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Die Legende des Blutmonds

Eine Rainbow Soldiers - Kurzgeschichte
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo und herzlich willkommen zu einem weiteren Ausschnitt einer meiner Kurzgeschichten.
Diese wurde im Oktober 2021 geschrieben und spielt in meinem RBM-Universum, einer Urban/High Fantasy Trilogie mit Magical Girls Aspekten. Mehr zu #ProjektRBM findet ihr hier auf Instagram oder hier auf Animexx.
Das Ganze spielt ca. ein halbes Jahr vor Beginn des 1. Kapitels in der RBM Trilogie - und spoilert dementsprechend nichts (außer ein paar Charaktere, die dort eh vorkommen).
Viel Spaß mit dem Anfang (Szene 1 von 2) dieser Kurzgeschichte: Die Legende des Blutmonds!
Eure Nika <3 Komplett anzeigen

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Die Legende des Blutmonds (Ausschnitt)

Wieder einmal fragte ich mich, warum ich hier vor der Schule stand und wartete. Ich seufzte und starrte zur Straße, die den Berg hinunter zur Stadt führte. Wo blieb er denn nur?

»Er hat mir versprochen, pünktlich da zu sein«, murmelte ich leise vor mich hin. Ich holte mein Handy aus meiner kleinen Umhängetasche und schaute auf das viel zu hell eingestellte Display. Keine neue Nachricht. Ein Blick auf die Uhrzeit verriet mir, dass das Event vor einer dreiviertel Stunde offiziell begonnen hatte. Ich wartete schon seit einigen Minuten, die sich in der Kälte aber wie eine halbe Ewigkeit anfühlt hatten. Ich seufzte laut und steckte das Handy wieder zurück in die Tasche.

Ich schaute durch das Eingangstor auf den Vorplatz der Schule. Viele Kostümierte tanzten dort in kleinen Gruppen zur Musik. Es war eine Mischung aus Dubstep und Techno. Ich erkannte einige meiner Klassenkameraden in der Menge, die als Skelett, Zombie oder Kleopatra verkleidet waren. Bunte Scheinwerfer strahlten sie an und die beleuchteten Kürbisse mit gruseligen Grimassen, die überall am Rand des Vorplatzes aufgestellt waren, gaben der Schule eine mystische Atmosphäre.

Kühle Luft wehte in mein Gesicht. Eine stärkere Windbö beförderte dabei den großen Hexenhut fast von meinem Kopf. Ich ging ein paar Schritte zur Seite und lehnte mich an die Schulmauer, um dem Wind zu entgehen. Frierend zog ich die Jacke enger um den Oberkörper. Das Kostüm war viel zu dünn für eine Halloween-Party im Freien, es war jedoch das einzige Outfit, aus dem ich nicht herausgewachsen war. Ich mochte Partys nicht sonderlich, aber Dario zuliebe hatte ich zugesagt. Ich verfluchte ihn für seine Verspätung.

Weiter an der Mauer angelehnt schaute ich nach oben. Ein Rabe krächzte irgendwo in der Ferne und der leuchtende Mond thronte am Firmament. Seine tiefrote Farbe verlieh dem Nachthimmel eine unheimliche Atmosphäre.

Der Blutmond war das astronomische Highlight des Jahres. Die Erde, die Sonne und der Mond standen in einer Linie. Ein sehr seltenes Phänomen. Und genau heute, in dieser Halloweennacht, zeigte er sich uns in seiner vollen Pracht. Ich liebte dieses Spektakel. Das Universum gab mir immer wieder zu verstehen, wie klein wir Menschen eigentlich waren. Ein Schauer fuhr meinen Rücken hinunter und ich zitterte kurz am ganzen Körper. Ich schloss die Augen, atmete die kalte Luft tief ein und langsam wieder aus.

»Buh!«, flüsterte jemand neben mir in mein Ohr. Ich erschrak mit einem schrillen Aufschrei und schaute in ein weiß bemaltes Gesicht.

»Dario! Wo warst du?« Ich hatte ihn gar nicht bemerkt. Er lachte auf, wodurch seine angeklebten Eckzähne zum Vorschein kamen. Das gedimmte Licht des Mondes spiegelte sich in seinen roten Augen. Trug er Kontaktlinsen?

»Hey, Shika! Tut mir leid, das Make Up hat gedauert.« Er trat einen Schritt zurück und drehte sich einmal um sich selbst. »Was sagst du?«

Ich musterte ihn von oben bis unten. Wenn Vampire noch existieren würden, wäre er ein perfekter, adliger Vampirlord in einem großen Herrenhaus. Die Rüschen seiner viktorianischen Bluse bauschten sich über seinem Dekolleté und um seine Hände herum auf. Eine schwarze Weste und ein Umhang mit Stehkragen und rotem Futter perfektionierten sein Outfit.

