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Herzenswille

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben!

Hier ist nun das letzte Kapitel und ich wünsche euch viel spaß beim Lesen. :-)

Liebe Grüße,
Saph_ira Komplett anzeigen

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Versöhnt

Sie hatte es ja geahnt! Sie hatte ihn sofort erkannt! Noch am Friedhof hatte sie den einsamen Reiter in der Ferne bemerkt, ohne überhaupt hingeschaut zu haben. Sie bekam dabei ein merkwürdiges Kribbeln im Nacken und dann tauchte er hier, in ihrem Haus, urplötzlich und fast nach einem Jahrzehnt auf! In diesen Jahren war vieles passiert und es hatte sich einiges geändert:

 

Nach dem Sturm auf die Bastille war sie mit André nach Arras gezogen und der alte Wirt im Gasthof „Zum alten Allas“ hatte ihnen geholfen womit er konnte. Das alles passierte, bevor sie ihr erstes und einziges Kind zur Welt brachte und das wütende Volk Versailles erstürmt und die königliche Familie in den Toulirienpalais verbannt hatte.

 

Rosalie war zufälligerweise auch dabei, hatte Oscar bei Rosalies und Bernards Besuch erfahren und das hatte bei ihr an jenem Tag die Wehen ausgelöst... Oscar schüttelte sich, daran wollte sie nicht erinnert werden. Denn nach der Geburt ihres Sohnes war sie so geschwächt, dass jeder in ihrer Umgebung die Hoffnung auf ihr Überleben verloren hatte...

 

Oscar ging es nicht gut, dem Kind dagegen schon. Und dann erfuhren sie alle noch zusätzlich, dass Oscar Tuberkulose hatte. Das war schrecklich! Dennoch blieb sie am Leben und schaffte es die Krankheit zu besiegen, indem sie das Soldatenleben endgültig aufgab, sich mehr Ruhe gönnte und sich um ihre Lieben kümmerte – auch wenn keine ruhigen Zeiten geherrscht hatten.

 

Oscar war überrascht, Graf Axel von Fersen zwei Jahre später vor der Tür stehen zu sehen. Es ging um die Flucht der königlichen Familie und Oscar war nach langem Überlegen einverstanden. Ihr Vater war bei der Flucht auch beteiligt, aber hatte kein einziges Mal sie eines Blickes gewürdigt. So, als wäre sie für ihn wirklich gestorben und sie wäre nicht mehr seine Tochter... Oscar schmerzte das zu tiefst, aber sie lief nicht fort, denn sie erfüllte die letzte Pflicht gegenüber Ihrer Majestät... Dennoch lief alles schief und Oscar wurde mit Grafen von Fersen von dem König entlassen. Was mit ihnen später geschah, daran erinnerte sich Oscar auch nicht gerne.

 

Als wäre schon die gescheiterte Flucht nicht genug, wurden im Jahr 1793 der König und dann die Königin enthauptet. Und beinahe hatte man auch sie und ihren Mann hingerichtet... Während die Menschen wie erstarrt deren innige und womöglich letzte Zweisamkeit beobachtet hatten, hatten sich Alain und Bernard durch die Volksmassen gebahnt, sich neben ihnen an der Guillotine gestellt und die Menschen an den Tag des Sturmes auf die Bastille erinnert... Vielleicht war das ihre Rettung, Oscar wusste das nicht... Auf jeden Fall hatte man sie wie durch ein Wunder gehen lassen...

 

Ihr Sohn war zu dem Zeitpunkt unter Aufsicht bei Rosalie und als Oscar ihn in die Arme geschlossen hatte, wurde ihr der eigener Fehler bewusst... Sie hätte das nicht mehr erleben können... Und da war noch ihr Vater, den sie zuvor hatte fortreiten sehen... Das war entsetzlich und schmerzlich... und ein Abschied für immer... Was wollte er dann jetzt hier?

 

Sie zählte doch schon lange nicht mehr zum Adel und erst recht nicht mehr zu der Familie de Jarjayes. Durch die Ehe mit André wurde sie seines Standes angesehen. Obwohl danach es keinen Standesunterschied mehr gab. Alle Menschen waren gleich, wie es sein sollte. Dennoch bedauerte Oscar die Terrorherrschaft, die danach herrschte.

 

Kurz nach der Hinrichtung des Königspaares verließ Oscar mit den ihren Arras und zog in die Normandie, wo ihr Haus im Gegensatz zu ihrem elterlichen Anwesen noch verschont geblieben war. Die Einwohner hießen sie willkommen, trotz der schweren Lage. Sie kannten und mochten sie. Deswegen wurde das Haus nicht geplündert und nicht ausgeraubt.

 

Nach der Hinrichtung des Königspaares wurde auch Robespierre hingerichtet und erst als ein neuer Herrscher die Macht über Frankreich an sich riss, kehrten etwas ruhigere Zeiten ein. Mit den Jahren besserte sich ein wenig die wirtschaftliche Lage und sie konnten sich etwas entfalten und ihr Leben bessern.

 

Parallel entstand dann auch eine geschäftliche Beziehung zum Gasthof von Arras. Oscar kümmerte sich im Namen ihres Mannes um die Menschen, Finanzen und um das Geschäftliche. André selbst stand ihr überall zur Seite und auch Alain, zusammen mit seinen überlebenden Kameraden, half wo und wie er konnte.

 

Alain heiratete, was von ihm nie möglich gehalten wurde - ein junges bürgerliches Mädchen aus der Nachbarschaft, das dann bei ihnen einzog und Kindermädchen des kleinen Oscar wurde.

 

Seither lebten sie wie eine kleine Familie und wie reiche, aber gütige Bürger. Nun tauchte unverhofft ihr Vater auf und Oscar wusste nicht zu sagen, ob zum Schlechten oder Gutem...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Oscar entriss sich aus ihrem Versteck. Es nützte nichts, hier weiter auszuharren. Das Kindermädchen ihres Sohnes kam auf sie zu. „Madame Oscar, gut dass Ihr schon zurück seid. Wir haben Besuch von...“

 

„Ja. Ich weiß, ich habe meinen Vater bereits gesehen.“, ließ Oscar die junge Frau nicht weitersprechen und lächelte kaum merklich. „Bring bitte für uns beide den Tee und für meinen Sohn die heiße Schokolade.“

 

„Jawohl, Madame Oscar.“ Die junge Frau rauschte leichtfüßig davon und Oscar begab sich mit gestraften Schultern zum Pavillon in den Garten. Ihr Sohn bemerkte sie als erster und winkte ihr zu. Ihr Vater sah sie unverwandt an. Er beobachtete und betrachtete jede ihrer Schritte genau.

 

„Welch eine Überraschung, Euch hier zu sehen, Vater“, grüßte sie ihn steif und setzte sich ihm gegenüber an den Tisch.

 

„Wir haben über dich gesprochen, Maman“, erläuterte ihr Sohn in seiner kindlichen, seligen Art. Er saß am anderen Ende des Tisches, zwischen ihr und ihrem Vater und spielte mit dem Zinnsoldaten, der einstmals André gehört hatte und dann viele Jahre später mitsamt der Schatzkiste aus der Erde unter der alten Eiche des elterlichen Anwesens von Oscar ausgegraben wurde. „Großvater hat erzählt, wie er dich reiten und fechten gelehrt hatte. Und das er auf dich immer stolz war.“

 

„Ach ja?“ Oscar zog ihre Augenbrauen nach oben und schaute ihren Vater direkt an. Keine Emotionen, keine Empfindungen konnte man ihr dabei ablesen. Wie auch an ihm. In dieser Hinsicht war sie voll und ganz die Tochter ihres Vaters.

 

„Ich bin hier, um dir etwas mitzuteilen.“, sagte er ausdruckslos, wobei ihm innerlich schwer ums Herz wurde. „Vor drei Monaten ist deine Mutter verstorben.“

 

Das traf Oscar hart, aber auch sie zeigte es nicht nach außen. „Das wusste ich nicht. Ich bedauere ihren Verlust sehr.“

 

„Es war ihr letzter Wunsch, dass ich dich aufsuche“, redete Reynier ungerührt weiter: „Nun bin ich da und stelle fest, dass du dich gut gemacht hast, meine Tochter.“

 

„Wie bitte?“ Oscar dachte, sich verhört zu haben. Obwohl ihr Vater ernst und beherrscht da saß, schwang so etwas wie Lob in seiner Stimme. Er würde das nie zugeben, aber sie hatte das deutlich vernommen. Sie wusste nicht, ob sie davon gerührt sollte oder ihm misstrauen sollte. Warum war er damals dann fortgeritten, als man sie bei der Guillotine hinrichten wollte? Das würde sie wohl nie erfahren...

 

Feste Schritte hinter ihrem Rücken drangen an ihr Gehör und sie drehte sich halbwegs um. André und Alain kamen auf den Pavillon zu. Der letztere sagte etwas, klopfte André beherzt auf die Schulter und machte in das Haus kehrt. André grüßte überrascht, aber höflich den General und nahm den Platz neben seiner Frau ein, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Oscar erklärte kurz angebunden, weshalb ihr Vater hier war und André bekundete sein Beileid. Danach wusste er weiter nichts zu sagen.

 

Der General musterte ihn ausgiebig, bis er aufatmete und an ihn sein Wort richtete. „Ich bin hierhergekommen, um auch dir etwas zu sagen. Du bist der rechte Mann für meine Tochter und wie ich sehe, machst du sie glücklich. Du bist zwar nicht von Adel, aber das hat jetzt ohnehin keine Bedeutung mehr. Deswegen habt ihr beide meinen Segen.“

 

„Ich danke Euch, General.“ Andrés Gesicht erhellte sich etwas, aber Oscar blieb dabei ein wenig skeptisch. „War das auch der Wunsch meiner Mutter oder sagt Ihr das von Euch aus, Vater?“

 

Reynier sah sie eindringlich an. „Eigentlich müsstest du mich kennen, Tochter.“

 

„Deshalb frage ich ja auch, Vater.“

 

„Ich bin hier, nicht um mit dir zu streiten, sondern um Frieden zu finden. Ob du mir das glaubst oder nicht, ist deine Sache.“

 

„Ich glaube es Euch!“, ertönte der kleine Oscar und der General warf seinen Blick auf ihn. Seine harten Gesichtszüge wirkten auf einmal weicher. „Das ist nett von dir, mein Junge.“

 

Oscar und André beobachteten das ein wenig erstaunt. Das Kindermädchen von ihrem gemeinsamen Sohn brachte den Tee für die drei Erwachsene und eine Tasse heiße Schokolade für den Jungen. Nachdem sie das Gebrachte vor jedem abgestellt hatte, ging sie wieder fort. „Ich glaube es Euch auch, Vater“, sage Oscar dann doch noch und rührte mit dem kleinen Löffel in ihrem Tee. „Und ich bin Euch dankbar – für alles, was Ihr für mich getan habt.“

 

Ihre Worte waren aufrichtig und der General richtete seinen Blick wieder auf sie. Diesmal verhärmten sich seine Gesichtszüge nicht. „Ich war schon immer stolz auf dich, mein Kind, das sollst du noch wissen.“

 

„Danke, Vater.“ Oscar rührte das Ganze irgendwo in ihrem Herzen und ihre Haltung wurde entspannter. „Was gedenkt Ihr zu tun?“

 

„Ich habe keine sonderlichen Pläne.“, meinte Reynier und der kleine Oscar fügte gleich hoffnungsvoll hinzu: „Bleibt Ihr dann bei uns, Großvater?“

 

„Wenn deine Eltern nichts einzuwenden haben, dann gerne“, sagte der General und schaute von Oscar auf André und zurück. Diese tauschten miteinander einen Blick und nickten zustimmend. „Wir würden uns freuen, wenn Ihr bleibt“, sprach André für sich und seine Frau.

 

„Ich danke dir, mein Sohn.“ Reynier zog seine Mundwinkel nach oben. „Und dir auch, meine Tochter.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich bedanke mich herzlich bei allen, die diese FF mitverfolgt, gelesen und mit Figuren mitgefiebert haben. Und genauso bedanke ich mich herzlich bei zerocool für das betalesen dieser Fanfiction. Vielen lieben Dank noch einmal an euch alle, seit ganz lieb gedrückt und bis zum nächsten Mal oder auch bis zur nächsten Fanfiction. ;-) :-) :-*

Liebe Grüße,
Saph_ira Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  dana140
2019-08-07T03:32:05+00:00 07.08.2019 05:32
muchas gracias un fic magnifico de comienzo a fin
Antwort von:  Saph_ira
15.08.2019 11:02
Thank you very much for your lovely comments, I really appreciate that. It is an honor for me that you liked the fanfiction so much and I am very happy about it.
Von:  chrizzly
2016-08-20T18:37:55+00:00 20.08.2016 20:37
So nun ist es also voll bracht. Sehr sehr gut. Ist ein wirklich schönes ende geworden. Das du Alain verheiratet hast finde ich sehr klasse. Diese harte schwerenöter zum liebestollen ehemann. Prima. Eins hat mir persönlich noch gefehlt und zwar das Oscar und auch ihr Vater mal etwas weicher werden und sich wenigstens einmal im leben in den arm nehmen. Aber trotzdem ein wunderschöner abschluss. Freue mich schon auf deine nächste ff. Kussi meine liebe 😍😍😍😘😘😘😘😘
Antwort von:  Saph_ira
26.08.2016 23:00
Vielen lieben Dank und entschuldige, dass ich erst jetzt antworte. ^^ Ja, Alain und verheiratet ist schwer vorzustellen, aber unmöglich wäre es auch nicht, denke ich. XD Ich glaube, Oscar und ihr Vater werden nie zueinander weich und sich in den Arm nehmen, da war ziemlich viel geschehen, aber wenigstens freundlicher zueinander können sie schon werden. :-) Dankeschön dir noch einmal herzlich und ich freue mich dich bei der nächsten FF wieder begrüßen zu dürfen. Lieben Gruß, Kuss und bis zum nächsten Mal. :-) ;-) :-*
Von:  YngvartheViking86
2016-08-19T17:56:59+00:00 19.08.2016 19:56
Das nenne ich mal ein Happyend :D
Hat mir sehr gut gefallen und war ein perfekter Abschluss für die FF.
Vieles vondem was der General sagte, erinnert mich an den Schluss von "Ein zweites Leben".
Auch Oscar als Geschäftsfrau gefällt mir.
Hehe, Alain hat geheiratet :D
LG Chris
Antwort von:  Saph_ira
19.08.2016 20:06
Ich gebe es zu, ich hatte das Ende bzw. das Wiedersehen zwischen dem General und seiner Tochter am Ende etwas aus meiner ersten FF "Ein zweites Leben" entnommen, aber mir fiel derzeit kein anderes Ende für die beiden ein. ^^ Oscar als Geschäftsfrau nach der Revo vorzustellen fand ich am besten, weil für sie meiner Meinung kein anderer passender Beruf zu finden war. :-) Und ja, Alain als einen verheirateten Mann vorzustellen ist zwar schwierig, aber ich wollte ihn nicht immer als einen Junggesellen darstellen. XD
Einen herzlichen und lieben Dank für alles! :D
Liebe Grüße und bis zum nächsten Mal bzw. nächsten Fanfiction. ;D


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