Zum Inhalt der Seite

Tales of the real Ghostbusters

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Poe´s raven

Zwei Wochen später…
 

Der erste April gilt auch in Amerika als Tag der Streiche und des Schabernacks. Kein Wunder also, dass sich Janine ein wenig veralbert vorkommt, als sie spätabends noch einen Anruf entgegennimmt. Eigentlich ist sie schon fast zur Tür raus, um endlich Feierabend zu machen und auch die Jungs sind schon oben und haben sich in die Federn begeben. Doch das rote Einsatztelefon klingelt unablässig, sodass die Sekretärin sich einen Ruck gibt und seufzend den Anruf entgegennimmt. Was ihr die aufgeregte Frau am anderen Ende weiß machen will, klingt in ihren Ohren wie ein schlechter Scherz, wäre da nicht die tiefsitzende Angst, die die Rothaarige aus den gestammelten Wortfetzen heraushören kann. Als sie das Gespräch schließlich beendet, sitzt sie noch einen Augenblick unschlüssig da und überlegt, ob sie die Glocke betätigen soll oder das Ganze vielleicht doch nur Unfug ist – ziemlich gut gespielter Unfug, aber immerhin Unfug.
 

Letztendlich bestätigt sie den Schalter aber trotzdem. Heute hatten die Jungs immerhin noch keinen Auftrag und seit der Sache im Zoo sah es auch eher mau aus. Wenn sie daran denkt, dass diese Woche noch ein Haufen Rechnungen bezahlt werden müssen, ist es wahrscheinlich wirklich besser, die Jungs aus dem Bett zu pfeifen, selbst wenn es nur ein Fehlalarm ist. Durch das Loch in der Decke kann sie das überraschte und nicht gerade begeisterte Murren der vier Männer hören. Doch für gewöhnlich bleibt es nur beim Murren und sie machen trotzdem ihre Arbeit, egal wie spät es auch sein mag. Abgesehen vielleicht von Peter, der dann immer eine Sondereinladung braucht. Und allein schon sein Gesicht zu sehen, gibt Janine eine ziemliche Genugtuung, trotz der vorgerückten Stunde.
 

Geschwind steigt sie die Treppe hinauf und betritt das Schlafzimmer. Müde blicken ihr Ray und Winston entgegen, die auf den Kanten ihrer Betten sitzen. Egon angelt nach seiner Brille und setzt sich ebenfalls hin. Nur Venkman zieht es vor, sich mal wieder wie ein kleines Kind unter der Decke zu verkriechen und den Alarm zu ignorieren. „Was ist denn los, Janine?“, fragt Ray gähnend. „Ich fürchte, ihr müsst noch mal raus, Jungs. Ich hatte gerade einen Anruf aus dem Historischen Museum. Die Nachtwächterin hat dort etwas Seltsames gesehen…“, erläutert die Rothaarige. „Und was war das?“, hakt Winston nach und streckt sich. „Ich bin mir nicht sicher. Sie sagte etwas von einem Raben oder so etwas.“ Irritiert blicken sich die drei an. „Ich fürchte, das fällt nicht in unser Aufgabengebiet.“, gibt Egon zurück.
 

Janine zuckt mit den Schultern. „Kann schon sein, aber sie klang sehr überzeugt davon, dass ihr da die Richtigen seid.“ „Bei einem Raben muss ich immer an die Geschichte von Edgar Allan Poe denken oder an Hitchcocks Vögel.“, gibt Raymond erfreut von sich. „Dann wird es dich bestimmt interessieren, dass in dem Museum seit ein paar Tagen eine Ausstellung über Poe läuft.“, gibt Janine zurück. „Das ist ja Wahnsinn!“, freut sich der Mechaniker und springt von seinem Bett auf. Die Sekretärin schütteln amüsiert den Kopf, als sie das sieht. „Seht es mal von der guten Seite. Wenn es doch ein Fehlalarm ist, könnt ihr euch immerhin umsonst die Ausstellung ansehen!“, kichert sie und verlässt das Zimmer wieder. „Das wäre ja klasse! Und? Gehen wir hin?”, fragt der Jüngste aufgeregt. Winston kann sich ein Schmunzeln kaum verkneifen. „Na, schlafen wirst du jetzt eh nicht mehr, also von mir aus gern.“
 

„Diese Ausstellung klingt durchaus verlockend.“, gibt auch der Tüftler zu und erhebt sich. „Los, steh auf, Peter!“, stupst Raymond ihn an und verschwindet dann die Stange hinunter. „Vergiss es…“, tönt es unter der Decke hervor. „Arbeit hat noch keinen umgebracht, Venkman.“, kommt es genervt von dem Bauarbeiter. Zerknirscht schiebt der Angesprochene den Kopf unter der Decke hervor. „Ja, schon. Aber ich will kein Risiko eingehen!“, grinst er schwach. „Immerhin wurden wir neulich fast von wildgewordenen Tieren gefressen.“, setzt er hinzu. „Du übertreibst maßlos, Peter.“, entgegnet ihm Egon matt. „Na schön, dann will ich halt nicht in so ein langweiliges Museum, nur um einen entflogenen Vogel einzusammeln.“, hält er dagegen. „Ich denke nicht, dass die Ausstellung langweilig ist. Edgar Allan Poe hat immerhin einiges an Horrorgeschichten geschrieben. Das müsste dir doch immerhin etwas zusagen.“, erläutert der Schwarzhaarige.
 

