Zum Inhalt der Seite

Demons

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Weil ich ihn liebe

„Juls, ich konnte dir das alles nicht sagen. Die Zeit mit dir war einfach zu kostbar und ich wollte sie genießen. Es tut mir so leid, dass ich dir stattdessen schreibe. Romantik und Gefühle sind wohl ein Land, was ich lange nicht mehr betreten durfte. Du hast es mir ermöglicht. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Selbst solche Briefe liegen mir nicht, durch Carl bin ich jedoch zu dem Entschluss gekommen, dass ich dir all das mitteilen möchte. Ich weiß nicht, ob ich das überleben werde, da bin ich ehrlich. Es kann sein, dass Rick mich töten wird. Ich möchte, dass du trotzdem deinen Weg gehst und glücklich wirst, soweit wie man das in dieser Welt kann. Anderseits wäre es durchaus möglich, dass Rick mich gefangen nimmt. In dem Fall sehe ich es als meine Aufgabe an, die Dinge in Ordnung zu bringen.

Ich habe so viel Leid verursacht. Klar, dieser Kampf zwischen ihm und mir war unumgänglich. Allerdings hast du mich zum Nachdenken gebracht. Ich muss das tun um eine Zukunft mit dir haben zu können. Das ist der einzige Weg, dass ich ein gemeinsames Leben mit dir haben darf. Ich habe es dir nicht gesagt, damit du mich gehen lässt. Ich rechne mit Verrat, was Rick betrifft. Es ist aber meine Pflicht, die Eier zu zeigen und mich dessen zu stellen. Bitte, unternimm nichts, wenn er mich gefangen nehmen sollte. Ich werde das Baby schon schaukeln und ich werde dich finden, wenn ich das getan habe. Das heißt nicht, dass ich verlange, dass du wartest. Ich besitze dich immerhin nicht. Du bist frei. Trotzdem wünsche ich mir immer noch eine gemeinsame Zukunft mit dir und zwar nur mit dir, wenn ich so etwas überhaupt haben darf. Falls ich Lucille verlieren sollte und sie in deine Hände fällt, vermache ich sie dir. Bis ich wieder komme ist sie bei dir gut aufgehoben. Ich liebe dich Negan“
 

Apathisch starrte ich auf das Schreiben. Was wenn er bereits tot war? Nein, daran wollte ich nicht denken. Ich steckte den Brief in meine Hosentasche. Ein letztes Mal sah ich zum Sanctuary zurück, danach machte ich mich auf den Weg. „Hey, was -?“, konnte ich jemanden nach mir rufen hören. „Lass ihn“, meinte Tom. Sie mussten wohl gekommen sein, als ich ins Lesen vertieft gewesen war. „Es ist ohnehin vorbei.“ Sie hielten mich nicht auf, also verließ ich die Basis. Ohne ihn gehörte ich hier sowieso nicht hin.
 

Ich wanderte eine Weile umher, ziellos und allein. Manchmal verbrachte ich die Nächte draußen Immer auf der Hut vor Feinden. Ich dachte oft an die Zeit mit Negan. Mein Herz sehnte sich nach ihm. „Wie kannst du nur denken, dass ich ohne dich glücklich sei?“, murmelte ich eines Abends vor mich hin. Ich löschte das Lagerfeuer und verzog mich in mein Zelt. Antworten würde er mir ohnehin nicht. Ich konnte ein paar Beißer hören, zum Glück war ich sicher in meiner Unterkunft. Seitdem ich das Zelt gefunden hatte war ich flexibler, was meinen Aufenthaltsort anging. Mit Menschen hatte ich es ohnehin nicht so. Ich hielt mich von ihnen fern. Negan war der Einzige, den ich vertraute, weil er anders war. Meine Augen sanken zu und endlich konnte ich schlafen.
 

In meinen Träumen wurde ich von der Erinnerung an dich verfolgt: Deine Stimme, deine Augen, dein Körper und dein Lächeln, Letzteres vermisste ich am meisten. Immer wenn du gelächelt hast, konnte ich für einen Moment dieser Welt entfliehen.

Plötzlich gab es keine Beißer mehr und auch keinen Rick. Nur uns. Deine Hand in meiner. Tief in mir drin hatte ich mir genau das gewünscht, dass du immer bei mir sein kannst. Ich wusste, dass wir in keinen Hollywoodfilm lebten. Vielleicht gab es dieses Happy End einfach nicht. Doch wenn ich nur einen Wunsch frei hätte, wäre es ein Leben an deiner Seite. Ich wälzte mich unruhig hin und her. Irgendwann schwanden die schönen Bilder und grausamere zogen auf. Szenarien, in denen ich mit ansehen musste, wie du mir weg genommen wurdest. Schweiß gebadet wachte ich auf. Ich sammelte mich, zog meine Schuhe an und verließ das Zelt, im Inbegriff mir ein wenig die Beine zu vertreten. Natürlich nahm ich meine Waffe mit. Ich gelangte auf eine große Wiesenfläche, die nicht weit von meinem Lager war und da sprang sie mir plötzlich ins Auge – Lucille.
 

