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My Story of Seasons

von

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Ausbildung

Liebes Tagebuch,

gestern bin ich endlich in Eichbaumhausen angekommen. Ich wohne bei Eda, einer netten, älteren Dame, die mir die Grundlagen der Farmarbeit beibringen soll. Sie ist wirklich toll. Ich muss hierbleiben, bis mein Haus bezugsbereit ist. Veronica kümmert sich darum. Sie scheint sehr streng, aber auch fair zu sein. Ich bin mir sicher, dass ich von beiden viel lernen kann.

Und dann war da noch Raeger… Er hat mir geholfen, als ich ankam. Ihm gehört das Restaurant hier in der Stadt. Ich darf nicht vergessen mich bei Gelegenheit bei ihm zu bedanken. Ohne ihn würde ich vermutlich immer noch im Dreck sitzen. Ja, ich habe mich vor ihm erst mal gebührend auf die Nase gelegt. Der wird mich sicher nicht mehr so schnell vergessen. Na ja, sei’s drum.

Ich muss mich fertig machen. Heute ist mein erster Trainingstag. Drück‘ mir die Daumen!“

 

Fynn schlüpft in ihre Arbeitshose. Sie ist blau und ein bisschen zu groß. Sie hatte sie sich extra für die Reise gekauft. Bestimmt sieht sie total blöd aus, aber es fühlt sich zumindest so an, als sei sie eine echte Farmerin. Stolz stemmt sie die Hände in die Hüfte. Es kann losgehen.

Fynn tritt aus ihrem Zimmer. Die Küche ist sauber und aufgeräumt. Eda ist nicht zu sehen. Fynn zuckt mit den Schultern und geht aus der Haustür hinaus. Sie entdeckt Eda auf einem Feld. Es sieht aus, als wäre sie dort schon eine Weile zu Gange. Wie spät ist es? Hat sie so lange geschlafen?

In dem Moment bemerkt Eda ihren Gast: „Ach, guten Morgen.“ Eda lächelt, sieht aber auch ein wenig erschöpft aus. Fynn verbeugt sich höflich. Eda lacht laut. „Entspann‘ dich Kindchen. Unter Kollegen braucht man nicht so förmlich zu sein.“ Eda zwinkert. Fynn tritt näher an das Feld heran. „Hier habe ich Rüben gepflanzt.“, sagt Eda stolz. Fynn betrachtet das Feld. Es ist fein gepflügt und es ist kein Anzeichen von Unkraut zu sehen. „Weißt du, was das Wichtigste bei der Feldarbeit ist?“ Fynn schaut Eda fragend an. War das eine rhetorische Frage? Lieber etwas sagen, sonst wirkt es dumm. „Sorgfalt?“ Eda lächelt. „Nah dran. Es ist Hingabe.“ Eda schaut zufrieden auf ihr Feld. „Die Pflanzen brauchen all deine Aufmerksamkeit. Je mehr Liebe du ihnen gibst, desto besser wachsen sie.“ Fynn schaut auf das Feld zurück. „Und Dünger?!“, fügt Fynn hinzu. Eda lacht laut. „Ich mag dich Kind. Komm‘, ich zeig‘ dir, wie man ein Feld bestellt.“ Sie zeigt auf ein noch unbestelltes Feld und drückt Fynn eine Hacke in die Hand.

 

Als die Sonne hoch am Himmel steht, sind sie endlich mit der Feldarbeit fertig. Fynn lässt sich auf den Boden plumpsen und schnauft: „Man, das ist wirklich viel Arbeit.“ Fynn schaut auf das Feld. „Aber es ist auch wirklich ein tolles Gefühl, wenn man fertig ist.“

Eda nickt. „Das ist das Schöne an Farmarbeit. Warte nur, bis du dein erstes Einkommen davon bekommst, oder noch besser dein erstes Essen daraus kochst.“ Fynn zieht die Augenbrauen zusammen und schaut zu Eda hinauf. Eda zieht die Augenbraue hoch. „Da kann wohl jemand nicht kochen?“, witzelt sie. Fynn schaut beschämt zu Boden. Eda grinst. „Da mach‘ dir mal keine Gedanken. Das kriegen wir hin. Apropos…“ Eda schaut auf den Stand der Sonne. „Zeit für eine Mahlzeit. Ich bereite etwas vor. Ruh‘ dich ein wenig aus, Kind. Es war ein anstrengender Vormittag. Ich rufe dich, wenn das Essen fertig ist.“ Eda lächelt Fynn an. Schließlich läuft sie langsam, in ihrer gewohnt gebeugten Haltung, zum Haus und verschwindet darin. Fynn schaut auf das Feld, das sie gerade selbst bestellt hat. Ihr erstes, selbst beackertes Feld. Fühlt sich toll an. Eine frische Brise weht ihr durch die Haare und wirbelt einige Blätter auf. Die Luft hier in den Bergen riecht wirklich ganz anders als in der Stadt; frisch und klar. Ein Huhn nähert sich ihr und watschelt neugierig in ihre Richtung. „Na du?“ Fynn streckt dem Huhn ihre Hand entgegen. „Dir gefällt es hier auch gut, was?“ Fynn lächelt das Huhn an. Es legt seinen Kopf schräg und watschelt dann wieder davon. Zufrieden hält Fynn ihre Nase in die Sonne und lässt sich die Brise um den Kopf wehen. So hatte sie sich das Farmleben vorgestellt.

 

Eda hatte diesmal einen Auflauf gemacht, der nicht weniger lecker war als der Eintopf vom Vortag. Sie war wirklich eine tolle Köchin. Als die beiden fertig sind mit dem Aufräumen klopft es an der Tür: „Hey Oma! Ich bin’s!“ Die Tür öffnet sich. Herein kommt ein junger Mann mit roten, wuscheligen Haaren. Seine Sachen sind etwas verschlissen und er hat ein Pflaster auf der linken Wange. „Oh, wer ist denn das?“ Interessiert mustert der junge Mann den Neuankömmling.

„Fynn, darf ich dir Fritz vorstellen? Er ist einer der Farmer hier in Eichbaumhausen. Das ist Fynn, unser neuster Zuwachs.“

„Aah, ich erinnere mich. Freut mich dich kennenzulernen!“ Heiter und fröhlich tritt er auf Fynn zu. „Ich habe schon von dir gehört.“ Fritz erspäht die Dreckspuren auf Fynns Hose. „Ich schätze, das mit der Hilfe hat sich dann erledigt.“ Er lacht. Eda wendet sich zu Fritz: „Sag‘ mal Söhnchen, Fynn hat noch gar nichts von der Stadt gesehen. Wir sind für heute fertig. Magst du ihr ein bisschen die Umgebung zeigen?“

„Klar!“, ruft er vergnügt. „Ich helfe immer gerne. Folge mir!“ Auf die Haustür zeigend marschiert er voran und ist sogleich aus der Tür verschwunden. Fynn zieht eine Augenbraue hoch. Eda schmunzelt. „Er ist ein kleiner Wirbelwind, aber ein wirklich lieber Junge.“ Fynn nickt. „Ja, er scheint nett zu sein. Ist es wirklich in Ordnung, wenn ich gehe?“ Eda winkt ab. „Aber natürlich! Geh‘ nur Kind. Wir sehen uns später.“ Fynn grinst. „Super, vielen Dank.“ Energisch springt Fynn hinter Fritz hinterher aus der Tür hinaus. Eda lächelt. „Die zwei sind sich ganz schön ähnlich.“

 

Fritz und Fynn laufen einen Bergpfad entlang. Die langen Grashalme wiegen sich im Wind und das Rauschen eines Baches ist zu hören. „Wie lange bist du schon hier?“, fragt Fritz interessiert. „Erst seit gestern.“ Fynn schaut interessiert in der Gegend herum.

„Und warum bist du hier?“ Fynn zieht die Augenbraue hoch und schaut ihn verwundert an. Fritz bemerkt, dass die Frage etwas forsch war. Er lenkt ein: „Na ja, ich meine, es war bestimmt nicht immer dein Traum Farmerin zu werden, oder?“ Er lächelt. „Nein.“ Fynn seufzt. Fritz kriegt ein schlechtes Gewissen. „Habe ich was Falsches gesagt?“ Fynn schüttelt den Kopf. „Nein, nein. Es erinnert mich nur an den Streit mit meinen Eltern.“ Sie versucht zu lächeln. Fritz setzt eine betroffene Mine auf. „Die waren von deiner Idee wohl nicht begeistert?“

„In der Tat.“ Fynn lächelt tapfer weiter. „Die hätten mich lieber in einem Arztkittel oder so etwas gesehen.“ Fritz bleibt plötzlich stehen. Fynn dreht verwundert ihren Kopf zu ihm rum. Sie schaut ihn fragend an. Fritz starrt auf den Boden. „Was ist?“, fragt Fynn verwirrt.

