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BeyBlade in Love

Staffel 3
von

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kapitel 1

Der eiskalte Wind peitschte ihm ins Gesicht, dicke Schneeflocken nahmen seine Sicht, während der Junge die Straße entlang rannte. Er war viel zu spät dran...schon wieder!

„Das gibt Ärger!“, keuchte er, während er versuchte zwischen zwei engen Gassen eine Abkürzung zu finden, „riesigen Ärger!“

Vielleicht hätte er das letzte Match nicht mehr bestreiten sollen, dennoch war die Freude darüber, dass er mittlerweile seit drei Tagen ungeschlagen war größer als die Angst, was zu Hause gleich passieren würde. Zumindest für diesen Moment.

„Bin wieder da!“, rief der Junge und öffnete schwungvoll die Tür.

Augenblicklich stand sein Vater vom Esstisch auf und ging mit bereits erhobener Hand auf sein Kind zu. Die schallende Ohrfeige brannte auf dem Gesicht des Kindes, welches darauf das Gleichgewicht verloren hatte und auf seinem Hintern gelandet war, während sein Vater wütend fluchte.

„Ich habe mir große Sorgen gemacht!“, schrie der Mann außer sich, „wieso kommst du nur wieder so spät nach Hause?!“

„Ich habe gebladet!“, verteidigte sich der Junge und widerstand dem Drang sich seine Wange zu reiben.

Die Tränen, welche ihm bereits in den Augen standen versuchte er so gut wie nur möglich zu unterdrücken. Der Vater packte seinen Sohn am Jackenkragen und hob ihn so hoch, bis sich ihre Gesichter gefährlich nahe waren.

„Du gehst nie wieder bladen! Dieses Spielzeug wird dich nicht zu einem Mann machen!“

Der Vater griff in die Jackentasche des Jungen und holte den Blade heraus, bevor er ihn auf den Boden warf und darauf trat.

„NEIN!“, rief das Kind und konnte bei diesem Anblick die Tränen nicht mehr zurückhalten, „NEIN!“

„Deine Mutter und ich schuften uns die Hände wund, während du nicht in die Schule gehst und lieber mit diesen Ratten aus der Abtei spielst!“

„Das sind keine Ratten!“

„Halt dein freches Maul! Mir reicht es mit dir!“

Erneut schallte eine Ohrfeige durch den Raum und der Mann ließ seinen Sohn zu Boden fallen. Er fluchte wild vor sich her, während er immer wieder einen kräftigen Schluck Wodka zu sich nahm, sein Sohn kugelte sich vor Schmerz und Frust auf dem Boden herum. Er sammelte die letzten Reste seines Beyblades auf und dachte daran, dass er nie wieder jemanden besiegen würde…

Das heute war also sein letzter Kampf gewesen…

Für Ersatzteile hatte die Familie kein Geld und für einen neuen Blade schon zwei mal nicht. Nie wieder würde er dieses süße Gefühl des Triumphes kosten können…

„Hör auf zu heulen!“, knurrte der Vater vom Esstisch aus und setzte erneut die Glasflasche an seinen Mund, „benimm dich endlich wie ein Mann!“

„Ich...hasse...dich!“

„Jaja“, lachte der Vater betrunken, „ich hasse dich auch. Und jetzt geh in dein Bett! Morgen wirst du wieder in die Schule gehen! Hoffentlich nehmen die dich überhaupt noch...“

„Das sag ich Mama!“

„Mach doch!“

„Mach ich auch!“

„Und was soll sie tun? Ich bin der Herr dieses Hauses! Was seid ihr beide ohne mich? Wer bringt das Geld mit nach Hause? Wer beschützt euch?“

„Du sicher nicht! Du trinkst nur noch!“

Hastig stand der Vater von seinem Stuhl auf, so dass dieser nach hinten umflog. Der Junge ballte die Hände zu Fäusten und rannte mit einem lauten Kriegesschrei auf den Mann zu, welcher schwankend vor ihm stand. Dieser packte den kleinen erneut und hob ihn mit Leichtigkeit mit nur einem Arm hoch, während der Junge wild mit den Füßen strampelte.

„Wer glaubst du eigentlich das du bist?“, lachte der Vater lallend.

Gefährlich knurrend sprach der Sohn ein paar Schimpfwörter aus, welche seinem alten Herren definitiv nicht gefielen.

„Du kleiner Hundesohn! Bastard! Diesmal kann deine Mutter nicht dazwischen gehen!“

Mit genug Schwung ließ er das Kind erneut zu Boden fallen, ging jedoch gleich hinterher und platzierte sein Knie auf dessen Brustkorb, so dass er beide Hände frei hatte.

„Undankbares Balg! Du Plage! Nichtsnutz!“

Mit jedem weiteren Wort ließ der Vater erneut seine Faust auf den Jungen nieder schnellen, egal, wo er ihn traf. Erst als er aus Mund und Nase blutend unter ihm lag ließ der Mann von ihm ab, ging zum Küchentisch und trank den Rest aus seiner Glasflasche leer.

„Säufer...fick dich doch in den Arsch...“, keuchte der Junge und blickte mit leeren Augen zu ihm auf, beobachtete, wie der Vater die Flasche gegen den Tisch schlug und mit den gezackten Flaschenhals auf ihn zuging.
 

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Spencer und Bryan hoben mit einem kaum hörbaren Ächzen die Waschmaschine hoch und navigierten sie unter Amandas Anweisungen durch den Türrahmen ins Badezimmer. An der richtigen Stelle angekommen ließen sie das schwere Gerät wieder zu Boden und schoben sie in die richtige Position, bevor Spencer den Schlauch am Wasserhahn anschloss.

„Und wie lange wird diese hier unsere Wäsche waschen, bevor ihr beiden sie wieder kaputt macht??“, fragte Bryan und kratzte sich am Hinterkopf.

„Die alte hat eben nicht mehr richtig geschleudert“, erklärte der Riese und tätschelte das neue Modell, „die hier wird hoffentlich länger durchhalten!“

Amanda hinter ihm grinste verlegen und wandte den Blick ab, so dass weder Spencer noch Bryan ihre Schamröte sehen konnten. Der Riese ging in die Hocke und begutachtete das leuchtende Display, pfiff sogar anerkennend.

„Brauchst du mich noch?“, erkundigte sich der silbrig Haarige und stemmte locker eine Hand in die Hüfte.

„Hast du‘s eilig?“, grinste Spencer und warf seinem Kumpel einen vielsagenden Blick zu, „wartet deine Kleine unten auf dich?“

„Sie ist nicht meine Kleine!“, beschwerte sich Bryan lauthals und wandte sich zum Gehen ab, „und sie wartet auch nicht auf mich!“

„Und dennoch bist du grade rot geworden!“, rief ihm Spencer hinterher.

„Gar nicht!“

Eine Tür wurde schwungvoll aufgerissen und sogleich wieder zugeschmissen. Amanda blickte auf die Wand auf der Höhe, auf welcher Bryans Zimmertüre gerade noch in Mitleidenschaft gezogen wurde und schmollte.

„Jetzt hast du ihn aber verletzt...“, murmelte die Frau zu Spencer, welcher eben wieder aus seiner Hocke aufgestanden war.

„Bryan hält deutlich mehr aus!“, kicherte der Riese und tätschelte beruhigend ihre Schulter, „wenn du ihn mal richtig kennen gelernt hast, dann wirst du dir nicht mehr so viele Sorgen machen müssen...“

„Willst du dich nicht bei ihm entschuldigen?“

„Ich? Nein. Warum?“

„Vielleicht weint er jetzt?“

„Bryan...weint…? Das ist der beste Witz, den ich seit Jahren gehört habe! Der Kerl hat das letzte mal vor Jahren aus Schmerz geheult, weil er der festen Überzeugung gewesen war, dass er eine Jalapeño blank essen müsste...glaub mir, Amanda: der guckt sich die nächsten Stunden Pornos an, dann macht er sich über den Kühlschrank her und hockt sich danach vor den Fernseher.“

Amanda stutzte und folgte ihrem Freund in die großzügig geschnittene Wohnküche, wo sie sich gegen die Kücheninsel lehnte.

„Er ist...also nicht nachtragend?“

„Bryan? Nicht das ich wüsste.“

„Er...ist allgemein ziemlich...gefühlskalt...“

„Dafür kann er nichts“, nickte Spencer und reichte seiner Freundin einen Kaffee, „die Wissenschaftler in der Abtei haben das mit ihm gemacht...“

„Du hast mir nie wirklich erzählt, was damals passiert ist...“

„Das hat seine Gründe“, lächelte Spencer traurig.

„Tut mir leid.“

„Muss es nicht...irgendwann...irgendwann erzähl ich dir mal...“, murmelte Spencer und blickte ihr in die Augen.

„Mich interessiert es nicht, welcher Mensch du mal warst, sondern welcher du jetzt bist.“

Die beiden sahen sich eine Zeit lang tief in die Augen, bevor die Frau um die Kochinsel herum ging und den Russen umarmte.

„Alles ist gut“, lächelte sie ihn an, „solange wir zwei die neue Waschmaschine nicht wieder kaputt machen!“

Spencer kicherte und nickte.

„Nur...nur müssen wir jetzt einen neuen Ort finden, an dem wir miteinander schlafen können...“, überlegte er.

„Wie stabil ist dein Bett?“
 

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Der Geschmack von Blut lag ihm seit mehreren Stunden auf der Zunge, während sich der Junge schwerfällig durch die Gassen Moskaus schleppte. Seine Schritte schmerzten bei jedem Mal wenn er auftrat, die Schnittwunde am Arm pochte und seine Sicht verschwamm immer wieder. Irgendwann sank er auf die Knie nieder, schwer atmend und spuckte das Blut aus, welches sich großzügig mit seiner Spucke vermischt hatte.

„Ich...bin müde...so...müde...“, murmelte er und legte seinen geschwächten Körper in den Schnee, „schlafen...“

Ihm war nur zu gut bewusst, dass wenn er jetzt seine Augen schloss diese höchstwahrscheinlich nie wieder öffnen würde. Trotzdem tat er dies und seufzte ein letztes Mal schwerfällig in den Schnee.

Wie lange er dort schon lag wusste er nicht, nur dass er weder Hände noch Füße spürte, als jemand neben ihn trat und in die Hocke ging.

„Ist er tot, Meister?“

„Nein...“

Ob er seine Augen nicht mehr öffnen konnte oder wollte wusste er nicht, nur dass ihn jemand berührte und ihm das ganz und gar nicht gefiel. Er gab ein knurrendes Geräusch von sich, worauf der andere ein zufriedenes Grunzen von sich gab. Dieser Jemand rollte den Jungen auf den Rücken und pfiff anerkennend.

„Dich haben sie aber ordentlich zugerichtet…!“

Der Junge stöhnte unter den Schmerzen jämmerlich auf und hob seine Augenlider für einige Millimeter. Er konnte nur schemenhaft mehrere Gestalten über sich erkennen.

„Er hat mehrere Schnittwunden...sie sind aber nicht tief...mit ein paar Stichen sollten diese schnell behandelt sein.“

Der Mann äugte auf die Hand des Jungen, welcher immer noch regungslos im Schnee lag und entdeckte den kaputten Beyblade. Er grinste schief, bevor er wieder aufstand.

„Du warst schon öfters bei uns...“, lächelte der Mann, „du bist der junge Blader, welcher ein paar meiner Schüler besiegt hat.“

Der Junge versuchte seinen Blick zu schärfen, was ihm jedoch nicht gelingen wollte. Stattdessen fiel sein Kopf auf die Seite, wo er in einem unnatürlichen Winkel liegen blieb.

„Haben dich meine Schüler so zugerichtet?“, fragte der Mann nun in einem strengeren Ton.

„N...nein...“, keuchte der Junge kaum hörbar und zuckte ein paar mal mit dem Kopf, nachdem er ihn nicht in einer verneinenden Geste bewegen konnte, „m...mein Va...Vater...“

„Ah...ich verstehe...“

Augenblicklich wurde der Junge hochgehoben und fortgetragen.
 

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Bryan biss genüsslich in das kalte Stück Pizza, während Amanda den Kopf schief legte und seufzte.