Peter wirkt nicht sonderlich begeistert. Dennoch setzt er sich hin und gähnt. „Ich hab das Gefühl, ihr werdet nicht locker lassen, ehe ich aufstehe…“ „So sieht´s aus.“, meint Winston und rutscht die Stange hinab. Matt sehen sich der Tüftler und der selbsternannte Chef an. „Etwas Bildung kann dir nicht schaden, Peter.“, meint der Blonde. „Klar und die beste Zeit, um sich zu bilden, ist nachts um elf…“, kommt es ironisch zurück. „Es ist nie zu spät für Bildung.“, hält Egon dagegen und folgt den beiden anderen die Stange hinab. Seufzend sitzt Peter noch einen Moment auf seinem Bett, ehe er sich erhebt. „Wenn dieser Rabe nicht eine Ausgeburt der Hölle ist, kann man diese Ausstellung sowieso vergessen…“, murrt er sich selbst zu, bevor er die Stange hinabrutscht.
 

Wenig später parkt Ecot-1 auf dem völlig verlassenen Parkplatz des Historischen Museums. Das riesige Gebäude liegt in vollkommener Dunkelheit, abgesehen von der Vorhalle, die schwach beleuchtet ist. Mit ihrer Ausrüstung erklimmen die Jungs die Stufen und treten an die großen Flügeltüren heran. Etwas überrascht stellen sie jedoch fest, das abgeschlossen ist. Schulterzuckend klopft Raymond an das dicke Holz, allerdings dauert es noch eine ganze Weile, ehe jemand öffnet. Schließlich erscheint eine kräftig gebaute Frau in dem Spalt, die sie ernst mustert. Auf dem kleinen, goldenen Anstecker an ihrem gewaltigen Busen steht das Wort Nachtwächter. „Das Museum hat geschlossen, kommen sie morgen wieder.“, gibt sie gehetzt von sich und will die Tür schon wieder schließen. „Nun warten sie mal, Lady! Wir sind die Geisterjäger und sollen uns hier um einen Raben kümmern. Also entweder sie lassen uns rein oder sie leben mit dieser Federschleuder!“, pikiert sich Peter.
 

Die Grauhaarige blinzelt überrascht, dann nimmt ihr Gesicht einen anderen Ausdruck an. „Oh, dem Himmel sei Dank, dass ihr hier seid! Entschuldigt meine unfreundliche Begrüßung, doch, dass alles macht mich ziemlich fertig. – Ich bin Vera Smith, die Nachtwächterin.“ Sie versucht sich an einem Lächeln. Es wirkt unbeholfen und zerstreut und dennoch lässt es sie um Jahre jünger aussehen, sodass sich Venkman schon beinahe vorstellen kann, dass sie mal ein ganz niedlicher Teenager gewesen sein mag – damals, so im achtzehnten Jahrhundert… „Halb so wild, aber vielleicht können sie uns ein bisschen mehr über diesen Raben erzählen.“, bittet Ray sie. „Aber sicher, doch kommt erst mal rein, nicht, dass das Vieh noch durch die offene Tür abhaut!“, gibt sie hastig von sich. „Wenn es sich hierbei wirklich um eine geisterhafte Erscheinung handelt, dann wird es völlig egal sein, ob die Tür offensteht oder nicht.“, gibt Egon trocken von sich.
 

Vera betrachtet den Blonden mit verwirrtem Blick. „Ach wirklich? Du meine Güte! Na hoffentlich ist das Vieh dann noch da, nicht, dass ich euch umsonst aus dem Bett geklingelt habe…” „Ja, das hoffe ich auch…“, erwidert der Brünette leicht angesäuert und betritt das Museum.
 

An der linken Seite der Vorhalle steht ein gewaltiger Tisch, auf dem sich Monitore und Schalttafeln drängen. Dorthin zieht sich Vera zurück und durchsucht einen Stapel Videobänder. „Ich dachte zuerst, ich spinne, als ich diesen hässlichen Vogel gesehen habe. – Zwischen all diesen merkwürdigen Exponaten kann einem schon manchmal die Fantasie durchgehen, wisst ihr?“, entschuldigend lächelt sie die Jungs an und schiebt eine Kassette in den Recorder. „Doch das Ganze kam mir doch etwas zu echt vor, um eine Einbildung zu sein, zumal mich der Vogel sogar angegriffen hat.“ Als sie die Fernbedienung betätigt, wird der Ausstellungsraum sichtbar. Zuerst ist alles friedlich. Dann betritt Vera bei ihrem Rundgang den Saal und hält plötzlich inne. Da es keine Tonaufnahme ist, kann man nur vermuten, dass sie etwas Seltsames gehört haben mag. Ihr Blick geht zu einem hohen Fenster auf der rechten Seite des Raumes.
 