„Das darf dich nicht entmutigen!“, sagt Fritz energisch. Er ist sichtlich angekratzt und guckt noch immer auf den Boden. Fynn dreht sich ganz herum. Fritz reißt seinen Kopf hoch und schaut Fynn entschlossen an. Fynn legt ihren Kopf zur Seite und zieht eine Augenbraue nach oben. Fritz tritt auf sie zu und nimmt bestimmt ihre Hand. „Manchmal wissen unsere Eltern nicht, was das Beste für uns ist! Du wirst bestimmt eine tolle Farmerin! Du musst nur an dich glauben!“ Fritz sieht Fynn tief in die Augen, mit entschlossenem Blick. Dieses Gesprächsthema scheint bei ihm einen Nerv zu treffen. Fynn schaut auf Fritz' Hand hinunter, die ihre Hand noch immer fest umschlossen hält. Fritz‘ Blick wandert hinterher. Als er bemerkt, dass er ihre Hand hält und wie nah er ihrem Gesicht ist färbt sich sein Gesicht in ein tomatiges rot. Er springt einen Schritt zurück. Er nimmt eine Hand hinter seinen Kopf und stemmt die andere in seine Hüfte. „Aber was sag‘ ich dir das? Du bist ja schließlich hier!“ Er lacht laut. Vermutlich um seine Verlegenheit zu verbergen. Fynn kichert. Fritz tut so, als hätte er das nicht mitbekommen. Fynns Blick fällt auf eine Absperrung zu ihrer Linken. Ihr fällt ein, dass sie schon einmal an einer Solchen vorbei gekommen waren.

„Was sind das da eigentlich für Absperrungen?“ Sie zeigt mit dem Finger auf eine, die den gegenüberliegenden Weg versperrt. Fritz schaut hinüber. „Hinter der Absperrung befindet sich Ackerland, das der Gilde gehört.“ Fynn horcht auf. „Es soll wohl irgendwann mal verpachtet werden, aber im Moment ist es ungenutzt.“

„Verstehe.“ Fynn sieht sich um. Sie fand ohnehin schon, dass das Land groß ist, aber wenn dahinter noch weiteres Ackerland ist, dann ist das Gebiet wirklich riesig. Ihr Blick fällt auf das Reisfeld, das hinter einem Abhang von oben teilweise zu sehen ist. Sie war auf dem Hinweg daran vorbeigekommen. „Das sind Elises Reisfelder.“ Fritz fängt an zu strahlen. „Ihre Pflanzen sind immer so perfekt. Ich wünschte, ich hätte dafür genauso ein Händchen wie sie.“ Fynn zählt die Arbeiter. Sie sieht 8 von ihnen. Sie zieht ihre Augenbrauen zusammen. „Dafür dass das ihre Reisfelder sind, scheint sie nicht sehr oft dort anwesend zu sein.“ Fritz bemerkt Fynns argwöhnischen Unterton. „Ja, sie ist meistens in ihrer Residenz in der Stadt. Farmarbeit an sich ist nicht so ihr Ding, glaube ich.“ Fynn brummt. Fritz kratzt sich verlegen am Kopf. Fynn würde diese Elise wirklich gerne mal kennenlernen.

„Komm!“ Fritz winkt Fynn weg vom Reisfeld. „Ich will dir gerne was zeigen!“ Aufgeregt springt Fritz einen anderen Weg hinunter. Fynn folgt neugierig. Sie gehen über einen kleinen, zugewachsenen Bergpfad. Er führt an den Bach, den man von Weitem schon gehört hat. „Das ist einer meiner Lieblingsplätze.“ Fritz grinst breit und streckt sich ausgiebig. Fynn beugt sich über den Bach und schaut ins Wasser. Das Wasser ist ganz klar und man kann Fische darin schwimmen sehen. An dieser Stelle fließt das Gewässer recht schnell und bricht sich an einer Gruppe Steine. Wassertropen spritzen nach oben und formen einen kleinen Regenbogen.

Fritz fängt an seine Schuhe auszuziehen.

„Was hast du vor?“ Fynn sieht ihn verwundert an.

