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I would control the moon for you!

von

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"The only thing left"

Die Luft war wie Eis. Jede Minute erschien wie eine Stunde. Daehyun konnte sich nicht regen, nicht einmal ein bisschen. Er konnte Oneandén sehen, der genauso erstarrt neben ihm stand, doch weitaus weniger überrascht wie er. Als hätte er es alleine an dem Armband erkannt.

Daehyun konnte sehen wie sich Yongguks Lippen bewegten, doch die Wörter brauchten viel länger um bei ihm anzukommen.

Rotus Talen war am Leben und Yongguk sollte sein Sohn sein. Das konnte einfach nicht möglich sein.

“Meister Daeh, wir müssen gehen”, drang die laute Stimme nervös in sein Ohr und beinah zerstörte es mit einem heftigen Zucken die Schutzblase die er um sich herum aufgebaut hatte. Die Geräusche der Bäume und die Stimmen drangen wieder ungeschützt in sein Ohr und brachten ihn unsanft wieder in die Realität zurück.

“Yongguk”, schaffte er es erbärmlich schwach und leise über die Lippen zu bringen. Sein Gesicht war wie ein Anderes, als er sich ihm zuwendete, wieder genauso starr und kalt wie früher. Fast als würden sie sich wieder zum ersten Mal in der Bibliothek sehen.

“Du solltest gehen, Daeh”, meinte er. Doch auch wenn Rotus Aura wie Terpentin in seinen Adern brannte und seine Brust sich schmerzhaft zusammen zog, schüttelte er heftig den Kopf.

“Was ist hier los?”, wollte er wissen, war der Einzige, der nicht zu wissen schien, was vor sich ging.

“Verschwinde schon, Daeh!”, rief Yongguk so kalt, das Daeh spürte, wie seine Kehle trocken und taub wurde, seine Augen brannten, genauso wie der Rest seines Körpers. Rotus stand hinter ihm, die schwarze Robe bewegte sich leise und ruhig im Wind, seine roten Augen schienen genauso gelassen und vergnügt wie vorhin. Er musterte Daeh, fast wurde die Luft noch kühler, als seine Augen sich auf ihn legten.

Oneandéns Äste legten sich schmerzhaft fest um Daehyuns Unterarme, hielten ihn davon ab, einen Schritt auf den Schwarzhaarigen zuzumachen. Er wollte ihn an den Schultern packen, ihn fragen was los war.

Daeh hatte Angst, die Energie die von Rotus ausging war kein Vergleich zu Yongguks mächtigen Aura, an die er es sogar geschafft hatte, sich zu gewöhnen. Doch er konnte nicht gehen. Seine Füßen bewegten sich nicht, seine Augen hefteten Yongguk fest, als wäre es eine dumme letzte Bitte ihm verdammt noch mal zu erklären, was das alles zu bedeuten hatte.

Er wusste dass etwas nicht stimmte, er spürte es jetzt sogar in den Strömen die durch Oneandéns Äste wanderten.

“Lass mich los”, zischte er wütend. Man konnte seinen Blick sehen, er versuchte sich dagegen zu wehren, doch er stand immer noch unter seiner Kontrolle. Mit lauten, krachenden Geräuschen zuckten die Äste wieder zurück.

“Willst du mich denn nicht vorstellen, hm?”, war es plötzlich Rotus, der das Wort ergriff, ein schiefes, beinah schadenfrohes Lächeln auf den Lippen, aus dem man etwas zu lesen vermag - doch man wusste nicht war es war, was sich hinter diesen roten, leuchtenden Augen abspielte. Seine Stimme war beinah ein zufriedener Singsang.

Yongguk biss sich auf die Lippe, konnte sehen wie Rotus langsame, bedachte Schritte auf Daeh zumachte, der ihn mit erstaunlicher Entschlossenheit anstarrte. Er wirkte wie eine Raubkatze, geschmeidig, beinah lautlos schwebte er über die trockenen Äste.