Als sie es öffnet und hinausschauen will, schwebt ein blaugrünes Licht über ihren Kopf hinweg. Erschrocken weicht sie zurück und blickt sich danach um. Das Licht schwebt zu der Nachbildung der Büste aus Poes Geschichte ‚Der Rabe‘ und lässt sich darauf nieder. Kurz darauf manifestiert es sich im Skelett eines Vogels. An seinen knöchernen Flügeln hängen noch einige pechschwarze Federn, ebenso an seinem Schwanz, am Kopf und der Brust. Das Tier sieht aus, als wäre es halb verwest und wieder auferstanden. Der Rabe spreizt die Flügel und reißt den Schnabel auf. Dann fliegt er empor, direkt auf die Nachtwächterin zu. Nur knapp kann sie dem scharfen Schnabel und den spitzen Krallen ausweichen. Verängstigt verlässt sie den Raum und lässt den Vogel allein, der sich kurz darauf unsichtbar macht. Mit einem Seufzen schaltet Smith die Aufzeichnung aus und wendet sich den Ghostbusters zu.
 

„Als ich in den Raum kam, hörte ich ein Klopfen an der Scheibe. Ich dachte, es wären irgendwelche Jugendlichen, die kleine Steine gegen das Glas werfen. Kam schon öfter vor, weshalb ich sie zurechtweisen wollte. Doch da war niemand, nur das Licht, das plötzlich reinkam. Ich habe die Tür des Saales verriegelt und dann sofort bei euch angerufen…“, berichtet sie aufgelöst. „Machen Sie sich keine Gedanken. Wenn diese Erscheinung noch da ist, dann werden wir sie sicher einfangen können.“, versucht Egon sie unbeholfen zu trösten. „Das hoffe ich doch…“, versucht sie sich wieder an einem Lächeln. „Sagen Sie, Mrs. Smith? Der Raum, in den der Rabe geflogen ist, ist nicht zufällig der, in dem die Ausstellung von Edgar Allan Poe gezeigt wird?“, fragt Ray. „Doch, das ist sie und das hat mir noch mehr Angst gemacht.“
 

„Siehst du da etwa einen Zusammenhang?“, fragt Peter. „Durchaus! In Poes Geschichte ‚Der Rabe‘, ist es ganz ähnlich. Der Protagonist hört des nachts ein klopfendes Geräusch am Fenster. Als er es öffnet, fliegt ein Rabe herein und setzt sich auf eine Büste, die über dem Schlafzimmer hängt. In seiner Verzweiflung, weil er seine geliebte Lenore verloren hat, die kurz vorher gestorben ist, beginnt er mit dem Raben zu sprechen, hält sich dann aber selbst für verrückt, dies zu tun. Doch der Rabe antwortet ihm tatsächlich. Doch er sagt stets nur ‚nimmermehr‘. Dadurch erleidet der Protagonist eine Art Zusammenbruch, da der Rabe einfach nicht mehr aufhört. Letztendlich erschießt er sich selbst, um dem Wahnsinn zu entkommen.“, erzählt der Mechaniker. „Ich verstehe und du glaubst jetzt, dass der Rabe aus Poes Geschichte lebendig geworden ist und nun seinen Besitztümern entsprang?“, hakt Winston nach. „Ich halte es zumindest für eine logische Möglichkeit.“, gibt der Rothaarige zu.
 

Er blickt zu Egon, der grübelnd neben ihm steht. „Diese Schlussfolgerung halte ich durchaus für berechtigt. Poes Erzählungen waren für die damalige Zeit sehr erschreckend und detailliert, brachten den Wahnsinn, den er beschreiben wollte, klar zum Ausdruck. Daher wäre es nicht verwunderlich, wenn in seinen Worten so viel Macht steckt, dass der Rabe dadurch heraufbeschworen wurde und sich nun eine Zuflucht in den Kulissen dieser Szenerie gesucht hat.“, meint der Tüftler und rückt seine Brille zurecht. „Du willst also damit sagen, dass Poes Hirngespinst zum Leben erwacht ist und jetzt dort im Nachbau seiner Geschichte hockt?“, kommt es ungläubig von Peter. „So kann man es ausdrücken.“ „Na herrlich! Wäre ich doch bloß im Bett geblieben…“, motzt der selbsternannte Chef und mustert Vera mit einem Blick, als wenn er sie verdächtigen wolle, dies alles mit Absicht gemacht zu haben, nur damit er keine ruhige Nacht verbringen kann.
 

Die Nachtwächterin wendet jedoch den Blick von ihm ab und zieht ihr großes Schlüsselbund hervor. „Ich hoffe nur, keiner von euch wird verletzt. Der Rabe hat mir eine ganze Haarsträhne ausgerissen…“, meint sie wehmütig und streicht sich unbewusst über die Stelle an ihrem Hinterkopf. Dann führt sie die Jungs zum Ausstellungsraum und sperrt die Tür auf. „Wenn ihr irgendwie Hilfe braucht, könnt ihr mich über das Funkgerät erreichen und ich behalte natürlich die Monitore im Auge. Ich hoffe, es ist euch Recht, dass die Kameras laufen? Ich kann sie leider nicht abschalten.“, meint sie entschuldigend, nicht ahnend, dass die Aufzeichnungen etwas völlig anderes wiedergeben werden. „Ich denke, das ist kein Problem. Doch eine Kopie der Aufnahme wäre sicher nützlich für unsere Forschung.“, entgegnet Winston. „Das lässt sich machen, doch erzählt dem Direktor davon nichts. Wenn rauskommt, das hier Geister spuken, kommt sicher niemand mehr ins Museum…“
 

