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The Tiger and the Wolf

von

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Detective Stilinski auf heißer Spur

Wieder ein Kapitel aus der Sicht von Stiles. Viel Spaß! :)

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Stiles hatte den Nachmittag produktiv verbringen wollen und sich mit der Frage beschäftigt, ob Luke nun von Geburt an ein Argent gewesen ist oder ob es sich bei ihm tatsächlich um einen Abkömmling der Familie Taylor handelte. Trotz der notwendigen Informationen, war es ihm nicht gelungen, genauere Auskünfte über Großvater Gerards Lieblingsenkel zu erlangen. Ihm fehlte es an der Legitimation solche Daten einzuholen – er war weder Vater, noch weniger Mutter und auch kein gesetzlicher Vertreter. Die englischen Behörden erwiesen sich als weitaus weniger kooperativ als angenommen. Anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, war er zu Chris gefahren, bei dem er jetzt auch am Esstisch saß, eine Cola vor sich, während sein Gastgeber ein Bier genoss.
 

„Ich hätte eventuell auch gerne ein Bierchen gewollt“, grummelte Stiles und schlürfte an seinem Glas.
 

„Dafür bist du noch zu jung“, schmunzelte Allisons Vater und verschränkte die Hände auf der Tischplatte. „Du hast am Telefon etwas über Luke gesagt“, lenkte er das Gespräch ohne Umschweife auf den eigentlichen Grund von Stiles´ Erscheinen.
 

„Richtig. Du wirst nicht wissen, ob er bei seiner Geburt ein Argent war und erst nachher den Namen seines Vaters angenommen hat, oder nicht? Dem englischen Recht folgend, können nämlich die Eltern gemeinsam entscheiden, oder wahlweise ein Elternteil, welcher Nachname schlussendlich in die Geburtsurkunde eingetragen wird.“
 

Stiles konnte beobachten, wie Chris´ rechte Augenbraue verräterisch zuckte und er sich über seinen Dreitagesbart strich. Einen kurzen Schluck Bier später räusperte sich der ehemalige Jäger und kratzte sich am Kinn.
 

„Das ist eine ungewöhnliche Frage – warum interessierst du dich dafür?“
 

Allison hatte ihm also noch nichts von ihrer Vermutung erzählt und Derek und Chris waren nicht die besten Freunde, so war sich Stiles unsicher, inwieweit er ihn einweihen sollte. Das hier betraf schließlich nicht nur Luke, sondern auch Scott. Der Sohn des Sheriffs konnte schwer abschätzen, inwieweit Chris in seinem Neffen eine Bedrohung sah und welche Konsequenzen er daraus ziehen würde.
 

„Neugierde, Interesse, Langeweile“, zählte er auf und ließ sich dabei nicht in die Karten schauen.
 

Chris schwieg und musterte Stiles. Man konnte ihm förmlich ansehen wie er zögerte. Nach einer längeren Bedenkzeit, die beide Männer mit dem Leeren ihrer Flaschen beziehungsweise Gläser verbrachten, erhob Allisons Vater doch die Stimme: „Wenn ich ehrlich sein soll: Ich weiß es nicht. Das mit Luke war eine sehr komplizierte Sache und es ist eine lange Geschichte.“
 

„Ich habe Zeit.“
 

„Also gut.“ Chris seufzte und drehte sein Glas gedankenverloren in den Händen herum. „Luke war eigentlich kein Wunschkind. Mein Vater hat Kate dazu gedrängt, mit diesem Daniel Taylor auszugehen.“
 

„Also hat dein Vater das arrangiert“, schlussfolgerte Stiles.
 

„Dad war ganz scharf darauf, sie mit ihm zu verkuppeln. Er hat ihn beruflich kennengelernt und wohl bereits damals den nötigen Riecher besessen, dass aus diesem Mann noch weit mehr werden wird, als er bis dato bereits war.“ Allisons Vater rollte mit den Schultern und wich dabei dem Blick seines Gegenübers aus.
 

