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My Story of Seasons

von

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Der Kampf ist eröffnet

„Liebes Tagebuch,

in den letzten Tagen hatte ich viel Arbeit. Nach meiner großen Ernte, musste ich die Felder wieder neu bestellen. Diesmal versuche ich mein Glück mit Erdbeeren. Ich liebe Erdbeeren. Ich hoffe, ich verkaufe auch welche davon und esse nicht alle alleine.

Vor ein paar Tagen lag ein kleiner Blumenstrauß vor meiner Tür, mit wunderschönen Lilien. Es lag allerdings kein Absender dabei. Ich habe keine Ahnung, von wem die sind. Ich weiß nur, dass sie wunderbar duften. Ich bin mir sehr unschlüssig, ob ich raus finden soll, vom wem sie sind, oder mich einfach nur darüber freuen und es gut sein lassen. Aber ich sollte mir nichts vor machen. Ich würde platzen vor Neugier, wenn ich es nicht raus finde. Ich weiß allerdings noch nicht genau, wie ich es anstellen soll. Aber mir fällt da schon was ein.

Zudem hat mir Fritz den Floh ins Ohr gesetzt, dass Iris und Klaus gar kein Paar sind. Als Grund meinte er, man würde es Klaus ansehen. Natürlich hatte ich Torfnase nie auf Klaus geachtet, wenn beide zusammen waren, sondern nur auf Iris. Das heißt, ich habe zwei Punkte auf meiner Agenda: Herausfinden von wem die Blumen kommen und dem Hinweis von Fritz nachgehen.

Ach, ich rieche schon wieder eine hervorragende Möglichkeit mich zu blamieren... Na ja, was soll's. Mein Ruf ist eh schon im Eimer.“
 

Es ist kurz vor Mittag. Fynn hat den ganzen Morgen auf ihren Feldern verbracht. Mit Unkraut rupfen und gießen war sie meistens den ganzen Morgen beschäftigt. Sie setzt sich vor ihrem Haus ins Gras und isst ein Brot. Sie hält die Nase in die Sonne und tankt ein paar Sonnenstrahlen. Endlich ist sie warm genug, so dass man draußen auch ohne Jacke nicht mehr friert.

Sie hat gerade den letzten Bissen im Mund, als sie eine Gestalt den Bergpfad hochkommen sieht. Sie kneift die Augen zusammen, kann die Person aber nicht genau erkennen, da die Sonne ihr ein bisschen ins Gesicht scheint.

Nach einem Moment erkennt sie die Umrisse einer Frau. Fynn kräuselt die Stirn. Sie hatte gar keinen Besuch erwartet. Hatte sie irgendwas verschwitzt?

Die Person ist noch ein paar Schritte entfernt, als sie Angela erkennt, die Tochter von Veronica. Fynn ist verblüfft. Das war in der Tat ein sehr unerwarteter Besuch. Sie steht auf und klopft sich den Schmutz von der Hose. Fynn wischt sich die Hände an ihrer Arbeitshose ab und geht Angela die letzten Schritte entgegen.

Fynn lächelt und winkt Angela zu: „Hallo Angela. Das ist ja eine Überraschung.“

Angela nickt ihr zu und bleibt kurz vor Fynn stehen: „Guten Tag Fynn. Ich hoffe, ich störe nicht.“

Fynn schüttelt den Kopf: „Nein, ganz und gar nicht. Hatte gerade meine Arbeit für heute fertig.“

Angela nickt erneut und faltet die Hände vor sich: „Sehr schön. Tut mir leid, dass ich so unangemeldet hier auftauche. Meine Mutter schickt mich.“

Fynn schaut Angela überrascht an.

„Ich soll dir ausrichten, dass du kommenden Montag um 9 Uhr in die Gilde kommen sollst. Sie hat etwas an alle Farmer zu verkünden.“

Fynns Gesichtsausdruck wird immer erstaunter: „Und wieso schickt sie da dich?“

Angela rückt ihre Brille zurecht. Ihr Blick wird etwas genervt, vermutlich bei dem Gedanken daran, dass sie als Bote eingesetzt wird.