“Du scheinst furchtloser zu sein als du aussiehst, Junge”, meinte er, beugte sich so tief zu Daeh herunter, das er seinen kühlen Atem auf seiner Haut spüren konnte. Er ballte die Hände zu Fäusten, versuchte dieses starke Verlangen, die Flucht zu ergreifen, zu unterdrücken. Auch wenn jede Pore seines Körpers es verzweifelt zu schreien versuchte.

“Ich gehe mit dir… aber lass ihn in Ruhe”, meinte Yongguk plötzlich, binnen Sekunden schien Rotus sich abgewendet zu haben, schenkte seinem Sohn ein zufriedenes Grinsen, dessen Blick wütend in seine Richtung schnellte. Er streckte ihm die Hand entgegen, Daeh hielt aus irgendeinem Grund die Luft an, als Yongguk ihm einen Blick schenkte.

Seine schwarzen Augen waren kalt, doch Daeh konnte es sehen. Diese tiefe Traurigkeit, diese Verzweiflung, die über die Wochen in seiner Nähe immer weniger geworden zu sein schien.

Doch Yongguk nahm Rotus Hand. Plötzlich verschmolzen sie mit der Luft, waren wie vom Erdboden verschluckt, lösten sich vor Daehs Augen in Luft auf.

Er schüttelte den Kopf.

“Nein… wo sind sie hin?”, er rannte zur Stelle, wo sie gerade noch gestanden hatten, riss die Blätter zur Seite, hoffte irgendwas zu finden, was ihm einen Anhaltspunkt geben würde, doch selbst der Wind war verschwunden. Er riss seinen Blick los, heftete ihn wütend auf Oneandén.

“Wo sind sie?!”, brüllte er.

“Meister Daeh…”, seine Stimme war fest, mächtig und erwachsen wie immer. Doch Daeh schüttelte weiter den Kopf, es konnte nicht sein, das er einfach so verschwindet.

“Du weißt etwas, wo sind sie hin?”, presste er angestrengt zwischen seinen Zähnen hindurch, seine Reißzähne bohrten sich in seine eigene Lippe. Doch er ignorierte den Schmerz.

“Meister Daeh”, fing er erneut an, diesmal weitaus eindringlicher als zuvor, “sie haben gesehen, welche Macht der erste Vampir besitzt… warum wollen sie ihm dennoch folgen?”, wollte er wissen. Seine hölzernen Augen waren schockiert, als hätte Daehyun entschlossen, seinem eigenen Selbstmord entgegen zu laufen. Er ballte seine Hände so fest zu Fäusten, das seine Gelenke schmerzten.

“Ich muss… Yongguk ist…”, presste er es hervor, doch der Blick in seinen Augen tauchte erneut vor ihm auf, brannte sich in sein Gedächtnis. Er fühlte sich rastlos und verwirrt, wusste nicht, was vor sich ging.

Doch auch Wut zerrte an seinen Gliedern, er spürte wie seine Aura sie in sich aufnahm, als wäre es neben allem Anderen eine weitere Energiequelle. Er ging wenige Schritte zurück, stand vor dem kleinen Weg, den Yongguk und er erst hier her gelaufen waren. Er wusste dass sie immer noch verfolgt wurden, doch finster blickte er in die Richtung aus den die Verfolger kommen würden. Oneandén war still, konnte spüren, dass Daehyun angestrengt Macht aus dem Strom der Erde, aus den Wurzeln und den Pflanzen zog.

“Meister Daeh…”, sprach er leise. Doch Daehyun legte mit aller Kraft seine Hand auf den Boden, spürte, wie Hitze ihn umschloss, als die Pflanzen und Zellen sich veränderten, sich immer weiter verflochten, sich höher und höher hinauf trugen. Er schuf Etwas, so hoch wie das Tor, durch das er und Yongguk gelaufen waren.

Er würde nicht wieder zurück gehen und er würde auf keinen Fall gefunden werden. Sein Körper legte sich in Schatten, die Hecke baute sich vor ihm auf, mächtig und undurchlässig, wie eine Mauer aus Stein. Zitternd stellte er sich auf, spürte wie sein Atem schwer und flach ging, doch er schaffte es, sich auf den Beinen zu halten.

“Wir hätten zurückgehen sollen”, seufzte Oneandén tief, doch seine Augen hefteten sich beinah bewundernd auf die Hohe Mauer aus Dornen und Efeu. Daeh schenkte ihm einen Blick, er alleine hätte alles sagen müssen, was er wissen musste, doch er wollte das es alle hörten. Jede Zelle dieses Waldes sollte auf seine Befehle hören.

“Wir werden Yongguk wieder zurück holen, das ist alles, was wir tun”, zischte er.

“Meister Daeh, er hat sich entschieden”, versuchte er es erneut, doch Daeh funkelte ihn warnend an.

“Und ich mich ebenfalls”.
 

Yongguk spürte das selbe schwindeleregendes Gefühl in seinen Organen, als Rotus ihn an der Hand packte, seine Aura heftig durch seine Adern strömte, sein Blut unter Feuer setzte. Er stand an der genau selben Stelle, doch der Wind war verschwunden, Daehyun und Oneandén ebenfalls.

Der Wald war still, viel zu still, als gäbe es auf dieser Seite der Welt, kein Leben mehr.

“Ich dachte nicht, dass es so einfach sein würde, dich zu überzeugen”, meinte Rotus gerade, er ging sich zufrieden mit den langen, schwarzen Nägeln durch das genauso schwarze Haar, doch Yongguk folgte ihm nicht, als er sich wieder in Bewegung setzte.

“Ich sagte ich gehe mit dir… nicht das ich darauf höre was du mir zu sagen hast”, drohte er, ein wütender, scharfer Blick schnellte in seine Richtung. Yongguk war die Kälte gewöhnt, sein Vater konnte ihm keine Angst einjagen.

Rotus atmete tief, schien mehr als sonst darauf bedacht zu sein, seine Wut herunter zu schlucken.

“Du wirst auf mich hören… früher oder später”, meinte er nur entschlossen, setzte seine federleichten Glieder wieder in Bewegung und fest biss sich Yongguk auf die Lippe. Sie schmerzte extrem, doch es war ihm egal. Es lenkte ihn davon ab, welche Entscheidung er getroffen hatte.

“Nun komm”, drangen seine Worte in sein Ohr und angestrengt riss er seinen Blick wieder von der Stelle los, an der Daehyun gerade noch gestanden hatte. Wahrscheinlich war er noch immer dort, nur auf der anderen Seite, vollkommen unerreichbar für ihn.

Er hasste sich dafür, er hasste den Gedanken sich von ihm zu trennen. Seine braunen Augen, wie sie entschlossen um ihn gekämpft hatten, obwohl er spüren konnte, das Rotus viel zu mächtig gewesen war. Die ihn nicht hatten loslassen wollen.

Und sie taten es auch jetzt nicht. Er spürte sie noch immer auf sich, wie einen prüfenden Blick, wie die verzweifelte Frage, warum er es getan hatte.

Aber Yongguk musste es tun.

Denn er wusste nur zu genau, das Rotus sogar den Mann umbringen würde, den er liebte.

Und somit folgte er ihm, stumm, wie ein dummer Hund, der seinem Herrchen folgte. Sie gingen denselben Weg zurück, doch es war nicht mehr wie davor. Der Wald war nicht mehr voller lebendiger Geräusche, es huschten keine Lebewesen mehr über den Boden, die Luft war kalt und tot. Die Bäume waren kahl und dünn, die Blätter lagen leblos auf dem Boden um ihre Füße.

Er konnte das Haus erkennen, aus dem Daehyun und er geflohen waren, in dem seine ‘ma friedlich vor sich hin gelebt hatte. Doch auf dieser Seite war das Haus eine halbe Ruine. Das Dach war in sich zusammengefallen, graue Asche erfüllte die Luft, legte sich auf Yongguks Haut, wie eine Versprechung für das, was noch kommen würde. Sie verließen den Berg, mit jedem Schritt den sie näher kamen, wusste Yongguk, das es ihn erneut in der Magengrube treffen würde, ihn innerlich genauso zerreißen würde, wie es jeden Tag seiner Kindheit gewesen war.

Unter ihnen lagen die hohen, alten Gebäude, einer komplett neuen Stadt. Neugierige Massen starrten zu ihnen herauf, als hätten sie sie bereits erwartet. Leuchtende, Augen und Auren labten sich in der Luft, gierig und bereit in Beifall auszubrechen.

Die Straßen rochen nach etwas Bitterem, legte sich wie eine Schicht auf Yongguks Zunge. Das hohe, gigantische Tor existierte nicht mehr, genauso wenig wie die Menschen. Rotus lief vor ihm, sein breiter Rücken streckte sich voller Stolz und angestrengt versuchte Yongguk langsam zu atmen, unter all den Augen und Blicken die sich auf sie legten. Keiner sagte ein Wort, nicht mal ein Flüstern, kein Atemzug füllte die Luft. Er hörte lediglich seine eigenen dumpfen Schritte, auf dem dunklen, mit Asche bedeckten Asphalt.

Sein Blick wanderte in eine dunkle Gasse, weitere Vampire schielten zu ihm herüber, rote, schmierige Flecken um die zu einem Grinsen verzogene Lippen.

“Majestät”, ein kleiner Mann, mit grauem Haar und grünen Augen verbeugte sich tief, beinah löste es den Beifall aus, denn Yongguk schon seit der ersten Sekunde erwartet hatte. Das Wort “Majestät” zischte durch die Luft, tausende Stimmen machten es dem kleinen Mann nach, senkten den Kopf, als hätten sie nur darauf gewartet sich zu unterwerfen.

Es hätte sich die Schulmauer vor ihnen aufbauen sollen, das laute Gelächter unbeschwerter Schüler, hitzige und unschuldige Auren die nichts davon ahnten, wie die Welt wirklich war.

Doch es war nicht die Schule, die an dem Ort stand, wo sie hingehörte. Es war das gigantische, alte Schloss des Königs der Vampire.

Rotus Talen.

Yongguk spürte, wie es ihm die Luft raubte, der Titel seines Vaters war wie ein weiterer sadistischer Einfall des Schicksaals. Er öffnete die Tore, die Vampire hinter ihnen drängelten sich an die Mauer, versuchten einen letzten Blick auf ihn zu erhaschen, gierige Augen, als würden sie Kraft aus ihm ziehen.

Sie betraten das Gelände, noch immer fielen keine Worte zwischen ihnen, beinah war die Erwartung alleine in der Luft zu spüren. Yongguk wusste, was sein Vater wollte, doch er wusste auch, dass er ihm dieses Verlangen niemals erfüllen konnte.

Der Garten war genauso voller Asche, wie die Straßen, kahle, schwarze Bäume ragten aus dem Boden, wie ein letzter Versuch der Natur, sich am Leben zu halten. Die goldenen Türen wurden von zwei Gestalten, in schwarzen Roben geöffnet, tief beugten auch sie den Kopf.

Die Stille war unerwartet wohltuend. Kein ungeduldiges dumpfes Geräusch von tausenden Vampiren, die ihre Füße nicht stillhalten können. Der Korridor war mächtig, unter Yongguks Füßen erstreckte sich das tiefe Rot eines altmodischen Teppichs, auf dem man seine Schritte nicht einmal mehr zu hören schien. An den Wänden, in goldenen Bilderrahmen, unter dem Licht 4 gigantischer Kronleuchter aus Glas, hingen die Gesichter der 5 ersten Vampire. In prächtigen Roben, Tierpelzen und mit starren, toten Augen.

“Kleide dich, wir werden bald verkünden, dass du zurück bist”, hörte man Rotus Stimme von den Wänden hallen, wie etwas das über seinen Kopf über das Schicksaal entschieden hatte. Yongguk konnte bereits die seelenlosen Gestalten erkennen, die ihn in sein Zimmer geleiten wollten.

“Warum bist du gerade jetzt gekommen? Warum hast du mich nicht früher wieder zurück gebracht… du hattest immer die Möglichkeit, nicht wahr?”, wollte Yongguk jedoch wissen, sofort erfüllte sich der Raum mit einem amüsierten Lachen, so schrill und herzlos, wie es nur sein konnte. Sein Vater wandte sich ihm endlich zu, seine Mundwinkel zuckten immer noch amüsiert.

Dieser Mann war so kalt und tot, wie man nur sein konnte. Mehr ein Peiniger, als ein Vater.

“Wie war es eigentlich… diesen kleinen, unschuldigen Jungen zu berühren?”, schnurrte er leise, ging mit seiner kalten Hand über Yongguks Oberarm, hinterließ rote Striemen mit seinen Fingernägeln. Yongguk biss die Zähne zusammen, versuchte die kochende Wut in seiner Kehle wieder herunter zu schlucken, die ihn beinah die Fassung verlieren ließ.

“Jung Daehyun richtig?”, wollte Rotus wissen, ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen.

“Nimm seinen Namen nicht in den Mund”, zischte Yongguk.

“Oh, nicht doch. Schließlich hab ich auf ihn gewartet. Jung Daehyun war genau das, was ich gebraucht habe”, schnurrte er, wie eine Raubkatze, die voller Ruhe ihr Opfer erwählt und auf den letzten Sieges Stoß wartete. Yongguk spürte die Wucht, mit der seine Aura peitschte, als würde sie den Druck seiner Wut nicht mehr standhalten.

“Du wirst ihm nichts tun”, schaffte er es zu sagen.

“Ober Yongguk, ich bin dein Vater, natürlich tue ich ihm nichts”, meinte er nur, doch Yongguk glaubte ihm nicht ein Wort, welches über seine dünnen, blassen Lippen kam.

“Ich werde dir lediglich beweisen, dass es für dich keinen Platz in dieser Welt gibt. Dein Platz ist hier, du bist der nächste König der Vampire, mein Fleisch und Blut”, seine Miene verfinsterte sich, mit einem festen, schmerzenden Griff umklammerte er Yongguks Oberarm.

“Jung Daehyun ist schwach, du wirst sehen, das nicht mal er - obwohl du glaubtest dass er dich zu lieben scheint - nach dir suchen wird”, er löste seinen Griff, Yongguk schnappte angestrengt nach Luft, hustete unerbittlich, als die Kälte um sein Herz wieder verschwunden war.

“Das war schon immer deine dumme Schwäche gewesen”, keuchte Yongguk angestrengt, war beinah zusammen gesackt, konnte sich mit einem Knie abfangen. Sein Körper war wie ausgesaugt, doch er schenkte seinem Vater ein Lächeln.

“Du denkst dass alles was auf dieser Welt zählt, Macht ist. Du wirst nie wissen wie es ist, Jemanden zu lieben”, zischte er. Rotus beugte sich ein letztes Mal zu ihm herunter, nicht einmal ansatzweise davon beeindruckt, was Yongguk ihm an den Kopf geworfen und geglaubt hatte, besser zu wissen.

“Selbst wenn Jung Daehyun es auf irgendeine Weise schafft, auf diese Seite zu kommen, was denkst du wird passieren? Wenn er sehen kann, wie die Welt aussieht, in der aufgewachsen bist - wo du hingehörst? Denkst du wirklich, seine Liebe wäre groß genug um darüber hinwegzusehen, dass du ein Monster bist?”, zischte er entschlossen, schaffte es, das Yongguk seinen Blick senkte, sein Herz sich fühlte als wäre es aus Stein.

Egal wie er es sich wünschte, egal wie sehr er daran glauben wollte, das Daehyun ihn liebte, wusste er, dass sein sadistischer Vater Recht hatte. Selbst wenn Daeh ihm folgen würde, würde er wirklich glauben, dass er der selbe war wie früher?

“Sehr gut, du hast es verstanden. Mach dir keine großen Hoffnungen, er wird diese Welt nicht betreten können”, meinte Rotus zufrieden, richtete seinen Körper auf und entfernte sich von ihm, als wäre es egal, was als nächstes passieren würde. Er wusste das Yongguk ihm folgen würde - er hatte keine andere Wahl.
 

“Essen sie das, Meister Daeh”, meinte Oneandén sanft, er hatte seine Wurzeln fest im Boden versunken, somit fiel es auch Daeh einfacher, ihn wach zu halten. Seine Äste schoben einen beachtlichen Haufen an Früchten und Nüssen zu ihm herüber.

“Danke…”, flüsterte Daehyun erschöpft, seine zitternden Finger griffen gierig danach. Das errichten einer Mauer, hatte seine Magie fast vollkommen ausgelaugt, er schaffte es nur mit der letzten kleinen Flamme, Oneandén wach zu halten. Auch wenn es umschlossen, von der starken Erde und den Bäumen längst nicht mehr so schwierig war, wie das erste Mal.

Doch er musste immer noch mit ihm reden, hatte sich kein Stück von der Stelle gelöst, an der Yongguk und Rotus verschwunden waren. Er saß auf einem Baumstamm in der Nähe und starrte darauf herüber, als würde sich jeden Moment etwas regen.

“Fühlen sie sich besser?”, wollte er wissen.

“Mir geht’s gut… keine Sorge”, meinte Daeh leise und trocken, kaute lange auf seinen Nüssen herum, konnte nicht verbergen, dass er am verhungern gewesen war. Auch wenn er fast gar keinen Appetit hatte.

Sein Magen war ein riesiger großer Knoten, der sich mit jeder Minute fester zu ziehen schien. Scharf und auffordernd schnellte Daehyuns Blick auf Oneandén zurück, dessen Äste unbewegt in der leichten Brise hin und her schwankten.

“Wirst du mir erzählen was du weißt?”

“Wenn nicht, würden sie mir es befehlen, Meister Daeh. Ich fürchte ich habe keine andere Möglichkeit”, sagte er unter einem kleinen Seufzen, brachten Daeh fast dazu, erneut Wut in seiner Kehle hinaufsteigen zu spüren, doch er konnte durch die Erde unter seinen Füßen die Angst in den Strömen seiner Äste spüren und erwartungsvoll zog sich seine Brust zusammen.

“Doch ich weiß weniger, als sie zu denken vermögen”, sein Blick wanderte auf die Stelle zurück, die Daehyun energisch beobachtet hatte und tief atmete er ein, entzog dem Wind seine Kraft.

“Alles was sie hier sehen, ist nicht das Einzige, was in dieser Welt existiert”, meinte er dann plötzlich, mit tiefer, verletzter Stimme. Daehyuns Blick schnellte in seine Richtung und verwirrt zog er die Brauen ins Gesicht.

“Als Baum lebt man viele Jahre, Jahrzente wenn es sein muss, ist mit der Erde und all ihren Erinnerungen verbunden. Vielleicht erscheint es ihnen unbegreiflich, aber ihre Macht ist größer, als sie es zu glauben scheinen”, machte er weiter, seine grünen Augen legten sich auf Daeh, der sich nicht mal traute, ihn zu unterbrechen, auch wenn er alles am liebsten viel schneller aus ihm heraus bekommen hätte.

“Rotus Talen ist vielleicht in dieser Welt gestorben, doch sein Schatten lebt weiterhin. Ein Produkt der anderen Welt, mit der er sich verbunden hat, kurz bevor er seinem Tod im ersten Krieg entgegen gesehen hat”.

“Du sagst, es gibt neben dieser Welt, noch eine Weitere?”, wiederholte Daehyun zitternd, die Worte waren wie ein großer Fluß aus Verwirrtheit in seinem Kopf.

“Er ist nicht das einzige Wesen, welches auf der anderen Seite lebt. Über die Jahre hat er es auf unbeschreibliche Weise geschafft, weitere Seelen auf seine Seite zu ziehen und sie zu Vampiren heran wachsen zu lassen. Doch sie sind nicht wie die Vampire, die wir heute kennen. Sie stehen am Anfang der Evolution, es dürstet ihnen nach Blut”, Oneandén stoppte sich, musterte vorsichtig Daehyuns Miene, als müsste er sicher gehen, dass er ihm weiterhin folgte. Die Äste um sie herum schienen sich zu krümmen und laben, als wollten die Wesen im Wald diese Geschichte nicht hören.

“Und vor 19 Jahren bekam er einen Sohn… In einer Welt in der lediglich tote Vampire leben. Ich kann mir das bis heute nicht erklären”, flüsterte er nur.

“Yongguk”, schaffte es Daehyun zwischen seinen Zähnen hindurch zu pressen, sein Herz raste, seine Finger fingen erneut zu zittern an, als er sich ihn vor seinem inneren Auge vorstelle. Wie er seinen Vater angeblickt und ihm ohne zu zögern die Hand gegeben hatte.

“Dieser Junge ist nicht das was er vorgibt zu sein… wenn er in dieser Welt aufgewachsen ist, müssen wir davon ausgehen, dass er gefährlich ist”.

“Nein… nein das glaube ich nicht”, zischte Daehyun, richtete sich auf und schüttelte energisch den Kopf.

“Ich kenne ihn, er ist nicht wie sein Vater…”, Daeh ballte die Fäuste zusammen, hatte keine Ahnung wie er all diesen bedrückenden Gefühlen Luft machen sollte, unter denen er mit der Zeit immer weniger atmen konnte.

“Er ist nicht böse…”, flüsterte er schwach, wusste nicht, wie er sich davon selbst überzeugen sollte. Er wusste es, er wollte es wissen, doch er konnte nicht sagen, wie es auf der anderen Seite aussah.

Er musste damit klar kommen, das alles was er wusste, eine Lüge war. Das Rotus Talen am Leben und das Yongguk mit ihm auf der anderen Seite war. In einer Welt in der Vampire Blut tranken, mit toten Seelen in ihren Schädeln, die das gesamte Gleichgewicht der Welt zerstört hatten.

Doch wenn er eins wusste, dann war es das er Yongguk liebte.

Er wusste, das es alles war, worauf er vertrauen musste.

“Gibt es irgendeinen Weg auf die andere Seite zu kommen?”, er drehte sich mit einer wuchtigen Bewegung um, Oneandén zog die Brauen ins Gesicht, wirkte erschöpft und wütend zugleich. Doch es war nicht wegen seiner Entscheidung, er wusste es ganz einfach nicht.

“Bäume leben ein Jahrhundert, eine ganze Ewigkeit”, fing er plötzlich an.

“Doch eine solche Liebe kommt so selten vor, dass ich beinah vergessen habe, wie es sich anfühlt, sie durch meine Äste strömen zu spüren”, seine tiefe Stimme zitterte vor Erregung, sein Lächeln war vorsichtig, aber Daeh konnte spüren, dass er entschlossen war.

“Sie müssen mit Albion reden, er ist der älteste Baum in diesem Wald”, versicherte er ihm.



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