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Ganz wichtig: Verabschiede Dich!

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Aloha^^

Hier kommt endlich mal die zweite Halloween-Story. Leider hab ich sie aus zeitgründen nicht vor Halloween geschafft, fertig zu bekommen >-< Aber na ja, nun ist sie fertig^^

Sie ist ebenfalls auch auf fanfiktion online.
 

Autor: Shikura Haera | Fandom: Eigene Serie

Charaktere: Tatsuya, Clay, Pascal, Benjamin, Sarah, Leonore, Theresa

Genre: Horror, Übernatürliches, Dämonen, Verlust, Humor (ein bisschen)
 


 

Liebe Kommentare und konstruktive Kritik würden mich freuen.
 

Viel Spaß beim Lesen^^
 

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Ganz wichtig: Verabschiede Dich!
 


 

Zusammen am Küchentisch sitzend, unterhielt sich eine Gruppe von Freunden über die Pläne für die nächsten Tage. Sie hatten sich alle bei Pascal getroffen, da er von ihnen allen die größte Küche hatte und damit den meisten Platz für sie alle. An der Spüle stand das Geschirr vom Mittagessen.

Alles, was ihnen einfiel, was sie machen könnten, schrieben sie auf.
 

„Oh man, DIESER Vorschlag konnte auch nur von euch Jungs kommen“, meinte Sarah.

„Was denn? Es gibt doch nichts Spannenderes als in verlassene Häuser zu gehen und sich da umzuschauen“, grinste Clay.

„Hallo? Verlassene Häuser schön und gut, aber ihr wollt auch geschlossene Krankenhäuser und Irrenanstalten dazunehmen.“ Verständnislos sah Theresa die Jungs an.

„Ach kommt schon, stellt euch nicht so an. Das wird lustig. Wir werden schon nicht auf Geister oder so treffen.“ Ein amüsiertes Grinsen lag auf Benjamins Lippen.

Gerade, als Theresa etwas sagen wollte, meldete sich Leonore zu Wort: „Ich fände es spannend. Diese Ungewissheit, was man findet und ob man nicht doch einem Geist begegnet.“

„Oh man… du und dein Interesse für Übernatürliches.“

„Natürlich… DAS ist für mich richtig spannend. Nicht zu wissen, was man Etwas sieht, was eigentlich nicht in dieses „perfekte“ und natürliche Weltbild passt.“

„Okay, dann steht die verlassene Häuser Tour fest.“

Nachdem sie auch die restlichen Unternehmungen festgelegt hatten, gingen sie ins Wohnzimmer, um Filme zu schauen und Spiele zu spielen.
 

Da Wochenende war, konnten sie so lange wach bleiben, wie sie wollten. Noch dazu kam, das Pascals Eltern nicht zu Hause waren. Somit hatten sie auch noch sturmfrei.

Zum Abendessen machten sie sich das warm, was vom Mittagessen übrig geblieben war.

Irgendwann nach Mitternacht saßen sie einfach nur auf dem Sofa und dem Sessel und sahen sich Filme an. Es war fast alles dabei, Comedy, Action, Horror, Thriller. Die Jungs ließen sich sogar dazu überreden, einen einzigen Bollywood laufen zu lassen, da die Mädchen sich das gewünscht hatten.
 

Kiste um Kiste wurde runter und weiter gereicht. Clay hatte versprochen, den Dachboden seiner Großmutter auszuräumen und aufzuräumen. Seine Freunde halfen ihm dabei.

Eigentlich hatte er keine Lust dazu, doch versprochen war versprochen. Außerdem war das Wetter heute ganz okay, so war es in dem Punkt schon einmal angenehmer. Nichts war schlimmer als ein zu kalter oder zu warmer Dachboden, auf dem man arbeiten musste.
 

Einige Stunden später waren sie fertig mit aufräumen, sauber machen und ausmisten.

Lächelnd stand Clays Großmutter in der Tür zum Wohnzimmer und freute sich über das „gefräßige“ Schweigen. Solange sie so gut aßen und nicht einmal eine Pause machten, um etwas zu sagen, wusste sie, dass es schmeckte und dass es den Kindern gut ging. Für sie gab es nichts Schlimmeres als Kinder, die kaum aßen oder nach nur wenigen Bisschen satt waren. Doch Clay und seine Freunde waren gute Esser. Besonders die Pfannkuchen oder die Nudeln mit Tomatensoße wurden gut gegessen, weswegen sie davon immer viel machte, wenn sie bei ihr waren.
 

„Was sollen wir mit den Sachen machen, die aussortiert sind?“

„Schaut durch, ob euch davon etwas interessiert. Der Rest kann dann zum Sperrmüllhof.“

„Okay…“
 

Nachdem sie aufgegessen hatten, verabschiedeten sie sich von Clays Großmutter, die sich noch mal sehr für die Hilfe bedankte, und machten sich auf den Heimweg. Die Kisten mit den aussortierten Sachen hatten sie direkt mitgenommen. Sie hatten beschlossen, sich am nächsten Tag bei Clay zu treffen und die Kisten durchzuschauen…
 

Am nächsten Tag machten sie sich nach der Schule auf den Heimweg. Auch wenn sie keine Lust auf Hausaufgaben hatten, so mussten diese erledigt werden. Schnell aber kam Sarah auf die Idee, dass man diese ja auch zusammen machen könnte. So brauchten sie nur zu Hause mit ihren Eltern zum Mittag zu essen und konnten sich dann direkt bei Clay treffen. Also beeilten sie sich, nach Hause zu kommen, um nicht zu viel Zeit zu verlieren.