„Wenn du nur fünf Minuten hättest warten können, dann wäre das Abendessen auch fertig gewesen.“

„Aber die Pizza war auch noch da“, kaute der Junge und grinste sie an, „Spencer mag es nicht, wenn wir Essen wegschmeißen.“

„Das weiß ich...“, seufzte die Frau und rührte in dem Topf herum, „trotzdem dachte ich, wenn ich euer Lieblingsessen koche, dass auch du lieber davon isst.“

„Was soll das eigentlich sein?“

Amanda ließ augenblicklich die Schultern hängen und guckte ihn fassungslos an, während Bryan über die Kücheninsel hinweg in den Topf blickte und grinste.

„Versuchst du etwa Borschtsch zu kochen?“

„Sieht es so anders aus?“

„Es riecht schon ganz anders!“

„Das war ein Rezept aus dem Internet“, gestand Amanda und klopfte den Kochlöffel ab, „anscheinend das falsche.“

Trotz ihres vermutlichen Fehlschlages tauchte die Frau einen Löffel in die Suppe und probierte. Bryan beobachtete ihre Mimik genau, bis sie die Schultern zuckte.

„Und? Kann man das essen?“, grinste Bryan schief.

„Ich habe noch nie vorher Borschtsch gegessen, geschweige denn gekocht. Also weiß ich auch nicht wie‘s schmecken soll.“

Bryan holte sich ebenfalls einen Löffel und schob sich die Suppe in den Mund, bevor er eine angeekelte Grimasse zog und sich die Wangen rieb und hustete.

„Viel zu viel Salz“, kulchte er, „oh Gott! Meine Zunge!“

Amanda seufzte schwerfällig und massierte sich den Nacken, während der Russe sich mehrmals den Mund ausspülte.

„Und jetzt?“

„Bist jetzt doch nicht so unglücklich darüber, dass wir noch kalte Pizza über haben?“

Bryan schob ihr den Karton zu und grinste noch breiter.

„Du teilst dein Essen mit mir? Das ist aber nett, Bryan!“

Er guckte sie unschlüssig an, was er darauf antworten sollte wusste er nicht. Schließlich winkte er nur ab und schob den Karton noch näher an sie heran. Dann guckten beide in den Topf.

„Was machen wir damit?“, erkundigte sich der Junge.

„Wenn du Spencer nichts sagst, dann sage ich ihm auch nichts“, kicherte Amanda und trug den Topf in Richtung Toilette.

„Ich werde mich hüten!“, lachte Bryan.

Als die Frau mit dem leeren Kochtopf wieder zurück in die Küche kam spülte sie ihn sofort und stellte ihn weg.

„Sag mal...“, begann sie zögernd und guckte auf Bryans freien Oberarm, wo sich eine zirka fünf Zentimeter lange helle Linie abzeichnete, „in wie viele Schlägereien gerätst du eigentlich?“

„Heute sind es nicht mehr so viele.“

„Das sieht ja übel aus...“, murmelte sie und beäugte eine weitere Narbe am selben Arm, „hast du dich...mal ge...geritzt?“

„Nö.“

„Kann man sich beim bladen so sehr verletzen?!“

„Nö.“

„Das geht mich nichts an, tut mir leid, dass ich gefragt habe.“

Bryan sah auf die Frau nieder, welche sich beschämt abwandte und einige Broschüren von Lieferdiensten studierte.

„Auf was hast du Hunger?“, erkundigte sich Amanda, guckte jedoch nicht von der Liste auf.

„Wenn du wissen willst, woher ich diese Narben habe, dann musst du mich schon gezielt danach fragen“, entgegnete der Russe plötzlich und machte eine winkende Geste.

Amanda blickte ihn erschrocken an, nachdem sie realisiert hatte, dass sie aufgeflogen war. Sofort stammelte sie etwas unverständliches vor sich her, woraufhin der Russe nur noch breiter grinste.

„Spencer und Tala mögen nicht darüber reden wollen, weil sie noch Emotionen dafür haben. Mir hat man das damals abtrainiert, also kann ich auch völlig ungeniert darüber reden.“

„Bist du nicht traurig, dass das so ist?“

„Es hat diverse Vorteile.“

„Was fühlst du überhaupt noch?“

„Im Moment Hunger“, lachte Bryan und nahm sich das letzte Stück kalte Pizza aus dem Karton.
 

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Er hatte keine Ahnung, wie lange er geschlafen hatte, als der Junge die Augen öffnete und in einem Raum mit gedämmten Licht guckte. Er setzte sich vorsichtig auf, bemerkte die Bandagen an beiden Armen und Brustkorb. Neben seinem provisorischen Bett stand ein Stuhl, darauf eine ausgebeulte Schale mit Wasser und einem Lappen darin.

„Ah...du bist also wieder wach“, ertönte eine dunkle Männerstimme.

Der Junge zuckte zusammen und zog die Bettdecke bis an sein Kinn, während der Mann mit einem Tablett auf ihn zuging.

„Du brauchst keine Angst vor mir zu haben...“, lächelte der Mann und stellte das Tablett ab, „ich habe dich gefunden, als du im Schnee gelegen hast.“

„Wer sind Sie?“

„Mein Name ist Boris Balkov. Und wie heißt du?“

Der Junge wich erneut zurück, beäugte jedoch das Essen auf dem Tablett. Boris lachte herzhaft auf und reichte ihm einen Teller mit einer dicken Suppe. Sofort nahm der Junge den Teller entgegen, setzte ihn an seinen Mund an trank die heiße Suppe.

„Ich hätte dir auch noch einen Löffel gegeben...“, staunte Boris nicht schlecht, „allerdings hast du drei Tage geschlafen, kein Wunder, dass du Hunger hast.“

Der Junge ignorierte seine Worte und riss das Stück Brot in einigermaßen mundgerechte Happen, welches ihm gerade noch gereicht wurde. Er schlang es regelrecht hinunter, vergaß immer wieder zu kauen, weshalb er immer wieder mehrmals schlucken musste.

„Mach langsam“, bat Boris, als er das Schauspiel beobachtet hatte, „dir muss das ganze Gesicht schmerzen, so viele Blutergüsse wie du hast!“

„Ich kenne keinen Schmerz!“, brummte der Junge und funkelte den Mann herausfordernd an.

„So siehst du aus“, lachte Boris erneut auf, „ein richtiger Kämpfer! Willst du nicht noch stärker und furchtloser werden?“

„Meine Mutter macht sich bestimmt schon Sorgen“, widersprach der Junge und wälzte sich aus dem Bett.

„Sicher. Sie ist schließlich deine Mutter. Sie muss sich Sorgen um dich machen!“

„Sie...Sie lassen mich also gehen?“

„Natürlich. Dich zwingt keiner hierzubleiben. Allerdings habe ich eine Frage an dich.“

„Ja?“

„Meinst du, dass du einen nächsten Angriff erneut überleben wirst?“

Der Junge hielt in seiner Bewegung inne und guckte Boris groß an. Dann blickte er auf seine bandagierten Arme und Beine, welche natürlich noch heftig schmerzten.

„...nein...“, murmelte er schließlich kleinlaut.

„Bleib bei uns“, schlug Boris vor und winkte einen anderen Jungen zu sich, „wir nehmen dich auf. Und einen neuen Blade bekommst du auch!“

„Wirklich?!“

„Natürlich. Wenn du gut genug bist, dann kannst du später mal ein erfolgreicher Blader werden.“

„Das will ich!“, schwärmte der Junge und seine Augen funkelten.

„Ausgezeichnet!“

Boris gab dem anderen Jungen die Anweisung, dass er sich ab jetzt um den Neuankömmling kümmern sollte.

„Das ist Spencer. Er wird dir die Abtei hier zeigen und dich zu deinem neuen Zimmer bringen. Wir reden später...“, erklärte Boris.

„Bryan“, erwiderte der Junge, „mein Name ist Bryan.
 

Ein paar Stunden später...

„Sag mal, Großer...“, begann Bryan, während er Spencer durch die dunklen Gänge der Abtei folgte, „kannst du auch reden?“

„Ja.“

„Sehr gesprächig scheinst du aber nicht wirklich zu sein?“

„Ich rede nur, wenn ich gefragt werde“, antwortete Spencer knapp.

„Krasse Sache.“

Die beiden Jungen liefen über den Hof zum gegenüberliegenden Gebäude, in welchem sich die Schlafsäle befanden. Spencer, welcher in einem strammen Schritt vorausging öffnete eine Tür mit quietschendem Geräusch und ließ seinen Begleiter eintreten. Der Raum war nicht sonderlich groß, hatte jedoch genug Platz für zwei Etagenbetten, einer improvisierten Kommode und einem Schreibtisch. Bryan stellte fest, dass dieses Zimmer dennoch größer war, als seines zu Hause.

„Und...wo schlafe ich?“

„Dort oben“, antwortete Spencer und deutete auf eines der oberen Betten.

„Und wo schläfst du?“

„Dort unten.“

Bryan stemmte die Hände in die Hüften und grinste den Jungen breit an.

„Also lass dir mal eines gesagt sein: mit mir kannst du auch reden, wenn ich dich nicht nach etwas frage!“

Spencer sah auf ihn runter, verschränkte seine Arme hinter seinem Rücken und musterte Bryan ausgiebig.

„Du bist aber nicht mein Herr.“

„Aber ich könnte dein Freund werden!“

Spencer hob seine Augenbrauen, sagte jedoch nichts.

„Ähm...hat es dir jetzt schon wieder die Sprache verschlagen?“

„Nein.“

Bryan seufzte gespielt theatralisch, kletterte auf sein Bett hoch und guckte sich von seiner neuen Position aus noch mal im Zimmer um. Spencer ließ ihn dabei keine Sekunde aus den Augen.

„Mensch jetzt weiß ich, wie es so ist, so groß wie du zu sein!“, kicherte Bryan, „du hast ja immer voll den Überblickt!“

Erneut erwiderte Spencer nichts, weshalb Bryan wieder nach unten kletterte und zu ihm aufsah.

„Du bist echt ein komischer...“

In diesem Moment trat ein weiterer Junge in das Zimmer und blickte die beiden anderen mit kühlen Augen an. Während Spencer keine Mine verzog plusterte sich Bryan gleich wieder auf, schließlich zählte hier der erste Eindruck!

„Du bist also der Neue?“, erkundigte sich der andere Junge.

„So ist es! Ich bin Br...“

„Interessiert mich nicht.“

Bryan glotzte ihn fassungslos an.

„Wie war das?!“

„Solange du mich im Beybladen nicht besiegt hast, muss ich deinen Namen nicht wissen“, zuckte der Junge mit seinen Schultern, „ich bin nämlich der Stärkste hier!“

„Ach ja? Das können wir gleich ändern!“

Bryan stellte sich dem Jungen kampflustig gegenüber, als sich Spencer wie ein Eisbrecher zwischen die beiden schob.

„Du hast noch keinen Blade erhalten...“, raunte er zu Bryan runter, „geh niemals ohne Waffe in eine Schlacht!“

Der andere Junge funkelte Bryan gehässig mit seinen kalten Augen an, während dieser vor Wut zu kochen schien. Er zeigte mit dem Finger auf sein Gegenüber und seine Augen funkelten ebenfalls angriffslustig.

„Sag mir, wie du heißt!“

„Warum sollte ich das tun?“

„Damit ich deinen Namen in deinen Grabstein meißeln kann, nachdem ich dich besiegt habe!“

Der andere Junge lachte schallend aus und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Das wird niemals passieren!“

„Schiss?!“

Jetzt glühten die Augen des anderen Jungen und er trat ganz nah an Bryan heran.

„Mein Name ist Tala...“, raunte er gefährlich leise.

„Tala...“, wiederholte Bryan, „du bist derjenige, den ich besiegen werde!“
 

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„Sag mal Spencer“, begann Bryan und lehnte sich weit über die Couchlehne, „Amanda und du...ihr seid doch jetzt ein Paar oder?“

„Ja.“

„Zieht sie dann auch bei uns ein?“

„Wie kommst du denn plötzlich auf sowas?“, erkundigte sich der Riese und blickte zu seinem Mitbewohner rüber.

„Naja...“, überlegte dieser, „als Tala damals mit Prissilla und Rachel zusammen war, haben beide jeweils bei uns gewohnt. Ich habe jetzt nur 1 und 1 zusammen gezählt.“

„Du kannst zählen?“, grinste Spencer schief.

„Stell dir vor!“, grinste Bryan zurück.

„Sie hat ihre eigene Wohnung“, überlegte der Riese, „außerdem...wo soll sie denn schlafen?“

„Wir haben zwei Zimmer frei.“

„Ja, aber Tala und Luna sind nur vorübergehend in Russland. Sie kommen ja irgendwann wieder zu uns.“

„Ja, aber solange…?“

„Amanda würde dem sicherlich nicht zustimmen.“

„Dann schläft sie halt bei dir“, kicherte Bryan verschmitzt.

Spencer blickte ihn fast schon erschrocken an.

„Das geht nicht!“, wehrte er schließlich ab.

„Wieso? Hast du Angst, dass sie dich nicht schlafen lässt?“

„Nein. Aber das geht nicht! Wir sind gerade mal 3 Monate zusammen!“

„Da war Rachel schon schwanger“, überlegte Bryan und legte den Kopf schief.

Spencer winkte desinteressiert ab und widmete sich wieder seiner Aufgabe, während Bryan ihn immer noch anguckte.

„Soll ich sie fragen?“, schlug er schließlich vor.

„Wage es dich!“, platzte es aus dem Riesen heraus.

Seine Augen waren bis aufs Maximum geweitet, er stützte sich auf der Kochinsel ab und kleine Schweißperlen rannten über seine Stirn.

„Was denn?“

„Ich habe endlich eine Freundin! Ich will diese auch behalten! Wenn ich sie jetzt schon bitte, bei uns einzuziehen, dann kriegt sie es sicherlich mit der Angst zu tun, weil wir dann nur noch zusammen sind und macht Schluss mit mir!“

„Weshalb soll ich Angst kriegen?“, erkundigte sich Amanda, welche aus dem Badezimmer in die Wohnküche zu den beiden Russen kam.

Ihre nassen Haare klebten noch auf ihrer Haut, während sie ungeniert ungeschminkt zwischen den beiden Jungen stand und von einem zum anderen blickte.

„Ist...ist alles in Ordnung bei euch beiden?“, fragte sie vorsichtig nach.

„Ja!“, antworteten Spencer und Bryan schnell im Chor.

„Sicher…? Ihr zwei seid blasser als sonst...“

„Alles gut!“

„Ihr Russen habt schon eine komische Art an euch...“, gestand Amanda und rollte mit den Augen.

Spencer und Bryan machten beide eine unbeholfene Geste. Die Frau lehnte sich an die Kochinsel und blickte ihren Freund gespielt herausfordernd an.

„Also...was ist los? Was habt ihr ausgefressen?“, grinste sie breit.

„Nichts!“, erwiderte Spencer und hob entschuldigend die Hände hoch, „du hast uns lediglich überrascht.“

„Bei was denn?“

„Ich habe Spencer gefragt, wann du bei uns einziehst“, gestand Bryan ohne sich über den Ausmaß seiner Antwort bewusst zu sein.

Erst als er den Blick des Riesen vernahm schluckte er schwerfällig und zog den Kopf zwischen den Schultern ein. Amanda machte inzwischen eine gerührte Mine und legte eine Hand auf Spencers.

„Bist du denn der Meinung, dass ich in eure Männer WG passen würde?“

„Mann kann nie genug weiblichen Charme haben“, lächelte Spencer ihr kurz zu, danach funkelten seine Augen wieder Bryan böse an.

Keine zwei Sekunden später hielt der Riese inne und ließ sich seine eigenen Worte noch mal durch den Kopf gehen und stellte fest, dass er sich verschätzt hatte, denn Amanda lächelte ihn gerührt an.

„Also wenn du das möchtest...“, begann sie und umarmte den Russen, „dann kann ich gerne ein paar mehr Sachen von mir hier lassen...“

„Ein paar Sachen mehr?“

„Das ich halt mal für mehrere Tage hier bin. Fürs endgültige umziehen ist es meiner Meinung nach noch etwas zu früh...außerdem möchte Bryan sicher auch ein paar gemeinsame Stunden mit dir verbringen!“

Die beiden Jungs warfen sich einen vielsagenden Blick zu, während Amanda lediglich nur kicherte.



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