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Die Küsse, die niemals passiert sind

von

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2015, 7. April

In den nächsten Tagen und Wochen machten Shinya und Guren weiter, als sei nichts geschehen. Als Freunde.
 

Guren hätte gesagt, dass sie sich ziemlich gut schlugen. Er konnte das Gefühl ignorieren, das ihn von Zeit zu Zeit überkam, wenn er mit Shinya zusammen war. Das Gefühl, mehr zu brauchen, als er bereits hatte. Aber wenn er an seiner Seite war, sollte das doch eigentlich genug sein, oder nicht?
 

Er erinnerte sich daran, wie sehr er es genossen hatte. Wie sehr er es mochte, wenn Shinya ihn geküsst hatte, wenn er ihn berührte. Immer, wenn er daran dachte, fing er an, etwas zu vermissen. Aber er konnte nicht in Worte fassen, was es war. Immer, wenn er allein war, hörten die Gedanken nicht auf. Er konnte einfach nicht herausfinden, was ihm fehlte. Vermisste er wirklich den Sex? War er so einfach gestrickt?
 

Er musste es ignorieren. Er wollte es schlicht nicht missen müssen, mit ihm reden zu können. Jeder Augenblick mit ihm war kostbar. Was auch immer es kostete, er würde ihre Freundschaft nicht riskieren. Nicht für ein dummes Gefühl, das er nicht einmal in Worte fassen konnte.
 

Nach dem letzten Kampf wurde es ziemlich ruhig für Guren. Er vermutete, dass seine Freunde einen Weg gefunden hatten, ihn daran zu hindern, so schnell wieder auf eine Mission geschickt zu werden, da sie sich nach den schweren Verletzungen um seine Gesundheit sorgten. Aber wegen der Dämonenkräfte hätte er die Schonzeit nicht nötig gehabt. Sie gab ihm nur mehr Zeit zum Nachdenken. Mehr Zeit, um seinen Kopf zu zermürben.
 

Schließlich kehrte er wieder zur Arbeit für die kaiserliche Dämonenarmee Japans zurück und wurde zusammen mit Shinya und Goshi erneut auf Mission geschickt. Guren protestierte diesmal nicht. Er wollte Shinya um sich haben, er genoss es, dass er in seiner Nähe war. Er musste nur sichergehen, dass Shinya sicher war, indem er ihn besser im Auge behielt als beim letzten Mal.
 

Wenig überraschend versteckten sie sich in einem Love-Hotel. Shinya argumentierte, es sei der beste Platz in der ganzen Straße, und weder Guren noch Goshi widersprachen ihm. Also versteckten sie sich in einem Hotelzimmer. Shinya stand am Fenster und beobachtete die Straße. Guren wartete neben dem Fenster, um handeln zu können, falls etwas passiert, und Goshi, der auf dem Bett im Schneidersitz saß, während er mit seiner Pfeife die Illusion erzeugte, sie ordentlich versteckte.
 

Goshi legte die Pfeife zur Seite und sah sich im Zimmer um:

"Ein Love-Hotel... erinnert mich an die alten Zeiten."
 

"Ja...", grinste Shinya. "Immer eine sichere Wahl."
 

Guren ließ dies unkommentiert. Es erinnerte ihn an so viel mehr.
 

"Aber es ist echt nicht mehr in gutem Zustand. Nicht einmal der Fernseher funktioniert noch!", beschwerte sich Goshi.
 

"Ich glaube, er hat die letzten 2 Jahre schon nicht mehr funktioniert..."
 

"Waaaas, Shinya?! Warum hast du das nicht früher gesagt? Ich glaube, wir wurden über den Tisch gezogen!"
 

Shinya kicherte leise. "Wir sollten unser Geld zurückverlangen."
 

Guren konnte nur leicht lächeln. Selbst jetzt konnten Shinya und Goshi nicht widerstehen, schlechte Witze zu machen.
 

"Du sagst es!", stimmte Goshi zu. "Aber... wart ihr zwei jemals in einem Love-Hotel?"
 

Shinya und Guren antworteten fast gleichzeitig.
 

"Ja."

"Nein."
 

Goshi sah sie überrascht an, als hätte er eine andere Antwort erwartet.
 

"Was ist?", fragte Shinya.
 

"Ich wusste nicht, dass du mit jemandem zusammen warst, Shinya", sagte Goshi.
 

"Das würde ich nicht als Zusammen sein bezeichnen", murmelte Shinya und hielt seine Augen auf die Straße gerichtet. "Ich war nur ein paar Wochen mit ihr zusammen."
 

"Und du hast sie in ein Love-Hotel gebracht? Wie fies... Wie war es?"
 

"Hm... nicht so toll."
 

"Der Sex mit Guren war besser, hm?"
 

Guren, der gerade nur ihrem Gespräch zugehört hatte, erstarrte. Er spürte, wie seine Wangen zu glühen begannen, während er versuchte, sich zu konzentrieren. Woher wusste Goshi das? Shinya fing einfach an zu lachen, wie immer. Aber sein Lachen war so steif, dass sogar Goshi merken sollte, dass es nicht echt war.
 

Bevor Shinya irgendetwas erwidern konnte, grinste Goshi nur. "Hab dich."
 

Aber Shinya versuchte immer noch, es herunterzuspielen. Als er sich umdrehte, grinste er unsicher: "Warum denkst du, dass ich mit Guren schlafen würde?
 

"Gegenfrage, warum solltest du nicht? Ihr beide steht so sehr auf einander. Es wäre eine Schande, eure gegenseitige Anziehung zu ignorieren."
 

"Ich glaube, du hast hier etwas missverstanden..."
 

"Dann erkläre es mir, Shinya."
 

Guren mischte sich ein: "Wir sind kein Paar."
 

Shinya stimmte einfach zu: "Ja."
 

"Aber vielleicht solltet ihr es sein. So wie ihr euch gegenseitig anseht? Die Art, wie ihr euch verhaltet, wenn ihr in der Nähe seid? Jeder kann sagen, dass ihr etwas füreinander habt. Sogar die Mädchen."
 

Guren und Shinya tauschten Blicke aus. Guren wusste, dass sie ein gutes Team waren, sie waren Partner, beste Freunde. Das war es, was sie beschlossen hatten zu sein.
 

"Wir sind nur Freunde", antwortete Guren. Aber sie waren auch Liebhaber gewesen. Er hatte mit Shinya geschlafen. Warum leugnete er es jetzt so sehr? Weil es keine Rolle spielte? Jetzt nicht mehr.
 

"Dann solltet ihr vielleicht miteinander schlafen, um es herauszufinden."
 

"Du bist ein Perversling", sagte Shinya trocken.
 

"Nicht hier! Meine Güte! Shinya! Was denkst du von mir?!"
 

"Oh, ich habe nichts angedeutet... das warst du", kicherte Shinya und schaute auf. Guren konnte hören, dass es diesmal ein ehrliches Lachen war, obwohl es immer noch Tendenzen von Spannung enthielt.
 

Auch Goshi schloss sich seinem Lachen an, bevor er grinsend hinzufügte: "Aber ihr zwei solltet die Sache mit dem Paar noch einmal überdenken..."
 

" Klar doch... Guren, nachher dann? Bei mir?" fragte Shinya grinsend.
 

"Halt die Klappe!" Guren wusste, dass es nur ein dummer Witz war, aber etwas in seinem Inneren wollte, dass er wahr war. Er wollte, dass Shinya ihn fragt. Was zum Teufel dachte er sich dabei?
 

Goshi grinste nur. Das Gespräch war beendet, aber der Gedanke blieb trotzdem in Gurens Kopf hängen. Goshi wusste, dass er und Shinya etwas hatten. War es so offensichtlich? Haben alle bemerkt, dass er und Shinya einander näher gekommen waren als nur Freunde? Warum? Hatte er sich bei Shinya anders verhalten?
 

Guren hatte gedacht, dass alles so weiterging, als wäre nichts passiert. Und doch hatten die anderen den Unterschied bemerkt. Während er selbst nichts bemerkte. Alles ging so unterschwellig vor sich, dass es sich nicht so anfühlte, als sei überhaupt etwas anders. Aber das war es.

Er sah hinüber zu Shinya, der weiterhin die Straße beobachtete. Was war es, das ihn dazu brachte, sich nach seiner Nähe zu sehnen? Es war nicht nur der Sex, oder?
 

"Ich sehe etwas", flüsterte Shinya in die Stille. "Ich werde sie mit einem Schuss erledigen."
 

Guren und Goshi hielten die Luft an. Shinya flüsterte und feuerte einen Schuss weißes Licht auf die Straße ab.
 

"Wir müssen uns bewegen!", rief Shinya und zog sein Gewehr zurück. Das bedeutete, dass noch einige Feinde am Leben waren. Sie mussten von hier verschwinden.
 

Sofort setzten sich die drei in Bewegung. Für diesen Fall hatten sie einen Ersatzplan ausgearbeitet. Die Treppe hinauf und auf das Dach, um Shinya die Chance für einen weiteren Schuss mit freier Sicht zu geben.
 

Sie erreichten das Dach.
 

"Beeil dich, Shinya! Ich bin nicht sicher, wie lange ich sie mit meiner Illusion aufhalten kann!" rief Goshi und hielt seine Augen auf die Tür gerichtet, die zum Dach führte.
 

Shinya eilte zum Rand des Gebäudes, setzte einen Fuß auf die Balustrade, um sein Gewehr auszubalancieren, und schoss erneut. Weißes Licht. Schreie.
 

Shinya zog seine Waffe zurück. "Mindestens zehn von ihnen sind noch am Leben, aber ich sehe sie nicht mehr!"
 

Guren wusste, was das bedeutete. Sie mussten sich auf einen Angriff vorbereiten. Die Vampire müssen bemerkt haben, dass sie im Gebäude waren Es war nur eine Frage von Sekunden.
 

"Gib Goshi Deckung!" schrie Guren und tauschte den Platz mit Shinya, damit Shinya vom Rand des Gebäudes wegkam.
 

Guren war vorbereitet. Und tatsächlich näherten sich die Vampire in einem Augenblick. Guren blockierte den ersten Schlag mit seinem Schwert. Gegenangriff. Er konnte den Vampir mit gezielten Schlägen zurückdrängen, bevor sein Schwert den Gegner durchbohrte. Der Vampir zerbröckelte zu Staub.
 

Im Augenwinkel sah er die anderen Vampire. Sie waren nahe. Zu nahe. Es würde zu lange dauern, sich umzudrehen, bevor ihr Angriff ihn treffen würde.
 

"Guren, pass auf!", hörte er Shinya schreien.
 

Dann schoss Licht über seine Schulter und traf den Vampir direkt hinter ihm. Guren stolperte vorwärts. Sein Herz raste. Das war knapp.
 

Shinya grinste ihn an: "Gern geschehen!"
 

Aber da war bereits ein Vampir hinter Shinya. Guren sprintete vorwärts und stach dem Vampir durch die Brust. Habe ihn erwischt. Eine Sekunde später verschwand der Vampir zu Staub.
 

"Gern geschehen, am Arsch, Shinya!"
 

Als Shinya merkte, was passiert war, verwandelte sich sein Gesicht in ein Grinsen,
 

"Zu nett von Ihnen... “
 

Er machte einen Schritt zur Seite, so dass er Rücken an Rücken mit Guren stand und sein Gewehr bereit hielt.
 

"Und was nun? Hast du einen Plan?"
 

"Ich glaube, sie werden nicht aufhören, uns anzugreifen. Und wir haben keine Möglichkeit zu entkommen. Scheint, als müssten wir sie töten."
 

Shinya lachte trocken auf. "Was für ein bescheuerter Plan."
 

"Wenn du 'ne bessere Idee hast, sag's mir einfach."
 

"Nein, es scheint, als hätten wir keine andere Wahl."
 

"Okay, du deckst Goshi, während ich mich um den Rest kümmere."
 

"Verstanden."
 

Es war ein anstrengender Kampf. Die Vampire waren in der Überzahl. Aber dann hörten die Angriffe auf. Es waren nun schon einige Minuten vergangen, in denen sich ihnen kein Feind genähert hatte.
 

Guren war kurzatmig. Der Fluch strömte in seinen Adern und gab ihm das Gefühl, noch immer mächtig zu sein, während sein Körper kurz davor war, aufzugeben. Sein Herz pochte laut in seiner Brust.
 

Die Vampire waren alle tot.
 

Er hatte das Gefühl, sein Körper würde aufgeben, aber seine Beine hielten ihn immer noch aufrecht.
 

Es war vorbei. Für den Augenblick.
 

Goshi, der sich ein wenig außer Sichtweite versteckt hatte, zerstreute nun die Illusion und machte ihn wieder sichtbar.
 

"Das war ja einfach...", grinste Goshi sie an.
 

"Einfach?! Du hattest den leichten Job!" Shinya keuchte nach Luft.
 

"Ich habe mein Bestes gegeben, um sie von dir fernzuhalten, damit du sie einen nach dem anderen töten konntest."
 

"Dafür haben wir keine Zeit", unterbrach Guren sie. "Wir sollten von hier verschwinden."
 

"Du hast Recht", nickte Goshi. "Lass mich vorgehen, um sicherzugehen, dass der Weg frei ist. Ihr wartet hier!" Dann verschwand er auf der Treppe.
 

Shinya sah zu Guren hinüber. "Ich bin überrascht, dass das tatsächlich funktioniert hat."
 

"Ich bin überrascht, dass du daran gezweifelt hast."
 

"Schuldest du mir nicht ein Dankeschön?"
 

"Für was?"
 

"Dafür, dass ich dich beschützt habe", lächelte Shinya.
 

Guren wusste, dass Shinya während des Kampfes den Rücken frei hielt. Aber er stand immer hinter ihm. Er konnte ihm immer vertrauen und Shinya konnte ihm vertrauen. Ein leichtes Lächeln huschte über Guren's Gesicht. Aber es hatte keinen Sinn, ihm das zu sagen.
 

"Ich dachte, wir wären quitt."
 

"Komm schon, sei nicht so stur, Shinya stieß ihn in die Seite und beugte sich zu ihm hinüber.
 

Guren spürte Shinyas Wärme neben sich. Shinya so nahe zu haben, machte Gurens Körper unruhig. Sein Körper rebellierte bereits gegen ihn, und Shinya machte es noch schlimmer.
 

"Solltest du nicht anfangen?" grummelte Guren.
 

"Ok, ok", lachte Shinya und ihre Blicke trafen sich. "Danke, Guren."
 

Shinyas sanfte Stimme ließ Guren leicht zusammenzucken. Er schaute ihn direkt an. Verdammt. Da war es wieder. Dieses Gefühl, das seinen Kopf völlig leer machte.
 

Einen Moment lang war da nichts weiter als Shinya, der ihn mit diesem selbstgefälligen Lächeln im Gesicht anblickte. Erfüllt von Adrenalin gab Guren dem ersten Impuls nach, der ihm in den Sinn kam. Er nahm sanft Shinyas Kopf und zog ihn zu sich heran.
 

Das. Genau das war alles, was er im Moment brauchte. Es fühlte sich so befreiend an, Shinyas Lippen auf seinen zu spüren. Shinya widersetzte sich nicht einmal. Es war nur ein kurzer Kuss, aber für den Moment hörte Gurens Körper auf zu zittern. Da war nur dieses warme Gefühl, das sich in seinen Armen und Beinen ausbreitete und ihn einfach ruhig werden ließ.
 

Aber es dauerte nicht lange. Als Guren Goshis Stimme hörte, brach er den Kuss sofort ab.
 

"Okay, sieht gut aus! Wir sind startklar."
 

Guren blickte auf und sah, dass Goshi auf halbem Weg stehen geblieben war und ihn angrinste. Scheiße! Guren fühlte, wie seine Wangen brannten. Hat Goshi etwas gesehen? Er war sich nicht sicher. Aber spielte das überhaupt eine Rolle? Goshi hatte bereits vermutet, dass da etwas gewesen war. Es spielte keine Rolle. Guren wusste nur, dass er es verbockt hatte.
 

"Na dann. Lass uns gehen", sagte Guren schnell und ignorierte dabei Shinyas Blick auf ihm.
 

Warum zum Teufel hatte er das getan? Konnte er nicht einfach an seinen Prinzipien festhalten? Freund. Shinya war ein Freund. Warum konnte er das nicht in seinen Kopf bekommen?
 

Mit schnellen Schritten ging er auf die Treppe zu und drehte sich nicht einmal um. Shinya hielt ihn weder auf, noch sagte er etwas. Es geschah einfach aus einer Laune heraus. Dies bedeutete nichts. Sie konnten immer noch Freunde sein.
 

Guren versuchte, den Gedanken aus seinem Kopf zu bekommen. Dafür hatte er keine Zeit. Und zum Glück brachten weder Shinya noch Goshi den Gedanken wieder zur Sprache.



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