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I would control the moon for you!

von

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"Lost without light in this darkness"

Daehyun fühlte sich, als wäre seinem Gehirn der Platz in seinem Kopf plötzlich viel zu klein und es würde protestierend und schmerzhaft gegen seinen Schädel drücken, um sich nach draußen in die Freiheit zu flüchten.

Kurz gesagt: Er hatte die fürchterlichsten Kopfschmerzen, die er jemals in seinem Leben gehabt hatte.

Er versuchte die Augen zu öffnen, konnte im Hintergund das leise Geräusch der Dusche vernehmen und stellte nach wenigen Sekunden fest, dass er in seinem Bett in Youngjae und seinem Zimmer lag. Angestrengt blinzelte er gegen das helle Licht, das durch das kleine Fenster drang und ihn darauf aufmerksam machte, dass es draußen bereits heiligster Tag war. Panisch warf er deswegen einen Blick auf den Wecker, der ihm “12:03 Uhr” anzeigte und sorgte dafür dass er sich hektisch aufrichtete.

Nur damit ein weiterer Schmerz durch seinen Kopf zischte und ihm mit einem mal wieder daran erinnerte, was heute für ein Tag war. Es war Samstag.

Der Samstag nach der Halloween-Party.

Daehyun blinzelte erneut angestrengt, versuchte seine Schläfen mit einer Massage zu beruhigen und sich vorsichtig vors Auge zu führen, was gestern passiert war. Doch es war schwer, es zusammen zu fügen.

Er konnte sich an Youngjaes und Zelos Streich an Himchan erinnern, das komische Gefühl des Alkohols in seinen Knien und dass er aus irgendeinem Grund auf dem Korridor mit Yoongi geredet hatte. Doch ab diesem Moment wurde es immer schwerer durch den dichten Nebel in seinem Kopf zu blicken, der sich aus irgendeinem unerklärlichen Grund dort aufgebaut hatte.

Die Badezimmertür öffnete sich, in der Stille wirkte es wie ein viel zu lautes Geräusch und erschrocken zuckte Daehyun zusammen da es schmerzhaft in seinen Ohren klingelte.

“Du bist wach”, Youngjae hatte ein Handtuch um die Hüfte gebunden, trocknete mit einem Anderen seine roten Haare. Irgendwie klang er besorgt.

“Warum hast du mich nicht geweckt?”, wollte Daeh wissen, nebenbei hektisch dabei, seine Gedanken zu ordnen, sie in eine sinnvolle Reihenfolge zu packen. Youngjae ließ sich vor ihm auf seinem eigenen Bett nieder und legte das nasse Handtuch, welches er für seine Haare benutzt hatte, neben sich. Er schien ihn lange zu mustern, seine goldbraunen Augen betrachteten jeden Zentimeter seines müden Gesichtes, als würde er darin nach einer Antwort auf Etwas suchen.

“Ich hab’s vergeblich versucht… kurz dachte ich dass du ohnmächtig oder tot bist”, auch wenn er versuchte es in einem Scherz zu verpacken, ihm ein kleines Lächeln schenkte, wirkte es leblos und gezwungen. Daehyun spürte dass seine Brust sich für wenige Sekunden zusammen zog.

“Hör zu, ich hätte den dummen Wodka nicht einschmuggeln sollen… tut mir Leid Daeh”, Youngjae stand wieder auf, nur um direkt vor Daehyun in die Hocke zu gehen, ihm freundschaftlich und entschuldigend eine Hand auf die Schulter zu legen. Der ihn nur für wenige Sekunden verwundert mustern konnte, als wäre sein Geist noch nicht komplett anwesend.

“Warum bist du gestern eigentlich, nachdem du mit Yongguk geredet hast, einfach abgehauen? Yoongi kam heute morgen her und hat nach dir gefragt, er sagte du warst ziemlich neben der Spur. Seit wann redest du eigentlich mit Min Yoongi?”, wollte Yjae dann alles auf einmal wissen, seine Stimme war wieder etwas weicher geworden, noch etwas unsicher und starr, doch er schien sich Mühe zu geben, sein schlechtes Gewissen nicht die Überhand gewinnen zu lassen.

“Mach dir keine Sorgen Yjae. Ja war ‘ne dumme Idee mich Alkohol trinken zu lassen, ich vertrag das Zeug eben echt nicht gut”, es kam ein nervöses Lachen aus seiner Kehle und angestrengt versuchte er, seinen Gefühlszustand besser zu verstecken, “aber du hast mich ja nicht gezwungen es zu trinken”. Er stand auf, versuchte so angestrengt wie möglich seine weiße, knisternde Aura wieder zu beruhigen, die Youngjae sofort verraten würde, das Daehyun nicht die Wahrheit erzählte. Oder sich zumindest davor drückte.

Er konnte sich plötzlich wieder erinnern. Kaum war sein Name gefallen.

Er konnte sich an das Gespräch mit Yongguk erinnern, den Fall, die kalte Haut an seinem Oberarm.

Selbst jetzt schien das Gefühl an der Stelle wieder zu kommen, unbemerkt schnellte seine eigene Hand dorthin, bedeckte sie, als hätte er Angst die Stromstöße könnten ebenfalls wieder kommen. Und das Gefühl des vollkommenen Kontrollverlustes.

“Bist du sicher?”, hakte Yjae nach, richtete sich langsam wieder auf, da auch Daehyun mitten im Raum stand. Er atmete tief durch, wusste selbst nicht, warum er Youngjae, seinem einzigen und besten Freund, nicht erzählte was passiert war.

Doch irgendwas in seinem Kopf sagte ihm, dass es Niemand wissen durfte - er wollte nicht, dass es Jemand wusste.

“Ganz sicher. Ich hab gestern gemerkt das es keine gute Idee gewesen wäre, noch länger zu bleiben. Der Alkohol ist mir mehr zu Kopf gestiegen als ich dachte - das ist alles. Und Yoongi hat sich nur wieder über mich lustig gemacht, weshalb ich nicht wirklich mit ihm geredet habe”, korrigierte er und zuckte die Schultern, wunderte sich selbst über den rationalen Ton, den er über seine Lippen bringen konnte, obwohl jedes Wort davon gelogen war. Youngjaes Aura wurde sichtlich ruhiger, verlor ein kleines bisschen an Farbe, was Daehyun zeigte, dass er ihm tatsächlich glaubte.

“Das nächste Mal sagst du mir, wenn du einfach abhaust und nimmst mich mit. Ich hab gestern fast zwei Mädchen dazu gebracht sich zu prügeln”, endlich entkam seiner Kehle ein vertrautes Lachen, etwas schadenfroh, als wäre er tief in sich drin eigentlich außerordentlich amüsiert darüber. Daehyun wollte seiner Geschichte wirklich Aufmerksamkeit schenken, er gab sich Mühe, doch seine Hand lag immer noch auf der Stelle an seinem Oberarm und es zuckte so plötzlich ein komischer Schmerz durch seine Glieder, das er unkontrolliert die Luft einziehen musste.

“Tut mir Leid Yjae, ich muss mal an die Luft. Mein Kopf explodiert”, es war eine schlechte Ausrede, das wusste er, doch das Brennen an seinem Oberarm wurde schlimmer und es war zu diesen Zeitpunkt beinah übmöglich den Schmerz zu verstecken oder nicht einfach seine Hand wegzureißen und preiszugeben, was auch immer sich darunter verbergen würde. Youngjae schaute ihm nur stirnrunzelnd dabei zu, wie er zur Tür herüber stolperte, zu perplex ihn aufzuhalten.

Er krallte sich einer seiner grauen Sweatshirts und warf mit einem “Bin sofort wieder da” die Tür hinter sich zu, stellte zu seiner Erleichterung fest, dass er auf der anderen Seite alleine im Korridor stand. Doch er stolperte zum Gemeinschaftsbad herüber, stellte auch hier sicher, dass ihn Niemand beobachtete. Doch es war still in dem weißen, hallenden Raum und Daehyun stellte sich vor einer der kleinen Spiegel vor dem Waschbecken.

Seine Finger zitterten, als er seine Hand bewegte, beinah stieg Panik in ihm auf, darüber, was er darunter entdecken würde. Doch der Schmerz hatte nachgelassen, war wie eine Schockwelle über ihn herein gebrochen und jetzt wieder abgeklungen.

Er zog erneut die Luft ein, erschrocken darüber, was er am Ende vorfand.

Seine Haut schimmerte leicht, wie eine frische Wunde, die ihm gerade erst Jemand zugefügt hatte. Rot und gereizt, fast wie eine Verbrennung.

“Was zur-?”, wollte er anfangen, doch er konnte verdächtig laut Schritte von draußen hören und hektisch und unter einem leichten Schmerz zog er sich das Sweatshirt über. Er hatte wirklich das Gefühl als wäre seine Kehle zugeschnürt, als er das Badezimmer wieder verließ, mit dem Wissen das er mit Yongguk reden musste.

