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Verborgene Liebe

von

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18. Kapitel

 

Das Geräusch von Möwen und brechenden Wellen weckt April. Etwas irritiert öffnet sie die Augen. Das letzte, woran sie sich erinnert, ist das Technodrome, aber ganz bestimmt kein Strand. Es dauert eine Weile, bis ihr schlaftrunkenes Hirn begreift, dass es sich wohl um eine Art Wecker handeln muss. Dazu passt auch das heller werdende Licht. Probeweise schließt sie die Augen und tatsächlich könnte sie denken, sie läge an Strand - nur der Geruch nach Meer fehlt. Und vielleicht eine kleine Brise?

Also, das ist doch um Längen besser als ihr nervender Wecker zu Hause! Eine Weile liegt sie einfach nur still da und genießt. Und es gibt viel zu genießen, weitaus mehr als Wellenrauschen und Möwengeschrei. Sie spürt Shredders warmen, soliden Körper hinter sich. Er presst sich eng an sie - oder sie an sich, je nach Betrachtungsweise. Sein linker Arm schlingt sich um ihre Taille, als wolle er sie nie wieder loslassen.

Sie mag das.

Eine Zeitlang liegt sie nur ganz still da, genießt und lässt den Abend vor ihrem inneren Auge Revue passieren. Jetzt ist es ihr peinlich, was sie alles zu ihm gesagt hat, denn normalerweise behält sie solche privaten und lächerlichen Gedanken für sich. Hoffentlich denkt er jetzt nicht von ihr, sie wäre so ein Klammeraffe wie Irma.

Na, fährt es ihr erleichtert durch den Kopf, wenigstens habe ich nicht vom Heiraten geredet.

Und vielleicht hat er es ja schon vergessen. So ganz beieinander war er ja noch nicht. Sie wird auf alle Fälle so tun, als habe sie es vergessen. Es sei denn, er spricht es von sich aus an.

Der Mann hinter ihr beginnt sich plötzlich zu regen. Unwillkürlich hält sie den Atem an. Ihre Finger, die bisher gedankenverloren über seinen Unterarm gestreichelt haben, erstarren.

Sie hört ein verschlafenes „hm" und dann rückt er etwas von ihr ab. Nur, um sich nach einem kurzen Zögern wieder enger an ihre Rückseite zu schmiegen. Ihr entkommt ein mädchenhaftes Kichern. Einerseits, weil sie so erleichtert über seine Reaktion ist und andererseits, weil er wirklich noch halb schlafen muss - sie spürt da nämlich etwas an ihrem verlängerten Rücken, was er sie im wachen Zustand niemals hätte spüren lassen.

Auch das genießt sie eine Zeitlang nur.

Und dann hustet er und sein Griff um ihre Taille wird fast schmerzhaft fest, während sich sein Körper vom Hustenanfall geschüttelt ebenso fest an sie drückt.

Und da ist ein besonders delikates Körperteil, das sich sehr hart und präsent anfühlt. Dafür kann er nichts, und sie genießt auch das, aber trotzdem rutscht sie von ihm ab, sobald der Husten verebbt ist. Sie will nicht, dass es ihm peinlich wird, und das wird es bestimmt, wenn er erst einmal wach genug ist, um das richtig zu registrieren.

Vorsichtig dreht sie sich auf die andere Seite, so dass sie ihm nun ins Gesicht sehen kann. So verschlafen und die Haare ganz zerzaust, sieht er einfach nur niedlich aus. Zuerst blinzelt er sie nur leer an, doch dann sieht sie den Funken der Erkenntnis in seinen braunen Augen aufblitzen.

„Morg'n", nuschelt er undeutlich und wagt ein kleines Lächeln.

„Guten Morgen.", grüßt sie gut gelaunt zurück. Sie zögert, doch dann gibt sie sich einen Ruck und rutscht so nahe an ihn heran, bis sie ihm einen Kuss geben kann. Es wird ein etwas längerer daraus, sanft und zärtlich und er scheint es genauso zu genießen wie sie. Auch wenn sie, dem morgendlichem, pelzigen Geschmack geschuldet, diesmal auf einen Zungenkuss verzichten.

Nachdem sie sich aus diesem süßen Kuss gelöst haben, blicken sie sich tief in die Augen und lächeln sich zärtlich an. Schließlich hebt Shredder die Hand und streichelt ihr sanft mit den Fingern über die Wange.

„Hast du gut geschlafen?" erkundigt er sich dabei.