*****
 

Verloren, ein Wort, das er fast vergessen hatte. Wobei es vielleicht so kommen musste. „Mindestens konnte ich ihm noch schreiben, was ich fühle“, flüsterte Negan. Der Boden der Zelle war kalt, aber er lebte. Obwohl man dies wohl kaum als Existenz bezeichnen konnte. Seine Hand fasste zu seiner Kehle. „Rick … du Hund“, röchelte Negan. Dieses Arschloch hatte ihm die Kehle aufgeschlitzt. In jenem Moment, rechnete er fest damit seinem Schicksal überlassen zu werden, bis sein Widersacher meinte, man müsse ihn zusammen flicken. Nun war Negan ein Zeichen für Ricks schöne neue Welt. Doch im Grunde wollte er ja Buße tun. Juls hatte ihn verändert. Doch er machte es auch umso schwerer für Negan. Etwas in ihm wollte am liebsten fliehen, seinen Liebsten wieder finden und ein Leben, weit ab von dem hier, an seiner Seite führen. Dafür war es jetzt allerdings zu spät.

Sponsor werden und Werbung komplett deaktivieren
 


 

Seine Tage bestanden jetzt aus dem Blick des kleinen Fensters, das einzige Tor zur Außenwelt und die täglichen Besuche von Ricks Leuten, die eher einer Demütigung glichen. Der einstige Anführer der Saviors und Leiter des Sanctuarys, der nun hinter Gittern dahin vegetierte, darauf angewiesen war, dass man ihm Essen und Trinken brachte sowie seine Bettpfanne leerte. „Jetzt bin ich wohl das Stück Scheiße, was ich tief im Inneren schon immer war“, dachte Negan. Wenn Juls ihn so sehen würde, wäre er bestimmt angewidert von ihm. Negan konnte sich ja nicht mal mehr selbst ertragen. Sein Ziel war es jedoch, Rick irgendwann helfen zu können und sich einen Platz in Alexandria zu erkämpfen. Er wollte sich von Glenns Tod rehabilitieren. Und wer wusste es schon …. Eventuell ließ ihn Rick frei. Die Hoffnung war gering, aber ging nicht gegen Null. Es war ein Gedanke, für den er kämpfte.
 

Die Zeit verging schleichend. Manchmal kam es Negan so vor, als würde er in einem Paradoxum fest sitzen, während es draußen ohne ihn weiter ging. Er dachte an Lucille. Michonne meinte, dass sie irgendwo da draußen sei. Sie war allein, genauso wie Juls. Negan konnte beide nicht mehr beschützen. „Du musst ihm vertrauen, er packt das schon. Er ist taff. Ja, selbst dir kann er eventuell noch etwas vor machen“, sagte seine innere Stimme zu ihm. Nichtsdestotrotz vermisste er sie. Lange war Lucille sein Ausgleich gewesen. Negan sah einen Menschen in ihr. Ja, er hatte den Geist seiner verstorbenen Frau praktisch auf sie transportiert. Wer würde schon einen Baseballschläger einen Namen geben? Er schnaufte verächtlich und legte sich auf sein Bett. Sein einziger Besitz, wenn man die Kleidung, die er am Leib trug abzog. Obwohl selbst diese Pritsche ihn nicht wirklich gehörte.
 

Negan wusste bald nicht mehr, welchen Tag, Monat oder Jahr wir hatten. Allerdings bemerkte er, dass er alterte. Daher schien einiges an Zeit vergangen zu sein. Irgendwann bekam er zu hören, dass Rick angeblich verstorben sei. So wirklich glaubte Negan jedoch nicht daran. Rick war ein taffer Hund. Bestimmt war er da draußen. Michonne blockte Gespräche mit ihm ab. Man merkte, dass sie ihn zum einen misstraute und zum anderen ein tiefer Hass in ihr verwurzelt war. Dafür schaffte Negan es, langsam Zugang zu Judith zu bekommen. Sie wurde seine große Stütze. Das lag wohl insbesondere daran, dass sie, im Gegensatz zu den anderen Bewohnern in Alexandria, unvoreingenommener war. Judith behandelte Negan nicht wie das Monster, das viele in ihm sahen. Immerhin zwei Menschen – Juls und sie. Was er wohl gerade machte? Wie es ihm ging und wo er die Nächte verbrachte?
 

„Hattest du eine Freundin im Sanctuary?“, fragte ihn Judith einmal, von Lucille wusste sie ja bereits. „Warum willst du das denn wissen?“ „Nur so, ich bin neugierig, wie du gelebt hast.“ Er musste lachen, die Direktheit der Kleinen war ihm sympathisch. Ganz wie der Bruder und Vater.
 

„Nein“, antwortete Negan „da waren ein paar Frauen, aber keine davon war meine Freundin.“ „Warst du ein Casanova?“ „Kann man so sagen. Doch dann kam eine Person, die mehr für mich war, als das. Sie hat mir emotional viel gegeben. Allerdings war sie keine Frau.“ „Ein Mann?“ „Ja“, sprach er völlig selbstverständlich aus. Wer hätte gedacht, dass Negan mal so offen dazu stand nicht heterosexuell zu sein. „Ist doch egal“, äußerte Judith „Mama meinte immer Liebe ist Liebe.“ „Da hat sie Recht. „Hast du ihn denn geliebt?“ „Ja“, Negan hielt inne „was heißt habe … ich liebe ihn, mehr als mich selbst. Er war das Beste in meinem Leben.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück