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Balance Defenders

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Nachdem Vivien und Justin sich ausgesprochen haben und sich Viviens Zustand beruhigt hat, ist es Zeit, sich wieder ihren Beschützerpflichten zu widmen. Doch zur Überraschung der fünf möchte jemand an ihrem Training teilnehmen, von dem sie es nicht erwartet hätten...

Hier beginnt das Oberkapitel "Training mit ..."

Viel Freude bei diesem etwas lang geratenen Kapitel.

Persönliches:
In den letzten Wochen ging es mir leider nicht so gut, daher bin ich mit dem Schreiben nicht vorangekommen und habe die Veröffentlichung der Balance Defenders Kurzgeschichten pausiert (Ich werde es bald wieder in Angriff nehmen).
Aber ich habe euch ja versprochen, dass es heute - äh eigentlich gestern - hier endlich weitergeht. Entschuldigt die Verspätung. Komplett anzeigen

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[Training mit ...] Flugstunden


 

Flugstunden

 
 

„Leichtigkeit ist oft das Schwerste...“

(Klaus Ender)

 

Während sich Justin am nächsten Morgen für die Schule fertig machte, kam die kurze Sorge in ihm auf, dass es Vivien heute wieder schlechter gehen könnte.

Hastig schüttelte er die Befürchtung ab. Doch sofort war da wieder die Angst, er könne sich irgendwie falsch verhalten und sie dadurch kränken oder verletzen und erneut traurig stimmen.

Ja, Vitali hatte ihm gesagt, dass er so sein sollte, wie er war, aber das sagte sich so leicht.

Er zögerte hinauszugehen, um Vivien abzuholen, und sog die Luft tief ein, um Mut zu schöpfen.

Es klingelte an der Haustür.

Gary rief von oben, dass Justin an die Tür gehen solle. Als würde er das nicht ohnehin immer tun, dachte Justin missmutig. Wie gewöhnlich tat er seine Pflicht, zumal es höchstwahrscheinlich Vivien war. Seine Vermutung bestätigte sich.

Fröhlich lächelnd stand Vivien vor der Tür. Ihre Mimik hätte ihn wohl aufatmen lassen, hätte der Tritthocker, den sie in Händen hielt, nicht seine ganze Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

Grinsend stellte Vivien diesen vor ihn. Sie bedeutete Justin mit einer Handbewegung, näherzutreten.

Wollte sie, dass er auf diesen Hocker stieg? Er konnte dem nicht folgen.

Nun schritt sie auf die Schwelle vor der Haustür und stieg kurzerhand selbst auf den Tritthocker.

Es war komisch, ihr dadurch in die Augen sehen zu können, ohne dafür nach unten schauen zu müssen.

„Heute ist Nikolaus!“, verkündete sie.

Doch was das mit dem Hocker zu tun hatte, erschloss sich Justin nicht.

Vivien grinste breit und ging auf die Zehenspitzen, um nun ungefähr so groß wie er zu sein.

Unversehens packte sie mit beiden Händen seinen Kopf und zog ihn in einen leidenschaftlichen Kuss, was ihr sonst aufgrund ihrer geringen Größe nicht gelungen wäre.

Davon überrumpelt, kam Justin erst im nächsten Moment dazu, seine Arme um ihre Taille zu schlingen, damit sie ja nicht Gefahr lief, das Gleichgewicht zu verlieren und von dem Hocker nach hinten auf den Asphalt zu stürzen.

 

Vivien entfleuchte ein atemloser Laut.

Ihr war nicht klar gewesen, wie stark Justin eigentlich war. Sonst agierte er immer so behutsam und vorsichtig. Noch nie hatte er sie so kraftvoll an sich gezogen.

Sie löste sich wieder etwas von seinem Gesicht und holte Atem.

Sanft und leicht besorgt erklang seine Stimme: „Pass auf, du fällst noch nach hinten um.“

Oh. Hatte er sie deshalb so fest gehalten? Für einen Moment war sie darüber enttäuscht. Dann kicherte sie.

Sie hatte sonst nie die Chance, ihm fast auf Augenhöhe gegenüberzustehen und die Arme so vollständig um seine breiten Schultern zu legen. Sie nutzte die Gelegenheit, um ihre Finger durch sein Haar fahren zu lassen.

„Wir… wir sollten zur Schule.“, sagte Justin und senkte verschämt den Blick.

Vivien zog einen Schmollmund und gab ein unzufriedenes Geräusch von sich.

„Noch einen.“, bettelte sie.

Völlig verlegen sah er ihr ins Gesicht. Natürlich war er wieder rot geworden und getraute sich anscheinend nicht, sie zu küssen. Vivien ließ sich davon nicht beirren und ergriff selbst die Initiative. Sie presste ihren Mund auf seine warmen, vollen Lippen und versuchte sich an einer fordernden Bewegung. Da sie selbst keinerlei Erfahrung damit hatte, brach sie über ihre eigene Ungeschicktheit schließlich in ein Lachen aus. Es war lustig, sich mit und an ihm austesten zu können.

Verdutzt sah Justin sie an, wohl meinend, er habe etwas falsch gemacht.

Mit einem liebevollen Lächeln gab sie ihm zu verstehen, dass alles wunderbar war. Er erwiderte das Lächeln und sie musste sich schwer zusammenreißen, sich nicht nochmals seiner Lippen zu ermächtigen. Dass er Angst hatte, sie könne von dem Hocker fallen, hatte auf jeden Fall seine Vorteile. Noch immer hielt er sie fest in seinen Armen.

„Willst du runter?“, fragte er.

Vivien kicherte, schließlich war es schon ziemlich verrückt, einen Tritthocker zu benutzen, um ihn zu küssen.

Zu ihrer Überraschung hob Justin sie im nächsten Moment mit ungeahnter Leichtigkeit hoch und ließ sie neben dem Hocker wieder auf den Boden.

Gott, er war wirklich stark! Sie musste darüber grinsen und spürte ihr Herz glückselig in ihrer Brust auf und ab hüpfen. Nur dass sie nun wieder einen ganzen Kopf kleiner als er war. Sie kicherte noch einmal beseelt.

„Du solltest den wieder rübernehmen. Wir sind spät dran.“, sagte Justin.

Vivien nickte und strahlte ihn an.

„Danke für das Nikolaus Geschenk!“ Mit diesen Worten eilte sie mit dem Hocker wieder zu ihrem Haus.

Begreifend, was sie unter ihrem Nikolaus Geschenk verstand, wurde Justin abermals rot.

 

Die anderen waren wie üblich bereits vor Vivien und Justin in der Schule eingetroffen. Vitalis Nachricht, dass es Vivien wieder besser ging, hatte sie zwar beruhigt, dennoch warteten die vier gespannt auf ihre Ankunft. Schließlich war die Interpretationsspanne von ‚besser‘ sehr weit.

Endlich kam Vivien mit Justin an der Hand ins Klassenzimmer geeilt. Sie riss einen Arm in die Höhe und rief lautstark:

„Wir sind zusammeeeen!!!!“

Es war unklar, ob Vivien davon ausging, dass sie das noch nicht erfahren hatten oder ob sie nur dringend nachholen wollte, wonach sie sich am Vortag so gar nicht gefühlt hatte. Zumindest tilgte Viviens Überschwänglichkeit und Begeisterung jeden Zweifel daran, dass sie wieder ganz die Alte war.

Justin indes lief augenblicklich knallrot an, schließlich hatte sie das gerade nicht nur ihren Freunden, sondern der gesamten Klasse verkündet.

Ohne zu zögern sprang Vitali von seinem Platz auf und eilte zu ihnen, blieb abrupt wieder stehen und schaute etwas unbeholfen, als wisse er nicht, ob dieser Impuls unangebracht war.

Vivien lachte und nahm ihm die Entscheidung ab. Sie ließ Justin los und warf sich an Vitalis Brust – was aufgrund ihres Größenunterschieds von anderthalb Köpfen ziemlich niedlich aussah.

Über Vivien hinweg warf Vitali Justin einen Blick zu, als müsse er erst seine Erlaubnis einholen, um Vivien zu umarmen. Justin lächelte sanft und brachte Vitali damit zum Strahlen.

Anscheinend hatte sich Serena an Vitali ein Beispiel genommen, denn sie stand ebenfalls auf und trat auf den Gang, um Vivien in Empfang zu nehmen. Schüchtern stand sie da.

Vivien löste sich von Vitali und sah sie an. Serena blieb wie angewurzelt stehen. Offenbar kam sie sich nun albern vor. Doch Vivien wollte ihr nicht den Gefallen tun, sie einfach zu umarmen. Erst als Serena zaghaft ihre Arme öffnete, kuschelte sie sich an sie.

Derweil streckte Vitali Justin den erhobenen Daumen entgegen und grinste, um ihm stumm zu gratulieren. Justin wurde davon verlegen. Vitali störte das nicht. Er nahm wieder seinen Platz neben Erik ein.

„Willst du nicht zu ihr?“, fragte er, während auch Ariane Vivien mit einer kurzen Umarmung begrüßte.

Erik hob die Augenbrauen und ließ Vitali einen gönnerhaften Blick zukommen. „Das Kuscheln überlasse ich dir.“

Vitali schaute daraufhin verstimmt, was Erik deutlich amüsierte.

Zur Strafe stieß Vitali ihm mit dem Ellbogen leicht in die Seite. Dies entlockte Erik bloß ein belustigtes Schnauben.

Verstohlen sah Erik in Viviens Richtung und fing ihr warmes Lächeln auf. Offenbar verstehend, dass er die körperliche Nähe gerade nicht wollte, begab sie sich mit Justin an ihren Sitzplatz.

Erik musste schmunzeln und ihm wurde klar, dass er ihr Manipulationsgeschick nicht länger fürchtete.

 

„Wann ist das nächste Training?“

Ariane starrte Erik an. Die anderen wirkten nicht minder irritiert von der plötzlichen Frage, die aus dem Nichts zu kommen schien. Die Pause hatte gerade erst begonnen.

„Möchtest du… dabei sein?“, fragte Ariane zögerlich. Das klang allzu abwegig und ihrer Stimme war der Unglaube anzuhören.

Erik ließ ihr einen abschätzigen Blick zukommen. „Es geht nicht darum, was ich möchte.“, sagte er abfällig. „Nur weil Vivien nicht besessen war, sind diese Plagen nicht aus der Welt. Und offenbar habt ihr noch keine Ahnung, wie ihr gegen sie vorgehen sollt.“

Sie hasste es, wenn er in diesem Ton mit ihr redete.

„Jo, und was willst du machen?“, fragte Vitali, als wäre Erik dabei völlig nutzlos.

Ariane hielt sich hastig die Hand vor den Mund, um das belustigte Geräusch zu unterdrücken, das ihr entfuhr.

Davon sichtlich pikiert antwortete Erik an Vitali gewandt: „Mehr Verstand wird euch gut tun.“

„Hey!“, stieß Vitali beleidigt aus.

Zur Überraschung Arianes wandte sich Serena an Vitali. „Wenn jemand andeutet, du seist dumm, dann reagier nicht drauf!“

„Hä?“, machte Vitali.

Serena verdrehte nur die Augen.

„Mann, dann dürfte ich nie auf dich reagieren!“, rief Vitali.

Serenas Gesicht verzog sich auf eine Weise, die Ariane nicht deuten konnte. Sie schien es zu vermeiden, nochmals in Vitalis Richtung zu sehen. Das war ungewohnt.

Justin wandte sich indes an Erik. „Was hast du im Sinn?“

„Ich mag keine Kräfte haben, aber ich bin Teil des Teams.“, sagte Erik schroff.

Vivien strahlte über das ganze Gesicht. Sie kicherte und klatschte euphorisch in die Hände. „Morgen Nachmittag!“

Ariane warf Vitali einen zweiflerischen Blick zu, auf den dieser mit einem lockeren Schulterzucken antwortete.

 

Es war komisch, sich in Eriks Gegenwart zu verwandeln. Desire fühlte sich dabei entblößt. Und aus irgendeinem Grund war es ihr peinlich, ihm in ihrer Beschützeruniform gegenüberzustehen. Die anderen schienen damit deutlich weniger Probleme zu haben. Wenn sie es recht bedachte, hatte er sie ja auch in Destinys Seelenwelt schon einmal in ihren Anzügen gesehen. 

Wenigstens richtete Erik seine Aufmerksamkeit nicht auf sie, sondern wandte sich direkt an die Gruppe.

„Um diese Plagen in Schach zu halten, müsst ihr schneller und geschickter im Einsatz eurer Kräfte werden.“

Desire konnte nicht fassen, dass er sich herausnahm, das zu beurteilen. Sie suchte Changes Blick, doch der ergriff bereits das Wort.

„Ich muss üben, gleichzeitig zu teleportieren und zu fliegen.“, verkündete er bestimmt.

Ariane war überrascht, dass Change bereits mit einem Plan für sein Training aufwartete. Das war bisher noch nie vorgekommen.

Erik beäugte Changes Vorschlag zunächst kritisch, doch weil er seine Initiative wohl ebenfalls ungewöhnlich fand, ließ er ihn gewähren. Change wartete auch erst gar nicht auf eine Erlaubnis, sondern drehte sich prompt zu den anderen. „Hey Unite, kannst du mir nen Ball organisieren?“

Unite lächelte. „Hinter dir.“

Change hob einen dort erschienenen Ball auf. Er grinste Unite an. „Danke.“

Im gleichen Moment war er verschwunden.

In einem weiter hinten gelegenen Bereich erschien er wieder.

Desire sah, wie er weit in die Höhe flog, den Ball fallen ließ und teleportierte.

Zu ihrer aller Schrecken verfehlte er den Ball nicht nur bei Weitem, nein, als hätte der Teleport seine Levitationskräfte außer Kraft gesetzt, fiel er wie ein Stein dem Boden entgegen,.

Jemand packte Desire am Arm. Sie war jedoch zu sehr von dem Anblick gebannt, den Change bot, um direkt zu erfassen, dass Destiny vor Schreck nach ihr gegriffen hatte.

Gerade noch rechtzeitig konnte Change sich fangen und seinen Körper wieder schweben lassen.

Desire atmete auf und wandte sich Destiny zu. Die Sorge stand dieser ins Gesicht geschrieben.

Desire überlegte, was sie sagen sollte, um Destinys Schuldgefühle zu zerstreuen, schließlich war es offensichtlich, dass Changes Trainingsvorhaben im Zusammenhang mit Destinys Absturz in der Nebendimension stand. Doch ehe ihr etwas einfallen konnte, ließ Destiny von ihr ab und wandte sich an Unite.

„Kannst du Matten oder so was …“ Sie sprach nicht weiter und sah extrem beschämt aus.

Unite kicherte. „Du kannst Seelenwelten beeinflussen.“

Destiny wirkte peinlich berührt und zögerte. Schließlich ballte sie die Hände zu Fäusten.

Desire blickte wieder an die Stelle, an der Change trainierte und erkannte, dass der Boden nun weich ausgepolstert war für den Fall, dass Change abstürzte.

Destiny hatte eindeutig etwas übertrieben. Das waren keine Sportmatten. Das sah aus wie eine Bettlandschaft, die mit unzähligen weichen Kissen dazu einlud, sich auf sie zu werfen und sich einzukuscheln.

Der Ball fiel erneut von oben herab und blieb in den weichen Matratzen stecken, Change verfehlte ihn bei Weitem und wurde abermals von der Erdanziehungskraft gepackt. Er fing sich wieder, bemerkte die Landschaft unter ihm und warf einen völlig irritierten Blick in ihre Richtung.

Desire sah, dass Destiny neben ihr sich klein machte und den Kopf einzog, als würde sie sich unsäglich schämen.

„Sind wir jetzt fertig damit, Change zu beobachten?“, kommentierte Erik streng.

Desire hätte ihm dafür gerne die Meinung gesagt! Es war ja wohl verständlich, dass sie sich um Change Sorgen machten, schließlich wirkten seine Versuche alles andere als erfolgsversprechend!

Erik dagegen schien von solchen Gedanken verschont zu bleiben. Er fixierte Destiny.

„Du solltest üben, Ewigkeit zu paralysieren.“

Destiny blickte verwirrt auf.

Erik rief Ewigkeit herbei, die sofort vor ihm stand. „Schicksal soll dich paralysieren.“

Desire musste zugeben, dass sie es ziemlich beeindruckend fand, dass er stets daran dachte, Ewigkeit gegenüber ihre deutschen Beschützernamen zu verwenden..

Ewigkeit nickte eilfertig, als wäre sie stolz darauf, zu Diensten sein zu können.

Erik sah wieder zu ihnen und erklärte: „Ewigkeit ist klein und schnell wie eine Plage. Sie kommt am ehesten an das ran, was uns erwartet.“

Desire blickte zu Destiny neben sich. Sie sah nicht begeistert aus.

„Was?“, forderte Erik von ihr zu erfahren.

Destiny murrte leise. „Sie könnte runterfallen und sich verletzen.“

Desire hielt das für einen gerechtfertigten Einwand, doch Erik machte ein Gesicht, als wäre er davon genervt. Er stellte sich seitlich zu Destiny und hielt die Hände vor sich.

„Hierher.“, befahl er Ewigkeit.

Sofort schwebte sie über seine ausgebreiteten Handflächen.

Mit einem Blick, als wolle er Destiny einen Vorwurf machen, sah er sie an. „Versuch es.“

Da die Kleine bei einem Absturz nun in Eriks Händen landen würde, zögerte Destiny nicht länger und lähmte sie.

Zu ihrer aller Überraschung blieb Ewigkeit in der Luft schweben, wie es die Plage getan hatte.

Erik klang überzeugt. „Sie hat mehr Ähnlichkeit mit den Plagen als ihr denkt.“

Desire stockte. Woher hatte er das wissen können? Die ganze Zeit waren sie davon ausgegangen gewesen, dass er Secrets Fähigkeiten nicht einsetzen konnte, aber das klang eindeutig nach seinem sechsten Sinn.

„Was meinst du damit?“, hörte sie Trust fragen.

Desire schüttelte ihre Gedanken ab und trat zu Erik, um Ewigkeit zu läutern.

Erik unterbrach sie. „Unite soll das machen. Bei dir ist der Schutzschild wichtiger.“

Einmal mehr schluckte Desire ihre Empörung über seinen Tonfall hinunter.

Damals im Schatthenreich hatte er seine Befehle zwar auf ähnlich unsensible Weise gegeben, aber damals hatte sie nicht gewusst, dass er durchaus in der Lage war, auch anders zu sein. Er hätte sich ruhig etwas freundlicher ausdrücken können!

Unite gesellte sich zu ihr und lächelte aufmunternd. Desire begriff, dass man ihr ihre Laune wohl ansehen konnte.

„Zeigst du mir noch mal, wie es geht?“, bat Unite.

Desire nickte und reichte ihr die Hand, um sie an dem Gefühl teilhaben zu lassen, das ihren Kräfteeinsatz begleitete. Dafür musste sie allerdings erst ihre Verstimmung loslassen.

 

Erik wandte sich Trust zu. „Du kannst Gedanken lesen, richtig? Das könnte wichtig sein, um herauszufinden, ob jemand besessen ist. Versuch Ewigkeits Gedanken zu lesen. Vielleicht kannst du bei den Plagen auf diese Weise herausfinden, welche Welle ihr braucht, um sie aufzulösen.“.

Trust nickte, auch wenn er nicht überzeugt war, dass ihm etwas Derartiges im Kampf mit den Plagen gelingen würde.

Erik drehte sich so, dass auch die anderen sich angesprochen fühlen konnten.

„Ist Desires Schutzschild auch für andere Menschen durchlässig?“

„Wir wissen es nicht.“, sagte Trust an Desires Stelle, da sie gerade Unite im Einsatz ihrer Läuterungskräfte unterwies

Erik wandte sich darauf wieder ihm zu. „Wir sollten dafür sorgen, dass ihr Schild undurchlässig wird.“

Trust stockte. Dass ausgerechnet Erik die Schwachstelle ansprach, die ihnen die größten Probleme bei der Abwehr von Secret bereitet hatte, war … seltsam.

„Was ist?“, fragte Erik ihn argwöhnisch und Trust begriff, dass er etwas zu ungläubig geschaut haben musste.

„Wir… wissen nicht wie.“, antwortete er ausweichend.

Eriks Blick ging zu Desire. „Denkst du, du kannst das?“

Desire reckte das Kinn und sprach in stolzem Ton, als hätten Eriks Worte sie provoziert: „Ich kann es nicht wissen, bevor ich es nicht probiert habe.“

Trust glaubte, dass Eriks Mundwinkel sich zu einem kurzen Lächeln verzogen. Doch die Regung war so schnell verschwunden, wie sie gekommen war.

„Dann übe ich das mit dir.“, entschied Erik. Er wandte sich wieder um. „Ihr anderen –“

Er wurde davon unterbrochen, dass Change plötzlich in ihrer Mitte auftauchte.

Change stöhnte lautstark. „Das funktioniert nicht.“

„Gibst du immer so schnell auf?“, tadelte Erik ihn.

„Jap.“, antwortete Change lässig, als wäre das nichts Verwerfliches. „Ich muss das anders machen.“ Mit neuem Elan richtete er das Wort an Unite. „Ich kann versuchen, dich schweben zu lassen und du übst dabei Fliegen!“, rief er aus.

Trust versuchte ihn zu bremsen: „Sie soll Ewigkeit läutern, wenn Destiny sie paralysiert hat.“

„Hä?“, machte Change.

Erik stöhnte und erklärte nochmals den Plan.

„Also soll sich Ewigkeit so schnell wie möglich bewegen.“, hakte Change nach.

„Ja.“, antwortete Erik.

Change grinste. „Dann hat Unite genug Zeit. Tiny wird ewig brauchen, um Ewigkeit zu erwischen.“

„Hey!“, rief Destiny aufgebracht und geradezu beleidigt.

„Ewigkeit ist voll schnell.“, rechtfertigte sich Change in beschwichtigendem Ton.

Dennoch schaute Destiny, als habe seine Aussage sie gekränkt.

Change blieb locker und versuchte, sie mit einem seiner Scherze wieder gnädig zu stimmen: „Kannst du versuchen, nicht mich zu paralysieren?“

Destiny schürzte die Lippen.

„Ich weiß.“ Wieder grinste er. „Ich bin dein Lieblingsopfer.“

„Das ist –“ Destiny unterbrach sich, offenbar realisierend, dass sie keine Argumente gegen diese Unterstellung hatte, schließlich hatte sie niemanden bisher so oft paralysiert wie Change.

„Ich gehe dort in die Ecke.“, maunzte sie mit einem Schmollmund. „Ewigkeit, komm.“

Das Schmetterlingsmädchen schloss sich ihr an.

Trust nahm das als Aufruf, den beiden zu folgen, schließlich sollte er ja Ewigkeits Gedanken ausfindig machen.

Bei einem letzten Blick zurück zu den anderen sah er wie Change Unite an der Hand nahm und zu dem Bereich teleportierte, in dem er vorher schon geübt hatte.

 

Change sah auf die Bettlandschaft, dann auf Unite. „Zu viel an Trust gedacht, was?“

Unite konnte das Lachen nicht zurückhalten.

Über diese Reaktion erfreut grinste Change. Er wusste, dass er mit Unite solche Scherze machen konnte. Trust dagegen wäre bei so einer Unterstellung vor Scham im Erdboden versunken.

„Das war Destiny.“

Sein Grinsen erstarb.

Unite kicherte amüsiert.

Change war für einen Moment unfähig, darauf zu reagieren. Schließlich bemühte er sich, möglichst genervt und vorwurfsvoll zu klingen.

„Alter, hat sie gedacht, ich will schlafen?!“

Unites schelmisches Grinsen wurde noch breiter, ihre Stimme nahm einen spitzbübischen Klang an. „Zu viel an dich gedacht.“

Verdammt. Sein Gesicht verzog sich.

Daraufhin brach Unite erneut in ein Lachen aus.

„Mann!“, beschwerte er sich lautstark und schwor sich, nie wieder einen solchen Scherz ihr gegenüber zu machen. Die Gefahr einer derartigen Retourkutsche war einfach zu groß.

Weiterhin grinste Unite vielsagend, als warte sie darauf, dass er sich noch mehr Blößen gab, an denen sie sich weiden konnte.

Er nahm es ihr nicht übel, denn schlussendlich hätte er es wohl umgekehrt genauso unterhaltsam gefunden.

Ein kurzer Blick zu den anderen machte ihm klar, dass sie zwar nicht in direkter Hörweite sein mochten, aber auch nicht weit genug entfernt, als dass er wirklich ein offenes Gespräch mit Unite hätte führen können.

Themenwechsel!

Er sah zurück zu Unite. „Ich versuche, dich schweben zu lassen.“

Unite nickte und trat auf die Bettlandschaft.

Change streckte ihr seine Arme gebieterisch entgegen. Zwar hatte er keine Ahnung, ob das irgendwie dabei half, aber immerhin kam ihm die Geste irgendwie gewichtig vor, und das konnte nicht schaden.

Die Fähigkeit, etwas schweben zu lassen, hatte er bisher nur bei Mikadostäbchen benutzt, also hatte er keinen Plan, ob das bei einem Menschen so gut funktionieren würde. Die anderen hatten zwar behauptet, er habe sie damals im Schatthenreich alle schweben lassen, aber er selbst konnte sich daran nicht erinnern und wusste daher nicht, wie er das gemacht hatte.  

Er bewegte die Arme nach oben wie Secret, als dieser Unite einhändig in die Höhe gehoben hatte. Allerdings hatte das bei ihm nicht die gleiche Wirkung.

Tatsächlich hatte es gar keine. Change stöhnte.

Vielleicht musste er sie ganz fest anstieren!

Nichts tat sich.

Er grollte. „Warum geht das nicht?!“

„Vielleicht musst du erst selbst fliegen.“, war Unites Vorschlag.

Er gab ein nachdenkliches Geräusch von sich, dann teleportierte er in die Höhe. Doch statt direkt in der Luft stehen zu bleiben, wurde er von der Erdanziehungskraft abermals nach unten gerissen und konnte sich erst im letzten Moment vor einer Bruchlandung retten.

Er drehte sich in der Schwebe vorsichtig in eine aufrechte Haltung, was immer noch einige Selbstbeherrschung brauchte, und landete mit den Füßen auf den Matratzen.

Mist.

Er hob den Blick in die Höhe und teleportierte nochmals – mit dem gleichen Ergebnis. Das flaue Gefühl in seinem Magen hatte zwar etwas von einer Achterbahnfahrt, aber das brachte ihm herzlich wenig, wenn er sich nicht rechtzeitig wieder auf seine Kräfte besinnen konnte.

Naja, zumindest hatte seine Beschützerpartnerin mit dieser Bettlandschaft dafür gesorgt, dass er sich bei einem Absturz nicht sämtliche Knochen brechen würde.

Okay, noch mal!

Dieses Mal landete er nicht, sondern teleportierte sich aus seiner schwebenden Position weiter nach oben, wo er erstmals in der Luft stehen blieb.

Yes!

„Erst fliegen, dann teleportieren.“, stellte er fest.

Unite applaudierte ihm, was ihm ein stolzes Grinsen entlockte.

Etwas wacklig begab er sich erneut in eine aufrechte Position und stand nun in der Luft. Er hob die Arme und streckte sie Unite entgegen in einem erneuten Versuch, sie schweben zu lassen.

Er konzentrierte sich.

„Ich merke was!“, rief Unite begeistert aus.

Ha-hah!

…Waaah!

Er kam ins Straucheln und wäre fast erneut gen Boden gerissen worden.

Die Zähne zusammenbeißend teleportierte er neben Unite und seufzte. Dann ergriff er ihre Hand. 

 

Unite spürte wie Changes Leichtigkeit auf sie über ging und sie in die Schwerelosigkeit brachte. Er schwebte mit ihr etwas höher, eher er oberhalb der Matratzen stehen blieb.

„Magst du versuchen, dich allein in der Luft zu halten?“, fragte er.

Offenbar hatte er wieder seine Pläne geändert. Vielleicht weil er nicht wollte, dass sie sich langweilte.

Sie nickte. „Ich muss nur noch mal nachspüren, wie du das machst.“

Über ihre Hand verband sie sich mit dem Gefühl, das von Changes Kräften ausging.

Augenblicklich spürte sie die Leichtigkeit und Unbeschwertheit noch intensiver.

Changes Gabe und sein ganzes Wesen waren so locker, fluffig. Sie musste heiter kichern. Dieses Gefühl passte so gut zu ihm. Es war wirklich schön. Anders als die Festigkeit und Geborgenheit, die Trust ausstrahlte, aber nicht minder schön.

„Soll ich dir irgendwas erklären?“, fragte er. „Wie es funktioniert?“

Sie fand es süß, dass er sie einweisen wollte, außerdem war sie neugierig, wie Change seine eigenen Kräfte beschreiben würde. „Gern!“

„Also, du stellst dir vor: Du bist ganz leicht. So leicht wie die Luft. Und … die Luft trägt dich. So als ob – hm. Also. Du verschmilzt halt mit der Luft und die Luft hält dich.“

Unite lächelte. Im gleichen Moment ließ Change sie los.

Kurz fürchtete sie abzustürzen, obwohl sie seine Gabe doch schon einmal eingesetzt hatte. Sie spürte, wie fragil ihr Halt in der Luft war, und bemühte sich, durch ihre Atmung die Verkrampfung zu lösen, von der sie spürte, dass sie ihren Stand in der Luft gefährdete. Doch es misslang ihr. Sie strauchelte und sank immer tiefer, wenn auch weniger rasant als es die Schwerkraft allein bewirkt hätte.

„Schon voll gut!“, lobte Change sie.

Unite dagegen fragte sich, wie sie es geschafft hatte, in der Nebendimension alle in der Luft zu halten, wenn sie es jetzt nicht mal bei sich selbst hinbekam.

„Denk nicht dran, dass du fallen könntest.“, sagte Change.

Wieder nahm er ihre Hand und ließ sie höher steigen.

Sie mochte dieses Gefühl und atmete tief ein. Das hatte etwas von Freiheit!

Wieder ließ seine Hand von ihr ab und sie fürchtete zur Seite wegzukippen.

„Halt die Körperspannung.“, rief Change. „Das ist … uhm, so ähnlich wie beim Schwimmen. Nur in der Luft.“

„Soll ich mir was Schönes ausdenken?“, rief sie zurück, vor allem um sich irgendwie von dem unsicheren Gefühl in ihrem Körper abzulenken.

„Hä?“

„Bei Peter Pan. Da hieß es, man soll sich was Schönes ausdenken, um zu fliegen.“ Okay, sie stand noch, das war ein gutes Zeichen. Am besten weiterreden. „Aber da brauchte man Feenstaub.“

„Soll ich Ewigkeit rufen?“, lachte Change.

Vivien stimmte in sein Lachen ein. Die innere Anspannung ließ etwas nach, aber sie fühlte sich noch nicht wirklich sicher in der Luft. Doch immerhin hielt sie sich auf derselben Höhe.

„Gut.“, lobte Change, der derweil etwas weiter nach oben geflogen war.

In diesem Moment spürte sie, dass er ihr mit seinen Kräften Unterstützung zu geben versuchte. Doch sogleich brach dieser Halt wieder weg.

Change schimpfte leise, offenbar war es wirklich nicht leicht, gleichzeitig zu fliegen und jemand anderen schweben zu lassen.

„Bin ich zu schwer?“, scherzte sie.

„Du solltest mehr Helium essen.“, alberte Change grinsend.

Unite lachte. Erst im nächsten Moment wurde ihr bewusst, dass es ihr dabei deutlich leichter fiel, sich in der Luft zu halten. Begeisterung machte sich in ihr breit.

Sie streckte die Arme von sich in der Hoffnung, dass ihr das weiterhalf. Es fühlte sich lustig an, so in der Luft zu stehen.

„Wie steigst du auf?“, wollte sie wissen.

Change schien kurz zu überlegen.

„Beim Einatmen trägt dich die Luft nach oben. Und beim Ausatmen wirst du noch leichter, und schwebst noch höher.“

Unite ging davon aus, dass er damit meinte, dass sie sich auf ihre Atmung konzentrieren sollte.

Sie atmete tief in den Bauch, wie Eternity es sie gelehrt hatte. Plötzlich spürte sie, wie sie ein Stück nach unten sank.

„Was ist passiert?“, fragte sie.

Change lachte und flog an ihre Seite. Er tippte ihr gegen die Stirn. „Du denkst zu viel.“

Sie lachte ausgelassen.

„Am Anfang kann man dabei nicht denken.“, informierte Change sie. „Sonst zieht es einen runter.“

Unite begriff, dass mit dem Gedanken an Eternity gleichzeitig die Reue gekommen war, sie damals angegriffen und sie wohl für immer verloren zu haben.

Sie sank noch tiefer.

Changes Hand berührte ihren Scheitel und sorgte dafür, dass sie wieder nach oben schwebte.

Sie lächelte ihn an. „Vielleicht kannst du damit anfangen! Also jemanden durch Berührung schweben zu lassen!“

„Das mache ich doch immer.“, meinte Change verständnislos.

„Ja, aber du könntest versuchen, die Distanz zu vergrößern. Also nur noch eine Fingerspitze den anderen berühren lassen, dann nur Millimeter von ihm entfernt und so.“

„Hm.“, machte Change und berührte sie mit dem Zeigefinger an ihrem Oberarm.

Sie spürte, wie sie weiter nach oben schwebte, an Change vorbei, der den Arm hob, um den Kontakt zu halten. Sie mochte dieses Gefühl und drückte dies in einem abermaligen Lachen aus. Doch sobald Changes Berührung abriss, kam wieder die leichte Unsicherheit auf. Sie musste sich darauf konzentrieren, in der Luft zu bleiben.

„Du bist auf jeden Fall schon echt gut darin.“, meinte Change.

„Echt?“ Sie sah zu ihm runter. Bei dem Anblick der Höhe, drohte sie das Gleichgewicht zu verlieren. Sofort war Change an ihrer Seite und hielt sie am Arm fest, um sie vor einem Absturz zu bewahren.

Sie lachte.

Change grinste. „Tiny könnte sich nicht mal ne Sekunde in der Luft halten.“

„Was soll das heißen?!“, schimpfte Destiny lautstark. Offenbar hatte sie Changes Behauptung auch auf die Entfernung gehört.

Unite stieß belustigt die Luft aus. Natürlich, Destiny hörte immer alles, was Change von sich gab. Offensichtlich war es ihr jedoch noch nicht gelungen, Ewigkeit zu paralysieren. Sie wirkte ziemlich frustriert.

Change drehte sich in Destinys Richtung und ließ Unite dafür los. Unite strauchelte und versuchte, sich ebenfalls umzudrehen. Da dies nicht funktionierte, griff sie nach Changes Arm und hangelte sich mithilfe seiner Schwebekräfte weiter, sodass sie nun auch in die Richtung von Destiny und Trust sehen konnte.

Change antwortete Destiny: „Dass du dich selbst immer runterziehst und deshalb nicht fliegen könntest.“

Destiny verzog missmutig das Gesicht.

„Ey, nicht paralysieren!“, rief er hastig und hob die Arme, als habe sie ihm mit ihrem Gesichtsausdruck gedroht.

Destiny schnaubte und drehte sich wieder in die Richtung der Wand, wo Ewigkeit immer wieder an einer anderen Stelle auftauchte.

Sie stieß ein tobsüchtiges Schreien aus, weil die Kleine einfach viel zu schnell war.

Unite konnte sehen, wie Changes Gesicht strahlte.

Es war so süß, wie sehr er Destiny mochte. Allzu gerne hätte auch Unite sie Tiny genannt, aber sie hatte den Eindruck, dass Change gerne der einzige war, der diesen Spitznamen für sie verwenden durfte. Und sie hatte nicht vor, ihm diese Sonderstellung zu nehmen. Schließlich räumte Destiny ihm nicht oft Sonderrechte ein, die ihm hätten verdeutlichen können, was sie ihm mit ihrer übertrieben zickigen Art doch eigentlich die ganze Zeit zeigte.

Unite schmunzelte.

Ja, Change hatte wirklich die Gabe, sich immer wieder selbst hochzuziehen, auch wenn andere ihn niedermachten. Und trotzdem erlaubte er sich, auch mal wütend und negativ zu sein. Das hatte er Unite voraus. Er strahlte nicht für die anderen, sondern aus sich selbst heraus.

Unite spürte, wie der Gedanke sie wieder runtergezogen hätte, hätte sie nicht von Changes Kräfteeinsatz profitiert.

Change flog vor sie und griff nach ihrem anderen Arm, offenbar war ihm nicht entgangen, dass ihr das Umdrehen in der Luft extrem schwer gefallen war. Mit einer leichten Bewegung drehte er sie wieder in die andere Richtung und zog sie etwas weiter über die Matratzenlandschaft.

Unerwartet beugte er sich flüsternd zu ihr. „Kannst du Trusts Telepathie benutzen?“

Sofort war ihre Neugier geweckt, wollte er ihr etwa ein Geständnis machen? Vielleicht wegen Destiny? Sie grinste breit.

„Ich kann es versuchen!“ Sie schloss kurz die Augen, musste sie aber nochmals öffnen. „Kannst du mich solange halten?“

Change nickte belustigt.

Sie schloss wieder die Augen und konzentrierte sich. Bei der Verbindung mit Trusts Kräften war ihr schon mehrfach aufgefallen, dass Trust eine ganz andere Herangehensweise hatte als sie. Er machte das mit dem Verstand. Da ihre Talente, aber mehr mit Gefühlen verbunden waren, versuchte sie über den Körperkontakt mit Change seine Gedanken ausfindig zu machen.

„Versuch was zu denken.“, sagte sie. „Also an mich gerichtet.“

Als Worte in ihrem Geist erschienen, war sie kurz irritiert. Es handelte sich nicht um Changes Stimme. Das klang wie ihre eigenen Gedanken:

Ist zwischen dir und Trust wieder alles okay?

Für einen Moment zweifelte sie daran, dass die Worte von Change stammten.

Hatten ihre Ängste sich etwa wieder aus den Winkeln ihres Kopfes zurück in ihr Bewusstsein geschlichen?

Wenn Trust seine Telepathie einsetzte, war immer klar zu unterscheiden, wessen Gedanken es waren, man hörte die Stimme desjenigen. Doch sie konnte Changes Stimme nicht hören.  

Sie sah zu ihm auf.

Abermals kam ihr ein Gedanke:

Er meint es nicht böse, wenn er an eurer Beziehung zweifelt.

Sie versuchte, sich zu beruhigen und sich klarzumachen, dass sie tatsächlich Changes Gedanken empfing und sich das nicht nur einbildete.

Sie besann sich auf das, was sie eben von Change empfangen zu haben glaubte, und bemühte sich, ihm eine Antwort zu senden.

Er zweifelt an der Beziehung?

Change zog jäh ein entsetztes Gesicht.

Neeein!!! Ich meine, also … wenn er … du weißt schon,… Wenn er eben er ist.

Unite kicherte.

Der nächste Gedanke überraschte sie.

Er liebt dich wirklich.

Die Worte fühlten sich so sanft an.

Dass Change ihr das mitteilen wollte, rührte sie tief. Offenkundig hatte er sich wegen ihres Zustandes zwei Tage zuvor wirklich große Sorgen um sie gemacht.

Unite lächelte ihn liebevoll an. „Danke.“ Es war ihr ein Anliegen gewesen, das nicht nur in Gedanken zu sagen. 

Er lächelt zurück, dann verzog sich sein Gesicht und es formte sich ein weiterer Gedanke in ihrem Kopf.

Sag ihm nicht, dass ich dir das gesagt habe.

Unite lachte.

Dann schienen Changes Gedanken bereits in eine neue Richtung zu schwenken. Dieses Mal sprach er laut.

„Du bist diejenige von uns, die sich am besten mit Gefühlen auskennt, vielleicht wäre es besser, du übst schon mal verschiedene Gefühle in Attacken umwandeln. Wegen den Plagen. Dann kannst du es uns zeigen.“

Sie fand es süß, dass er das vorschlug. Auf die anderen wirkte Change wohl oft sprunghaft, aber das lag daran, dass er so viele Ideen im Kopf hatte. Sie ging davon aus, dass er sich oft mit seinen Einfällen zurückhielt, weil es mittlerweile sein Part geworden war, lustige Kommentare abzugeben und sie und die anderen die Pläne schmieden zu lassen.

Dass er sich offenbar nicht länger darauf beschränken wollte, machte ihr Mut, auch über ihre bisherige Position hinauswachsen zu dürfen. Schließlich hatte sie durch ihren nahen Zusammenbruch erkennen müssen, dass es auf Dauer nicht funktionierte, ausschließlich die heiter-ausgelassene und energiegeladene Optimistin zu spielen. Sie musste lernen, ohne diese Rolle klarzukommen. So sehr sie sich auch an sie gewöhnt hatte.

Ihr Blick bewegte sich automatisch in Trusts Richtung, doch sie beherrschte die Levitation nicht ausreichend, um die Drehung zu vollführen. Change war sofort zur Stelle, um sie zu halten.

Einen Moment sah sie Change an. Zögerlich sprach sie dann: „Es ist gut, wenn Dinge sich verändern, nicht?“

Change blinzelte und zuckte mit den Schultern.

Unite schüttelte den Kopf. Sie dufte sich von ihren Unsicherheiten nicht runterziehen lassen. Das war es, was Changes Kräfte auch physisch erfahrbar machten. Aber ihre Gabe waren Gefühle. War es da nicht ihre Pflicht, sich mit ihnen auseinanderzusetzen? Bisher hatten ihre Gefühle sie geleitet und vieles verstehen lassen, doch momentan schienen sie ihr im Weg zu stehen.

„Was ist?“, fragte Change.

Unite schüttelte hastig den Kopf und setzte ein Lächeln auf, als wäre nichts.

Change riss die Augen weit auf, wobei er seinen Kopf in ihre Richtung bewegte. Diese alberne Geste brachte sie zum Lachen.

Daraufhin traute sie sich zu fragen: „Ist es manchmal zu viel?“

„Was?“

Sie zuckte mit den Achseln, da sie nicht wusste, wie sie das ausdrücken sollte. Sie meinte, seine Anlagen zur Leichtigkeit und Schnelligkeit, so wie bei ihr die Tendenz, die Welt durch Gefühle zu erfassen. Momentan fürchtete sie, dass es ihr zu viel war.

Wieder stupste Change ihre Stirn an. Eine subtile Erinnerung daran, dass sie wieder zu viel dachte. Das bemerkte sie jetzt erst. Ja, in letzter Zeit machte sie sich sehr viele Gedanken, auch über all die Gefühle, die sie manchmal zu überwältigen drohten.

„Konzentrier dich auf den Moment.“, sagte Change, wohl in Bezug auf das Schweben. „Du kannst den nächsten eh nicht planen.“

Sie nickte.

„Hey, färbt Trust auf dich ab?“, scherzte Change.

Unite horchte auf. Sie wusste, dass Trust nicht gut damit umgehen konnte, wenn sie leichtfertig schwierige Situationen handhabte und die Dinge allzu spielerisch anging. Sie wollte ihm keinen Anlass geben, an ihrer Ernsthaftigkeit zu zweifeln und daran, dass sie ihn und seine Bedenken wertschätzte.

„Du kannst vielleicht alle unsere Kräfte übernehmen, aber keiner von uns deine.“

Unite senkte den Blick. Ihre Kraft war es, die der anderen anzuzapfen und zu verbinden. Der Nutzen dieser Fähigkeit war davon abhängig, dass es etwas im Außen gab, das sie übernehmen oder koppeln konnte.

In gedämpftem Ton wandte sich Change nochmals an sie. „Hey.“ Es klang, als wolle er nicht, dass die anderen seine Worte hörten. „Du bist das –ein– in Vereinen.“ Er grinste sie spitzbübisch an.

Das –ein– in Vereinen? Der Satz verunsicherte sie.

Change seufzte. Jäh schoss er mit ihr in die Höhe. Sie musste vor Überraschung lachen. Doch im nächsten Moment änderte er den Kurs und sie rasten im Sturzflug in die Tiefe. Sie hatte keine Zeit darüber nachzudenken oder zu schreien, das Adrenalin schoss durch ihre Adern. Plötzlich teleportierte er. Keine Sekunde und sie wurden rücklings nach unten gerissen, sie konnte nicht mal sehen, wie weit der Boden noch entfernt war. Sie schrie automatisch, dann stoppte Change den freien Fall. Er brachte sie wieder in eine senkrechte Schwebeposition.

Unite schnappte nach Atem und griff unbewusst auch mit dem zweiten Arm nach seinem, hielt sich an ihm fest. Dann entlud sich ihre Anspannung in einem Lachen. Dabei lehnte sie sich an Change und fühlte sich sicher – und frei.

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Change und Unite sind ein gutes Team. Doch läuft das Training auch bei den anderen so reibungslos?
Das erfahrt ihr nächste Woche - Freitag oder Samstag - in "Grenzüberschreitung".

PS: Keine Sorge, das nächste Kapitel ist deutlich kürzer als das heutige. ;D

PPS: Happy Birthday, totalwarANGEL! Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  totalwarANGEL
2023-03-05T10:54:56+00:00 05.03.2023 11:54
> Ihre Mimik hätte ihn wohl aufatmen lassen, hätte der Tritthocker, den sie in
> Händen hielt, nicht seine ganze Aufmerksamkeit auf sich gezogen.
Kommt wohl sonst nicht hoch zu ihm...
> Nun schritt sie auf die Schwelle vor der Haustür und stieg kurzerhand selbst
> auf den Tritthocker.
OMG 🤣
Wie Tom Cruise...

> Noch nie hatte er sie so kraftvoll an sich gezogen.
Er wird bestimmt noch öfter seine GEBALLTE MANNESKRAFT einsetzen....💑

> Gott, er war wirklich stark!
Wenn er sie stemmen kann, ist er das auf jeden Fall.
😂

> Begreifend, was sie unter ihrem Nikolaus Geschenk verstand, wurde Justin
> abermals rot.
Der ist schon niedlich, der Junge...


Nein, das hat die jetzt nicht gemacht, oder?
Wie kindisch ist das denn bitte?
Und vor allem: Wen interessiert das...
> „Das Kuscheln überlasse ich dir.“
Und Erik ist und bleibt Alphamännchen. 😁

> „Ich mag keine Kräfte haben, aber ich bin Teil des Teams.“
Vielleicht muss er noch ein Vertrag mit seinem anderen Selbst abschließen.
Halt! Falsches Universum. XD

> Desire fühlte sich dabei entblößt.
Wieso? Hat sie aus Versehen das Bikini-Kostüm im Inventar angelegt?


Vitali sollte wissen was passiert, wenn man eine Tsundere zu sehr reizt...
Der bekommt bestimmt noch die Quittung.


> „Zu viel an Trust gedacht, was?“
LOL

> Die Gefahr einer derartigen Retourkutsche war einfach zu groß.
Feigling!


Viele Gedanken dazu...
Ich heb sie mir auf, bis ich sie geordnet habe.
Ich denke zu viel... 😂
Antwort von:  Regina_Regenbogen
11.03.2023 01:15
>OMG 🤣
>Wie Tom Cruise...
🤣🤣🤣🤣🤣

>Er wird bestimmt noch öfter seine GEBALLTE MANNESKRAFT einsetzen....💑
Wenn es nach Vivien geht, schon. 🤣

>Wenn er sie stemmen kann, ist er das auf jeden Fall. 😂
😂 Du bist so fies.

>Der ist schon niedlich, der Junge...
Ja.

>Wie kindisch ist das denn bitte?
Die sind 16 und sie müssen die ganze Zeit sehr erwachsene Entscheidungen treffen. Lass ihr wenigstens in manchen Momenten das Kindsein. 😂

>Und Erik ist und bleibt Alphamännchen. 😁
😆

>Vielleicht muss er noch ein Vertrag mit seinem anderen Selbst
>abschließen. Halt! Falsches Universum. XD
Welches Universum ist das?

>Wieso? Hat sie aus Versehen das Bikini-Kostüm im Inventar angelegt?
Vitali! 🤣🤣🤣
Ups, falsche Person.

>Feigling!
😂

>Viele Gedanken dazu...
>Ich heb sie mir auf, bis ich sie geordnet habe.
>Ich denke zu viel... 😂
Ist kein Problem, die meisten Menschen denken zu wenig, das gleicht es dann wieder aus. 😂😂😂




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