Zum Inhalt der Seite

Der Wächter

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Evakuierung

Isaak

Seine volle Konzentration war auf die Berechnungen fokussiert. Nur noch wenige Formeln, dann konnte Isaak eine dimensionale Verschiebung erzeugen. Die Abwehrsysteme der Zitadelle zu umgehen würde ihn zwar etwas Zeit kosten, aber mehr als eine halbe Stunde kalkulierte er dafür nicht ein. Nach seinem Plan würde er in etwa einer Stunde das Virus freisetzen können. Dann wäre das Kapitel Morgan le Fay ein für alle Mal beendet.

Aus heiterem Himmel beschlich ihn ein ungutes Gefühl. Etwas stimmte nicht. Schnell gab er einen Logarithmus in die Hauptkonsole ein. Eine Notfallabsicherung. Die KI wäre somit in der Lage die Formeln selbst zu berechnen, wenn auch wesentlich langsamer, als er es konnte.

Erst dann konnte er seine Aufmerksamkeit auf sein Gespür lenken. Etwas Schlimmes bahnte sich an. All seine Sinne schlugen Alarm. Schnell warf er einen Blick nach Forks und erschauderte. Hinter dem Schleier der Realität sah er eine mögliche Zukunft.

Forks existierte nicht mehr, ebensowenig wie das Dorf der Quileute und ein Großteil des Waldes. Anhand der tiefen Krater im Boden schloss Isaak auf einen Beschuss mit Langstreckenraketen. Nichts und niemand würde diesen Anschlag überleben. Nicht einmal die Vampire hätten eine Chance. Sie würden Opfer des Feuers werden.

So schnell er konnte rannte Isaak los. Noch im Laufen gab er der KI unzählige Befehle in der Sprache der Wächter. Bisher waren Morgan le Fays Angriffe ein Ärgerniss und gegen ihn oder Jake gerichtet. Doch jetzt würde sie sich Nachhaltig in den Lauf des Lebens einmischen. Das war absolut Inakzeptabel. So etwas konnte er nicht zulassen. Selbst wenn es ihm das Leben kosten würde, er musste eingreifen und sie aufhalten. Die Zukunft allen Lebens stand auf dem Spiel.

Kaum hatte er die Aufstiegsplattform erreicht, wurde er auch schon teleportiert, genau so wie er es beabsichtigt hatte. In diesem Augenblick spürte er Jakes Panik über ihre Verbindung. Um seinen Freund nicht zu verunsichern, hatte Isaak seine Emotionen abgeschirmt. Doch nun hatte auch Jake einen Blick hinter den Schleier erhascht. Selbst wenn sein Gefährte nur einen Bruchteil des gesamten Ausmaßes erfassen konnte, reichte das bereits aus, um ihn in Panik zu versetzen. Das hätte Isaak Jake gerne erspart, aber nun konnte er das nicht mehr ändern.

Der größte Teil seines Verstanden war damit beschäftigt die Umgebung zu sondieren, die Raketen zu suchen, ihre Flugbahnen zu analysieren und vor allem anderen Gegenmaßnahmen auszuarbeiten.

Vollkommen kopflos stürzte Isaak in das Haus der Familie Cullen. Neben dem Tisch kam er zum Stillstand. Er hatte weder die Zeit noch die Nerven Rücksicht auf die nicht eingeweihten Menschen zu nehmen.

“Wir werden angegriffen!” Nach dieser Aussage fokussierte sich Isaak auf die Bedrohung. Etliche Langstreckenraketen wurden gerade in geheimen Militärstützpunkten in der ganzen USA abgeschlossen. Er konnte nur von Glück sprechen, dass sie aufgrund ihrer Flugbahnen unterschiedlich lange benötigen würden, um sie zu erreichen.

Glück aber auch Unglück zugleich. Wären sie alle auf den Einschlag getimt, so hätte er vielleicht eine Kettenreaktion auslösen können. Nun aber musste er sich um jede einzeln kümmern. Die erste, eine Atomrakete aus einem nahen Stützpunkt an der Grenze zu Kanada, würde in weniger als drei Minuten einschlagen.

Edward stand schneller als menschenmöglich auf und begann: “Was …”

“Keine Zeit zu reden. Schnappt euch die Menschen und dann alle sofort zur Aufstiegsplattform, wenn ihr leben wollt.”