„Ich war ohnehin gerade auf dem Weg zu Eda. Deswegen bot sich das an.“

Fynn nickt: „Verstehe. Danke dir dafür.“

Angela wirkt ein bisschen verlegen. Mit Dank hatte sie wohl nicht gerechnet.

„Keine Ursache. Ich muss dann auch weiter.“

„Nur noch eine Frage...“, Fynn überlegt kurz, „weißt du, worum es dabei geht?“

Angela schaut kurz zur Seite: „Weiß ich leider nicht genau, da ich nicht davon betroffen bin. Es ist auf jeden Fall etwas Farmer - Spezifisches.“

Fynn nickt langsam: „Alles klar. Na, dann grüß' Eda von mir.“

„Mach' ich.“ Angela nickt Fynn kaum merklich zu und begibt sich anschließend wieder auf den Bergpfad zurück Richtung Edas Haus.
 

Das ganze Wochenende lang versucht Fynn herauszufinden vom wem die Lilien sind. Sie fragt in der Stadt in jedem Laden und fragt so unauffällig wie möglich die Leute. Als Tarnung benutzt sie die Ausrede, dass sie überlegt Blumen anzubauen. Aber alles Bemühen hilft nichts. Die Informationen die sie bekommt sind wenig hilfreich.

Und obwohl sie viel Zeit in der Stadt verbringt, ist Klaus nicht zu sehen. Sie hatte gehofft, Iris und Klaus in einem unauffälligen Moment zusammen zu erwischen, um der Vermutung von Fritz nachgehen zu können. Aber leider kommt kein geeigneter Moment. Vielleicht ist Klaus nicht in der Stadt?!

Den Sonntag Abend verbringt Fynn ruhig mit einem Buch auf ihrem Sessel. Da sie morgen früh in der Gilde erscheinen soll, aber vorher noch gießen möchte, muss sie sehr früh aufstehen und will daher früh schlafen gehen.
 

Wie sie es sich vorgenommen hat, steht Fynn sehr früh auf und gießt ihre Pflanzen. Sie ist ziemlich müde, hält sich aber ganz gut. Sie ist aufgeregt, was in der Gilde auf sie wartet. Außerdem würde sie alle Bauern der Gegend kennen lernen, wie sie Angela verstanden hat. Sie war sich sicher, dass sie bestimmt noch nicht alle getroffen hatte. Neue Leute treffen machte sie immer etwas nervös.

Fynn hat noch 40 Minuten Zeit, als sie mit dem Gießen fertig ist. Sie geht zum Außenhahn und dreht ihn zu. Sollte sie sich umziehen? Sie ist sich sehr unschlüssig, wie man sich für so was zurecht machen sollte. Wenn es um Farmer geht, sind Arbeitsklamotten dann in Ordnung? Andererseits war es ein offizieller Anlass. Dann sollte es doch nicht zu casual sein.

Am Ende entscheidet sich Fynn für ein normales, sauberes Alltagsoutfit: Ein Tanktop und eine Jeans mit Turnschuhen. Zufrieden und etwas aufgeregt schließt sie ihre Haustür und schlendert Richtung Bergpfad.

Während sie Richtung Stadt läuft, hält sie Ausschau nach Eda. Da sie deutlich langsamer ist als Fynn, hatte sie bereits angenommen, dass Eda schon früher los gelaufen war. Und sie behält Recht. Kurz vor der Stadt holt Fynn Eda ein. Die letzten Schritte zu Eda hüpft Fynn etwas schneller voran um aufzuschließen: „Hallo Eda!“

Eda bleibt stehen und dreht sich um. Als sie Fynn entdeckt, fängt sie an zu lächeln: „Ach, Hallo Kindchen. Tut mir leid, dass ich schon alleine los gelaufen bin, aber meine Knochen brauchen einfach ihre Zeit, um mich bis hierher zu tragen.“

Fynn winkt ab: „So was hatte ich mir schon gedacht. Keine Sorge.“ Fynn grinst breit.

Die letzten Meter laufen sie zusammen zur Gilde und schwatzen ein bisschen über dies und das.
 

Als sie die Gilde betreten, ist Fritz schon da und fängt an zu grinsen, als er die beiden erspäht. Euphorisch winkt er den beiden zu, die gerade ein paar Schritte von ihm weg stehen: „Hi ihr beiden.“ Sie gehen zu ihm rüber und nicken ihm zu.

Die drei stehen kaum ein paar Minuten im Wartebereich, als zwei weitere Farmer kommen. Die eine kennt Fynn schon: Es ist Elise, die auch direkt alle von ihrer Ankunft in Kenntnis setzt: „Hallo, hallo. Ich bin da, also kann es losgehen!“

Zu ihrer Seite läuft ein blonder, in einen Seidenanzug gekleideten, junger Mann. An seinem Revers steckt eine rote Blume. Er sieht fast so aus, als sei er aus einem Modekatalog entsprungen. Auch er grüßt die Runde: „Schönen guten Morgen zusammen.“ Er riecht an seiner Blume und lächelt kokett.

Da ertönt eine weibliche Stimme von weiter hinten: „Na, dann sind ja alle da und wir können anfangen.“

Fynn dreht sich herum. Von hinten kommt Veronica und begrüßt alle: „Schönen guten Morgen. Ich freue mich, dass ihr alle hier seid.“ Eda gesellt sich an ihre Seite. Sie stellen sich in einen Kreis. Außer den fünf Farmern und Veronica ist niemand in der Gilde zu sehen.

„Worum geht es denn?“ Elise ist ungeduldig und schmeißt sich ihre langen Haaren hinter den Rücken.

„Nun mal langsam. Zuerst möchte ich die Möglichkeit nutzen und denjenigen, die sie noch nicht kennen, Fynn vorstellen: Unseren neusten Farmerzuwachs.“ Veronica mache eine ausladende Handbewegung in Fynns Richtung. Diese ist ein bisschen überrumpelt. Fynn winkt zaghaft und lächelt etwas gequält: „Hi Leute.“

„Ja ja, Fynn kennen wir schon. Deswegen sollten wir doch nicht extra herkommen, oder?“ Elise stemmt ihre Hand in die Hüfte.

„Natürlich nicht. Ich möchte eine Ankündigung machen.“ Veronica macht eine Pause. Alle schauen sie gespannt an. „Die Absperrungen der Anbaugebiete in den Bergen wurden entfernt. Ab heute stehen sie zur Pacht für euch zur Verfügung.“

Elise stößt ein hämisches, schrilles Lachen aus: „Hahaha, na das wird ja auch Zeit. Wir können das ganz schnell machen: Ich möchte sie direkt alle pachten.“

Veronica kräuselt die Stirn: „Leider könnt ihr die Felder nicht einfach für Geld pachten.“

Elise ist verdutzt: „Wofür denn sonst?“ Sie stützt ihr Gesicht auf ihren Handrücken.

„Ich möchte, dass ihr darum kämpft.“, erwidert Veronica. Alle gucken sich etwas ratlos gegenseitig an.

Fritz ergreift das Wort: „Und wie genau sollen wir kämpfen?“

Veronica setzt ein verheißungsvolles Lächeln auf: „Ihr tretet im Farmen gegeneinander an.“

Ein erstauntes „Ooooh“ geht durch die Runde.

„Es ist ganz einfach: Jedes Feld hat eine bestimmte Laufzeit. Immer wenn diese abläuft, können andere Farmer als der Eingetragene ihr Interesse am Feld anmelden. Je nach Zeitpunkt, wird dann durch einen Wettstreit entschieden, wer das Feld bekommt.“ Fritz kratzt sich am Kopf. Alle denken angestrengt nach über das Gesagte.

Veronica fährt fort: „Auf diese Weise, bekommt immer derjenige das Feld, der damit hoffentlich am besten wirtschaften kann. Welchen Wettstreit ihr zur Verfügung habt, hängt von mehreren Faktoren ab. Das kann zum Beispiel ein Fest sein , wer das qualitativ beste Gemüse hat, oder die Menge an Einnahmen über einen bestimmten Zeitraum. Der Verteidiger bestimmt die Art des Wettstreits.“

Veronica macht eine Pause und lässt die Information erst mal sacken. Alle starren vor sich ins Nichts und denken über das Gesagte nach. Fynn kräuselt die Stirn. Sie hatte gerade ihre erste Ernte gehabt. Wie groß ist da also die Chance, dass sie mit den anderen sich ernsthaft messen kann? Für sie würde sich also nichts ändern. Sie hatte niemals eine Chance auf eins der Felder.

„Für's Erste haben wir die Felder zufällig unter euch allen aufgeteilt. Hier an der Wand findet ihr eine Pinnwand und eine Übersicht über die Verteilung der Felder.“ Veronica zeigt auf eine große Wand, an der eine große Karte hängt. Daneben hängt ein Kalender, in dem die Ablaufzeiten eingetragen sind; für jeden jederzeit sichtbar. Eigentlich ein gutes System.

Fynn schaut auf den Kalender. Erstaunt stellt sie fest, dass auch sie zwei Felder bekommen hat. Sie ist verdutzt. Sie hat das Blumenfeld und das Wurzelgemüsefeld zugeteilt bekommen. Was für eine interessante Kombination. Alle Felder sind für verschiedene Dinge geeignet. Es gibt einen Imkerbereich, ein Blattgemüsefeld, ein „Hohe - Pflanzen“ Feld, Fynns Felder und noch ein paar andere. Insgesamt sind es 10 verschiedene Felder und jeder hatte zwei davon zugeteilt bekommen. Fynns beiden Felder sind recht weit voneinander entfernt, aber nicht allzu weit entfernt von ihrem Haus. Jetzt wo sie darüber nachdenkt, als die den Weg vorhin runterkam, waren die Absperrungen tatsächlich nicht mehr da gewesen. Damals hatte sie sich darüber gewundert, dass einige Wege abgesperrt waren. Dass ihr das nicht gleich aufgefallen ist. Warum ist sie nur immer so unaufmerksam?

Nachdem alle ein bisschen Zeit hatten sich Alles anzuschauen, ergreift Veronica wieder das Wort: „Gibt es noch Fragen?“

Elise hat als Erstes ihre Sinne wieder beisammen: „Nein, bei mir ist Alles klar. Ich weiß zwar nicht genau, warum ich nicht direkt alle Felder pachten kann, aber ich kann die anderen auch gerne erst mal schlagen.“

„Also ich finde diese Art des Wettstreits sehr erquickend.“, fügt der blonde Farmer hinzu. „Ich freue mich darauf.“ Er wirft ein Zwinkern in die Runde.

Fritz sieht etwas verunsichert aus: „Also, ich bin gespannt. Ich werde mein Bestes geben.“ Alle schauen Fynn an. Die guckt zwischen den Gesichtern hin und her. Offensichtlich wird erwartet, dass sie etwas sagt. Sie holt kurz Luft: „Nein, keine Fragen. Alles paletti.“ Einfach lächeln und winken.

„Sehr schön.“, fährt Veronica schließlich fort und verschwindet kurz hinter der Theke. Sie kommt mit einem Tablett wieder, auf dem 6 Gläser und eine Flasche Wein stehen.