„Ich gehe ins Wasser.“ Er grinst Fynn an und krempelt seine Hosenbeine hoch. Fynn hält die Finger ins Wasser und zieht sie sogleich wieder heraus. „Das Wasser ist Eis kalt!“

Fritz lacht. „Keine Sorge, ich gehe nur mit den Füßen rein.“ Kaum hat er diesen Satz beendet, steht er schon im Wasser. Fynn fröstelt schon bei dem Gedanken an das kalte Wasser. Konzentriert starrt Fritz ins Wasser. Fynn beugt sich vor und schaut auch hinein. „Suchst du etwas?“

Fritz reagiert nicht. Er scheint sehr konzentriert zu sein. Eine rote Libelle flieht an ihrer Nase vorbei. Fynns Blick folgt ihr. Der Platz hier ist wirklich schön. Die Sonne lässt das Wasser funkeln und die Wildblumen wiegen sich im Wind. Auf einmal hält Fritz einen grünen Stein direkt vor ihr Gesicht. Hand und Stein sind klitschnass und tropfen. Der Stein funkelt in der Sonne. Fynn schaut zu Fritz hoch. Der grinst über das ganze Gesicht.

„Den hab ich im Fluss gefunden.“, sagt er stolz und hält ihn Richtung Sonne, um ihn zu betrachten. „Das ist ein Peridot.“, ruft er vergnügt. Fynn schaut interessiert hinauf zum Stein. Er ist wirklich schön.

„Warte mal!“, sie beugt sich wieder zum Wasser. „Heißt das, in diesem Flüsschen gibt es Edelsteine?“ Sie ist sehr erstaunt. „Fritz schwellt stolz die Brust. „Allerdings! Wenn du geübt bist, kannst du die coolsten Sachen hier aus dem Fluss ziehen.“ Fynn ist beeindruckt. „Nicht schlecht!“ Edelsteine im Fluss. Wenn die Welt das wüsste, wären bestimmt im Nu tausende von Goldgräbern hier. Sie schaut zu Fritz herüber, der stolz seinen Edelstein betrachtet. Wirklich nett von ihm, dass er ihr das erzählt. Die Stelle hier am Fluss muss sie sich merken.

 

Am nächsten Morgen steht Fynn früher auf als am Vortag, rechtzeitig zum Frühstück. Tierpflege steht heute auf dem Programm. Sie geht mit Eda in den Stall und hilft mit den Kühen und Hühnern. Tiere sind wirklich toll. Die Arbeit fällt ihr schon deutlich leichter als am Vortag. Es ist bereits Nachmittag als Alles erledigt ist. Fynn tritt aus der Tür und streckt sich. Sie atmet die frische Luft tief ein und fühlt die warmen Sonnenstrahlen auf ihrem Gesicht. Eda tritt neben sie. „Für heute sind wir fertig. Du kannst die restliche Zeit frei gestalten. Sei nur pünktlich zum Abendessen wieder da.“ Fynn ist sichtlich erfreut. „Ist gut. Bis später.“

Fynn läuft den Bergweg hinunter. Sie will die Stelle von gestern wiederfinden, die ihr Fritz gezeigt hat. Der kleine Weg muss hier doch irgendwo sein. Sie verzieht die Mine. War sie gestern so unaufmerksam? Sie beschließt querfeldein zu gehen. Der Bach ist schließlich von Weitem zu hören, da kann es doch nicht so schwer sein die Stelle zu finden. Sie macht ein paar Schritte ins Unterholz, als sie etwas Weißes im Gestrüpp hängen sieht. Neugierig geht sie hinüber. Es ist ein Stofffetzen, der in einem Strauch hängt. Sie nimmt ihn ab und betrachtet ihn. Es ist ein Stofftaschentuch, der Buchstaben „K“ ist darauf gestickt. Schnell dreht sie ihren Kopf hin und her. Es ist niemand zu sehen. Plötzlich hört sie Stimmen. Der Wind hat gedreht und trägt sie direkt an ihr Ohr. Sie kann sie nicht verstehen, aber vielleicht ist es der Besitzer des Taschentuchs? Es sieht recht kostbar aus. Sie beschließt dem nachzugehen und schlägt sich weiter ins Unterholz. Die Stimmen werden lauter. Sie identifiziert eine männliche und eine weibliche Stimme, aber sie sind ihr nicht bekannt.

"Wie oft müssen wir das noch besprechen?", ertönt die männliche Stimme. Sie geht etwas näher ran. "Solange bis es endlich geklärt ist.", erwidert die Frauenstimme. Fynn hält inne. Durch das Gestrüpp weiter unten kann sie zwei Personen erkennen. Eine Männliche mit dunklen Haaren und einem schicken Mantel und eine Weibliche mit blonden Haaren und einem lavendelfarbenen Kleid. "Ich werde des Verstecken Spielens müde?" Die blonde Frau scheint sich über irgendetwas furchtbar zu ärgern. Plötzlich schaut die männliche Person hinauf zu Fynn. Ihre Blicke treffen sich. Fynn errötet und ihr Herz fängt an laut zu schlagen. Schnell zieht sie den Kopf ein und beißt sich auf die Lippe. Sie sollte wirklich nicht lauschen! Leise dreht sie sich um und schleicht sich vorsichtig davon. Sie hat noch immer einen roten Kopf. Wie peinlich. Ob der Mann sie gesehen hat? Hoffentlich nicht. Es schien kein guter Zeitpunkt zu sein, um das Taschentuch zurück zu geben. Sie steckt es ein und macht sich auf den Rückweg zu Edas Haus.

 

Die nächsten zwei Tage vergehen wie im Flug. Eda zeigt Fynn die verschiedenen Arten von Pflanzen und wie sie am meisten Ertrag bringen. Am zweiten Tag kommt Veronica vorbei und bringt Fynn bei, wie der Handel in der Stadt läuft. Es scheint, dass an bestimmten Tagen, Händler aus verschiedenen Ländern auf den Marktplatz kommen und ihre Waren anbieten. Da kann Fynn auch ihre Erzeugnisse verkaufen, um Erträge zu generieren. Als Veronica sagt, dass es im Moment nur einen Händler gibt, der regelmäßig kommt, kommt eine gedrückte Atmosphäre auf. Der ökonomische Misserfolg der Stadt scheint doch sehr an den Bauern und Veronica zu nagen. Zuversichtlich versichert Fynn Veronica, dass sie Alles tun wird, um dabei zu helfen die Stadt wieder erfolgreich zu machen. Man hätte meinen können, Veronica hätte sich eine Träne verdrückt, als sie das sagte.

 

Eda und Fynn kommen gerade aus dem Stall, als Fritz vorbeikommt. Die Sonne steht schon hoch am Himmel. Eda winkt Fritz zu: „Hier drüben mein Junge.“ Vergnügt kommt Fritz angehüpft: „Hallo Oma. Alles gut bei euch?“

„Ja, Alles in Ordnung. Fynn lernt wirklich sehr schnell.“ Sie zwinkert Fynn zu. Verlegen lächelt Fynn zurück. „Bist ja auch eine tolle Lehrerin.“

„Ach was!“, winkt Eda ab. „Aber genug davon. Heute ist Fynns letzter Tag vor ihrem Einzug in ihr eigenes Haus. Da dachte ich, Fritz könnte dir vielleicht die Stadt zeigen und dir ein paar der Bewohner vorstellen. Schließlich werden sie deine Nachbarn.“ Erwartungsvoll schaut Fritz Fynn an.

„Klar.“, Fynn nickt. „Kann nichts schaden.“ Sie lächelt Fritz an.

„Sehr schön, dann habt viel Spaß ihr beiden.“ Eda geht Richtung Haus. „Wir sehen uns heute Abend.“ Freudig erregt zeigt Fritz Richtung Bergpfad: „Dann mal los!“

 

Die beiden laufen den gewohnten Bergpfad ins Dorf hinab. Kurz hinter dem Dorfeingang, auf einer Kreuzung, bleibt Fritz stehen. Links von ihnen liegen ein paar Planken und Kisten auf einem kleinen Platz, rechts von ihnen ist ein kleines Haus. Es sind wie gewohnt kaum andere Leute zu sehen. Fritz dreht sich zu dem kleinen Haus zu ihrer Rechten: „Das ist unser erster Stopp: Otmas Laden. Hier kannst du deinen Grundbedarf an Dünger, Saat usw. decken. Seine Auswahl ist begrenzt, aber das Wichtigste ist vorhanden. Heute hat er allerdings geschlossen.“ Otmas Laden? Das muss Fynn sich merken. Sobald sie ihre Haus hat, wird sie hier als Erstes hinkommen.

Fritz rauscht an Otmars Laden vorbei eine kleine Treppe hinunter. Fynn läuft schnell hinterher. Lieber nicht abhängen lassen. Sie entdeckt Fritz am Fuße der Treppe. Er schaut zu ihr hinauf. Als sie näher kommt, dreht er sich herum. Vor ihm ist ein kleiner, gepflegter Platz. Um den Platz herum sind ein paar Häuser zu sehen. Ein paar Bauplätze stehen leer.

