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Der Wächter

von

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Missgeschick

„Jake“, flehte eine atemlose Stimme. „Nicht so fest.“

Er spürte wie etwas an seinen Armen zog. Ein dunkles Grollen entwich ihm und er kämpfte sich langsam aus dem Schlaf. Ein warmer Körper lag vor ihm und wand sich. Das störte ihn, er wollte weiterschlafen und verstärkte seine Umarmung.

„Jake, Luft“, stammelte die Stimme verzweifelt und etwas kratze ihm schmerzhaft über die Arme. Er wusste einfach, dass sein Freund in seinen Armen lag. Niemals würde zulassen, dass irgendjemand ihm diesen wegnahm und er presste sich mit aller Gewalt an seinen Geliebten.

Dann passierten mehrere Dinge gleichzeitig. Es gab ein grässliches Knacken und der Widerstand seiner Umarmung gab ein wenig nach. Dann durchfuhr ihn ein heftiger Schmerz, als sich Fingernägel in seine Arme bohrten.

Bei diesem Schmerz zog er schützend seinen Freund noch enger an sich. Er glaubte jemand würde ihm wehtun wollen. Er musste ihn beschützen.

Isaak schrie vor Schmerzen auf und Jake wurde mit einem Windstoß weg katapultiert. Noch im Flug riss er panisch die Augen auf und versuchte sich, wie eine Katze, so zu drehen, dass er auf allen Vieren aufkommen würde. Ob dieses Vorhaben erfolgreich gewesen wäre, würde er nie erfahren. Bevor er den Boden berührte, krachte er gegen die Wand und sackte kurz zusammen.

Sein Rücken und seine rechte Schulter taten ihm weh. Dennoch sprang er augenblicklich und kampfbereit auf die Füße. Sein ganzer Körper bebte vor Zorn. Die Verwandlung war bereits eingeleitet. Wo war der Feind? Wer hatte seinem Geliebten weh getan? Er würde ihn auf der Stelle in Fetzen reißen. Sein Blick war wild und ein roter Schimmer lag über seiner Sicht.

Er blinzelte und konnte niemanden sehen. Vielleicht hinter dem Bett. Mit gefletschten Zähnen und seine Finger zu Klauen gekrümmt, sprang er um das Möbelstück herum. Aber auch dort war keine Gefahr zu erkennen.

Irritiert ruckte sein Kopf herum. Er schnüffelte, aber er roch nur sich selbst und Isaak. Dann fiel sein Blick auf seinen Freund. Dieser lag auf dem Bett die Arme schützend um die Brust gelegt. Sein Gesicht war schmerzerfüllt. Da sich der Mund seines Freundes öffnete und schloss, redete er offenbar. Jake jedoch konnte nur das Rauschen des eigenen Blutes hören.

Da keine Gefahr zu finden war, gab er seine Kampfhaltung auf und beruhigte sich etwas. Der Rotschleier lichtete sich. Mit vor Schreck geweiteten Augen sah er die roten Lippen. Ein kleines Rinnsal Blut lief seinem Freund über die Backe. Darunter und davor hatte sich eine große dunkelrote Lache gebildet. Das ganze Bett war übersät von Blutspritzern.

Isaak hob einen zitternden Arm und sprach immer noch ungehört. Als der Wolfsjunge die blutigen Fingernägel des anderen sah verstand er endlich, er war die Gefahr. Er hatte seinen Geliebten so stark gedrückt, dass er ihm offenbar die Rippen gebrochen hatte.

Sämtliche Farbe wich aus seinem Gesicht und die Knie gaben ihm nach. Kraftlos und zitternd vor Reue, sackte er zusammen. Was hatte er nur getan? Er hatte ihm weh getan. Ihm die Knochen gebrochen. Der andere hatte ihn angefleht die Umarmung zu lockern und er hatte genau das Gegenteil getan.