„Bestens", erwidert sie. „Und du? Wie geht es dir?"

Als ob er ihr die Wahrheit sagen würde! Und tatsächlich murmelt er ein „besser, danke." Trotzdem tadelt sie ihn nicht - sie weiß schließlich, dass sie in solchen Dingen keinen Deut besser ist. Sie wird ihn einfach gut im Auge behalten müssen.

Für einen Augenblick starren sie sich einfach nur an und das Meeresrauschen samt Möwengekreische sind für diese Sekunden die einzigen Geräusche zwischen ihnen. Sie sind das beide nicht gewohnt und das ist alles noch viel zu neu für sie, von daher schleicht sich auch langsam eine gewisse Verlegenheit heran.

„Wenn ich gewusst hätte, dass ich an einem Strand aufwache, hätt' ich mir 'nen Bikini angezogen", scherzt April schließlich betont locker.

Er spart sich die anzügliche Bemerkung, die daraufhin auf seiner Zunge liegt und meint stattdessen nur:

„Oh, da gibt es viele Wahlmöglichkeiten. Du kannst auch in einem Wald mit Vogelgezwitscher aufwachen. Oder Stadtlärm. Oder Regentropfen, die ans Fenster klopfen. Oder einen gluckernden Bergbach."

April verzieht das Gesicht und lacht verlegen, während sie langsam die Beine aus dem Bett schwingt.

„Zuviel Wasser. Entschuldige, ich muss mal kurz ins Bad."

Hastig rafft sie ein paar ihrer neuen Klamotten vom Fußboden, wo sie sie am Abend zuvor mangels besserer Alternative ordentlich gefaltet hingelegt hatte, wirft ihm einen Luftkuß zu und eilt dann zum Bad.

Auf der Schwelle lässt Shredders Stimme sie noch einmal innehalten.

„April? Wegen gestern Nacht: danke. Ich weiß gerne, woran ich bin."

Sie wirft einen Blick über ihre Schulter zurück und lächelt erleichtert.

„Ich auch, Saki. Ich auch."

 

 

Shredder kann sich nicht erinnern, in den letzten Jahren so gut geschlafen zu haben wie in dieser Nacht. Und das ist erstaunlich, wenn man bedenkt, wie schlecht er wirklich schläft, wenn sich noch jemand außer ihm selbst im Raum befindet. Es benötigt eine gehörige Portion Vertrauen, damit er so ruhig und entspannt neben jemanden schlafen kann. Nicht einmal Krangs Medikamente kommen gegen diesen tief in ihm verwurzelten Argwohn an. Und trotzdem hat er diese Nacht neben April verbracht und geschlafen wie ein Baby.

Diese Frau ist wirklich etwas ganz besonderes. Um seine Lippen zuckt unwillkürlich ein sanftes Lächeln, als er an die Art zurückdenkt, wie sie ihn immer anlächelt. Als wäre er etwas Besonderes.

Dabei ist sie es doch, die ihn langsam aber sicher verzaubert. Und das ist ein gutes Gefühl. Eines, das er jetzt endlich zulassen kann.

Aprils Worte von letzter Nacht haben etwas in ihm ausgelöst. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten gestattet er sich romantische Anwandlungen. Und so liegt er sekundenlang einfach nur da und verliert sich in den süßen Erinnerungen an all diese Kleinigkeiten, die sein Herz dazu bringen, in ihrer Gegenwart schneller zu schlagen. Die Art, wie sie sich die störenden Haarsträhnen zurück hinters Ohr streicht. Das Funkeln in ihren blaugrauen Augen. Die Art, wie selbstverständlich sie seine Hand hält. Wie weich ihre Lippen sind. Ihr Duft nach Orchideen, der selbst nach einer Nacht noch an ihr hängt. Aber vor allem: ihr Lächeln.

Dieses bezaubernde Lächeln.

Shredder seufzt unwillkürlich einmal tief auf.

Dann erinnert er sich daran, wie sie ihre Kleidung vom Fußboden aufhob. Das ist doch unmöglich! Eine regelrechte Zumutung.

Entschlossen springt er auf und eilt zu einem seiner Wandschränke, um wenigstens in der Hälfte davon Platz für ihre Kleidungsstücke zu schaffen.