Sie alle waren schon von klein auf die besten Freunde. Nichts auf der Welt konnte sie auseinanderbringen. Selbst wenn sie sich wegen Irgendetwas gestritten hatten, brauchte Jemand von ihnen einen Rat oder Hilfe oder musste sich wegen etwas auslassen, waren sie füreinander da. Dann war jeder Streit vergessen. Sie halfen sich durch jede Krise und war sie noch so klein.
 

Tatsuya musste etwas herum argumentieren, dass er direkt nach dem Mittagessen gehen konnte, da sein Vater es ungern hatte, wenn er die Hausaufgaben nicht direkt machte. Er war oft der Meinung, dass sie zusammen eher weniger das machen würden, was sie sagten. Gut, dazu musste Tatsuya zugeben, dass sie in ihrer Kindheit und in der Anfangszeit der Pubertät wirklich viel Unsinn gemacht hatten. Zwar war das auch heute noch oft der Fall, dass sie alle zusammen etwas machten, was vielleicht ganz so gut war. Aber hey, wie heißt es doch so schön? „Klug wars nicht, aber geil!“

„… wirklich, To-san. Ich schicke dir auch Fotos von den Hausaufgaben. Es sind nicht mal ganz so viele. Hausaufgaben zusammen zu machen, ist halt viel motivierender.“

„Okay, du kannst gleich direkt nach dem Essen gehen.“

„Super! Danke!“ Damit widmete er sich wieder dem Mittagessen, welches nach der Erlaubnis gleich viel besserer schmeckte.

Nach dem Mittagessen machte er sich sofort auf den Weg. Unterwegs holte er Theresa und Sarah ab, um mit ihnen zusammen weiter zu gehen. Benjamin wolle Leonore abholen und dann zu Clay gehen. Pascal würde alleine kommen. Das hatten sie noch schnell in ihrer WhatsApp-Gruppe geklärt.
 

Bei Clay angekommen, sahen sie die Kisten bereits im Wohnzimmer stehen.

„Ich war mal so frei und hab was vorbereitet.“

„Wow, du denkst mal mit“, gab Pascal grinsend von sich.

„Ey! Ich geb dir gleich mal, du denkst mal mit.“

Die Anderen grinsten, Pascal musste sogar lachen. Clay stimmte mit ein.

Das war auch etwas, was sie alle ausmachten. Dass sie sich gegenseitig aufzogen.
 

Während der Hausaufgaben ärgerten sie sich auch immer mal wieder. Besonders Pascal und Clay hatten es damit heute wieder mehr als sonst.

„Was sich neckt, das liebt sich“, kommentiere Sarah grinsend.

„Wenn ihr beide heiratet, wer trägt das Kleid?“, fragte Benjamin.

„Darf ich euer Blumen- und Ringmädchen sein?“, fragte Leonore.

„Denkt dran, nicht so viel Weiß. Sonst könnte man glauben, ihr seid in Trauer und nicht in freudiger Stimmung“, gab Tatsuya seinen Senf dazu.

Jeder wusste, wie es gemeint war. In Japan war Weiß die Farbe der Trauer, weswegen das Brautpaar niemals diese Farbe trug.

„Ihr könnt uns mal…“

„Was denn? Lieb haben, kuscheln, umarmen, alleine lassen?“, brach Theresa nun auch ihr Schweigen.

Wieder brachen sie alle in herzhaftes Gelächter aus.

„Ihr seid doch alles Idioten. Aber wenn ihr schon so fragt, es wird eine Genderbend-Hochzeit. Die Kerle haben alle in Frauenkleidung aufzutauchen und die Weiber alle in Männerkleidung. Aber bitte, die Beine müssen rasiert werden, wenn ihr euch für ein Kleid entscheidet“, fügte Clay mit einem Blick zu Tatsuya und Benjamin hinzu.

„Waaaaaaas? Darf ich dann nicht das Blumen- und Ringmädchen sein?“ Gespielt traurig sah Leonore die beiden an.

„Okay, du darfst die Blumen werfen und uns die Ringe bringen.“

„Juhuuuu!“

Nach diesem Gespräch über Hochzeiten konzentrierten sie sich wieder auf die Hausaufgaben, um sie schnell fertig zu bekommen.

Nachdem das geschafft war, schickte Tatsuya seinem Vater die versprochenen Fotos.
 

„Dann mal ran an die Kisten.“

Gespannt, was genau sie alles in den Kisten finden würden, machten sie sich daran, sie zu durchsuchen. Zwar hatten sie einiges schon gesehen, als sie den Dachboden ausgeräumt hatten, doch ganz genau hatten sie sich ja nichts genau angesehen.

Sie nahmen alles Mögliche aus den Kisten, sahen es sich an. Bei manchen Dingen wussten sie sofort, dass es sicher Niemand von ihnen behalten wollte. Bei anderen wiederum losten sie mit Schere, Stein, Papier aus, wer es behalten durfte.

Die Freunde hatten richtig ihren Spaß dabei.

Irgendwann zog eines der Mädchen ein Brett aus einer der noch übrigen Kisten.

„Schaut mal… das ist doch so ein Ouija-Brett, oder?“ Fragend blickte Theresa ihre Freunde an.

„Stimmt… krass, dass deine Oma so etwas hatte“, meinte Benjamin.

„Ist der Zeiger auch dabei?“

„Mmmmhh…“ Theresa wühlte etwas in der Kiste herum, dann fand sie etwas und hielt es den Anderen hin. „Wenn es das hier ist, dann ja.“

„Oh, cool. Es ist sogar vollständig. Lasst es uns mal spielen.“

„Seid ihr irre? Damit spielt man nicht einfach so“, entgegnete Sarah leicht entsetzt.

