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Canyon Camping

Yuri/Raven
von

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Teil II

Siehst du, Flynn? Genau deshalb bin ich als Ritter nicht geeignet. Ich kann nicht mal meine Freunde beschützen und als Anführer einer Gilde muss ich noch eine Menge lernen. Du hättest das sicher sofort gemerkt, dass es Raven nicht gut geht. Du bist immer so besorgt um andere, fuhr er seinen Gedankengang fort und zwang sich zu einem kläglichen, müden Lächeln, das ihn alles an Kraft abverlangte.
 

Ob du dir auch gerade den Mond ansiehst? Machst du dir wieder Sorgen um andere? So typisch für dich, du Idiot.
 

„Yuri! Ich bin heute mit dem Abendessen dran!“, rief Carol ihm zu und grinste breit.
 

„Und? Was gibt’s, kleiner Meisterkoch?“
 

„Spaghetti... mit Ketchup!“
 

„Nein, danke. Lass’ mich lieber kochen.“ Yuri verzog angewidert das Gesicht.
 

„Das war ein Witz. Ich mache eine richtige Soße. Ich wollte... mit dir reden, das ist alles.“
 

„Nicht so schüchtern, Captain Carol, sonst nimmt dich niemand ernst. Vor allem nicht das Mädchen, das du beeindrucken willst“, sagte er mit einem kleinen vielsagenden Zwinkern. Carol wurde sofort puterrot und senkte den Blick. Yuri hätte schwören können, dass heißer Dampf aus seinen Ohren hervortrat, weil irgendetwas in seinen Synapsen durchgebrannt sein musste.
 

„Sehr witzig...“, murrte er mit gespielt beleidigter Stimmlage und kam näher.
 

„Es tut mir leid. Du bist der Anführer von Brave Vesperia. Ich hätte dir zuhören müssen.“
 

„Nein. Du hattest recht. Ich hätte mehr nachdenken müssen. Deine Einwände waren, nein, sind berechtigt.“
 

„Ich war es so lange gewohnt, immer nur wegzulaufen. Mittlerweile weiß ich, dass sich sein Gildenmitglied nicht dadurch profiliert, dass er so viel wie möglich alleine schafft. Wir müssen zusammenarbeiten, um unsere Ziele zu erreichen. Heute ist mir klar geworden, dass ich viel mehr aufpassen muss. Nicht nur auf mich selbst. Sondern auch auf meine Freunde. Wir sind ein Team und wir müssen uns zuhören und an einen Strang ziehen.“
 

„Du musst dich nicht entschuldigen. Nicht nur dir ist heute etwas klar geworden. Als Anführer muss ich sehr viel verantwortungsbewusster sein. Ich darf nicht einfach drauf losrennen, ohne mir Gedanken zu machen. Na ja, ich arbeite dran. Vielleicht kann ich das irgendwann wirklich in die Tat umsetzen und nicht nur große Reden schwingen“, sagte er mit eine tiefen Seufzer und vermied es Carol anzusehen.
 

„Yuri.“
 

„Was?“
 

„Du bist kein Versager. Du bist großartig und wir alle schätzen dich. Wir sind ein Team. Vergiss das nicht.“
 

„Geht klar, Captain Carol!“, sagte er und gestikulierte einen Militärgruß, während er sich wie ein Soldat formatierte und stur auf einer Stelle stehen blieb.
 

„Ich gehe dann mal kochen...“ Carol verdrehte die Augen. Er hatte sich den Titel „Captain“ noch lange nicht verdient und Yuri wusste, dass er so nicht genannt werden wollte. Als er zum Lagerfeuer zurückging, fragte er sich, ob Yuri über Raven grübelte oder ob nicht noch etwas Anderes auf seiner Seele lastete. Der Kerl machte ja auch nie den Mund auf und hatte zig Geheimnisse, die er nie preisgab. Aber er selbst schien zu glauben, dass niemand ihn durchschauen konnte. Dabei war er zu lesen wie ein offenes Buch.
 


 

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„Rita, du bist so still. Alles in Ordnung?“, wollte Estelle fragen und nahm vorsichtig die Hand der Brünetten in ihre eigene und schenkte ihr einen besorgten Blick. Rita sah sie mit großen Augen an, legte dann den Kopf schief und suchte nach den richtigen Worten.
 

„Ich weiß nicht warum, aber ich glaube, ich habe ein schlechtes Gewissen.“
 

„Wieso denn?“, fragte Estelle nach und drückte sanft die Hand ihrer Freundin.
 

„Urg... na ja... vielleicht hätte ich Raven keine verpassen sollen? Vielleicht ist es meine Schuld, dass er umgekippt ist. Ich kann meine Kraft nur schwer regulieren und was ist, wenn ich ihm eine Gehirnerschütterung verpasst habe? Oder er einen bleibenden Hirnschaden beibehält? Nicht, dass das bei ihm einen großen Unterschied machen würde, aber ich möchte ungern die Verantwortung für diverse Spätfolgen tragen. Was ist, wenn ich seinen Frontallappen verletzt habe und er seine Sprachfähigkeit verliert? GUT, ja, er spricht immer wie ein Dorftrottel, das würde vielleicht kaum einen Unterschied machen, aber was ich eigentlich meine, ist“, begann sie und wollte gerade mit weiteren möglichen Faktoren beginnen, als Estelle ihren Finger auf ihre Lippen legte.
 

„Du machst dir zu viele Sorgen.“ Das Lagerfeuer tauchte sie in warme Farben, wodurch ihr Lächeln noch herzlicher erschien.
 

Rita wurde ganz still und wartete darauf, dass Estelle ihre Hand zurückzog.
 

„Raven ist stark. Und du trägst keine Schuld. Du denkst nur wieder zu viel nach“, sagte sie dann und kicherte, zog ihre Hand nun endlich zurück. Sie schloss ihre Augen für einen Moment und Rita fand, dass ihre langen Wimpern und ihr zartes Gesicht sie wie einen Engel aussehen ließen. Sie versuchte sich ihre Aufregung nicht ansehen zu lassen und seufzte.
 

„Du hast ja recht. Morgen früh steht er wieder lachend vor uns und dann kann ich ihn nach Herzenslust ausschimpfen, weil er uns allen Sorgen gemacht hat und wir wegen ihm hier bleiben mussten“, sagte sie dann und nickte sich selbst zustimmend zu.
 

„Darauf wollte ich nicht hinaus...“, meinte die Prinzessin kleinlaut und ließ ihren Kopf hängen. Warum nur hatte Rita so viel Spaß daran, sich mit anderen zu zanken?
 


 

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Es war spät in der Nacht und Yuri hatte sich freiwillig dazu gemeldet, die Nachtwache zu übernehmen. Sein Blick war stur nach oben gerichtet. Das Feuer an ihrem Lager war beinahe völlig erloschen und nur noch einzelne Funken sprangen in die Höhe, die ein leises Knistern verursachten. Es war ziemlich ruhig. Still. Beinahe zu still. Er horchte auf, um sicher zu gehen, dass er keine möglichen Angreifer überhörte oder gar übersah. Yuri spürte die Präsenz einer Person. Jemand war hier. War Duke zurückgekehrt, um sie an ihren Vorhaben zu hindern? Leviathans Klaue? Oder gar die Jagdklingen? Langsam bewegte er seine Hand in Richtung seines Schwertes und gab keinerlei weitere Regung von sich.
 

Sein Atem ging gleichmäßig. Er ließ sich nicht anmerken, dass er den unbekannten Eindringling bemerkt hatte. Die Barriere des Zelts war noch aufrecht, also konnte es sich um kein Monster handeln und wer auch immer hierher Fuß setzte, war kein Tourist oder ein lebenslustiger Abenteuer. Außerdem musste die Person hinter ihm unglaubliche Fähigkeiten haben. Seine Schritte waren nicht zu hören. Er wusste genau, wie man sich anschlich, ohne bemerkt zu werden. Doch Yuri war aufmerksam und hatte ein Leben in der Unterstadt von Zaphias geführt, wusste also ganz genau, jedes Geräusch und jede Schwingung in der Luft zu deuten. Ohne weiter darüber nachzudenken, drehte er sich auf der Stelle um, zog sein Schwert kunstvoll aus der Scheide und richtete es auf den vermeintlichen Angreifer. Schulterlange, braune Haare, die ihm ins Gesicht standen und die Hälfe seines Gesichts verbargen.
 

„Whoah, whoah! Ganz ruhig! Lass mal die Pferde im Stall! Kein Grund mit dem Ding da auf mich zu zielen!“, erklärte sich der Angreifer, hob schützend beide Hände in die Luft und signalisierte, dass er unbewaffnet war, während die Spitze der Klinge direkt vor seinen Augen baumelte. Seine Frisur sah anders aus. Kaum zu glauben, wie sehr eine Frisur das Erscheinen einer Person verändern konnte.
 

„Ach, du bist’s nur...“
 

„Wow, danke für den lebhaften Empfang. Ich kehre von den Toten zurück und keiner hält es für nötig, mich willkommen zu heißen. Ich bin echt froh, wieder zurück zu sein.“
 

„Das nächste Mal sag Bescheid, bevor du umkippst, Alterchen. In deinem Alter musst du vorsichtig sein. Jeder Schritt könnte dein letzter sein.“
 

„Urg, du brichst mir mein Herz, liebster Yuri. Deine Fürsorge ist zu viel des Guten.“
 

Yuri verstaute seine Waffe wieder in der Schwertscheide und warf sie sich über die Schulter, wandte sich wieder ab und tat so, als wäre sein Teamgefährte nicht hier.
 

„Schlecht gelaunt?“, fragte dieser breit grinsend nach.
 

„Nimmst du überhaupt irgendetwas ernst?“
 

„Klar, so einiges. Bei einem feinen Whisky bin ich immer ernst. Nur den feinsten Tropfen für den guten, alten Raven. Keine Ausnahme.“
 

Raven kicherte amüsiert und zuckte mit den Schultern.
 

„Verdammt, Raven!“, keifte Yuri plötzlich und drehte sich zu dem Älteren um und warf ihm einen wütenden Blick zu. In seinen Augen brannte Zorn. Es war das erste Mal, dass Raven seinen Kameraden so wutentbrannt sah. Raven blieb sein Lachen in der Kehle stecken.
 

„Du weißt ganz genau, was ich meine! Ich habe so langsam das Gefühl, dass du sterben willst! Und es ist mir scheißegal, was du mit deinem Leben anfängst, aber ich werde nicht die Verantwortung für deinen Tod tragen! Wenn du dich umbringen willst, dann lass mich da raus!“
 

Raven erwiderte nichts.
 

„Warum sagst du nichts? Wieso rechtfertigst du dich nicht?“
 

Raven senkte nur den Blick und raunte etwas, was Yuri nicht hören konnte.
 

„Du bist zu jung, um das zu verstehen.“
 

„Bin ich das? Ich mag vielleicht einiges jünger sein, dennoch scheine ich weitaus reifer und verantwortungsbewusster zu sein als du. Auch wenn du sterben willst, kannst du uns nicht da reinziehen. Carol, Estelle und Rita sollten mit deinen Problemen nichts zu tun haben. Du bist erwachsen und wenn du dich nicht entsprechend verhalten kannst, dann ziehe dich zurück und hör’ auf, uns ein Klotz am Bein zu sein.“
 

„Yuri, ich bin nich’ hier, weil ich es sein will. Es ist mein Auftrag, mein Job, euch zu begleiten. Ich nehm’ meine Pflicht sehr ernst. Und es ist nich’ so, dass ich es darauf anlege, hier und jetzt zu sterben. Glaub’ mir, Selbstmord ist nich’ schön. Blergh! Allein der Gedanke von einem Monster halbiert zu werden, ist ziemlich widerlich und stell’ dir mal vor, du überlebst trotzdem und musst dann weiterleben. Als halber Mensch, dem etwas fehlt. Der Tod hat etwas unglaublich Schönes an sich. Etwas Beruhigendes. Erlösend. Aber Sterben selbst macht keinen Spaß“, erklärte er und verschränkte die Arme.
 

„Ich kann verstehen, dass die Erlebnisse im Krieg dich immer noch sehr belasten, aber ich werde nicht zulassen, dass du unsere Mission gefährdest. Wenn du dein Trauma nicht überwinden kannst, setze ich dich in Dahngrest ab und führe meine Reise ohne dich fort.“
 

„Och, komm schon. Jetzt verletzt du meine Gefühle. Was willst du mir noch etwas brechen?“
 

„Wenn du nicht aufpasst, sicher noch ein paar Knochen. Aber das kann ja auch ein Monster erledigen, da muss ich mir nicht die Hände schmutzig machen. Weiter oben befinden sich ein paar Panzertiere, die brauchen nur einmal über dich drüber laufen und dann bist du Matsch. Aber erwarte nicht, dass ich dich rette wie heute gegen Khroma.“
 

„Es war nich’ so, dass ich mich Khroma vor die Füße geworfen und drauf gewartet hätte, dass sie mir den finalen Schlag verpasst. Ich habe in unserem Kampf alles gegeben. Ich erinner’ dich gern’ dran, dass ich dich mehr als einmal mit meinem Love Shot geheilt hab’. Also? Wo bleibt mein Dankeschön? ♥“
 

„Ich glaube dir nicht. Du hast darauf gewartet, dass sie dich trifft.“
 

„Unsinn! Das bildest du dir nur ein.“
 

„Tue ich das? Ich kann dich nur schwer einschätzen, weil du dich ja immer über alles lustig machst und ich nicht weiß, wann du einen Witz machst und wann du es ernst meinst! Woher hätte ich wissen sollen, dass du wirklich erschöpft bist? Wo du doch ständig Witze drüber machst?“
 

„Yuri, komm’ wieder runter. Mir geht’s gut.“
 

„Dir geht es nicht gut! Zu deiner Information, du hast kein Herz! Auch wenn du glaubst, dass ich es nicht merke, sehe ich doch, dass du leidest und warum fragst du nicht verdammt noch mal Rita, ob sie dir hilft?! Sie erforscht Aer ihr ganzes Leben lang, sicher kann sie dir dabei helfen, dein Blastia Herz zu optimieren.“
 

Yuri wandte den Blick ab und ballte seine Hände zu Fäuste.
 

„Aww, wie süß! Der sonst so grimmige Yuri, dem alles und jeder egal ist, macht sich Sorgen um mich! Ich fühle mich geehrt! Und? ♥ Wann steht unser Hochzeitstermin?“
 

„Hör auf mit deinen bescheuerten Witzen!“
 

„Was ist, wenn das gar kein Witz war?“ Raven zwinkerte und grinste amüsiert.
 

Yuri atmete laut hörbar aus und sagte nichts mehr. Einige Minuten standen sie wortlos an dem kleinen vorbeirauschenden Fluss und beobachteten die Wellen auf dem Wasser, die durch kleinere Insekten hervorgerufen wurden.
 

„Ich brauche nicht die Hilfe eines Kindes. Ich brauche niemandes Mitleid. Auch deines nich’, Yuri. Du solltest es am besten wissen, wie es sich anfühlt, wie ein Sonderling behandelt zu werden. Du bist doch in der Unterstadt aufgewachsen. Haben dich die mitleidigen Blicke anderer, vor allem der Menschen der Oberstadt, nich’ auch gestört? War das nich’ der Grund, warum du diese Reise angetreten hast? Weil du die Ungerechtigkeit nich’ zulassen wolltest?“
 

„Worauf willst du hinaus, Raven?“
 

„Du weißt genau, was ich meine. Ich krieg’ das allein hin. Ich komm’ schon klar.“
 

„Ist es so schwer für dich, die Hilfe deiner Freunde anzunehmen?“
 

„Du bist nicht der Richtige, mir diese Frage zu stellen, Yuri.“
 

Yuri konnte ihn nicht ansehen. Raven hatte recht. Er war der letzte, der ihm deshalb Vorhaltungen machen durfte. Immerhin hatte er viele Entscheidungen ohne die Zustimmung seiner Freunde getroffen und sie absichtlich im Dunkeln gelassen. Er hatte wirklich geglaubt, dass er die Bürde allein tragen musste, also hatte er sich dem Captain Cumore und dem Ratsmitglied Ragou selbst entledigt. Er konnte nicht darauf warten, dass das Gesetz diese beiden Verbrecher einholte, denn er wusste genau, dass Geld allein die Welt regierte. Wer genügend Geld hatte, konnte sich freikaufen. Weder Cumore noch Ragou hätten jemals ihre Fehler eingesehen. Sie beide hatten in ihren letzten Augenblicken äußerst traurige Gestalten abgegeben. Sie flehten um Gnade und bettelten um ihr Leben, doch Yuri hatte kein Mitleid für sie gehabt. Immerhin mussten andere Menschen wegen ihnen leiden oder hatten gar ihr Leben verloren.
 

Ich habe diese Verantwortung übernommen und habe geglaubt, dass ich es für immer für mich behalten könnte. Aus Angst, dass ich sie damit belasten könnte, wollte ich es geheim halten und habe ihnen nicht zugetraut, diese Bürde zu tragen. Ich habe kein Recht über Vertrauen zu reden. Ich selbst kann die Hilfe anderer ja auch nicht annehmen, selbst wenn ich sie brauche, weil mein Stolz es mir nicht erlaubt, beendete er seinen Gedankengang und sah Raven nun mit finsterer Miene an.
 

„Wir sind uns sehr ähnlich, Alterchen.“
 

„Sag’ ich doch. Wir passen wie Arsch auf Eimer zusammen!“ Er lachte heiter.
 

„So würde ich es zwar nicht formulieren, aber ich lasse es ausnahmsweise mal durchgehen. Trotzdem bitte ich dich darum, zukünftig vorsichtiger zu sein. Selbst unsere Blastia-Forscherin war schockiert, dich in diesem Zustand zu sehen.“
 

„Was denn? Unser Haudegen hat sich Sorgen um mich gemacht? Hat sie auch geweint?“
 

„Wir alle haben uns Sorgen gemacht. Immerhin weiß niemand, ob dein Herz Blastia nicht einfach stehenbleibt. Es wäre schade, eine so gute Kampfkraft wie dich zu verlieren. Ich kann ja nicht den ganzen Tag auf unsere Kinder aufpassen und den Babysitter spielen“, sagte Yuri mit einem Grinsen.
 

„Ach, geht es dir nur darum, dass du jemanden brauchst, der dir die Kids im Kampf vom Leib hält, damit du dich in Ruhe amüsieren kannst?“
 

„Mama Yuri braucht auch mal eine Auszeit.“
 

„Und Papa Raven wird hier nich’ gefragt?“
 

„Sorry, einer muss in der Beziehung ja immer Recht haben und das bin ja wohl offensichtlich ich.“
 

„Ey, Alter vor Schönheit!“, erwiderte Raven gespielt gekränkt und stemmte seine Hände in die Hüften.
 

„Wenn du es so ausdrückst, sollte ich dich vielleicht doch im nächsten Altenheim aussetzen“, seufzte Yuri und zuckte mit den Schultern.
 

„Yuri. Der hat echt wehgetan. Ging mitten ins Herz. Oder viel eher... durch?“
 

Yuri lachte leise und drehte sich zum Gehen um, steuerte das Camp wieder an.
 

„Wo willst du hin?“, fragte Raven perplex nach.
 

„Na, jetzt wo du ja wach bist, kannst du die Nachtwache übernehmen. Ich haue mich jetzt auf’ s Ohr!“
 

„Wie bitte?! Bleibst du wohl stehen! Du kannst den armen, kranken Patienten doch nicht mitten im Nirgendwo stehenlassen?!“
 

Raven stampfte auf und ab, doch Yuri zeigte sich unbeeindruckt.
 

„Gute Nacht, Raven“, sagte er mit einem kleinen Zwinkern und drehte sich erneut um. Dann seufzte er und atmete tief ein.
 

„Pass auf dich auf. Wenn du Hilfe brauchst, sage mir Bescheid. Ich weiß, dass du ungern um Hilfe bitten willst, aber ich kann dein Geheimnis bewahren. Ich werde niemanden sagen, wie es um dich steht. Ich erwarte im Gegenzug von dir, dass du wenigstens mir gegenüber ehrlich bist.“
 

„Verstanden.“
 

„Und sprich morgen mal mit Carol. Er würde es von uns allen am wenigsten ertragen, wenn du plötzlich vor die Hunde gehst.“
 

„Ich weiß. Papa Raven wird mit seinen Schützlingen morgen ganz in Ruhe sprechen und Mama Yuri kann sich jetzt mal eine Pause gönnen“, sagte er grinsend. Er hätte schwören können, dass Yuri geschmunzelt hatte, doch sicher konnte er sich nicht sein, da dieser mit dem Rücken zu ihm stand.
 

Raven blieb mit seinen Gedanken zurück.
 

Verzeiht, Leute. Ich bin halt echt nich’ mehr der Jüngste. Ist wohl ’ne Midlifecrisis. Wenn unser Captain und selbst die tickende Zeitbombe wegen mir besorgt waren, muss ich mich echt zusammenreißen. Auch wenn ich nich’ für mich leben kann... kann ich wenigstens für meine Freunde leben. Das wäre doch zumindest einen Versuch wert.
 

Am nächsten Morgen reiste die Gruppe lauthals ab. Rita hatte Raven noch Stunden später beschimpft und ihn als miesen Simulanten bezeichnet, während sie ihn mit Feuerbällen durch die Gegend jagte und die anderen lachend daneben standen. Yuri fragte sich, wie lange sie noch so unbeschwert reisen konnten. Sein Blick galt dem Adephagos am Himmel, der die Welt zu verschlucken drohte und alles Leben auszulöschen vermochte. Obwohl ihre Situation mehr als nur ungewiss war, genoss er die friedliche Reise und das Abenteuer.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vielleicht packe ich noch ein Gespräch zwischen Carol und Yuri rein, weil Yuri ja erwähnt, wie viele Sorgen sich Carol gemacht hat, dies aber nicht wirklich rüberkam. Carol betrachtet Raven ja als einen Vater. Komplett anzeigen

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