Isaak hatte keine Zeit mehr. Ohne auf die anderen zu achten, hob er seine Hände und schoss durch die Decke, dem Himmel entgegen. Die entsetzten Laute weit unter sich blendete er vollkommen aus. Augenblicklich wob er einen Zauber und schoss einen Lichtstrahl ab.

In der Ferne traf seine Magie auf die Atomrakete, die sich noch in der Atmosphäre befand und brachte diese erfolgreich zur Detonation.

“Beeilt euch!”, schrie Isaak so laut er konnte, wobei er sich bereits auf das nächste Ziel konzentrierte.
 

Jake

“Was soll das?”

“Was war das?”

“Was ist hier los?”

Rosalie, Edward und Carlisle sprachen wild durcheinander.

Kreideweiß im Gesicht antwortete Jake mechanisch: “Das war eine Atombombe.” Aus der Fensterfront Richtung Kanada spähend betrachtete er gebannt den entstandenen Atompilz.

“Jake!”, mahnte Isaak ihn mental, während sein Freund einen weiteren Lichtstrahl abschloss. Eine zweite Rakete explodierte.

Die Wächter arbeiteten im Geheimen. Dass Isaak sich offen zeigte und wie ein Laser-Abwehrgeschütz die Raketen angriff, ohne dabei darauf zu achten, wer ihn sieht, offenbarte Jake in aller Deutlichkeit, wie ernst die Lage war.

“Alle zur Aufstiegsplattform. Edward, du nimmst Bella. Emmett, schapp dir Vincent. Carlisle, du übernimmt Charlie.” Während Jake sprach warf er sich John über die rechte Schulter. Wie gebannt sahen die Menschen zum Fenster raus. Die Vampire hingegen fassten sich schnell.

In dem Augenblick, als John ein erschrecktes “Was?” zum besten gab, hatten sie die Plattform bereits erreicht.

Während Edward Bella auf dem Rücke behielt, setzten Emmett, Carlisle und Jake ihre Passagiere auf dem silbernen Boden ab.

Wie aus dem nichts erschien Isaak in ihrer Mitte. “KI, Notfallprotokoll A72Delta!”

Fast alle, die die die Stimme der KI nicht kannten, zuckten zusammen als diese Antwortete: “Verstanden. Schilde auf Maximum. Leite Phasenverschiebung ein. Aufstieg auf fünfhundert Meter.”

Um sie her baute sich die allzu bekannte bläuliche Barriere auf, während die Plattform in die Höhe schoss.

Jake warf einen Blick in die Runde. Während die Vampire ratlos zu Isaak starrten, zeigten die Menschen unterschiedliche Reaktionen. John war leichenblass im Gesicht. Weder Vincents hysterisches Geschrei, noch die Tatsache, dass dieser sich hilfesuchend an ihn klammerte, schien John mitzubekommen. Die zwei hatten wohl eine Art Schock erlitten. Sie würden noch eine Weile benötigen, bis sie wieder ansprechbar waren.

Charlie hingegen blinzelte immer wieder und sah zwischen Bella und Edward hin und her. Jake konnte es gut in seinen Augen sehen. In Charlies Kopf arbeitete es auf Hochtouren. Offenbar versuchte er alle Puzzlestücke zu einem sinnvollen Bild zusammenzusetzen. Ein Unterfangen, das ihm ohne weitere Hilfe wohl nicht gelingen würde. Wäre die Situation nicht so brenzlig, hätte Jake sich liebend gerne dessen Theorien angehört.

Jake konnte es den Unwissenden nicht verdenken. Das war dann doch etwas viel auf einmal. In ihren Augen Menschen mit Supergeschwindigkeit, eine fliegende Plattform mit einer Barriere, wie aus einem Science-Fiction-Film und dann noch die auf sie zu fliegenden Raketen.

Einzig Bella schien gefasst. Innerlich war aber auch sie aufgeregt. Ihre weißen Knöchel und die Art wie sie sich an Edward klammerte, zeigen Jake eindeutig, dass sie Angst hatte. Bestimmt war auch sie mit der Situation überfordert.

Jakes Blick wanderte weiter, bis er seinen Freund vor sich sah. Es war surreal. Mal hier mal da schoss Isaak weitere Lichtstrahlen ab. Entfernt sah er dabei aus wie ein übergeschnappter Leuchtturm. Durch das Schutzschild hindurch sah Jake im Hintergrund die eine oder andere Explosion. Offenbar waren die Raketen mit diversen Sprengköpfen bestückt, da sie in unterschiedlich großen Feuerbällen aufgingen.

Eine der Raketen flog unbeirrt auf sie zu. Noch ehe Jake Isaak auf diese Aufmerksam machen konnte, preschte das Geschoss knapp an ihnen vorbei.

Die Vampire stoben an den Rand der Plattform und sahen zu, wie ihr Haus durch eine gewaltigen Explosion zerrissen wurde. Gleichzeitig stießen Alice, Rosalie und Esme einen spitzen Schrei aus: “Meine Kleider!” - “Meine Autos!” - “Unser Zuhause!”

Auf der Plattform stehend bekamen sie außer dem, was sie sehen konnten, nichts mit. Weder einen Lufthauch noch den Lärm ließ die Barriere hindurch. Aus den Augenwinkeln sah Jake, wie ein Trümmerstück von unten durch den Boden geflogen kam. Edward der nicht mehr rechtzeitig ausweichen konnte schlug nach dem Betonbrocken. Jedoch glitt seine Hand einfach hindurch, als ob er nur Luft getroffen hätten. Anschließend durchdrang das Trümmerteil seine rechte Schulter, ohne einen sichtbaren Schaden zu verursachen.

“Phasenverschiebung”, kommentierte Isaak dieses Ereignis. Dann wandte er sich an den Rest der Cullens. “Meine Magie ist begrenzt, daher konzentriere ich mich auf die Atomraketen”, erklärte Isaak entschuldigend. “Meine Primärziel ist es Leben zu retten. Gebäude kann man wieder aufbauen.”

Sowie die Vampire dreinsahen, waren diese wohl anderer Meinung. Allem voran Alice und Rosalie schienen darüber aufgebracht zu sein, ihre weltlichen Güter verloren zu haben.

“Kurze Atempause.” Schnell warf Jake seinem Freund einen Blick zu. Isaak schien erschöpft, er atmete bereits schwer. Anhand ihrer Verbindung wusste Jake, dass er über die Hälfte seiner Magie eingebüßt hatte.

“Geht es dir gut? Sollen wir diese Seelennummer durchziehen?”, fragte Jake besorgt in ihre Verbindung hinein.

“Nein”, antwortete Isaak mental. “Es geht schon. Mit den Raketen werde ich so fertig. Unsere Geheimwaffe sollten wir nur in allergrößter Not einsetzten. Ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, woher die Energie stammt und ob das unseren Seelen schaden zufügt.”

Mit seiner Stimme befahl Isaak: “KI, Positionsänderung: 47°54'28.0 Nördliche Breite zu 124°38'08.0 westliche Breite.”

“Verstanden”, antwortete die KI ergeben.

“Würdest du uns bitte mal erklären, was hier los ist?”, fauchte Edward verstimmt. Alle Vampire sammelten sich um Jake und seinen Freund. Dieser sah an Edward vorbei und begann zu reden: “Bella, ich schicke dich und die anderen Menschen gleich ins zoologische Forschungsinstitut. Kläre die anderen auf und macht euch bereit weitere Flüchtlinge zu empfangen.”

An Edward gewandt erklärte er, wobei er gleichsam mental zu allen Wolfswandlern sprach: “Morgan le Fay greift uns an. Das war nur die erste Angriffswelle. Die Zweite zielt auf La Push und die Dritte auf Forks. Wir müssen umgehend die Bevölkerung evakuieren.”

“Aber …”, warf Carlisle ein.

“Kein aber. Schluss mit Verstecken. Entweder ihr helft mir Menschenleben zu retten oder ihr geht mir aus den Augen. Ab sofort herrscht Krieg.” Noch während er sprach, hob Isaak eine Hand und schoss einen Lichtstrahl ab, direkt durch Esmes Brust. Während die Vampire scharf die Luft eingesogen, erfolgte weit weg eine Explosion.

Entgeistert fuhr Carlisle den Körper seiner Frau ab. “Du bist nicht verletzt. Wie kann das sein?”

“Phasenverschiebung”, meinte Isaak ungeduldig. “Meine Magie und alles andere außerhalb des Schildes durchdringt uns einfach, ohne uns zu beeinträchtigen. Selbst wenn diese Rakete direkt in unsere Mitte explodiert wäre, hätten wir nichts abbekommen. Alles außerhalb der Barrierer aber schon.”

Nun sahen alle zu der Explosion der letzten Rakete. Ein weiterer Atompilz erstrahlte am Himmel und zeigte allen in welcher Gefahr sie schwebten.

Augenblicklich brachen die Vampire in eine lautstarke Diskussion aus.

Weder Isaak noch Jake beachteten sie. Während sein Freund erneut Laserstrahlen von sich gab, koordinierte Jake sein Rudel: “Sam, schnapp dir Emily und bring sie zum Dorfplatz. Das gilt für jeden geprägten Wolf.” Jake wusste, dieser Befehl war nicht gerade allgemein vertretbar. In einer solchen Situation durften sie keinen Ausnahmen machen. Aber er wusste auch, dass kein gebundener Wolf auf ihn hören würde, solange ihre Partnerinnen nicht in Sicherheit waren.

“Anschließend koordiniert Sam mit seiner Alphastimme die Evakuierung. Treibt alle Bewohner zusammen und verfrachtet sie auf die Plattform. Notfalls mit Gewalt.”

Die Vampire hatten sich ebenfalls entschieden. Am Ende war es Carlisle, der sagte: “Ich werde helfen. Menschenleben zu retten ist schon seit langem mein Lebensziel. Aber ich werde keinen von euch aufhalten, wenn er oder sie sich in Sicherheit bringen will.” Nach diesen Worten wagte es keiner seines Zirkels mehr zu widersprechen.

Insgeheim fragte sich Jake, wohin sie denn hätten fliehen wollen? Morgan le Fay würde sie aufspüren, ganz gleich wo sie sich verkriechen würden.

“KI, Notfallprotokoll Delta 7 einleiten”, befahl Isaak als sie La Push erreichten.

“Verstanden. Phasenverschiebung und Tarnmodus offline. Semipermeable Schilde auf maximum. Leite Abstieg ein. Teleportationssequenz auf Zehnsekundenintervall. Ziel: Zoologisches Forschungsinstitut.”

Es gab einen Lichtblitz und die vier Menschen unter ihnen waren verschwunden. Augenblicklich plusterte sich Edward auf. “Wo ist Bella?”

Isaak war vollständig mit dem Abschuss der Raketen beschäftigt, daher war es Jake der wütend fauchte: “Im Unterwasserposten, du Hornochse. Hast du nicht zugehört, oder was?”

“Und warum sind wir dann noch hier?”

“Weil die Plattform aktuell nur normale Menschen teleportiert. Das haben die Wächter so eingestellt”, offenbarte Jake sein Wissen. Als Isaak den Notfallbefehl erteilt hatte, war dieser in Gedanken kurz die Auswirkungen durchgegangen, daher wusste nun auch Jake bescheid.

Während die Plattform landete, sprang Isaak auf einen hohen Baum. So etwas hatte Jake schon erwartet, immerhin hatte sein Freund somit freie Schussbahn.

Um sie her schrien einige der Dorfbewohner auf. Auch die Leute von Johns Bautrupp stolperten ängstlich rückwärts. Es musste schon sehr bizarr für die normalen Menschen aussehen, wie sie einfach so mit einer schwebenden, nur wenige Zentimeter dicken Plattform mitten im Dorf landeten. Isaaks Sprung und dass er weiterhin Lichtstrahlen um sich schoss, erledigte dann den Rest.

“Keine Panik, ich kann das erklären …”, begann Jake, aber keiner hörte ihm zu. Auch Billy versuchte sich Gehör zu verschaffen, es klappte jedoch nicht. Vollkommen außer sich machten einige kehrt und wollten davonlaufen, dann trafen die Rudel ein.

Wie angewurzelt blieben die panischen Quileute stehen als die Wölfe aus dem Wald traten. Emily ritt auf Sams Rücken, sowie Kim auf Jared und Rachel auf Paul. Quil trat aus dem Wald und es gab einen erneuten Aufschrei der Menge. Jake konnte nicht anders als sich die Hand ins Gesicht zu klatschen. Der große schokoladenfarbene Wolf trug eine Babytragetasche in den Zähnen. Durch seine Hast rann sein geifer auf Claire herunter, die aufgeregt quietschte und giggelte.

So ein Vollhorst, schoss es Jake durch den Kopf. Wie musste das nur für die Dorfbewohner aussehen.

“Emily, nimm Quil Claire ab, bevor hier alle in Ohnmacht fallen oder die Mistgabeln rausholen. Ihr anderen treibt die Leute zusammen. Alle auf die Plattform und zwar zackig.”

“Sollen wir sie etwa mit Gewalt auf die Plattform bringen?”, fragte Carlisle angespannt.

“Ja”, knurrte Jake. “Wir haben keine Zeit für Nettigkeiten. Sobald Isaak seine Magie aufgebraucht hat, wird jeder sterben, der noch hier ist. Vergiss bitte nicht, Forks muss ebenfalls evakuiert werden.”

Auf diese Aussage hin schossen die Vampiere davon, alle außer Esme. Diese seufzte schwer und sagte: “Ich halte das für keine gute Idee Gewalt anzuwenden, aber wir müssen sie retten.” Dann schloss auch sie sich ihrer Familie an.

Die Dorfbewohner wussten gar nicht, wie ihnen geschah. Die Vampire schnappten sich einen nach dem anderen. Die meisten standen bereits auf der Aufstiegsplattform ehe sie begriffen, was los war.

Emily, mit Claire in den Armen, Rachel und Kim rannten auf Jake zu und stellten sich neben der Plattform auf. Zum großen Unmut der geprägten Wölfe mussten sie hier bleiben. Sollten sie sich wegteleportieren, dann würden sie ihre Prägungspartner töten, aufgrund der Distanz zwischen ihnen.

Ein Lichtblitz später und schon waren die ersten zwanzig Leute in Sicherheit.

Die Wölfe zogen, gesteuert von Sam, einen Kreis um die Leute, während die Vampire sie weiter einsammelten. Allem voran Emmett schien das sehr viel Spaß zu machen. Zum Glück waren die meisten Bewohner sowieso schon auf dem Platz gewesen, um sich über die Bauarbeiten zu informieren.

“Dad, Sue und Opa Quil, ihr geht mit der nächsten Fuhre mit. Versucht die Leute zu beruhigen. Bella wird euch helfen euch zurecht zu finden. Sie kennt die Befehle für die KI.”

Unsicher sah sein Vater ihm in die Augen. Jake wollte sich gerade abwenden, als Billy ihm eine Hand auf die Schulter legte. “Als Alpha ist es deine Pflicht unser Volk zu beschützen. Ich bin stolz auf dich.”

Unsicher wie er auf diese Worte reagieren sollte, blinzelte er seinen Vater an. Dieser wandte sich von ihm ab und bestieg die Plattform. “Führe das Rudel zum Sieg, mein Sohn.”

Ein Lichtblitz und Billy war weg, zusammen mit den Ältesten.

Jakes Herz machte einen Sprung. Ohne sein Zutun schlich sich ein Grinsen in sein Gesicht. Ihre familiäre Bande schienen gerettet zu sein. Somit würde sich alles zum Guten wenden. Vorausgesetzt sie überlebten das hier.

Schnell schüttelte er den Kopf und half nun selbst mit die Leute auf die Plattform zu stellen.

Nach nur wenigen Minuten hatten sie den Platz geleert. Dank Edwards Gedankenlese-Fähigkeit konnten sie die übrigen Bewohner schnell ausmachen und einfangen. Keine zehn Minuten waren vergangen, da war das Dorf vollständig evakuiert.

Jake sprang auf die Plattform und befahl: “KI, Teleportationssequenz abbrechen.”

“Verstanden”, antwortete die KI ohne zu zögern.

“Alle aufsteigen, nächster halt Forks”, rief Jake zu den Umstehenden. Vampire, Menschen und nackte Gestaltwandler zwängten sich auf die Plattform. In Wolfsgestalt hätten sie es nicht geschafft alle unterzubringen.

Hier und da gab es ein Knurren oder Fauchen, wenn sich ein Vampier und ein Wolf berührten, aber alles in allem blieb es friedlich.

Jake warf einen letzten Blick umher, dann hob er den Kopf und spähte zu seinem Freund empor.

Er wollte gerade etwas sagen, da sprang Isaak zu ihnen. Zielgenau landete er auf der Plattform. “KI, Positionsänderung: 47°56'56.3 Nord zu 124°23'07.5 West.”

“Wie sollen wir das alles den Volturi erklären?”, fragte sich Jasper laut. “Das wird gewaltigen Ärger geben.”

Jake wusste, dass sein Freund diesen für ihn sinnlosen Einwurf schnell abblocken wollte, daher sagte Isaak resolut: “Eins nach dem anderen. Wobei ich persönlich die Volturi nicht als ein Hindernis ansehe.”

Bevor eine Diskussion entstehen konnte, setzte die Plattform zum Landen an. Direkt auf der Hauptstraße neben Bellas Schule setzten sie auf. Die Menschen hier reagierten allerdings gänzlich anders als im Reservat.

In dem Augenblick in dem sie den Boden berührten waren sie bereits von dutzenden Leuten umringt, die mit gezücktem Handy neugierig näher traten. In einer Kleinstadt wie Folks, in der nie etwas Aufregendes geschah, stellte die Landung einer unbekannten fliegenden Scheibe mit überwiegend nackten Männern darauf eine faszinierende Abwechslung dar.

Irritiert sah Jake in die Menge um sich herum. Kamden neben ihm grinste von einem Ohr zum anderen und rief laut: “Lebet lang und in Frieden.” Um seine Wort zu unterstreichen hielt sein Bruder eine Hand in die Höhe. Seine Finger bildeten eine Art doppeltes V. Zeige- an Mittelfinger von Ring- an Kleinem-Finger und Daumen gespreizt.

Entfernt konnte Jake sich daran erinnern, das schon mal in der Glotze gesehen zu haben. War das nicht die Geste aus einem dieser Science Fiction Filmen? Dunkel erinnerte er sich an einen Typen mit spitzen langen Ohren, ein Alien oder so was.

Isaak ließ sich von dem Aufruhr nicht aus der Ruhe bringen und sprang zielgenau auf den Fahnenmast der Schule. Kaum dort angekommen schoss er auch schon den ersten Lichtstrahl ab.

Jake, der seinem Freund hinterher gesehen hatte, schüttelte den Kopf und besann sich seiner Aufgabe. “Alle runter von der Plattform. Ich muss die Teleportation wieder einschalten.”

Alle sprangen ab, wodurch sie die Menge ein wenig zurückgeschoben. “KI, Notfallprotokoll Delta 7 einleiten.”

Er wartete das Gebrabbel der weiblichen KI nicht ab und rief: “Alle die nicht Sterben wollen, ab auf die Plattform. Wir bringen euch in Sicherheit.”

Zu gerne würde er die irritierten Blicke der Umstehenden genießen, aber dafür hatten sie keine Zeit. “Dann eben wie in La Push”, brüllte er und schnappte sich eine der Schülerinnen vor sich. Er glaubte, sie schon mal in Bellas Gesellschaft gesehen zu haben, konnte sich aber nicht mehr an ihren Namen erinnern. In dieser Situation war das auch vollkommen egal.

Während das Rudel gemeinsam zu Wölfen wurde und die Leute umkreiste, sammelten die Vampire die Menschen ein. Nachdem die erste Fuhre wegteleportiert wurde, ändere sich die Stimmung umher. Die Menschen gerieten in Panik und wollten davonrennen, jedoch ließen die Wölfe keinen entkommen.

Fünf Minuten später hatten sie die gesamte Schule, sowie alle umstehenden Gebäude geräumt. Von nun an würde die Evakuierung länger dauern. Forks war zwar eine Kleinstadt, aber sie hatten immer noch knapp dreitausend Einwohner. La Push mit seinen rund zweihundertfünfzig Bewohnern einzusammeln schien da wie ein Kinderspiel gegenüber ihrer jetzigen Aufgabe.

Aber es half nichts, sie mussten so viele retten wie nur möglich. Die Vampire schossen wie Gewehrkugeln umher, während die Wölfe die Leute vor sich her treiben, wie Hirtenhunde eine Schafherde.

Jake stand neben Sam an der Plattform und half mit alles zu koordinieren. Auf einmal sprach Isaak ihn mental an: “Es kommen keine Raketen mehr.”

Noch ehe Jake zu ihm hochschauen konnte, stand sein Freund bereits vor ihm. Isaak sah schlecht aus. Der Schweiß rann ihm übers Gesicht und er zitterte stark. Auch ohne zu fragen wusste Jake, dass sein Geliebter die Grenzen seiner Magie fast erreicht hatte. Mehr als zehn Raketen hätte er nicht mehr aufhalten können.

Isaaks Stirnrunzeln gefiel Jake gar nicht. Einen winzigen Augenblick hatte er aufgeatmet und sich der Illusion hingegeben, gewonnen zu haben. Doch dem war nicht so. Auch Jake konnte hinter den Schleier sehen. Die Welt sah nun anders aus. Was bis eben noch eine Kraterlandschaft gewesen war, wich einem anderen Bild des Grauens.

Halb zerfallene Gebäude, der Boden schwarz und leblos. Kein einziges Lebewesen war zu sehen, nicht einmal eine Pflanze. Es war mehr ein Gefühl, aber eines wusste Jake, an diesem Ort lauerte der Tod. So stellte er sich eine postapokalyptische Welt vor. Ohne Leben im tristen Grau des Vergessens.

Was auch immer auf sie zukam, es war genauso verheerend wie einen Atombombe. Wenn nicht sogar noch schlimmer. Innerhalb einer Millisekunde zu verdampfen wäre wohl ein angenehmeres Schicksal, als das, was nun geschehen würde.

Ein gewaltiger Gedankenstrom schwappte über ihre mentale Verbindung zu Jake herüber. Isaak dachte angestrengt nach und suchte nach einem Ausweg. Jake konnte nicht anders und blockte die Gedanken ab. Das war einfach zu viel für seinen Verstand. Schnell schüttelte er sich, um den Kopf frei zu bekommen.

Noch ehe er einen klaren Gedanken fassen konnte, setzte sich sein Freund im Schneidersitz direkt vor der Plattform auf die Straße. Er legte die Hände in einer Meditationshaltung auf die Beine und begann seine letzten Magiereserven zu aktivieren.

Wenn Jake es richtig verstand, wollte Isaak eine Art Sammelrufzauber weben. Jeder Mensch im Umkreis von zehn Meilen würde der Befehl eingepflanzt werden hierher auf die Plattform zu kommen, so schnell sie nur konnten. Das würde die Evakuierung bedeutend beschleunigen, aber zu welchem Preis? Isaaks Magie wäre dann vollkommen aufgebraucht. Sie wären somit auf sich gestellt.

Jakes Nackenhaare stellten sich auf. All seine Sinne kündeten eine enorme Gefahr an. Zeit zum Reagieren hatte er keine. Aus den Augenwinkeln sah er, wie eine Gestalt neben ihnen erschien. Mit erhobenen Händen schoss die Person einen Strahl, so schwarz wie die Nacht, gegen Isaak.

Sein Freund war noch immer mit seinem Zauber beschäftigt und konnte sich nicht zur Wehr setzten. Der Schattenstrahl, Jake wusste nicht wie er diesen Angriff sonst bezeichnen sollte, traf Isaak, hüllte ihn komplett ein.

Jake blinzelte und sein Freund war nicht mehr da.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Tomasu
2022-01-24T16:36:45+00:00 24.01.2022 17:36
So langsam mag ich Morgen nur wirklich nicht mehr. was ist sie? ein kleines Mädchen das nciht ihr Lieblingskleid tragen darf und dem verboten wurde so lange auszubleiben wie sie will?

Ich hoffe mal das sich alles so entwickelt, das die Twillight welt gut überleben kann.

TK
Antwort von:  Drachenlords
06.02.2022 10:12
Keine Sorge, es sieht zwar gerade nicht so aus, aber die Welt wird wieder in ihre alten Bahnen zurückgeführt werden. Isaak wird schon dafür sorgen, dass alles wieder so wird, wie es sein sollte.

MFG
Drachenlords


Zurück