellarit ihn nur fassungslos an. Dann sagte er schließlich: „Dann sind wir keine Verräter für die Föderation?“

Ein gelöstes Lächeln erschien auf dem Gesicht des Andorianers, und leise, fast väterlich, antwortete er: „Nein, Mister Corin. Sobald wir wieder auf STRATEGICAL STARBASE 71 sind, werden wir vom Admiral rehabilitiert werden. Und einige Captains der RAG, die uns hart auf den Fersen gewesen sind, werden dann vermutlich ziemlich überrascht dreinschauen.“

„Das steht außer Frage, Sir“, antwortete der junge Tellarit und ein unternehmungslustiges Leuchten erfüllte seine Augen. „Sir, ich...“

„Später, Mister Corin. Informieren Sie nun bitte Commander Mancharella, Doktor Leandros, Miss Filiz und Mister Ivarsson, und sagen Sie ihnen, dass sie sich möglichst erholen sollen, in den nächsten Stunden. Ich brauche Sie alle so fit wie möglich.“

„Aye, Captain“, antwortete der Tellarit begeistert und machte sich gleich daran, die Anweisung in die Tat umzusetzen.

Dies geschah 9 Stunden, bevor sich die Ereignisse überschlugen...



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