Zum Inhalt der Seite

VITANI

Die Geschichte der Schattenlöwin
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Dunkle Zeiten

„Wen haben wir denn da?"
 

Stechende Bernsteinaugen blickten auf ihre Beute hinab.
 

Vitani zitterte; schmerzhaft pressten die Krallen der Löwin sie auf den Steinboden. Sie wusste, Flucht war zwecklos.
 

Das Maul der Fremden verzog sich zu einem Lächeln. Wie ein riesenhafter gelber Fels ragte sie vor Vitani auf, und trotz ihres ausgemergelten Zustands war sie doch kräftig.
 

„Wieso?", brachte Vitani keuchend heraus. Diese kleine Frage hätte so viel bedeuten können, aber die Löwin wusste, worauf sie hinaus wollte.
 

„Wieso wir Scar stürzen wollen?" Ein Lachen ohne Freude. „Du müsstest es wissen, kleine Prinzessin.Siehst du denn nicht das Land? Die Herden ziehen fort. Das Wasserloch ist nicht mehr als eine Pfütze. Löwen sterben. Ach, das kannst du ja nicht wissen... deinesgleichen muss nicht hungern."
 

Die kleine Löwin wollte widersprechen, doch alle Luft wurde aus ihren Lungen gequetscht. Schwarze Punkte tanzten vor ihren Augen. Nichts wünschte sie sich lieber, als in den Tanz mit einzustimmen...
 

„Safira, halt! Du bringst sie um!"
 

Stimmen, weit entfernt. Wie durch Nebel kamen sie näher...
 

Dann, urplötzlich, Luft. Strömte in ihre Lungen, ließ sie aufkeuchen. Die schwarzen Punkte verschwanden.
 

Ein Brüllen. Eine Löwin stürmte in die Höhle. Auch ihr waren die Strapazen der Trockenzeit deutlich anzusehen, doch strahlte sie etwas Majestätisches aus. „Schwester! Was hast du dir gedacht?"
 

Ihr Blick wanderte zu Vitani. „Du kannst von Glück reden, dass Sarafina Mitleid mit dir hatte. Nun verschwinde!" Ihr Blick wurde weicher, als Vitani mit gesenktem Kopf ins Sonnenlicht humpelte. „Und... gib acht. Es sind dunkle Zeiten."
 

Sie rannte. Ihre Pfoten schmerzten, es war egal. Nur weg von diesem schrecklichen Ort, dieser schrecklichen großen Löwin, von allem, einfach nur weg...
 

Das Land zog an ihr vorüber, trostlos und kahl. Nein, das Schreckliche war nicht, dass Safira plante, den Königsfelsen anzugreifen, oder dass sie Vitani fast getötet hätte... es war die Tatsache, dass sie recht hatte. So unglaublich ihre Worte auch erschienen, sie waren wahr.
 

Vitani dachte an die Geschichte, die Sari ihr erzählt hatte. Löwen sterben. War Tamas Tod ein Unfall gewesen oder... Mord? Sie durfte gar nicht erst daran denken.
 

Sie schob ihre Gedanken zur Seite, bis auf den einen. Sie wollen meinen Vater töten.
 

Ihre Schritte lenkten sie in Richtung Wasserloch.
 

„Papa!!!"
 

Urplötzlich stieß sie gegen dunkles Fell. Augen wie Smaragde schauten sie teils besorgt, teils belustigt an. „Vitani, was ist denn los?"
 

„Löwinnen!", keuchte sie, erschöpft vom Rennen.
 

Scar legte ihr beruhigend eine Pfote auf. „Erzähl mir alles."
 

„Da war eine Höhle", begann Vitani, nun etwas ruhiger, „und die Löwinnen dort... sie planten einen Angriff." Sie holte tief Luft. „Auf den König."
 

Scar knurrte, tief aus der Kehle. „Haben sie dich entdeckt?"
 

Vitani nickte schuldbewusst. „Sie waren... nicht nett."
 

Der König begann, auf- und abzulaufen. „Wir müssen zurückschlagen, bevor sie angreifen können."
 

Vitani musste bei seinem Anblick unbewusst an Safira denken. Gab es nicht einen anderen Weg, als sich immer gegenseitig zu bekriegen? Außerdem... die beiden Löwinnen, die ihr geholfen hatten, sollten nicht verletzt werden.Sie waren nicht böse.
 

„Bitte, Papa!", rief sie ihrem Vater zu. „Ich möchte keinen Kampf..."
 

Überrascht drehte sich Scar zu ihr. „Was haben wir denn für eine Wahl...", knurrte er leise. „Sollen wir sie etwa freundlich bitten, sich unserem Rudel anzuschließen?"
 

„Wieso nicht?" Vitani kam da plötzlich ein Einfall. „Sie sehen dich und unser Rudel als eine Bedrohung... was, wenn wir sie vom Gegenteil überzeugen können? Dass man nur gemeinsam eine Chance gegen die Trockenzeit hat. Ein größeres, vereintes Rudel erlegt mehr Beute und niemand muss mehr hungern! Das überzeugt sie bestimmt."
 

Ihr Vater setzte eine unbewegliche Miene auf. Fand er die Idee etwa nicht gut?
 

Doch dann erhellte sich sein Gesicht, ein Grinsen zog seine Mundwinkel weit nach oben. „Vitani, meine Tochter. Das ist eine geniale Idee! Hätte von mir stammen können." Scar zog die kleine Löwin zu sich heran. „Ich werde sofort die Königin informieren. Sie wird eine Patrouille zudem Rudel anführen. Das hast du gut gemacht!"
 

Liebevoll streichelte der König seiner Tochter über den Schopf. Vitani fragte sich, womit sie diese plötzliche Zuneigung verdient hatte. War ihre Idee wirklich so sensationell?
 

Andererseits war sie froh, dass Scar ihr anscheinend das Ereignis auf dem Elefantenfriedhof vergeben hatte. Sie schmiegte sich an ihn. „Versprichst du mir auch, dass keiner Löwin etwas zuleide getan wird?"
 

„Das verspreche ich dir." Scar schaute sie lächelnd an. „Das Rudel wird widerstandslos zu uns übertreten. Zira kann sehr überzeugend sein..."



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück