Zum Inhalt der Seite

Balance Defenders

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Noch immer ist Serena in ihren Selbstzweifeln und Ängsten gefangen und versucht die anderen mit aller Gewalt von sich fernzuhalten, obwohl sie am meisten darunter leidet.
Wird sie ihre Ängste überwinden können?

Das heutige Zitat stammt übrigens aus Serenas Lieblingsmangareihe (die im Übrigen auch mein Favorit ist. 😆) Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Hohn- Der Wunsch, geliebt zu werden


 

Hohn –Der Wunsch, geliebt zu werden
 

„In dieser Welt ist nichts so sinnlos wie jemanden zu 'lieben'. 'Geliebt werden wollen' ist nichts als ein heißer Wunsch, an dem man am Ende doch nur verzweifelt.“

(aus dem Manga Skip Beat! von Yoshiki Nakamura Band 1)


 

Der nächste Tag verlief ähnlich still, aber Serena machte ein weniger wütendes Gesicht.

Ariane hatte sich nicht getraut, Serena am Morgen abzuholen, zumal sie nicht wusste, ob Serenas Mutter sie wieder fuhr.

Als während der Mathestunde ihr Tintenkiller versehentlich auf Serenas Seite kullerte, schrak Ariane zusammen. Der Stift stieß gegen Serenas Arm und Ariane entschuldigte sich hastig.

Serena sah nur auf den Tintenkiller, nahm ihn in die Hand und reichte ihn Ariane, ohne aufzublicken.

„Danke.“, flüsterte Ariane unsicher.

Serena entgegnete nichts.

Als die anderen sich später in der Pause unterhielten, lugte Serena vorsichtig in ihre Richtung. Vivien bemerkte es mit Freude, unterließ es aber, zu viel von Serena zu verlangen, und sprach sie daher nicht an.

In ihren verlegenen Bewegungen entdeckte Vivien wieder die ängstliche Serena, die nicht wusste, wie sie sich ihnen gegenüber verhalten sollte.

Vivien schenkte ihr ein warmes Lächeln, woraufhin Serena verschämt den Blick senkte. Nach der Schule wartete Serena auf die anderen und schlich kleinmütig neben ihnen her.

Erneut wagte Ariane es nicht, sie anzusprechen und zu fragen, ob sie heute gemeinsam nach Hause gingen.

Erik hatte damit weniger Probleme. „Läufst du heute mit uns?“

Serena senkte den Kopf noch etwas tiefer.

„Hey Tiny!“, rief Vitali.

Serena blickte überrascht auf. Vitalis Anrede hatte jedoch offenbar nicht die Einleitung zu etwas werden sollen, denn als sie ihn nun ansah, verstummte er und wich ihrem Blick aus.

Erik konnte nicht fassen, wie ungeschickt Vitali war. „Wenn du mit ihr reden willst, solltest du vielleicht was sagen.“

Vitali zog ein vielsagendes Gesicht, dann drehte er sich entschlossen zu Serena. „Es ist kalt heute.“

Serena war nun deutlich verwirrt.

„Ich meine, also, kälter als gestern. Findest du nicht?“

Erik schlug sich gegen die Stirn.

Serena dagegen nickte. Augenblicklich strahlte Vitali und deutete triumphierend auf sie. „Siehst du!“, rief er Erik zu.

„Was? Dass es kälter ist als gestern?“, spottete Erik.

Vitali zog erneut eine Grimasse. „Bei dir hat sie überhaupt nicht reagiert!“, schimpfte er.

Erik war davon wenig beeindruckt.

Vitali war eingeschnappt, dann blickte er erneut zu Serena und lächelte breit. „Glaubst du, morgen ist es noch kälter?“

Erik stichelte: „Auf was Geistreicheres kommst du nicht?“

„Halt die Klappe.“, sagte Vitali und fügte in überheblicher Manier hinzu. „Ich unterhalte mich gerade.“

„Du meinst, du redest.“, berichtigte Erik.