„Ich kenne den Lebenslauf von Daniel Taylor – es ist aber nicht möglich, etwas über Luke herauszufinden; sein Vater schirmt ihn mehr als gut vor der Öffentlichkeit ab. Der Junge ist quasi wie ein Schatten, existiert eigentlich nicht.“
 

„Das kann ich mir gut vorstellen. Kate hat diesen Daniel einmal mit nachhause gebracht. Er war höflich, reserviert und dabei erstaunlich herablassend. In seinen Augen waren wir alle Dreck, Kate einmal ausgenommen.“ Chris stand auf und warf einen Blick auf Stiles´ leeres Colaglas: „Willst du noch etwas?“
 

„Ja, bitte.“
 

Während sich sein Gesprächspartner daran machte, Bier und Cola nachzuschenken, ging Stiles die nächsten Schritte und Fragen, die er an ihn hatte, gedanklich durch. Chris verbarg etwas vor ihm, das stand bereits zu Beginn ihrer Konversation fest. Ihm war es sichtlich unangenehm, über seinen Neffen zu sprechen. Hatte Scott nicht erzählt, dass Victoria und er beabsichtigt hatten, Luke zu sich zu holen? Sollte er ihn damit konfrontieren?
 

Chris stellte das Glas vor Stiles ab und setzte sich wieder hin, sein Bier dieses Mal gleich in der Flasche belassend. Er überkreuzte die Beine unter dem Tisch und verschränkte die Arme vor der Brust. Sein Blick wich immer noch dem von Stiles aus, aber er setzte nahtlos dort an, wo sie aufgehört hatten:
 

„Als sie schwanger wurde, hat mein Vater sie gezwungen, Luke zu bekommen. Sie wollte ihn eigentlich abtreiben lassen, da er ihr die Zukunft versaut hätte. Sie war damals einfach so jung und auch, wenn Daniel bereits damals gut situiert war… sagen wir einfach, Kate konnte noch nie gut Verantwortung übernehmen, schon gar nicht für ein menschliches Wesen.“
 

„Das weiß ich bereits, Chris – Allison hat auch das mitbekommen. Ich brauche andere Informationen, Sachen, mit denen ich arbeiten kann. Wie war ihr Verhältnis zueinander und wie hat Gerard es geschafft, Luke so um den Finger zu wickeln? Soweit ich informiert bin, war Daniel von dieser Verbindung nicht sonderlich begeistert, oder?“
 

Stiles konnte beobachten, wie Chris sich ein wenig im Stuhl aufrichtete und wieder an seinem Bier nippte. Erneut strich er sich über die Wange und schien mit sich zu hadern. Der Sohn des Sheriffs kam den interessanten Punkten in Lukes Leben immer näher.
 

„Luke hat Kate vergöttert, wie er es auch bei meinem Vater zu tun scheint. Er ist sein Liebling. Dad hat ihn regelmäßig besucht und war gelegentlich bei seinen sportlichen Wettkämpfen dabei. Ein kleiner Junge oder ein Jugendlicher, dessen Vater kaum zuhause ist, und dessen einzige Konstante im Leben wahrscheinlich ein wechselnder Personalstab ist, der klammert sich alsbald an das Stück Familie, das sich ihm anbietet. Kate wollte trotzdem nichts von ihm wissen. Der Junge hat ihr oft Briefe geschickt, Bilder von sich, Zeitungsausschnitte, seine Zeugnisse; sie hat sie nicht mal angesehen.“
 

„Aber du“, induzierte der Sohn des Sheriffs.
 

„Als er sechs Jahre alt gewesen ist, kaum, dass er richtig schreiben konnte, hat er ihr geschrieben, ob sie ihn denn besuchen würde, er habe nämlich in vierzehn Tagen sein erstes Fußballspiel im Jugendkader und würde dabei alleine sein.“ Chris biss sich auf die Unterlippe und mahlte hörbar mit den Zähnen. „Mit neun hat er sie dann irgendwann einmal gefragt, ob Mami denn auf ihn böse sei, weil sie nicht reagieren würde. Er vermisse sie und habe sie furchtbar lieb.“
 

„Denkst du, dass er zuhause nicht glücklich ist oder war?“, fragte Stiles nach.
 

