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Der Wächter

von

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Stärke und Schwäche

Der Leitwolf stellte sich vor seinen Freund und besah sich als erstes die Verletzung am Hals. Die Wunde war nicht allzu tief und heilte bereits. Bei dem Gedanken, dass sein Partner eben fast geköpft worden war, erschauderte er und wurde bleich.

„Isaak?“, sprach er den Mann an. Dieser schien aber immer noch gefangen in seiner Starre und reagierte überhaupt nicht. Jake biss sich auf die Unterlippe und warf einen Blick in das Bewusstsein des Wächters. Auch dort stand alles still. Er versuchte es erneut ihn anzusprechen, erfolglos. Kein Gedanke oder eine Bewegung seines Geistes war zu beobachten.

Er wagte es aber nicht ihn zu berühren. Wer wusste schon, wie der Wächter darauf reagieren würde. Oder sollte er ihn anfassen? Wie sollte man mit einer Person, die einen Schock erlitten hatte, umgehen? War Isaak überhaupt menschlich genug, um ihn zu behandeln wie einen normalen Menschen?

Hilfesuchend hob er den Blick und sah seine Kameraden an. Diese waren mittlerweile zu ihnen gekommen und starrten den Rotblonden ratlos an.

Jake hob eine Hand und berührte seinen Partner sanft an der Wange. Als er die Haut berührte, zuckte der Wächter zusammen und blinzelte. Dann richteten sich die blauen Augen auf ihn und Isaak stammelte: „Jake.“

Tränen rannen dem Rotblonden aus den Augen und er sah so aus, als ob er gleich zusammenbrechen würde. Vorsichtig nahm der Leitwolf seinen Partner in den Arm und streichelte ihm beruhigend über den Rücken. Haltsuchend klammerte sich der Wächter an ihn und dessen Beine gaben nach.

Jake fing ihn auf und ließ sie beide zu Boden gleiten, sodass er den anderen halb auf dem Schoß hatte. Beruhigend redete er auf ihn ein und streichelte ihm auch weiterhin behutsam über den Rücken.

In einem Anflug von weiblicher Intuition scheuchte Leah die anderen weg, damit das Paar Platz zum Atmen hatte. Das Rudel setzte sich etwas abseits auf den Boden und begann, um sich abzulenken, über den Kampf des Wächters zu diskutieren. Selbst Kamden musste einsehen, dass der Rotblonde kämpfen konnte und man ihn nicht zum Feind haben wollte.

Als dann Seth überschwänglich und mit anbetungswürdiger Stimmer erklärte, dass Isaak stärker, schneller und auch widerstandfähiger war als selbst ein Vampir. Zudem mutmaßte der Jungwolf, dass der Wächter unter normalen Umständen wohl nicht mal einen Kratzer von den Waffen der Hologegner davor tragen würde. Da starrte Kamden das schluchzende und zitternde Bündel in den Armen seines Bruder sprachlos an.

Dieser Mann war eine Heulsuse und dennoch so sein Monster? Er hatte ihn vollkommen falsch eingeschätzt. Bisher hatte er ihn als eine Art Trickser angesehen. Jemand der mit dem Verstand der anderen spielte, und dass genau das seine Stärke war. Aber nun, nach diesem Gemetzel, wussten alle, dass mit dem Rotblonden nicht zu spaßen war.

Bedachte man das wenige Wissen, welches sie über die Wächter hatten, so kamen sie nicht umhin zu verstehen, warum sich Isaak aus normalen Kämpfen raushielt. Er war keine Einmannarmee, nein, er war eine Naturgewalt, ausgestattet mit der Macht die natürliche Ordnung im globalem Maßstab zu beeinflussen.

Keiner von ihnen wollte sich ausmalen, was er anstellen konnte, wenn er auch noch seine Magie benutzen würde. Allein diese Demonstration seiner reinen körperlichen Kampfkraft reichte schon aus, um deutlich zu machen: Legt euch nicht mit mir an. Dennoch schluchzte er nun wie eine Memme und hatte seinen letzten Gegner nicht besiegen können.

„Hättest du das denn geschafft?“, fragte ihn Embry auf die Gedankengänge seines Partners hin.

„Einen Holofeind platt zu machen? Natürlich“, meinte Kamden großspurig.

„Und wenn er mein Gesicht hätte? Hättest du ihn dann töten können?“, stellte sein Freund die Lage in ein anderes Licht.

Der Brünette verzog die Miene und dachte angestrengt nach. Wenn er einen Gegner vor sich hätte, der wie sein Kleiner aussah, könnte er ihn töten? „Hm…“, brummte er.

Embry legte ihm ein Hand auf sein Bein und bekundete: „Ich weiß ja nicht, wie du tickst. Wir kennen uns ja kaum, aber ich könnte dich nicht töten oder auch nur böswillig verletzen. Allein unsere Prägung lässt das schon nicht zu. Ich kann verstehen, dass Isaak gerade neben der Spur ist. Mit sowas hatte er nicht gerechnet.“

Erneut brummte der Brünette und wusste nicht so recht, was er davon halten sollte.
 

Nach einer Weile versiegten die Tränen und Isaak entspannte sich ein wenig. „Es tut mir leid. Ich wollte dir keine Angst machen“, sagte er mit gebrochener Stimme. „Ich habe mich überrumpeln lassen.“

Jake ging nicht darauf ein und fragte: „Wie geht es dir?“

„Einigermaßen gut. Ich bin noch etwas durcheinander, aber es geht schon wieder.“

„Warum sah der Anführer der Gegner aus wie ich?“, harkte der Leitwolf wissbegierig nach. Bei dieser Frage spitzen alle die Ohren, das wollte jeder wissen.

Isaak räusperte sich und erklärte: „Die einfache Antwort lautet: Weil du mein größer Schwachpunkt bist.“

„Bitte?“, brauste der Leitwolf auf und sein Freund holte weiter aus:

„Das Kampftraining der Wächter wird nicht von der KI des Stützpunktes gesteuert. Dafür gibt es eine speziell für diese Aufgabe konstruierte KI. Diese analysiert sämtliche Daten, welche ihr zur Verfügung stehen. Sie nimmt das Wissen aus der Chronik des aktuellen, sowie aller anderen Wächter zuvor und generiert die Szenarien. Die KI berechnet mit hochkomplexen Wahrscheinlichkeits-Modellen wie der Wächter auf eine Situation reagieren wird.

Dann erarbeitet sie Gegenmaßnahmen und verändert das Szenario, um es schwieriger zu gestalten. Ihre Aufgabe ist es den Wächter zu fordern und ihm seine Schwachstellen aufzuzeigen. Ein Wächter muss mit allen Situationen klarkommen und seine Aufgabe erfüllen. Ansonsten ist er seiner Bestimmung unwürdig. Je länger ein Wächter lebt und je öfter er in Kämpfe verwickelt ist, desto gefährlicher und problematischer werden die Übungen.“

Entsetzt riss Jake die Augen auf und sein Freund besänftigte ihn: „Es gibt eine Notfallabsicherung. Tödliche Verletzungen werden verhindert. Jedoch gab es schon so einige Wächter die eine längere Erholungsphase benötigten, nach einem solchen Kampf gegen ihre innere Dämonen.

Die KI ist zwar sehr effektiv und versucht uns mit allem, was ihr zur Verfügung steht zu töten, lässt aber immer einen Ausweg. So ist das Training angelegt. Es gibt immer eine Möglichkeit für einen Sieg. Die eingebauten Wendungen sollen den Wächter auf alle Eventualitäten vorbereiten. Bisher konnte ich auch fast alle Kämpfe erfolgreich beenden.

Wie gesagt, die KI zeigt einem Wächter seine Schwächen. Mein Herz ist wohl die meine. Einmal hatte sie ein Hologramm von meinem Vater als Wendung hinzugefügt. Meine Aufgabe war es diesen zu beschützen. Aber ich konnte das nicht. Ich habe gezögert und er wurde getötet. So habe ich verloren. Heute hat die KI erneut auf mein Herz gezielt und abermals hatte sie Erfolg damit.“

Betrübt brach er ab und senkte den Blick. „Ein Wächter muss jederzeit und ohne Rücksicht auf Verluste seine Aufgabe erfüllen. Mein Verhalten war absolut inakzeptabel.“

„Das ist ja grausam. Warum setzt ihr euch solchen Gefahren aus? Das muss doch Spuren hinterlassen, oder?“, mischte sich Leah entsetzt ein.

„Die Aufgabe eines Wächters ist es das Leben selbst zu beschützen. Egal was passiert, ein Wächter muss seine Aufgabe erfüllen. Die KI bereitet uns lediglich darauf vor. Durch solche Szenarien wird der Geist der Wächter gestählt und wir können uns besser gegen Störungen behaupten. Aber ich muss gestehen es gab schon so einige von uns, welche die psychische Belastung nicht ausgehalten und sich selbst umgebracht haben“, offenbarte Isaak betrübt.

„Das ist unmenschlich“, ließ die Wölfin verlauten.

Der Rotblonde lachte sarkastisch: „Wächter sind keine Menschen. An uns werden hohe Erwartungen gestellt. Gefühle sind eine Schwäche die wir uns nicht leisten können. Nur ein Fehler und alles Leben könnte enden. Bei der gewaltigen Verantwortung, die auf unseren Schultern ruht, können wir uns keine Blöße leisten.“

„Dennoch hast du verloren“, quakte Kamden dazwischen und bekam einen Stoß in die Rippen, von seinem Kleinen, für das schnippische Kommentar.

Isaak zuckte wie geschlagen zusammen und Jake knurrte seinen Bruder wütend an. „Ist schon gut, Schatz. Er hat doch recht. Ich war zu schwach, um dieses Aufgabe zu beenden. Um ehrlich zu sein hatte ich nicht mit dieser Wendung gerechnet. Da die Zitadelle mitsamt der Zentral-KI in einer anderen Dimension ist, hatte ich nicht angenommen, dass die Kampf-KI mich auf diese Weise außer Gefecht setzen könnte.“

Eher zu sich selbst murmelte er: „Aber selbst, wenn ich das gewusst hätte, bin ich mir nicht sicher, ob ich es schaffen würde. Ich hätte meinen Gegner nicht die Gelegenheit geben dürfen den Helm abzusetzen. Das war mein Fehler.“

„Genug davon“, bestimmte Jake und raubte sich einen Kuss. „Ich liebe dich und ich sehe unsere Liebe nicht als eine Schwäche an. Du hast gesagt, dass man sich auf den prägt, der einen Stärker macht. Also sehe ich das auch so.“

„Aus Liebe wächst große Kraft, dennoch ist sie nüchtern betrachtet auch die größte Schwäche. Versteh mich nicht falsch. Ich will das zwischen uns nicht schlecht reden und ich möchte es auch nicht ändern, es ist nur eine Tatsache. Die Geschichte lehrt uns, dass schon viel Unheil der Liebe entsprang. Es wurden schon viele Kriege geführt, aus Rache oder um die Person des Herzens zu retten.

Das schlimmste Übel, an dem die Welt leidet, ist nicht die Stärke der Bösen, sondern die Schwäche der Guten. [Zitat: Romain Rolland]“

Isaak hob den Blick und sah seinem Freund eindringlich in die Augen: „Wenn es nach mir ginge, würde ich dich nicht als Wolf umherziehen lassen. In deiner animalischen Gestalt bist du anfällig und schwach. Es wäre besser dich in den Kampfkünsten als Mensch zu unterweisen. Aber, du bist du und ich habe nicht das Recht dir dein Erbe und deine Ehre zu nehmen. Also bleibt mir nur ein Auge auf dich haben und dich zu beschützen, so gut ich es kann.“

Irritiert schüttelte der Leitwolf den Kopf und fragte: „Was meinst du denn damit schon wieder? Ich bin ein Alpha. Warum sollte ich als Wolf anfällig sein?“

„Als Mensch bist du besser geschützt. Durch meine genetischen Modifikationen, die aufgrund unserer Verbindung auch auf dich übertagen wurden, kann dir kaum ein Gegner gefährlich werden. Diese werden aber nicht mit in die Wolfsform übernommen. Als Wolf bist du ein normaler Gestaltwandler und wesentlich anfälliger gegenüber deiner menschlichen Gestalt.

Das ist auch mit einer der Gründe, warum ich mich ungern verwandle. Ich muss jederzeit zu 100% kampfbereit sein. Als Wolf bin ich nicht stark genug und zudem kann ich meine Magie nicht einsetzen. Das macht die Sache noch schwieriger für mich.“

Jake ließ den Kopf hängen und fragte angepisst: „Seit wann weißt du das? Das letzte Mal als wir darüber sprachen, wusstest du noch nicht wie sich die genetischen Veränderungen auf meine Wolfsgestalt auswirken.“

„Oh“, blinzelte der Wächter und offenbarte: „Als du dich in der Wüste Gobi verwandelt hast und ich das erste Mal auf dir reiten durfte, habe ich das festgestellt.“

„Und warum hast du nichts gesagt?“, fuhr ihn der Leitwolf an.

„Nun ja, das war kurz nach dem Flugzeugabsturz und da hatte ich wichtigeres im Kopf. Zudem habe ich entschieden, dass es ohnehin egal ist. Du bist wer du bist, Jake. Du bist ein Wolf und nun auch ein Alpha. Ich wollte dich nicht mit meinen Ängsten belästigen und dir das Leben schwer machen.“

“Flugzeugabsturz?“, fragte die anderen wie aus einem Munde. Seth sprang auf und hüpfte umher: „Davon hast du gar nichts erzählt. Oh, ich möchte alles wissen? Wie habt ihr das Überlebt? Seid ihr mit einen Fallschirm aus dem Flugzeug gesprungen?“ Er machte einen noch größeren Satz in die Luft. „Oder war es Magie? Bitte sag mir: Es war Isaak mit seiner Magie. Komm schon, Jake…“

„Seth, Ruhe“, knurrte der Leitwolf und seufzte. Da hatte sein Freund ihm ja einen schöne Bescherung bereitet. Er konzentrierte sich wieder auf seinen Geliebten und sagte mental zu ihm: „Darüber reden wir noch.“ Laut sagte er: „Ich erzählte es euch später, versprochen. Aber jetzt haben wir keine Zeit mehr. Die Versammlung der Ältesten steht kurz bevor. Alle man in die Duschen und ordentlich anziehen. Abflug in zwanzig Minuten.“

Murrend standen alle auf und trotteten dem Ausgang entgegen. Auch Isaak erhob sich in einer fließenden anmutigen Bewegung und zog dann seinen Freund auf die Beine. Das Rudel verteilte sich auf ihre jeweiligen Zimmer, wobei Kamden einfach frech seinem Kleinen folgte.

Jake betrat nach seinem Geliebten das Zimmer und sah diesen mitten im Raum auf ihn warten.

Die Gedanken des Wächters waren immer noch etwas träge. Zudem war er unsicher, ob er nun eine Bestrafung verdient hatte oder nicht. Er hatte es schon wieder getan und seinem Partner etwas verschwiegen. Auch hatte er seinen Kampf verloren und seinem Freund einen Mords Schrecken eingejagt. Für das alles würde er einen Biss akzeptieren.

„Ich werde dich nicht bestrafen dafür, dass du einen Gegner, der wie ich aussieht, nicht besiegen konntest“, sagte der Wolfsjunge und trat näher an den anderen. „Für deine Verschwiegenheit hättest du schon einen Biss verdient, aber auch das mache ich dir nicht zum Vorwurf.“

Er nahm seinen Gefährten in die Arme und drückte sich an ihn. „Ich kann verstehen, wie es dir geht. Nun da ich weiß, dass du als Wolf anfälliger bist, möchte ich auch nicht, dass du in der Tierform kämpfst.“

Jake lachte gequält auf. „Da habe ich es wohl leichter. Du bevorzugst es als Mensch zu kämpfen. Ich hingegen bin von Geburt an ein Wolf und werde nicht aufhören einer zu sein. In der Hinsicht muss ich dir danken für deine Rücksichtnahme.“

Gierig raubte sich der Leitwolf einen Kuss und begann einfach seinen Freund auszuziehen. Isaak schmunzelte und tat es ihm gleich. Wenig später standen sie eng aneinandergeschmiegt in der Dusche. Dunkel grollte Jake auf. Sie waren beide erregt und das half nicht gerade sich zu konzentrieren.

Als sich Isaak dann vor ihm räkelte ging es fast mit ihm durch. Er war aber der Alpha und als solcher durfte er nicht zu spät kommen. Es hing so viel davon ab.

„Wenn du willst, kann ich mich schnell um dich kümmern“, flötete der Wächter und schenkte seinem Freund einen verführerischen Blick. Zudem leckte er sich lasziv über die Lippen.

Mit Aufgebot all seiner Willenskraft griff Jake an seinem Partner vorbei nach dem Seifenspender. „Ich will mehr als einen Quicky in der Dusche. Leider haben wir keine Zeit dafür.“ Dann schmierte er die Seife dem anderen auf den Kopf und dieser schloss schnell die Augen, damit die Lauge ihm nicht hineinlief.

Schnell schnappte er sich seinen Partner an der Hüfte und dirigierte ihn so, dass dieser mit dem Rücken vor ihm stand. Er ließ sein Becken vorschnellten und biss dem Wächter in den Hals. Isaak stöhnte rau auf, begann aber brav sich einzuseifen.

In das Ohr des Wächters flüsterte Jake: „Sobald wir die Zeit haben, bist du fällig.“ Zu gerne würde er nun nach der Erregung seines Geliebten greifen, aber es wusste, dass er dann nicht mehr hätte aufhören können. Es verlangte ihm zu sehr nach seiner Beute. Schnell ließ er von dem anderen ab und begann nun auch sich zu säubern.
 

Einige Minuten zuvor in einem anderen Zimmer.

Embry stand etwas bedröppelt da und sah zu seinem Freund. Dieser war ihm einfach gefolgt und zog sich aus. Seine Klamotten landeten auf dem Bett und er fragte: „Willst du zuerst duschen?“ Als er keine Antwort bekam, drehte er sich um.

Der Schwarzhaarige schluckte und konnte einfach nicht anders als den anderen anzustarren. Wie von Gott erschaffen stand dieser muskulöse Adonis da. Als er bei seinem Schritt ankam, wurde er leicht rot und schluckte abermals.

Kamden grinste süffisant und kam langsam näher. Direkt vor seinem Kleinen stehend griff er nach Embrys Kinn und drückte ihm den Kopf hoch, sodass sie sich in die Augen sahen. Mit rauer Stimme und einem verführerischen Grinsen fragte er: „Wir können auch zusammen duschen.“

Dann, bevor sein Kleiner antworten konnte, gab er ihm einen hauchzarten Kuss. Embry fielen die Augen zu. Er seufzte und erwiderte diese unschuldige Geste. Ganz automatisch schlang er dem Brünetten die Arme um den Hals und drückte sich ihm entgegen.

Schnell löste sich Kamden und grinste fies: „Ist da jemand erregt?“ Er ließ sein Becken vorschnellen und spürte deutlich die pralle Härte seines Kleinen.

Embry wurde knallrot und trat einen Schritt zurück. Nicht wirklich in der Lage klar zu sprechen, wollte er ablenken und stammelte: „Das, das ist mein Zimmer.“

Kamden runzelte die Stirn, griff sich nachdenklich ans Kinn und sagte: „Nein.“ Dann grinste er verführerisch und flötete: „Du hast mich in dein Bett gelassen, damit ist das unser Zimmer. Gewöhn dich besser dran. Mich wirst du nicht mehr los, mein Kleiner.“

Sein Gefährte schüttelte den Kopf und griff nach einem Kissen auf dem Bett. Dieses warf er gegen seinen Freund. Der fing es auf und warf es einfach wieder auf das Lacken zurück.

„Gut, dann dusche ich eben zuerst“, meinte Kamden und ging fröhlich pfeifend ins Bad. Aus der wie immer offenen Tür drang seine Stimme in das Zimmer zurück: „Als Wolf gefällst du mir besser. Da hast du keine Berührungsängste und bist so süß verschmust. Das gefällt mir.“

Embry stand wie vom Donner gerührt vor dem Bett. Dann machte er einen Schmollmund und dachte nach wie er sich rächen konnte. Als er hörte wie das Wasser anging, grinste er dämonisch und befahl: „KI, Wassertemperatur in der Dusche auf 0°C.“

Es erklang das Pling, dass den Befehl bestätigte und aus dem Bad drang ein sehr mädchenhafter Aufschrei.

Mental wurde er angesprochen: „Das bekommst du zurück und wenn es das Letzte ist, was ich tue.“ Die Stimme überschlug sich vor Schalk und Embry schluckte. Was hatte er da nur losgetreten?

Kamden erhöhte die Wassertemperatur wieder und lachte ausgelassen. Das gefiel ihm sehr. Sich gegenseitig kleine Streiche zu spielen, war genau sein Ding. Er liebte das und er schmiedete bereits Rachepläne.

Als er dann sauber und nackt in das Zimmer kam, düste ein aufgescheuchter Embry mit rotem Gesicht an ihm vorbei. Sein Kleiner machte die Tür zu und stieg in die Dusche. Der Brünette schlüpfte in seine Buchse, welche er noch schnell gereinigt hatte und ging fröhlich pfeifend in den Gang, um Klamotten für sich und seinen Kleinen zu besorgen.

Einen Augenblick dachte er daran seinen Freund einfach in ein rosa T-Shirt zu stecken. Aber das wäre wohl in Anbetracht der aktuellen Situation nicht angemessen. Er wusste zwar nicht, was er von dem Ältestenrat halten sollte, aber wenn die auch so gegen Homos waren wie sein Alter, dann sollte er auf keinen Fall deren Meinung bestärken und ihnen noch mehr Gründe gegen sie geben.

Währenddessen duschte Embry und erwartete, dass das Wasser jederzeit abkühlen könnte. Je länger nichts geschah, desto unruhiger wurde er. Aber es passierte nichts. Er konnte in Ruhe, innerlich war er total hippelig, duschen und kam mit einer Boxershorts am Körper in das Schlafzimmer.

Dort fläzte sich sein Freund auf dem Bett und summte glücklich vor sich hin. Als sein Kleiner den Raum betrat, genoss er die Aussicht und grinste fies, als er dessen scheuen vorsichtigen Blick bemerkte. Er spürte die wachsende Unruhe in Embry und beschloss ihn zappeln zu lassen.

Mit überschwänglicher Stimme sagte er: „Ich habe dir was zum Anziehen mitgebracht.“ Dabei deutete er auf den Kleiderhaufen auf dem Bett.

Misstrauisch beäugte Embry die Klamotten und näherts sich langsam, immer darauf bedacht vorsichtig zu sein.

Kamden lachte laut auf und sagte: „Keine Sorge, dass ist keine Falle.“ Ein dämonisches Grinsen zierte sein Gesicht und offenbarte: „Ich vergesse nichts und ich bin geduldig. Du wirst es nicht kommen sehen.“

Erleichtert atmete Embry aus. Das beruhigte ihn. Dann blinzelte er. Moment mal, wenn er sich nun entspannte, dann würde er unvorsichtig sein und dann würde er es auch nicht kommen sehen. Also musste er wachsam sein, aber dann würde nichts passieren und er könnte sich wieder entspannen. Eine verzwickte Zwickmühle.

Als er dann an der Kleidung roch, um sicher zu gehen, dass der andere ihm doch keinen Streich spielte, tätschelte Kamden ihm die Schulter und sagte: „Keine Sorge, ich will dich doch nicht vor deinem Stamm blamieren. Ich schwöre, ich habe nichts gemacht mit den Klamotten.“

Erleichtert zog sich Embry an und sein Freund wechselte das Thema: „Sag mal, glaubst du, dass Isaak uns beiden auch solche genetischen Veränderungen verpassen könnte? Das wäre doch geil. Unzerstörbarkeit und die Stärke eine Armee auszuschalten.“

Er sprang vom Bett und kämpfte mit einem imaginären Schwert gegen unsichtbare Feinde.

Erst nachdem sich sein Kleiner vollständig angezogen hatte, ließ dieser sich zu einer Antwort herab: „Das kannst du wohl vergessen. Wenn ich das richtig verstanden habe, war es bei Jake ein Unfall und nicht beabsichtigt, dass sie ihre Fähigkeiten auf den jeweils anderen Übertragen. Die Wächter haben mal versucht Lebewesen auf diese Weise zu pimpen. Alle Versuche scheiterten und die Versuchsobjekte starben alle bei der Prozedur.“

„Oh“, murrte Kamden und hielt kurz inne. Dann zuckte er mit den Schultern und machte einfach weiter seine Fantasiegegner zu zerhacken. „Ich frage ihn trotzdem. Vielleicht geht es ja, wenn man unsterblich ist, wie wir es sind. So leicht geben wir Wölfe den Löffel nicht ab.“

„Ja, das stimmt schon“, bestätigte Embry und schüttelte den Kopf. Sein Freund war offenbar ein sturer Kindskopf. „Maultier“, murmelte er.

„Ah, ich wurde getroffen. Räche mich, mein Kleiner“, stöhnte Kamden gequält und mimte den sterbenden Schwan.

Irritiert starrte sein Freund ihn an. „Moment mal. Ist das etwa mein Kosename? Kleiner?“

Vom Boden her sah sein Freund verschmitzte auf und fragte: „Ja und nein. Also es heißt: mein Kleiner. Ist aber nur die Kurzform. Ich wollte dich nicht gleich überfordern.“ Er runzelte die Stirn: „Das sage ich schon seit über 24 Stunden und du merkst erst jetzt, dass das dein Kosename ist?“

Embry wurde leicht rot um die Nasenspitze und stammelte: „Ich, ich habe nicht darauf geachtete und…“ Schnell blinzelte er und fragte scharf nach: „Was? Das ist die Kurzform? Und was ist die Lange?“

Kamden stemmte sich auf die Ellenbogen und sagte mit einem liebevollen Lächeln: „Mein kleiner Prinz?“

Sein Gegenüber war einen Moment sprachlos und starrte den Mann auf dem Boden ungläubig an. Entsetzt fragte er: „Warum Prinz?“

Nachdenklich setzte sich der Brünette auf und stellte die Gegenfrage: „Willst du das echt wissen? Ich fürchte, meine Erklärung könnte etwas zu schwul für dich sein.“

Wut flammte in Embry auf und er knurrte: „Spuck´s schon aus.“

„Wie ihr wünscht, mein kleiner Prinz“, flötete Kamden und deutete eine Verbeugung an. Dann wurde er ernst und erklärte: „Es gibt mehrere Gründe dafür. Zum einen finde ich die Vorstellung, dass ein Prinz auf einem edlen Ross angeritten kommt und mein Herz im Sturm erobert, sehr ansprechend. Naja, das stimmt nicht so ganz. Du bist als Wolf zu mir gekommen und sahst so edel und vornehm aus, dass ich bei deinem Anblick an einen Prinzen denken musste. Zudem hast du mit nur einem Blick mein Herz im Sturm erobert.“ Ein verträumtes Seufzen entrann seiner Kehle.

Schnell schüttelte er den Kopf und fuhr fort: „Zum anderen möchte ich dich auf Händen tragen und dir jeden Wunsch von den Augen ablesen. Ich kann dir einfach keinen Wunsch abschlagen. Also bin ich dir stehts zu Diensten.“ Er erlaubte sich ein süffisantes Lächeln. „Zudem sehe ich mich als deinen Beschützer, auch das passt. Bin also ein großer starker Beschützer der alles für seinen kleinen Prinzen machen würde. Der letzter Punkt ist, dass die Vorstellung ein Leibwächter treibt es mit seinem Prinzen etwas Verrutchtes und Verbotenes an sich hat. Mir gefällt die Vorstellung.“

Feuerrot im Gesicht knurrte Embry böse auf.

Kamden grinst nur noch breiter und meinte: „Oh ja. Kratz mich. Beiß mich. Gib mir Tiernamen, Nein, warte. Gib mir böse Tiernamen.“

„Esel“, schrie sein Kleiner ihm entgegen.

„Damit kann ich leben“, erwiderte der andere und lachte laut.

„Böser Schmetterling“, versuchte es Embry irgendwie sein Gesicht zu wahren, aber sein Freund lachte nur noch lauter.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Tomasu
2021-10-08T07:53:50+00:00 08.10.2021 09:53
Oh ja ^^

das ist gut. "drekige tiernamen" das wird so gut. Wie wäre es mit Seepferdchen??

ich denke die KI ist genial und Issak und Jake werden einen Weg finden, damit umzugehen


ich freu mich auf den Rat

TK
Antwort von:  Drachenlords
10.10.2021 18:36
Hiho,

das mit dem Schmetterling konnte ich mir nicht verkneifen ^^

Alle vier werden noch lernen müssen mit der Situation umzugehen.

MFG
Drachenlords


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