Der Ausstellungsraum ist groß und düster. Von überall scheinen einen die Schatten der Objekte regelrecht anzuspringen. Unter Glaskästen kann man handgeschriebene Texte von Poe betrachten und hier und da gibt es persönliche Gegenstände. Verschiedene Porträts sind aufgehängt worden und sogar einige Kleidungsstücke. Doch der Großteil besteht aus Requisiten von Verfilmungen, aber es gibt auch Originalmöbel aus seinem Haus zu bewundern. In einer Ecke des Saals, ziemlich weit hinten, gibt es einen Nachbau aus ‚Der Rabe'. Man sieht die Tür zum Schlafzimmer und die Büste darüber, auf die sich der Vogel setzt, um seine anhaltende Wiederholung vorzutragen. Allerdings fehlt der Vogel hier. „Seht mal…", kommt es von Winston, der den Nachbau des Raben auf dem Boden vor der Tür findet. Der Plastikvogel wirkt wie eine billige Halloweendekoration, doch erfüllt auf der Büste ganz sicher seinen Zweck. Der Bauarbeiter hebt das Gemisch aus Kleber und Kunstfedern an, um es genauer zu betrachten. Als Augen dienten diesem Vogel vermutlich einmal Glasperlen, doch sie sind beim Sturz von der Büste wahrscheinlich rausgefallen. Die leeren Augenhöhlen rufen in dem Schwarzhaarigen ein gewisses Unbehagen hervor, dass er sich im ersten Moment gar nicht erklären kann. Kurz darauf kommt ihm dieses Gefühl wie eine Art Vorahnung vor, als sich in den Löchern auf einmal etwas regt. Er will den anderen gerade sagen, dass hier etwas komisch ist, da schiebt sich durch jede Augenhöhle eine dicke, zum Platzen vollgefressene Made und windet sich suchend herum. „Was zum…", stößt Winston hervor und wirft den Vogel zur Seite. Angewidert verzeiht er das Gesicht.
 

The clock struck midnight

And through my sleeping

I heard a tapping at my door
 

„Was hast du denn?", fragt ihn Ray und mustert den Plastikvogel. „Da kamen gerade Maden aus den Augen von diesem Vieh...", erzählt er und blickt unbehaglich zu dem schwarzen Haufen. „Erzähl doch nicht so einen Mist! Das Ding ist aus billigem Plastik. Was sollen die Viecher da also drin?", fährt Peter ihn an und hebt den Raben wieder auf. Winston wirft ihm einen verärgerten Blick zu. Venkman dreht den Vogel in seiner Hand herum und sieht ihm schließlich ins Gesicht. Allerdings bekommt er keine Maden zu sehen. Stattdessen leuchten die leeren Augenhöhlen plötzlich rot auf und der Vogel öffnet blitzartig den Schnabel. „Nimmermehr!", kreischt der Plastikvogel laut. Peter schreckt heftig zusammen und wirft ihn gegen die nächste Wand. „Heilige Scheiße!", gibt er atemlos von sich. „Selber schuld, Venkman!", kommentiert Winston das Ganze mit einer gewissen Genugtuung. Die beiden Männer funkeln sich herausfordernd an. „Meine Herren, etwas mehr…", setzt Egon an, um die zwei zurechtzuweisen. Doch da unterbricht ihn ein markerschütterndes Lachen, wie das einer bösen Hexe in einem Horrorfilm. Es kommt direkt von dem Plastikraben, der bei seiner unsanften Bekanntschaft mit der Wand seinen Kopf einbüßen musste. Dieser rollt nun lachend und krächzend über den Boden und schließlich entweicht eine weiße Wolke aus dem offenem Hals. Unter den überraschten Augen der Jungs manifestiert sie sich auf der Büste über der Tür.
 

I looked but nothing

Lay in the darkness

And so, I turned inside once more
 

Die Wolke löst sich langsam auf und zum Vorschein kommt das abgenagte Skelett eines Raben. Einzelne, von Schimmel überzogene Federn hängen noch an seinen Flügeln. Ein Auge ist eingefallen und tot, während das andere völlig fehlt. Stattdessen windet sich eine dicke Made durch die Höhle, reißt ihr überdimensionales Maul auf, in dem hunderte, spitzer Zähne glänzen. Es sieht aus, als würde sie gähnen, dann verzieht sie sich wieder in den knöchernen Schädel des Geistervogels. Der Rabe spreizt die Flügel auseinander und reißt den Schnabel auf. Seine langen Krallen kratzen widerlich über das Plastik der Büste. „Nimmermehr!", krächzt der tote Vogel und seine Augen funkeln die Jungs böse, rotglühend an. „Das ist der Rabe! – Nimmermehr…", entkommt es Ray in einem seltsamen Ton. „Warum hast du gerade nimmermehr gesagt?", fragt Peter verwirrt. Ungläubig sieht ihn der Mechaniker an. „Hab ich das?" Der Rothaarige legt verwirrt die Stirn in Falten. „Aber so was von! – Nimmermehr…", entgegnet Venkman. „Ich fürchte, jetzt hast du es gesagt, Peter.", erwidert Egon und schiebt sich nachdenklich die Brille zurecht. „Erzähl doch keinen Mist!", harscht er den Blonden an. „Ich habe es auch gehört.", stimmt Winston zu. „Ich fürchte, dass ist der Rabe. Er beeinflusst uns irgendwie, nimmermehr…", beim letzten Wort weiten sich Raymonds Augen. Er hat es so unbewusst ausgesprochen und es dennoch so deutlich wahrgenommen. „Klasse! Wie sollen wir nimmermehr so arbeiten?", fragt der Brünette ernst und runzelt über seinen eigenen Satz die Stirn. „Ich fürchte, es nimmermehr schlimmer…", entgegnet der Tüftler. Er spricht langsam und bedacht und dennoch gelingt es ihm nicht, diesen Zwang zu unterdrücken. „Nimmermehr fangen wir das Vieh einfach!", gibt Peter erbost von sich, doch die anderen nicken nur. Sie wissen, was zu tun ist.
 

To my amazement

There stood a raven

Whose shadow hung above my door?
 

Gemeinsam wenden sie sich nach dem Raben um, der immer noch auf der Büste hockt und sie mit roten Augen anstarrt. Nun beginnt er mit seinen verknöcherten Flügeln zu schlagen und ein gehässiges Lachen verlässt seine trockene Kehle. „Nimmermehr, nimmermehr!“, krächzt der Vogel voll bösartiger Freude. Jedes Mal, wenn er dieses Wort ausspricht, scheint sich seine Macht zu vergrößern. Inzwischen vermeiden es die Ghostbusters zwar miteinander zu reden, doch ihr Denken wird nun auch von diesem Singsang beherrscht, sodass sie kaum genug Konzentration finden, um irgendetwas zu tun. Schwindel erfüllt ihre Köpfe und sie kommen sie vor wie kleine Kinder, die vor einer unlösbaren Aufgabe stehen. Dies schürt eine gewisse Verzweiflung in ihnen, da sie absolut nicht einschätzen können, wie groß die Macht dieses Untiers noch werden kann.
 

Then through the silent

It spoke the one word

That I shall hear for evermore
 

Hilflos blicken sie einander an und versuchen sich stumm zu verständigen. Doch es scheint unmöglich – nur dieses Wort gleitet noch durch ihre Köpfe. „Nimmermehr, nimmermehr!“, krächzt der Rabe. Der Ausdruck huscht über jeden Nerv, jede Bahn und jede Verbindung. Nichts, außer ihm scheint mehr zu existieren. Die Schädel zum Bersten damit angefüllt, nach dem Wahnsinn greifend, wie die Hand eines Totgeglaubten nach der Glocke über seinem eisigen Grab… Die vier, jungen Männer verkrampfen sich, sinken auf ihre Knie und versuchen in ihrer Verzweiflung zu einer sinnvollen Reaktion anzusetzen. Einer unendlichen Anstrengung gleich, gelingt es Peter seinen Protonenstrahler in die Hand zu nehmen. In seinen Ohren, seinem Kopf und seinem gesamten Denken hallt die Stimme des Raben, der unaufhörlich dasselbe Wort wiederholt. Er kann sich zwar nicht mehr daran erinnern, was Ray über Poes Geschichte erzählt hat, doch er glaubt, zu wissen, dass sich der Hauptcharakter am Ende das Leben genommen hat, weil ihn der Vogel in den Wahnsinn trieb. Und selbst wenn es nicht so gewesen ist, wäre es dennoch die einzig logische Reaktion, um ihm zu entkommen!
 

Nevermore

This spokes the raven, nevermore
 

Im Augenwinkel kann Venkman sehen, wie auch seine Mitstreiter ihre Waffen ziehen. Ihre Augen sind so glasig und ausdruckslos, wie er sich im Moment fühlt. Alles in ihnen schreit danach, das Ganze zu beenden, koste es, was es wolle! Langsam, entgegen all ihrer Instinkte, richten sie die Kanonen in die Senkrechte auf. Die vier, jungen Männer platzieren die kalte Spitze der Waffe direkt unter ihrem Kinn. Die glühenden Protonen würden so direkt durch ihren Schädel schießen und dem Ganzen ein gnädiges Ende bereiten. Wahrscheinlich würden sie sogar mal als Helden gefeiert werden, weil sie im Einsatz gefallen sind. Wirklich traurig, dass sie nur so zu Ansehen in dieser verkorksten Stadt kommen würden…
 

And still the raven remains in my room

No matter how much I implore

No words can soothe him
 

„Nimmermehr, nimmermehr!“, krächzt der Rabe vergnügt. Die vernebelten Geisterjäger laden die Strahler durch. Im Protonen-Pack auf ihrem Rücken setzt das charakteristische Summen ein, während die Ladung vorbereitet wird. In wenigen Augenblicken werden ihre Finger den Abzug durchdrücken und dem Raben all seine erhoffte Genugtuung verschaffen. Dann ist er diese Störenfriede endlich los und kann sich wieder auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren! „Nimmermehr, nimmermehr, nimmermehr!“, krächzt der Rabe und schlägt wild mit den Flügeln. Die Ladephase ist abgeschlossen. Die glühenden Protonen sammeln sich ungehalten an der Spitze der Kanone und versengen den Jungs dabei die zarte Haut am Hals. Fast zeitgleich zucken sie schmerzerfüllt zusammen und blicken einander schockiert an. Wie konnten sie nur so leicht den Blick für die Wirklichkeit verlieren?
 

