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BeyBlade in Love

Staffel 3
von

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Kapitel 12

Luna blinzelte genüsslich den ersten Sonnenstrahlen des neuen Morgens entgegen und streckte sich genüsslich, bevor sie sich im Bett aufsetzte und sich kurz umsah.

„Guten Morgen...“, murmelte Tala, welcher sich gerade zu ihr umdrehte.

„Morgen.“

Sie beugte sich zu ihm runter und küsste seine Schläfe.

„Wie hast du geschlafen?“

„Es war unheimlich gemütlich.“

„Wieso unheimlich?“

„Es riecht sogar noch alles so wie früher!“

„Natürlich“, grunzte Tala und schmiss die Decke zurück, „wieso sollte es das nicht?“

Luna zuckte nur mit den Schultern, als sie ein lautes Rumpeln aus dem Flur vernahmen. Die beiden warfen sich einen Prüfenden Blick zu, dann raffte Tala sich auf und lungerte aus seinem Zimmer raus auf den Flur.

„Ist...alles in Ordnung bei dir?“

Bryan, welcher auf dem Boden kniete guckte kurz auf, nickte und zog sich dann mithilfe seines Teamchefs wieder auf die Füße.

„So spät war es doch gestern gar nicht für dich?“, erkundigte sich Tala weiter und musterte den anderen Russen.

Seine Augen waren rot unterlaufen, seine Haut noch blasser als sonst und seine Haare waren auf einer Seite platt gedrückt.

„Ist kompliziert“, knörte dieser lediglich und schwankte in Richtung seines Zimmers, wo augenblicklich die Tür geöffnet wurde und eine junge Frau oben ohne ihn sehnsüchtig erwartete.

Tala grinste und ging wieder in sein Zimmer, wo Luna sich bereits auf den Bettrand gesetzt hatte und ungeduldig auf seinen Report wartete.

„Er ist leer.“

„Leer?“

„‘Leer‘ leer. Muss an der netten Brünetten liegen, welche in seinem Bett auf ihn wartet.“

„Ah...“, gab Luna erleichtert von sich und schüttelte sich kurz darauf.

„Möchtest du Frühstück?“

„Ja bitte!“

„Pfannkuchen?“

„Pfannkuchen!“

Tala schlenderte schmunzelnd in Richtung Küche, wo Amanda bereits daran war Kaffee zu kochen. Als sie den Rotschopf erblickte erschrak sie noch einmal kurz, doch dann erinnerte sie sich an letzte Nacht.

„Stimmt ja...ihr seid wieder im Hause.“

„Und du auch, wie ich sehe.“

„Ja. Ich übernachte regelmäßig hier.“

„Okay. Mehr Details brauche ich auch nicht auf nüchternen Magen.“

„Mit Milch und Zucker?“

„Schwarz. Wie meine Seele.“

Amanda warf Tala einen prüfenden Blick über die Schulter zu.

„Was?“

„Du bist so weiß, dass ich versucht bin, dir Sahne in deinen Kaffee zu tun!“

Der Junge lachte kurz auf, nahm dankend die Tasse entgegen und lehnte sich an die Kochinsel, wo er erst mal einen kräftigen Schluck nahm. Nach einer kurzen Stille wandte er sich erneut an Spencers Freundin.

„Und...was für ein Drama hat der Junge nun schon wieder angestellt, dass sogar unser Großer in Aufruhr geraten ist?“

„Bryan? Ach...der hat es sich anscheinend jetzt komplett mit seiner Perle versaut. Muss irgendeine Wette mit einem anderen Typen eingegangen sein...“

„Okay…? Seit wann hat Bryan eine Perle?“

„Ich meine eine Freundin.“

„Ich weiß was Perle bedeutet“, grinste Tala abwehrend, „seit wann geht das denn?“

„Das er eine Freundin hat oder das er in Schwierigkeiten steckt?“

„...beides…?“

„Das mit Ulrike geht glaube ich schon länger...scheint aber ehr so eine on off Sache zu sein, als etwas Festes...und die Schwierigkeiten...wann steckte er mal nicht in welchen?“

„Bryan und Ulrike?!“, wiederholte Luna aufgeregt, welche eben in den Raum getreten war.

„Ulrike...warte! DIE Ulrike? DIE Ulrike, mit der DU mal rumgemacht hattest?“

„Wie jetzt?“, wandte sich Amanda überrascht an Luna, „hat hier jeder mal mit jedem oder wie läuft das hier?“

„Nein, nein. Das war eigentlich mehr ein Racheakt an meinen Ex, der wiederum wollte mir mit IHR eins reindrücken. Also bevor ich mit ihr rumgemacht habe.“

Amandas Augen wurden immer größer, während Luna fast schon in Erinnerungen schwelgte. Erst als Tala ihr einen leichten Stoß in die Seite verpasste hielt sie inne und guckte Amanda entschuldigend an.

„Sagen wir es mal so...es wird in dieser Bude nie langweilig“, grinste diese schließlich.

„Nein. Definitiv alles nur nicht langweilig“, erwiderten Tala und Luna im Chor.

Als nächstes trat Spencer in den Raum, begrüßte das Pärchen und seine Freundin mit einem ernsten Lächeln und nahm sich schließlich auch einen Kaffee.

„Was geht ab?“, erkundigte sich der Rotschopf.

„Hör mir auf.“

„Wieso sagst du mir nicht, dass unser ewiger Junggeselle endlich mal eine Schnecke hat?“, beschwerte sich Tala und nahm einen Schluck.

„HÖR MIR BLOß DAMIT AUF!“, rief der Riese plötzlich laut aus, so dass alle zusammen zuckten, „ICH HAB VON DEM SO DIE SCHNAUZE VOLL!“

„Ist ja gut!“, versuchte Amanda ihn zu beruhigen und drückte sich an ihn.

„Er hat sich ja wirklich schon viel geleistet, aber das spreng alle Rahmen!“

„Was hat er denn angestellt?“, wollte Luna interessiert wissen, doch sie wurde schnell von Spencer abgewinkt.

„Das soll er dir selber beichten!“

„Er hat es sich mit Ulrike verscherzt“, meinte Tala und leerte seinen Kaffee.

„Aha.“

Amanda stellte in diesem Moment den Teller mit fertigen Pfannkuchen auf die Kochinsel, wovon sich Luna sofort gierig einen nahm, zusammenrollte und genüsslich reinbiss.
 

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Ulrike saß gerade auf ihrer Couch, als es klingelte. Für einen kurzen Moment überlegte sie, ob es sich lohnte jetzt aufzumachen, oder es einfach zu ignorieren. Es klingelte erneut. Und noch einmal.

Die junge Frau erhob sich von der Couch und drückte auf dem Summer, welcher ihre Haustüre öffnete und wartete geduldig vor verschlossener Tür, bis sie die Schritte ihm Flur hören konnte.

Vorsichtig öffnete sie und schlug die Tür sogleich wieder schwungvoll zu. Kurz blieb sie noch so stehen, als es plötzlich klopfte.

„Geh weg! Verschwinde!“, rief sie wütend aus.

„Bitte...“, ertönte es aus dem Hausflur, „ich möchte mich entschuldigen.

„Ich ruf die Polizei!“, drohte sie.

„Ich würde morgen wieder kommen, wenn es dir heute noch zu früh wäre...“

„Das nennt man Belästigung!“

„Ich nenne das Beharrlichkeit.“

„Seit wann kennst du solche Ausdrücke?“

„Ich habe eben von dir gelernt.“

Für einen kurzen Moment hielt Ulrike inne und blickte auf das Handy, welches auf dem Sideboard, welches gleich neben ihr stand. Dann hörte sie ein tiefes Seufzen von der anderen Seite.

„Ich muss völlig verrückt sein...“, murmelte sie und öffnete erneut die Tür, „du hast fünf Minuten!“

„Danke!“, erwiderte Bryan erleichtert und machte einen Schritt nach vorne.

Als er jedoch bemerkte, dass sie keinen Schritt zur Seite wich stutzte er.

„Ähm...willst du mich nicht reinlassen?“

„Nein.“

„Wieso nicht?“

„Lass mich kurz überlegen...“, raunte die Frau und setzte eine dementsprechende Miene auf, „mal abgesehen davon, dass du eines der größten Arschlöcher bist, die mir je unter die Augen getreten sind war das, was du in der Disco gemacht hast wirklich unterste Schublade.“

„Ich weiß. Deswegen will ich mich ja bei dir entschuldigen.“

„Willst du dich bei mir entschuldigen weil es dir wirklich leid tut, oder weil du dir den Pfad in deine Gelegentliche Lustgrotte sichern willst?“

„Ähm...beides?“, überlegte Bryan und machte eine unsichere Geste.

„Falsche Antwort.“

Wieder warf Ulrike die Wohnungstür vor seiner Nase zu.

„Soll ich wieder klopfen oder morgen kommen?“, erkundigte sich der Russe.

„Geh einfach“, befahl sie mit zittriger Stimme und kämpfte gegen die Tränen.

„Weinst du jetzt, Ulrike?“

„GEH EINFACH!“

Eine Weile blieb sie noch an der Türe stehen, dann horchte sie noch ein letztes Mal und vergewisserte sich, dass es vollkommen ruhig war. Ulrike wischte sich die Tränen aus dem Augenwinkel und ging ins Badezimmer, um sich im Spiegel zu betrachten. Sie holte tief Luft, hielt diese für eine Weile inne, bis es schmerzte und stieß sie schließlich wieder aus.

„Was hast du gedacht, was passieren würde…?“, fragte das Mädchen ihr Spiegelbild, „hattest du ernsthaft daran gezweifelt, dass es geschehen würde? Du wolltest es! Du wolltest, dass sich beide um dich buhlen! Aber...das es so eskalieren würde...damit hattest du wohl nicht gerechnet...dummes Ding!“

Ulrike schluckte schwer.

„Du wolltest Bryan nur eifersüchtig machen, dass er sich endlich endgültig für dich entscheidet...tja meine Liebe, das ist wohl ordentlich nach hinten losgegangen.“

Das Mädchen schreckte auf, als es plötzlich erneut an ihrer Tür klingelte. Kann es sein…? War er tatsächlich noch einmal umgekehrt? Eilig hastete sie zur Tür, drückte den Summer und öffnete die Tür.

„Na sieh mal einer an! Mit dir hätte ich gar nicht gerechnet, mal abgesehen davon, dass du nicht von mir wusstest, wo ich wohne!“

Johannes blieb auf der letzten Stufe stehen, zögerte einen Moment lang und streckte schließlich den Arm in ihre Richtung, in welcher er einen großer Blumenstrauß mit weißen, roten und gelben Gerbera hielt. Ulrike nahm das Bündel entgegen und blickte den jungen Mann groß an.

„Es...tut mir leid. Sehr sogar. Ich hätte mich nicht auf Bryans Niveau runter lassen sollen. Ich habe dir weh getan und fühle mich seit dem Scheiße.“

„Du fühlst dich scheiße? Frag mich mal!“

„Es tut mir sehr leid, Ulrike. Du hattest mich eingeladen mit euch mitzugehen und ich habe mich wie ein Arsch benommen.“

Allerdings. Ihr beide.“

„Entschuldigung.“

„Danke. Und danke für die Blumen.“

„Nun dann. Ich lass dich mal lieber wieder in Ruhe, bevor ich es nur noch schlimmer mache, als es eh schon ist.“

Johannes wandte sich zum gehen ab, während Ulrike intensiv an den Blumen roch.

„Warte!“, rief sie ihm hinterher.

Augenblicklich blieb Johannes stehen und hielt sich am Geländer fest.

„Ich hocke seit zwei Tagen in meiner Bude fest...ich könnte echt mal wieder einen Tapetenwechsel gebrauchen.“

„Okay?“

„Du kriegst doch sicher Angestelltenrabatt im Sundays oder?“

„Äh...ich denke schon.“

„Okay“, grinste Ulrike siegessicher und zog die Tür hinter sich zu, nachdem sie die Blumen in die Badewanne gelegt hatte, „du bist mir mehr als nur einen Kaffee schuldig. Gehen wir!“
 

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Luna horchte aufmerksam auf, als sie einen Schlüssel an der Wohnungstür stochern hörte und eilte so schnell es ihr Bauch zuließ zur Tür. Sie öffnete schwungvoll und blickte ihren Mitbewohner bemitleidend an.

„Hey...wie geht es dir? Alles wieder gut zwischen euch? Willst du frühstücken? Ich habe dir Pfannkuchen übrig gelassen!“

Bryan blinzelte verwirrt, er war mehr als überrumpelt. Doch anstatt zu antworten duckte er sich an Luna vorbei und schlich sich wie ein getretener Hund in sein Zimmer. Das Mädchen blickte ihm noch kurz hinterher, fühlte dann eine Hand auf ihrer Schulter.

„Geb ihm einfach ein bisschen Zeit...“, raunte Tala, „er wird schon bald wieder der alte sein...“

„Hoffentlich hast du Recht...ihn so zu sehen bricht mir das Herz.“

Tala schenkte ihr ein fürsorgliches Lächeln, streichelte ihren Kopf und zog sie mit sich mit zurück ins Wohnzimmer.

„Ist er wieder da?“, wollte Spencer wissen und setzte sich von der Couch auf.

„Fragst du das, damit du ihn gleich zur Schnecke machen kannst?“, erwiderte der Rotschopf.

„Nein. Er scheint genug zu leiden. Ich wollte nur wissen ob er wieder gut zu Hause angekommen ist.“

„Fürsorglich wie immer“, lächelte Luna und setzte sich neben ihn.

„Er ist mein bester Freund. Auch wenn ich im Moment sehr enttäuscht von Bryan bin, ich mache mir trotzdem auch Sorgen.“

„Das ist lieb von dir!“

„Danke.“

„Wie lange willst du ihn schmollen lassen?“

„Hm...“, überlegte der Riese und rieb sich sein Kinn, „der Kampf gegen diese Bladerin ist schon übermorgen...bis dahin wäre es nicht schlecht, wenn wieder alles beim Alten wäre.“

„Uiuiui! Dann sehe ich euch endlich mal in voller Live Aktion bladen!“, klatschte Luna erfreut in die Hände.

„Tatsächlich?“

„Ja!“

„Nun ja. Dann wird es aber allerhöchste Zeit! Du wirst allerdings nur Kai und Tala kämpfen sehen. Bryan und ich haben ja bereits gegen sie verloren.“

„Sie?“

„Haben wir vergessen zu erwähnen, dass es sich bei dem extrem starken Blader um eine junge Frau handelt?“

„Dezent...“

Spencer zuckte entschuldigend mit seinen breiten Schultern, als Tala zurück ins Wohnzimmer kam und seinen Werkzeugkoffer für seinen BeyBlade auf dem Esstisch abstellte. Er warf seinem Teamkollegen einen vielversprechenden Blick zu, das Leuchten in seinen Augen ließ diese hell aufblitzen. Die Kampfeslust hatte Tala völlig in seinen Bann gezogen, und er fragte sich, ob es Kai in diesem Moment genau so erging.

„Das letzte Mal, als du so entschlossen warst zu kämpfen, war gegen die BEGA“, bemerkte Spencer, während er seinen Teamchef dabei beobachtete, wie er seinen Wolborg in seine Einzelteile zerlegte, „nicht, dass du nie entschlossen gewesen wärst zu kämpfen!“

„Es ist bereits eine Weile her...“, raunte der Rotschopf und begutachtete seinen Blade, „wie sehr habe ich diesen Tag herbeigesehnt...“

„Ich dachte immer, dass du den Tag herbeisehnst, an dem unser Kind geboren wird“, scherze Luna gekränkt und hielt sich den Bauch.

„Natürlich! Was ist denn das für eine Frage?!“

„Reg dich nicht immer gleich so auf, Schatz. Denk an deinen Blutdruck“, grinste die junge Frau und setzte sich auf die Kante der Couch, wo sie in ruhigen Bewegungen über ihre Kugel streichelte.

„Ich dachte immer, dass du Feuer und Flamme bist auf einen Kampf gegen Kai...“, überlegte Spencer, um die Situation wieder aufzulockern, „hahaha! Feuer und Flamme gegen Kai! Verstehst du? Wegen Dranzer!“

„Sehr witzig“, winkte Tala ab, konnte sich ein Schmunzeln jedoch nicht verkneifen.

In diesem Moment stieß Luna einen tiefen Seufzer aus, welcher die beiden Männer aufschrecken ließ. Sie hatte die Augen geschlossen und eine recht angestrengte Miene aufgesetzt, während sie immer noch ihren Bauch rieb.

„Alles in Ordnung bei dir?“, erkundigte sich der Rotschopf und ging vor ihr auf die Knie.

„Ist sicher nur eine Übungswehe...alles...gut...“, stöhnte Luna, „puh! Endlich vorbei! Man die war vielleicht heftig!“

„Du hast in letzter Zeit öfters solche Schmerzen...“

„Alles gut, Schatz. Ich habe Ende der Woche einen Termin beim Arzt bekommen, der wird dann nachsehen. Aber ich denke es ist alles gut!“

„Bei solchen Schmerzen?“

„Eine Schwangerschaft ist kein Spaziergang.“

„Bist du dir sicher?“, erkundigte sich der Rotschopf ein letztes Mal bei seiner Freundin, welche ihn nur abwinkte.

„Habt Spaß zusammen. Ich werde später Amanda von der Arbeit abfangen und mit ihr ein Eis essen gehen. Aber vorher mach ich ein gutes Nickerchen!“

„Ist gut...“

„Wir können auch mit unseren Vorbereitungen warten, wenn du nicht alleine sein willst“, schlug der Riese vor.

Luna lachte hell auf und warf den Kopf gen Nacken, so dass sie große Mühe hatte, sich wieder normal hinzusetzen. Sie hob ihre Beine in die Luft um somit Schwung zu holen und stemmte sich auf ihre Füße.

„Tadaaa!“, jauchzte sie und hob beide Arme in die Luft, „seht ihr? Mir geht es gut! Solange ich noch alleine aufstehen kann...AH!“

Augenblicklich krampfte Luna heftig zusammen und ließ sich auf ihre Knie fallen. Sie schlang beide Arme um ihren Bauch und versuchte zwischen den schmerzenden Schreien genug Luft zu bekommen.

„VON WEGEN DIR GEHT ES GUT!“, rief Tala außer sich, während Spencer wie aus Reflex sofort den Notarzt rief.

„AAAH!“

Von dem ganzen Lärm verunsichert rannte Bryan ins Wohnzimmer und riss bei der Szene, welche sich ihm da bot die Augen erschrocken auf. Er ließ sich neben Tala auf die Knie fallen und legte beide Hände auf Lunas Rücken, wo er versuchte sie sanft zu massieren.

„SCHEIßE! WAS ZUM...“, stöhnte Luna vor Schmerzen, doch dann blieb ihr schon der Atem weg, so dass sie mit hochroten Kopf hastig nach Luft schnappte.

„Ich hab dir schon so oft gesagt, dass du deine Frau nicht zur Weißglut bringen sollst“, versuchte Bryan die Situation etwas aufzulockern.

„Das sagst gerade DU zu MIR?!“, erwiderte der Rotschopf angriffslustig und funkelte seinen Mitbewohner gefährlich an.

„SIE WOLLTE MEINE ENTSCHULDIGUNG NICHT, OKAY?!“, fauchte Bryan genervt und half Tala dabei Luna auf die Beine zu stemmen.

„Jungs...“, raunte Spencer und verlor jede restliche Farbe im Gesicht.

„SEIT JAHREN PREDIGE ICH DIR, DASS DU ENDLICH MEHR FEINGEFÜHL ENTWICKELN SOLLST! HAB ICH DIE GANZE ZEIT ETWA GEGEN EINE WAND GESPROCHEN??“

„DAS GEHT NUN MAL NICHT VON HEUTE AUF MORGEN!“, verteidigte sich Bryan.

