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Abenddämmerung

Inu no Taishō / Inu no Kami
von

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Rohrbinse

Abenddämmerung

- Rohrbinse -
 

Autor: Morgi

Beta: Puria

Fandom: Inu Yasha

Genres: Drama, Romantik (Hetero), Alternative Timeline

Triggerwarnungen: Tod, Gewalt

Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld.
 

Die Geschichte wird durch meine Rückkehr auf Animexx erneut hochgeladen.

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14
 

Einen Moment lang glaubte Fumi, es sei um sie geschehen. Sie schnappte nach Luft, viel schlimmer noch, als vor den Papierschiebetüren. Dann warf sie sich leichenblass ins Gras und lauschte auf das erste Geräusch, das ihr Leben beenden würde. Erst allmählich gewann ihr Verstand die Oberhand: Es passierte nichts. Kein scharfes Wort erklang, keine Klauen schlangen sich um ihren Hals.

War das die Ruhe vor dem Sturm?

Ängstlich wagte sie es, unter ihren Wimpern nach oben zu schielen - und erstarrte. Yori stand noch immer aufrecht, als hätte ihr die Windbrise, die durch Magnolienblätter und Halme strich, persönlich dazu geraten. Mit einem kurzen, unauffälligen Schwenk ihres Fächers deutete die Amme auf einen Platz, der hinter Fumis Schulter lag.

Verwirrt lunzte die jüngere Dämonin dorthin, ehe ihre Nase so rot wie das eigene Haar anlief.

"Fahrt doch fort", murmelte der kleine Floh, während er beide Brauen hob und die Augen schmälerte. "Unhöflicher, als mich abzuwerfen, kann es ohnehin nicht mehr werden!" Empört pustete Myouga den Halm an, der ihm die Hälfte der Sicht versperrte, aber ebenso gut hätte er gegen einen Stein schnaufen können. Während sich zwei Ärmchen anschickten, die Falten aus dem Stoff über seiner Brust zu streichen, hatte er die anderen beiden bereits in sein schmerzendes Kreuz gestemmt. Herrje, dieser Sturz hatte ihn um mindestens fünfhundert Jahre altern lassen!

Aber wer rechnete schon damit, dass die Hofdamen des Ostens schneller auf die Knie fielen, als sein Schützling Isamu eine Schwertfege über den Sand gleiten lassen konnte? Während dieser rasanten Bewegung war er noch nie heruntergepurzelt - höchstens vorher geflohen, immerhin sprach es nicht gerade für den gesunden Verstand eines Beraters, während der Übungskämpfe im Innenhof ebenfalls den Klingen der Lehrmeister ausweichen zu wollen!

"Also wirklich", murmelte er verstimmt. "Wo lernt man nur solches Benehmen? Wenn mein junger Meister das gesehen hätte." Gelacht hätte der und dann wäre ihm die Angelegenheit ein ganzes Jahrzehnt lang wieder aufgetischt worden, sobald er Isamu mit einer Predigt über Geschick und Standhaftigkeit in die Parade fahren wollte! Nun, nicht dass er vorhatte, das zu erwähnen.

Myouga drückte seinen Rücken durch, während sich die Hofdame unter raschelnden Stoffen aufrichtete, störrisch den Hals reckte und ihren Fächer wieder aus den Ärmelschleppen zog.

"Ihr habt gelauscht", knurrte Fumi unleidlich.

"Als ob! Davon kann keine Rede sein!", hielt der Floh dagegen und blies die Wangen auf, sodass er mit seiner daumennagelgroßen Gestalt aussah, als ob man ihm einen Kieselstein in den Mund geschoben hätte. "Ich hielt es nur für klug, entgegen der Windrichtung zu warten und dem Wunsch des Inu no Taishou nachzukommen! Das Gerede über ein Höllenschwert und die Ehe war wohl kaum meine Idee."

Fumis Lippen wurden schmal. Natürlich war das richtig - und sie war keine Närrin, die nicht abschätzen konnte, wie gefährlich eine listige Bemerkung in den falschen Ohren für sie werden konnte. Aber dieser Wicht hatte sie ausgetrickst! Sie sollte ihn dafür zerquetschen, nicht umgarnen!