„Das ist das Wohnviertel.“ Fritz macht eine ausladende Handbewegung. „Da hinten ist das Haus von Jonas und seiner Familie.“ Fritz zeigt auf ein hübsches, zweistöckiges Steinhaus auf der anderen Seite des Platzes. „Jonas hat am Marktplatz das Sagen und kann dir alle Infos geben, die du zum erfolgreichen Handeln brauchst.“

Fritz dreht sich zu einem Haus, das direkt rechts neben der Treppe ist. Es ist sehr groß und wirkt sehr majestätisch. Es hat eine Holztür mit feinen Schnitzereien und ist aus einem eher dunklen Stein erbaut. Fynn schätzt, dass es sehr alt ist.

„Das ist Klaus' Haus.“ Bei Fynn klingeln die Alarmglocken. Klaus? Könnte er der Besitzer des Taschentuchs sein? Sie betrachtet das Haus genauer. Sein Mantel würde vom Stil her zu diesem Haus passen. Ihr Herz fängt an zu klopfen. Sie hätte nicht gedacht, ihn zu schnell zu finden. „Er ist Parfümeur und meistens außerhalb unterwegs, so wie heute auch.“ Zonk! Er ist nicht da. Na ja, die Sache mit den Taschentuch eilt ja nicht.

Fritz läuft ein paar Schritte den Weg weiter nach links. Dort steht ein helles, freundlich aussehendes Haus. Eine fein geschnittene Hecke säumt den Eingang. An der Tür ist ein Schild angebracht: „Antiquitäten“.

„Hier wohnen Mistel und seine Schwester Iris. Mistel hat einen Antiquitätenladen, falls du ein paar hübsche Möbel suchst.“

„Hey Fritz!“, ruft eine männliche Stimme hinter ihnen. Fynn dreht sich um. Hinter ihnen steht ein blonder Junge, mit eleganter, betont knabenhafter Kleidung. „Hi Mistel!“, erwidert Fritz auf den Gruß. Fynn ist erstaunt. Das ist Mistel? Er sieht sehr jung aus. Umso erstaunlicher, dass er einen eigenen Laden hat.

„Und wer ist deine reizende Begleitung?“ Freundlich lächelt Mistel in Fynns Richtung. Fynn lächelt zurück: „Ich bin Fynn, die neue Famerin.“ Höflich verbeugt sie sich. „Freut mich dich kennenzulernen, Fynn. Ich bin Mistel. Mir gehört das Antiquitätengeschäft vor dem ihr steht.“ Er zeigt auf das freundlich aussehende Haus vor ihnen. „Sag', interessierst du dich für Antiquitäten?“

„Na ja...“, Fynn kratzt sich verlegen am Kopf. „Ich wohne bei Madame Eda, also in sofern...“ Schweigen... Fritz guckt verwirrt drein. Er scheint den Witz nicht verstanden zu haben. Nach ein paar Sekunden reagiert Mistel mit einem Kichern. „Ja, bei Eda gibt es sicherlich einige Antiquitäten.“ Fynn sollte an ihren Witzen noch ein wenig arbeiten. In diesem Moment öffnet sich die Tür des Geschäfts und eine wunderschöne, blonde Dame kommt heraus, in einem lavendelfarbenen Kleid. Fynn hält inne. Das ist die Frau, die sie im Unterholz gesehen hatte. Sie beißt sich auf die Lippe. Hoffentlich erkennt sie sie nicht. Fynn wird etwas nervös bei dem Gedanken.

„Hallo Schwester.“, grüßt Mistel die Dame. „Schau‘ mal, wir haben einen neuen Bewohner.“ Er nickt in Fynns Richtung. Ohne die Mine zu verziehen verbeugt sich Fynn in Richtung der Dame. „Mein Name ist Fynn.“ Die Frau tritt an die Gruppe heran und lächelt Fynn an. „Freut mich sehr Fynn. Ich bin Iris. Mistel’s große Schwester.“ Sie zwinkert zu Mistel und wuschelt ihm neckisch durch die Harre.

„Schwester bitte.“ Mistel rollt mit den Augen und richtet seine Frisur. Iris schaut in die Runde. „Ich würde gerne bleiben und plaudern, aber ich treffe mich heute mit meinem Agenten.“ Sie zwinkert Fritz zu. Er läuft rot an. „Macht’s gut ihr Süßen.“ Iris winkt, während sie in Richtung Treppe davon spaziert. Fynn dreht sich erstaunt zu Mistel um: „Ihr Agent?“ Mistel nickt. „Ja, Iris ist Schriftstellerin. Ihr Agent beschwert sich immer, dass sie in diesem kleinen, unbekannten Ort wohnt, aber sie möchte nicht weg.“ Fynn schaut Iris hinterher. Sie ahnt wieso sie hier bleibt.