 

 

April konnte es nicht lassen. Nachdem sie ihre wenigen neuen Habseligkeiten in Shredders freigeräumter Schrankhälfte verstaut hatte, schnorrte sie sich von ihm wieder einen Hoodie. Und jetzt sitzen sie in der Küche, er am Kopf der Tafel, wie es sich für einen Anführer geziemt, und sie selbst rechts von ihm - in einem Footclan-Hoodie!

Die Symbolkraft dahinter amüsiert sie.

Sie weiß nicht, wer sonst auf diesem Stuhl sitzt, denn niemand beschwert sich darüber oder wirft ihr merkwürdige Blicke zu.

Vielleicht sind aber alle einfach noch viel zu verschlafen, es ist immerhin erst kurz nach halb acht.

April kennt solche gemeinsamen Frühstücksrunden sonst nur aus der Redaktion. Mehr oder weniger erzwungene Zusammenkünfte mit Leuten, die man im seltensten Fall mag und üblicherweise höflich toleriert.

Privat frühstückt sie nur selten und wenn, dann macht sie immer noch etwas anderes nebenher. Aber sich einfach nur hinsetzen und speisen, gemeinsam mit anderen an einem Tisch - das hat sie schon seit Jahren nicht mehr getan. Jedenfalls nicht freiwillig.

Aber so, wie das hier gehandhabt wird, macht es richtig Spaß. Vielleicht liegt es an der Ungezwungenheit, wie hier jeder nach und nach in der Küche eintrudelt und sich seine Mahlzeit selbst zusammen stellt, vielleicht aber auch nur an der Gesellschaft.

„Ist das hier üblich? So ein gemeinsames Frühstück?" kommt April nicht umhin zu fragen, während sie belustigt zusieht, wie Rocksteady und Bebop ihre Cornflakes in sich hineinschaufeln. Sie genießt schon ihre zweite Tasse heißen Morgenkakao. Neben ihr löffelt Shredder brav seine Miso-Suppe, die Krang ihm mit einem strengen Blick vor die Nase gestellt hat.

Da April neugierig danach gefragt hat, hatte sie auch eine Schüssel erhalten. Es hat erstaunlich gut geschmeckt. Sie braucht trotzdem ihren süßen Kakao, um den würzigen Geschmack loszuwerden.

„Nicht zwingend, aber es hat sich irgendwie eingebürgert." Shredder schenkt ihr ein strahlendes Lächeln, das jedoch schnell verschwindet, als er dem einzigen körperlosen Gehirn am Tisch einen scharfen Blick zuwirft. „Krang ist es ganz Recht. Auf die Art kann er uns gleich seine Sklavenarbeit für den Tag aufs Auge drücken."

Besagter grinst nur bis über beide nicht vorhandenen Ohren.

„Danke für das Stichwort. Da draußen steht ein Modul, das hierher abgeschleppt werden muß."

Shredder brummt zustimmend.

„Mache ich gleich nach dem Frühstück."

Dafür erntet er von Krang ein scharfes Zischen und einen bitterbösen Blick in Verbindung mit einem ungnädigen Klaps mit dem Tentakel gegen die Schulter.

„Nichts machst du. Von dir war nicht die Rede. Ich meinte deine beiden Hiwis!" Bebop und Rocksteady nicken eifrig.

„Du", vielsagend stupst Krang mit einem anderen Tentakel gegen Shredders Nase und April wird das Gefühl nicht los, dass er sich das, was er jetzt sagt, ganz spontan aus den nicht vorhandenen Fingern saugt, „wirst mir beim Entschlüsseln der Puzzlebox helfen. Und unser reizender Gast wird uns assistieren."

Er wirft April einen herausfordernden Blick zu, ganz so, als erwarte er Widerspruch. Aber April nickt nur, lächelt und meint begeistert:

„Gerne, Krang."

Shredder wirft ihr einen erstaunten Blick zu. „Wirklich? Du musst nicht machen, was Krang dir befiehlt. Du bist Gast hier."

„Ich weiß." Ihr Lächeln vertieft sich und sie legt ihm die linke Hand auf den Unterarm, während sie sich zu ihm hinüberlehnt, um ihm einen kurzen Kuß auf die Wange zu geben.

„Aber ich liebe solche Rätsel."

Als sie ihn vor allen küsst, wird Shredder richtig verlegen.

Aber Rocksteady und Bebop grinsen sich nur verstohlen an und Krang reibt sich glucksend die Tentakel. Ob er das jetzt macht, weil ihn Aprils Antwort so zufriedenstellt oder wegen des Kusses bleibt sein Geheimnis.



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