Das Rauschen in seinen Ohren ließ nach und er verstand, was sein Freund sagte. „Jake, beruhige dich. Alles wird wieder gut. Pass auf deine Arme auf.“

Mechanisch sah er nach unten und sah die Wunden, welche der andere ihm zugefügt hatte, in dem verzweifelten Versuch sich zu befreien. Tiefe Kratzer hatten seine Haut völlig verunstaltet. Er konnte sogar die Muskeln darunter erkennen. Blut quoll ungehindert aus den Wunden und sprudelte zu Boden.

„Leg dich hin, du dummer Wolf, du hast zu viel Blut verloren“, mahnte Isaak gequält.

Jake sah auf und Tränen sammelten sich in seinen Augen. Reuevoll stammelte er: „Es tut mir leid.“

„Ich weiß, es war keine Absicht“, sagte der Wächter und versuchte es mit einem Lächeln, das eher einer Fratze glich.

„Was kann ich tun? Wie kann ich dir helfen?“

„Leg dich endlich hin, bevor du umkippst“, schimpfte der Rotblonde und machte doch tatsächlich Anstalten aufzustehen. Als er sich auf einen Arm stützte, zucke er schmerzerfüllt zusammen und schrie auf.

Dann gab es eine plötzliche Veränderung. Aller Schmerz wich aus dem Gesicht des Wächters und er sprang mit einem Satz auf. Bevor Jake wusste wie ihm geschah, hatte sein Freund das Lacken in Fetzen gerissen und seine Arme notdürftig bandagiert. Dann setzte er sich hinter den Wolfsjungen, zog diesen an sich und streichelte ihn sanft.

„Sch…, ganz ruhig, es wird gleich besser. Deine Selbstheilung schließt bereits die Wunden“, redete Isaak auf ihn ein.

Erst jetzt bemerkte er den Schmerz seiner Verunstaltung, aber das war ihm schlicht egal. Wie konnte sein Freund ihn beruhigen, wenn er doch der Übertäter war? Mit einem dicken Kloß im Hals schluchzte der Gestaltwandler: „Es tut mir so leid, Schatz.“

„Sch…, beruhige dich. Mir geht´s gut. In ein paar Minuten kann ich dich heilen. Versuche einfach dich zu entspannen“, versuchte der Rotblonde in auch weiterhin zu beruhigen.

Jake aber wollte sich nicht beruhigen und schon gar nicht geheilt werden. Es war seine Schuld und der Schmerz war die Strafe für sein Vergehen. Vorsichtig löste er sich von dem anderen, darauf bedacht ihm keinen weiteren Schaden zuzufügen, ging auf die Knie und musterte den Mann vor sich argwöhnisch.

Isaak lächelte ihn liebevoll an und streichelte ihm sanft über die Oberarme. Dann sah er dessen eingedrückte, unförmige Brust und wurde leichenblass. Das hatte er ihm angetan.

„Jake, bitte leg dich hin. Du siehst gar nicht gut aus“, bat sein Freund und hielt ihn an den Oberarmen fest, weil er glaubte, der anderen stehe kurz vor einen Zusammenbruch.

Der Wolfsjunge wehrte sich und Tränen schossen ihm in die Augen. „Lügner“, schluchzte er und deutete auf dessen Brust. „Dir geht’s überhaupt nicht gut.“

„Zumindest habe ich keine Schmerzen“, gab Isaak zu und setzte nach: „Du schon und das ist meine Schuld. Ich bin in Panik geraten und habe dich übel zugerichtet. Tut mir…“

Mit einer Hand unterbrach Jake den anderen und sagte: „Das habe ich auch verdient. Ich habe dir weh getan. Wage es ja nicht mich zu heilen. Kümmere dich nur um dich. Ich komme schon klar.“

„Du hast viel Blut verloren. Selbst ein starker Gestaltwandler wie du kann nicht alles kompensieren“, mahnte der Wächter vorwurfsvoll.

Sein Freund winkte ab und fragte: „Was habe ich dir angetan?“

„Mich ein wenig zu sehr liebgehabt, würde ich sagen“, versuchte Isaak der Frage auszuweichen und die Situation runterzuspielen.