Nach einem kurzen Plausch mit Mistel verabschieden sich die beiden und gehen die nächste Treppe runter. Sie kommen in das Geschäftsviertel. Sie halten vor einem Haus, halb aus Stein und halb aus Holz. Um es herum liegen Sägespäne und zu seiner Rechten liegen frisch gesägte Baumstämme. Ein Zimmerer schätzt Fynn.

„Hier wohnt der Zimmerer Gunther und seine Frau Corona. Sie bieten Holzarbeiten an und auch Materialien, falls du selbst bauen willst.“ Fynn atmet tief ein. Es riecht nach frischem Holz. Fynn liebt diesen Geruch. Fritz sieht zu ihr rüber und sieht ihr zufriedenes Gesicht. Er fängt an zu lächeln. Als sie ihren Kopf zu ihm dreht, guckt er schnell weg. Fritz klopft an die Tür, aber sie ist verschlossen. „Hmm… ist wohl schon zu spät.“ Verwirrt kratzt er sich am Kopf. „In letzter Zeit machen die Geschäfte öfter mal früher zu.“ Fynn schaut auf die Tür. „Wenn ich erst mal meine Farm habe, werden wir zusammen die Stadt wieder auf Vordermann bringen.“, sagt sie entschlossen und dreht sich zu Fritz. Der starrt ihr überrascht in die Augen. Schließlich lächelt er und nickt.

Sie gehen weiter Richtung Gilde. Fynn entdeckt Raegers Restaurant. „Von Nahem sieht es noch viel hübscher aus.“ Fritz folgt ihrem Blick. „Und das Essen ist super.“, fügt er lächelnd hinzu.

„Komm‘, wir sagen Raeger „Hallo“.“. Fynn geht Richtung Restaurant. Fritz ist überrascht. „Du kennst ihn?“, fragt er verwundert.

„Ja.“, Fynn nickt. „Als ich hier ankam, hat er mir den Weg gezeigt.“

„Mhm.“, brummt Fritz wenig begeistert und verschwindet in der Tür des Restaurants. Fynn kratzt sich am Kopf. Irgendwas scheint ihm daran zu missfallen, aber sie ist sich nicht sicher was. Sie zuckt mit den Achseln und geht hinterher.

Links vom Eingang stehen einige bestuhlte Holztische. Rechts ist eine Theke mit der Küche dahinter. Sie ist offen, so kann jeder die Zubereitung seiner Mahlzeit verfolgen. Hinter der Küche geht eine Treppe nach oben, vermutlich in Raegers privaten Bereich. Es riecht angenehm nach Essen und Gewürzen.

Fritz und Raeger stehen an der Theke und unterhalten sich, als Fynn das Etablissement betritt. Raeger stoppt die Unterhaltung und lächelt: „Einen schönen guten Tag Nachbarin.“ Fynn tritt näher an die beiden heran. „Hallo Raeger, schön dich wiederzusehen.“ Sie sieht sich um. „Das ist also dein Restaurant?“

„In der Tat.“, erwidert er mit stolzem Unterton. Er ist zurecht stolz, es ist wirklich schön. „Mein Großvater hat es damals erbaut. Seit seinem Tod leite ich es.“ Raeger fängt an Gläser abzuwaschen, während er weiter Fynn beobachtet, wie sie sich umsieht. „Darf ich euch etwas zu essen anbieten?“, fragt er schließlich. Fynn verzieht die Mine. „Ich würde wirklich gerne, aber ich muss mein Geld noch etwas zusammenhalten. Sobald ich da etwas mehr Luft habe, werde ich direkt bei dir auf der Matte stehen.“ Sie grinst.

„Aber bitte. Das geht selbstverständlich auf's Haus.“, erwidert Raeger mit einer ausladenen Handbewegung. Fritz macht große Augen. Er schaut skeptisch. „Du gibst sonst doch nie etwas aus?“

„Aber mein lieber Fritz, heute ist schließlich ein spezieller Anlass.“ Raeger zwinkert.

„Nun, ich würde in der Tat gerne dein Essen kosten. Ich habe schon viel Gutes davon gehört.“, sagt Fynn etwas unsicher aber auch erfreut. Raeger nickt. „Dann setzt euch doch. Dir gebe ich auch einen aus Fritz.“ Mit einem Lächeln dreht er sich um und beginnt etwas zu Essen vorzubereiten. Fynn und Fritz setzen sich auf ein paar Hocker an der Bar.