„Ich weiß es nicht, Stiles. Mein Vater hat ihn ebenso gut abgeschirmt. Die Briefe konnte er wohl nicht alle abfangen. Weißt du, Victoria und ich hätten ihn gerne bei uns aufgenommen. Ein weiteres Kind im Haus… es wäre schon gut gegangen.“
 

„Aber Gerard war dagegen?“
 

„Sowohl er, als auch Kate. Sie wollte einfach nichts mit ihm zu tun haben. Meine Schwester hat Luke einmal als den größten Fehler ihres Lebens bezeichnet.“ Chris nahm einen großen Schluck und wischte sich dann mit dem Handrücken über den Mund.
 

„Denkst du, dass Gerard ihn zu einem Jäger gemacht hat?“, stellte Stiles seine nächste Vermutung in den Raum.
 

„Vermutet ihr das denn?“
 

„Ich vermute es. Er hat Jackson bis zur Weißglut provoziert und Scott meinte, einige zweideutige Bemerkungen habe Luke auch gemacht. Die körperlichen Voraussetzungen sind da, er ist äußerst sportlich und scheint die nötige Gefühlskälte dazu zu besitzen.“ Chris´ Miene verdüsterte sich bei jedem Wort mehr, sodass Stiles sich genötigt fühlte, hastig anzufügen: „Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.“
 

„So wie du ihn beschreibst, scheint er sehr nach Kate zu kommen.“ Die Züge des ehemaligen Jägers entspannten sich ein wenig, während er sprach: „Es kann sein, doch das wäre ungewöhnlich.“
 

„Ungewöhnlich?“
 

„Du musst wissen, es gibt in unserer Familie eine Regel: Unsere Söhne werden zu Soldaten, unsere Töchter zu Anführern erzogen. Allison hätte die erste Wahl meines Vaters sein müssen, nicht Luke. Auch, wenn er mit den Traditionen durchaus gebrochen hat, wie wir ja spätestens seit letztem Jahr wissen, war er von dieser Einstellung immer überzeugt. Das hat etwas mit der Gründung unseres Familienzweigs zu tun.“
 

„Es würde aber erklären, warum er Victoria und dich in Ruhe gelassen hat. Allison kann auf eine Kindheit frei von übernatürlichen Phänomenen, die sie proaktiv betreffen würden, zurückblicken. Ich hege die Vermutung, dass Luke nicht nur Opas kleiner Liebling ist, weil er sein Sprungbrett in ein deutlich angenehmeres Leben war oder ist. Womit wir aber bei einer weitaus interessanteren Frage angelangt wären: Weißt du, ob es in Lukes Vergangenheit einen Unfall gab?“
 

Chris lauschte Stiles´ Ausführungen und eine Furche bildete sich bei der Frage auf seiner Stirn. „Wie kommst du denn darauf?“
 

„Weil er eine Narbe an der Seite besitzt und ich mich dafür interessiere“, bog sich Stiles die Wahrheit ein wenig zurecht. Das war ja nicht einmal gelogen. Den eigentlichen Grund seines Interesses verschwieg er nur gekonnt und Wahrheit war ja, bekanntermaßen, etwas sehr Subjektives.
 

„Narben können von überall herrühren, Stiles und sie sind eigentlich nichts Ungewöhnliches, oder?“ Allisons Vater verengte die Augen ein wenig.
 

„Aber jede Narbe erzählt auch eine Geschichte. Ich bin einfach an Lukes Vergangenheit sehr interessiert. Wenn du etwas weißt, bitte… es ist wichtig, sehr wichtig. Vor allem, ob sein Nachname Argent oder Taylor lautet oder gelautet hat. Alles was du weißt, könnte helfen“, beschwor ihn der Sohn des Sheriffs.
 

Sein Gegenüber strich mit der Zungenspitze über die Lippen und man konnte ihm sein Hadern ansehen. Chris´ Blick wanderte von Stiles zur Tischplatte, seinem Bier und dann wieder zurück. Wahrscheinlich betrachtete er die ganze Angelegenheit als eine familieninterne Sache und so wie er sich verhielt, machte er sich auch Vorwürfe.
 

„Ich kann dir diese Frage leider nicht beantworten, Stiles“, seufzte sein Gesprächspartner und begrub damit sämtliche Hoffnungen, weiterzukommen. „Ich habe aber etwas, das dir helfen könnte.“ Damit stand er auf und verschwand kurz, um mit einer dünnen braunen Ledermappe zurückzukehren, die er ihm aushändigte.
 

„Was ist das?“, wollte Stiles wissen.
 

„Kates persönliche Dokumente.“ Chris nahm wieder Platz und trank sein Bier in großen Schlucken leer.
 

„Auch Lukes Geburtsurkunde?“, fragte Stiles hoffnungsvoll.
 

„Nein – aber mit ihrer Urkunde wäre es doch möglich, dass du an Informationen über ihn gelangst, oder?“
 

„Natürlich! Ich weiß auch schon wie!“ Es hätte nicht viel gefehlt, und Stilinski Junior wäre dem Argentspross um den Hals gefallen. Er wusste auch schon, wie er es anstellen würde. Zur Sicherheit öffnete er die Mappe und blätterte sie durch. Was notwendig war, hatte er nun in Händen. Der Rest würde ein Kinderspiel sein.
 

„Stiles?“
 

„Hm?“ Er sah auf und konnte das erste Mal direkt Chris´ Blick einfangen. Dieser war eine Mischung aus Sorge, Schuld und auch ein wenig Traurigkeit.
 

„Du suchst das alles aus einem bestimmten Grund. Allison hat es zwar vor mir versucht zu verbergen, doch ich habe ihr angemerkt, dass sie etwas belastet. Es geht um Scott, oder?“
 

„Und wenn dem so wäre?“ So leicht wollte Stiles es dem Älteren dann auch nicht machen.
 

Chris seufzte leise und trippelte mit den Fingern auf dem Tisch herum. „Du weißt, wie mein Vater sein kann. Er benutzt die Leute in seinem Umfeld zu seinen Zwecken, manipuliert sie und wirft sie dann weg, sobald sie ihren Nutzen überlebt haben.“
 

„Was möchtest du damit sagen? Dass das alles ein großangelegter Plan von Gerard ist?“ Stiles ließ seine Augenbrauen verwundert in die Höhe wandern. Auch er war schon zu diesem Schluss gekommen, doch nicht einmal Gerard Argent konnte etwas gegen kosmische Gesetze ausrichten oder sie zu seinen Zwecken hin verändern. Ein Seelenmal war etwas, das sich außerhalb seiner Machtsphäre befand.
 

„Er wird sicherlich seinen Nutzen daraus ziehen wollen. Sein Rachedurst war schon immer übermächtig. Ich könnte mir vorstellen, dass er Luke dafür benutzen will. Scott hat ihm das angetan und er hat es ihm sicherlich nicht verziehen.“
 

„Das denke ich auch, aber jemand wie dein Vater ist nicht in der Lage zu begreifen, was es bedeutet, tatsächlich Liebe und Zuneigung für jemanden zu empfinden. Ich kenne Scott, besser als du, besser als Isaac und sogar besser als Allison – er mag zwar manchmal sehr naiv sein, aber er ist nicht dumm. Er passt schon auf sich auf.“
 

Stiles entschied sich dazu, Chris reinen Wein einzuschenken. Wenn er noch Informationen zurückhielt, konnte ihn das vielleicht dazu bewegen, mit der Sprache herauszurücken.
 