„Verarsch mich nicht“, knurrte der Beta. „Sag schon. Wie schwer habe ich dich zugerichtet?“

„Leg dich hin, bitte. Du zitterst und bist kreideweiß“, kam schon die nächste Ablenkung.

„Du hast mir versprochen: Keine Geheimnisse mehr. Sag es endlich.“

Unwillig neigte der Wächter den Kopf leicht zur Seite. Noch gab er aber nicht auf und forderte: „Zuerst hinlegen.“

„Setzen“, verhandelt der Wolfsjunge und ließ sich auf den Boden plumpsen.

„Hinlegen!“, beharrte Isaak.

„Nein“, gab Jake ruhig zurück. „Spuck´s jetzt aus.“

„Das fällt in die Kategorie: das willst du nicht wissen“, kam auch schon das nächste Manöver.

„ISAAK!“, grollte Jake erbost und funkelte seinen Freund mit einem Todesblick an. „Wir hatten einen Deal, halte dich an den Wort.“

Wie geschlagen zuckte der Wächter zusammen. Kleinlaut sagte er: „Keine Sorge in ein paar Minuten ist es geheilt.“

Gut dann eben die harte Tour, dachte sich der Beta und machte Anstalten wieder aufzustehen.

„Ok, ich sag´s. Bleib sitzen, bitte“, flehte sein Freund uns sackte noch weiter zusammen. „Du hast mir neun Rippen gebrochen.“

„Und dann springst du auf, um dich um mich zu kümmern? Geht’s noch?“, fauchte in sein Freund wutentbrannt an.

„Ich habe die Schmerzrezeptoren ausschalten müssen. Jetzt fühle ich keine Schmerzen mehr. So konnte ich deine Arme behandeln“, meinte der Wächter trotzig. „Als ich nicht mehr atmen konnte, bin ich in Panik geraten. Ich hätte ruhig bleiben sollen. So schlimm ist das nun auch wieder nicht. Mit meiner Magie kann ich auch ohne Sauerstoff leben.“

„Moment mal, was soll das heißen, du konntest nicht mehr atmen? Du hast mir nur einen Teil erzählt, oder? Ich schwöre, ich reiße dir sowas von den Arsch auf, wenn du nicht gleich mit der Wahrheit rausrückst.“

„Wie du willst“, gab Isaak nach und war wütend auf sich selbst, weil er sich verplappert hatte. Er wollte nicht, dass Jake sich noch mehr Vorwürfe machte als ohnehin schon. „Außerdem habe ich massive innere Blutungen und beide Lungenflügel sind kollabiert. Deshalb habe ich keine Luft mehr bekommen.“

Er sah wie sich die braue Iris weitete und fügte schnell hinzu: „Keine Sorge, gib mir ein bis zwei Minuten dann, bin ich wieder topfit. Klingt schlimmer als es ist.“

„Ich hätte dich fast getötet“, schlussfolgerte Jake tonlos.

„Nein, dass nun auch wieder nicht. Ok, ja, wenn ich in normaler Mensch wäre, dann ja. Aber ich bin ein Wächter. Es ist zwar nicht gerade angenehm, aber für mich nicht lebensbedrohlich.“

Plötzlich richtete sich der Rotblonde auf und sah auf seine Brust. „Na endlich“, brabbelte er vor sich hin. Es gab leise knirschende Geräusche und seine Knochen sprangen in ihre alte Position zurück. Nach wenigen Sekunden sah alles wieder so aus wie es sein sollte.

„So, bin vollständig geheilt“, lächelte Isaak und hob die Hände.

„Pfoten weg“, schnauzte Jake und entzog sich der Berührung seines Freundes. „Meine Wunden werden von selbst heilen. Ich behalte den Schmerz.“

„Ach, komm schon“, nörgelte der Wächter wie ein kleines Kind. „Das ist vollkommen überflüssig.“

„Wage es ja nicht. Ich bin an daran schuld und ich ertrage meine Schmerzen wie ein Mann“, giftete der Wolfsjunge wütend.

„Hm“, gab sein Freund von sich und wechselte die Spur: „Wie wäre es mit einem Deal?“

Jake verzog unwillig den Mund.

„Du hast einen Wunsch frei und ich darf dich heilen?“, lockte der andere und setzte seinen ganzen Charme ein.

„Lieb gucken zieht gerade nicht“, knurrte der Beta und dachte kurz nach. Gab es etwas was er wollte und er bereit war, das gegen seine sich selbst auferlegte Strafe einzutauschen? Da kam ihm eine Idee: „Wenn ich dir gestatte mich zu heilen, dann verlange ich im Gegenzug absolute Ehrlichkeit. Keine Ausflüchte, kein Rumgedruckse, falsche Rücksichtnahme oder Ablenkungsmanöver mehr. Wenn ich dich zum Beispiel fragte: Wie geht es dir, dann sagst du es mir frei heraus was Sache ist. Deal?“

Isaak brummte verhalten und dachte kurz nach.

„Keine Hintertüren. Ich warne dich. Du weißt genau was ich will“, setzte Jake sofort nach.

„Im Gegenzug gibst du dir aber nicht die Schuld an dem Vorfall. Es war ein Unfall. Du hast das nicht absichtlich getan und mir geht es gut“, versuchte Isaak den Deal abzuändern.

„Das ist meine Sache. Abgelehnt. Mein Deal oder kein Deal“, setzte der Beta seinem Freund die Pistole auf die Brust.

Die blauen Augen verengten sich zu Schlitzen. „Du hast gewonnen. Deal“, stimmte der Wächter zu. Sie schüttelten sich die Hände und Jake zog scharf die Luft ein, bei den Schmerzen, die ihm die Wunden bereitete.

Sofort griff Isaak zu und legte ihm sanfte die Hände auf die offenen Stellen. Es kribbelte leicht und der Schmerz verebbte. Dann wickelte sein Geliebter den Stoff ab. Alle Wunden waren vollständig verschwunden. Anstandslos hob er auch den anderen Arm und ließ sich heilen.

„Was kostest es dich meine Wunden zu schließen“, fragte Jake.

„Darf ich eine Antwort verweigern?“, hakte sein Freund missmutig nach.

„Nein“, blaffte der Wolfsjunge und grinste fies.

„Ich weiß nicht wie ich das formulieren soll“, begann Isaak und dachte kurz nach. „Deine Wunden zu schließen kostet mich etwa 8% meiner aktuellen Magie. Nimmt man meine Verletzungen hin, sowie die lebenserhaltenden Maßnahmen, so habe ich in etwa die Hälfte meiner Kraft eingebüßt.“

„Kann ich dich mit sowas töten?“, kam auch sofort die Folgefrage.

„Ja“, gestand der Wächter und fügte hinzu: „Wenn meine Magie auf null sinkt, wäre das auch für mich tödlich.“

Die Antwort gefiel Jake zwar gar nicht, aber immerhin bekam er nun endlich einmal alles gesagt was er wissen wollte. „Warum kann ich dir so schwere Verletzungen zufügen?“

„Weil deine Körperkraft mittlerweile fast identisch ist mit der meinen. Mein Körper ist gut geschützt, aber gegen meine eigene Kraft nicht. Das ist eine Sicherheitsvorkehrung, damit ich im Falle einer tödlichen Vergiftung oder ähnlichen Beeinträchtigungen, in der Lage bin, mir Gliedmaßen abzutrennen.“

„Alter, ernsthaft?“, stieß der Beta entsetzt aus.

„Ja, ernsthaft. Das hat schon so manchem Wächter das Leben gerettet. Einen Arm oder ein Bein kann man nachwachsen lassen. Der Tod ist endgültig.“

„Verstehe“, meinte der Wolfsjunge dazu und wechselte die Spur. Beiläufig fragte er laut: „Warum lagen wir beide eigentlich im Bett.“

„Ich habe dich ins Bett getragen, nachdem du vollkommen erschöpft eingeschlafen bist. Ich wollte dich nicht in der Dusche schlafen lassen. Als ich mich dann von dir lösen wollte, hast du mich einfach geschnappt und an dich gedrückt.“ Er zuckte mit den Schultern. „Mir gefällt es, dass du so anhänglich bist, da habe ich mich auf die Seite gedreht und bin bei dir geblieben.“

Jake mahlte mit den Zähnen. Als er devot vor seinem Freund auf alle Vier gegangen war, hatte er ein paar Gedankenfetzen aufgeschnappt. Er wollte sicher sein, dass er sich nicht irrte und fragte: „Vorhin in der Dusche. Da wolltest du weitergehen als ich dich angebettelt habe, oder?“

„Ja“, gestand Isaak und ließ die Schultern hängen. „Würdest du jetzt bitte damit aufhören?“

„Nein“, ließ der andere nicht locker. „Wusstest du, dass ich mich in diesem Moment nicht gewehrt hätte?“

„Ja. Jake bitte, hör auf.“

„Eine Frage noch: Warum hast du es nicht getan?“

„Weil ich dich liebe, es dir versprochen habe und du mir sonst den Kopf abgerissen hättest“, offenbarte der Wächter seine Beweggründe.

„Danke“, sagte Jake und schenkte seinem Freund ein strahlendes Lächeln.

„Wofür?“, fragte dieser irritiert nach.

„Für zweierlei. Ich danke dir für das was du getan hast, um ehrlich zu sein war es mega geil, und vor allem für das was du nicht getan hast“, erklärte der Gestaltwandel mit feuerrotem Kopf.

„Das heißt ich bekomme keinen Ärger?“, wagte nun auch Isaak eine Frage.

„Das überlege ich mir noch“, meinte Jake und grinste fies. „Mir fällt bestimmt noch eine Strafe dafür ein.“

„Oh, ihr Götter, steht mir bei“, spielte sein Freund mit.

Der Wolfsjunge sah sich ein wenig um und sagte: „Wir sollten die Schweinerei aufräumen.“

„Nicht nötig. Sobald wir das Zimmer verlassen, erledigt die KI das“, erwiderte Isaak und stand auf.

Er ließ sich von seinem Freund auf die Beine ziehen und fragte: „Sag mal, warum bin ich eigentlich so fertig gewesen? Ich meine, ich bin noch nie so hart gekommen, aber einfach umzukippen ist doch nicht normal, oder?“

„Reizüberflutung. Das legt sich mit der Zeit“, sagte der Rotblonde und gab dem anderen eine Kuss auf die Lippen. „Komm lass uns Duschen gehen.“

„Nichts lieber als das“, flötete der sein Freund und gab ihm einen Klaps auf den Hintern.

„Schon wieder geil?“, fragte der Rotblonde und leckte sich über die Lippen.

„Bei dir doch immer“, gestand Jake und raubte sich einen weiteren Kuss. Er drängte seinen Geliebten an die Wand. Dann sprang er entsetzt zurück. Er hatte Angst ihm erneut weh zu tun. „Tschuldige“, nuschelte er verunsichert.

„Ich bin nicht aus Zucker. Um mir die Knochen zu brechen musst du schon Gewalt anwenden. Also keine falsche Scheu“, erklärte Isaak, der dessen Gedanken mitbekommen hatte. Er schüttelte den Kopf, griff nach der Hand seines Freundes und zog ihn mit sich zur Dusche.

„KI, Körperschnellreinigung“, befahl er dort.

Jake zuckte zusammen als er spürte, wie er von allen Seiten zu vibrieren begann. „Was ist das?“

„Einfach ausgedrückt: eine Art Schall- oder Vibrationsdusche. Sie beseitigt effizient sämtliche Verunreinigungen und ist damit besonders gut geeignet, um Blut zu entfernen“, erklärte der Rotblonde.

„Na, wenn das so ist“, begann der Beta und drängte seinen Freund an die Wand.