„Hasenfuß! Das ist einfach nur ein Spiel.“

„Sagten die in den Filmen auch immer.“

„Das sind Filme… uns wird schon nichts passieren.“

„Tatsuya, sag doch auch mal etwas. Aus deinem Land kommen doch solche Legenden.“

„Genau genommen stammt es aus den USA… Ich weiß auch nicht, wie es dazu kam, dass alle Welt denkt, dass die Asiaten etwas damit zu tun haben. Aber in dem Falle stimme ich den Mädels zu, mit so etwas spielt man nicht einfach.“

„Wirklich? Dein Ernst, Alter?“

„Filme, besonders solche, haben fast alle irgendwo einen wahren Kern.“

Pascal verdrehte die Augen. „Na komm schon, wir haben schließlich Tag und es ist hell. Es wird schon nichts passieren.“

Da außer Tatsuya und Sarah niemand ein Problem mit einem Versuch hatten, ließen sie sich darauf ein, zumindest die anderen „spielen“ zu lassen. Sie sahen skeptisch dabei zu, wie sie das Brett auf den Tisch legten, den Zeiger mittig auf dieses und sich darum herum setzten.
 

„Die Regelns stehen in klein hier oben am Rand. Erstens, begrüße freundlich und zweitens, verabschiede dich, wenn das Gespräch beendet ist beziehungsweise, wenn du es beenden willst.“

„Das ist doch einfach. Dann lasst uns einfach mal anfangen.“

Sie legten alle eine Hand auf den Zeiger.

Zunächst grüßten sie einfach, warteten auf eine Reaktion. Diese blieb jedoch aus. Davon ließen sie sich aber nicht beirren. Deswegen stellten sie einfach eine einfache Frage. Nach einem kurzen Zögern bewegte sich der Zeiger und setzte eine Antwort zusammen.

Das ging einige Male, bis Leonore die Augen leicht verdrehte. „Oh man, wirklich? Pascal, lass das.“

„Ich bin das nicht.“

„Na, ich sicher auch nicht.“

Auch die anderen Drei meinten, dass sie das nicht waren.

„Also entweder gibt nun Jemand zu, dass er es ist oder ich gehe.“

„Mach halt… ich geb nichts zu, was ich nicht gemacht hab.“

„Ist doch auch egal“, versuchte es Clay zu beruhigen, bevor es noch ganz eskalierte wegen einer Kleinigkeit. „Kommt, wir packen es weg und gehen raus.“

„Mmmmhh… okay, gute Idee.“

„Super!“ Clay räumte das Ouija-Brett weg.

„Ihr habt euch nicht verabschiedet“, warf Tatsuya ein.

„Ach komm, nimm das nicht so schrecklich ernst.“

Auf den Satz hin zog der einzige Asiate der Freunde eine Augenbraue hoch. Ein leicht warnender Blick lag ebenfalls auf Clay.

„Okay, okay…“ Er nahm das Brett wieder aus der Kiste. „Bye.“

Tatsuya seufzte tonlos auf. Mehr konnte er von seinem Freund wohl nicht erwarten.
 

Sie zogen sich ihre Jacken und Schuhe an und verließen das Haus.

Die Mädchen hatten ihren Spaß dabei, durch den Laub zu laufen oder in große Laubhaufen zu treten, um damit all die bunten Blätter weiter in der Gegend zu verteilen.

Schnell war die Sache wegen dem Brett vergessen…
 

Es war Wochenende und heute würden sie eines der verlassenen Häuser besuchen. Mit Taschenlampen und ihren Handys bewaffnet gingen sie den Weg entlang. Noch war es nicht ganz so dunkel, dass sie ihre Taschenlampen brauchen würden, aber sie wussten, dass sich das schnell ändern konnte.

Auch wenn Sarah und Theresa anfangs nicht ganz so begeistert von dieser Idee gewesen sind, so hatten sie jetzt doch irgendwie ihren Spaß hier dran.

Sie schafften zwei der verlassenen Häuser zu besuchen und sich in ihnen umzusehen. Da sie aber alle keine Lust hatten, schon wieder nach Hause zu gehen, beschlossen sie, eines der Krankenhäuser anzusteuern.

Es war ein recht kleines Gebäude, wenn man bedachte, wie groß die Krankenhäuser sonst waren.

Sie gingen rein und sahen sich Gang für Gang in den Räumen der einzelnen Stockwerke um.
 

„Es sieht ja schon irgendwie gruselig hier aus. Dass hier immer noch so viele Utensilien rumliegen.“

„Vielleicht gibt es ja ein paar Irre, die hier Tiere sezieren oder so.“

„Iiihh… hör auf, Benjamin. Das klingt voll eklig.“

Er lachte kurz. „Was denn? Das würde die Skalpelle und so erklären. Oder sind dir Geister lieber?“

„Nein, danke, auf die kann ich auch verzichten.“

Sie gingen weiter.

Hier und da machten sie einfach ein paar Fotos. Auch in den Häusern hatten die ein paar Fotos gemacht.
 

Auf dem Weg zurück zum Ausgang, schrie Sarah plötzlich erschrocken auf.

„Was ist los?“

„Irgendwas hat mich plötzlich an der Schulter berührt.“

„Wie soll das gehen? Nur wir sind hier und du bist hinter uns“, antwortete Pascal.