No prayer removes him

And I must hear for evermore
 

Ihre Köpfe füllen sich wieder mit Gedanken, ihren eigenen Gedanken! Der Rabe scheint davon allerdings nichts mitzubekommen, glaubt immer noch die Kontrolle über sie zu haben. Stumm, nur mit den Augen, versuchen sich die Geisterjäger zu verständigen und sich dabei so wenig wie möglich zu bewegen. Schließlich sind sie sich einig. Gleichzeitig springen sie auf und eröffnen das Feuer auf den toten Vogel. Überrascht erkennt der Rabe, dass etwas schiefgelaufen ist und flattert empor. Lautstark krächzt er seinen Unmut in den Raum und entwischt den Strahlen dabei nur knapp. „Verdammter Mist!“, gebärt sich der Anführer der Ghostbusters und ist doch etwas überrascht, dass ihm die Worte so locker über die Lippen kommen. „Wo ist er hin?“, fragt Winston und blickt sich suchend um. „Nimmermehr!“, brüllt Egon plötzlich. Als die drei anderen sich nach ihm umwenden, stockt ihnen fast der Atem. Der Rabe sitzt direkt auf dem Kopf des Tüftlers!
 

Spokes the raven, nevermore

This spokes the raven, nevermore
 

Seine Krallen bohren sich in die weiche Haut an Egons Schläfen. Dünne Rinnsale Blut suchen sich von dort ihren Weg seine Wangen hinunter. Und als würde das nicht schon reichen, beginnt das Vieh jetzt seinen Schnabel an der kunstvoll frisierten Haarlocke des Blonden abzuwischen. Feine Strähnen lösen sich dabei aus der aufwendigen Tolle und fallen dem Tüftler vor die Augen. Das Bild wirkt gleichzeitig lustig wie grotesk, hat doch noch nicht einmal Peter in all den Jahren, die er Egon schon kennt, ihn jemals so zerpflückt gesehen. Allerdings haben die drei keine Zeit, um sich darüber Gedanken zu machen, denn das Genie der Truppe scheint nun unter der völligen Kontrolle des Raben zu stehen. „Nimmermehr!“, krächzt der Rabe. „Nimmermehr!“, ruft auch Egon. Kurz darauf eröffnet er das Feuer auf seine Kollegen. Nur mit knapper Not entgehen die drei dem Angriff. Wie knapp es war, wird Ray klar, als er merkt, dass eine seiner Haarsträhnen angesengt ist. „Du meine Güte…“, gibt er erschrocken von sich. „Was sollen wir jetzt machen?“, fragt Venkman überfordert und weicht einem neuen Beschuss aus. „Sie trennen?“, stellt Winston in den Raum und blickt hilfesuchend zu Raymond. „Das denke ich auch. Doch ich weiß nicht, wie wir das anstellen sollen, ohne Egon dabei zu verletzten…“, erwidert er entmutigt. „Ja, feuern können wir auf das Mistvieh wohl nicht…“, ergänzt Peter.
 

Spokes the raven, nevermore

This spokes the raven, nevermore
 

Suchend blickt sich der Bauarbeiter um, während die Protonenstrahlen über die Köpfe der Jungs hinwegjagen. „Was hast du?“, fragt der Mechaniker. „Ich suche etwas zum Schlagen. Dann verpass ich dem Biest eine!?“ Er blickt seinen Freund an, als würde er bei ihm nach einer Bestätigung für seine Idee suchen. Der Rothaarige zuckt nur mit den Schultern. „Solange du Egon nicht K.O. schlägst, kannst du es gern versuchen. – Peter und ich werden versuchen, seine Aufmerksamkeit zu bekommen.“ „Gut. Ich glaube, ich habe beim Reinkommen einen Besen neben der Tür gesehen…“, erwidert Winston und kriecht auf allen vieren Richtung Tür. Peter und Ray erheben sich derweilen und fangen an, den Raben zu beschimpfen, damit er das Fehlen des dritten nicht bemerkt. „Hey, du hässlicher Vogel! Was hast du da für einen stinkenden Kadaver auf dem Kopf hocken?“, grölt Peter gehässig und streckt dem manipulierten Egon die Zunge raus. Dieser richtet augenblicklich den Strahler auf seinen einstigen Freund und schießt, während der Rabe bösartig seinen Singsang fortsetzt, um die Kontrolle über sein Opfer nicht zu verlieren. Die glühende Protonenladung zucken dicht über die Köpfe der beiden Geisterjäger hinweg, verfehlt nur knapp eine gläserne Vitrine und brennt dann ein faustgroßes Loch in die Wand dahinter. „Wir müssen vorsichtiger sein, Peter!“, mahnt ihn der Mechaniker. „Jaja, schon gut! Aber ich lass mir doch nicht den Schädel wegballern, nur um so ein paar verstaubte Sachen zu retten…“, pikiert sich Venkman.
 

Nevermore, nevermore, nevermore, never

Nevermore, nevermore, never
 

Ehe Ray dem etwas hinzufügen kann, fällt plötzlich ein Schatten auf sie beide. Erschrocken blicken sie empor und schauen dabei direkt in Egons wutverzerrtes Gesicht. Der Rabe auf seinem Kopf spreizt freudig die Flügel ab. „Nimmermehr!“, krächzt er vergnügt. „Nimmermehr!“, erwidert der manipulierte Tüftler ernsthaft und richtet den Strahler auf die fluchtunfähigen Männer. In Schockstarre verfallen, können die beiden nur hilflos mit ansehen, wie sich die totbringenden Protonen schussbereit an der Spitze der Kanone sammeln. „Nimmermehr ist genau das Richtige!“, ertönt es plötzlich aus dem Nichts. „Denn nimmermehr wirst du einen von uns zwingen, die Waffe auf den anderen zu richten!“ Bevor sich Egon und sein Anhängsel umblicken können, trifft der Stiel des Besens den Vogel so hart, dass er aus den blonden Haaren regelrecht herausgeschleudert wird. Für einen Moment verlieren die toten Knochen sogar ihren Halt zueinander und fliegen kreuz und quer durch die Luft. Sekunden später fangen sie sich jedoch wieder und die rotglühenden Augen des Todesboten suchen zornig nach dem Angreifer. Sie fixieren Winston in einer ungeahnten Mordlust. Dann stürzt sich das krächzende Skelett auf den Schwarzhaarigen. Der spitze Schnabel glänzt bedrohlich im Zwielicht des Ausstellungsraums.
 