„Warte“, sagte der Wächter und hielt den anderen mit ausgestreckten Armen ab ihn anzufallen. „Jetzt ist weder der richtige Zeitpunkt noch die Zeit dafür.“

Der Gestaltwandler ließ die Schultern hängen und stammelte: „Du nimmst es mir also doch übel, dass ich dir weh getan habe.“

Isaak schüttelte den Kopf und sagte: „Dummes Wölfchen. Du verstehst mich mal wieder falsch. Es gibt drei Gründe für meine Abfuhr. Keiner davon hat was mit dem kleinen Unfall zu tun.“

Jake hob den Blick und fragte: „Und die wären?“

„Erstens: Mein Zeitplan ist völlig durcheinandergeraten. Ich hätte mich längst schon um den nächsten Außenposten kümmern sollen. Dazu musst du wissen, solange wir uns in einem der Stützpunkte befinden, sind wir vor den Angriffen von Morgan le Fay sicher. Deswegen wollte ich auch Bella dabeihaben. Dafür sind jetzt die anderen in Gefahr. Mit jeder Sekunde, die vergeht, steigt das Risiko, dass sie das Rudel, die Quileute, die Cullens oder auch Bellas Vater und Mutter ins Visier nimmt, um uns hervorzulocken.“

„Oh, verdammt, daran habe ich nicht gedacht“, gestand der Beta.

„Musst du auch nicht, dafür hast du ja mich“, stichelte sein Freund und setzte seine Erläuterung Fort: „Das wird dir wahrscheinlich nicht gefallen, aber zweitens: Ich behalte Jared gerade genau im Auge. Er hätten sich schon vor Monaten prägen sollen. Er ist gerade auf dem Weg zur Schule. Als Wächter ist es meine Aufgabe sicherzustellen, dass er sich auf Kim Connweller prägt, bevor es zu spät ist. Durch die ganze Sache zwischen uns ist einiges schiefgelaufen. Ich muss das nun korrigieren.“

Jake starrte seinen Freund mit offenem Mund an. „Echt jetzt? Du weißt, auf wen und wann sich einer vom Rudel prägt?“

„Einfach ausgedrückt, ja, und deshalb muss ich gleich eingreifen. Er betritt gerade den Klassensaal“, sagte der Rotblonde und fügte hinzu: „Verdammt, Kim kommt erst in zwei Minuten. Muss sie ausgerechnet heute verschlafen?“

„Ich verstehe nicht so ganz.“

„Es tut mir leid Jake, ich muss das machen. So war es vorherbestimmt und so muss es geschehen. Bitte sei mir nicht böse“, flehte Isaak.

„Ich bin dir nicht böse. Du spürst meine Gefühle gerade nicht, kann das sein?“, fragte der andere irritiert.

„Ja. Ich bin gerade zu stark auf Jared fokussiert. Wenn du willst, kannst du gerne zusehen, es ist gleich soweit“, sagte der Wächter und wurde zur Salzsäule. Es ging offenbar los und Jake griff mental nach dem Geist seines Geliebten.

Plötzlich stand er neben Isaak in einem der Klassenzimmer in La Push. Die Welt um sie her hatte keine Farbe und bestand nur aus Grautönen. Auch waren alle Personen unscharf. Einzig und allein Jared, der gerade mit seinem schemenhaften Tischnachbarn schäkere, war gestochen scharf. Die Zeit verlief langsamer. Alle Bewegungen dauerten deutlich länger als sie sollten.

Der Wächter wandte sich zur Tür. Ein unscheinbares Mädchen betrat den Saal. Da auch diese kein Schemen war, vermutete Jake, dass es sich hierbei um Kim handeln musste. Ihre dunklen Augen sahen kurz zu Jared, dann schlug sie verlegen den Blick nieder. Sie kam direkt auf den Beta zu und er trat einen Schritt zur Seite, um sie durch zu lassen.

Der Rotblonde blieb einfach stehen und sie ging durch ihn durch, als ob er gar nicht existieren würde. Als sie mit Jared auf einer Höhe war, warf sie diesem einen sehnsüchtigen Blick zu. Dann wandte sie sich ab, genau in dem Moment, in dem der Gestaltwandler zu ihr aufsah.

„Das geht nun schon seit Wochen so“, erklärte Isaak missmutig. „Kim ist total in deinen Kumpel verschossen und himmelt ihn andauernd an. Dennoch schaut sie immer dann weg, wenn er zu ihr sieht. Für die Prägung wird Blickkontakt benötigt. Es ist ja schon fast so, als ob des Schicksal mich verarschen will. Heute aber nicht.“ Er grinste süffisant.

„Sie hat ihr Tagebuch aus Versehen eingesteckt“, sagte der Wächter und deutete auf ihr Tasche. „Sieh zu und lerne Wölfchen. So verkuppelt mein einen störrischen bösen Wolf.“

Gebannt folgte Jake dem Spektakel. Isaak näherte sich der Schülerin und wartete geduldig, bis sie Ihre Tasche auf das Pult vor sich stellte. Als sie hineingriff, hob der Wächter eine Hand über ihre und neben den Büchern und Heften, die sie herauszog, kam auch ein kleines schwarzes Büchlein am Rücken des von ihr abgewandten Buchs zum Vorschein. Eigentlich hätte es zurück in die Tasche fallen müssen, sie hielt es nämlich gar nicht.

Es blieb aber, wie von Zauberhand, bei den anderen Sachen. Wobei das wohl genau das war, was hier geschah. Isaak ließ das schwarze Büchlein an den anderen kleben. Als sie den Stoß über den Rand der Tasche beförderte, zog der Rotblonde die Hand weg. Das Tagebuch fiel runter und knallte auf den Tisch. Jake konnte sehen, wie sich Kims Augen vor Schreck weiteten.

Da sprang das kleine Buch von der Tischplatte ab und segelte über den Rand des Pults. Noch im Fallen griff Jared reflexartig zu. Dieser hatte das Geschehen aus den Augenwinkeln beobachtet.

Jake runzelte die Stirn. Der andere sollte vorsichtiger sein. Er war viel zu schnell für einen normalen Menschen.

Abermals griff Isaak ein und drehte das Büchlein ein wenig, sodass der Wolf es nur an einer Seite zu fassen bekam. Es klappe auf und Jake beugte sich vor, um zu sehen was im Inneren stand. Kim hatte dort eine ganze Seite mit ihrem Namen und Jareds Nachnamen beschrieben. Auch die Augen des anderen Gestaltwandlers huschten über die Zeilen.

Isaak grinste heimtückisch. „So Schicksal, winde dich da mal wieder raus“, scherzte er.

Kims Wangen wurden dunkler. Sie ließ alles in ihren Händen fallen und schnappte entsetzt nach ihrem Tagebuch. Jared hob kurz den Blick und sah sie überrascht an. Dann wanderte sich sein Blick weiter zu dem Sammelsurium, welches sich auf dem Boden verteilte. Genau da sah Kim auf und ihre Blicke verfehlten sich abermals haarscharf.

„Misserfolg“, meinte der Wolfsjunge und ließ die Schultern hängen.

„Abwarten“, flötete der andere und sein Grinsen wurde noch breiter.

Kim riss Jared nun das Buch aus der Hand und presste dieses an sich. Der Wolf hob wieder den Blick und sah sie sehr irritiert an. Dann wandte er sich mit einem Schulterzucken ab.

Genau in diesem Moment schnippte Isaak zwischen den beiden mit den Fingern. Beide drehte die Köpfe und endlich trafen sich ihre Augen.

Jake sah wie sich die Pupillen seines Kameraden weiteten und sein Gesicht einen träumerischen Ausdruck annahm. Schnell öffnete er sich mental zu Jared und spürte, wie dieser sich prägte.

„Erledigt. Wir können gehen oder willst du noch ein wenig Voyeur spielen?““, stichelte Isaak bestens gelaunt und der Raum löste sich auf.

Der Wolfsjunge schüttelte den Kopf und verschloss sich vor seinem Rudelkamerad. Seine eigene Prägung hatte ihm schon gereicht, da musst dieser nicht auch noch einer weiteren zusehen. Er war mal wieder heilfroh über seinen Anhänger, welcher ihn vor sowas bewahrte.

Zurück in der Realität sah er, dass sein Freund nachdenklich den Kopf leicht schief gelegt hatte und offenbar etwas beobachtete, was weit weg zu sein schien.

„Quil ist auch schon zu spät dran. Da werde ich wohl auch bald eingreifen müssen. Wobei, nein. Es dauert nicht mehr lange bis Claire Young ihre Tante Emily besucht. Jetzt muss ich nur noch dafür sorgen, dass Quil auf die Kleine stößt.“

„Kleine? Nichte? Moment wie alt ist Claire?“, fragte der Wolfsjunge unbehaglich nach.

„Sie ist zwei Jahre alt“, sagte Isaak und zuckte mit den Schultern. „Spielt das eine Rolle, du weißt doch, wie das läuft?“

„Ja, schon. Dennoch, muss das sein?“

„Ja, es ist ihr Schicksal. Quil hätte sich schon geprägt, wenn Emily Claires Besuch nicht verschoben hätte. Sam ist zurzeit ein wenig ungenießbar, wegen der Sache mit uns und deinem Vater.“

„Warum frage ich überhaupt? Also ist Quil der Nächste und dann? Kommt da noch einer oder wars das dann?“

„Na, ja zwei fehlen noch. Einer davon bist du. Dein Schicksal ist Renesmee. Da muss ich wohl eine andere Lösung finden. Davor ist dann aber noch Paul dran.“

„Der Penner soll das große Glück ziehen, am Arsch. Wer will denn schon so einen Deppen haben?“, maulte Jake und seufzte. „Sag mir, es ist ein Neugeborenes. Damit er schön lange warten darf. Nein, warte. Kannst du ihn auf einen Mann prägen, das würde der Töle Recht geschehen.“

Vorsichtig sagte der Wächter und ging auf seinen Vorschlag nicht ein: „Das wird dir nicht gefallen. Sicher, dass du eine Antwort willst?“

„Ja, komm. Kann doch nicht so schlimm sein“, meinte der Wolfsjunge und zuckte mit den Schultern.

„Wie du willst. Ich habe dich gewarnt. Paul wird sich in nicht mal einem Monat auf deine Schwester Rachel prägen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Tomasu
2021-05-19T15:27:01+00:00 19.05.2021 17:27
Schwester? hab ich da schon wieder was verpasst oder ist Rachel ein eigener Chara?

Na ja ich werde es lesen ^^

Armer Jake, das muss ihn aber beißen, gut das ich hier gemüdlich auf dem Sofa sitze und es genießen kann.

Warum musste Jake Issak sie Rippen brehcen? was hat er geträumt um so feste zuzudrücken?

Grüße TK
Antwort von:  Drachenlords
23.05.2021 09:41
Rachel ist kein eigener Char. Jake hat laut Hauptstory noch Zwillingsschwestern: Rachel und Rebecca (ich glaube drei Jahre älter). Die beiden sind also nicht auf meinem Mist gewachsen. Ebenso die Prägung zwischen Paul / Rachel, Jared / Kim, Quil / Claire. Das ist alles Original. Die beiden Schwestern werden aber nur beiläufig erwähnt:
- Buch 1: Als Bella Jake zum ersten mal trifft, in ihren Gedanken, dass Bella als Kleinkind mit den beiden gespielt hat.
- Buch 4: Jakes Buch: Da streitet sich Jake mit Paul, da der sich bei den Blacks eingenistet hat nach seiner Prägung auf Rachel. Rachel selbst taucht nie auf und hat keinen einigen Sprachsatz.
Meine Chars sind Issak und die Leute die sie bei ihrer Reise treffen. Morgane z.B. ist auch von mir.

Was Jake geträumt hat bleibt ein Geheimnis. Das er aber sehr besitzergreifend ist, sollte aber rüber gekommen sein. Ach keine Sorge die beiden sind hart im nehmen. So kleine Verletzungen hauen die nicht um.

LG
Drachenlords


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