„Ich bilde mir das doch nicht ein!“

„Hey, jetzt nicht streiten. Wir sollten für heute aufhören. Wir sind alle einfach zu aufgekratzt und vermutlich teilweise auch sehr müde auch wenn wir es nicht bewusst merken. Wir gehen zu mir und schlafen.“

„Okay, hast Recht.“

Sich noch einmal kurz nach hinten umsehend, ging Sarah los. Dieses Mal jedoch blieb sie sehr dicht bei ihren Freunden und war dankbar um die Hand, die ihre hielt.
 

Bei Clay zu Hause angekommen, waren sie allerdings wieder wacher. Die recht kühle Luft hatte den Schrecken vom Krankenhaus und auch die leichte Müdigkeit weggeschoben.

Sie beschlossen, sich bequeme Klamotten anzuziehen und Filme zu schauen. Das lenkte auch noch mal ein bisschen vom dem ab, was Sarah so erschrocken hatte. Diese schlief während des zweiten Filmes ein.

Praktisch war, dass auch Clays Eltern recht häufig über das Wochenende hinweg nicht da waren und sie somit nicht nur bei Pascal, sondern auch bei ihm oft sturmfrei hatten. Deswegen hatte es auch keine Anrufe gegeben, wo sie denn waren und dass sie langsam nach Hause kommen sollten.
 

Am nächsten Abend machten sie mit ihrer Tour weiter. Sie machten sich allerdings dieses Mal früher auf den Weg, da sie weiter weg mussten als noch am Vorabend. Sie durchsuchten ein etwas größeres Krankenhaus und danach steuerten sie eine der leer stehenden, psychiatrischen Kliniken an. Bei dieser sahen sie sofort, dass sie schon um etliche Jahre länger leer stand als die anderen Gebäude, die sie sich schon angesehen hatten.
 

„Hier ist es irgendwie so richtig gruselig. Die kaputten Fenster und Türen machen es auch nicht besser.“ Sarah sah sich mehrmals um, fand aber Nichts, was außer ihnen hier war.

Theresa konnte es nachvollziehen. Schließlich hatte Sarah noch nicht das Gefühl vom Vorabend vergessen, dass sie Etwas berührt haben sollte.

„Dir passiert nichts, ich passe auf dich auf.“ Tatsuya nahm ihre Hand, lächelte sie beruhigend an.

„Okay…“, lächelte sie zurück.

Theresa und Leonore grinsten sich wissend an. Auch Benjamin grinste. Clay und Pascal verdrehten nur die Augen.

Sie gingen weiter, fanden aber nicht mehr groß Etwas, was sie wirklich spannend fanden. Deswegen machten sie sich wieder auf den Weg zurück.
 

Das restliche Wochenende geschah nichts Spannendes mehr. Sie saßen faul bei Clay herum, sahen Filme und spielten Karten- und Brettspiele. Das Ouija-Brett war in Vergessenheit geraten…
 

Drei Tage nach ihrem Erkundungswochenende flog Leonore die Treppe in der Schule runter. Sofort wurde ein Lehrer gerufen, welcher einen Krankenwagen zur Schule bestellte. Danach rief der Lehrer die Eltern an und gab ihnen Bescheid.

Wie immer, wenn irgendwo etwas passierte, gab es Schaulustige. Leider gab es das auch unter den Schülern. Ein paar weitere Lehrer tauchten auf und halfen, den Weg frei zu machen. Nur einen Moment später gab es deine durchsage vom Schuldirektor, dass alle sich in ihren Klassenzimmern einzufinden hätten und dass der Weg für die Rettungskräfte frei zu bleiben hatte.

Die Schüler und Schülerinnen lösten sich langsam auf, verließen die Treppen, besonders die, die auf den Treppen Richtung Ausgang waren. Die Treppen und Gänge wurden leerer, doch in den Klassenräumen drängten sich einige an den Fenstern, um zu beobachten, wie der Krankenwagen vorfuhr.

Leonores Freunde waren die Einzigen, die auf dem Treppenabsatz standen und zu ihrer Freundin blickten. Theresa ließ sich auf die Treppenstufe sinken, auf welcher sie stand.

„Ihr sechs geht zum Direktor. Sofort!“, setzte die Lehrerin noch hinten an, als sie sich noch immer nicht bewegten.

Clay half Theresa wieder auf die Füße und nur zögernd und noch mal zu ihrer Freundin blickend, gingen sie zum Büro des Direktors und betraten es nach einem kurzen Anklopfen. Einen Augenblick später kam auch die Lehrerin von eben rein.

Sie sprach mit ihnen, versuchte sie zu beruhigen. Es war nur allzu verständlich, dass sie von Leonores Sturz geschockt waren. Sie waren die engsten Freunde. Deswegen wollte die Lehrerin mit ihnen reden.

Der Direktor meinte mitten darin, dass sie alle nach Hause sollten. Vorher sollten aber auch sie ins Krankenhaus, um sich durchchecken zu lassen. Er rief die Eltern der Sechs an, erklärte kurz was passiert ist und bat sie darum, ihre Kinder abzuholen.
 

Schweigend saßen sie alle zusammen bei Benjamin im Zimmer. Alle in ihren eigenen Gedanken versunken.

Sie hatten noch am Abend von Leonores Unfall erfahren, dass sie eine schwere Kopfverletzung davon getragen hatte. Sie war in eine Art von Koma gefallen. Die Ärzte konnten nicht sagen, wann sie wieder aufwachen würde und wenn sie es tat, ob sie sich an alles erinnern können würde.
 

„Das ist nicht fair… das hat sie nicht verdient“, meinte Theresa.

„Was ist eigentlich passiert? Alles war okay, sie hatte keinen Schwindelanfall gehabt oder wirkte sonst wie, dass sie umkippen könnte.“ Clay blickte in die Runde.

„Sie ist einfach geflogen und dann lag sie da…“

„Das Ouija-Brett“, kam es von Sarah. „Ihr habt damit gespielt und euch dann nicht richtig verabschiedet.“

„Ich hab doch bye gesagt.“

„Clay, wir sind uns sicher alle einig, dass ihr euch nicht richtig verabschiedet habt. Du hast es noch mal aus der Kiste geholt und einfach bye gesagt. Das ist keine anständige Verabschiedung.“

„Also sollen wir es noch mal aufbauen, es begrüßen und uns dann noch mal verabschieden, dass es auch anständig und korrekt ablief?“

„Oh Gott, bitte nicht. Baka.“

Sie alle wussten, dass Tatsuya selten ins Japanische fiel, wenn er bei ihnen war. Wenn er es tat, dann war er genervt oder wollte noch mal etwas deutlicher machen. Unter anderem deswegen wussten sie auch, dass er seine Freunde nur Idiot nannte, wenn er einem noch mal freundlich sagen wollte, dass er eine Idee oder Ähnliches richtig dumm oder unüberlegt fand.

„Mh… aber liegt es wirklich an einem Brett? Also bitte, wirklich… als wenn wir wirklich einen Geist oder einen Dämon oder so geweckt hätten. Das ist doch alles nur Hollywoodfantasy.“

„Das glaubst du, weil du es glauben willst. Ich glaube an solche Dinge, weil ich daran glaube, dass es auf dieser Welt mehr gibt als nur die Menschen und die Tiere.“

„Das bringt uns alles nicht weiter“, warf Benjamin ein. „Wir können wegen Leonore nun einfach nur hoffen und warten. Mehr bleibt uns nicht.“

In dem Punkt hatte er leider recht. Leonore würde erst aufwachen, wenn sie es wollte oder wenn das Wesen, wenn es da wirklich eines gab, der Meinung war, sie wieder frei zu geben.

Drei Tage war der Unfall schon her und genau so lange hatten sie nichts weiter wegen ihr gehört. Sie machten sich einfach nur Sorgen um sie.
 

In den nächsten Tagen gingen sie Leonore immer wieder besuchen. Sie machten sich alle ihre eigenen Gedanken wegen dem, was mit ihrer Freundin passiert war. Tatsuya bat seinen Vater sogar darum, Glückskraniche für sie zu basteln. Er wollte ihr ein paar mit ins Krankenhaus bringen, ihr helfen, das Glück zurück zu bekommen und aufwachen zu können. Er glaubt daran, dass es klappen würde. Es würde nur ein wenig Zeit brauchen.
 

Theresa war alleine zu Hause. Ihre Mutter war einkaufen und ihr Vater war auf der Arbeit. Sie hatte Heute früher Schulschluss gehabt. Um sich abzulenken von den vergangenen Tagen, räumte sie einfach ihr Zimmer auf. Die Hausaufgaben hatte sie bereits fertig.

Sie räumte die Fächer des Regales leer, wischte durch und machte sich dann daran, den Inhalt wieder einzuräumen. Dabei sah sie die Sachen durch, stellte sie sortiert in die Regalfächer.

Das Gleiche machte sie danach mit ihrem Bücherregal. Dabei bekam sie ein Fotoalbum in die Hände, welches sie durch sah. So viele, schöne Momente mit ihren Freunden aus den letzten Jahren. Der aktuellste Moment lag zwei Monate zurück.

Sie hoffte, dass sie bald wieder zu solchen Momenten zurück kehren konnten. Bald wieder welche erleben könnten.

Sie ließ sich auf den Boden sinken, weinte. Sie wollte die Zeit zurück drehen. Wünschte sich, dass sie das Ouija-Brett nie benutzt hätten…
 

Clay saß am Fenster seines Zimmers und sah raus. Draußen regnete es. Sein schwarzes Sakko lag auf dem Bett. Theresa war vor einer Woche gestorben. Es war irgendwie erschreckend, wie schnell die Beerdigung vorbereitet werden konnte. Ihre Mum hatte sie alle in den Arm genommen.

Sein Blick glitt zu der Kiste, in welcher die Sachen seiner Großmutter waren, die er behalten wollte. Er hatte diese Sachen noch nicht weggeräumt. Das Ouija-Brett lugte hervor, da es quer nach oben in der Kiste stand.

Er stand auf, holte es aus der Kiste und ging nach unten ins Wohnzimmer. Im Kamin brannte ein Feuer.

Ohne weiter nachzudenken, schmiss er das Brett ins Feuer und sah zu, wie es wie das Holz verbrannte.

Nun, wo das Brett verbrannt war, würde es keinen Schaden mehr anrichten. Dessen war sich Clay sicher!
 

Zwei Tage später war Clay auf dem Heimweg. Er hatte seine Großmutter besucht. Sie hatten einfach über alle möglichen Themen gesprochen und irgendwann hatte er sie auf das Brett angesprochen. Gefragt, warum sie so eines gehabt hatte. Doch was sie geantwortet hatte, hatte ihn nicht gerade beruhigt.

