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Smallville-Expanded - 09

Legerdemain
von

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EINE UNERWARTETE BEICHTE

Die Party endete erst gegen 01:30 Uhr in der Früh. Doch als es längst still geworden war in der Villa herrschte zwischen Christian und Alicia noch Redebedarf, während sie im Bett miteinander kuschelten. Im Dunkeln Alicias Wange streichelnd raunte Christian ihr nach einer längeren Unterhaltung leise zu: „Ich hatte mir nie Gedanken gemacht, wegen dieser ersten Frage. Damals in meinem Haus in Smallville.“

„Dabei hättest gerade du das wissen müssen“, spöttelte Alicia. „Mir kann man keinen Vorwurf machen, denn ich bin nur ein armes Landmädchen.“

„Jetzt geht das wieder los“, seufzte Christian grinsend. „Das ach so arme, kleine Farmer-Mädchen. Aschenputtel ist ja gar nichts, gegen dich. Ich sage dir mal was: Unwissenheit schützt nicht vor Strafe, heißt es. Oder wie es in good old Germany heißt: Mitgefangen – mitgehangen. Das gilt auch für arme, kleine Farmer-Mädchen.“

„Jetzt hörst du dich wie ein reicher Geldsack an“, zischte Alicia zurück.

„Willkommen im Club“, lachte Christian leise. „Denn vorhin hast du, zum zweiten Mal übrigens, dein Einverständnis gegeben, irgendwann auch ein reicher Geldsack zu sein. Oder heißt das dann Geldsäckin?“

„Unverschämter Kerl“, beschwerte sich Alicia gespielt finster. Im nächsten Moment küsste sie Christian und flüsterte nach einer geraumen Weile atemlos: „Ich frage mich, ob ich mich irgendwann daran gewöhnen werde.“

„An den unverschämten Geldsack, oder daran reich zu sein?“

Ein fast lautloses Lachen folgte. „Beides!“

Sie küssten einander erneut und schließlich raunte Christian: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass du beides ganz gut handhaben wirst. Eine erfolgreiche Geschäftsfrau und eine erfolgreiche Ehefrau und Mutter.“ Etwas leiser fügte er hinzu: „Nachdem ich deine Mutter kennenlernen durfte bin ich mir da sicherer denn je. Sie war dir so unglaublich ähnlich, obwohl sie ein ganz anderes Leben führte. Sie wirkte auf mich stark und selbstbewusst und sie glaubte trotz der Schicksalsschläge immer noch an das Gute. Das hat mir imponiert.“

Eng an Christian geschmiegt flüsterte Alicia zurück: „Ich beneide dich. Ich hätte sie auch gerne in meinem jetzigen Alter gekannt.“

„Ich werde dir so viel von dieser Erfahrung erzählen, wie ich kann, Alicia. Aber nicht mehr alles heute Morgen.“

„Ich bin glücklich, dass wir uns kennengelernt haben, Chris. Trotz all der dunklen Ereignisse, die ebenfalls damit verbunden sind. Du hast mein Leben gerettet. Auf mehr, als nur eine Weise.“

Christian küsste Alicia und antwortete nach einer Weile: „Ich denke, das beruht auf Gegenseitigkeit. Damals, als ich nach Smallville kam, da fühlte ich mich so grenzenlos verloren. Da war so etwas wie ein Loch in meiner Seele. Doch nachdem ich dich kennengelernt hatte, da geschah etwas mit mir. Etwas, das mich zu einem besseren Menschen gemacht hat, Alicia. Ich bin mir sicher, dass es dein Einfluss gewesen ist. Und er ist es immer noch. Dessen bin ich mir ganz sicher.“

„War das bevor oder nachdem wir uns gegenseitig als Rassisten bezeichneten?“

Christian lachte erneut leise auf. „Oh ja, der Anfang war wohl ziemlich holprig. Aber danach haben wir es doch ziemlich gut hinbekommen.“

„Oh ja und wie“, erwiderte Alicia ironisch. „Zwei Latinas verführen dich und später verliere ich die Erinnerung daran, wer du bist und schlafe mit einem anderen Typ, während du derweil Chloe flachlegst. Das haben wir ziemlich gut hinbekommen.“

Ein leises Seufzen war die Antwort. „Okay, wenn du es so formulierst, dann klingt das wirklich etwas abgefahren.“

„Etwas ist gut“, gab Alicia leise zurück. „Was denkst du? Wird der Rest deutlich weniger abgefahren?“

„Ich hoffe nicht“, erwiderte Christian mit gespieltem Entsetzen. „Wo würde denn da der Spaß bleiben?“

Alicia kicherte amüsiert. „Vermutlich hast du Recht. Aber ob du nun Recht hast oder nicht – ich muss jetzt noch einmal runter zur Küche und was trinken. Ich bekomme nämlich Sodbrennen von dem Champagner.“

Christian gähnte herzhaft. „Bis du zurück bist, schlafe ich vermutlich. Aber du darfst mich gerne wecken.“