Sie sitzen kaum, da öffnet sich die Tür des Restaurants und zwei junge Damen kommen herein. Sie kichern und spähen zu Raeger herüber. Schließlich setzen sie sich an einen der freien Tische und grinsen erwartungsvoll in Raegers Richtung. Fynn kennt die beiden nicht.

Mit einem Bestellblock in der Hand schwingt sich Raeger galant zu ihnen und setzt ein charmantes Lächeln auf. Fynn kann nicht genau hören, was sie sagen, aber es wirkt sehr flirty. Die Mädchen kichern und scheinen verlegen. Fynn schielt zu Fritz. Er verzieht seine Mine ein wenig. Hm... Ihm gefällt daran wohl etwas nicht. Nach ein paar Minuten kommt Raeger wieder mit einer großen Bestellung. Zufrieden lächelnd arbeitet er weiter in der Küche an den Gerichten. Fynn dreht sich wieder zu ihm. Das Kichern hinter ihr geht weiter.

„Wer sind die beiden?“, fragt Fynn interessiert. „Och, das sind Hannah und Megan aus dem Nachbardorf. Die kommen regelmäßig her.“ Raeger schaut in ihre Richtung und zwinkert. Das Kichern verstärkt sich. Er scheint ja ein echter Frauenheld zu sein. Eigentlich überrascht sie das nicht. Er sieht gut aus und war auch zu ihr sehr charmant. Eigentlich passt das. Er stellt den beiden ihr Essen hin. „Hier bitte schön. Guten Appetit.“, sagt Raeger und reicht ihnen zwei Schüsseln mit einem Reisgericht. Sogleich dreht er sich wieder um und macht sich an die Zubereitung der neuen Bestellung.

Fynn schaut sich die Schale an. Es duftet vorzüglich. Im Reis sind einige Gewürze und Gemüsesorten erkennbar. Selbst die Schale an sich sieht toll aus. Eine, mit kleinen Schnitzereien, verzierte Holzschale. „Das sieht wirklich lecker aus.“, Fynn frohlockt. „Oder? Fritz?“ Sie dreht sich zu Fritz, der schon eine Weile nichts mehr gesagt hat. Dieser ist bereits beim essen und setzt auch nicht ab. „Ja, sehr lecker.“ Seine dunkle Mine entspannt sich langsam wieder. Zufrieden spachtelt Fynn ihren Reis. Als sie fertig sind, verabschieden sich die beiden schnell von Raeger, da es schon recht spät ist. Über den Abend verteilt kamen einige Gäste, insbesondere weibliche Kundschaft. Das Restaurant scheint gut zu laufen. Fritz war allerdings sehr ruhig gewesen die letzte Stunde.

 

Die beiden laufen den Bergpfad zurück. Fritz hatte darauf bestanden sie zurück zu begleiten. „Alles in Ordnung?“, fragt Fynn. Fritz grinst gewohnt ungetrübt und winkt ab: „Aber klar. Freies Essen ist immer genial!“

„Du warst so still.“ Fynn schaut ihn skeptisch an.

„Ja, weißt du... Raeger und ich sind schon sehr lange befreundet.“ Fritz' Tonfall wird etwas melancholisch. „Und ich bewundere ihn für Vieles. Er hat viele Eigenschaften, die ich so nie besitzen werde.“ Er seufzt. Fynn stupst ihn an. „Sei doch nicht traurig deswegen. Jeder ist da eben anders.“ Fritz zuckt mit den Achseln.

„Weißt du, wenn du die einzig Wahre irgendwann triffst, ist es völlig egal, wie gut du vorher bei allen möglichen Frauen angekommen bist.“ Fritz schaut zu ihr auf.

„Wirklich! Wenn du DIE Frau triffst, dann wird sie deinen Wert erkennen und Raeger wird darauf furchtbar neidisch sein.“ Fynn zwinkert ihm zu. Fritz schmunzelt zurück.

„Ja, vermutlich.“

Vor Edas Haustür verabschiedet sich Fritz freundlich und verschwindet wieder Richtung Bergpfad. Es ist bereits dunkel und Eda schläft schon. Fynn hat ein etwas schlechtes Gewissen, dass sie nichts mit Eda an diesem Abend gemacht hat, aber sie wird es wieder gut machen.

Leise schleicht sie sich in ihr Zimmer und zieht ihre Schlafsachen an. Das war wirklich ein aufregender Tag; so viele neue Gesichter und Eindrücke. Morgen wird sie endlich ihr eigenes Haus beziehen. Bei dem Gedanken quietscht sie freudig. Sie ist so aufgeregt. Morgen wird ein großer Tag!



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