Nevermore, nevermore, never

Nevermore, nevermore, nevermore, never
 

Der Bauarbeiter ist plötzlich wie gelähmt, kann sich nicht mehr bewegen. Der Besen zum Schlag noch ausgeholt, als würde er auf den entscheidenden Baseball warten, der den Sieg bringen könnte. Stattdessen wird ihm dieser schnabelbesetzte Ball den Tod bringen! Nur Millimeter bevor der Rabe ihm das zarte, braune Fleisch vom Gesicht reißen kann, erfüllt auf einmal ein grelles Licht den Saal. Es blendet Winston und löst seine Starre gerade noch rechtzeitig. Er geht zu Boden, ehe ihn der Vogel oder der Protonenstrahl treffen kann. Und das ist sein Glück. Der überraschte Rabe windet sich in der energetischen Ladung, die Ray und Peter auf ihn abfeuern und versucht sich verzweifelt daraus zu befreien. „Nimmermehr…“, kreischt er wehrlos und versucht zu entkommen. Für einen Augenblick sieht es tatsächlich so aus, als würde ihm dies auch gelingen, dann trifft ihn ein dritter Strahl und fesselt ihn endgültig. „Nimmermehr wirst du dich daraus befreien, also gib auf!“, ruft Winston dem randalierenden Vogel zu. „Warum sagst du das so? Ist das immer noch die Macht des Raben?“, fragt Ray skeptisch. „Nein, aber das ist wie so ein Ohrwurm, den man nicht mehr loswird…“, erwidert der Bauarbeiter betrübt. „Dann halt doch den Mund, bevor du uns noch alle wahnsinnig machst! Ray, die Falle!“, harscht Peter die beiden an. Winston wirft dem Brünetten einen strengen Blick zu, verkneift sich aber jedes weitere Wort.
 

Nevermore, nevermore, never

Nevermore, nevermore, never
 

Auch Raymond sieht Venkman schief von der Seite an, bevor ihm aufgeht, was er eigentlich machen soll. „Oh! Ja, klar!“, stößt er aus und wirft eine der Fallen unter den sich wehrenden Vogel. „Jetzt!“, ruft der Anführer der Geisterjäger. Im selben Moment tritt der Rothaarige hart auf den Schalter. Die Flügelklappen der Falle öffnen sich gehorsam und ein gleißendes Licht dringt aus dem Kasten hervor, dass den Raben völlig umschließt. Die drei Männer beenden ihren Beschuss und beobachten, wie die Überreste dieses schrecklichen Tiers in die Fangvorrichtung gesaugt werden. „Nimmer – mehr…“, gebärt sich der Rabe ein letztes Mal, dann verschwindet er in der Falle und die Flügelklappen schließen sich. Das Gerät hüpft ein paar Mal auf und ab, statische Blitze zucken um das Gehäuse herum. Nach schier endlosen Sekunden greift der Verriegelungsmechanismus und versiegelt die Falle endgültig.
 

Mit einem Seufzer der Erleichterung sinken die drei Ghostbusters auf die Knie. Als sie einander jedoch zufrieden betrachten, geht ihnen auf, dass hier doch jemand fehlt. Suchend blicken sie sich um. Allerdings sehen sie Egon nicht gleich. Ein schmerzliches Stöhnen verrät den Geisterjägern schließlich, wo das Genie steckt. Als sie den Blonden erreichen, setzt sich dieser gerade aufrecht hin und hält sich den pochenden Kopf. Die Brille ist ihm durch die Ohnmacht soweit auf die Nasenspitze gerutscht, dass es schon einem Wunder gleicht, dass sie jetzt nicht zu Boden fällt. „Egon, alles in Ordnung?“, fragt Ray besorgt. Etwas orientierungslos schaut sich der Tüftler um, ehe er schemenhaft seinen Kollegen vor sich sieht. Langsam hebt er die Hand an die Schläfe und ertastet etwas Klebriges. Mit der anderen Hand findet er seine Brille und schiebt sie zurück an ihren Platz. Egon gibt ein erschöpftes Seufzen von sich und besieht sich seine Finger. Es klebt Blut an ihnen, was er mit einem Naserümpfen zur Kenntnis nimmt. „Wie unerfreulich…“, kommentiert er den Anblick.
 