Alicia gab Christian einen herzhaften Schmatzer auf die Wange. Dabei flüsterte sie: „Bin gleich wieder da, mein geliebter Verlobter.“

Sie schwang sich geschmeidig aus dem Bett. Rasch ihren Morgenmantel überwerfend huschte sie aus dem Zimmer und schritt lautlos die Galerie entlang und anschließend die Treppe hinunter. In Gedanken lächelnd erreichte sie die Küche. Nachdem sie sich eine kleine Flasche mit stillem Wasser genommen hatte, schloss sie den Kühlschrank und nahm einen Schluck. Erst als sie die Flasche wieder verschloss, bemerkte sie ein leises Geräusch. Es schien irgendwie seltsam und es kam aus Richtung der Bibliothek.

Alicia fand dies seltsam, denn kein Lichtschein drang aus der Bibliothek und wer würde auch um diese Zeit auf die Idee kommen, sich ein Buch herauszusuchen?

Wieder klang das leise Geräusch auf und Alicia war sich diesmal sicher, dass es eher geklungen hatte wie ein Schluchzen. Doch wer konnte so unglücklich sein, dass er um diese Zeit die Bibliothek aufsuchte um sich auszuheulen? Für einen Moment war Alicia unentschlossen, ob sie nachsehen sollte. Sie wollte niemanden beschämen. Doch dann siegte ihre Neugier und der Wunsch helfen zu wollen und so schritt sie leise zur Bibliothek hinüber um einen vorsichtigen Blick hineinzuwerfen.

Zu Alicias Überraschung war es Samantha, die mit angezogenen Beinen auf einem der beiden Sofas saß und den Kopf auf die Knie gelegt das leise Schluchzen von sich gab.

Alicia strich ganz bewusst über den Stoff ihres Morgenmantels, um ein leises Geräusch zu verursachen, dass die Freundin nicht zu Tode erschreckte, während sie sich ihr langsam näherte.

Samanthas Kopf ruckte nach oben und sie sah Alicia unglücklich an.

Sie hatte geweint, das erkannte Alicia selbst in der hier herrschenden Dunkelheit. Ganz langsam setzte sie sich zu der Freundin, stellte die Wasserflasche auf den niedrigen Tisch und legte tröstend ihre Arme um die Freundin. Dabei flüsterte sie: „Was hast du?“

Samantha klammerte sich zitternd an die Freundin und ließ zunächst ihren Tränen freien Lauf. Erst nach einer geraumen Weile antwortete sie, fast unhörbar: „Mit dir sollte ich vielleicht als Letzte darüber reden. Es ist außerdem so dumm.“

„Hey, komm. Wir hatten doch nie Geheimnisse voreinander.“

„Doch, eins“, schniefte Samantha. „Und das schon seit einiger Zeit, Alicia. Es ist… verdammt, wie soll ich dir das nur sagen. Ich… ich habe mich in Christian verliebt.“

Alicia glaubte, sich verhört zu haben. „Was redest du denn da?“

Wieder begann Samantha leise zu schluchzen. „Ich weiß ja selbst nicht, wie das passieren konnte. Ich weiß nicht einmal wann es passiert ist. Ich denke, es war bereits vor Jahren. An dem Tag, als Christian mich im Krankenhaus besuchte. Damals, als du dich von ihm getrennt hattest und er sich beschützend zwischen mich und den bewaffneten Verbrecher stellte, der mir in den Bauch geschossen hat. Da habe ich es aber noch nicht bemerkt. Nur, dass sich meine Einstellung zu Chris änderte, seit dieser Zeit. Doch als ich euch vorhin so glücklich sah, da überwältigten mich meine Gefühle beinahe. Dabei ist es völlig verrückt, denn ich weiß, dass Chris nur Augen für dich hat. Er hat mir auch nie irgendeinen Anlass gegeben anzunehmen, dass sich das geändert hätte. Aber es ist trotzdem passiert, obwohl ich Neil andererseits wirklich aufrichtig liebe. Das ist so schräg…“

Wieder begann Samantha leise zu weinen.

Alicia saß bei diesem Geständnis der Freundin wie betäubt neben ihr. Ungläubig, ob das, was Samantha eben gesagt hatte, wirklich wahr sein konnte. Doch das, worüber sie und Christian sich erst kürzlich unterhalten hatten, ergab dadurch endlich einen Sinn. Aber wie konnte man sich denn gleichermaßen in zwei Menschen verlieben?