„Klappe!“ Vitali drehte sich zu Serena. „Wir unterhalten uns! Nicht wahr?“

Serenas linke Augenbraue senkte sich, während die rechte sich leicht hob.

„Ehuh.“, machte Erik spöttisch.

„Halts Maul! Sie spricht durch ihr Gesicht!“, rechtfertigte sich Vitali.

„Ich dachte, nur du könntest das.“, meinte Erik.

„Halt einfach die Klappe!“, brauste Vitali auf.

„Dir fällt auch nichts Neues ein.“, erwiderte Erik.

„Raaaah!“ Verstimmt wandte sich Vitali an Serena. „Sag mal, wieso darf der mich an deiner Stelle beleidigen? Das ist doch dein Job!“

Serena war ehrlich sprachlos.

„Nur meine Partnerin darf mich beleidigen!“, informierte Vitali Erik überzeugt.

„Als wäre sie deine Partnerin.“, sagte Erik gelangweilt.

„Natürlich ist sie meine Partnerin!“, rief Vitali.

„Beschützerpartnerin.“, erklärte Justin.

Daraufhin schenkte Erik Vitali ein höhnisches Grinsen, sodass dieser sich wütend auf die Unterlippe biss.

Serena zögerte einen Moment, während dem ihre Augen auf den Boden gerichtet waren, dann reckte sie ihr Kinn vor und rief so laut sie konnte: „Niemand darf Vitali beleidigen, außer mir!“

Die Blicke aller waren augenblicklich auf sie gerichtet. Sie spürte, Hitze in sich aufwallen und in ihre Wangen steigen. Peinlich berührt zog sie den Kopf ein.

„Yay!“, rief Vitali und hielt ihr seine Faust hin, doch Serena war zu schüchtern, um einzuschlagen.

Vitali bemerkte dies mit einiger Unzufriedenheit.

Verstimmt ergriff er ohne Hemmungen ihre Rechte und führte sie selbst zu seiner Hand, sodass sie sich berührten. Er grinste zufrieden und wandte sich anschließend stolz triumphierend zu Erik um.

Erik musste sich prustend abwenden.

„Hey! Was gibt’s da zu lachen!“, schimpfte Vitali lautstark, während sich Erik nicht mehr einzukriegen schien und Vivien begeistert mitlachte.

Auch Justin und Ariane lächelten vergnügt.

Serena fühlte eine Emotion in sich, immer noch stumpf und von dem bleichen Grau ihrer Trauer zu einem blass pastellfarbenen Aquarell abgeschwächt. Dieses flüchtige Glück, nach dem sie sich so sehnte.

War es nicht das, was sie wollte, alles, was sie brauchte?

Einmal mehr wünschte sie sich nichts inständiger, als daran glauben zu dürfen, mit allen leuchtenden Farben ihrer Seele! Und spürte die Freude über die bloße Anwesenheit der anderen so stark, dass sie den Moment gerne eingeschlossen hätte, um sich zumindest an diesem Bild ewig satt sehen zu können, wenn sie wieder hinaus gestoßen würde, in die graue Ödnis ihrer Verlassenheit.
 

Die erste Stunde freitags wurde auf dringenden Wunsch der Gruppen nochmals für die Gruppenarbeit in Deutsch verwendet. Dieses Mal schien sich Serena gut damit abzufinden. Erik, Justin und sie belebten daraufhin den Plan neu, nach der Schule mit zu ihr zu gehen, um die Powerpoint-Präsentation zu erarbeiten. Serena musste nur noch ihrer Mutter Bescheid geben. In der Stunde trugen sie bereits alles Wichtige zusammen, Justin hatte auch die Lektürehilfen mitgebracht, die er in der Stadtbibliothek hatte ausleihen können. Alles wirkte wieder normal, sodass der Vormittag von keinen Zwischenfällen überschattet wurde.

Nach Ende der sechsten Stunde, als sie am Einpacken waren, trat Amanda vor den Tisch von Ariane und Serena.