Dieses vermaledeite, geringe Youki. Als Hundedämonin hatte sie nie gelernt, einen lästigen Flohgeist ernst zu nehmen. Dabei waren ihre Sinne ausgezeichnet: Die giftigen Schlangendämonen, die in der Residenz des Ostens in den Schatten der Steine lauern konnten, witterte sie sogar noch, wenn diese sich im Schlamm gesuhlt hatten!

Vielleicht sollte sie ihn in den Teich werfen und sehen, ob er so gut schwamm wie er Reden schwang ...

"Verehrter Dämon", ergriff Yori das Wort, ehe sich das Schweigen auf die Magnolienbäume und den Duft welkender Blätter ausbreiten konnte, "wir sind uns Eures Ranges bewusst. Seht es zwei armen Frauen nach, dass sie sich von dem wunderbaren Anblick des Teiches und dem Traum einer Ehe für ihre Herrin zu Plaudereien verleiten ließen. Fumi ist untröstlich, Euch nicht besser begrüßt zu haben. Ihr kennt die Sitten: Sie müsste niederknien, ohne Euren Blick zu kreuzen, jedoch ... wir erwarten Eure Strafe."

Wie?

Myouga erstarrte, als Yori vor ihm niedersank, die Hände weit von sich gestreckt und Fumi in einer Bewegung mit sich ziehend, die viel zu schnell für sein geübtes Auge vonstatten ging. Nur dank des dumpfen Aufpralls zwischen Gräsern und Wurzelwerk verstand er, dass die rothaarige Dämonin nicht minder übertölpelt worden war als er.

Was zum Fürsten-?!

Etwas einfältig zuckte sein Saugrüssel, dann wallte ein Gefühl in seiner Brust auf, das zwischen Peinlichkeit und Verlegenheit schwankte. Wofür hielt man ihn denn? Selbst wenn er größer und mächtiger gewesen wäre, um einer der Hofdamen des Ostens mehr zuleide zu tun, als ihr einen Blutstropfen abspenstig zu machen - das ging doch nicht!

Sie waren Gäste und sein Herr und Gebieter, der Fürst, hatte allen Kriegsherren, Generälen und Beratern noch im Morgengrauen befohlen, am Tage nur auf Gefahren zu achten. Harmlose Verfehlungen abseits der Empfangszimmer sollten unerwähnt bleiben: Die Braut und deren Geleit würde man sich nach einer Eheschließung erziehen, nicht vorher verprellen.

Eine feine Logik war das.

Nun hatte er den Salat!

Bestimmt galt diese Nachsicht auch für die Hundedämonen des Ostens, die der alte Inu no Taishou besonders schätzte. Erwähnt worden war das freilich nicht, aber Strafen hatten ihm sowieso nie zugesagt.

"Ihr missversteht mich", versuchte Myouga aufgescheucht zurückzurudern. "Ich habe nicht vor, Euch zu rügen!"

"Wir verdienen es", flüsterte Yori schicksalsergeben.

"Aber nein! Hört doch", plapperte der Floh, während er auf dem Fleckchen Gras auf-und absprang und mit den Ärmchen gegen alte Sitten und Sonnenstrahlen ankämpfte. "Ich wollte nur mehr über das Höllenschwert erfahren! Ihr sagtet, es stiftet Ehen?"

Yori spitzte ihre mit Färberdistelsaft bepinselten Lippen, die weit zarter und unauffälliger schimmerten als die ihrer Herrin. Dann warf sie verstohlen einen Blick zu Fumi, der zwar ein Blatt auf der Stirn klebte, aber ihr zustimmendes Nicken über den Halmen erkannte sie dennoch. "Ihr verschont uns?", fragte die Amme zunächst.

"Ja! Nun sprecht schon."

Huh.

Dann stimmten die Gerüchte, dass der Flohgeist als Berater eine Barmherzigkeit besaß, die im Westen völlig fehl am Platze schien. Nicht einmal bis zur Abenddämmerung ließ er sie knien! Das kam ihr gerade recht, sodass sie sich wieder aufrichtete. Die folgenden Worte wählte sie dennoch mit Bedacht, da sie ebenso viel von seinem raffinierten Verstand gehört hatte. "Unser Fürst besaß einst eine solch überragende Klinge, doch er warf sie fort."