»Du siehst super aus«, sagte ich nickend, wodurch er noch stärker grinste. Ich schaute auf seine Schuhe und die dazugehörige Hose. Nach einer kurzen Pause fügte ich hinzu: »Aber was sollen die Jeans und die Sportschuhe?«

Verlegen blickte er zu Boden und lachte heiser. Ohne seine weiße Farbe im Gesicht wäre er sicherlich rot geworden. Er warf mir einen entschuldigenden Blick zu. »Die habe ich zu Hause vergessen! Ich hätte dich sonst noch länger warten lassen, tut mir leid.«

Ich drückte mich von der Schulmauer weg und trat vor Dario. Ein Geruch von Alkohol kroch mir in die Nase. Nur ganz leicht, aber er war da. Ich schaute an ihm vorbei und erkannte eine Mumie und einen Frankenstein. Das mussten seine Klassenkameraden Brandon und Jonas sein, mit denen er vorher zusammen unterwegs war. Sie hatten wohl ein bisschen getrunken und sich gemeinsam umgezogen. Das erklärte auch die andere Richtung, aus der er gekommen war.

»Alles gut.« Ich schaute ihm in die roten Kontaktlinsen, die im rötlichen Licht des Mondes noch unheimlicher wirkten. »Wollen wir los?« Ich deutete mit dem Kopf zum Schultor, an dem schwarze und blutrote Rosen sowie Totenköpfe angebracht wurden. Einige Kerzen mit LED-Lichtern vollendeten die Dekorationen.

Da bemerkte ich, dass Dario einen Schritt zurückgetreten war und er mich ebenfalls von oben bis unten musterte. Der Wind wehte den Rock, den mir meine Mutter geliehen hatte, wild umher und eine erneute Böe riss den Hut von meinem Kopf. Dario schnappte ihn in letzter Sekunde.

»Das war knapp.« Er kam wieder ein paar Schritte näher und setzt mir den Hexenhut auf. Dann ging er auf das Tor zu und sagte über seine Schulter: »Du solltest öfters Röcke tragen, die stehen dir.«

Meine Wangen wurden heiß und ich schaute zur Seite. Normalerweise trug ich immer Hosen. Aber leider passten sie nicht zu einer Hexe. Hatte Dario mich je mit einem Rock gesehen? Mein Blick fiel zu ihm und seiner Beinbekleidung. Selbst einem Vampirlord standen keine Jeans. Ich schüttelte den Kopf und setzte mich ebenfalls in Bewegung.

»Da seid ihr ja endlich!«, hörte ich eine vertraute Stimme sagen. Eine blutige Krankenschwester mit einer Glasflasche in der Hand kam aus dem Tor heraus und hielt vor Dario an. Sie umarmte ihn zur Begrüßung und sah dann zu mir. Lächelnd kam sie auf mich zu. »Shika!«

»Hey Selene! Schickes Outfit, steht dir wirklich gut!« Ich erwiderte ihre Umarmung und sah an ihr herunter. Sie trug ein knappes, weißes Kleidchen mit Kunstblutflecken. Ihre Wunden, die am ganzen Körper aufgemalt waren, sahen sehr real aus. »Sag mal, ist dir das nicht viel zu kalt?«

Sie grinste mich über beide Ohren an und hielt mir ihre Bierflasche vor mein Gesicht. »Ich trinke genug! Solltest du auch mal probieren!«

»Später vielleicht, danke«, sagte ich. Ich wollte sie weiter ablenken, doch bevor ich etwas sagen konnte, traten Brandon und Jonas näher heran und unterbrachen unser Gespräch.

»Habt ihr schon gehört?«, fragte die Mumie und kam vor uns dreien zum Stehen.

Blitzschnell drehte sich Dario zu seinem Klassenkameraden herum. »Was denn?«

»Es gibt eine Legende in dieser Stadt. Angeblich hört man Schreie unten am Maringer See, wenn der Blutmond über uns wacht. Dort soll vor langer Zeit eine Prinzessin als Hexe verbrannt worden sein! Seitdem sucht sie in dieser Nacht alle Menschen heim, die in der Nähe des Sees sind«, erklärte Jonas Frankenstein und verstellte dabei seine Stimme. Ich zog eine Augenbraue hoch und verschränkte die Arme vor meinem Körper.

Selene rollte ihre Augen und drehte sich ihnen zu. »Es ist nicht umsonst eine Legende

Jonas grinste und untermalte mit einem Schnauben seine Mimik. Doch meine Freundin ignorierte es gekonnt, bevor er erneut etwas sagen konnte, und trat vor das Tor. »Also, kommt ihr mit auf die Party oder wollt ihr hier weiter Wurzeln schlagen?«

Als niemand darauf antwortete, stapfte sie in Richtung Innenhof und verschwand hinter der Mauer.

Ich wollte ebenfalls gehen, doch Frankenstein stellte sich vor mich und schaute zu mir herab. Das rote Licht des Mondes ließ seine grünliche Haut verfault aussehen.

»Und was sagt uns diese Legende?«, unterbrach Dario die unheimliche Stille.

»Diese Hexe soll einen wertvollen Gegenstand in einer Truhe in der Mitte des Sees versteckt haben. Und natürlich ist sie nur zum Blutmond erreichbar.« Brandon stoppte an dieser Stelle und legte eine theatralische Pause ein. »Lasst uns daraus doch eine Mutprobe machen und hingehen! Oder traut ihr euch nicht?

Ich seufzte und schüttelte angestrengt den Kopf. »Das glaubt ihr doch selbst nicht?«

»Warum nicht? Ist auf jeden Fall spannender als die Party!«, sagte Dario. Er nickte und klang dabei höchst euphorisch.

Ich glaubte, ich hatte mich verhört. Doch als sich der Vampirlord breit grinsend zu mir umdrehte und seine Eckzähne zeigte, wusste ich, dass er es ernst meinte. Zugegeben, ich ging ungern auf Partys, aber Mutproben zu ausgedachten Legenden waren noch bescheuerter. Ich musterte die drei Jungs, die vor mir standen. »Wofür habt ihr euch denn so in Schale geschmissen, wenn es dann niemand sieht?«

»Passt auf, wir machen das so«, begann Jonas und schaute uns abwechselnd in die Augen. Ignorierte er grade meine Frage? »Wir legen unsere Handys weg und zünden am Waldrand Kerzen an. Dario, du gehst mit Shika voraus, Brandon und ich folgen euch mit etwas Abstand. Wir müssen ja sehen, ob ihr die Mutprobe schafft oder nicht.«

Dario nickte eifrig. »Das wenige Licht macht es direkt noch spannender! Im Wald sollte der Wind auch nicht so stark sein. Aber woher nehmen wir die Kerzen?«

»Hört ihr mir überhaupt zu?« Ich wurde langsam wütend. Kalt war es auch. Und sie wollten in den Wald zu einem See laufen? Nicht mit mir. »Das ist eine schwachsinnige Idee! Ist euch die Party nicht gut genug?«

»Aber Shika, wie oft haben wir denn die Möglichkeit, einer Legende nachzugehen? Den Blutmond sehen wir nicht so häufig... und dann ist heute auch noch Halloween! Das ist ein Zeichen!« Dario fuchtelte bei diesen Worten so stark mit seinen Händen, dass er mir fast unbeabsichtigt eine Backpfeife verpasste.

»Ein nicht existentes Zeichen!«, protestierte ich, doch wieder stieß ich auf taube Ohren. Ich verdrehte die Augen. Alles, was ich wollte, war ein lustiger Abend im Beisein meiner Freunde, denn nur für sie war ich hier. »Ihr werdet dort nichts fin-«

»Aber Shika«, fiel mir nun Brandon ins Wort. »Wenn am Grunde des Sees kein Schatz ist, hast du ja auch nichts zu befürchten. Oder hast du etwa Angst?«

»Natürlich nicht!«

»Dann ist es beschlossene Sache«, rief Jonas freudig und holte zwei Kerzen und Feuerzeuge aus seinem Rucksack. Etwas klirrte und ich vermutete, dass sich dort weitere Flaschen mit alkoholischem Inhalt versteckten.

Ich atmete tief ein und aus. Dass ich es ihnen nicht ausreden konnte, war mir von Anfang an klar. Aber warum musste ich mit? Eine schwache Bö wehte an mir vorbei und ich fröstelte. Hätte ich Selene doch besser direkt folgen sollen?

Jonas übergab Dario eine der Kerzen und ein Feuerzeug. »Das Feuer darf maximal drei Mal neu entzündet werden. Handylicht ist verboten, aber das Rot des Mondes gibt ja auch etwas Licht ab.« Die Jungs nickten sich gegenseitig zu.

Sie waren so vertieft in ihr Gespräch, dass ich jederzeit hätte verschwinden können. Doch ich tat es nicht. Ich wollte mir nicht anhören müssen, dass ich ein Angsthase sei. Und auch wenn Selene auf der Party war, ich war mit Dario verabredet. Ich konnte mir zwar Schöneres vorstellen, als nachts im Wald herumzuirren, aber immerhin entging ich so den betrunkenen Schülern.

Da kam Dario auf mich zu und hielt genau vor mir an. Er beugte sich etwas herunter und klopfte mir mit seiner Hand auf die Schulter. »Das wird super, vertrau mir! Ich bin ja bei dir.«

»Ich habe keine Angst«, sagte ich laut seufzend und drehte mich von ihm Weg. »Los, lasst uns gehen.«



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