„Und, kommt ihr?“

Serena starrte sie perplex an und drehte sich zu Ariane. Diese schien sichtlich verlegen angesichts Serenas Blick. Sie hatte es bisher umgangen, Serena darüber zu informieren, dass sie die Präsentation mit Amanda noch absprechen wollten. Vitali war derweil neben Amanda getreten, bereits den Rucksack aufgesetzt. „Aber nicht, dass das so lange dauert.“

Amanda kicherte.

„Wir besprechen kurz die Präsentation.“, klärte Vivien Serena auf. „Training ist morgen. Ewigkeit weiß Bescheid.“ Sie strahlte Serena an. „Hab dich lieb.“

Bei dem letzten Satz wurde Serena übel.

Vivien schloss sich Vitali an, auch Ariane hatte sich in der Zwischenzeit erhoben und blickte unsicher zu Serena. „Tut mir leid, ich … bin nicht dazu gekommen, es dir zu sagen. Aber Erik und Justin gehen ja auch noch mit zu dir, damit ihr euch besprechen könnt.“ Sie versuchte sich an einem entschuldigenden Lächeln und stellte ihren Stuhl auf. „Wir sehen uns morgen.“

Serena sah zu Amanda. Diese hatte keinen einzigen Blick für sie übrig, stattdessen lächelte sie die drei anderen zuckersüß an und kicherte geziert.

Serena wollte nur noch, dass sie alle aus ihrem Blickfeld verschwanden.

„Ich ruf dich an, sobald wir fertig sind!“, versicherte Vivien und schien eine Rückmeldung von ihr zu erhoffen, die Serena ihr aber nicht gab. Kurz wirkte sie davon verunsichert, dann setzte sie ihr herzlichstes Lächeln auf, das Seren in diesem Moment nicht länger ertragen konnte.

Endlich verabschiedeten die drei sich.

Vitali warf Serena einen flüchtigen Blick zu und ging dann mit den anderen nach draußen, als kenne er sie gar nicht. Amanda flötete noch ein überfreundliches „Tschüüüß“ und sie waren aus der Tür.

Erik trat zu Serenas Tisch.

Sie wirkte sehr gefasst. Ihre Haltung war aufrecht, aber etwas glomm in ihren Augen, dem er nicht mit Worten begegnen konnte.

Sie erhob sich. „Ich muss noch kurz auf die Toilette. Bin gleich wieder da.“ Erhobenen Hauptes verließ sie das Klassenzimmer.

Sobald sie außer Hörweite war, sprach Erik erzürnt zu Justin: „Sie hätten es ihr auch vorher sagen können!“

„Wann denn?“, wandte Justin ein. „Dann hätte sie wieder den ganzen Tag nicht mit ihnen geredet. Und Vivien hat extra gesagt, dass sie sie später anrufen wird.“

Erik warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Und du meinst, das macht es besser? Dieses Ding vor ihrem Tisch stehen zu haben und ihre Freunde anquatschen zu sehen?!“

„Amanda ist auch nur ein Mensch.“, sagte Justin ruhig.

„Für Serena nicht.“

Justin sah ihn aufmerksam an. „Kann es sein, dass du mehr hineininterpretierst als sie?“

Eriks Stirn umwölkte sich. „Was willst du damit sagen?“

„Du siehst wütender aus als Serena.“

„Warum wohl?! Gerade hat sie wieder einen Schritt auf uns zugemacht und –“

Justin unterbrach ihn. „Hat sie das? Wir haben einen Schritt auf sie zugemacht. Sie ist die ganze Zeit passiv.“

„Ist das so schwer verständlich?!“

Justins Blick blieb sanft. „Serena gehört zu uns. Jedem von uns ist sie wichtig. Sie ist die einzige, die das anders sieht. Das ist das Problem, nicht das Verhalten der anderen.“

Eriks Mund wurde zu einem dünnen Strich. „Aber sie machen es schlimmer.“

„Und besser.“, erwiderte Justin überzeugt. „Serena kann ihre Verantwortung nicht immer auf andere abschieben. Sie muss lernen, dass sie selbst auch ihren Teil dazu beitragen muss. Jeder der anderen vertraut ihr, sonst würden sie über ihre Beleidigungen und ihr verletzendes Verhalten nicht einfach so hinwegsehen. Da ist es nur fair, dass sie einen Bruchteil davon auch von ihr zurückverlangen. Wenn wir immer nur Rücksicht auf sie nehmen, lernt sie es nicht.“

Erik musterte ihn kalt, als hätte Justin in Wirklichkeit ihn angegriffen und sein Verhalten kritisiert. Er hatte keine Lust, weiter mit Justin zu diskutieren.
 

Serena schloss die Tür der Toilettenkabine. Hier drinnen konnte niemand sie sehen.

Sie schloss die Augen und atmete aus, ließ die Stille auf sich wirken, das Abgeschnittensein vom Rest der Welt, das Sich-nicht-länger-verstellen-müssen. Eine Gänsehaut ging kurz über ihren Körper. Sie stützte sich gegen die Tür vor ihr. Die Zeit zog quälend langsam an ihr vorüber.

Sie wünschte sich, dass die Sekunden, die Minuten und Stunden schneller verstrichen, bis sie endlich wieder alleine wäre, bis sie endlich nicht mehr denken musste.

Nach Augenblicken, die sie künstlich in die Länge zog, verließ sie die Kabine wieder. Zu dieser Uhrzeit war hier keiner mehr. Sie wusch sich die Hände und sah in den Spiegel über dem Waschbecken.

Dieses hässliche Ding war sie.

Sie griff nach den Papiertüchern, um sich die Hände zu trocknen. Nahm sich ein weiteres. Nur um Zeit zu schinden. Sah noch einmal leer in ihr Spiegelbild.

Je länger sie es anstarrte, umso fremder erschien es ihr, als würde etwas Böses jenseits ihrer Augen lauern, etwas das nur darauf wartete, hervorzubrechen und sie zu zerfleischen.

Sie bekam es mit der Angst zu tun und wandte sich ab.

Mit der Hand an ihrer Stirn keuchte sie schwer.

Ihr war so schwindlig. Hitze stieg plötzlich in ihr hoch. Bilder und Gesprächsfetzen wirbelten durch ihren Geist, vor denen sie sich verschließen wollte und sich ihnen dabei noch viel mehr öffnete.

Ihr Herzklopfen war allgegenwärtig. Sie wollte sich wehren, wollte das alles nicht ertragen, ging halb in die Knie.

Sie wollte ihre Gedanken nicht zulassen, hielt ihre Ängste, ihre Wut, ihre Verzweiflung nicht mehr aus!

Sie wollte tot sein.

Augenblicklich, ohne dass sie dies noch mitbekommen hätte, gaben ihre Beine unter ihr nach und ihr Geist versank in vollkommener Finsternis.
 

Erik machte ein nachdenkliches Gesicht. Auch Justin kam es langsam komisch vor, dass Serena so lange brauchte.

„Warte hier.“, meinte der Schwarzhaarige und war im Begriff den Raum zu verlassen.

„Ich gehe mit!“, rief Justin gerade noch.

Ernst drehte Erik sich ihm zu. „Es ist schlimm genug, wenn einer sie weinen sieht. Mach es nicht noch schlimmer.“

Justin erwiderte nicht weniger bestimmt. „Serena ist nicht wie du.“

Eriks Augen verengten sich.

Die Züge seines Gegenübers dagegen wurden weich und versöhnlich. „Ich verstehe Serena nicht so gut wie du. Ich weiß nicht, wieso sie so oder so reagiert. Aber was ich weiß, ist, dass sie nicht alleine sein möchte. Sie ist nicht so stark wie du. Sie braucht Vertrauen.“

Erik gab keine Widerworte. Er trat aus dem Klassenzimmer, gefolgt von Justin, der vorher noch Serenas Sachen an sich nahm. Sie liefen zu der Mädchentoilette im Untergeschoss.

Erik klopfte. „Serena? Bist du da drin?“ Keine Antwort. „Serena, ich komm rein.“ Er zog die Tür auf.

Der Anblick schockierte nicht nur ihn.

Serena lag bäuchlings auf dem Boden, bewegungslos.

Justin ließ Serenas Sachen fallen, er und Erik stürmten hinein. Sie drehten Serena auf den Rücken. Erik an ihrem Kopf, Justin zu ihren Füßen. Ersterer bettete ihren Kopf auf seinen Schoß und redete auf sie ein. Aber es erfolgte keine Reaktion.

„Lass ihren Kopf auf dem Boden.“, befahl Justin und hob ihre Beine an. „Damit das Blut zurück in den Kopf fließt.“ Dann warf er einen Blick hinter sich. „Mach das Fenster auf, sie braucht frische Luft.“

Erik tat wie ihm geheißen, stand auf, um an Serena vorbei zu dem Fenster zu gelangen.

Justin sah auf die am Boden Liegende. Eine normale Ohnmacht dauerte nur wenige Sekunden. Wie lange lag sie schon so da?

Plötzlich glaubte er, etwas zu hören, einen Laut in seinem Kopf, eine Mischung aus verschiedenen Geräuschen. Schluchzen, Schreien, ein Kreischen wie im Wahn. Der Klang war entsetzlich, am liebsten hätte er sich losgerissen, aber er bezwang sich, um Serenas Beine nicht auf den Boden fallen zu lassen. Dann erst wurde ihm bewusst, wessen Stimme er gehört hatte.

„Wir müssen jemanden holen.“, sagte Erik aufgeregt.

Justin sah ihn mit großen Augen an. Er musste schnell denken. „Bleib du bei ihr! Hol den Rucksack draußen und leg ihn unter ihre Beine.

Erik hastete hinaus und kam mit dem Rucksack zurück. Justin ließ ihre Beine langsam nach unten, dann richtete er sich wieder zu voller Größe auf.

„Lass sie so liegen. Sie atmet normal. Also ganz ruhig. Ich hole jemanden.“ Mit diesen Worten ging er um Erik herum aus dem Raum.

Justin rannte ein paar Meter, in seinem Kopf wirbelten Gedanken hin und her. Er konnte niemanden holen. Das war keine normale Bewusstlosigkeit, da war er sich jetzt sicher. Was sollte er tun?

○ Ewigkeit!, rief er in Gedanken.

Das Schmetterlingsmädchen erschien flugs vor ihm und strahlte ihn fragend an.

„Ewigkeit, Serena – Schicksal, es geht ihr nicht gut, sie ist ohnmächtig. Ich weiß nicht, was mit ihr los ist. Du musst die anderen holen. Sag ihnen, sie müssen zurück zur Schule kommen, ins Untergeschoss zu der Mädchentoilette. Beeil dich.“

Ewigkeit nickte eifrig und war im gleichen Moment verschwunden.

Justin blieb zurück. Wenn er einen Lehrer holte, dann würden nur noch mehr Leute im Weg stehen, vermutlich würden sie Serena ins Krankenhaus stecken, wo die anderen und er überhaupt nicht mehr an sie herankämen. Aber wie sollte er Erik davon abhalten, jemanden zu Hilfe zu rufen?

Da fiel ihm ein, dass Erik ein Handy besaß, mit dem er den Notruf verständigen konnte. Er musste ihn davon abhalten.

Justin rannte zurück.
 

Vitali und die Mädchen waren nicht mehr weit von Amandas Zuhause entfernt. Amanda hatte ein Gespräch mit ihnen angefangen, in das sie gerade vertieft waren, als Ewigkeit ohne Vorwarnung vor ihnen erschien.

Schicksal ist ohnmächtig! Ihr müsst zurück zur Schule! Zur Mädchentoilette.

„Was?!“, schrie Vitali.

Amanda, die von der Anwesenheit des Schmetterlingsmädchens nichts mitbekommen und daher schlicht weitergeredet hatte, blieb abrupt stehen und drehte sich perplex zu ihnen um.

Geistesgegenwärtig zog Vivien ihr Handy aus der Jackentasche. „Ja? Was? Was ist passiert?“

Ewigkeit betrachtete dieses Verhalten mit Verwirrung, ehe sie wieder hektisch wurde. „Ihr müsst zu Schicksal! Ihr müsst zu Schicksal!

„Gut, in Ordnung, wir kommen.“ Vivien nahm ihr Handy vom Ohr und wandte sich an Amanda: „Es ist was Schlimmes passiert, wir müssen sofort weg. Tut uns leid. Wir erklären es dir ein andermal.“ Mit diesen Worten rannte sie in die entgegengesetzte Richtung, bevor Amanda noch irgendetwas erwidern konnte. Vitali und Ariane eilten ihr nach.

Sobald es ging, bog Vivien in eine andere Straße ein, um vor Amandas Blicken sicher zu sein. Vitali und Ariane blieben dort ebenfalls stehen, während Ewigkeit in ihre Mitte schwebte.

„Wir müssen weiter!“, drängte Ariane.

„Wir sind schneller, wenn wir uns teleportieren.“, erwiderte Vivien.

„Und wenn es nicht klappt?!“, wandte Vitali ein. „Wir rennen lieber!“ Schon wollte er weiter, wurde aber von Vivien am Arm gepackt.

„Natürlich klappt es!“, rief sie und ergriff Arianes und Vitalis Hände. Niemand war auf der Straße zu sehen. „Konzentrier dich einfach auf unser Klassenzimmer.“
 

„Kommt jemand?“, fragte Erik in hektischer Besorgnis, als Justin die Mädchentoilette wieder betrat. Er kniete neben Serena. Noch immer war sie nicht bei Bewusstsein.

Justin nickte. Er sah auf das Waschbecken. „Wir sollen ihr schon mal kalte Kompressen in den Nacken legen.“

Erik nickte und stand auf, um ein paar der Papiertücher anzufeuchten. Vorsichtig hob er Serenas Kopf an, um die Tücher zu positionieren. Die Sorge stand ihm ins Gesicht geschrieben.

„Du warst auch schon so lange bewusstlos.“, sagte Justin in tröstendem Ton. „Und sie atmet normal.“

„Das ist nicht normal!“, brauste Erik auf. Er sah verbittert auf Serenas blasses Gesicht und fühlte seine Machtlosigkeit.

Justin wusste nicht, was er noch sagen sollte. Er konnte nicht abschätzen, wie lange die anderen brauchen würden, um hierher zu kommen. Und es gab nichts, mit dem er Erik hätte beruhigen können.

Er kniete sich ebenfalls zu Serena und ergriff ihr Handgelenk wie um ihren Puls zu kontrollieren. In Wirklichkeit versuchte er, ihre Gedanken erneut zu lesen.

„Warum kommt denn niemand?!“, schrie Erik und unterbrach damit Justins Konzentration.“

„Und was sollten die tun?“, rief Justin erregt. „Sie können auch nichts anderes als warten. Sie hat keinen Herzstillstand.“

Erik machte ein wehrloses Gesicht und schwieg.

Justin wurde von Unruhe geplagt. Wie lange würden die anderen noch brauchen? Vielleicht war das alles eine dumme Idee.

Wenn er Serenas Kräfte besessen hätte, hätte er Erik wenigstens in Schlaf versetzen können, um ihn von unbedachten Handlungen abzuhalten. In dieser Situation kamen ihm seine Fähigkeiten wenig hilfreich vor.

„Haben die kein Riechsalz im Krankenzimmer oder so was?“, fragte Erik.

Wieder musste Justin lügen. „Nein.“

„Wozu haben wir ein verfluchtes Krankenzimmer! Es kann doch nicht sein, dass wir sie hier einfach liegen lassen!“

„Beruhig dich endlich!“, befahl Justin harsch. „Was glaubst du, wie es uns ging, als du ohnmächtig warst!“

Erik sah unsicher aus, er senkte den Blick. „Das war was anderes.“

„Serena hat keine schwere Krankheit. Eine Ohnmacht bringt sie nicht um.“

„Wie kannst du nur so locker damit umgehen!“, schimpfte Erik.

„Weil es ihr nicht hilft, panisch zu werden.“, sagte Justin streng.

Zum ersten Mal seit Jahren fühlte sich Erik wieder wie ein Kind.

Sonst war er der Reifste unter Altersgenossen. Aber nun musste er sich von diesem Jungen, der sogar jünger war als er selbst, solche Worte anhören und zu allem Überfluss auch noch erkennen, dass sie zutrafen.

Er kam sich dämlich vor, dass er sich von seinen Gefühlen so hatte kontrollieren lassen. Das war sonst nicht seine Art.

Etwas lief falsch, sobald er mit diesen fünfen zusammen kam. Gehörig falsch.

Er versuchte, wieder ruhig zu werden und seinen überschießenden Emotionen keinen Raum mehr zu lassen.

Justin hatte Recht, es half niemandem, wenn er sich gehen ließ und er würde sich vor diesem Jungen nicht noch einmal eine Blöße geben.

Dann hörte er etwas.

Die Tür wurde aufgerissen, sodass er herumwirbelte und die Leute vom Notdienst oder zumindest endlich einen anderen Helfer vermutete. Stattdessen standen Vivien, Ariane und Vitali in der Tür.

„Tiny!“, schrie Vitali so laut, dass es in den Ohren wehtat.

In diesem Moment ging etwas durch die Atmosphäre, wie der Schlag eines Herzens, und riss sie alle mit sich.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Was ist mit Serena und was versucht da aus ihr auszubrechen?
Die Antworten bekommt ihr in den nächsten paar Kapiteln.

Ich versuche heute noch das nächste Kapitel hochzuladen, das aber auch nicht so lang ist und ebenfalls einen Cliffhanger hat, nur keinen so heftigen wie dieser hier.

Ein Lied, das sehr gut zusammenfasst, was auf euch wartet, ist "Dark Side" von Kelly Clarkson, das ich euch ans Herz lege anzuhören, um in die Stimmung für die nun folgende Handlung zu kommen. 😄 https://youtu.be/RR-21ulMT2w

Noch zur Info: Nein, so geht man nicht mit Ohnmächtigen um!!!
Scheinbar hat keiner der Jungs jemals etwas von stabiler Seitenlage gehört. 😅 Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  CMH
2022-09-04T18:49:34+00:00 04.09.2022 20:49
Waah, und da hört das Kapitel auf? Ich muss weiterlesen. 😉💚
Antwort von:  Regina_Regenbogen
28.09.2022 00:42
😂 Manchmal muss es eben ein Cliffhanger sein.
Von:  RukaHimenoshi
2021-08-06T20:02:27+00:00 06.08.2021 22:02
Haha Mist, eigentlich wollte ich Zeichnen und dann kam die Erinnerung, dass ja Freitag ist. X’D Und ich muss einfach sofort weiterlesen, so wie es gerade abgeht!!! *-*
Und auf dieses Zitat hin konter ich doch direkt mit dem wundervollen Spruch, den mir mein Yogi-Tee vorhin gegeben hat. ;P „Gib uns die Stärke immer wieder aufzustehen und weiter zu wachsen.“ Ich liebe Yogi-Tee. (´▽`ʃ♡ƪ)

Ach die gute alte Zeit, in der noch Füller benutzt wurden und man Tintenkiller brauchte!!! *o*
Hahahahahahaha, Vitali kann auch kein Smalltalk! Süß! X’D Und Eriks Reaktionen mal wieder!!! X’D X’D X’D

Och neeee, nicht die olle Amandaaaa. X____X
Ui, aber dafür hat mir das Gespräch zwischen Justin und Erik sehr gut gefallen. Oooh, der süße Justin war mal wieder in seiner Anführer-Rolle. <3 <3 <3
Uuuuuuuiiiiiiii und wie einfach mal knallhart Justin so ein Wortspiel da reinbringt!!!!!! *_____* Ich bin verliebt ❤☆*: .。. o(≧▽≦)o .。.:*☆❤ (Okay sorry, ernste Situation. Bin wieder ernst. XD)
Aaaaaaah, ouh Mensch, die Szene ist irgendwie mega spannend! °__°

Hahahaha und eine nette Info am Ende, dass stabile Seitenlage ganz praktisch gewesen wäre XD
Kelly Clarkson ist wirklich cool, ich wünschte, ich hätte in meiner Jugend mehr von ihr gehört :D
Na toll und es wird doch einen Cliffhanger geben?! >_< Na gut, ich bereite mich schon einmal emotional drauf vor ^^“

Von:  totalwarANGEL
2021-08-06T16:56:02+00:00 06.08.2021 18:56
Das Zitat freut meine innere Serena. Diese ganzen "Das Leben ist scheiße"-Wibes. Herrlich! (。◕‿◕。)

> Erik schlug sich gegen die Stirn.
Das war gerade genau mein Impuls.
> Erik stichelte: „Auf was Geistreicheres kommst du nicht?“
Gibs ihm!
> „Du meinst, du redest.“, berichtigte Erik.
In your face! ლ(`ー 'ლ)

> „Beschützerpartnerin.“, erklärte Justin.
Ja, genau. An was anderes hat er überhaupt nicht gedacht! t(-_-t)

> „Niemand darf Vitali beleidigen, außer mir!“
Jau, gleich mal Revier markieren! Gut gemacht!

> [...] in die graue Ödnis ihrer Verlassenheit.
Das Mädel ist so schön depressiv, da will man gleich losknuddeln und dann romantischen kollektiven Selbstmord begehen... <3

> Bei dem letzten Satz wurde Serena übel.
100% Verständnis dafür von meiner Seite.
> Ich muss noch kurz auf die Toilette.
Ah... Jetzt kommt die Kotzarie.

> „Amanda ist auch nur ein Mensch.“, sagte Justin ruhig.
Aber nicht für Serena. XD
> „Für Serena nicht.“
Ich blättere die Seite um und es wird gespenstisch. :D
> „Du siehst wütender aus als Serena.“
Das muss man erst mal schaffen.

> Serena schloss die Tür der Toilettenkabine. Hier drinnen konnte niemand sie sehen.
Hier drinnen konnte sie in Ruhe kotzen.
> Dieses hässliche Ding war sie.
Ach komm.... *knuddel*
> Sah noch einmal leer in ihr Spiegelbild.
Wenn der dann wirklich leer bleibt, hast du ganz andere Probleme. ;)
Ach ne halt... wer lesen kann...
> Sie bekam es mit der Angst zu tun und wandte sich ab.
Geht uns das nicht allen so, wenn wir in den Spiegel schauen?

> Wieder musste Justin lügen. „Nein.“
Och! Böser Junge. Das gibt Schläge mit dem Rohrstock!

You know how to make Cliffhangers. :D
Die können froh sein, dass sie in einem Paralelluniversum leben. In unserer Welt wäre schon eine Traube von Menschen mit gezückten Smartphones um Serena zusammen gekommen und würde alles live zu Instagram podcasten.
> Scheinbar hat keiner der Jungs jemals etwas von stabiler Seitenlage gehört.
Hihi, das bekomme sogar ich noch hin. Und ich habe keine Ahnung von Erster Hilfe.
> Ich versuche heute noch das nächste Kapitel hochzuladen
Das macht die Sache jetzt natürlich etwas erträglicher. ⊂(◉‿◉)つ
Dann darf man gespannt sein...


Zurück