"Fort?", schnappte Myouga verblüfft.

"Sie soll geflüstert haben, tagein und tagaus. Weder Dämonen, noch Armeen waren ihr gewachsen und wo sie schnitt, gediehen Blut und die Schreie der Sterbenden." Yori zupfte an dem wattierten Saum ihres Überkimonos, der die vielen Lagen darunter geschickt verhüllte und seidenweich auf dem Grund auflag, als sei er ein Fluss, der über Steine schlich. "Noriko-sama liebte diese Geschichten in ihren Welpentagen und sprach oft davon, sie wünsche sich einen Enkel für unseren Fürsten, der es führen könnte. Diese Beteuerung erheiterte ihn oft!"

Myouga nickte, obwohl er innerlich eine Grimasse zog.

Warum besaßen Hundedämonen nur diesen eigenartigen Humor? Gebrochene Knochen und Innereien, immer das gleiche! Nein, da lobte er sich Isamus gutes Herz, der im zarten Alter von vierzig Sommern über eine gegrillte Eidechse in Tränen ausgebrochen war. Unvorstellbar, dass der Welpe sich mit der Fürstentochter arrangieren könnte, aber wenn er klammheimlich hinter sich sah, wurde er eines Besseren belehrt.

Noriko stand dicht bei seinem Schützling und deutete auf den Halm einer Rohrbinse, welche er in seinen Klauen drehte, bis er leise auflachte und das nächste Kraut aus dem Boden rupfte.

Was war das nur für ein seltsames Spiel?

Das musste er später in Erfahrung bringen.

"Was geschah dann?", hakte Myouga ein. "Wie kam es dazu, dass sich Euer Herr des Schwertes entledigte?"

"Das weiß niemand. Er brachte es zu einer Schlucht nahe der Grenzen, wo es angeblich von einhundert Gefahren bewacht wird und auf seine Nachkommen wartet. Jedoch ..."

Yori schöpfte einen Atemzug, für den Fumi sie nur bewundern konnte. Er klang so beiläufig, so mitleidserregend! Dieses raffinierte, alte Biest betupfte sich sogar mit den Stickereien ihres Kimonoärmels die Lippen! Als ob es nicht offensichtlich war, weshalb sie davon erzählte.

Tze.

"Ich kann es nicht aussprechen", behauptete Yori dann. "Es ist zu schrecklich."

Das war es bestimmt, aber Myouga wollte es trotzdem hören. "Nur weiter! Was hat es mit der Ehe auf sich?" Ob dieses Schwert dazu riet zu heiraten? Eine teuflische Eigenschaft, die jedem einzelgängerischen und stolzen Dämon ein Hindernis wäre, aber wenn er an die damit verbundenen Kräfte und das Unheil dachte ...

Yori blinzelte seicht, ehe sie sich vertraulich vorneigte. "Unser Fürst bellte vor vielen Jahrhunderten, als ihm der erste Schwiegersohn vor der Hochzeit erschlagen wurde, dass der nächste Mann besser in der Lage dazu sei, sich zuvor des Höllenschwertes zu bemächtigen. Mit diesem in den Klauen könnte er auch den Jüngsten kaum abweisen, da er ihm ebenbürtig wäre. Bitte versteht, weiser Flohgeist, dass Fumi es nur erwähnte, weil sie Euren Fürstensohn für einen der geschicktesten hält."

"Natürlich." Myouga nickte - durchaus ein wenig geschmeichelt, dass eine Dämonin aus der Fremde ihn und sein Mündel lobte. Als Hofdame würde sie damit unter ihresgleichen nie geizen, doch dazu zählten sie beide kaum.

Leider schien das Höllenschwert nur dazu zu taugen, Noriko zu freien. Still und heimlich fragte sich Myouga, ob der zweite Schwiegersohn des Fürsten Takeru bei dem Versuch, es aus der Schlucht zu bergen, den Panthern in die Tatzen gesprungen war, dann entschied er sich zu einem klügeren Vorstoß. "Gibt es einen Weg, Euren Herrn dazu zu bringen, von dem Schwert aus freien Stücken zu berichten?"

"Ihr wollt doch nicht etwa eine Ehe stiften?"