„Egon?“, hakt der Mechaniker nach. Endlich wendet ihm der Tüftler den Blick zu. „Oh hallo, Raymond.“ „Hi, Egon. Wie geht es dir?“, wiederholt der Rothaarige unbekümmert. „Mein Kopf schmerzt und ich weiß nicht, wo das Blut herkommt. Aber ansonsten geht es mir gut, denke ich…“ Erleichtert seufzt Ray auf. „Da bin ich aber beruhigt. Der Rabe hat dich erwischt und du hast deswegen sogar auf uns geschossen.“, erklärt er dem sichtlich überforderten Blonden. Leichte Röte steigt dem hochgewachsenen Mann in die Wangen und er räuspert sich etwas verlegen. „Faszinierend. – Ich bitte mein unangemessenes Verhalten diesbezüglich zu entschuldigen. Ich war wohl nicht ganz bei mir. Von daher – Geist…!“, setzt der Ältere an. Das letzte Wort klingt jedoch ziemlich erschrocken. „Hey, Egon. Ich glaub, dein Oberstübchen ist etwas durcheinandergeraten. Der letzte Satz ergibt noch weniger Sinn, als das, was du den Rest des Tages so erzählst.“, kommt es augenrollend von Peter. Spengler beachtet ihn jedoch nicht, starrt nur weiterhin an seinen Kollegen vorbei.
 

Die drei anderen wenden sich um und tatsächlich schwebt ein Stück weit entfernt ein Geist über einer Büste von Poe. Alarmiert greifen Winston und Peter nach ihren Strahlern. „Nein, wartet!“, unterbricht sie der Blonde und dann sieht es auch Ray. „Du meine Güte, das ist Edgar Allan Poes Geist!“, presst er ehrfürchtig hervor. Venkman und Zeddmore blicken die beiden an, als wären sie jetzt völlig verrückt geworden, dann bemerken auch sie die Ähnlichkeit mit der Büste, über der der Geist schwebt. „Gewiss, die Herren, der bin ich. Verzeiht, falls ich Sie erschreckt haben sollte. Doch ich wollte Ihnen nur meinen Dank zollen.“, erwidert Poe etwas zaghaft, in Anbetracht der seltsamen Feuerwaffen, die den Raben bezwungen haben. Langsam erhebt sich Raymond und umrundet den Geist des Schriftstellers. „Das ist ja einfach unglaublich!“ Nachsichtig lächelt die weißliche Gestalt. Mit einer gewissen Erleichterung registriert er, dass Peter und Winston ihre Strahler zur Seite legen. Gemeinsam mit Egon treten sie nun näher an ihn heran.
 

„Du willst dich bei uns bedanken? Hab ich das richtig verstanden?““, hakt der Brünette nach. „Gewiss doch. Sie waren so mutig, sich diesem Untier in den Weg zu stellen. Es sogar einzusperren und das verdient meinen tiefsten Respekt und meine grenzenlose Dankbarkeit! Ich fürchtete schon, auch noch die Ewigkeit in den Fängen dieser Bestie verbringen zu müssen und schlussendlich doch noch dem Wahnsinn zu erliegen…“, berichtet Poe betrübt. „Das klingt ja fast so, als hätten Sie schon lange mit ihm zu kämpfen gehabt.”, stellt Winston fest. „Allerdings. Seit dem Tag, als ich zum ersten Mal zu Feder und Tinte griff, verfolgt mich der Rabe tagein, tagaus…“ „Dann haben Sie sich die Geschichte mit dem Raben also gar nicht ausgedacht?“, fragt Ray. „Bedingt. Lenore war der Name meiner Katze. Sie starb bevor ich mit dem Schreiben begann und ich war der Ansicht, dass ich mich des Verlusts Willen der Lyrik zuwandte. Doch ich irrte. Der Rabe trieb mich dazu, in der Hoffnung, dass ich so dem Verfall meiner geistigen Gesundheit erliegen würde. – Eine Zeit lang gelang es mir, ihn zu vertreiben. Stattdessen flüchtete ich mich immer tiefer in die Welt der Fantasie…“, erläutert Poe.
 

„Kein Wunder, dass Sie es geschafft haben, so viele Werke in so kurzer Zeit zu schreiben!“, stellt der Mechaniker anerkennend fest. „Nun können Sie aber beruhigt sein. Der Rabe kommt in unseren Verbannungscontainer und wird Niemandem mehr Schaden zufügen.“, versichert ihm Egon. „Ich spüre förmlich, wie diese gewaltige Last von meinem Schultern fällt! Ihr seid wahrhafte Helden!“, verkündet der Schriftsteller mit tiefster Erleichterung. Kurz darauf beginnt er sich langsam aufzulösen und in die ewige Glückseligkeit einzutreten. Eine Weile noch stehen die Geisterjäger voll stummer Faszination da und blicken ihm nach. „Na, immerhin einer, der uns für Helden hält…“, kommt es irgendwann wehmütig von Peter. „Lasst uns nach Hause gehen.“, schlägt Winston vor und mit dem ersten Anbruch eines neuen Tages biegt Ecto-1 in die verschlafenden Straßen Manhattans ein.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Lied: Alan Parsons Project – The raven

ich hab natürlich keine Ahnung, was poe empfunden hat, als er seine geschichte 'der rabe' schrieb oder was ihn dazu inspirierte, von daher haben meine Gedanken natürlich keinen bezug zur Realität. doch ich selbst weiß, dass einen die merkwürdigsten dinge zum schreiben animieren, angefangen mit träumen oder eigenen Erlebnissen, die man durch das niederschreiben zu verarbeiten versucht. also wer weiß, vielleicht liege ich gar nicht mal so falsch ^^ Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück