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Tales of the real Ghostbusters

von

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Deep blue sea...

Zwei Monate später…
 

Sonne, Sand und endlos blaues Meer, was kann man sich mehr wünschen? Einiges wahrscheinlich, doch die Geisterjäger sind mit diesem Anblick schon mehr als zufrieden. Gemächlich fährt ihr dunkelgrauer Mietwagen die Einfahrt zum Barefoot Beach Resort entlang. Gelbe und blaue Ferienhäuser reihen sich friedlich aneinander, umgeben von sattgrünen Palmen, durch die man den endlosen, weißen Strand sehen kann, der sich am Golf von Mexiko entlangwindet. Keine einzige Wolke trübt den Blick. Am Himmel ziehen Möwen umher, braungebrannte Männer und Frauen schlendern die verzweigten Wege der Ferienanlage dahin und die Sonne steht glühend über alledem und erhellt die Gemüter. Florida könnte kaum schöner sein, als in diesem Moment.
 

Mit staunenden Blicken versuchen die fünf die vielen Eindrücke einzufangen und doch können sie ihren Augen kaum trauen. Nach all dem Bangen und Hoffen, all der Anstrengung und Verzweiflung der letzten Monate haben sie sich diesen Urlaub auch mehr als verdient. Ray ist inzwischen wieder vollständig genesen, nur eine kleine Narbe an seiner rechten Schläfe, knapp unterhalb des Haaransatzes zeugt noch von seinem Unfall. Die Stimmung zwischen den Ghostbusters hat sich zudem wieder etwas verbessert, auch wenn es Winston immer noch vorzieht, etwas Abstand zu Peter zu halten und ihn auch weiterhin nur mit seinem Nachnamen anzusprechen. Doch Venkman hat sich inzwischen ziemlich gut damit abgefunden und solang ihre Disharmonie nicht ihre Einsätze stört, ist alles bestens.
 

Prüfend blickt Janine auf die Reservierung. „Nummer dreizehn – da vorne ist es!“, verkündet sie aufgeregt und Winston bringt den Wagen vor dem hellgelben Ferienhaus zum Stehen. „Sagtest du dreizehn? Na, das kann ja heiter werden…“, kommt es von Peter, der sich vom Rücksitz nach vorn beugt und die Hütte betrachtet, die sie für die nächsten sieben Tage bewohnen werden. „Glaubst du etwa an solchen Unsinn, Venkman?“, wirft der Bauarbeiter nach hinten und legt die Parkposition ein. Keck zwinkert der Brünette ihm zu. „Nee, aber bei unserem Glück kann man ja nie wissen.“ Egon schiebt sich die Brille zurecht und beugt sich ebenfalls nach vorn. „Da kann ich Peter nur zustimmen. Die Zahl dreizehn steht in vielen Kulturen für Unglück und Verderben und bei unserer Kombination aus Gegebenheiten und Menschlichkeit ist es nur eine Frage der Zeit, bis uns diese Tatsache zu Fall bringen wird, ob wir nun daran glauben oder nicht…“
 

Mit erhobener Augenbraue dreht sich Winston herum. „Das ausgerechnet von dir zu hören, Egon, überrascht mich.“ „Aus rein wissenschaftlichem Standpunkt sehe ich natürlich keinen Zusammenhang zwischen bestimmten Zahlen und dem Potential der Heraufbeschwörung sogenannten Unglücks. Aber wie bei allen Dingen ist es die Masse, die den ausschlaggebenden Punkt macht. Je mehr Leute an eine bestimmte Tatsache glauben, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie auch eintrifft und somit den Aberglauben bestätigt. Und sei dies nur durch die entstehende Nervosität der Bevölkerung, die dann automatisch unvorsichtiger macht.“, erwidert der Tüftler. „In manchen Kulturen gilt die dreizehn aber auch als Glückszahl.“, entgegnet Winston. „Da kann ich nur zustimmen. Im zweiten Buch Mose werden Gott zum Beispiel dreizehn positive Eigenschaften zugeschrieben und im jüdischen Gebetbuch Siddur ebenfalls.“, meldet sich Ray.
 

„Mag ja sein, aber gleichermaßen gilt sie nun mal als ultimative Unglückszahl. Weshalb es in vielen Hotels oder Krankenhäusern kein dreizehntes Zimmer gibt. In Flugzeugen fehlt oft die dreizehnte Reihe und auch in hohen Gebäuden wird oftmals das dreizehnte Stockwerk nicht mit dem Fahrstuhl angefahren und sogar auf Rennstecken wird sie als Startnummer ausgelassen.“, argumentiert Peter weiter. „Die Dreizehn galt auch als Verschwörungszahl auf dem 1-Dollar-Schein. Sie kommt sogar dreizehnmal auf der Banknote vor, versteckt in verschiedenen Bildern und Texten…“, erzählt der Mechaniker. „Das liegt aber auch daran, dass die Zahl auf dem Geldschein ursprünglich für die dreizehn Gründerstaaten steht. Daher ist es fraglich, ob dahinter eine Verschwörung…“, setzt Egon zum Gegenargument an. „Nun haltet mal die Luft an, Jungs! Wir sind hier zum Urlaubmachen und nicht zu einem Lehrgang in Zahlenkunde!“, unterbricht Janine das Ganze schließlich, denn sie bekommt schon Kopfschmerzen vom Zuhören.
 

Irritiert blicken sie die vier Männer an. Sie waren so in ihre Unterhaltung vertieft, dass sie ihre Anwesenheit gar nicht mehr wahrgenommen haben und nun völlig erstaunt darüber sind, dass sie die Stimme erhoben hat. Leicht herausfordernd mustert die Rothaarige ihre vier Kollegen. Diese räuspern sich alle etwas verlegen und lösen ihre Gurte. „Schon besser und jetzt lasst uns reingehen. Ich will an den Strand, bevor sich dort alle breitmachen!“, weist die Sekretärin sie an. Ohne Widerworte steigen die Geisterjäger aus und folgen ihr zu der Hütte.
 

Das sonnenglebe Häuschen ist auch von Innen in einem zarten Gelb gestrichen und wirkt somit hell und freundlich. Fast alle Möbel sind weiß und verleihen den Räumen damit etwas schlicht-elegantes. Langsam wandern die fünf durch die einzelnen Zimmer und blicken sich um. Ein geräumiges Wohnzimmer lädt zum gemütlichen Beisammensein ein. Direkt daran schließt sich eine offene Küche mit Glasfront an, durch die man Richtung Strand blicken kann. Ein Bad mit Wanne und ebenerdiger Dusche runden das Ganze ab. Über eine geschwungene Treppe erreicht man den Schlafbereich der Hütte. Hier gibt es drei Zimmer mit je zwei Betten, die durch einen offenen Durchgang miteinander verbunden sind. Es dauert nicht lange, bis sich jeder einen Platz für die Nacht ausgesucht hat. Dabei nimmt Janine das Zimmer ganz außen, in der Mitte machen es sich Egon und Peter gemütlich, neben der Treppe finden sich Ray und Winston ein.
 

Nicht lange später haben sich alle ihre Badesachen angezogen und machen sich auf zum Strand. Soweit das Auge reicht, erstreckt sich vor ihnen der weiße Sand und dahinter das türkisblaue Meer. Seichte Wellen schwappen auf den Strand, eine angenehme Brise weht einem um die Nase und der warme Sand streichelt einem die nackten Füße. Seufzend lässt sich Janine auf ein Handtuch nieder. Erfreut stellt sie fest, dass Egon sein Handtuch direkt neben ihr ausbreitet. Verträumt beobachtet sie, wie der hochgewachsene Blonde einen Sonnenschirm aufspannt und sich dann mit einem Buch neben ihr niederlässt. ‚Dieser Urlaub wird sicher etwas ganze Besonderes…‘, geht es ihr durch den Kopf, wobei sie hofft, dem Tüftler endlich mal etwas näher kommen zu können.
 

Dieser Gedanke soll sich noch bewahrheiten, aber ganz sicher nicht so, wie sie es sich wünscht. Während sie ihrem Angebeteten flüchtige Blickt zuteilwerden lässt und sich ausmalt, wie sie allein mit ihm im Sonnenuntergang spazieren geht, wird sie schlagartig daran erinnert, dass sie ja nicht nur mit Egon Urlaub macht. Mit einem sandigen Plumpsen landet ein Knäuel Handtücher und anderes Zeug neben ihr, als sei es gerade aus einem Flugzeug gefallen, und drei Gestalten rennen ungelenk über den Sand Richtung Meer an ihr vorbei. „Der Letzte im Wasser ist ein schleimiger Geist!“, grölt Peter über den Strand und baut seinen Vorsprung aus. „Hey! Das ist unfair! Ich kann doch gar nicht schwimmen…“, ruft Ray hinterher und versucht ihn einzuholen. Allerdings kommt er in dem Pulversand kaum vorwärts. Beinahe wäre er sogar hingefallen, wenn Winston nicht seine Hand ergriffen hätte. „Immer langsam. Ich pass schon auf dich auf.“, gibt der Schwarzhaarige zurück.
 

Unter den Arm geklemmt trägt er einen bunten Wasserball. An der Hand führt er seinen Freund dann zum Wasser. Auf Ray´s Wangen breitet sich dabei ein roter Schimmer aus und er sieht sich etwas scheu um. Doch die anderen Leute am Strand nehmen von ihnen aber kaum Notiz. „Seid ihr eingeschlafen oder was?“, ruft Venkman den beiden zu, aber Ray und Winston lassen sich nicht beirren. Geschickt zieht Peter seine Runden durch das warme Wasser, während seine beiden Kollegen nur bis zu den Knien ins Nass waten und dann anfangen sich den Ball zu zuwerfen. Eigentlich will der Brünette schon fragen, ob sie aus Zucker sind und deswegen nicht zu ihm kommen, doch dann fällt ihm ein, dass Ray ja gar nicht schwimmen kann und so stapft er zu ihnen und sie spielen gemeinsam eine Weile.
 

Mit einem genervten Seufzen betrachtet Janine das ganze Schauspiel. „Wie kleine Kinder…“, gibt sie etwas verstimmt von sich. Egon blickt sie über sein Buch hinweg an. „Lass sie nur. Umso schneller werden sie müde und verlieren den Elan.“ Der Gedanke gefällt der Rothaarigen durchaus. Je eher die drei müde ins Bett fallen, desto eher kann sie mit Egon einen romantischen Spaziergang machen. Da kommt ihr auch gleich eine Idee, um das Ganze ein bisschen in Schwung zu bringen. „Oh Egon, wärst du wohl so lieb und reibst mich mit Sonnenöl ein?“, fragt sie den Blonden zuckersüß. Der Angesprochene linst wieder über sein Buch und mustert die Flasche, die sie ihm entgegenhält mit skeptischem Blick. „Ich denke, du schaffst das auch allein…“, gibt er knapp zurück. Es klingt keineswegs unhöflich oder ablehnend, er findet nur einfach den Gedanken sein Buch mit öligen Fingern anfassen zu müssen, nicht zu berauschend, da man das Zeug ja auch nie wieder richtig loswird.
 

Zuerst ist Janine irritiert von seiner Antwort, doch so leicht gibt sie sich nicht geschlagen. „Natürlich schaffe ich das, nur eben nicht auf dem Rücken.“, beharrt sie weiterhin. Leicht resignierend legt Egon sein Buch zur Seite und blickt zu seinen drei Kollegen hinüber. Etwas verloren beobachtet er, wie sie nun scheinbar versuchen Ray das Schwimmen beizubringen. Das Ganze wirkt ziemlich chaotisch, als versuche man eine Katze zum Baden zu überreden, dennoch scheinen sie Spaß dabei zu haben. Um die Mundwinkel des Tüftlers zuckt ein kleines Lächeln. Nach allem, was passiert ist, ist es wirklich gut, zu sehen, dass sich die drei doch noch irgendwie verstehen. Dann wendet er sich wieder zu Janine. „Nun gut. Ein angemessener Sonnenschutz ist bei dieser Belastung von UV-B-Strahlung überaus wichtig. Es wäre schließlich äußerst unschön, wenn du einen Sonnenbrand bekommen würdest…“, gibt er sich geschlagen und nimmt die Flasche mit dem goldgelben Öl entgegen.
 

Mit einem Anflug von Triumph lächelt ihm die Rothaarige entgegen und legt sich dann bäuchlings auf das Handtuch. Langsam lässt Egon einen Klecks von dem Sonnenöl auf ihren blanken Rücken laufen. Mit den Fingerspitzen beginnt er es anschließend zu verteilen. Seine Berührungen fühlen sich so sanft und weich an, als würde Janine von kleinen Katzenpfötchen gestreichelt werden. Unweigerlich gibt sie ein wohliges Seufzen von sich und schließt die Augen. Ach, könnte dieser Moment doch nur ewig dauern! Doch es ist schon wieder vorbei. Etwas enttäuscht setzt sie sich wieder hin und blickt zu den Jungs, die im Wasser herumtoben. „Ich muss sagen, dass deine Schultern sich ziemlich verspannt anfühlen. Vielleicht sollten wir darüber nachdenken, dir einen neuen Schreitischstuhl zu kaufen…“, wirft Egon plötzlich ein. Etwas überrascht blickt sie ihn an. So zart, wie er sie berührt hat, kann sie sich kaum vorstellen, dass er da merkt, wie verspannt sie scheinbar ist.
 

„Da könnest du recht haben. Aber das hilft mir jetzt auch nicht. – Aber vielleicht kannst du mich ja ein bisschen massieren…?“, fragt sie ihn beiläufig. Etwas ungeschickt versucht sich der Blonde die Brille mit dem Handrücken zu richten und mustert sie dann abschätzend. Diesmal scheint er sich aber schneller geschlagen zu geben. „Das könnte durchaus hilfreich sein und meine Hände sind eh schon mit diesem komischen Öl besudelt, dass es auch wieder egal ist…“ Erfreut dreht sie ihm wieder den Rücken zu und spürt nur kurz darauf seine großen Hände auf den Schultern. Diesmal sind es nicht nur seine Fingerspitzen, wie sie feststellt. Der Druck, den seine Hände aufbauen, jagt einen angenehmen Schauer über ihren Rücken und lässt sie wieder seufzen.
 

Derweilen unterbrechen die drei anderen ihren Unfug und sehen zu ihnen hinüber. „Die beiden sind richtig niedlich zusammen, oder?“, fragt Ray. „Ja. Kaum zu fassen, dass sie es geschafft hat, Egon dazu zu überreden…“, erwidert Winston. „Wenn sich da mal nichts anbahnt!“, grinst Peter in sich hinein und will das Wasser verlassen. Raymond hält ihn jedoch zurück. „Nein, bleib hier!“, bittet er ihn. Verwundert sieht der Brünette ihn an und dann prüfend zu Winston. „Er hat recht. Lass die zwei in Ruhe oder hast du etwa schon einen Sonnenstich?“ „Nee, noch lange nicht!“, erwidert Venkman und angelt nach dem Ball, um ein neues Spiel zu beginnen.
 

Der Tag neigt sich dem Ende zu. Gemeinsam besuchen die fünf Geisterjäger das Resort eigene Restaurant und schlagen sich ordentlich die Bäuche voll. Als sie fertig mit dem Essen sind, steht die Sonne dicht über dem Horizont und taucht das Meer in einen spektakulären Anblick aus Rot und Orange, fast so, als würde der Golf von Mexiko in Flammen stehen. Diese Aussicht bringt Janine wieder zu ihrer ursprünglichen Idee zurück, mit Egon spazieren gehen zu wollen. Langsam verlassen sie das Restaurant und schlendern zum Strand hinunter. Doch wie schon vorhin, sind sie auch jetzt nicht allein. Mit einem ernsthaften Ausdruck im Gesicht, wendet sich die Rothaarige von dem Tüftler ab und besieht sich ihre drei Kollegen. Fordernd stemmt sie die Hände in die Hüften und mustert die Jungs streng. „Ok, ihr habt die Wahl. Entweder ihr verkrümelt euch und lasst mich mit Egon allein oder ihr verkrümelt euch und lasst mich mit Egon allein. Also?“
 

Etwas irritiert legt Ray die Stirn in Falten. „Das hört sich nicht an, als hätten wir eine Wahl…“ Wohlwissend lächelt Winston. „Und ob wir die haben!“, erwidert er, ergreift die Hand seines Freundes, sieht ihm tief in die Augen und führt ihn dann den Strand entlang. Langsam verschwinden die beiden im Sonnenuntergang und sind bald darauf nicht mehr zu sehen. Fast schon wehmütig sieht Peter ihnen hinterher. Sie wirken so glücklich zusammen und auch Egon und Janine werden sicher einen schönen Abend miteinander verbringen. Doch er ist immer noch allein. Er hat sich zwar irgendwie damit abgefunden, dennoch ist es gerade kein so schöner Gedanke allein zu sein. Abwartend mustert die Rothaarige ihn und verschränkt die Arme vor der Brust. Schulterzuckend schiebt Venkman die Hände in die Taschen seiner Shorts und wendet sich ab. Ihm wird schon irgendwas einfallen, dass er allein machen kann. Vielleicht findet er ja in der Bar eine nette Gesprächspartnerin und kann sich etwas ablenken? Mit diesem Gedanken verdrückt er sich und gönnt Janine endlich ihre Ruhe.
 

Mit einem erleichterten Seufzen wendet sie sich wieder dem Tüftler zu. Sie ergreift seinen Arm, hakt sich bei ihm ein und schmiegt sich an ihn. Etwas verwundert betrachtet der Blonde das Ganze. „Fühlst du dich nicht gut?“, fragt er leicht besorgt. „Oh doch. Ich fühle mich sogar ganz herrlich. Komm, lass uns spazieren gehen und den Sonnenuntergang betrachten.“, erwidert sie. „Wie du meinst…“, entgegnet Egon, auch wenn ihm nicht ganz klar ist, was an einem Sonnenuntergang so toll sein soll, schließlich kann sie den auch Zuhause sehen und zwar jeden Tag. Doch er sagt nichts dazu und so schlagen sie die entgegengesetzte Richtung von Ray und Winston ein und wandern langsam am Strand entlang. Irgendwann erreichen sie ein paar Felsen, die eine kleine Bucht umgeben. Dort setzen sie sich gemeinsam hin und betrachten das farbenprächtige Schauspiel am Himmel. Verträumt bettet Janine den Kopf auf Egons Schulter. Fast schon unbewusst legt der Tüftler den Arm um sie. Das Ganze wirkt so vertraut und doch ist es das erste Mal, dass sie solch eine Nähe zu ihm aufbauen kann.
 

Völlig in ihren Gedanken und Gefühlen versunken, betrachtet sie die untergehende Sonne und merkt dabei gar nicht, wie sich Egons Miene verändert. „Hm…?“, gibt er plötzlich von sich und richtet sich nachdrücklich die Brille. „Was hast du?“, fragt die junge Sekretärin irritiert. „Dort in der Bucht war gerade eine Lichterscheinung.“ Überrascht sieht die Rothaarige in die Richtung, doch sie kann nichts entdecken. „Ich sehe nichts. - Bist du sicher, dass es nicht durch die Sonnenstrahlen auf der Wasseroberfläche irgendeine Reflektion gegeben hat?“ Egon fixiert den Punkt, an dem er das Licht zu sehen glaubte, doch das Phänomen taucht nicht wieder auf. „Ja, das kann gut möglich sein…“ Dennoch lässt ihn der Gedanke nicht ganz los. Er ist sich sicher, dass dort etwas war, doch er will Janine auch nicht beunruhigen. Schließlich sind sie im Urlaub und irgendwie ist es auch ganz schön, hier so mit ihr zu sitzen. Das möchte er nur ungern kaputtmachen.
 

Auch wenn es Egon schwerfällt, tut er seine Sichtung als eine Art optische Täuschung ab und vergisst das Ganze vorerst. Vielleicht kann er morgen mit den Jungs darüber reden oder sogar mal zu der Stelle hingehen und nachschauen? Seine Gedanken konzentrieren sich wieder auf Janine und den Sonnenuntergang, dennoch hat er ein merkwürdiges Gefühl bei der Sache. Aber natürlich ahnt er noch nicht, dass da durchaus etwas dran ist…
 

Ein paar Stunden später liegen sie alle in ihren Betten, tief im Traum versunken. Egon jedoch kann nicht wirklich Ruhe finden. Nach kurzen Schlafperioden wacht er immer wieder auf und denkt über das nach, was er gesehen zu haben glaubt. Warum nur lässt ihn das nicht los? Grübelnd liegt er im Bett und starrt an die Decke. Beinahe sehnsüchtig blickt er dann aus dem großen Fenster, das sich am Fußende erstreckt. Irgendwo in der dunklen Ferne ist der Golf von Mexiko, schwappt seicht an den Strand, während sich das schwache Licht der Sterne in seinem Wasser bricht. Die Vorstellung des Meeres hat etwas unheimlich Anziehendes an sich, das sich der Tüftler nicht erklären kann. Normalerweise ist er kein Freund von Sonne, Sand und Meer. Er hat sich dem Wunsch der anderen, hier Urlaub zu machen sozusagen gebeugt, weshalb ihm diese plötzliche Sehnsucht nach dem Wasser unerklärlich ist.
 

Langsam setzt er sich hin und zieht seine Brille auf. Sein Blick klebt förmlich an der Fensterscheibe, obwohl er das Wasser in dieser Dunkelheit gar nicht sehen kann. Zudem ist es ein gutes Stück entfernt, sodass es schon bei Tageslicht nur ein schmaler, funkelnder Streifen am Horizont ist. Aber er weiß natürlich, dass es da ist. Beinahe energisch versucht er den Blick abzuwenden und sieht zu Peter hinüber. Der Brünette hat seinen Abend erfolglos in einer Bar verbracht. Irgendwann kam er dann ziemlich betrunken zurück und fiel in sein Bett und da liegt er jetzt noch. Er hat es weder geschafft, sich umzuziehen, noch unter die Decke zu krabbeln. Stattdessen liegt er schnarchend auf dem Bauch und murmelt unverständliche Sachen vor sich hin. Mit einem schwachen Kopfschütteln, dennoch aber mit einem leichten Lächeln, betrachtet Egon seinen langjährigen Freund. Unweigerlich muss er dabei an ihre Studienzeit denken, wo es zwei, drei Mal die Woche vorkam, dass Peter betrunken spät nachts nach Hause kam.
 

Gern hat sich der Brünette dann schon mal in der Tür geirrt. Statt in seiner eigenen Wohnung, landete er dann bei Egon, der sich dann mit dessen enttäuschter Einsamkeit herumschlagen musste. Der Blonde weiß gar nicht mehr, wie oft er Peter in dieser Zeit sein Bett überlassen, auf der Couch übernachtet und sich dann am nächsten Tag um Venkmans Kater gekümmert hat. Nach dem Studium hat das Ganze dann etwas abgeebbt und kam irgendwann gar nicht mehr vor. Auch wenn Venkmans Methoden stets fragwürdig waren, hat er sich doch bemüht, seiner Forschung nachzugehen, beziehungsweise seine Fühler in andere Richtungen ausgestreckt. Ihn hier jetzt nach so langer Zeit mal wieder betrunken zu sehen, ist schon merkwürdig. Doch immerhin hat es der Brünette geschafft, sein eigenes Bett zu finden, obwohl sie hier ja an einem fremden Ort sind. Das bringt Egon auf den Gedanken, dass sein Kollege früher durchaus wusste, dass er in der falschen Wohnung war, aber vielleicht einfach nur nicht allein sein wollte.
 

Was auch immer es gewesen sein mag, es sorgt dafür, dass der Tüftler von dieser seltsamen Sehnsucht loskommt. Mit einem leichten Seufzen legt Egon seine Brille wieder auf den Nachttisch und sucht erneut nach Schlaf. Allmählich gleitet er ab und entspannt sich. Es hält jedoch nicht lange. Auf einmal hört er eine Stimme. Zuerst denkt er, dass er sich das Ganze nur eingebildet hat und dreht sich auf die andere Seite. Kurz darauf hört er sie jedoch wieder. Überrascht setzt er sich auf und lauscht. Es kam ihm so vor, als würde jemand seinen Namen rufen – weit in der Ferne, mit einer ihm unbekannten Stimme. Durch Peters alkoholbedingtes Schnarchen kann er sonst keinen Laut hören, aber da ist wieder diese Stimme. Sie scheint direkt in seinem Kopf zu hallen, ihn zu rufen. Mit weit aufgerissenen Augen starrt er wieder aus dem großen Fenster.
 

Obwohl es viel zu dunkel ist, um etwas dort draußen zu erkennen, kann er nun dennoch den Meeresstreifen am Horizont erblicken. Ungläubig betrachtet er das glühende Band. Geistergegenwärtig greift er nach seiner Brille, doch der Anblick verändert sich nicht. „Faszinierend…“, murmelt der Tüftler kaum hörbar vor sich hin. Unablässig hört er seinen Namen. Diese Stimme zieht ihn förmlich in ihren Bann und dann sieht er einen Lichtpunkt. Er wirkt genauso, wie die Erscheinung, die er gesehen hat, als er mit Janine den Sonnenuntergang betrachtet hat. Irgendetwas scheint nicht zu stimmen. Plötzlich verspürt Egon den unbändigen Drang, diesem Licht, dieser Stimme zu folgen. Er muss einfach herausfinden, was das Ganze verursacht. Er muss einfach! Ohne den Blick vom Fenster abzuwenden, schlägt er die Decke zur Seite und erhebt sich vom Bett. Er wirft einen flüchtigen Blick auf seinen schlafenden Kollegen, doch wirklich sehen tut er ihn nicht.
 

Auf nackten Füßen, nur bekleidet mit seinem Nachthemd, schleicht der Blonde aus dem Zimmer. Zielstrebig nähert er sich der Treppe, kommt dabei aber durch Ray´s und Winstons Zimmer. Verschlafen dreht sich der Mechaniker um und nimmt dabei Egons Gestalt wahr. Doch er kann dem Ganzen nichts Ungewöhnliches abgewinnen – wahrscheinlich muss er einfach nur aufs Klo – und daher fallen ihm die Augen auch einfach wieder zu. Derweilen steigt der Tüftler die Treppe hinab und verlässt anschließend die Hütte. Jetzt, wo der Sonnenaufgang näher ist, als der Sonnenuntergang, wirkt das Resort fast wie ausgestorben. Alles schläft tief und fest und erholt sich von einem aufregenden Tag. So ist Egon ganz mit sich allein, als er den Weg hinab zum Strand entlangläuft. In seinem Kopf hört er immer wieder diese Stimme seinen Namen rufen. Sie klingt so verführerisch, wie im Traum. Mit leeren Augen setzt der Blonde seinen Weg fort und nähert sich nach einer Weile der Stelle, an der er mit Janine gesessen hat.
 

In der Dunkelheit, völlig ohne Menschen, wirkt der Strand ausgestorben, nahezu unheimlich. Das Rauschen des Meeres ist zu hören und eine leichte Brise umfängt seinen Körper, wie Finger, die ihn in die richtige Richtung zu leiten versuchen. Schließlich erreicht er den Stein und setzt sich darauf. Sein Blick wandert zu der kleinen Bucht, in der er das Leuchten gesehen hatte. Nun scheint sie nichts weiter, als ein undefinierbarer, schwarzer Schatten im Wasser zu sein. Egon weiß nicht, wie lange er diesen Schatten anstarrt, doch hinter ihm beginnt langsam die Sonne aufzugehen. Er nimmt es gar nicht wahr. Als die ersten rotorangen Strahlen auf die zerklüfteten Felsen fallen, sieht er wieder das Leuchten. Nicht nur einmal, wie gestern Abend. Nein, jetzt ist es ein Blinken, als versuche ihm jemand eine Nachricht mitzuteilen.
 

Nachdenklich legt Egon die Stirn in Falten. Es handelt sich definitiv nicht um Morsezeichen. Das Schauspiel wirkt rein zufällig und dennoch zieht es ihn wie magisch an. Er rutscht von dem Stein herunter und geht langsam auf die Bucht zu. Sie besteht ebenfalls aus Felsen unterschiedlichster Größe, die sich in einer Art Halbkreis anordnen. Das Leuchten kommt aus der Mitte des Halbkreises, von einem einsamen, kleinen Felsen, der dort aus dem Wasser ragt. An der Grenze zum Wasser bleibt Egon stehen und starrt auf diese Stelle. Das Licht verschwindet, wird von der aufgehenden Sonne überstrahlt. Dafür erscheint etwas Anderes. Auf dem kleinen Felsen in der Mitte sitzt eine junge Frau und kämmt sich das feuchte Haar. Im rotorangen Zwielicht ist es unmöglich zu sagen, welche Farbe es hat, doch irgendwie wirkt es grün. Ihre glatte, feuchtglänzende Haut sieht ebenfalls leicht grünlich aus.
 

Obwohl Egon sonst keinen wirklichen Gefallen an Frauen hat, scheint diese ihn wie magisch anzuziehen. Er kann den Blick nicht von ihr abwenden. Sie scheint ein langes, weißes Kleid zu tragen, das sich ihr feucht an den Körper schmiegt. Ihre Beine hängen im Wasser und dennoch scheinen sie es nicht zu tun. Irgendetwas daran stimmt nicht. Als die junge Frau ihn bemerkt, wirft sie ihren Kamm achtlos ins Wasser und zieht die Beine hoch. Doch dort, wo ihre Beine sein sollten, lugt unter dem Rocksaum eine Flosse hervor. Schimmernd funkeln die Schuppen in der aufgehenden Sonne. Mit offenem Mund betrachtet Egon die Nixe, die ihm kichernd zuwinkt. Völlig geistesabwesend winkt er zurück und lächelt. Einen Augenblick später gleitet das Wesen ins Wasser hinab und schwimmt zu ihm ans Ufer. Geschmeidig erhebt sie sich aus dem kühlen Nass und betritt den Strand.
 

Staunend beobachtet der Blonde, wie sich ihre Flosse dabei verwandelt. An ihre Stelle treten zwei schlanke, wohlgeformte Beine, um die sich der feuchte Stoff ihres Kleides schmiegt. Elegant kommt sie zu ihm hinübergelaufen und blickt ihm tief in die Augen. Wie hypnotisiert erwidert er ihren Blick. „Hallo Egon.“, raunt sie ihm entgegen. Erfreut stellt der Tüftler fest, dass dies die Stimme ist, die er die ganze Zeit in seinem Kopf gehört hat und sie ist so unglaublich schön. „Hallo…“, gibt er abwesend zurück. „Ich habe auf dich gewartet, Liebster.“, wispert sie und schmiegt sich an ihn. Der Blonde kann spüren, wie das kühle Wasser durch sein Nachthemd dringt. Reflexartig beginnt er zu zittern, entfernt sich aber nicht von ihr. „Ja…“, erwidert er und lächelt matt. *Sie drückt sich an ihn. Er nimmt einen schwachen, lieblichen Duft wahr – ist es Rosenöl? Seine Arme schließen sich um sie, zuerst um ihre Taille, dann tiefer; ihre Zunge tanzt leicht über seine Lippen und dann vorschnellend in seinen Mund. Als sie sich endlich wieder voneinander lösen, ist er nicht mehr er selbst…
 

Nicht lange später steigt die Sonne immer höher und tauscht das Resort in ein warmes Licht, das einen herrlichen Tag verspricht. Langsam beginnt es sich in der Hütte der Geisterjäger zu regen. Ein Sonnenstrahl kitzelt Janine wach. Blinzelnd öffnet sie die Augen, gähnt und blickt aus dem Fenster. So schön müsste es jeden Morgen sein, dann würde einem das Aufstehen auch viel leichter fallen. Doch der Urlaub dauert nur eine Woche, dann müssen sie alle wieder zurück in das überfüllte Manhattan und ihrer Arbeit nachgehen. Mit einem leicht wehmütigen Seufzen setzt sich die junge Frau aufrecht hin und streckt sich. Ja, die Zeit hier ist kurz, doch bis jetzt könnte sie kaum schöner sein. Immerhin hat sie es gestern doch tatsächlich geschafft, mit Egon allein zu sein und das kann ihr keiner madigmachen! Schon beim Gedanken daran, wie sie gemeinsam am Strand saßen und den Sonnenuntergang betrachtet haben, wird ihr ganz kribbelig. Vielleicht kann sie den Tüftler heute Abend wieder dazu überreden? Sie muss sich nur überlegen, wie sie die drei Nervensägen loswird, um es mal ganz unschön auszudrücken. Doch da wird ihr sicher etwas einfallen.
 

Leichtfüßig steigt die Rothaarige aus dem Bett und will ins Bad, bevor die Jungs aufwachen und es stundenlang blockieren. Leise huscht sie durch das Zimmer von Egon und Peter. Etwas irritiert bemerkt sie, dass der Tüftler nicht mehr in seinem Bett liegt. Ist er vielleicht schon aufgestanden? Möglich wäre es. Wenn sie sich Venkman so betrachtet, wie er schnarchend auf dem Bauch liegt, als hätte man ihn einfach ins Bett geworfen, kann sie sich gut vorstellen, dass Egon die Flucht ergriffen hat. Ein wenig rümpft sie die Nase, als sie sich erinnert, wie Peter gestern Nacht betrunken zurückgekommen ist. Entgegen ihrer Vermutung, erwies sich der Brünette aber als ziemlich handzahm in diesem Zustand. Er wirkte eher melancholisch und deprimiert, als alles, was sie vermutet hätte. Der Tüftler meinte, dass es immer so aussieht, wenn Peter einen über den Durst getrunken hat. Anstatt noch aufdringlicher zu werden, wie man denken könnte, wird er nur nachdenklich.
 

Schnell tapst die Sekretärin weiter und kommt zu Ray und Winston. Die beiden schlafen noch tief und fest, weshalb Janine unbemerkt an ihnen vorbeikommt. Flugs verschwindet sie im Bad und macht sich fertig. Auf dem Weg zurück in ihr Zimmer, stellt sie fest, dass Egon noch nicht wieder da ist. Vielleicht ist er ja in der Küche? Zumindest scheint er sich noch nicht fertig gemacht zu haben. Seine Sachen liegen noch ordentlich gefaltet auf einem Stuhl und sein Bett ist ungemacht. Mit einer gewissen Vorfreude zieht sich die Rothaarige an und geht hinunter in die Küche. Schnell stellt sie jedoch fest, da hier niemand ist und auch im Rest der Hütte ist keine Spur von Egon. Irritiert denkt sie nach. Wo kann er nur hingegangen sein und das im Nachthemd? Die Hütte hat keinen Balkon und auch keine Veranda auf der er sein könnte. So bleiben irgendwie keine logischen Erklärungen mehr. Allmählich keimt Sorge in ihr auf. So ein Verhalten passt einfach nicht zu dem Blonden.
 

Vielleicht ist er ja schlafgewandelt? Davon hat sie zwar noch nichts gehört, doch wer weiß schon, was eine fremde Umgebung in einem auslösen kann? Bestes Beispiel ist doch Peter, der sich seit seiner Studienzeit nicht mehr betrunken hat. Irgendwas stimmt hier definitiv nicht. Mit einer unschönen Vorahnung steigt sie die Treppe wieder hinauf und weckt Ray und Winston. Noch etwas verschlafen versuchen die zwei Geisterjäger ihren Ausführungen zu folgen. „Bist du sicher, dass er nicht einfach nur frische Luft schnappen gegangen ist?“, fragt der ehemalige Bauarbeiter. Etwas ungeduldig stemmt die toughe Frau die Hände in die Hüften. „Nur in seinem Nachthemd, ehrlich Winston?“ Etwas verlegen zuckt der Angesprochene mit den Schultern. „So ein Verhalten passt einfach nicht zu ihm.“, wirft Raymond ein. Besorgt sieht die Sekretärin den Mechaniker an. „Wo könnte er nur sein?“, fragt sie ihn. „Das ist eine wirklich gute Frage, die ich leider so nicht beantworten kann…“, gibt der Jüngste offen zu. „Dann sollten wir uns wohl zusammensetzen und uns etwas überlegen.“, schlägt Winston vor.
 

Sorgenvoll geht Janine hinunter in die Küche und setzt Kaffee auf, während sich die Jungs anziehen. „Wir sollten Peter wecken, vielleicht weiß er, wo Egon sein könnte…“, kommt Ray der Gedanke. „Ja, vielleicht. Immerhin kennen sich die beiden am längsten. Da weiß Venkman vielleicht etwas, das wir noch nicht wissen.“, erwidert der Schwarzhaarige und erinnert sich daran, dass der Tüftler sehr gut wusste, wie Peter drauf ist, wenn er getrunken hat, ihnen dieses Wissen aber fehlte, da sie ihn so noch nicht erlebt haben. Nachdem sich die beiden fertiggemacht haben, gehen sie nach drüben. Ungerührt liegt Peter immer noch so da, wie er gestern Nacht eingeschlafen ist. Inzwischen ist sein Schnarchen abgeebbt, doch von Zeit zu Zeit murmelt er etwas Unverständliches vor sich hin. Vorsichtig rüttelt Ray ihm an der Schulter. „Hey Peter! Wach auf, Egon ist verschwunden!“ Allerdings kommt von Venkman nicht wirklich eine Reaktion. Vor sich hin brabbelnd dreht er den Kopf auf die andere Seite und das war´s.
 

Nahezu vergebens versuchen die beiden ihren Kollegen zu wecken, bis Janine im Zimmer auftaucht. „Was treibt ihr denn so lange?“, fragt sie vorwurfsvoll. Ein Blick auf den schlafenden Brünetten beantwortet ihre Frage aber schon von selbst. „Ob du es glaubst oder nicht, aber er ist noch schwerer wachzukriegen, als sonst schon…“, kommt es resignierend von Ray. Seufzend lässt die junge Frau die Schultern hängen. „Hätte ich mir ja denken können…“ Dann blickt sie auf die dampfende Tasse Kaffee, die sie in der Hand hält und ihr kommt eine Idee. „Wartet, ich versuch mal was…“ Sie tritt ans Bett heran und schwenkt das duftende Getränk vor Peters Nase herum. Der Schlafende beginnt zu schnüffeln und dann breitet sich ein kleines Lächeln auf seinen Lippen aus. Schwerfällig öffnet Peter ein Auge. „Kaffee…?“, kommt es mit belegter Stimme von ihm. „So sieht´s aus.“, erwidert Janine trocken. Daraufhin öffnet Venkman auch noch das andere Auge und stemmt sich ungelenk hoch. Ein stechender Schmerz jagt durch seinen Kopf, der ihn daran erinnert, warum er den Alkohol eigentlich aufgegeben hat.
 

Als er es geschafft hat, sich hinzusetzen, übergibt Janine ihm die Tasse, die eigentlich für sie selbst gedacht war. Da sie davon aber noch nichts getrunken hat, ist es halb so wild, sie ausnahmeweise Peter zu überlassen. „Oh Janine, dass ich diesen Tag noch erleben darf…“, raunt der Brünette erfreut, da sich die Sekretärin bis jetzt immer geweigert hat, ihm Kaffee zu machen. „Gewöhn dich bloß nicht dran. Das ist reiner Eigennutz. Egon ist verschwunden und du musst uns helfen, ihn zu finden. Also schwing deinen Hintern aus…“, setzt die Rothaarige ungeduldig an, doch Venkman unterbricht sie. „Ahh! Himmel, Janine! Ich versteh ja, dass du aufgewühlt bist, aber deine liebliche Stimme ist einfach zu viel für meinen armen Kopf…“, jammert der Anführer der Ghostbusters theatralisch und drückt sich eine Faust gegen die pochenden Schläfen. Pikiert verschränkt die junge Frau die Arme vor der Brust und mustert ihn streng. „Na, das tut mir aber leid, Dr. Venkman! Ich werde mich zügeln, bis es ihnen bessergeht! Am besten gehe ich los und hole Eis für ihren ach so wichtigen Kopf!“ Die Lautstärke ihrer Stimme erreicht schon einen schmerzhaften Pegel, selbst für Winston und Ray. Doch im Unterton ist zu hören, wie fertig sie schon wegen Egon ist.
 

Ein unkontrolliertes Zittern gleitet über ihren Körper und dann stapft sie die Treppe hinunter und setzt sich an den Küchentisch. „Das war ziemlich gemein, Peter…“, bemerkt Ray betroffen. „Ist mir auch klar. Aber mir platzt gleich der Kopf. Hat jemand ne Aspirin?“, gibt der Brünette zurück. „Du bist selber schuld, wenn du dich so volllaufen lässt, Venkman.“, beharrt Winston abfällig. Die beiden Männer mustern sich abschätzend. Ray kommt es so vor, als würden gleich Funken aus ihren Augen sprühen. Doch es ist jetzt überhaupt nicht hilfreich, wenn sich die beiden an die Gurgel springen, immerhin könnte dem Tüftler sonst was passiert sein. „Hey, regt euch ab, ja? Egon könnte in echten Schwierigkeiten stecken, also reißt euch mal zusammen!“ Etwas überrascht blicken die beiden ihren Kollegen an. Dann rümpft Winston die Nase und wendet sich zum Gehen. „Ich sehe mal nach Janine. Kommst du, Ray?“ „Ja, gleich.“ Der Bauarbeiter wirft einen prüfenden Blick auf Peter und sieht dann wieder zu seinem Freund, doch dieser rührt sich nicht. Ein merkwürdiger Ausdruck huscht über die grauen Augen, ehe Winston davongeht.
 

„Das tut echt weh…“, kommt es dann von Peter. Mitfühlend sieht der Mechaniker ihn an. „Kann ich mir vorstellen. Ich habe Aspirin.“ „Danke, aber ich meinte jetzt Winstons Blick. – Sah aus, als würde er denken, ich würde sonst was versuchen, nur, weil du hiergeblieben bist…“, erwidert der Brünette betrübt. „Er tut sich noch ziemlich schwer mit der Situation. – Doch es ist ja wohl meine eigene Entscheidung, wenn ich hierbleibe oder nicht. – Klar ist das auch für mich ein komisches Gefühl, doch ich denke, er tut dir Unrecht, auch wenn ich dich nicht verteidigen will…“ Schwach lächelt Peter ihm zu. „Versteh ich. – Ich finde es echt bewundernswert, dass du das scheinbar so locker nimmst und dich nicht so distanzierst wie Winston…“ Verlegen kratzt sich Ray am Hinterkopf. „Ist das so? Was soll ich sagen? Du bist ja nicht der erste Kerl, der mich ins Krankenhaus gebracht hat, auch wenn es diesmal nicht wirklich meine Schuld war…“ Etwas erschrocken sieht Venkman ihn an. „Was ist passiert?“, fragt er. Peter merkt, dass Ray das Thema unangenehm ist, dennoch antwortet der Jüngere.
 

„In der High-School war ich in einen Mitschüler verknallt. – Irgendwann hatte ich den Mut, es ihm auch zu sagen. Doch er war so gar nicht der Typ dafür. Und daher hat er mich verprügelt, weil er nicht als Schwächling dastehen wollte. – Ich lag zwei Wochen mit einer Gehirnerschütterung und einem gebrochenen Arm im Krankenhaus. Danach wussten meine Eltern, dass ich auf Jungs stehe und ich habe mich nie mehr getraut, einem zu sagen, was ich fühle. Abgesehen von Winston…“ „Das ist ja furchtbar! – Schade, dass wir uns damals noch nicht kannten. Ich hätte dich nicht verhauen, wenn du mir so was gesagt hättest, auch wenn ich damals noch nicht auf Jungs stand. Doch du hättest meine Meinung ganz bestimmt geändert, Ray!“, erwidert Peter völlig ehrlich. „Danke, das ist echt nett von dir und ich glaub, das habe ich mir irgendwie gedacht und deswegen kann ich dir auch gar nicht so böse sein. – Aber ich denke, wir sollten jetzt langsam mal runtergehen, nicht das Winston noch auf dumme Gedanken kommt.“ „Hast recht, ich zieh mir noch schnell was an, dann komm ich.“, erwidert der Brünette. „Ok und ich bring dir ein Aspirin mit nach unten.“, lächelt Ray ihm zu und verschwindet. Seufzend bleibt Peter zurück, nippt an seinem Kaffee und zieht sich dann langsam an.
 

Wenig später sitzen die vier verbleibenden Geisterjäger am Küchentisch und Janine erzählt, wie sie Egons Verschwinden bemerkt hat. „Hm…“, macht Raymond nachdenklich. „Ich habe Egon heute Morgen gesehen. Eigentlich dachte ich, er müsse nur mal aufs Klo und bin wieder eingeschlafen, aber wahrscheinlich ist er da schon verschwunden…“ „Doch wo kann er nur sein?“, fragt Janine aufgelöst. „Vielleicht sollten wir uns aufteilen und das Resort absuchen. Vielleicht hat ihn ja jemand gesehen.“, kommt es von Winston. „Das würde ja ewig dauern und wenn er schon so lange weg ist, dann sollte uns eine bessere Möglichkeit einfallen. – Janine, denk nach. Ist dir irgendwas Ungewöhnliches aufgefallen, was vielleicht sein Interesse geweckt haben könnte oder so?“, wirft Peter ein. „Ich weiß nicht was du – nein, halt, warte! Da war etwas! Als wir uns gestern den Sonnenuntergang angeschaut haben, meinte Egon, er habe eine komische Lichterscheinung in der Bucht gesehen. Als ich hingeschaut hab, war da nichts. Doch ich hatte das Gefühl, dass ihn das neugierig gemacht hat, er es nur meinetwegen aber dabei belassen hat.“
 

„Das ist doch schon mal was. Unser Egon kann sich ziemlich an was festbeißen, wenn es in seinen Augen interessant ist. Also sollten wir uns zuerst mal an der Bucht umsehen, bevor wir das ganze Resort auf den Kopf stellen!“, kommt es ernst von Peter, der seinen Kater zwar noch längst nicht los ist, ihn aber gekonnt verdrängt, da die Lage ernster als gedacht scheint. Alle sind sich einig und so brechen sie kurz danach zu der Bucht auf.
 

„Da vorne ist es!“, erklärt Janine und sie nähern sich der halbrunden Anordnung von Felsen. Im weichen, weißen Sand sind keine Fußspuren auszumachen, die ihnen vielleicht hätten sagen können, ob Egon hier war oder nicht. So blicken sich die vier etwas verloren um, in der Hoffnung, einen anderen Hinweis zu finden. Gerade als es anfing aussichtslos auszusehen, entdeckt Winston etwas im Wasser. „Hey Leute, seht euch das mal an!“, ruft er die anderen zu sich. Erwartungsvoll scharen sie sich um ihn und starren auf den länglichen, roten Gegenstand, der nahe am Ufer aus dem Wasser ragt. „Glaubt ihr, das ist…“, setzt die Sekretärin an und legt sich erschrocken die Hände vor den Mund. Keiner antwortet ihr, stattdessen zieht Peter die Brille des Tüftlers aus dem feuchten Sand. „Ganz eindeutig…“, murmelt er, als wollte er Janines unausgesprochene Befürchtung doch noch bestätigen.
 

„Also war er wirklich hier. – Doch wo ist er jetzt und was ist hier passiert, dass wir nur seine Brille finden?“, wirft Winston in die Runde. Fragend blicken sich die Geisterjäger an. „Könnte er ins Wasser gefallen sein?“, fragt Peter schließlich. „Ich meine, er kann ja schwimmen, ziemlich gut sogar, auch wenn er es nicht gern macht.“ „Das Wasser hier sieht ziemlich flach aus. Wenn er reingefallen ist, dürfte das nicht weiter schlimm gewesen sein. Aber ohne seine Brille ist er so gut wie blind. Also müssten wir ihn hier ja irgendwo in der Nähe finden. – Ich befürchte eher, dass ihn jemand gestoßen und er dadurch seine Brille verloren hat und was dann passiert ist - keine Ahnung…“, erläutert Ray. Die Tatsache, dass irgendjemand oder irgendetwas Egon etwas angetan haben könnte, lässt die Anwesenden erschaudern. Unweigerlich fällt Peter die Diskussion über die Nummer ihrer Hütte wieder ein. Die Dreizehn scheint ihre grabeskalten Finger nach ihnen auszustrecken und Egon ist wohl ihr erstes Opfer. Es hätte nur ein harmloser Urlaub sein sollen, doch als Geisterjäger scheint ihnen dies wohl verwehrt zu bleiben – mal wieder…
 

„Ok, ok. Egon war also hier, warum auch immer und jetzt ist er weg. Klingt also ganz nach einem Fall für einen gewissen Krimiliebhaber. Was schlägst du also vor, Winston, was wir jetzt tun sollen?“, wendet sich Venkman an den Schwarzhaarigen. Etwas irritiert sieht dieser ihn an. Schnell vergisst er aber jegliche Differenzen, die er mit dem Brünetten haben mag und grübelt nach. Irgendwo ehrt es ihn, dass Peter sich an seine Vorliebe für Krimis erinnert und sein daraus resultierendes Talent Rätsel zu lösen, statt ihn jetzt damit aufzuziehen und zu ärgern. „Hm…“, macht er schließlich, während die anderen ihn abwartend anschauen. „Ich denke, wir sollten die nähere Umgebung gründlich absuchen, ob wir einen Hinweis finden, wo er sich aufhalten oder wo er hingebracht worden sein könnte. Jede noch so kleine Sache kann dafür hilfreich sein, also seht euch gründlich um.“, erwidert er dann. „Hört sich logisch an. – Gut, dann teilen wir und am besten auf. Ray, du suchst diese Seite vom Strand ab. Hundert Meter oder so dürften wohl erst mal genügen und Janine nimmt die andere Seite. Winston, sieh in der Bucht nach und ich mache mal einen Rundgang um die Felsen.“, legt Peter fest.
 

Gesagt, getan. Langsam entfernen sich die vier voneinander und heften ihre Blicke auf den Grund. Vorsichtig watet Peter ins Wasser, um die zerklüfteten Felsen der Bucht zu umrunden. Doch kaum, dass er zwei Schritte ins Nass hineingemacht hat, hört man ihn auch schon fluchen. „Verdammter Mist, ist das kalt!“ Hastig springt er zurück ans Ufer. Es ist wirklich erstaunlich, wie sehr das Wasser über Nacht doch abgekühlt ist, wo es doch gestern so angenehm war, als sie rumgeplanscht haben. Winston kann sich ein Grinsen kaum verkneifen, doch als er in das knöcheltiefe Wasser tritt, zuckt er ebenfalls zusammen, kann es sich aber verkneifen, seine Überraschung laut rauszurufen. Nach einem Moment der Überwindung, tritt Venkman wieder ins Wasser hinein. In der Bucht ist es nur sehr flach, doch außenherum reicht es ihm schnell bis zur Hüfte, was er bei jedem Schritt schimpfend verlauten lässt, erst recht, als der Wasserspiegel einen empfindlichen Bereich erreicht. Das Geräusch, dass er in diesem Augenblick von sich gibt, ist so hochtönig, dass er sich fast wie ein Mädchen anhört, dass einer Maus begegnet ist und spätestens beim nächsten Schritt fühlt er sich auch wie eines.
 

Trotz der ernsten Situation, gelingt es den drei anderen nicht, sich ein Lachen zu verkneifen. Doch Winstons Genugtuung hält nicht lange an. Als er die Mitte der Bucht erreicht, in der sich ein einzelner, flacher Felsen befindet, verschwindet auf einmal der Boden unter seinen Füßen. Mit einem überraschten Laut gelingt es ihm, sich an dem Felsen festzuhalten und hochzuziehen. Nass wie ein begossener Pudel blickt er ins Wasser. Im Halbdunkeln zwischen den Felsen kann er jedoch nichts erkennen. Nachdem der Schwarzhaarige ein paar Mal tief durchgeatmet hat, setzt er seine Füße wieder auf den Grund des Wassers. Vorsichtig tastet er sich zu der Stelle vor, an der er eben abgerutscht ist. Da scheint ein Loch mitten im Meeresgrund zu sein, dass schlagartig tief nach unten geht. Winston setzt sich an den Rand dieses Loches, ohne es sehen zu können und hält sich dabei an dem kleinen Felsen fest. Tastend versucht er mit dem Fuß einen Wiederstand zu finden, doch da ist nichts.
 

Kritisch überdenkt er diese Tatsache. Es erscheint ihm ziemlich ungewöhnlich an so einer Stelle. Schließlich geht er auf die Knie und steckt den Kopf ins Wasser, in der Hoffnung etwas zu sehen. Doch es ist zu dunkel. Seine Sicht reicht höchstens einen Meter und dann folgt nur noch Finsternis. Allerdings entdeckt er einen Gegenstand, der in der Wand dieses Loches steckt. Als er ihn herauszieht, betrachtet er ihn verwirrt. Er scheint aus Stein oder etwas Ähnlichem zu sein und hat die Form eines Fisches, der prächtig bunt bemalt wurde. Der Bauch des Fisches besteht aus dünnen Stiften, die aussehen wie die Zinken eines Kamms. Der Anblick dieses seltsamen Gegenstands ruft in Winston ein ungutes Gefühl hervor, dass er sich noch nicht erklären kann. Hat er wohlmöglich etwas mit Egons Verschwinden zu tun? Mit dem kammartigen Gebilde macht sich der Bauarbeiter wieder auf den Weg zum Strand, wo sich die anderen langsam zusammenfinden.
 

„Und, habt ihr irgendwas gefunden?“, fragt Peter und wringt sein nasses T-Shirt aus. Niedergeschlagen schütteln Ray und Janine den Kopf, doch Winston meldet sich zu Wort. „Ich bin mir nicht sicher, ob es ein Hinweis ist oder nicht. Aber in der Bucht gibt es in der Mitte ein tiefes Loch. Beim Absuchen wäre ich fast hineingefallen. – Vielleicht ist es ein Tunnel zu einer Unterwasserhöhle? Im Wasser habe ich auch das hier gefunden.“, berichtet er und reicht den Gegenstand herum. „Sieht aus wie Ariels Kamm…“, entkommt es der Rothaarigen. Unweigerlich fängt Venkman an zu grinsen. „Du meinst, ne Meerjungfrau hat unseren Egon geholt?“ „Ach Blödsinn, so was ist doch eine Erfindung von Hollywood…“, gibt Janine zurück, doch ihre Stimme klingt nicht ganz sicher. Lange betrachtet Ray den Fischkamm, ehe er sich zu Wort meldet. „Durchaus nicht, Janine. Meerjungfrauen sind existierende Wesen. Doch ich fürchte, wir haben es hier eher mit einer Nixe zu tun…“ „Ist das nicht dasselbe?“, fragt Winston irritiert, der lediglich eine andere Bezeichnung darunter vermutete. Ernst blickt der Mechaniker ihn an.
 

„Kein bisschen! Meerjungfrauen sind friedliche Wesen, die den Menschen helfen wollen, wenn sie zum Beispiel Schiffbruch erlitten haben. Sie haben dabei stets die Hoffnung, von ihrem Fluch erlöst zu werden. Meerjungfrauen kommen als seelenlose, verdammte Wesen zur Welt und versuchen ihr Leben lang die wahre Liebe außerhalb des Wassers zu finden. So ist es ihnen möglich, eine vollständig menschliche Gestalt anzunehmen und an Land zu leben. – Nixen hingegen sind bösartige Wassergeister, die den Menschen Schaden zufügen und sie töten wollen. Sie verführen zumeist ahnungslose Männer und ziehen sie unter Wasser. Ähnlich wie bei manchen Insekten, paaren sie sich dann mit ihnen und fressen sie anschließend auf, um genug Kraft für die Schwangerschaft zu haben. – Ein entscheidender Unterschied zwischen Nixen und Meerjungfrauen ist die Tatsache, dass Meerjungfrauen an das Wasser gebunden sind, Nixen aber eine menschliche Gestalt annehmen und kurzzeitig an Land wandeln können. Und das ist das gefährliche an ihnen. Sie sehen fast wie ganz normale Frauen aus, die gerade schwimmen waren und deren Sachen noch nass sind. Im Wasser haben sie aber ebenfalls einen Fischschwanz und werden daher schnell mit den friedlichen Meerjungfrauen verwechselt. Zudem handelt es sich bei Nixen nicht um verdammte Wesen, die nach Erlösung suchen, sondern um die reinkarnierten Seelen auf See verstorbener Menschen, die nun nur noch Böses im Sinn haben…“
 

„Oh Mann, da vergeht einem ja jegliche Fantasie…“, brummt Peter und versucht das betörende Bild einer Meerjungfrau aus dem Kopf zu bekommen, das er mal in einem Buch über Fabelwesen gesehen hat. Winston wirft ihm einen mahnenden Seitenblick zu, doch den ignoriert der Brünette gekonnt. „Das klingt ja schrecklich! Was sollen wir denn jetzt machen?“, platzt es aufgebracht aus Janine heraus. „Ich denke, wir müssen diese Nixe finden, stimmt´s? Und dann können wir nur hoffen, dass sie Egon noch nichts angetan hat…“, erwidert der Bauarbeiter. Sorgenvoll wenden sich alle Blicke wieder auf Raymond. „Stimmt. Was Anderes bleibt uns wohl kaum übrig und ich wette, dass das Loch, das du gefunden hast, zu ihrem Unterschlupf führt.“ „Also müssen wir darunter tauchen und dann polieren wir dem Mädel mal ordentlich die Schuppen, damit sie unseren Egon in Frieden lässt!“, ergänzt Peter innbrünstig. Janine legt die Stirn in Falten. „Geht denn das so einfach? Ich meine, dass ihr diese Nixe verhaut und dann war´s das?“
 

Fragend richten sich wieder alle Blicke auf Ray. Dieser sieht etwas unbehaglich aus und kratzt sich verlegen am Hinterkopf. „Ich bin ganz ehrlich, Leute. Ich habe keine Ahnung. Und der Geisterführer liegt Zuhause im Hauptquartier. – Es gibt hier bestimmt irgendwo eine Bibliothek, aber ich bezweifle, dass sie ein Buch haben, das uns hilft. Zudem haben wir keine Zeit, um irgendwelche Recherchen anzustellen. – Wohlmöglich ist es sogar schon zu spät…“ Seine Stimme wird immer leiser und den letzten Satz flüstert er nur noch, sodass er sich auf dem offenen Meer fast völlig verliert. Dennoch verstehen alle, was er sagen will. Einen Moment herrscht betretenes Schweigen, dann erhebt sich Janine entschlossen und wendet sich der Bucht zu. „Was hast du vor?“, fragt Winston. Aufgewühlt dreht sich die Rothaarige herum. Ihr Gesicht ist eine Maske aus Angst und Wut und dennoch angefüllt mit Tatendrang.
 

„Was schon? Ich will meinen Egon zurück! Und ich werde hier nicht tatenlos rumsitzen, bis euch Genies etwas eingefallen ist!“ „Janine, als dein Chef muss ich dir entschieden verbieten, dich in eine solche Gefahr zu begeben!“, setzt Peter an und erntet dafür einen bitterbösen Blick von ihr. „Behandle mich nicht wie ein kleines Kind! Ich werde euch helfen, ob ihr wollt oder nicht!“, beharrt die toughe Frau energisch. „Ich behandle dich nicht wie ein Kind. Ich will nur nicht, dass dir etwas passiert!“, erwidert Venkman ehrlich besorgt. „Du kannst dir deine Sorge in die Haare schmieren!“ Die Verzweiflung steht der Sekretärin deutlich ins Gesicht geschrieben. Mit jedem Wort glänzen ihre Augen mehr und als sie den Satz beendet, kullern ihr schwere Tränen über die geröteten Wangen. Erschrocken betrachten die Jungs sie. Die drei haben sie zwar schon weinen sehen, doch jetzt kam es irgendwie unerwartet, auch wenn ihre Gefühle für Egon ständig einer Achterbahn gleichen.
 

Etwas hilflos tauschen die Geisterjäger ein paar Blicke, ehe Peter an sie herantritt und sie vorsichtig in die Arme nimmt. Im ersten Moment will sie ihn wegstoßen, hat sie doch das Gefühl, dass er sie nur wieder ärgern will, doch er hält sie einfach nur fest. Vorsichtig legt er seinen Kopf auf ihre Schulter und drückt sie an sich. „Es – Es tut mir leid, Janine. – Ich wollte dich nicht so aufregen. – Wir können deine Hilfe bestimmt sehr gut gebrauchen…“ Sie trennt sich langsam von ihm und blickt ihm in die Augen. „Wirklich?“, schnieft sie. „Ja, natürlich!“, meldet sich nun Winston. Ein kleines Lächeln breitet sich auf den Lippen der Rothaarigen aus. „Ok, dann lasst uns keine Zeit verlieren!“, erwidert sie und wischt sich die Wangen trocken.
 

Gemeinsam nähern sie sich der Bucht. Dort untersuchen sie die Größe des Loches und stellen fest, dass es zumindest am Eingang groß genug ist, dass sie dort alle locker durchpassen. Die Dunkelheit bereitet ihnen Sorgen, erst recht, wenn der Durchgang weiter hinten wohlmöglich schmaler wird. „Ich hoffe, ihr habt alle einen langen Atme, Leute…“, wirft Peter ein und betrachtet das Loch skeptisch. „Ich werde als Erster gehen und mal sehen, ob ich rausfinden kann, wie lang der Durchgang ist…“, meint Winston und setzt sich auf den Rand des Loches. „Bitte sei vorsichtig…“, kommt es besorgt von Ray. Der Bauarbeiter schenkt ihm ein Lächeln und lässt sich langsam ins Wasser hinab. „Bin ich doch immer…“ Und schon ist er verschwunden.
 

Versucht geduldig warten die restlichen drei und starren auf die aufsteigenden Bläschen an der Wasseroberfläche. Nach ein paar Momenten ist das Wasser wieder ruhig und nichts deutet daraufhin, dass Winston dort unten ist. „Oh, man…“, kommt es von Peter. „Was glaubt ihr, wie lange wir warten können, ohne uns Sorgen zu machen…?“, fragt Ray vorsichtig. Eine Antwort bekommt er nicht und die Zeit verstreicht. Der Mechaniker wird fast verrückt. Doch dann erscheinen wieder ein paar Blasen an der Oberfläche und kurz darauf taucht Winston wieder auf. Japsend holt er Luft und stützt sich auf den Rand. „Ich schätze, der Tunnel ist gut hundert Meter lang und er endet in einer unterirdischen Höhle. – Keine Ahnung, ob da jemand ist. Ich habe nur kurz Luft geholt…“, berichtet er. „Das werden wir schon rausfinden, also rein ins kühle Nass!“
 

Unsicher betrachtet Ray das Wasser. Peter und Winston haben ihm gestern zwar versucht das Schwimmen beizubringen, doch er war eher Unfug, als alles andere. Aber er will auf keinen Fall hier allein bleiben. Dem Bauarbeiter entgeht seine Sorge nicht. „Ich führe dich, Ray. Der Tunnel ist breit genug, dass wir nebeneinander schwimmen können.“, versichert er ihm. Der Mechaniker lächelt unsicher und nickt. Nach einander steigen sie ins Wasser und durchqueren die Durchgang. Raymond klammert sich beinahe verzweifelt an Winstons Hand fest und versucht dabei so ruhig wie möglich zu bleiben, damit ihm nicht gleich die Luft ausgeht. Als sie schließlich in der Höhle auftauchen, war es schon echt kritisch. So leise wie möglich versuchen sie alle wieder zu Atem zu kommen.
 

Vorsichtig schwimmen sie zu einem Absatz, von dem sich ein Plateau erstreckt. Die Höhle ist erstaunlich groß, wie es scheint. Und obwohl es keine sichtbare Verbindung zur Oberfläche gibt, liegt die Höhle in einem angenehmen Halbdunkel. Möglichst leise steigen die vier aus dem Wasser und bewegen sich dicht an der Wand der Höhle entlang. Vor ihnen erhebt sich das Plateau zu einer Art kleinem Berg, der ihnen die Sicht in den Rest der Höhle versperrt, gleichzeitig aber auch ihr Kommen verbirgt. Schweigend gehen die Geisterjäger dahinter in Deckung und spähen über den Rand. Im hinteren Teil scheint es noch einen Zugang zum Wasser zu geben, der wahrscheinlich direkt ins Meer führt. Sicht glitzert die blaue Oberfläche in dem mystischen Licht. Neben dem Wasser erhebt sich ein flacher Felsen ein Stück aus dem Boden. Er wirkt wie eine Art Altar oder Bett und genau dort drauf liegt der vermisste Tüftler. „Egon!“, entkommt es Janine und im selben Moment schlägt sie sich die Hände vor den Mund. In der Höhle hallt ihre Stimme einen Moment wieder, obwohl sie gar nicht so laut gesprochen hat.
 

Der Blonde liegt reglos auf dem nackten Felsen. Er muss dort schon eine ganze Weile liegen, sein Nachthemd scheint völlig trocken zu sein. Unweigerlich stellt sich jeder der vier die Frage, ob er nur schläft, wohlmöglich bewusstlos ist oder gar schlimmeres. „Kann einer von euch die Nixe sehen?“, fragt Ray, der seine Augen überall zu haben versucht. Ein einstimmiges Verneinen ertönt. Keine einzige Regung ist in der Höhle auszumachen. „Man muss ja auch mal Glück haben, nicht wahr? Also holen wir Egon, bevor diese Fischbraut wiederkommt!“, legt Peter fest und genau in dem Augenblick durchbricht etwas die Wasseroberfläche neben dem reglosen Tüftler. Erschrocken wenden die vier ihren Blick dorthin. Nur eine Sekunde später steht eine junge Frau auf dem Felsen. Ihre Haut schimmert gelblichgrün, ihr langes Haar fällt ihr tropfnass in leichten Wellen über den Rücken und weißt ebenfalls eine grüne Farbe auf. Sie trägt ein hauchdünnes, weißes Kleid, dass durch das Wasser vollkommen durchsichtig geworden ist und so den Blick auf ihren nackten Körper freigibt. „Heilige Scheiße…“, entkommt es Peter flüsternd. Unter anderen Umständen wäre ihr Anblick wohl die Erfüllung eines Traums. Doch jetzt wirkt es eher furchterregend.
 

Gegen sie irgendetwas auszurichten gestaltet sich so bestimmt nicht einfach. Viel zu leicht kann man sich ablenken lassen und einen fatalen Fehler machen. Leichtfüßig schreitet die Nixe zu Egon hinüber und setzt sich neben ihn. Sanft streicht sie mit ihren schlanken Fingern durch sein Haar und bedenkt ihn mit einem liebevollen Blick. „Die Zeit ist gekommen, mein Geliebter! Bald werden wir eins sein…“ Ihre vollen Lippen öffnen sich und entblößen ein Arsenal dolchartiger Reißzähne. Langsam beugt sie sich über den Blonden und will ihn wachküssen. Ehe ihr das jedoch gelingt, hält es Janine nicht mehr aus. „Nimm sofort deine stinkenden Pfoten von ihm!“, wirft sie der Nixe wütend entgegen und springt aus der Deckung. Der Wassergeist, sowie die drei Geisterjäger zucken überrascht zusammen. Erschrocken wendet die Nixe den Blick auf den Störenfried und erhebt sich. „Wie bist du hierhergekommen, Weib?“, fragt sie Janine aufgebracht und bleckt die Zähne.
 

Dabei wird der Rothaarigen klar, dass das gerade keine so gute Idee war, dennoch versucht sie entschlossen und mutig zu wirken. „Das geht dich überhaupt nichts an und jetzt nimm deine Fischflossen von meinem Freund!“, wirft sie ihr entgegen. Siegessicher kommt die Nixe auf sie zu. „Dein Freund? Das ich nicht lache! Was soll er denn mit so einer, wie dir? Bei mir findet er die Erfüllung all seiner Träume und noch viel mehr!“, entgegnet die Grünhaarige. „Ach ja? Wenn du eine Pilzkultur wärst vielleicht! Das einzige, was er bei dir findet, ist Tod und Verderben!“ Erstaunt lauschen die drei Jungs dem Streit der beiden Frauen. Janines Temperament ist einfach unglaublich, ihre Angst wie weggeblasen. „Mag sein, doch es wird wunderschön für ihn sein. Für dich allerdings wird es der blanke Horror werden, Püppchen!“, erwidert die Nixe und will auf die Sekretärin losgehen. In diesem Moment macht Janine unbewusst einen Schritt zur Seite und genau darauf haben die Geisterjäger gewartet.
 

„Jetzt!“, tönt Peter und die drei springen aus ihrer Deckung hervor und reißen die Nixe von den Füßen. Hart wird sie zu Boden geworfen und dort von den Männern fixiert. Ihr aufgebrachter Wutschrei schallt ohrenbetäubend durch die Höhle. Wild gebärt sie sich und versucht freizukommen. Die Ghostbusters haben alle Mühe sie festzuhalten. Wie alle mystischen Wesen hat auch die Nixe eine übermenschliche Kraft. „Nun mach schon, Janine!“, ruft Winston und holt die junge Frau damit aus ihrer Schreckstarre. „Ja doch!“, entgegnet sie und läuft zu Egon hinüber. Kraftlos geht sie vor dem Altar auf die Knie und versucht den Tüftler wachzurütteln. Vergebens. Prüfend legt sie ihr Ohr an seine Brust und lauscht nach seinem Herzschlag, was sich als nicht gerade leicht erweist, da die Nixe immer noch herumschreit. Nach einem unendlich langen Augenblick hört Janine doch endlich etwas. Eine tiefe Erleichterung macht sich in ihr breit, doch wie bekommt sie ihn nur wach?
 

Hilflos denkt sie nach, während die Jungs ihren Kampf mit der Nixe verlieren. Mit einem wütenden Schrei schleudert sie die drei von sich weg. Hart schlagen sie auf den Felsen auf und versuchen sich gleich wieder aufzurappeln. Doch die Wasserfrau ist schneller und steht bereits hinter Janine. „Stirb, du Miststück!“, verkündet sie und streckt die Hände nach ihr aus. Im letzten Moment kann sich die Rothaarige ihren Fängen entziehen. Panisch sucht sie nach etwas, womit sie sich verteidigen kann. Doch auf dem Untergrund findet sie keine losen Steine, die sie dieser Hexe an den Kopf werfen könnte. Als sie ihr Gewicht verlagert, um der Nixe wieder auszuweichen, spürt sie jedoch etwas in der Tasche ihrer Shorts. In Windeseile zieht sie die kleine Flasche mit dem Sonnenöl heraus, reißt den Verschluss auf und spritzt der wütenden Fischfrau damit einen großen Schwall ins Gesicht.
 

Überrascht schreit die Nixe auf und versucht das klebrige Öl aus den Augen zu bekommen. „Jungs!“, ruft Janine hilflos. Etwas schwerfällig stolpern die drei zu ihr hinüber und überwältigen den Wassergeist erneut. Diesmal drücken sie sie bäuchlings zu Boden, damit sie sich nicht so gut wehren kann. „Janine! Du musst Egon wecken, schnell!“, ruft Ray ihr entgegen. „Ja doch, aber wie?“ Darauf weiß der Mechaniker jedoch auch keine Antwort. „Dornröschen!“, entgegnet ihr Peter. Verständnislos blickt sie den Brünetten an. „Dornröschen?“, fragt sie verwirrt. „Ja! Küss ihn, verflucht noch mal! Im Fernsehen klappt das auch immer!“, behaart Venkman stur. Überrascht breitet sich ein roter Schimmer auf ihren Wangen aus. „Wir sind hier aber nicht in irgendeinem Film!“, kommt es abwehrend von Winston. „Na und? Hast du etwa eine bessere Idee?“, gibt Peter grummelnd zurück. „Nein? Dann halt doch die Klappe!“, setzt er noch nach.
 

„Du verdammter…“, setzt Winston an, um dem Brünetten eine Lektion zu erteilen. Wild versucht die Nixe noch immer sich von ihren Angreifern und dem Sonnenöl zu befreien und für den Moment stehen ihre Chancen auch gar nicht so schlecht, wenn diese Trottel zu streiten beginnen. „Jetzt hört doch endlich mal auf damit!“, geht Ray dazwischen und animiert die beiden wieder zur Mithilfe, statt sich an die Gurgel zu gehen. „Ihr könnt euch streiten, wenn wir hier lebend wieder raus sind! Janine, versuch es einfach, bitte…!“, erwidert der Jüngste verzweifelt. Die Rothaarige nickt mit roten Wangen und wendet sich wieder zu Egon um. Seufzend betrachtet sie das völlig entspannte Gesicht des Mannes, den sie über alles liebt. „So hatte ich mir unseren ersten Kuss aber nicht vorgestellt…“, murmelt sie und beugt sich langsam über ihn. Hauchzart vereinigt sie ihre Lippen mit den seinigen.
 

Eine unglaubliche Wärme durchströmt ihren Körper und sie blendet all den Lärm aus, den die Jungs und die Nixe hinter ihr produzieren. Verträumt verstärkt sie den Kuss etwas und plötzlich geht ein Zucken durch Egons Lippen. Überrascht trennt sich Janine von ihm. Langsam flatternd öffnen sich die blauen Augen und blicken sich verschwommen um. Mit einem gequälten Stöhnen setzt sich Egon aufrecht hin und hält sich den pochenden Kopf. „Egon!“, entkommt es der Sekretärin und sie fällt dem verwirrten Tüftler in die Arme. Überfordert erwidert er ihre Umarmung. „Janine? Bist du es?“, fragt er mit belegter Stimme. „Ja, ich bin´s und ich bin so froh, dass es dir gut geht!“ „Was ist denn passiert und wo ist meine Brille?“, fragt er schwach. Janine trennt sich kurz von ihm und zieht seine Brille aus ihrer anderen Hosentasche. „Hier ist sie und alles andere erzähl ich dir später. Jetzt müssen wir erst mal weg von hier.“
 

Als Egon wieder klarsehen kann, erblickt er den verzweifelten Kampf seiner drei Kollegen mit der Nixe. „Faszinierend…“, gibt er von sich und kann sich irgendwie vorstellen, was passiert sein muss. „Das ist eine Nixe, wenn ich mich nicht irre.“, erklärt er der Rothaarigen. „Ja, sie hatte dich in ihrem Bann. Weiß du zufällig, wie wir sie loswerden können?“ „Gar nicht.“, kommt es knapp von dem Blonden. „Was?“, entgegnet Janine ungläubig. „Ohne unsere Strahler können wir nichts gegen sie ausrichten und auch mit ihnen ist es fragwürdig, da sie ein stoffliches Wesen ist. Doch wenn ihr Einfluss auf mich gebrochen ist, verstreicht der Zyklus ihrer Kraft und sie wird machtlos. Für die nächsten zehn Jahre kann sie niemandem mehr schaden. Erst dann setzt ein neuer Zyklus ein und sie kann sich wieder ein Opfer suchen.“, berichtet der Tüftler. „Ok, aber sie kann doch immer noch jemandem gefährlich werden…“ „Nicht unbedingt.“
 

Zielstrebig erhebt sich Egon und geht zu seinen Kollegen hinüber, die die Nixe immer noch mit aller Macht festzuhalten versuchen. „Dein Bann ist gebrochen, Wassergeist. Ich bin nicht mehr der deine.“, erläutert er der aufgebrachten Fischfrau. Mit großen, ölverschmierten Augen begreift sie langsam, dass ihr Plan zunichte ist. „Nein – nein – NEIN!“, gebärt sie sich. Ihr Körper beginnt unvermittelt zu leuchten und die Jungs nehmen rasch Abstand von ihr. „Was passiert mit ihr?“, fragt Winston. „Ihr Zyklus ist zu Ende, oder?“, hakt Raymond nach, der sich langsam an ein paar Einzelheiten erinnert. „Ganz recht.“, erwidert Egon gelassen. Das Glühen wird immer stärker, hüllt ihren ganzen Körper völlig ein. Ihre gequälten Schreie hallen ohrenbestäubend durch die Höhle. „Explodiert sie jetzt etwa?“, kommt es verstört von Peter. „Nein. Ihr stofflicher Körper nimmt nur eine energetisch günstigere Form an.“, sagt der Tüftler über ihre Schreie hinweg.
 

Das glühende Gebilde schrumpft allmählich zusammen und wird immer kleiner. Schließlich erlischt das Licht und zurück bleibt ein hilflos zappelnder, kleiner Fisch, der japsend nach Luft schnappt. „Echt jetzt? Ein Guppy?“, kommentiert Peter mit erhobener Augenbraue. „Sieht mehr wie ein Stichling aus.“, stellt Ray fest. „Nein, ich glaube, es ist ein Buntbarsch.“, meint Winston. „Jungs, fangt nicht wieder mit so was an. Es ist völlig egal, was für ein Fisch das ist! Hauptsache er kann niemandem mehr etwas tun.“, unterbricht Janine die Diskussion. Kurz darauf beobachten sie alle, wie der kleine Fisch mit großen Sprüngen Richtung Wasser hopst und dann darin verschwindet…
 

Am Abend sitzen Egon und Janine wieder friedlich zusammen und betrachten den Sonnenuntergang. Diesmal jedoch an einer anderen Stelle des Strandes, fern ab von der Bucht. Nun sitzen sie auf einem Handtuch im noch warmen Sand und bewundern das Farbenspiel der Sonne auf dem Wasser. „Ich hatte noch gar nicht die Gelegenheit, dir für deine Hilfe zu danken…“, meldet sich der Tüftler irgendwann zu Wort. Etwas überrascht wendet Janine ihm den Blick zu. „Das war doch selbstverständlich, Egon!“, entgegnet sie. „Das mag schon sein. Aber ihr habt euer Leben aufs Spiel gesetzt, nur um mir zu helfen. Dabei hätte sie jeden von euch auch in ihren Bann ziehen können…“, behaart er. „Du denkst zu viel über so etwas nach. Du bist uns sehr wichtig. – Du bist mir sehr wichtig, Egon und ich könnte es nie zulassen, dass dir etwas zustößt.“ Mit aufrichtigen Blick betrachtet sie den Mann neben sich.
 

Langsam legt er seine Hand auf die ihre und blickt ihr fest in die Augen. „Danke. – Du bist mir auch sehr wichtig, Janine…“, gesteht er etwas unsicher. Dabei legt sich ein zarter, roter Schimmer auf ihrer beider Wangen. „Das hast du sehr schön gesagt, Egon.“ Sie schenkt ihm ein warmes Lächeln, dass er zaghaft erwidert. Nach ein paar Momenten beugt er sich leicht vor und haucht ihr einen zarten Kuss auf die Wange. In diesem Augenblick möchte sie am liebsten weinen, so glücklich und gerührt ist sie. Stattdessen lächelt sie ihn überglücklich an und dann betrachten sie weiter den Sonnenuntergang. Sie legt verträumt den Kopf auf seine Schulter und er nimmt sie in den Arm, hält sie fest, bis es dunkel ist und sie gemeinsam zur Hütte zurückkehren. Der Rest des Urlaubs liegt immerhin noch vor ihnen und diesmal kommt bestimmt keine Nixe dazwischen!


Nachwort zu diesem Kapitel:
Zitat: *Sie drückt sich an ihn. Er nimmt einen schwachen, lieblichen Duft wahr – ist es Rosenöl? Seine Arme schließen sich um sie, zuerst um ihre Taille, dann tiefer; ihre Zunge tanzt leicht über seine Lippen und dann vorschnellend in seinen Mund. Als sie sich endlich wieder voneinander lösen, ist er nicht mehr er selbst.
Stephen King – Friedhof der Kuscheltiere - 1983

wie so oft, konnte ich nicht herausfinden, wie man so eine nixe vertreibt, weshalb ich mir diese ungewöhnliche Tatsache überlegt hab. zudem wollte ich janine unbedingt mal für ihre geduld und ihren mut beschenken und ihr einen kleinen kuss gönnen. (oder auch zwei, wenn man es genau nimmt) ^^
ob es diese kleine bucht und die meereshöhle gibt, weiß ich nicht. aber das barefoot beach Resort gibt es so wirklich an der küste Floridas in der nähe der narrows, angrenzend an den golf von Mexiko. ^^ Komplett anzeigen

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