Er versuchte angestrengt seinen viel zu schnellen Atem unter Kontrolle zu bringen, doch sein Herz zuckte trotzdem aufgeregt und schmerzhaft in seiner Brust. Das Gefühl keine Kontrolle über seinen Körper zu haben, war eine Sache, doch das Brennen an seinem Oberarm und die rote Stelle die er hinterlassen hatte, war eine ganze Andere.

Was zur Hölle war gestern passiert?

“Hey, Papagei!”, Daehyun hatte es gerade Mal geschafft die Treppe herunter zu stolpern, als dieser bescheuerte Name und Yoongis dunkle Stimme wieder in sein Ohr drang. Er war wie eine Zecke, ein Stalker. Überall wo er war, war auch Yoongi.

“Hast du kein Zimmer? Oder was zu tun?”, meinte er ungeduldig, viel zu aufgewühlt und unter Strom, als sich darauf zu konzentrieren, nicht bissig zu klingen. Yoongi zog die Brauen ins Gesicht, sichtlich ebenso genervt, doch Daeh versuchte sich an ihm vorbei in den Korridor zu drängeln. Er hatte kein Ahnung in welchen Zimmer Yongguk lebte, wo er suchen sollte, weshalb die Bibliothek das Erste war, das ihm in den Sinn kam.

“Jetzt warte doch mal…”, meinte er eindringlich, packte Daeh ausgerechnet an der Stelle an seinem Oberarm, die immer noch schmerzte, sodass er erschrocken zurück zuckte und scharf die Luft einzog. Yoongi schien nicht zu wissen was los war, beinah entschuldigend blinzelte er, die Hand immer noch in der Luft hängen, bis er sie schlussendlich langsam wieder sinken ließ.

“Was ist los?”, wollte er wissen, der sanfte Ton passte nicht zu ihm, geweige denn das besorgte Zuckten seiner Aura. Daehyun wollte sich wundern, doch im spuckten zu viele Sachen durch den Kopf.

“Nichts, es ist alles okay!”, meinte er eindringlich, zischte es beinah nur ungeduldig heraus und machte somit eigentlich nur noch mehr klar, dass alles eben doch nicht so okay war, wie er es zugab. Doch Yoongi schien seinen verärgerten und nervösen Blick richtig gedeutet zu haben und fragte nicht noch einmal nach.

Er ließ ihn endlich gehen und Daehyun blickte auch nicht zurück, als er hinter einer der Glastüren neben der Treppe verschwand.

Er hätte beim besten Willen nicht damit gerechnet, fündig zu werden. Eigentlich hatte er sich bei jedem Schritt schon darauf vorbereitet vollkommen hilflos von Neuem anzufangen.

Doch er betrat die stille Bibliothek, auch jetzt saß Niemand am Empfang. Es war Samstag, also war es nicht verwunderlich. Nervös und rastlos wanderten seine Augen über die Regale und die Bücher, über jeden Zentimeter den er erblicken konnte.

Er stolperte die Treppe herunter, als er sehen konnte dass sich Niemand im obersten Stock aufhielt.

Und fast als hätte er auf ihn gewartet, saß Yongguk an dem selben kleinen Tisch, an dem sie zuallererst miteinander geredet hatten. Seine Finger wanderten über die Seite eines Buches, doch auch wenn er Daehyuns laute, energischen Schritte gehört haben musste, blickte er ihn nicht einmal an. Schloß sogar für wenige Sekunden die Augen, als würde er sich innerlich auf etwas gefasst machen.

“W-Wir müssen reden…”, Daehyuns Atem ging immer noch viel zu schnell, jetzt sogar noch unkontrollierter als zuvor.

“Es ist okay”, meinte Yongguk leise, klappte vorsichtig das Buch zu und richtete sich auf. Begegnete Daehyuns Blick das erste Mal.

“Was ist okay? Gar nichts ist okay!”, stammelte er wütend, wusste nicht wohin mit seinen Armen, seinen Händen, ob er auf und ab laufen oder einfach starr stehen bleiben sollte. Yongguks Blick heftete sich auf ihn, seine Aura schien dunkel und kraftlos zu wirken und als Daeh bemerkte, dass etwas in seinen Augen anders war, versuchte er sich zu beruhigen. Seine Gedanken zu ordnen, bevor er sie laut aussprach.

Denn es war Traurigkeit, die er sehen konnte.

So tiefe und pure Traurigkeit, das Daeh es beinah nicht fassen konnte. Er spürte es an der Kälte, wo vorher diese knisternde Wärme gewesen war, die Art wie Yongguk stand, die Schultern kraftlos und das Gesicht blass und müde.

