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VITANI

Die Geschichte der Schattenlöwin
von

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Feuer

Feuer.
 

Feuer in ihren Adern, Feuer in ihren Klauen, in jeder einzelnen Faser ihres Körpers.
 

Heute brannte sie. Für all diejenigen, die ihr Leben gelassen hatten.
 

Mufasa. Tama. Pride. Naomi.
 

Die Geister der Verstorbenen tanzten in den Flammen, lenkten ihre Pfoten, stählten ihr Herz. Sie spürte sie mit jedem Atemzug.
 

Geschmeidig bewegte sich ihr Körper durch die Schlacht, ihre Krallen rissen tödliche Wunden, ihre Fänge blitzten grellweiß auf, bevor sie sich in die Kehle eines Gegners bohrten.
 

So lange schon hatten sie gewartet. Zu lange schon litten sie unter der Herrschaft Scars. Jetzt war der Tag der Abrechnung gekommen.
 

Funken stoben auf, als sie über den Felsen jagte, das Feuer hinter ihr zeichnete dunkel ihre Silhouette auf den Steinboden. Eine Kriegerin aus Schatten und Flammen.
 

Wut loderte in ihrem Blick. Ihre Tatzen fegten eine weitere Hyäne vom Felsen, sie wirbelte herum und sprang drei weiteren entgegen, mit peitschendem Schwanz, knurrend, die Lefzen zurückgezogen.
 

Die erste Hyäne tötete sie mit einem gezielten Genickbiss. Eine weitere sprang auf ihren Rücken, sie rollte sich herum, schüttelte sie ab und schleuderte sie ins Feuer. Ihr Kreischen hallte Nala in den Ohren. Die dritte Hyäne bekam es mit der Angst zu tun und ergriff die Flucht, doch mit einem mächtigen Sprung holte die Kriegerin sie ein, brachte sie zu Fall und zerfetzte ihr die Kehle.
 

Blut sprenkelte ihre Schnauze und ihre Krallen. Der Glanz des Feuers hüllte sie ein, Hitze kribbelte unter ihrem Fell. Sie fühlte sich stark. Kurz blickte sie hinüber zu ihren Rudelgefährtinnen:
 

Safira, kämpfend mit einer Wut und Brutalität wie keine andere.
 

Sarabi, stolz und brüllend.
 

Diku und Dwala, Seite an Seite.
 

Naanda, die sich tapfer gegen vier Gegner behauptete.
 

Uzuri, mit einem bitteren Lächeln auf dem Gesicht.
 

Und schließlich ihre Mutter. Sarafina. Es war wunderschön und schrecklich zugleich, sie kämpfen zu sehen. Eine Hyäne nach der anderen wurde von ihr niedergestreckt.
 

Ohne zu zögern warf sich Nala wieder in den Kampf. Die Hyänen wichen ihr aus, doch es gab kein Entkommen. Endlich konnten sie Rache nehmen. Endlich wussten sie, was lange nur eine düstere Vermutung war: Scar hatte tatsächlich seinen eigenen Bruder, Mufasa, getötet, um König zu werden.
 

Und Simba - er lebte.
 

Manchmal konnte sie es immer noch nicht wirklich glauben. Scar hatte sie alle in dem Glauben gelassen, der Prinz wäre tot... doch wie es aussah, war auch das Teil seines perfiden Plans gewesen.
 

Simba sprang, umhüllt vom Schein des Feuers, über den Felsen. Aus seinen Augen schienen Funken zu sprühen. Er schleuderte zwei Hyänen von seinem Rücken und ihr Herz machte einen Sprung, als eine dritte ihm an die Kehle ging.
 

Mit einem Fauchen war sie bei ihm, riss die Hyäne herunter. Kurz begegneten sich die Blicke der Löwen. Blaue Augen trafen auf rotbraune.
 

Für einen kurzen Moment waren sie wieder im Dschungel und sie konnte seinen warmen Atem an ihrer Wange spüren, sein Fell neben ihrem. Schmetterlinge tanzten wie verrückt in ihrem Bauch.
 

Dann wurde der Moment weggeweht wie Asche im Wind. Gegner umzingelten sie. "Ich halte dir den Rücken frei", flüsterte sie, obwohl das gar nicht nötig gewesen wäre. Sie verstanden sich auch ohne Worte.
 

Die Hyänen griffen an. Sie bäumte sich auf und zeigte knurrend ihre Zähne, schlug unbarmherzig auf die Angreifer ein. Er war an ihrer Seite, tat es ihr gleich. Sie waren eins.
 

Kampfschreie gellten über den Felsen, der Geruch nach Feuer und Blut erfüllte die Luft. Der Rauch, die Hitze, die unermüdlichen Gegner - das alles wurde verdrängt von ihrem Durst nach Rache. Sie nahm die Welt um sich herum nur noch verschwommen wahr.
 

Doch plötzlich war er nicht mehr hinter ihr. Gab ihr keine Rückendeckung mehr. Angst keimte in ihr auf.
 

"Simba!" Sie schrie es in die lodernden Flammen. Tote Hyänen, Ruß und Blut bedeckten den Boden. Im flimmernden Licht erkannte sie die anderen Löwinnen versammelt. Die restlichen Hyänen hatten sich wohl, feige wie sie waren, verzogen.
 

"Simba!", rief sie erneut. Köpfe hoben sich, als sie zum Rest der Gruppe stieß.
 

Sie sah den toten Körper einer Löwin zwischen den Leichen einiger Hyänen hervorblitzen. Jetzt erst erkannte sie, dass der Krieg einen weiteren Tribut gefordert hatte. Ein weiteres Leben.
 

"Es ist Diiku", flüsterte Sarafina. Liebevoll schmiegten sich Mutter und Tochter aneinander. Trauernd, schluchzend umringten Diikus Schwestern die Tote, sprachen leise Gebete zu den Königen der Vergangenheit.
 

Auch sie senkte respektvoll den Kopf. Eine tapfere Kriegerin hatte ihr Leben im Kampf für die Gerechtigkeit gelassen...
 

"Was nun?", wandte sie sich an ihre Gefährtinnen.
 

"Wir wissen nicht, ob Scar noch am Leben ist." Tränen standen in Sarabis Augen, doch sie waren sicherlich nicht für den heuchlerischen König gedacht. "Und Simba..."
 

"Der König ist tot!"
 

Ein Ruf unterbrach die ältere Löwin. Ein Schatten löste sich aus den Flammen, sie erhellten das Gesicht des Löwen -
 

Ein Raunen ging durch die Menge. Ihre Augen weiteten sich, Tränen des Glücks rannen ihr die Wange hinunter. Einer nach dem anderen knieten sie nieder vor ihrem neuen Herrscher - König Simba, Sohn von Mufasa.
 

Dann setzte der Regen ein.



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