„JUNGS!“

Die beiden Streithähne hielten beide die Luft an, als der Riese einen schrilleren Schrei als Luna ausstieß und auf den Boden deutete. An der Stelle, wo Luna gerade noch gekauert war hatte sich eine mittelgroße Blutlache gebildet. Tala riss erschrocken die Augen auf und hatte Mühe, selber auf den Beinen zu bleiben.

„Luna!! LUNA!!“

Vergebens. Die junge Frau hatte bereits das Bewusstsein verloren.
 

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Louis verzog verärgert seine Miene, als er Ulrike und Johannes gemeinsam ins Sundays kommen sah. Während sein Arbeitskollege eine verunsicherte Haltung angenommen hatte strahlte Ulrike pure Selbstsicherheit aus, dass es schon fast provozierend war.

„Willkommen im Sundays“, ratterte Louis seinen Text ab, „wir haben zur Zeit besonders besonders leckere Früchte im Angebot, die wir auch gerne zu einem Smoothie weiterverarbeiten...“

„Du strotzt ja vor Motivation“, bemerkte Ulrike schelmisch und ließ ihre Augen über die Bedientheke wandern, „habt ihr keine Avocado Frischkäse Sandwiches mehr?“

„Für heute nicht mehr.“

„Nun ja...ein Vögelchen hat mir gezwitschert, dass ihr auf Anfrage auch frisch belegt“, schmunzelte die junge Frau und warf Johannes einen vielsagenden Blick über die Schulter zu, woraufhin der Junge am liebsten im Erdboden versunken wäre.

„Muss aber ein Vögelchen mit Sprachfehler gewesen sein“, grummelte Louis und blickte ebenfalls zu Johannes, „vielleicht hat es ja gelispelt oder gar gestottert?“

„Machst du mir nun ein Sandwich? Avocado und Frischkäse. Oh und einen Mango Joghurt Smoothie bitte auch noch. Seine Bestellung kommt auch noch dazu. Er bezahlt.“

Mit diesen Worten entfernte sich Ulrike von den beiden Männern und ließ sich auf einem Platz auf der Terrasse nieder, wo sie sich von der Sonne brutzeln ließ.

„Alter...“, raunte Louis, während er und sein Kollege der Frau nachsahen, „so wie sie gelaunt ist musst du ja tierisch in der Scheiße sitzen. Was hast du denn angestellt?“

„Das Vögelchen hat keinen Hunger mehr...“, erwiderte Johannes und holte sich ein kühles Getränk aus dem Schrank hinter sich, „das Vögelchen bräuchte normalerweise einen ordentlichen Kräuterschnapps.“

„Vertragen Vögel überhaupt Alkohol?“, überlegte Louis und tippte alles in die Kasse ein.

„Lass es einfach...denken tut dir nicht gut...“

„Ich habe in der letzten Nachtschicht vergessen die Kühlzelle zu schließen...der Chef ist verdammt sauer, weiß aber noch nicht, wer Schuld hat. Ich glaube, dass ich ihm sagen werde, dass du es warst.“

„Mach ruhig“, kommentierte Johannes schulterzuckend, „für den Lohn und mit den Kollegen fällt es mir echt nicht schwer, mit etwas anderes zu suchen. Außerdem...denke ich nicht, dass ich noch wirklich lange in dieser Stadt bleiben werde.“

Louis‘ Augen wurden vor lauter Überraschung immer größer, während Johannes gleichgültig auf sein Wechselgeld wartete.

Als er endlich gegenüber von Ulrike Platz genommen hatte und diese wegen seiner mauen Bestellung ein leicht ironisches Kommentar von sich ließ seufzte der junge Mann schwer.

„Hast du ein letztes Geld etwa für die Blumen für mich ausgegeben, dass du dir für die nächsten zwei Wochen nichts mehr zu essen leisten kannst, hm?“

Als wäre das noch nicht kränkend genug gewesen setzte sie zusätzlich dazu ein schelmisches Grinsen auf, was bei Johannes den Geduldsfaden auf übelste Weise strapazierte.

„Jetzt wo du es erwähnst...ja. Ich habe für den Strauß definitiv zu viel ausgegeben, wenn ich bedenke, dass ich eigentlich nichts angestellt habe. Oder schenkst du etwa Bryans Worten Glauben?“

Ulrike hielt kurz inne, nachdem Johannes sich so ruhig und gewählt ausgedrückt hatte. Irgendwo imponierte es ihr sogar.

„Nein“, kicherte sie schließlich, „ich kenne Bryan schon zu lange, als ob ich dem was er sagt noch Glauben schenken könnte. Er malt sehr gerne über den Rand.“

„Jetzt frage ich mich erst recht, warum ich mit einem schlechten Gewissen dir den Strauß gekauft habe.“

„Du hast dich immerhin auf die Wette eingelassen!“

„Oh stimmt ja! Ich bin ein schwanzgesteuertes Wesen, das beim Anblick von weiblichen Geschlechtsmerkmalen keine funktionstüchtige Gehirnzelle mehr aufzuweisen vermag“, scherzte Johannes und verschränkte die Arme vor der Brust, „wenn du ernsthaft kein Interesse an mir gehabt hättest, dann hättest du mich auch nie zu dem Abend von vor zwei Tagen eingeladen. Du wolltest sehen, wie sehr meine Anwesenheit Bryans Interesse für dich anstachelt. Konkurrenz belebt ja für bekanntlich das Geschäft.“

„Du...“, Ulrike starrte Johannes jetzt fassungslos an.