„Ich dachte, um das Ganze zu besiegeln, stoßen wir alle zusammen an.“ Sie schenkt in jedes Glas etwas ein und verteilt sie an alle Anwesenden. Sie erhebt das Glas: „Auf einen fairen Wettstreit!“ Alle prosten in die Runde und nehmen einen Schluck. Elise fängt an sich mit Eda zu unterhalten, während Fritz und Veronica etwas besprechen. Der blonde Farmer kommt zu Fynn herüber. Er zwinkert ihr zu und prostet ihr noch einmal zu: „Guten Tag Fynn. Ich glaube, wir haben uns noch gar nicht kennengelernt. Ich bin Giorgio.“ Fynn überlegt kurz, ob sie schon mal von ihm gehört hat, aber sie kann sich nicht erinnern an den Namen.

„Freut mich.“, sagt sie und lächelt.

„Nun Fynn...“, Giorgio nimmt einen kleinen Schluck aus seinem Glas, „wie gefällt es dir bei uns in Eichbaumhausen? Und wie gefällt dir das Farmerleben?“

Fynn schaut in ihr Glas. Es ist bereits leer.

„Sehr gut soweit. Das Gemüse wächst und ich habe sehr viel zu tun.“ Giorgio lacht: „Ja, das ist wohl das Beste, was man als Farmer berichten kann.“

Fynn schaut Giorgio fragend an: „Wo ist denn deine Farm?“

Giorgio zeigt auf Fritz: „Neben seiner Farm, nördlich der Stadt.“ Fynn erinnert sich: Als sie Fritz damals besuchen wollte, kam sie an einen Abzweig, wo es links zu Fritz ging und rechts herum zu einer anderen Farm. Sie erinnert sich an das verschnörkelte Schild. „Die Rosenholz – Farm, oder?“

Giorgio ist erstaunt: „In der Tat. Du hast wohl ein gutes Gedächtnis.“ Er prostet Fynn erneut zu und nimmt wieder einen Schluck. Fynn überlegt kurz. Hatten bei ihm auf der Farm nicht überall Blumen geblüht? Auch wirklich Schöne und in allen Farben? Er kannte sich bei Blumen bestimmt aus.

„Eine Frage: Baust du Lilien an?“ Giorgio lacht kokett: „Nein, leider nicht. Im Moment ist keine Saison für Lilien. Die kann man im Moment nur in einem Gewächshaus ziehen. Ich habe leider keins.“

Fynn verzieht den Mund. Mist! Wieder keine heiße Spur. Aber hätte ja klappen können.

„Wieso fragst du?“, fragt Giorgio interessiert. Ähm... ja warum eigentlich? Ach genau!

„Na, ich habe doch das Blumenfeld zugewiesen gekommen. Und ich mag Lilien doch so gerne.“ Der zweite Teil war zwar relativ, weil Fynn fast alle Blumen mochte, aber das wusste er ja nicht.

„Na wenn du Lilien so magst, dann solltest du dich mal mit Klaus unterhalten.“ Kaum hat Giogio das ausgesprochen, schießt Fynn die Schamesröte ins Gesicht. Klaus? Wirklich? Klaus züchtet Lilien? War das ein Zufall? Eine Schweißperle bildet sich auf ihrer Stirn.

„Der züchtet eine eigene Gattung von Lilien in einem kleinen, angebauten Gewächshaus in seinem Haus.“ Giorgio nimmt wieder einen Schluck. „Er macht Parfüm, weißt du? Und so Wunderbares.“ Giorgio schaut träumerisch in den Raum. „Ich liebe das Parfüm, das er macht.“

Während Giorgio weiter vom Parfüm schwärmt, hängt Fynn ihren Gedanken nach. Hatte Klaus ihr wirklich Blumen an die Tür gelegt? Oder vielleicht hatte sie auch jemand von Klaus erstanden? Und wenn er es war, was genau sollte das bedeuten? Hatte er etwa romantisches Interesse? Fynns Herz fängt an zu pochen. Aber was soll dann das mit Iris? Und er war schon sehr passiv generell dafür, oder etwa nicht? Fynn mochte ihrem Urteilsvermögen nicht mehr trauen. Was sollte sie jetzt mit dieser Information machen?

Nach knappen drei Stunden ist die Zusammenkunft vorbei. Fynn hatte in den letzten Stunden so viele Informationen bekommen, dass ihr Kopf sich drehte.

Sie schaut auf die Uhr. Es war Mittagszeit. Da sie heute so früh aufgestanden war, war sie bereits sehr hungrig. Sie hebt die Hände hinter den Kopf und schaut sich um. Vor der Gilde ist nicht viel los. War wohl eine geschlossene Gesellschaft heute. Ihr Magen knurrt laut. Bis sie zu Hause ist und sich etwas gemacht hat, geht bestimmt noch eine Stunde ins Land. So lange warten war keine Option. Sie schaut sich um. Da fällt ihr Blick auf Raegers Restaurant. Da könnte sie eigentlich heute essen. Schließlich hatte sie genug Geld verdient mit ihrer Ernte. Ihr Magen stimmt zu und so macht sie sich auf den Weg zu Raeger ins Restaurant, um etwas zu essen.
 

Mit großem Appetit und großer Vorfreude betritt Fynn das Restaurant. Sie hat es kaum betreten, als sie ihn entdeckt: Klaus! Er sitzt mit Iris an einem der Tische und isst zu Mittag. Ihr läuft es eiskalt den Rücken runter. Ihr Herz fängt wieder an zu schlagen. Das ist der perfekte Zeitpunkt Fritz' These zu bestätigen. Sie schluckt und schreitet zur Bar, wo Raeger steht und ihr zunickt. Im Vorbeigehen wird sie von Klaus entdeckt. Er winkt ihr und sie nickt zurück... ganz cool!

Sie setzt sich an die Bar, so dass sie aus dem Augenwinkel den Tisch von Klaus und Iris sehen kann. Iris sitzt mit dem Rücken zu ihr. Sie hat also perfekte Sicht auf Klaus. Raeger kommt rüber zu ihr: „Oh, hallo Fynn. Haben uns schon ein Weilchen nicht gesehen.“ Er lächelt freundlich.

Sie erwidert das Lächeln: „In der Tat. Hatte sehr viel zu tun. Aber jetzt habe ich meine erste richtige Ernte verkauft und habe endlich Geld auszugeben.“ Sie zwinkert Raeger zu. Der lacht: „Sehr gut. Glückwunsch. Was kann ich dir denn bringen.“

„Ähm...“, Fynn überlegt. Bei Raeger schmeckt immer Alles so gut, da fällt die Wahl schwer. Sie kräuselt die Stirn. Sie blickt von der Karte auf: „Kannst du mir was empfehlen?“

Er lächelt charmant: „Ich habe frischen Spargel rein bekommen.“

Fynn grinst: „Das klingt toll. Vielleicht mit Fisch?“

Raeger nickt: „Wird gemacht.“ Er dreht sich geschwind um und widmet sich wieder der Zubereitung. Fynn kann ihn dabei beobachten. Außerdem hat sie noch immer die Karte. Unauffällig tut sie so, als würde sie die Karte und Raegers Küche betrachten, während sie zu Klaus rüber späht.

Die Stimmung an deren Tisch scheint recht nüchtern zu sein. Sie essen und reden nicht allzu viel. Fynn verzieht die Mundwinkel. Das hat nichts zu heißen. Gerade WENN man sich gut versteht, muss man gar nicht so viel reden.

Sie konzentriert sich auf Klaus' Mimik und Gestik. Nachdem sie ihn eine Weile betrachtet hat, muss sie Fritz zustimmen. Klaus sieht nicht sehr freudig aus. Er reagiert auch kaum auf die Dinge, die Iris sagt. Aber vielleicht hatte er auch nur einen schlechten Tag? Leider kann sie nicht hören, was sie sagen.

Da landet ein Teller wunderbar duftendes Essen vor ihrer Nase. Fynn hebt ihren Kopf. Raeger lächelt sie charmant wie immer an: „Bitteschön: Ein mal Lachsfilet mit Spargelsalat.“

Fynn betrachtet das Essen. Es sieht so lecker aus. Sie schaut wieder hoch und grinst breit: „Es duftet fantastisch.“

Raeger kichert: „Vielen Dank. Guten Appetit.“ Er wendet sich wieder ab und widmet sich der Zubereitung der nächsten Bestellung.

Fynn betrachtet wieder ihr Essen. Ihr Grinsen wird immer breiter. Sie will gerade ihr Besteck nehmen, als sie ihr Messer runter schmeißt.

„Mist!“, entfleucht ihrem Mund. Sie murmelt leise weiter in ihren Bart, während sie sich bückt, um es wieder aufzuheben. Da kommt ihr das Messer bereits entgegen. Fynn schnellt nach oben. Es ist Klaus, der sich gebückt hat, um ihr Messer aufzuheben. Er streckt es ihr entgegen.

„Hallo Fynn.“, begrüßt Klaus sie und lächelt sie an. Seine Augen funkeln und sein Duft von Vanille und Lavendel hält sie fest im Arm.

Etwas zögerlich nimmt sie es entgegen: „H-Hallo Klaus.“ Sie lächelt zurück. Ihre Körpertemperatur steigt langsam an. Raeger kommt angelaufen: „Ich mache euch schnell die Rechnung fertig.“

„Vielen Dank.“, erwidert Klaus. Iris steht an der Tür und wartet. Fynn kann sie allerdings kaum sehen, weil Klaus davor steht.

„Ist es in Ordnung, wenn ich hier schnell auf die Rechnung warte? Ich möchte dich nicht beim Essen stören.“ Er schaut etwas besorgt auf ihren Teller.

„Klar. Ich habe nichts gegen ein bisschen Gesellschaft.“ Fynns Stimme überschlägt sich ein wenig. Sie ist sehr nervös.

Klaus lächelt wieder: „Sehr freundlich.“

Beide sitzen einen Moment schweigend nebeneinander an der Bar. Klaus folgt mit seinem Blick Rager, der die Rechnung schreibt. Da fasst Fynn sich ein Herz und eröffnet ein Gespräch: „Wie geht es dir?“

Klaus dreht seinen Kopf zu ihr. Er lächelt, wenn auch etwas melancholisch: „Ganz gut, danke der Nachfrage.“ Fynn mustert ihn. Irgendwas scheint los zu sein. Er strahlt etwas anderes aus als sonst.

„Bist du dir sicher? Es geht mich ja nichts an, aber du wirkst irgendwie bedrückt.“, sagt sie schließlich. Klaus schaut überrascht drein. Umso mehr bekommt Fynn den Eindruck, dass etwas vorgefallen ist.

Er fängt leise an zu reden: „In der Tat... Wenn ich ehrlich bin...“

Da unterbricht Raeger die beiden: „Hier ist die Rechnung, Klaus.“ Er lächelt Klaus an, freundlich wie immer. Klaus schaut zu Raeger auf und zückt sein Portemonnaie. Er betrachtet kurz die Rechnung, dann zieht er einen Schein aus seiner Geldbörse und übergibt ihn Raeger: „Hier, stimmt so.“ Raeger verbeugt sich kaum merklich: „Vielen Dank Klaus. Ich hoffe, es hat euch geschmeckt?“

„Allerdings. Es war wie immer köstlich.“ Beide lächeln sich höflich an. Klaus steht auf und dreht sich zu Fynn: „Auf Wiedersehen Fynn.“ Ihre Blicke treffen sich. Es ist als würde die Zeit stehenbleiben. Als würde er tief in ihre Seele schauen und gleichzeitig ihr sein Innerstes offenbaren. So ein seltsamer und doch perfekter Moment. Fynn ist ganz weggetreten.

„Beehrt mich bald wieder.“, bricht Raeger dann den Moment.