„Ich hab nie ein Ouija-Brett besessen. Diese Bretter sind zu gefährlich, um sie überhaupt zu besitzen.“

„Wir… hatten eines in den Kisten, die wir von dir mitnehmen durften.“

„Ihr habt doch nicht damit gespielt, oder?“

„… was, wenn wir es getan haben?“

„Dann habt ihr euch hoffentlich an die Regeln gehalten.“

„… was, wenn wir es nicht richtig getan hätten?“

„Dann kann das gefährlich ausgehen… Ihr könnt einen Geist oder einen Dämon sehr wütend machen, wenn ihr euch nicht respektvoll benehmt oder die Verabschiedung vergesst.“

„… okay…“

„Was ist mit dem Brett?“

„Ich hab es vorgestern im Kamin verbrannt… es war unheimlich.“

„Verstehe…“

Sie hatte ihm danach noch ein Glas Milch eingeschüttet und gemeint, dass sie über etwas Schöneres reden sollten, was sie auch getan hatten.
 

Clays Handy klingelte, was er zuerst nicht bemerkte, da er in Gedanken war. Doch nach einem Augenblick nahm er es wahr.

Er nahm den Anruf entgegen, nachdem er Tatsuyas Namen gelesen hatte.

„Hey Kumpel, was gibt es?“

„Leonore ist gestorben…“

Diese Worte ließen sein Blut gefrieren.

„… was?“

„Ich hab sie besucht und während ich einfach erzählt und geredet habe, gingen die Geräte los. Krankenschwestern kamen ins Zimmer, schoben mich heraus. Sie haben alles versucht, doch es war vergebens. Ihr Körper hat einfach den Dienst quittiert.“

„Wissen…“ Clay musste sich räuspern. „… wissen es die Anderen schon?“

„Ich hab sie eben auch angerufen…“

„… danke…“ Er legte auf, stand einfach nur da.

Er konnte und wollte es nicht glauben. Nun waren zwei seiner Freunde tot, einfach fort für immer. Das war nicht fair. Warum passierte das? Wirklich wegen diesem Brett? Aber es war verbrannt, es konnte niemanden mehr verletzen.
 

Als Clay zu Hause ankam, wurde er von seiner Mutter in den Arm genommen, kaum dass er durch die Tür gekommen war. Also wusste sie auch schon von Leonores Tod.

Ihr tat es leid, dass er nun eine zweite, sehr gute Freundin verloren hatte. Aber sie konnte nichts dafür, sie war nicht Schuld daran. Dennoch war er ihr dankbar dafür, dass sie für ihn da war.

In seinem Zimmer blieb er erschrocken stehen. Das, was er sah, konnte nicht sein.

Da lag das Ouija-Brett mitten in seinem Zimmer auf dem Boden.

Wie konnte das sein? Er hatte es verbrannt, das wusste er ganz genau. Er hatte dabei zugesehen, wie das Brett von den Flammen im Kamin verschlungen wurde…
 

Ein Schalter in seinem Kopf legte sich um.

Er ging auf das Brett zu, setzte sich davor.

Clay atmete tief durch, legte eine Hand auf den Zeiger und begrüßte zunächst so ruhig, wie es ihm möglich war. Doch dann waren die Höflichkeit und die Ruhe vorbei.

„Hör zu, was auch immer du bist, das wirst du mir büßen! Du wirst dir wünschen, dass du meine Freunde in Ruhe gelassen hättest. Niemand rührt meine Freunde unbestraft an! Tschüss!“

Er nahm die Hand vom Zeiger, blickte stumm auf das Brett.

Natürlich wusste Clay ganz genau, dass es ihm nicht möglich war, einem Wesen aus einer anderen Welt wirklich etwas antun zu können. Er konnte nur schlagen, was auch für ihn sichtbar, fassbar war. Doch in diesem Moment war es ihm egal. Er war sauer, wütend, verletzt, zu tiefst traurig…
 

Die Tage vergingen. Ein zweites Mal sah sich Clay auf der Beerdigung einer seiner Freunde.

Ihre und die Parallelklassen hielten noch einmal eine gemeinsame Trauerfeier ab. Sie fanden sich im großen Klausurraum zusammen. Die beiden Klassenlehrer sagten ein paar Worte und wer von den Schülern etwas sagen wollte, konnte das tun.

Die fünf engsten Freunde von Theresa und Leonore bekamen kaum etwas mit. Sie waren gedanklich zu sehr in ihrer Welt, in ihren Erinnerungen.

Am heutigen Tag wurden die beiden Klassen auch eher nach Hause geschickt. Die, die allerdings unbedingt Unterricht machen wollten, wurden zusammen gesetzt.

Jene, welche die Mädchen nicht so gut gekannt hatten beziehungsweise nicht so viel mit ihnen zu tun gehabt hatten, blieben in der Schule. Ihre engsten Freunde und die, die etwas mehr etwas mit ihnen zu tun gehabt hatten, gingen nach Hause.

Die fünf Freunde beschlossen, zu Pascal zu gehen. Zwar wussten sie noch nicht, was genau sie nun machen wollten, aber eines wussten sie genau: Sie wollten gerade einfach nicht alleine sein.

Sie ließen einfach Filme laufen. Irgendwann brachten diese auch das, was sie gehofft hatten. Ein bisschen Ablenkung.
 

Tag um Tag verging, alles schien sich wieder zu normalisieren. Die Freunde konnten auch wieder etwas lachen und Spaß haben. Dennoch war da immer dieser kleine, leere Fleck im Herzen…
 

Sie waren auf dem Heimweg, auf welchem sie noch eben in den Supermarkt wollten, um ein paar Sachen für das Wochenende zu kaufen.

An einer Ampel stehend, unterhielten sie sich weiter miteinander.

Benjamin ging so plötzlich los, dass Niemand reagieren konnte. Weder sie vier noch jemand Fremdes.

Ein Auto hupte, man hörte reifen quietschen, doch es war vergebens. Das Auto hatte zu viel Tempo drauf, um noch rechtzeitig anzuhalten. Da tat der Fahrer etwas, womit er auch sich selbst in Gefahr bringe konnte. Er lenkte gegen und stieß gegen die Leitplanke. Leider drehte er dabei zu weit und erwischte Benjamin mit dem Heck des Autos.

Sarah blickte geschockt auf den liegenden Jungen. Sie sah das Blut, welches sich in einer immer größer werdenden Lache auf dem Asphalt verteilte.

Autos hielten an, Jemand telefonierte. Leute versuchten, sie von ihrem Freund etwas wegzuziehen. Sarah konnte nicht sagen, ob es klappte. Sie war wie gelähmt von dem, was sie sah.

Sie nahm erst wieder etwas wahr, als sie eine weiße Decke ansah.

„Hey“, hörte sie leise sagen.

Sie drehte den Kopf. Tatsuya saß bei ihr.

„Wo sind wir?“

„Im Krankenhaus… du bist zusammen gebrochen.“

Sie erkundigte sich nach ihren Freunden. Diese waren im Zimmer nebenan. Clay hatte auch einen kleinen Nervenzusammenbruch erlitten. Pascal blieb bei ihm, um zu verhindern, dass er etwas Dummes tat, wenn er wach wurde und davon erfuhr, dass Benjamin wirklich tot war. Clay konnte sehr aufbrausend werden und gerade hier im Krankenhaus musste es nicht sein, dass er ausflippte.

Sie konnte nicht glauben, dass Benjamin wirklich tot war.

Warum das alles geschah, fragte sie sich nicht nur selbst, sondern auch Tatsuya. Diesem fiel nur ein Grund dazu ein und war das Ouija-Brett. Sie beide waren als einzige gegen die Idee, damit zu vielen. Die Anderen taten es und hörten auf, ohne sich anständig zu verabschieden.

Diese Erklärung war auch für Sarah plausibel. Erst seit dem Spielen mit dem Ouija-Brett passierten diese Dinge.

Wann würde es wohl aufhören?
 

Schon am gleichen Tag hatten sie ein paar Stunden später wieder nach Hause gehen dürfen. Man hatte ihre Eltern informiert, welche sie abgeholt hatten.
 

Tag um Tag verging, es wurde wieder etwas ruhiger. Auch einige ihrer Mitschüler waren erschrocken über das, was nun wieder passiert war. Dass noch Jemand gestorben war. Andere wirkten, als hätte es sie nicht getroffen. Natürlich, wenn man nicht eng mit Jemandem befreundet oder bekannt war, dann traf einen dessen Tod kaum. Man war erschrocken, vielleicht auch geschockt. Aber man war nicht getroffen oder traurig.
 

Tatsuya und Sarah lagen auf dem Bett. Er hatte sie in den Arm genommen, strich ihr beruhigend über den Rücken. Sie war aus psychischen Gründen krank geschrieben worden. Er war jeden Tag direkt nach der Schule bei ihr. Damit sie nicht alleine war, war nur eine Ausrede vor den Anderen. Die Wahrheit war eine ganz andere.

Er hatte ihr vor ein paar Tagen gestanden, dass er schon lange in sie verliebt war. Auch wenn es in ihrer momentanen Situation vielleicht nicht der richtige Moment war, war ihm das völlig egal gewesen. Doch vielleicht war es genau wegen ihrer Situation, dass es der richtige Moment für sein Geständnis war.
 

„Ich liebe dich“, flüsterte er.

„Ich liebe dich auch“, antwortete sie ebenfalls im Flüsterton.

„Es wird alles wieder gut werden.“ Er versuchte sie mit Etwas zu beruhigen, von dem er selbst nicht komplett überzeugt war.

Sarah lächelte leicht. Sie war ihm dankbar dafür, dass er sie zu beruhigen versuchte. Dass er ihr eine kleine, schöne Lüge erzählte, damit sie sich wieder sicherer fühlte.

„… ich danke dir…“
 

Clay saß auf dem Bett, die Arme auf die Beine gestützt und die Hände ineinander gefaltet. Neben ihm saß Pascal.

Sie hatten vor knapp drei Stunden erfahren, dass Sarah und Tatsuya nicht mehr lebten. Man hatte sie Arm in Arm auf seinem Bett gefunden. Sie waren eingeschlafen und aus unbekannten Gründen einfach nicht mehr aufgewacht.
 

„Es ist nicht deine Schuld.“

„Doch, ist es. Ich habe dieses Wesen provoziert und ihr müsst alle dafür büßen.“

Clay erzählte seinem Freund von dem, was er mi dem Brett gemacht hatte. Dass es plötzlich wieder aufgetaucht war und was seine Reaktion darauf gewesen ist.

Sein Kopf sackte herunter, er ließ den Tränen einfach freien Lauf. Er konnte einfach nicht mehr stark sein und so tun, als habe er noch die Kraft dazu, aufrecht zu stehen. Er war wütend. Wütend auf das Brett, wütend auf dieses Wesen, wütend wegen seiner Dummheit und Leichtfertigkeit. Wegen ihm verlor er nach und nach all seine engsten Freunde. Seine kleine Familie, die er sich selbst ausgesucht hatte. Die Leute, die seine Geschwister waren.

Pascal legte eine Hand auf den Rücken seines Freundes, versuchte ihm auf diese Art Trost zu schenken. Diese Geschichte klang echt so, als würde sich ein Wesen bei ihm für seine harsche Art rächen wollen.
 

„Hey, welche Farbe sollen denn unsere Brautkleider haben?“

Clay musste schmunzeln über den Versuch der Ablenkung. Dass Pascal auf das Scherzgespräch ein paar Wochen zuvor zurück griff.

„Ach, dich kann ich mir gut in einem türkisfarbenen Vorstellen. Ich bin da dann doch eher der dunkelblaue Typ.“

„Okay… und die Ringe? Was hältst du von einer Reihe dunkellilafarbenen Steinchen auf einem drei Centimeter breiten, silbernen Ring?“

„Gekauft… aber nur, wenn darin Hasi und Bärchen eingraviert sind.“

„Natürlich! Anders geht es gar nicht erst.“

Trotz der angespannten und nicht gerade schönen Situation mussten sie lachen. Es klang nicht völlig herzhaft und sorgenfrei, aber nicht mehr ganz so gestellt und angespannt.
 

Clay stand am Rand des Daches irgendeines hohen Gebäudes. Es war dunkel, nur die Laternen spendeten Licht. Es blickte gleichgültig herunter. Vor einigen Tagen war auch noch Pascal gestorben. Plötzliches Herzversagen.

Seit dem stand er neben sich, funktionierte nur noch. Innerlich fühlte es sich kalt und leer an. Es fühlte sich an, als würden die Schuldgefühle ihn von innen heraus zerfressen.

Dieser Schritt jetzt sollte sein Ausweg sein. Sein Weg zu seinen Freunden. In den letzten Wochen hatte er sich viele Dinge selbst angetan. Dabei war das Ritzen noch das Kleinste und Normalste gewesen.

Clay war einfach bei Rot über Ampeln gelaufen, doch kein Fahrzeug hatte ihn getroffen. Er hatte sich im Kochunterricht in die Hand geschnitten, weil er einfach nur schnitt ohne darauf zu achten, dass er das Messer auch anständig hielt. Er hatte ungewollt auf eine heiße Herdplatte gefasst, doch außer einer leichten Rötung war nichts passiert.

Zu Hause war er vom Stuhl gefallen. Dabei hatte er die Kante des Schreibtisches nur knapp verfehlt. Im Garten war er vom Baum geflogen, als er ein Vogelnest wieder an Ort und Stelle setzen wollte. Er war neben der Gartenschere – warm auch immer sie offen auf der Wiese gelegen hatte – gelandet und außer ein paar Prellungen war nichts passiert.
 

Nun stand Clay hier am Rande des Gebäudes und blickte in die Tiefe.

Er drehte sich um, streckte die Arme aus und ließ sich mit geschlossenen Augen nach hinten fallen…
 

Mit glanzlosen Augen blickte er an die Decke des Zimmers.

Er hatte den Sturz überlebt.

Warum?

Warum hatte er ihn überlebt?

Er war mit ein paar Prellungen und Knochenbrüchen davon gekommen.

Die Ärzte nannten es wahnsinniges Glück, seine Mum dankte Gott für den Schutzengel, er selbst beschrieb es als Fluch, als Strafe. Etwas anderes konnte er dabei nicht empfinden. Er fühlte sich bestraft.
 

Einige Zeit später wurde er in eine psychiatrische Klinik eingewiesen.

Clay hatte sich im Krankenhaus mit spitzen Gegenständen selbst verletzt, hatte einen Spiegel kaputt geschlagen und die Scherben in die Hand genommen, als seien sie einfach nur Stifte.

In manchen Nächten schrie er verzweifelt im Schlaf, schlug um sich.

Man hatte es zuerst mit einem Psychologen versucht, doch auch dieser war nicht sehr weit gekommen. Auch wenn es Clays Eltern schwer gefallen war, so hatten sie dem Vorschlag mit der Klinik zugestimmt. Sie kamen ihren Sohn fast jeden Tag besuchen und hatten Hoffnung, dass er bald wieder normal war, dass er bald wieder bei ihnen war.
 

„Wir kommen Morgen wieder. Schlaf heute Abend gut“, verabschiedete sich Clays Mutter. Sein Vater legte ihm freundschaftlich die Hand auf die Schulter.

Clay nickte abwesend.

Er hörte, wie seine Eltern das Zimmer verließen und die Tür dabei zuzogen.
 

„Glaubst du, dass sie uns trennen werden?“

Er beobachtete, wie sich der Zeiger auf dem Brett bewegte, eine Antwort zusammen setzte. Er lächelte leicht.

>Das werde ich nicht zulassen, mein Freund.<

Clays Blick glitt zu den Fotos auf dem Tisch. Ein Gruppenbild seiner Freunde, eines von seinen Eltern, daneben zwei Weitere. Auf einem waren nur die Mädchen und auf dem Nächsten nur die Jungs. Ein weiteres Foto zeigte ihn und Pascal bei einem der Touren durch die geschlossenen Gebäude. Auf diesem sah er im Hintergrund eine dunkle Gestalt.

Ein Dämon, sein Dämon.
 

„Danke, Freund…“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Alexiel91
2019-12-10T10:10:00+00:00 10.12.2019 11:10
Ich bin wieder begeistert :-) super spannende Geschichte, mit einem Ende was mich wirklich umgehauen hat. Sehr mitreißend geschrieben. Lieber Gruß Sarah :-)
Antwort von:  Leons_Heart
10.12.2019 20:42
Großes Danke für dein Kommi. Hab mich echt drüber gefreut^^

Da ich gerade an zwei größeren Winterprojekten sitze, kommen die nächsten Halloweenstories wohl erst im neuen Jahr^^' aber sie werden kommen, auf jeden Fall.
Antwort von:  Alexiel91
11.12.2019 17:55
dann bin ich sehr gespannt :-D vielleicht schau ich bei den anderen sachen auch mal vorbei ;-D


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