War ihr wirklich noch nie vorher aufgefallen, wie gewählt er sich ausdrücken konnte? Oder war sie mittlerweile so von Bryans Gelaber beeinträchtigt, dass ihr das schon gar nicht mehr auffiel. Während sie panisch in ihrem Kopf versuchte auch nur ansatzweise an die Ausdrucksweise heranzukommen, welche ihr Johannes gerade darbot studierte sie seine Körperhaltung. Er saß ganz anders da, als an jenem Abend, als sein Autoschlüssel in den Gulli gefallen war. Er wirkte auch bei weitem nicht mehr so niedergeschlagen und devot. Hatte der besagte Abend von vor zwei Tagen das bei ihm bewirkt? Oder hatte er sich die ganze Zeit über verstellt?!

„Du hast gewusst, dass ich Bryan eifersüchtig machen wollte?“, erkundigte sich Ulrike und ließ mehr Schuldbewusstsein durchdringen, als ihr lieb war.

„Natürlich.“

„Woher? Hat er es dir etwa gesagt?“

„Dein Blick“, kommentierte Johannes und nahm einen Schluck, „gleich nachdem du mich begrüßt hattest. Den Blick, welchen du ihm zugeworfen hast.“

Fassungslos starrte Ulrike nun auf ihre Hände. Er hatte sie eiskalt erwischt. War sie tatsächlich so sehr damit beschäftigt gewesen, Bryan eifersüchtig zu machen, dass sie alles um sich herum ausgeblendet hatte?

„Eigentlich bist du jetzt an der Reihe.“

Das Mädchen schreckte aus ihrem tiefen Gedankengang hoch.

„Mit was?“

„Dich bei mir zu entschuldigen“, befahl Johannes schon fast.

„Bitte was?!“

„Du hast mich schon verstanden. Ich bin ein netter Kerl. Ich bin auch sehr blauäugig, das weiß ich. Aber ich lasse mich nicht ausnutzen und schon gar nicht, wenn man jemand anderes damit auch noch beeinflussen will.“

„Warst du in den letzten zwei Tagen in einem Fortgeschrittenen Kurs in gehobener Wortwahl und Aussprache oder welche Sicherung ist bei dir durchgebrannt, dass du dich jetzt so vornehm ausdrücken kannst?“

„Ich bin nicht der, für den ich mich ausgegeben habe, das ist richtig“, bejahte Johannes und legte den Kopf ein wenig schief, „eigentlich schon, allerdings habe ich einiges weggelassen.“

„Und das wäre?“, erkundigte sich Ulrike und verschränkte nun ihre Arme vor der Brust.

„Dafür müsste ich lange ausholen“, schüttelte der junge Mann seinen den Kopf, „es ist alles etwas komplizierter, als ich es anfangs gesagt habe.“

„Oh, glaub mir! Ich habe Zeit!“, entgegnete das Mädchen mit einem Raunen, „und ich denke, dass du mir das schuldig bist!“

„Keineswegs. Ich bin dir rein gar nichts schuldig.“

Ulrike öffnete entsetzt ihren Mund um ihrem Gegenüber irgendetwas an den Kopf zu werfen, sofort zu kontern war normalerweise ihre Stärke. Aber wenn sie Johannes jetzt so vor sich sitzen sah und hörte, wie gewählt er sich ausdrückte fehlten ihr glatt die Worte. Hatte er sie etwa eingeschüchtert?

Johannes verdrehte kurz die Augen und seufzte tief, bevor er sich angestrengt sie Schläfen rieb.

„Bist du ein Verbrecher oder so was?“, flüsterte Ulrike schließlich und lehnte sich weit über den Tisch vor.

„Was? Nein! Um Himmels Willen so schlimm ist es gar nicht.“

„Warum zögerst du dann immer noch?“, das Mädchen klopfte mit der flachen Hand ungeduldig auf die Tischplatte, „ich warte immer noch auf eine Erklärung, Johannes. Und ich werde nicht ehr gehen, bevor ich nicht Klarheit habe!“, versprach Ulrike mit einem verschwörerischen Unterton.

Der Junge ließ sich mit einem tiefen Seufzer in den Stuhl sinken und legte seine Hände auf seine Oberschenkel, während er seinem Gegenüber tief in die Augen blickte. Nach einigen Minuten des Schweigens setzte er sich wieder gerade auf und zupfte sein Hemd zurecht, bevor er einen kräftigen Schluck seines Getränks nahm.

„Ich...“, hauchte er schon fast und guckte kurz auf die Tischplatte.

„Meine Augen sind hier oben, Johannes“, erinnerte ihn Ulrike und deutete auf ihr Gesicht.

„Ich heiße nicht Johannes Bachmeister“, schoss es plötzlich aus dem Jungen heraus und er sah dem Mädchen tief und entschlossen in die Augen, „mein richtiger Name lautet Adrian Dejeaun.“

Für einen kurzen Moment stockte Ulrike der Atem und sie hielt in ihrer Bewegung inne, dann schien sie zu überlegen.