Endlich fragte Alicia: „Vermutlich war der Abend in der Oper dann der endgültige Augenöffner? Aber wie kannst du Neil lieben und gleichzeitig auch in Chris verliebt sein?“

„Ich weiß es ja selbst nicht, Alicia. Ich will mich ja auch gar nicht zwischen euch stellen. Doch diese Gefühle sind da irgendwo in mir drin und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.“

Alicia spürte so etwas wie aufsteigende Wut. Doch sie kämpfte dagegen an und rief sich in Erinnerung, dass es ihr für eine Zeit lang ähnlich gegangen war, nachdem sie seinerzeit ihr Gedächtnis verloren hatte. Sie hatte zu dieser Zeit auch für zwei Jungs identische Gefühle. Es hatte sich nur nicht über einen längeren Zeitraum aufgestaut und sie hatte bereits nach kurzer Zeit erkannt, wen sie wirklich liebte.

Als Samantha Alicia beschämt ansah, sagte Alicia rau: „Das wusste ich auch nicht, nachdem ich mein Gedächtnis verloren hatte. Es wird sich bestimmt irgendwann genauso legen. So wie es bei mir der Fall war.“

Samantha sah ihre beste Freundin zweifelnd an. Sie schluckte trocken und sagte mit veränderter Stimme: „Neil hat mich vor einer Weile gefragt, ob ich mit ihm nach Granville ziehen möchte. Die Stadt liegt näher an der Uni. Ich hatte mich bisher nicht dazu entscheiden können, doch ich denke es wäre der richtige Schritt. Auch, weil ich Abstand brauche und mir so vielleicht besser über meine Gefühle im Klaren werden kann.“

Etwas erschrocken sah Alicia ihre Freundin an. Sie kannten sich von Kindesbeinen an. „Du willst weg? Aber das muss doch nicht sein, Samantha.“

„Doch muss es“, widersprach Samantha, nun entschlossener als zuvor. „Außerdem kann ich doch nicht ewig bei meinen Eltern wohnen bleiben. Granville ist ja nicht aus der Welt. Wir werden uns nicht aus den Augen verlieren, Alicia.“

„Darauf kannst du wetten, denn das werde ich zu verhindern wissen. Und jetzt komm wieder mit nach oben, du kannst ja nicht die ganze Nacht hier unten in der Bibliothek hocken und herumheulen.“

Samantha zog ein Taschentuch aus einer Tasche ihres Morgenmantels und schnäuzte sich. Der bewusst grobe Tonfall der Freundin hatte seltsamerweise eine beruhigende Wirkung und so erhob sie sich gemeinsam mit Alicia. Sie hielt ihre Freundin jedoch zunächst an der Hand zurück und fragte leise: „Du bist mir nicht böse?“

Alicias Antwort bestand darin, dass sie Samantha in den Arm nahm und leise raunte: „Nein, du Dumme. Und jetzt komm endlich mit.“

Vor dem Gästezimmer drückte Alicia die Freundin noch einmal tröstend und kehrte danach endlich zurück zu Christian.

Als sie sich an ihren Verlobten kuschelte, schloss Christian sie in die Arme. Er hatte zwar bereits halb geschlafen, doch die Welle der Emotionen, die er bei Alicias Nähe spüren konnte, weckten seine Lebensgeister. Etwas verschlafen fragte er ironisch: „Was genau meinst du eigentlich, wenn du sagst, dass du gleich wieder da bist?“

Alicia zögerte kurz, bevor sie Christian leise davon erzählte, was sich ereignet hatte. Danach blieb es still und Alicia glaubte schon, dass Christian eingeschlafen sei, als er rau erwiderte: „Du hast das selbst erlebt. Glaubst du, sie wird rasch darüber hinwegkommen?“

„Das weiß ich wirklich nicht. Ich hoffe es. Denn mich haben selbst die paar Tage damals bereits wahnsinnig gemacht.“

„Mich auch“, brummte Christian. „Ich meine, deine Ungewissheit hat mich wahnsinnig gemacht.“

„Moment mal. Was ist mit dir? Hattest du in der anderen Realität etwa nicht das Gefühl, zwischen allen Stühlen zu sitzen?“

Christian seufzte leise. „Doch, irgendwie schon. Doch dann kam irgendwann auch der Moment, in dem ich mir über meine Gefühle im Klaren war. Ich meine damit jene Gefühle, von denen du weißt, dass sie aus den Knochen kommen. Die tiefer gehen, als alles Andere.“

Alicia lachte leise auf. „Die aus den Knochen kommen? Seltsamer Vergleich.“

„Er war nicht seltsam, bis du ihn mit deinem überragenden Intellekt analysiert und zerlegt hast“, beschwerte ich Christian gespielt brummig.

Alicia küsste Christian zärtlich. Ganz leise sagte sie: „Lass uns schlafen und davon träumen, wie unsere gemeinsame Zukunft aussieht.“

„Gute Idee“, stimmte Christian zu. Alicia in seinen Armen haltend bettete er ihren Kopf auf seine Schulter. „Ich liebe dich, Alicia Sterling. Das wird sich nie ändern.“

„Und ich liebe dich, Christian Gerrit von Falkenhayn.“

Es dauerte nicht lange, bis sie eingeschlafen waren. Beide in dem sicheren Bewusstsein, dass sie ihr heutiges Versprechen in gut vier Jahren einlösen würden.



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