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Tales of the real Ghostbusters

von

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On the backseat of my car...

Einen Monat später…
 

Nach diesem doch ziemlich aufreibenden Einsatz waren die nächsten leichter zu bewältigen und das Teamwork der Jungs steigerte sich mit jedem neuen Geist. Doch jetzt herrscht wieder etwas mehr Ruhe. Die willkommene Auszeit genießt jeder Einzelne von ihnen auf seine Weise. Egon hat sich in seinem Labor verkrochen und bastelt dort mal wieder an etwas Neuem herum. Bis auf gelegentliches Poltern oder der vertiefte Singsang seiner mit sich selbst geführten Gespräche, ist von ihm nichts zu hören. Janine macht sich derweilen nach und nach mit dem neuen Computer vertraut, den die Jungs ihr vor zwei Wochen spendiert haben. Dennoch steht ihre treue Schreibmaschine noch immer neben ihr und findet mehr Beachtung, als der PC, der für sie noch viele Rätzel aufweist. Aber sie ist durchaus willens ihn zu benutzen, es braucht einfach nur etwas Zeit und da sie diese gerade hat, versucht sie sich erneut mit dem Einrichten und Ausprobieren der einzelnen Programme, die Egon für die installiert hat. Winston genießt derweil das warme Wetter des allmehlig endenden Sommers und sieht sich ein Baseballspiel im Park an.
 

Das kann Peter nur recht sein. Er ist es mehr als nur Leid, mit anzusehen, wie Ray den Schwarzhaarigen anhimmelt. Es grenzt echt an ein Wunder, dass Winston davon scheinbar überhaupt nichts mitbekommt, wo es für Peter doch mehr als offensichtlich ist. Doch vielleicht ignoriert er es auch einfach nur sehr geschickt? Aber auch das kann Venkman nur recht sein. Je weniger Winston auf dumme Gedanken kommt, desto eher hat der Brünette eine Chance seine auszuleben. Voller Begeisterung hat er den ganzen Tag darauf gewartet, dass Winston endlich verschwindet und zum Glück scheint Ray etwas Anderes im Kopf zu haben, als ihn zu begleiten. Er streunt irgendwo in der Gasse neben der Feuerwache herum und untersucht den Schrott, der dort noch liegt. Nach Egons und Peters Einzug damals, haben sie sich bemüht, die Anforderungen der Stadt zu erfüllen, einen neuen Zaun aufgestellt und einen Teil des Mülls abholen lassen. Als Winston dann dazu kam, haben sie noch mal ein gutes Stück davon entfernen lassen. Doch noch immer liegt dort einiges, ihnen fehlt bisher aber schlichtweg das Geld, um es entsorgen zu lassen. Ist aber halb so wild. Das Meiste ist schließlich weg, sodass sich eigentlich keiner beschweren kann. Und es ist ja nicht so, als würden dort irgendwelche Leichen vor sich hin verwesen, die die Nachbarn stören könnten.
 

Der Großteil besteht eher aus Metall- und Holzschrott, alten Möbelstücken und kaputten Elektrogeräten. Der Menge des Mülls nach zu urteilen, kann es sich dabei aber unmöglich alles um altes Zeug aus der ehemaligen Feuerwache handeln. Vielmehr haben die Leute aus den umliegenden Wohnhäusern es ausgenutzt, dass dort Platz ist und das Grundstück leer steht. Nun, wo ein neuer Zaun das Abladen verhindert und die meisten Leute in der Nachbarschaft eh kein so gutes Bild von den neuen Eigentümern der Feuerwache haben, kam auch kein weiterer Müll mehr dazu. So herrscht auch genug Platz, damit Ray dort ein bisschen Ordnung schaffen kann. Hochmotiviert sortiert er das ganze Zeug und stapelt es auf verschiedenen Haufen. So arbeitet er sich langsam zum hinteren Ende der Gasse durch. Eine hohe Mauer trennt dort das Grundstück der Feuerwache zur Straße hin ab. Ein schmaler Weg führt zwischen der Mauer und dem Hauptquartier der Geisterjäger hindurch und endet an einer schweren Metalltür, die einen Notausgang für das Gebäude darstellt. Gleichzeitig ist sie aber auch der einzige Zugang in die Gasse, wenn man nicht gerade über den Zaun klettert oder sich die Mühe macht dessen einzelne Maschen von den Halterungen zu trennen.
 

Die Zeit vergeht und Rays Schrotthaufen wachsen immer weiter an. Hier einer mit Holzteilen, dort einer mit Metall, ein weiterer mit alten Elektrogeräten, ein anderer mit all dem Zeug, das man sonst nirgends zuordnen kann. Aber es gibt auch einen Haufen, auf dem Dinge liegen, die man vielleicht noch gebrauchen kann. Dazu gehören größtenteils unversehrte Rohre und Elektroteile, die das Glück hatten in oder unter Kartons oder Planen zu liegen und somit der Witterung der Jahre nicht allzu sehr ausgeliefert waren. Schließlich erreicht der Mechaniker die hintere Mauer. Ein letzter großer Haufen türmt sich vor ihm auf. Es sieht aus, als wären es die Bretter eines Schrankes, die sich einem Tipi gleich um einen Kern aufreihen. Als Ray ein paar der Bretter zur Seite räumt, erkennt er in dem Zwischenraum eine dunkelgraue Plane, die über etwas ziemlich Großem ausgebreitet ist. Geschwind räumt der Rothaarige die restlichen Bretter weg und umrundet dann den undefinierbaren Haufen Plane. Was immer sich auch dort drunter befindet, hat die Zeit hier wohl noch am sichersten überstanden und dürfte daher wohl in einem besseren Zustand als die anderen Dinge sein. So zumindest theoretisch.
 

Über Raymonds Gesicht breitet sich ein Ausdruck völliger Vorfreude auf. Als er jedoch die Plane zur Seite zieht, gefriert dieser Ausdruck und er betrachtet das vor ihm Stehende mit offenem Mund, hin und hergerissen zwischen Begeisterung und Entsetzen. Das Auto, wenn man es überhaupt so nennen kann, ist ein Wrack. Es scheint, als würden die einzelnen Teile nur noch von Gebeten und Rostschutzfarbe zusammengehalten, doch in Ray´s Augen könnte der Wagen nicht perfekter sein. Erst recht, da Winstons Mustang langsam aber sicher in Begriff ist den Geist aufzugeben und auch der wiederholte Versuch ihn zu reparieren leider das Unvermeidliche nur hinauszögert, als es zu verhindern. Er ist einfach nicht ausgelegt für die schwere Ausrüstung der Jungs und darunter leidet er mit jedem Einsatz mehr. Ein sanftes Lächeln breitet sich auf seinen Zügen aus. Es hat etwas Liebevolles an sich, als würde er einen alten Hund beim Schlafen beobachten. Fast schon zärtlich gleiten seine Finger einen Moment über die völlig zerbeulte, dick mit Dreck bedeckte, einst schwarze Motorhaube. Dabei hinterlassen seine Finger wirre Muster in der Dreckschicht und geben etwas mehr von der einstmals schwarzen Farbe frei. Irgendwie macht ihn der Anblick traurig, so einsam und vergessen wie das Auto hier all die Jahre gestanden hat.
 

Langsam umrundet er den Wagen und verschafft sich einen ersten Eindruck davon. Bei dem Auto handelt es sich ganz unverkennbar um einen 1959er Cadillac Miller-Meteor, ein Fahrzeug, dass bis Ende 1979 hauptsächlich als Kombination aus Kranken- und Leichenwagen benutzt wurde. Zu Beginn der 80er Jahre wurden jedoch die technischen Anforderungen für solche Fahrzeuge geändert, was das Ende für diese Cadillac-Art bedeutete. Heute sind sie nicht mehr zulässig und finden höchstens noch bei Sammlern Anerkennung, als Lastwagen für Bauern oder als Ersatzteilspender. Während seiner Blütezeit war der Miller-Meteor aber ein Meilenstein in seiner Klasse und auf den Straßen kaum wegzudenken. Das Fahrzeug wurde für seine Dienste hochgeschätzt, nicht zuletzt wegen seines extrem verstärkten Fahrgestells, wodurch er spielend mit der zusätzlichen Last der eingebauten Geräte klarkam und dabei dennoch schnell und wendig blieb. Diese Tatsache bringt Ray auf eine geniale Idee. Warum den Wagen nicht nutzen und ihn zu einem richtigen Einsatzfahrzeug für die Geisterjäger umbauen? Das wäre die ideale Lösung, statt immer die heißgeliebten Autos der Jungs Zweck zu entfremden, bis sie auf tragische Weise das Zeitliche segnen.
 

Die ursprüngliche Begeisterung kehrt in Rays Gesicht zurück, das ist ganz klar eine Aufgabe nach seinem Geschmack. Allerdings eine nicht sonderlich einfache. Es wird ziemlich schwierig werden, Ersatzteile dafür zu bekommen und von den endlos vielen Stunden an Arbeit ganz zu schweigen. Aber Raymond wäre kein guter Mechaniker, wenn ihm dafür keine Lösung einfallen würde! Geduldig fummelt er unter der Haube nach dem kleinen Hebelchen, der sie öffnet und wirft dann einen Blick auf den Motor. Sein geschultes Auge verrät ihm, dass hier einiges an Arbeit auf ihn wartet, doch das mindert seine Freude keineswegs. Äußerlich sieht der Wagen zwar ziemlich fertig aus, doch Motor und Elektronik scheinen besser in Schuss zu sein. Aber je mehr er tun kann, desto mehr Spaß macht es doch erst. Nach diesem kurzen Check geht er zur Fahrerseite und probiert die Tür. Verriegelt und mit ihr alle anderen ebenso. Schnell läuft Ray zurück in die Feuerwache und holt einen Werkzeugkasten. Als er wieder nach draußen läuft, sieht ihn Peter. Leicht verwundert legt der Brünette die Stirn in Falten und fragt sich, was der Bengel da draußen eigentlich macht.
 

Neugierig geworden folgt er dem Rothaarigen unbemerkt und beobachtet ihn um die Hausecke herum. Überrascht stellt Venkman fest, dass dort ein Auto steht. Der schwarze Lack dick mit Staub und Dreck bedeckt, alle vier Reifen platt, Rost soweit das Auge reicht. Es wirkt alles andere als einladend und doch scheint es Rays ganze Aufmerksamkeit zu haben. Peter sieht wie er vor der Fahrertür auf die Knie geht und scheinbar an dem Schloss herumfummelt. Es dauert nur ein paar Sekunden, dann erhebt sich der Mechaniker wieder und öffnet die Tür. Neugierig steckt er den Kopf ins Wageninnere und wird sofort von einem muffigen Geruch nahezu erschlagen. Eine Mischung aus Staub, Ethanol, Desinfektionsmittel und dem schweren Duft von Eichenholz, versetzt mit einem Hauch süßlichen Puders. Der Geruch brennt sich ihm förmlich in die Nase und er weicht ein paar Schritte zurück. Etwas frische Luft würde dem Wagen auf jeden Fall guttun. Daher öffnet Ray auch noch die anderen Türen und die Heckklappe.
 

Ein Blick in den hinteren Teil des Wagens verrät ihm, dass sein letzter Einsatz wohl als Leichenwagen gewesen sein muss. Alle medizinischen Geräte sind ausgebaut, um Platz für den Sarg und seine Befestigung zu schaffen. Die Fenster sind mit dicken, grauschwarzen Vorhängen verdunkelt, um neugierige Blicke auszusperren und die Sirene auf dem Dach wurde ebenfalls abmontiert. Danach hat man ihn wohl hier abgestellt und vergessen oder durch ein neueres Fahrzeug ersetzt. Ray krabbelt in den Transportbereich und besieht sich die Arbeit, die er hier machen muss. Darauf hat Venkman irgendwie nur gewartet. Er schleicht um die Hausecke zum Wagen. *Für einen kurzen Moment hält Peter inne. Er muss an seinen Vater denken, der ihn manchmal mit dem Finger gepikst hat, wenn er ihm einen Rat gab – wobei er den Finger benutzte, um seinen Aphorismen besonderen Nachdruck zu verleihen -, zum Beispiel: ‚Niemand wird schwanger, wenn einer von euch seine Hose anbehält, Petie.‘ Einer der wenigen Ratschläge, die wirklich einen sinnvollen Kern haben, wie Peter findet. Dennoch hat er im Laufe der Jahre gemerkt, dass es da ein entscheidendes Schlupfloch gibt. ‚Tja Dad, niemand kann schwanger werden, wenn sich zwei Jungs vergnügen!‘, geht es Venkman grinsend durch den Kopf, während er um das Heck des Wagens herumschlendert.
 

Allein beim Gedanken daran, brennt eine tiefe Erregung in ihm und jetzt zu sehen, wie Ray auf allen vieren durch den Wagen krabbelt, macht es nur noch schlimmer. Er schluckt schwerlich und versucht sich noch etwas zu beherrschen. Möglichst lässig legt er einen Arm auf das Wagendach und lehnt sich gegen die Karosse. Wenig später dreht sich Ray zu ihm um und scheint seine Inspektion beendet zu haben. Erst jetzt merkt er, dass er nicht mehr allein ist. Als sich Peters und seine Augen treffen, schreckt der Rothaarige unwillkürlich zusammen, verlagert unbewusst sein Gewicht nach hinten und landet schließlich unsanft auf seinen vier Buchstaben. „Herr Gott, Peter! Hast du mich vielleicht erschreckt…“, japst er etwas atemlos und legt sich theatralisch eine Hand auf sein pochendes Herz. Venkman grinst nur vor sich hin. „Wirklich? Ich? Und nicht etwa der Leichenwagen, in dem du hier rumkrabbelst und in dem es von Geistern nur so wimmeln könnte?“, hackt er nach, könnte sich innerlich dafür aber selbst ohrfeigen. Was, wenn dort wirklich Geister drin hausen? Ach, scheiß drauf! Wenn dem so ist, dann ist es halt so und wenn nicht, wird das Gefährt kurzfristig von ihm halt zu einer etwas makabren Spielwiese umfunktioniert!
 

Überrascht sieht Ray ihn an. „Bis jetzt konnte ich noch keine Geisteraktivität feststellen…“, gibt er zurück, deutet auf das PKE-Gerät neben dem Radkasten und versucht den Wagen zu verlassen, doch Peter stellt sich ihm in den Weg. „Wohin denn so eilig?“, fragt Venkman ihn mit einem ungewöhnlichen Anflug von Strenge. „Ähm, mein Werkzeug holen?“, erwidert Ray irritiert. „Dafür hast du auch später noch Zeit!“, verkündet der Brünette kurzerhand. Bestimmend schiebt er den Mechaniker zurück in den Wagen, krabbelt selbst hinein und schließt hinter sich die Heckklappe. „Was machst du denn?“, fragt der Rothaarige leicht nervös. „Och, nichts Besonderes. Ich finde nur, wir sollten uns mal ein bisschen unterhalten.“, entgegnet Peter in einem seltsamen Tonfall. Sein Blick ist starr auf Raymond gerichtet und für den Jüngeren undefinierbar. *Unbehagen regt sich in Ray. Diese grünen Augen machen ihn nervös – es sind die Augen eines alten Katers, der schon viele herumstreifende Mäuse wie ihn zur Strecke gebracht hat.
 

Nein, eigentlich müsste es heißen, ins Bett gekriegt und eigentlich waren es meistens auch eher Mietzen als Mäuse, aber so weit reichen Ray´s Gedanken im Moment noch nicht. Die durchdringenden Blicke des anderen Mannes haben für ihn nichts Erotisches, nicht einmal etwas Anziehendes. Sie sind eher bohrend, als versuche Peter in seine Seele zu blicken und herauszufinden, ob er ein kleines Geheimnis versucht zu verstecken. Womit er nicht mal so ganz Unrecht hätte, da Ray es nicht gerade an die große Glocke hängen möchte, dass er dem eigenen Geschlecht zugetan ist. Auch wenn ihm das Winston gegenüber wirklich schwerfällt. „Worüber willst du denn reden?“, fragt er sichtlich verunsichert und versucht dabei die anstößigen Blicke seines Gegenübers zu ignorieren; Blicke, die sich anfühlen, als wolle er ihn nur mit seinen Augen versuchen auszuziehen. Warum in aller Welt kommt Ray eigentlich auf so eine Idee? Klar, Peter ist oft komisch, eine Marke für sich eben, aber er hat ihm gegenüber nie offen behauptet, dass er auf Männer steht. Das würde Ray nicht mal vermuten, wo Peters Lieblingsbeschäftigung doch darin besteht, jedem hübschen Mädchen nachzulaufen. Er rutscht auf dem Wagenboden zurück, um etwas mehr Abstand zwischen sie zu bringen. Doch er kommt nicht allzu weit. Kurz darauf spürt er die Rückseite der hinteren Sitzreihe im Rücken. Der muffige Geruch, den sie verströmt, hat für ihn etwas Endgültiges, so als wolle er ihm sagen, dass es kein Entkommen gibt.
 

Dieser Gedanke bereitet ihm noch mehr Unbehagen. Peter scheint dies zu merken und rutscht näher zu ihm heran, präsentiert ihm ein Lächeln, das irgendwie etwas Durchtriebenes hat. „Das wirst du gleich merken…“, entgegnet er ihm schlicht. Was folgt ist für Ray gleichermaßen neu wie erschreckend. Damals auf der Highschool war er in den ein oder anderen Jungen verknallt und hat sich mehr als nur einmal vorgestellt, wie es sein würde, von ihnen berührt zu werden. Warme, nackte Körper, die sich lustvoll aneinanderschmiegen; zum Zerreißen gespannte Muskeln; brennendes Verlangen; so viele verschiedene Gefühle, dass einem der Kopf schwirrt, allein ausgelöst von einem zarten Kuss; vollendete Zweisamkeit. Doch dies alles waren damals nur Wunschträume und mehr als ein Aufenthalt im Krankenhaus hat ihm seine damalige Offenheit auch nicht eingebracht. Abgesehen natürlich von den fiesen und demütigenden Hänseleien seiner Mitschüler. Zumindest in dieser Hinsicht ist Ray viel erwachsener geworden. Doch nun wird er mit etwas konfrontiert, was er nie für möglich gehalten hat.
 

Allerdings haben Peters Annährungen für ihn nichts Erregendes. Nein, es ist eher erschreckend, mit welcher Bestimmtheit der Brünette vorgeht und ihm nebenbei auch noch erzählt, dass er bei Winston eh keine Chancen hätte und es daher doch aufgeben solle. Mit ihm hätte er eine viel bessere Wahl getroffen. Peter würde ihn verstehen und ihm mit seinen Problemchen helfen. Ray kann kaum glauben, was Venkman ihm da so erzählt, während seine Hände sich unentwegt an ihm zu schaffen machen. Doch es klingt alles so logisch. Warum auch sollte Winston etwas für ihn empfinden, ausgerechnet für ihn? Warum sollte ein so toller Kerl wie er überhaupt etwas von einem anderen Mann wollen? Diese Erkenntnis, die er zweifelsohne nicht zum ersten Mal hat, sie aber aus dem Mund eines anderen noch viel logischer klingt, trifft ihn schwer. Er kämpft mit seinen Gefühlen und gleichzeitig mit Peter. Es mag ja sein, dass Winston vielleicht wirklich nichts für ihn übrighat, aber das muss ja noch lange nicht bedeuten, dass sich Ray dann dem erst besten unterwerfen muss, der ihm vor die Augen tritt! Doch so sehr er sich auch bemüht, der Brünette ist einfach stärker und Rays Gedanken zu sehr mit der Verarbeitung des Ganzen beschäftigt, um ihm wirklich etwas entgegen zu setzen.
 

So behält Venkman recht locker die Oberhand und baut sich einen Grundstein auf, den er bei der nächsten Gelegenheit hoffentlich vertiefen kann. Doch fürs erste soll es ihm genügen nur von seinen geübten Finger Gebrauch zu machen und so etwas Druck abzubauen. Eine Art Vorspiel, wenn man so will, um dem Rothaarigen die feinen Vorzüge seiner Person klarzumachen. Dass Ray dabei alles andere als Spaß hat, kümmert ihn im Moment reichlich wenig. Der Bengel ist einfach zu überfordert mit allem, was gut ist. Früher oder später wird er aber sicher die guten Seiten ihrer neu gewonnenen Verbindung erkennen und dann stehen ihm alle Türen offen!
 

Nach getaner Arbeit verlässt der Brünette das Auto. Er kehrt entspannt in die Feuerwache zurück und lässt Raymond mit seinen chaotischen Gedanken allein. Dieser liegt reglos auf dem Boden des Wagens, blickt mit großen, feuchten Augen zur fleckigen Deckenverkleidung empor und versucht zu begreifen, was gerade passiert ist. Sein offener Overall zeugt von dem, was zwischen ihnen vorgefallen ist, doch er verrät bei weitem nicht, wie beschmutzt und vor allen Dingen wie benutzt er sich jetzt fühlt. Wie konnte das nur passieren? Er kann es nicht begreifen, kann nur froh sein, dass Peter sich noch so sehr zurückgehalten hat, obwohl ihm der Gedanke an eine Steigerung dessen eine Heidenangst einjagt. Für einen Moment schließt er die Augen, ein paar Tränen rinnen seine erhitzten Wangen hinab und er gibt ein ersticktes Schluchzen von sich. Schließlich öffnet er sie wieder und begibt sich mühsam zurück auf die Knie. Mit einer leicht zitternden Hand zieht er den Reißverschluss seiner Uniform wieder zu und wischt sich mit dem Ärmel über das feuchte Gesicht. Ein letztes, wimmerndes Seufzen verlässt seine Kehle, dann sperrt er das gerade Geschehene in der finstersten Ecke seiner Gedanken ein und richtet seinen Blick nach vorn.
 

Nur weil Peter seine Finger nicht bei sich behalten konnte, heißt das ja noch lange nicht, dass er seine geplante Arbeit einfach so in den Wind schreibt. Ganz im Gegenteil! Der Umbau des Wagens wird ihm dabei helfen, darüber hinwegzukommen. Da ist er sich ganz sicher. Wie sagte sein Vater immer so gern: ‚Egal wie sehr dir die Welt auch in den Hintern tritt, einfach immer lächeln, bis dir etwas einfällt, wie du es ihr heimzahlen kannst.‘ Allein schon bei dem Gedanken an seinen Vater muss Ray unweigerlich lächeln. Er ist immer so voller Ernsthaftigkeit und stets praktisch veranschlagt, ein wirklich kluger Mann und dabei doch so einfach gestrickt. Seine Ratschläge haben zwar für Rays gottesfürchtige Mutter oftmals zu viel vulgären Charakter, dennoch kann man deren Richtigkeit nur schwer leugnen. Also krempelt sich der Mechaniker die Ärmel hoch und macht sich ans Werk.
 

Die Tage vergehen, Stunde um Stunde zieht ins Land und Rays Arbeit nimmt immer mehr Gestalt an. Jede freie Minute verbringt er an dem alten Miller-Meteor und steckt in jedes Teil so viel Herzblut, als würden sie keine Maschine bilden, sondern sein eigenes Kind, dem er jeden Tag etwas Neues beibringt und es so heranwachsen sieht. Dabei fällt ihm immer wieder etwas Besseres ein, dass er noch verwenden oder einbauen kann, um sich und den Jungs die Geisterjagd zu erleichtern. Ray ist so vertieft in seine Vision des perfekten Einsatzfahrzeugs, dass er die unschöne Begegnung mit Peter schon fast wieder vergessen hat. Jedes Mal, wenn sie sich über den Weg laufen, keimt zwar wieder ein Funken Erinnerung in dem Mechaniker auf und Peters Blicke diesbezüglich sind auch mehr als deutlich, doch er gibt sich nach außen hin möglichst gelassen, um Venkman keine neue Angriffsfläche zu bieten. Zu seinem Glück hat Peter es auch erst mal bei diesem einen Mal belassen und sich anderen Dingen gewidmet. In seiner naiven Art hegt Ray sogar die Hoffnung, dass das Ganze nur eine einmalige Sache gewesen sein könnte, doch dafür kann er den Brünetten einfach nicht gut genug einschätzen.
 

Doch egal wie es auch kommt, irgendwie wird er schon damit fertig werden, ohne das die anderen etwas davon mitbekommen. Trotz Peters abfälliger Bemerkungen will Raymond die Sache mit Winston dennoch nicht aufgeben. Schließlich hat einzig und allein Peter behauptet, dass Winston nichts von seinen Gefühlen wissen will. Was, wenn er sich das Ganze nur ausgedacht hat, um ihn aufs Kreuz zu legen? Das wäre mehr als gemein. Solange er nicht von Winston selbst hört, dass er es nicht möchte, wird Ray auch nicht aufgeben. So oder so wird die Zeit zeigen, was passiert. Geduld ist gefragt, auch wenn dies nicht gerade die Stärke des Rothaarigen ist. Doch durch seine ganzen schlechten Erfahrungen, hat er schon so viel einstecken müssen, da ist so ein bisschen Warten doch ein Kinderspiel!
 

Dann endlich ist es geschafft. Der große Tag ist da. Mit einer letzten, liebevollen Bewegung wischt Ray mit dem Lappen über den glänzenden, weißen Lack. Er tritt einen Schritt zurück und betrachtet sein Meisterwerk. Der Wagen, der nun vor ihm steht, hat mit dem einst schwarzen, rostzerfressenen Gefährt so gar nichts mehr gemeinsam. Aber jeder Kenner sieht sofort, dass es sich hierbei immer noch um einen 1959 Cadillac Miller-Meteor handelt. Allerdings hat er nun wirklich nichts mehr mit einem Leichen- oder Krankenwagen gemeinsam. Das triste Schwarz ist durch ein strahlendes Weiß ersetzt, das den Wagen schon weit freundlicher aussehen lässt. Die Heckflossen erstrahlen in einem kräftigen Rot und vermitteln damit irgendwie die Wichtigkeit des Wagens. Auf den vorderen Türen und der Heckklappe prangert das Logo der Geisterjäger und auch das Cadillac-Symbol auf der Motorhaube ist dadurch ersetzt worden. Auf dem Dach befindet sich eine Sirene, die ihnen hoffentlich endlich zu etwas mehr Platz im Straßenverkehr verhilft. Dazu kommen leistungsstarke Lampen und technische Hilfsmittel. Die breiten Weißwandreifen mit dem extra tiefen Profil sorgen für eine gute Bodenhaftung und sollten es ihnen ermöglichen, auch in schwierigerem Gelände voran zu kommen.
 

Im Innern ist genug Platz für sie alle und ihre gesamte Ausrüstung. Zudem strotzt das Armaturenbrett nur so vor ausgefallenen Extras und Hilfsmitteln. Mit diesem Wagen dürften sie einfach nicht mehr zu übersehen sein und schnell zu jedem Einsatz gelangen. Der aller letzte Schliff für das Fahrzeug ist gestern mit der Post geliefert worden. Nun hält er den kleinen Karton in Händen. In ihm befinden sich zwei extra angefertigte Nummernschilder. Mit ihnen haben sie endlich die Erlaubnis der Stadt New York sich als Einsatzwagen präsentieren zu dürfen und somit auch mit Sirene und Blaulicht durch die Straßen zu düsen. Die knallgelben Blechschilder springen einem richtig ins Auge. Mit einem zufriedenen Ausdruck im Gesicht bringt er sie hinten und vorne am Wagen an und tritt dann wieder zurück. Ja, nun ist er wirklich fertig. Auf den Nummernschildern steht groß ‚Ecto-1‘, was Ray für einen sehr passenden Namen hält. Wie auch sonst könnte der Wagen der Geisterjäger auch heißen?
 

Alles funktioniert perfekt, wird also Zeit es den anderen vorzuführen. Als die Reifen dann zum ersten Mal auf dem Asphalt vor der ehemaligen Feuerwache stehen und sie sich alle davor versammelt haben, herrscht erstauntes Schweigen. Doch es hält nur einen Augenblick, dann beginnen die Jungs und auch Janine den Wagen von oben bis unten zu erkunden. Die Begeisterung auf allen Seite ist praktisch greifbar und ein jeder von ihnen kann es kaum erwarten, damit auf Geisterjagd zu fahren. Zur Gratulation schlägt Peter Ray erst mal auf die Schulter und grinst ihn dann frech an. „Hey Ray, gib mir doch mal die Schlüssel, ich will eine Probefahrt machen!“ Etwas argwöhnisch mustert der Mechaniker seinen Kollegen. Irgendwie ist ihm bei dem Gedanken nicht ganz wohl. Aber ehe er irgendwelche Einwände erheben kann, melden sich auch Winston und Egon an, um mit dem Wagen fahren zu dürfen. Wie könnte er den beiden schon absagen? Etwas widerwillig überlässt er Peter schließlich die Autoschlüssel. Dessen Grinsen wird nur noch breiter und flugs lässt er sich hinter das schneeweiße Lenkrad fallen. Ray nimmt auf dem Beifahrersitz Platz, um alle Funktionen besser im Blick zu haben, während sich die anderen drei auf die Rückbank begeben.
 

Kurz darauf röhrt der Motor auf und der Wagen rollt langsam auf die hundert Meter entfernte Ampel zu. Dort hält er an, weil das Licht gerade auf Rot gewechselt hat. Angeberisch beginnt Peter mit dem Gas zu spielen und lässt den Motor laut in den späten Nachmittag hineinschnauben. Ungeduldig wartet er darauf, dass er losfahren kann. Der aufgemotzte Wagen zittert in den letzten Sekunden der Rotphase an der Ampel, kaum noch von der Automatikschaltung in Zaum gehalten. Die Nadel des Drehzahlmessers bereits auf zweitausend, der Motor durch den verchromten Auspuff dröhnend wie ein brünstiger Elefant und die breiten Weißwandreifen mit dem extrem tiefen Profil bereit, einen innigen Kuss auf den sonnengewärmten Asphalt der Straße zu rauchen. Dann endlich das Grün als stummer Startschuss. Alle Gesichter bis aufs Äußerste angespannt. Und dann… nichts! Ein klägliches Stottern und ein kleiner Hopser, dann nur noch Stille. Peter hat den Motor mit seiner Angebernummer abgewürgt. Fluchend sitzt er hinter dem Lenkrad und versucht das Lachen seiner Kollegen zu überhören, während er sich missmutig daranmacht, den Wagen wieder zum Laufen zu bringen. Für Ray gleicht Peters angeberisches Versagen einer tiefen Genugtuung, wie einer stummen Rache Ectos für die erlittene Schmach seines Schöpfers.
 

Als es Peter endlich gelingt, den Wagen wieder zum Laufen zu bringen, ist die Ampel bereits wieder auf Rot gesprungen. „So ein verdammter Mist!“, schimpft Venkman und schlägt ungehalten mit den Fäusten auf das Lenkrad. Hinter ihm lachen die anderen abermals. „Tja Peter, sieh es ein. Dir fehlt mal wieder das nötige Feingefühl!“, scherzt Winston. „Ach ja? Dann mach´s doch besser!“, blafft Peter zurück und verschränkt schmollend die Arme vor der Brust. „Klar, gern. Dann verzieh´ du dich auf den Rücksitz.“, erwidert der Schwarzhaarige kess und steigt aus. Auch Peter steigt aus dem Wagen und wirft Winston dabei einen drohenden Blick zu, indem all seine Eifersucht und momentan enttäuschte Wut steckt. Winston hingegen lächelt nur siegessicher und setzt sich hinter Steuer. Nur wenige Augenblicke später schaltet die Ampel gehorsam auf Grün und Ecto-1 saust im anbrechenden Sonnenuntergang davon.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Zitate: *Für einen kurzen Moment hält Peter inne. Er muss an seinen Vater denken, der ihn manchmal mit dem Finger gepikst hat, wenn er ihm einen Rat gab – wobei er den Finger benutzte, um seinen Aphorismen besonderen Nachdruck zu verleihen -, zum Beispiel: ‚Niemand wird schwanger, wenn einer von euch seine Hose anbehält, Petie.‘
Stephen King – Desperation – 1996

*Unbehagen regt sich in Ray. Diese grünen Augen machen ihn nervös – es sind die Augen eines alten Katers, der schon viele herumstreifende Mäuse wie ihn zur Strecke gebracht hat.
Stephen King – Der Talisman – 1984 Komplett anzeigen

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