„Verarsch mich nicht“, grinste sie schließlich und schüttelte den Kopf, „das ist der Name von dem leckeren Wein, welchen ein normal Sterblicher kaum bezahlen kann. Da musst du leider etwas früher aufstehen.“

„Das stimmt, dass das der selbe Name wie der Wein ist. Ich bin der Sohn von Pierre und Genevieve Dejeaun und somit der Erbe des Weingutes. Meine Familie ist die drittmächtigste in dem Chevalier Clan, welchem ich jedoch schon vor einigen Monaten aus freien Stücken verlassen habe.“

„Selbst wenn das wahr sein sollte...warum auch immer lässt man all dies hinter sich und jobbt in einem Laden wie dem Sunday‘s?“

„Das würden sie alle fragen“, lachte der Junge traurig auf, „alle, die keine Ahnung davon haben, wie es in so einem Clan zugeht. Warum? Wieso? Weshalb?“

„Und was ist deine Ausrede?“

„Wieso Ausrede? Das ist die Wahrheit!“

„Aha. Kannst du das auch beweisen?“

„Nein.“

„Aha. Und wieso nicht?“

„Weil jedem ehemaligen Mitglied der Chevalier es strengstens untersagt ist, mit den anderen Clan Angehörigen Kontakt aufzunehmen.“

„Würde zumindest dein Verhalten erklären. Wieso du dich plötzlich so hochnäsig ausdrücken kannst und so formell dasitzt.“

„Du glaubst mir also?“, erhellte sich Adrians Mine.

„Nö.“

„Wie nö? Warum nicht?“

„Sorry aber so eine Story ist mir auch noch nicht untergekommen. Und ich habe schon viel Gehört!“

„Story? Du bist immer noch der Meinung, dass ich lüge?!“

„Ja. Schade. Ich fande dich Anfangs echt nett.“

„Wieso glaubst du mir jetzt nicht?“, klang Adrian schon fast verzweifelt.

„Oh...vielleicht weil mein Vater der Osterhase ist? Ach, und meine Mutter ist übrigens die Zahnfee!“

„Mach dich nicht über mich lustig! Du wolltest die Wahrheit und ich habe sie dir gesagt.“

„Ja nur leider ist es für mich völlig unverständlich, wie man sein angebliches Erbe, wo es sich lediglich um eines der größten Weingüter weltweit handelt einfach so hinter sich lässt?“

Adrian ließ wortlos die Schultern hängen und blickte starr an Ulrike vorbei. Mittlerweile hatte sich der Himmel zugezogen und drohte sich in nur wenigen Minuten über die Welt zu ergießen. War das jetzt also alles umsonst gewesen? Hatte Adrian seine wahre Identität völlig gratis preisgegeben? Er hatte sich die Enthüllung seiner Person eigentlich viel dramatischer vorgestellt, so wie dass sich alle Anwesenden hektisch zu ihm umdrehten mit ihren Händen auf den Mund gepresst, oder gar schnappartig Luft holten.

„Denkst du dir jetzt eine bessere Ausrede aus? Oder überlegst du dir, mir endlich die Wahrheit zu sagen?“

„Es ist doch vollkommen egal, für was ich mich entscheiden würde, du glaubst mir ja eh nicht“, raunte Adrian und stand auf, „leb wohl, Ulrike. Ich hoffe, dass du und Bryan doch noch zueinander findet und glücklich werdet...“

Mit dieser Verabschiedung wandte sich der Junge ab und ging, ohne sich noch einmal umzudrehen.
 

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Dicke Regentropfen stürzten sich wie ein Himmelfahrtskommando auf die Erde nieder und überrumpelten jeden Bewohner der Stadt, der in den letzten zehn Minuten nicht gen Firmament geblickt hatte. Auf Grund dessen, das es mittlerweile Mitte Juli und für heute auch gar kein Regen gemeldet war trug natürlich auch niemand einen Regenschirm bei sich.

„Oh verflucht!“, meckerte Mirka und stellte sich bei einer großen Trauerweide im Park unter.

Ihre weiße Bluse erhielt durch die dicken Regentropfen ein neues Muster und dadurch, dass sie lediglich Riemchensandalen trug waren ihre Füße bereits nach nur wenigen Metern nass gewesen. Die junge Russin warf sich mit einer gekonnten und dennoch eleganten Handbewegung die nassen Haare über die ebenso nasse Schulter und versuchte einzelnen Tropfen auszuweichen, welche durch den starken Wind zu ihr getragen wurden.

„Verdammt!“, fluchte sie und trat näher an den Stamm heran in der Hoffnung, dort weniger feucht verharren zu können.

Inzwischen rannten nur noch vereinzelt Menschen durch den Park, viele hatten bereits Schutz vor dem Regen gefunden, ein paar wenige fanden sich sogar damit ab nass zu werden und liefen völlig normal weiter. Mirka seufzte genervt und legte den in Papier gepackten Blumenstrauß kurz zu Boden, damit sie in ihrer Handtasche nach dem Handy suchen konnte.

„Kai soll sich keine Sorgen machen, wenn ich mal nicht pünktlich nach Hause komme...“, murmelte sie und tippte eine schnelle Nachricht an ihren Gatten, dass sie sich wegen des Wetters um ein paar Minuten verspäten würde.

Kurz darauf kam auch schon eine Antwort, in der Kai fragte, ob er sie irgendwo mit dem Auto abholen könnte. Klar!, lachte die junge Frau innerlich. Das möchte ich sehen, wie du mit dem schwarzen Mercedes mitten in einen Park gefahren kommst! Mirka konnte bei dem Gedanken ein Kichern nicht mehr unterdrücken und erhob sich wieder zu ihrer vollen Größe, woraufhin ein Passant mit ihr zusammen stieß, der sie vorher nicht gesehen hatte.

„Aua!“, gab das Mädchen von sich, nachdem sie sich wieder seitlich aufgesetzt hatte.

„Das tut mir so leid! Sind Sie verletzt?!“, fragte die männliche Stimme und reichte Mirka eine Hand.

„Nein...schon gut...aber ich dachte immer, dass 1,53 Meter nicht so leicht zu übersehen wären...“

Sie nahm dankend die Hand entgegen und sah nun zum ersten Mal in das Gesicht des Passanten. Augenblicklich wurden ihre grauen Augen immer größer, ihren Körper durchfuhr es wie ein kribbelnder Stromschlag und die Hände begannen zu zittern.

„Du…!“, raunte sie so leise, dass es sich wie Unterwasser anhörte.

„Oh shit!“

Es können nur wenige Sekunden gewesen sein, in denen sich Mirka und Adrian tief in die Augen blickten, dennoch fühlte es sich wie eine Ewigkeit an. Für beide.

„D...das war keine Absicht!“, wehrte er schnell ab, nachdem der junge Mann sich als erstes wieder gefangen hatte, „wirklich nicht!“

Schnell zog er Mirka nach oben, jedoch zu schnell, so dass sie sofort wieder das Gleichgewicht verlor und gegen Adrian fiel.

„Vorsicht!“

Gerade noch so fing er sie in einer halben Umarmung auf, in welcher Haltung sie erneut für einige Sekunden verharrten.

„Oh man...noch beschissener kann mein Tag doch gar nicht werden...“, fluchte der Franzose, „Kai wird mich umbringen!“

„KAI!“, rief Mirka erschrocken aus, stieß sich von Adrian weg und blickte auf ihr Handy.

Natürlich hatte er geschrieben, dass er sie holen würde. Dank der Tracker App wusste er ja schließlich auch, wo sie sich gerade befand…

„Zuverlässig wie kein Anderer“, grinste die Russin und wandte sich zu Adrian um, welcher plötzlich gut 30 Meter weiter gegangen war, „hey! Warte!“

„Worauf denn?“, rief er ihr durch das Rauschen des Regens laut entgegen, „etwa auf die Garde du chevalier, damit sie mich festnehmen können? Oder auf deinen Ehemann? Klar sicher!“

„Adrian, so warte doch!“

Mirka hob die Blumen vom Boden, zog ihre Sandalen aus und rannte ihm ein Stück entgegen, zumindest so schnell wie es ihr der Regen zuließ. Als Adrian die platschenden Geräusche hinter sich bemerkte und über die Schulter schielte konnte er ein wütendes Schnauben nicht unterdrücken.

„Spinnst du?! Hau ab, Mirka!“

„Ich muss dir was sagen!“

„Schon vergessen, dass ich allein schon für das Zusammenstoßen mit dir bestraft werden kann, obwohl es nicht mal MEINE Absicht war?“

„Du wirst nicht bestraft werden!“

„Klar doch! Es ist noch nicht mal ein ganzes Jahr her und du willst mir weiß machen, dass ihr innerhalb kürzester Zeit den hohen Rat gestürzt und neue Regeln aufgestellt habt?“

Mirka blieb drei Meter hinter ihm stehen, stampfte wütend mit einem Bein auf den Boden und holte tief Luft.

„ADRIAN! BLEIB STEHEN!“

Erschrocken wandte sich der junge Franzose um und weitete seine Augen. Auch Mirka drehte sich in der Hüfte nach hinten, denn es war nicht sie gewesen, die so laut gerufen hatte. Es war für eine Weile nur das Rauschen des Regens zu hören, während sich alle drei von dem oben kommenden Nass berieseln ließen.

„Kai Hiwatari...“, raunte Adrian eingeschüchtert und seine Miene verdunkelte sich.

„Du bist es wirklich...und ich musste dich nicht mal suchen.“

„Ich wusste gar nicht, dass du mich so sehr vermisst hast“, belächelte Adrian die Situation traurig, „ich werde jetzt gehen. Geb mir wenigstens noch ein paar Minuten Vorsprung, bevor du die Garde du chevalier rufst.“

Mit diesen Worten wandte sich Adrian zum Gehen ab, nachdem er Mirka und Kai Hiwatari ein letztes Mal ein schelmisches Grinsen geschenkt hatte.



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