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Klang das bisher so? Erfahrt in Kapitel #9, "Schilfrohr", was Myouga ausheckt!



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  SUCy
2020-04-11T15:53:23+00:00 11.04.2020 17:53
Haha was hat sie für ein Glück.
Und jetzt wird da so manipuliert... also welch Frechheit XD
Aber wie süß die Vorstellung, das er geweint hat wegen der Echse <3
Von:  JoMarch
2020-03-20T15:24:26+00:00 20.03.2020 16:24
Oha, da haben die beiden nochmal Glück gehabt. Ich hätte nicht gedacht das Myouga Fumi so erschreckt hatte. Zwar ist der Flohgeist über diese unschöne Vorstellung nicht erfreut, wer sich aber leise anschleicht braucht sich nicht zu wundern, wenn er vor Schreck herunterfällt. Das kommt davon, wenn man so neugierig wird, dass man sich nicht vorher bemerkbar macht. Da Myouga den beiden Dienerinnen keine Bestrafung zufügt, sind sie sehr redselig vor allem Yori. Bin gespannt was Myouga mit dem Wissen um das Höllenschwert macht, ob er es direkt an Isamu weiterleitet oder an jemanden anderen die Information weiterleitet.
Antwort von: Morgi
21.03.2020 12:14
Oh, das ist toll - Myougas Absichten sind noch im Dunkeln, aber du machst dir viele Gedanken darum, was der kleine Floh mit dem neugewonnenen Wissen an (Un-)Frieden stiften kann. Das macht mir Spaß zu verfolgen!
Die Spazierengehenden sind nicht die Einzigen mit eigenen Absichten an diesem wundersamen Ort im Westen ...

Viele Grüße, Morgi
Von:  Kerstin-san
2020-03-14T14:55:51+00:00 14.03.2020 15:55
Hallo,
 
ha, da bin ich dir ja voll auf den Leim gegangen. Dass man Myouga mal mit einem Hundedämonen verwechselt - den Tag dürfte er sich im Kalender bestimmt rot anmalen. Und dann noch diese ausgesuchte Höflichkeit der Damen, vielleicht sollte er mal ernsthaft darüber nachdenken die Residenz zu wechseln xD
Yori ist aber auch mit allen Wassern gewaschen, vor so viel weiblicher Rafinesse kann man nur den Hut ziehen.
 
Bahaha, ein (Höllen)schwert, das Ehen stiftet - kein Wunder, dass Myouga da hellhörig wird und mehr darüber wissen will. Ich finds interessant, dass die Ursprünge von Sō'unga hier im Osten liegen und sehe hier eine Möglichkeit, wie der junge Isamu dazu kommt Noriko eher früh als spät zu ehelichen (insgeheim hab ich mich nämlich gefragt, ob du nochmal einen größeren Zeitsprung einbauen wirst und Isamu erst sehr viel später heiratet. Die Möglichkeit ist natürlich noch nicht vom Tisch, aber mit dem Schwert gäbe es dazu jetzt ja eine flottere Alternative)
 
Und was ist nur geschehen, dass Noriko dem jungen Isamu die Botanik der Gärten näher bringt? Fragen über Fragen.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Antwort von: Morgi
15.03.2020 12:04
Vielleicht hat sie sich über seine Unkenntnis in der Pflanzenkunde gewundert, hehe. (Ich fand den Grundgedanken so unterhaltsam, dass sie ihm darüber etwas beibringt und das über Umwege an Izayoi/Inuyasha weitergegeben wird.) Außerdem war es eine tolle Gelegenheit, ihren Altersvorsprung mit mehr Wissen zu untermauern!

Anstelle von Myouga würde ich mich auch interessieren: Mysteriöses, flüsterndes Schwert, eine Bedingung zur Ehe, da muss man doch den Gerüchten auf den Zahn fühlen. Man weiß schließlich nie, wann das einmal nützlich wird! Bisher erschien er auch stets so, als ob er allen Geschichten überaus aufgeschlossen gegenübersteht - woher sollte er sonst so viel kennen, um zu jedem Problem (in der Serie) eine aus dem Ärmel schütteln zu können?
Ich liebe den Floh und die beiden Hofdamen. <3

Viele Grüße, Morgi


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