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Anne im Traumhaus

von

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Vorfreude

In den nächsten Wochen klang Annes Übelkeit langsam ab. Ihr ging es bestens. Sie arbeitete an ihrem Buch und die Ideen dafür schienen ihr nur so zu zu fliegen. Im Februar hatte sie es bereits fertig und das Manuskript an ihren Verleger geschickt. Der Verlag war begeistert, sie schrieben, dass dies das Beste sei, was sie ihnen je geschickt hätte. In vier Wochen sollte die erste Auflage bereits fertig sein. Als Autor würde Anne Shirley-Blythe genannt werden. Mit ihren zwei ersten Büchern hatte Anne jetzt einen gewissen Bekanntheitsgrad, darum solle der Name Shirley auf jeden Fall weiter genannt werden.
 

Marilla und Rachel strickten und nähten bereits fleißig an der Ausstattung für Annes Baby. Sie waren mit Feuereifer dabei. Marilla baute fast den ganzen Speicher von Green Gables um, auf der Suche nach alten Babysachen, von Matthew und ihr. Mrs. Blythe hielt es genauso und Anne fragte sich manchmal, wie sie alle etwas bremsen könnte.
 

Gilbert hatte im Krankenhaus in Carmody viel zu tun und oft kam er erst spät in der Nacht nach Hause. Meistens schlief Anne dann bereits und er setzte sich zu ihr und beobachtete sie.
 

So auch eines Tages im März. Anne war nun im fünften Monat schwanger und ihr Bauch war bereits deutlich unter der Kleidung zu sehen. Es war spät und Gilbert setzte sich ins Bett und beobachtete Annes Schlaf.
 

`Wie schön sie doch ist` dachte er und betrachtete verträumt Annes rote Haare.
 

Eine lange Haarsträhne hatte sich aus ihrem Zopf gelöst und hing ihr über die Wange. Sanft strich Gilbert sie zur Seite. Da öffnete Anne die Augen und sah ihn an.
 

„Entschuldige, Anne, ich wollte dich nicht wecken.“ Anne lächelte sanft und hielt seine Hand fest, die noch auf ihrer Wange lag.
 

„Du siehst müde aus“, flüsterte sie ihm leise zu.
 

„Es war ein anstrengender und langer Tag“, er strich ihr weiterhin sanft über die Wange.
 

„Mein armer Schatz“, antwortete Anne und küsste seine Hand. Sie setzte sich auf und Gilbert legte den Arm um sie, während Anne seine andere Hand nahm. „Du bekommst ja manchmal kaum Schlaf, Gil“, sagte Anne besorgt.
 

„Morgen habe ich frei bekommen, dann kann ich hier bei dir wieder Kraft sammeln. Du weißt gar nicht, wie sehr ich dich brauche, mein Anne-Mädchen.“

Anne drehte sich um und küsste ihn.
 

„Mmmm“, Gilbert seufzte „ein Kuss von dir und mir geht es schon viel besser.“

Anne lachte und versetzte ihm einen Knuff.
 

„Dr. Blair hat mir übrigens angeboten, im Herbst seine Praxis zu übernehmen“, sprach Gilbert weiter „Er möchte sich langsam in den Ruhestand begeben. Was hältst du davon, Anne?“
 

„Das wäre doch wundervoll, Gil. Damit würdest du eigentlich auch die meisten Patienten bereits kennen.“
 

„Na, ob das immer von Vorteil ist?“ lachte Gilbert „Stell dir mal vor Rachel Lynde, als meine Patientin.“
 

„Oh ja, sie erklärt dir dann noch, wie du sie behandeln musst“, sie lachten beide.
 

„Aber ich denke, dass die Idee trotzdem gut ist“, sagte Gilbert „Das heißt aber auch, dass wir uns ein Telefon zulegen sollten, Anne. Schließlich sollte man als Arzt erreichbar sein und die moderne Technik macht es möglich, dass es schneller geht.“
 

„Ein komischer Gedanke, ein Telefon in unserem Traumhaus“, grübelte Anne. In Gedanken versunken saßen sie beieinander.
 

„Gil“, rief Anne plötzlich und legte eine Hand auf ihren Bauch.
 

„Was ist?“, fragte Gilbert und sah sie an.
 

„Es hat sich bewegt“, Anne strahlte „unser Baby, es hat mich getreten.“
 

Sie griff nach Gilberts Hand und legte sie auf ihren Bauch.
 

„Warte einen Moment, Gil. Hier war es.“
 

Und dann spürten sie beide den leichten zaghaften Tritt ihres Babys. Sie strahlten sich an.
 

„Anne, das ist phantastisch“, Gilbert legte den Kopf auf ihren Bauch und Anne strich ihm über das Haar.
 

Drei Wochen später kam Annes drittes Buch. Marilla hatte es ihr vom Postamt mitgebracht. Sie fuhr gleich danach bei Anne vorbei. Jedes mal, wenn ein Buch von ihr herausgebracht wurde, war Anne wie ein kleines Mädchen.
 

"Man sollte meinen, dass es nichts Neues mehr für dich ist, wenn du ein Buch von dir in der Hand hältst"meinte Marilla und schüttelte den Kopf über soviel Übermut.
 

"Marilla, jedes Buch ist etwas ganz besonders. Es sind meine Geschichten, von mir geschrieben. Ich glaube es erst dann, wenn ich es selbst gedruckt in den Händen halte. Es wird nie normal für mich sein, wenn ein Buch von mir erscheint", glücklich hielt Anne das Buch an sich gedrückt.
 

"Du wirst dich nie ändern, Anne", kopfschüttelnd stand Marilla auf, dann nahm sie in den Arm und sagte ganz leise "bleib ja so wie du bist, Anne."
 

Anne lächelte, als Marilla das Haus verließ.
 

Gilbert würde an diesem Tag bestimmt wieder spät nach Hause kommen. Anne seufzte, dabei wollte sie dieses tolle Ereignis, so gerne mit ihm feiern. Um zehn Uhr war von Gilbert noch nichts zu sehen, gähnend ging Anne zu Bett. Das Buch legte sie auf den Küchentisch und dazu einen Zettel.
 

Um Mitternacht kam Gilbert endlich nach Hause. Das kleine Häuschen lag friedlich in der Dunkelheit vor ihm. Als er das Haus leise durch die Hintertür betrat, sah er das Buch auf dem Tisch liegen. Er nahm den Zettel und las:
 

Mein Liebster,
 

bestimmt ist es schon spät, wenn du nach Hause kommst, aber vielleicht willst du trotzdem einen Blick auf mein neues Buch werfen. Marilla hat es mir heute vom Postamt mitgebracht.
 

Ich liebe Dich

Anne
 

Er griff nach dem Buch und las den Titel "Liebe für immer und ewig" von Anne Shirley-Blythe. Dann schlug er die erste Seite auf und las die Widmung: "Für Gilbert, den ich von ganzem Herzen liebe, für immer und ewig, solange Sonne und Mond ihre Bahn ziehen."
 

Gilbert lächelte, als er das las. "Ich liebe dich auch, mein Anne-Mädchen, für immer und ewig", murmelte er leise vor sich hin. Dann ging er nach oben.
 

Anne schlief tief und fest. Eine Hand lag auf ihrem Bauch und sie lächelte im Schlaf.
 

Als Gilbert sich ins Bett legte, kuschelte sie sich sogleich an ihn und flüsterte: "Ich liebe, dich Gil."
 

Er legte den Arm um sie und küsste sie auf die Stirn. Ein paar Minuten später war er eingeschlafen.
 

Gilbert hatte sich entschieden, er würde die Praxis von Dr. Blair übernehmen. Darum wurde in ihrem Traumhaus schon bald ein Telefon installiert. Es war eine richtige Sensation, es gab nicht viele in Avonlea, die ein Telefon besaßen. Eigentlich waren es nur drei Häuser, Dr. Blair hatte natürlich eines, die Lawsons hatten ein Telefon im Laden und natürlich (wie hätte es anders sein können) die Pyes. Die Pyes wollten nie in etwas nachstehen, also waren sie die ersten gewesen, die sich ein Telefon zulegten. Mrs. Lynde konnte mit dieser modernen Technik nichts anfangen. Für sie war das alles `Teufelszeug`, wie sie es nannte.
 

"Wenn Gilbert nun die Praxis von Dr. Blair übernimmt, muss er natürlich ein Telefon haben, liebste Anne. Aber ich möchte so etwas nicht im Haus haben", hatte sie zu Anne in einem Gespräch gesagt.
 

Gilbert lachte darüber, als Anne davon erzählte: "Mrs. Lynde hängt einfach an der guten alten Zeit, für Neuerungen ist sie nicht zu haben", sagte er.
 

Im Juni fand wie jedes Jahr das Sommerfest bei den Barrys statt. Anne wollte sich das natürlich nicht entgehen lassen.
 

"Bist du sicher, dass du hin willst?" fragte Gilbert sie am Tag vor dem Fest.
 

"Natürlich, meinst du etwa ich lasse mir das Drei-Bein-Rennen entgehen. Da werden immer alte Erinnerungen wach. Mitmachen könnte ich ja jetzt sowieso nicht, im Moment wäre jede Schnecke schneller als ich", lachte sie und hielt ihren dicken Bauch.
 

Gilbert küsste sie.
 

Zum Fest trug sie ein grünes Kleid. "Na, wie sehe ich aus, Gilbert Blythe? Sei nur ehrlich, wahrscheinlich fürchterlich, so dick wie ich gerade bin. Zumindest sieht meine Nase immer gleich aus, vielleicht sollte ich mich auf sie konzentrieren."
 

Gilbert nahm sie in den Arm "Du siehst wunderschön aus, Anne."
 

"Du bist ein Schmeichler, Gil. Wahrscheinlich schämst du dich für deine dicke Frau."
 

"Dummkopf!," schalt Gilbert sie und küsste sie so, dass Anne wirklich keinen Grund hatte, an seiner Ehrlichkeit zu zweifeln.

 

 

 

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Amy-Lee
2016-03-06T23:31:53+00:00 07.03.2016 00:31
Hi, es war toll.
Es ist schön das Gil die Praxis von Dr. Blair übernimmt, dann hat Er einen nicht so langen weg, wie jetzt und wäre schnelle bei seinem Anne-Mädchen^^.
Ich hoffe das alles gut geht und das Baby nicht stirbt, das wäre für die Zwei die Hölle.
Bin gespannt ob aus Annes neuem Buch ein Besteller wird, Sie hat es verdient.
Schwangere Frauen sind wunderschön zumindest sagen das alle und wenn es alle sagen muss es stimmen^^.

Bye


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