“Wirst du mir erklären, was gestern los war?”, er schaffte es, ruhiger zu sprechen. Geordnet und vernünftig, wo vorher noch Wut und Angst gewesen war. Als Yongguk ihm nicht antworten wollte, zog er sich das Sweatshirt über den Kopf, deutete auf die rote Stelle an seinem Oberarm, auf dem jetzt ganz deutlich der Abdruck seiner Hand zu erkennen war. Jeder einzelne Finger, selbst den silbernen Ring.

Yongguk löste seinen Blick, wirkte plötzlich so viel schwächer und unsicherer, als vorher. Ja machte sich fast schon klein und ergeben vor Daehyun, indem er den Blick senkte.

“Ich hatte nicht vor dir… wehzutun”, presste er zwischen den Zähnen hindurch, von hier auf gleich peitschte seine rote Aura vor Wut um sich, so laut, das Daehyun beinah einen Schritt zurück trat, aus Angst sie würde ihn treffen.

Jeder vernünftige Mensch, wäre gegangen.

Wäre vielleicht sogar gerannt. Sich von dieser komischen Gestalt ferngehalten, die in diesem Moment so gar nicht mehr wie Yongguk aussah. Es war zwar sein Gesicht, doch es lag in dunklen Schatten, so hart und eisig, als wäre es aus Stein.

Doch Daehyun machte einen kleinen Schritt auf ihn zu, konnte sich einfach nicht dazu bringen, ihn alleine zu lassen. Irgendwas war da, irgendwas Tiefes, Verborgenes in seinen Augen, als hätte er diese Situation nicht nur einmal erlebt. Als würde er sie immer und immer von Neuem erleben müssen und er konnte seine Wut darüber nicht mehr unter Kontrolle halten. Er wirkte so einsam… so verzweifelt.

“Yongguk?”, flüsterte er vorsichtig und ging einen weiteren Schritt vorwärts. Yongguk hob den Kopf, sichtlich darüber geschockt, das er noch hier war. Warum er nicht einfach umgedreht und gegangen war.

“Alles okay?”, wollte Daeh wissen, er konnte Yongguks schweren Atem sehen, ihn in der Stille des Raumes hören. Seine Brust hob und senkte sich angestrengt. Es dauerte eine ganze Weile bis er sich beruhigt hatte, bis sein Blick weniger glasig geworden und seine Aura aufgehört hatte starke und laute Wellen zu schlagen.

“Hör zu… ich hab nicht vor-”, Daehyun unterbrach sich selbst, atmete erneut tief durch, als ihm die Erinnerung an gestern noch einmal durch den Kopf schoß. Genau wie auch die Erinnerung an den Schmerz es ihm nicht einfach machte, Yongguk neutral gegenüber zu treten.

Doch er hatte sich entschieden, ihm zuzuhören. Vielleicht konnte er erklären, was das alles zu bedeuten hatte.

“Ihr habt es euch doch alle gefragt… was meine Magie anrichtet. Du siehst es doch”, flüsterte er dann erschöpft, fast als würde er ahnen das es das war, was Daehyun von ihm verlangte. Dass er es laut aussprach und er sich sicher sein konnte.

Auch wenn Daeh die Antwort schon beinah klar gewesen war, wusste er nicht, was er sagen sollte.

Es traf ihn, als würde er es zum aller ersten Mal hören.

“Das ist… grausam”, zögerlich blickte er erneut an seinem Arm herunter, musterte die rote Wunde, die bereits aufgehört hatte zu glänzen. So sah sie beinah aus, als wäre sie bereits zu einer Narbe geworden. Er begriff es nicht, oder wollte es ganz einfach nicht verstehen.

Welcher Gott, oder welche Göttin würde Jemanden einen solchen Fluch auferlegen? Welcher Gott, oder welche Göttin wäre so grausam, so besitzergreifend so unverständlich?

Es war ein Fluch und keine Magie. Der Fluch niemals Jemanden berühren zu können, ohne ihm wehzutun.

Plötzlich machte die Traurigkeit und die Verzweiflung in Yongguks Augen einen Sinn und Daehyun fühlte sich, als würde er in ein noch viel tieferes schwarzes Loch fallen.

Er hatte keinen Zweifel mehr, das Yongguk nicht vorhatte ihm weh zu tun.

“Daehyun?”, es war wieder nur ein leises Flüstern, doch ihn das erste Mal seinen Namen sagen zu hören, ging ihm kalt durch Mark und Bein. Auch, weil es entschlossen und endgültig klang.

“Du wirst dich von mir fernhalten”.



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