Klaus dreht sich zu ihm: „Das werde ich. Auf Wiedersehen, Raeger.“ Mit diesen Worten dreht er sich zur Tür und geht. Klaus hält Iris die Tür auf, die sich galant zuerst hinausschiebt. Klaus folgt und bleibt einen kurzen Moment stehen. Schließlich geht er weiter und die Tür schließt sich hinter ihm.

Fynn starrt den beiden noch einen Moment hinterher. Was war das? Es war so seltsam und doch so schön. Dieser Moment... So etwas hatte sie noch nie erlebt. Sie fühlte sich ihm so nahe, obwohl sie eigentlich gar nichts gesagt hatten und sie ihn auch kaum kannte. Obwohl sie sonst so aufgeregt war, war sie so ruhig in dem Moment. Alles stand still und nur die beiden waren da.

Da steigt ihr der Geruch ihres Essens in die Nase. Es steht unberührt und köstlich duftend vor ihr und schreit nach Aufnahme.

Fynn zuckt mit den Schultern und haut ordentlich rein. Es schmeckt genauso gut wie es riecht und so ist es im Nu verputzt.

Als sie fertig ist, will sich Fynn den Mund abwischen, aber findet keine Serviette. Hat Raeger wohl vergessen. Sie will ihn fragen, aber er ist an einem Tisch und schäkert mit den Kunden. Fynn schaut sich um. Da entdeckt sie etwas auf der Theke an dem Platz, wo Klaus gesessen hatte. Sie hebt es auf und staunt nicht schlecht. Es ist ein Stofftaschentuch, mit einem eingesticktem „K“. Hatte Klaus es absichtlich da gelassen? Hatte er gesehen, dass sie keine Serviette hatte, oder war es ein Zufall? Er hatte doch nicht wieder eins seiner Taschentücher verloren, oder?

Da schießt ihr Blut auf einmal in ihren Kopf und das Herz schlägt ihr bis zum Hals: War das etwa eine Einladung? Spekulierte er darauf, dass sie es zurückbringt?

Oh man, wie sollte sie das nur richtig deuten? Deuten war wirklich keine ihrer Stärken.

Sie schüttelt ihren Kopf: Reiß dich zusammen. Sie wischt sich den Mund mit dem Taschentuch ab. Bei dem Geruch von Vanille, den das Taschentuch verströmt, muss sie anfangen zu lächeln.

Raeger kommt zu ihr und will den Teller abräumen. Sie steckt das Taschentuch schnell in ihre Hosentasche.

„Bist du fertig?“

Fynn nimmt ihre Hände vom Teller und nickt: „Ja. War sehr lecker.“ Raeger nimmt den Teller weg. „Kann ich dann gleich bezahlen?“

„Nicht nötig.“, erwidert Raeger. Fynn schaut verdutzt auf. „Was? Wieso?“ Raeger schmunzelt. „Du schenkst mir doch kein Essen, oder?

Raeger nickt und lacht schelmisch: „Nein, das nicht. Aber dein Essen wurde schon bezahlt.“ Fynn schaut dumm aus der Wäsche: „Was? Wer? Wann?“

Raeger lacht, zwinkert ihr zu und dreht sich mit dem Teller weg.

Fynn bleibt verdutzt zurück und fühlt mit ihrer Hand das Taschentuch. Hatte Klaus etwa eben für sie bezahlt? Hatte sie das wirklich nicht mitbekommen? Sie saß doch direkt daneben!

Sie steht auf, um den Platz freizumachen. Kurz vor der Tür, winkt sie Raeger noch mal zu, der sich bereits der Zubereitung des nächsten Essens gewidmet hat. Fynn geht nach draußen und nimmt einen tiefen Atemzug. Eine sanfte Brise weht ihr um die Nase. Von Klaus und Iris ist nichts mehr zu sehen.

Sie streckt sich ausgiebig und macht sich auf den Heimweg, wieder mit einem Stofftaschentuch in der Hosentasche.



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