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Bittersweet Caramel

von

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Carlisle seufzte schwer, als er die Tür endlich wieder schloss.
 

„Das hättest du nicht sagen sollen.“ Meine Stimme war hart, eisig, aber er hatte ihr nur Hoffnung gemacht. „Sagst du nicht immer, dass ein glatter Bruch viel leichter heilt? Warum machst du ihr Hoffnung?“
 

Ich wartete seine Antwort nicht ab, hatte ich sie doch bereits in seinen Gedanken gehört, und in seinen Zügen gelesen. Er war einsam. Natürlich hatte er jetzt mich und ich konnte mir kaum vorstellen, wie die Jahrhunderte gewesen waren, bevor er gewagt hatte, einen sterbenden Jungen zu retten, egal wie viel er erzählte, egal wie viel ich hörte, ohne dass er es aussprach. Und egal wie sehr ich sein Leben aufgehellt hatte, es war eine andere Art Einsamkeit, die ihn dieses Mal antrieb, eine, die ich niemals füllen konnte.
 

„Du würdest es bereuen. Ich kenne dich, Carlisle, du haderst noch immer damit, ob du für mich die richtige Wahl getroffen hast. Der Gedanke, ihr etwas wegzunehmen, würde dich einen Tag nach dem vorhergegangenen zerfressen. Sie weiß nicht, was dich zu ihr hinzieht, aber du kennst den Grund, warum sie zu dir kommt. Mach dir nichts vor. Letztlich bist du nur der aufregende Fremde für sie.“ Das schienen ihre Gedanken zumindest auszudrücken.
 

Ich lauschte Carlisles Gedanken eine Weile lang, antwortete jedoch auf keinen. Dieses Mal würde ich abwarten, bis er seine Gedanken in Worte gefasst hatte.
 

„Ich weiß, Edward.“ Dennoch seufzte er, als ihn seine Schritte in Richtung der Küche führten, die keiner von uns zuvor überhaupt betreten hatte.
 

„Sie hat uns Kekse gebacken.“ Gut, er war noch immer nicht bereit, dieses Gespräch zu führen. Ich ließ mich darauf ein und folgte ihm zu der Anrichte, auf der sich nun kleine Gebäckstücke stapelten. Ich hob einen hoch und betrachtete ihn.
 

„Welch eine Verschwendung.“ Sie sahen wirklich gut aus, aber ich wusste, dass sie ihren Geschmack für mich ebenso wie für Carlisle verloren hatten.
 

„Vielleicht nehme ich sie morgen mit in den Ort und verteile sie an die Kinder dort.“ Ich beobachtete Carlisle, der ebenfalls einen der Kekse in der Hand hielt und ihn nachdenklich betrachtete. Dann biss er ab.
 

Ich runzelte die Stirn und versuchte seine Beweggründe zu erkennen, doch selbst in seinen Gedanken fand ich keine klare Antwort, allerdings die Bestätigung, dass er wie erwartet Erde nicht unähnlich schmeckte.
 

Er legte den angebissenen Keks zurück.
 

„Sie hat dein Klavierspiel gelobt.“
 

„Ich weiß, ich hab es gehört, aber das Klavier ist so verstimmt wie eh und je.“
 

„Du könntest es einfach selbst stimmen“, schlug er dann vor und sprach damit etwas an, an das ich selbst noch überhaupt nicht gedacht hatte, aber es war eine gute Idee.
 

Ich wartete an dem Instrument auf ihn und begann dann damit mit meinen bloßen Händen an den Stimmschrauben zu drehen, während ich immer wieder Ton um Ton anschlug, um eine klare Tonleiter zu bekommen.
 

Ich wusste, dass es Carlisle von Zeit zu Zeit leichter fiel mit mir zu sprechen, wenn wir ebenbürtig miteinander sprachen und ich vermied seinen Gedanken zu lauschen. Auch wenn ich das immer noch nicht ganz beherrschte. Am Anfang hatte ich nicht einmal unterscheiden können, was er sagt und was er nur dachte.
 

Das Sofa hinter mir raschelte, dann erhob Carlisle wieder das Wort. „Ich weiß, dass du Recht hast, Edward. Ich weiß noch immer nicht, ob die Entscheidung, dich zu retten, die richtige gewesen ist“, bestätigte er die Worte, die ich vor langen Minuten ausgesprochen hatte. „Und ich werde es nicht tun. Es war nur ein kurzer Gedanke. Nichts mehr. Sie hat noch ein ganzes Leben vor sich.“
 

Ich war erleichtert, dass er vernünftig war. Schlug zum wiederholten Mal das eingestrichene C an, weil es einfach nicht ganz stimmen wollte und sprach dann eine weitere Frage aus, die mich bezüglich dieser Esme Anne Platt verfolgte. „Wieso genau sie?“ Sie roch nicht besser als andere Menschen, weder für ihn, noch für mich. Sie war nicht besonders hübsch, zumindest in meinen Augen nicht. Ihr Lächeln war freundlich und sie war sehr ehrlich mit sich selbst, aber nicht an ihr schien besonders zu sein.
 

Ich blickte über meine Schulter hinweg zu ihm, als er nicht sofort antwortete. Er war in Gedanken versunken, beinahe ein wenig leidend hatte er die Augen geschlossen.
 

„Auch ich hatte andere Erwartung an mein Leben als ...  als das hier. Heiraten, eine Familie.“
 

Ich nickte und drehte mich wieder zu den alten Metallseiten um. Ich kannte diese Gedanken.
 

„Ich denke, sie hat genau das, was ich mir damals gewünscht hätte. Sie strahlt so viel Wärme aus, auf diese unschuldige Art, ich... musste nur daran denken, wie es wäre nach Hause zu kommen und mit diesem Lächeln begrüßt zu werden. Mach dir keine Gedanken, ich habe die Selbstbeherrschung. Sie hat hier ihr Leben, ihre Familie, ihre Zukunft. Ich werde mich in Nichts davon einmischen. Wir sind bald wieder fort und auch ihr Interesse wird wieder verschwinden.“
 

Da war ich mir sicher, aber das sprach ich nicht aus, spielte noch einmal die ganze Tonleiter von unten nach oben durch, fand aber keine weiteren Fehler mehr. „Ich weiß, dass ich das niemals für dich sein kann.“ Vielleicht war es sogar eine Entschuldigung.
 

„Mach dir keine Gedanken, Edward. Ich bin froh, dass du hier bist, auch wenn ich immer noch mit mir hadere. Ich werde niemandem dieses Schicksal antun, wenn es einen anderen Weg gibt.“ Und vielleicht auch dann nicht. Ich musste seine Gedanken nicht lesen, um zu wissen, dass er da hinzufügte. Ich kannte diese Sorge schon so lange wie sie ihn selbst quälte.



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