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Sommernachtstraum

Ichika/Manatsu
von

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Traum & Wirklichkeit

[JUSTIFY]Das Meer rauschte. Welle für Welle umspielte es ihre nackten Füße. Beinahe pechschwarz lag es in der Dunkelheit der Nacht vor ihr, wenngleich sich Mond und Sterne in der Oberfläche des Wassers spiegelten.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ichika kannte diesen Strand nur zu gut. Sie war früher oft hergekommen. Es war der Strand etwas abseits von ihrem Heimatort, der kleinen Stadt, in der sie einst aufgewachsen war.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Auf einem Felsen in der Ferne drehte der Lichtkegel des Leuchtturms seine Kreise und wenn sie still war konnte sie auch das Rauschen der Blätter des nahe gelegenen Waldes hören.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Wie lang war sie schon nicht mehr hier gewesen? Während sie als Kind diesen Ort genossen hatte und gerne hergekommen war, hatte es sich mit jenem Sommer geändert. Denn damals hatte alles mit einem Traum von diesem Ort angefangen. Der Traum, in dem sie Manatsu das erste Mal gesehen hatte. Manatsu... Nur allzu gut war Ichika jener Sommer in Erinnerung geblieben. Ihre Verwirrtheit, ihre Verzweiflung, aber auch die schönen Dinge, die sie mit ihr erlebt hatte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Eine seltsame Benommenheit erfüllte sie, wenn sie daran dachte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Manatsu...“ Die Silben krochen über ihre Lippen, ohne dass sie sich bewusst dazu entschieden hatte, sie auszusprechen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Nach dem Ende des Sommers war Ichika noch einige Male hier gewesen, in der Hoffnung, dass irgendetwas passieren würde. In der Hoffnung, dass sie sich verabschieden könnte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie hatte sich verabschieden können, als Manatsu im Winter ein letztes Mal aufgetaucht war, um auf ewig zu verschwinden.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Mana... Tsu...“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Natürlich hatte sie nicht bleiben können. Sie war kein Mensch gewesen. Sie war ein... Ach, so genau hatte Ichika das nie gewusst. Doch der Gedanke daran, dass sie Manatsu nie wieder sehen würde, ließ auch heute noch ihr Herz schwer werden.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Wellen. Rauschen. Die Meeresluft.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie wusste nicht, wie sie hierher gekommen war. Sie wusste auch nicht, was sie vorher getan hatte. Alles, was sie wusste, war, dass sie hier war und ihr Herz ein Sehnen spürte – ein Sehnen, dass sie zu zerreißen drohte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Damals hatte sie sich selbst für Erwachsen gehalten. Damals hatte sie geglaubt alles verstanden zu haben. Dennoch war sie so unsicher gewesen, hatte sich so vieles nicht getraut. Sie war halt ein Teenager gewesen. Verwirrt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Und jetzt?[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie sah an sich hinunter. Sie trug ein blaues Sommerkleid, das ihre Brüste betonte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Nun war sie erwachsen – zumindest vor dem Gesetz, obwohl sie sich eingestand, noch immer nicht alles zu wissen. So sehr sie damals hatte ihre Heimat nicht verlassen wollen... Jetzt wohnte sie allein in Nagano, studierte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie lebte. Dank Manatsu.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Aber wieso war sie hier?[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Noch immer schien die Benommenheit ihr beinahe die Sinne zu nehmen. Fast war ihr, als würde sie einschlafen. Es war seltsam. Sie konnte nicht klar denken. Nur ein Gedanke blieb in ihrem benommenen Geist hängen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Manatsu...“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Die Augen fielen ihr zu und im nächsten Moment hatte sie das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren, doch es folgte kein Aufschlag auf den Boden. Stattdessen: Wind. Sie hatte das Gefühl zu fliegen und wie ein Blatt im Herbst vom Wind hin und her geworfen zu werden.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Angestrengt versuchte sie ihre Augen zu öffnen und als es ihr schließlich gelang erblickte sie die Stadt unter sich. Sie flog über sie hinweg, jedoch scheinbar ohne Kontrolle über sich selbst zu haben. Der Wind trug sie immer weiter hinauf, nur um sie dann einige Meter lang fallen zu lassen. Dennoch verspürte sie keine Angst, nur Verwirrung und Trauer.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie kannte dieses Gefühl nur zu gut aus jenem Sommer.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Unter ihr verging ein ganzer Tag wie in Zeitraffer. Die Sonne ging auf, wanderte über den Himmel, ging unter und tauchte die ganze Stadt in orangerotes Licht. Die Schatten zwischen den Häusern wurden tiefer. So wie an jenem ersten Tag.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Damals hatte sie sich seltsam gefühlt, hatte nicht verstanden, was vor sich ging und hätte nie ahnen können, wozu all das führen sollte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Zu Beginn von jenem Sommer hatte sie geglaubt, sie wäre verliebt. Sie war fasziniert gewesen von Sei und seiner ruhigen Art. Damals hatte sie so wenig gewusst über das Leben, die Liebe. Sie war noch ein Kind gewesen. Doch der Sommer hatte alles verändert.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Manatsu...“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Wieder fiel sie. Sie spürte Regen in ihrem Gesicht und als sie wieder klar sehen konnte, stand sie auf jenem schmalen Weg durch den Hain am Rand der Stadt. Ein Wolkenbruch war über sie hinein gebrochen, doch selbst das hinderte die Zikaden nicht an ihrem nie enden wollenden Zirpkonzert.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie starrte auf den geteerten Weg zu ihren Füßen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Irgendwie wurde sie das Gefühl nicht los, etwas wichtiges vergessen zu haben. Etwas wichtiges, das sie hatte tun wollen. Es hatte mit Manatsu zu tun.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Manatsu...“ Sie wollte sie noch einmal wieder sehen. Nur noch ein einziges Mal![/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Natürlich wusste sie, dass es nicht sein konnte, dass es schon ein Wunder war, dass sie sich hatte wirklich verabschieden können. Dennoch wollte sie noch eine Sache sagen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie rannte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ohne darüber nachzudenken, rannte sie durch das Unterholz einem plötzlichen Impuls folgend. Irgendwo musste sie doch sein, Manatsu, sie musste irgendwo sein. Sie konnte nicht einfach so verschwunden sein![/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ein letztes Mal...[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Der Regen schlug ihr ins Gesicht, lief ihren Hals hinunter und durchnässte ihr Kleid, während ihre nackten Füße vom Unterholz zerschnitten wurden. Doch da war, was sie suchte: Der Schimmer türkiser Haare, ein rotes Kleid. So weit entfernt. Dennoch war Ichika sich sicher, dass sie es zwischen den Büschen und Bäumen hindurch schimmern sah.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Manatsu!“, rief sie. „Manatsu!“ Nun schrie sie.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie lief und lief, bis sich der kleine Wald lichtete und sie vor einem großen Torii stand, das zu einer Treppe führte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Türkises Schimmern am Ende der Treppe.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ungeachtet der geschundenen Füße rannte Ichika die Treppe hinauf – weiter und weiter. Wie viele Stufen waren es? Sie konnte es nicht sagen. Sie achtete nicht darauf. Doch sie rannte weiter, weiter. Da oben war ein Haus. Ein Schrein? Nein, es war etwas anderes. Es kam näher. Und da erkannte sie, dass es sich um das alte Schulgebäude, welches damals abgerissen worden war, handelte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Das Schimmern war verschwunden, doch sie wusste, was sie tun musste.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Keuchend erreichte sie das Gebäude und schlug die Tür auf – sie war unverschlossen. Schnell rannte sie die hölzerne Treppe hoch in den ersten Stock. Hier musste sie sein. Manatsu.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Atemlos schob Ichika die Tür zu jenem Klassenzimmer auf und trat hinein. Der Spiegel war noch hier.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Nun vorsichtig ging sie zu ihm hinüber. Was war, wenn sie Unrecht hatte? Die Hand zusammengekrampft trat sie vor den Spiegel und sah hinein. Ihr 14jähriges Selbst starrte zurück – doch keine Spur von ihr, Manatsu.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Nein“, flüsterte sie, während ihr jüngeres Ebenbild still stand. „Nein...“ Sie schlug gegen den Spiegel. „Nein! Bitte! Manatsu! Bitte!“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Das alte, verschmutzte Glas vibrierte unter ihren Fingern, während ihr 14jähriges Selbst noch immer einfach da stand.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Tränen. Sie spürte, wie Tränen ihre Wangen hinunterliefen und sank in die Knie.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie hatte doch nur noch einmal mit ihr sprechen wollen. „Manatsu...“, flüsterte sie tränenerstickt und bedeckte das Gesicht mit den Händen im kläglichen Versuch die Tränen fortwischen zu wollen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Da spürte sie etwas, das sie zusammenzucken ließ: Eine Hand auf ihrer Schulter.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ichika fuhr herum, nur um niemanden zu sehen, doch als sie sich weiter umsah, erkannte sie die Gestalt im Spiegel: Ihr 14jähriges Selbst war verschwunden und stattdessen stand eine andere nur zu vertraute Gestalt ihr gegenüber.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Manatsu!“, keuchte sie.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Das Mädchen im Spiegel lächelte nur traurig und nickte. Sie sah noch immer so aus, wie im Sommer vor sechs Jahren.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich habe dich gesucht“, stotterte Ichika. „Ich... Ich wollte mit dir reden.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Manatsu nickte, sprach jedoch noch immer nicht – konnte sie überhaupt sprechen? Es war alles so seltsam.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Für einen Augenblick zögerte Ichika. „Was ich dir hatte sagen wollen... Ich... Ich habe dich sehr gern gehabt und ich weiß, dass du nicht zurückkommen wirst, aber... Ich habe es dir sagen wollen, Manatsu. Ich...“ Sie brach ab.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ein trauriges Lächeln breitete sich auf Manatsus Gesicht aus, ehe die den Kopf schüttelte und einen Finger auf die Lippen legte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Immer noch flossen Tränen über Ichikas Gesicht. Sie schloss die Augen, um erneut zu versuchen, die Tränen fort zu wischen, als sie für einen Moment etwas warmes auf den Lippen spürte und ein Flüstern hörte: „Es tut mir leid, Ichika.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Dann brachen die Wassermassen über sie hinein und ehe, dass sie etwas tun konnte, ehe sie auch nur nach Luft schnappen konnte, wachte sie auf.[/JUSTIFY]

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[JUSTIFY]Atemlos setzte Ichika sich auf. Sie lag im Bett ihres Zimmers im Studentenwohnheim und sah sich um. Sie würde am nächsten Tag nachhause fahren – zurück in ihre Heimatstadt, wo das alte Schulgebäude lang nicht mehr stand.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Jemand lag neben ihr. Rina, die heimlich bei ihr übernachtet hatte. Ihre Freundin.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie würde mit zu ihren Eltern fahren.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ichika wusste, dass sie Manatsu nicht wiedersehen würde. Manatsu war dahin zurückgekehrt, wo sie auch immer hergekommen war.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie hatte sie geliebt, ohne es in ihrer jugendlichen Verwirrung zu verstehen. Doch es war sechs Jahre her. Sie hatte ein neues Leben. Eine neue Liebe. Nur manchmal wünschte sie sich, es ihr noch einmal sagen zu können.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Manatsu war ihre erste richtige Liebe gewesen.[/JUSTIFY]



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Taroru
2016-12-25T14:00:01+00:00 25.12.2016 15:00
die sehnsucht kommt wahnsinnig gut rüber, ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich alles verstanden habe, liegt aber hauptsächlich daran das ich die serie/film nicht kenne, sagt mir nicht mal was vom namen her o.o
aber vielleicht sollte ich das mal ändern, dann deine geschichte noch mal lesen, dann verstehe ich einige dinge garantiert besser ;-)
aber an sich finde ich es schon echt gut geschrieben, die gefühle, die botschaft kommt auch ohne vorkenntnise sehr gut rüber :-)
Von: abgemeldet
2016-10-06T23:04:11+00:00 07.10.2016 01:04
Awwwww~ sooo eine schöne story *. * freut mich total das du meinen Wunsch gewählt hast und das Thema so schön eingebaut wurde :)

Mir gefällt die idee das ichika später eine Freundin haben wird aber nach wie vor an manatsu hängt :)
Hast ihre Sehnsucht sehr treffend dargestellt :)

Würde mich freuen mehr vob dem pair von dir zulesen :)


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