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Die Küsse, die niemals passiert sind

von

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2014, 27. Juli 03:20

Guren wachte mitten in der Nacht auf. Noch immer an die Couch gelehnt, öffnete er die Augen, um den Raum in völliger Dunkelheit zu finden. Neben ihm schliefen Goshi und Mito auf dem Boden. Sie lagen im rechten Winkel zueinander, wobei Mitos Kopf auf Goshis Brust ruhte. Guren fragte sich, ob sie kämpfend eingeschlafen waren.
 

Shigure und Shinya waren nirgends zu sehen. Guren stand langsam auf und ging in die Küche, um ein Glas Wasser zu holen. Er fühlte sich besser als zuvor, immer noch etwas betrunken, aber der größte Teil der Wirkung des Alkohols war bereits durch seine Dämonen geheilt. Langsam schlich er durch den Flur und überprüfte das Gästezimmer. Er fand Shigure neben Sayuri im Bett liegend, den Arm um sie geschlungen. Guren schloss vorsichtig die Tür. Es war genug, zu wissen, dass es seinen Untergebenen gut ging.
 

Nach einer kurzen Pause im Badezimmer, um die ganze Flüssigkeit loszuwerden, ging Guren in sein Zimmer. Dort fand er Shinya, auf seinem Bett liegend, Arme und Beine vom Körper ausgestreckt. Was dachte der sich dabei, sein Bett zu benutzen, ohne zu fragen? Guren würde jetzt zu gerne ins Bett gehen. Sein Körper war erschöpft, er wollte jetzt einfach nur schlafen gehen und sich ins Bett fallen lassen, um sich bis morgen früh auszuruhen. Aber Shinya war da und blockierte das ganze Bett.
 

Guren kroch auf das Bett und über Shinya. Sein erster Impuls war, ihn zu wecken und ihm zu sagen, er solle auf der Couch schlafen gehen. Aber als Guren ihn ansah, brachte er es nicht über sich, ihn zu wecken. Shinya schlief friedlich, seine Lippen öffneten sich leicht, er atmete langsam und gleichmäßig. Guren nahm Shinya einfach an seinem Arm und schob ihn beiseite, um auch ihm auf dem Bett Platz zu machen.
 

"Hey, Shinya", flüsterte Guren. "Rutsch rüber!"
 

Und Shinya tat es. Er rollte sich auf die Seite, so dass Guren genug Platz zum Hinlegen auf dem Bett hatte. Guren machte es sich so bequem, wie er es mit nur wenigen Zentimetern Platz tun konnte, und schloss die Augen. Er war fast eingeschlafen, als er Shinyas Stimme neben sich hörte.
 

"Guren?"
 

Guren öffnete die Augen und sah Shinyas Gesicht direkt vor sich. Sein Herz setzte einen Schlag aus. Shinya hatte sich scheinbar umgedreht und war nun direkt vor ihm. Sein Gesicht war so nah, dass er sogar Shinyas Atem auf seiner Haut spüren konnte.
 

"Huh?" fragte Guren mit leiser Stimme.
 

"Was machst du hier?"
 

"Ich könnte dich dasselbe fragen."
 

Shinya lachte leise: "Natürlich Schlafen".
 

"Normalerweise spricht man im Schlaf nicht. Also halt die Klappe und schlaf weiter", murmelte Guren, schloss die Augen und ignorierte, dass Shinya viel zu nahe lag. Für ihn würde er sich nicht bewegen.
 

"Guren?"
 

Guren öffnete seine Augen wieder. Shinya legte seine Hand sanft auf Gurens Schulter und schaute ihm direkt in die Augen. Dies hätte der Moment sein sollen, in dem Guren sich abgewandt hätte. Aber seltsamerweise vertraute er Shinya. Er vertraute ihm so sehr, dass er nicht den Drang verspürte, der Situation zu entkommen.
 

Shinya lag direkt neben ihm, ihre Körper leicht eine Handbreit voneinander entfernt. Vielleicht war es immer noch der Restalkohol, der ihn stumpf machte. Aber Guren fand Halt in dieser Situation. Er fühlte sich sicher, kein Grund, sich zurückzuziehen. Er erwiderte den Blick in Shinyas blaue Augen.
 

Es war ein intensiver Moment, in dem keiner von ihnen ein Wort sagte. Es war, als könnten sie einfach die Gedanken des anderen lesen. Guren hatte sogar den Eindruck, dass er fähig war, Shinyas Emotionen zu spüren. In ihm keimte eine leicht spürbare Erregung auf, die er noch nie zuvor gefühlt hatte und die er auch nicht erklären konnte.
 

Dann kam Shinyas Gesicht näher. Er legte seine Lippen auf die von Guren und küsste ihn vorsichtig. Wärme breitete sich über den ganzen Körper von Guren aus, dieses Herz pumpt laut in seiner Brust. Aber gleichzeitig fühlte er sich ruhig und genoss nur die Berührung von Shinyas weichen Lippen. Guren schloss seine Augen.
 

Shinya öffnete seine Lippen leicht. Guren zuckte zusammen, als er Shinyas Zungenspitze auf seinen Lippen spürte, aber instinktiv öffnete er sie ebenfalls. Er fühlte, wie Shinyas Zunge zwischen seine Lippen und kurz darauf gegen seine Zunge glitt. Sein Herzschlag nahm rasch zu. Diese Berührung war viel zu intensiv. Sein ganzer Körper zog sich unter Spannung zusammen. Guren fühlte, wie die Erregung in ihm aufstieg.
 

Aber das war ganz anders als zu der Zeit, als er Mahiru küsste. Mit ihr hatte es immer dieses übergreifende heiße sexuelle Verlangen gegeben, das sich unkontrolliert ausbreitete und ihn dazu brachte, sich nach ihr zu sehnen. Er wollte sie festhalten, wollte Sex mit ihr haben.
 

Mit Shinya war das anders. Der Kuss war sanft, nicht hitzig oder übermäßig sexuell. Obwohl Guren nicht leugnen konnte, dass der Kuss ihn erregte. Die Art, wie Shinya mit seinen Lippen über seine lief, die Berührung seiner Zunge. Das alles erregte ihn, obwohl er sich nicht sexuell zu Shinya hingezogen fühlte. Sie waren beide Männer. Guren fühlte sich jedoch stark von dem Kuss angezogen.
 

Guren legte seinen Arm um Shinya und zog ihn näher an sich heran. Was tat er überhaupt? Aber er war schon viel zu tief drin, um es zu stoppen. Es war nicht seine Schuld, es waren der Alkohol und der Kuss, die ihn all seine Kontrolle verlieren ließen. Er wollte nicht einmal, dass es aufhört. Er wollte ihn weiter küssen, seine Nähe spüren.
 

Shinyas Brust berührte seine. Eines seiner Beine lag auf dem von Guren, so dass Guren Shinyas Schritt gegen den seinen fühlen konnte. Und Guren machte es nicht einmal etwas aus, im Gegenteil, er genoss es, zu spüren, wie sein Körper den seinen berührte, wie sich seine Lippen und seine Zunge in einem leidenschaftlichen Kuss bewegten.
 

Er fühlte, wie Shinyas Hände unter sein T-Shirt auf seinem Rücken glitten. Aber ein leises Knarren ließ ihn den Kuss sofort abbrechen. Der alarmierte Guren drehte den Kopf, denn das Geräusch kam eindeutig aus dem Flur. Die Tür seines Zimmers war geschlossen, aber er hörte immer noch aufmerksam zu. Jemand anderes muss aufgewacht sein.
 

Guren hielt einige Sekunden lang den Atem an, bereit, Shinya beiseite zu stoßen, falls dieser jemand den Raum betreten sollte. Doch dann hörte er ein tiefes Gähnen und dann eine Tür, die sich schloss. Goshi muss aufgewacht sein und auf die Toilette gegangen sein. Guren's Herz raste unkontrolliert. Der Schock über die kleine Unterbrechung machte ihn sofort nüchtern. Was tat er hier?
 

Shinya ging es wohl genauso, denn er lockerte die Umarmung und rutschte ein wenig zurück. Aber seine Hand ruhte weiterhin auf Gurens Arm.

"Wir sollten schlafen", flüsterte er und schloss seine Augen.
 

Noch einige Sekunden lang schaute Guren ihn weiter an. In seinem ruhigen Gesicht sah das schon so aus, als sei er sofort eingeschlafen. Aber er wusste, dass Shinya ein guter Schauspieler war. Guren war sich nicht einmal sicher, dass Shinya wirklich betrunken war. Aber was sollte er sonst sein? Welchen anderen Grund sollte er haben, seinen besten Freund zu küssen?
 

Guren schloss ebenfalls die Augen und holte tief Luft. Das war nur der Alkohol, der aus ihm sprach. Das war nur ein betrunkener Kuss. Es war unmöglich, dass Shinya tatsächlich in ihn verliebt war...



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