„Ich glaube, dass Luke Scotts Seelengefährte ist und auch umgekehrt. Das Wenige, was ich von ihm gesehen habe, hat gereicht, um diesen Schluss naheliegen zu lassen. Lukes Augen gleichen denen von Kate: Sie sind voller Gleichgültigkeit, Kälte und auch Machthunger. Im Gegensatz zu ihren beherbergen sie aber auch so etwas wie Liebe, Geborgenheit und Sehnsucht. So wie er Scott ansieht und sich ihm gegenüber verhält – er ist wie ausgewechselt.“
 

Sein Gesprächspartner hörte ihm geduldig zu, wenngleich sich auf seiner Stirn gegen Ende hin eine Furche bildete. „Du denkst also, er ist wirklich in Scott verliebt? Der Junge steht doch nicht auf andere Jungs? Ich meine, Allison und er…“
 

„Das ist nicht meine Angelegenheit. Ich weiß nur, dass Scott für ihn ähnlich zu empfinden scheint und das, obwohl sie sich erst seit nicht einmal fünf Tagen kennen. Luke hat mit ihm sein Essen geteilt, ihn von zuhause abgeholt… sie greifen perfekt ineinander; so wie es bei Seelengefährten ist. Den Orientierungslauf haben sie in Rekordzeit beendet und das obwohl Luke ein bloßer Mensch ist. Scott hat vorher noch nie Fußball gespielt und trotzdem sah es so aus, als wäre er sein ganzes Leben lang mit dem Ball am Fuß aufgewachsen.“ Stiles kratzte sich an der Nase und hielt inne, um seinem Gesprächspartner die Gelegenheit zu geben, etwas zu erwidern.
 

„Wenn dem so sein sollte, müsste er doch ein Seelenmal mit Scotts Initialen besitzen? Ich meine, so schwer kann es doch nicht herauszufinden sein. Es gibt nur ganz wenige Menschen, bei denen nie eines auftaucht.“ Chris legte den Kopf schief. „Es sei denn…“
 

„Lukes Seelenmal wird, laut eigener Aussage, von seiner Narbe überdeckt. Eine Narbe, die er schon länger mit sich herumtragen muss. Scott besitzt seit zwei Jahren ein Seelenmal: Ein L und ein A – Luke Argent. Du verstehst, warum ich mich so für seine Vergangenheit interessiere?“
 

Allisons Vater strich sich mit dem Daumen über den Mundwinkel und überlegte, was Stiles nutzte, um sich den letzten Rest Cola zu genehmigen. „Deine Theorie hat aber einen Haken, Stiles.“
 

„Hat sie? Klär mich bitte auf.“
 

„Luke müsste doch sein Mal einmal gesehen haben, oder? Außerdem, wenn Scott seines mit 15 bekommen hat, dann müsste es bei ihm doch gleich sein? Seelenmale tauchen doch simultan auf?“
 

Stiles schüttelte den Kopf: „Nein, soweit ich informiert bin nicht.“ Er hatte nämlich in den letzten Tagen ausgiebig im Internet recherchiert, unter anderem auch in Foren und in wissenschaftlichen Fachartikeln. „Wenn die Wunde bereits vorher zugefügt wurde, kann das beim anderen Partner das Auftauchen des Mals hinauszögern. Es gibt außerdem bestimmte Faktoren, mit denen sich errechnen lässt, wo das Mal bei jemandem auftaucht. Meine Mutter etwa hat die Initialen meines Dads in der Nähe des linken Brustbereichs getragen, wie auch meine Großmutter und mein Großvater. Eine Häufung einer bestimmten Stelle in der Familie scheint dafür zu sprechen, dass sich das Mal eher dort manifestiert, denn sonst wo.“ Dabei kam ihm eine Idee. „Wo hatte Kate denn ihr Seelenmal?“
 

„Das…“ Chris schob die leere Bierflasche beiseite. „Bist du dir ganz sicher, dass so eine Häufung existiert? Das ist kein Hirngespinst und auch keine Lüge?“
 

„Nein. Ich kann dir auch empirische Daten liefern und Statistiken, ganze Fachartikel, wenn du möchtest. Warum?“
 

Stiles konnte beobachten, wie der Ältere langsam mit der Hand an jene Stelle fuhr, wo sich auch Lukes Narbe befand. „Ungefähr hier, genauso wie mein Vater und ich. Victoria hatte ihres auf dem Handgelenk.“
 

„Ja und Allison das von Isaac auch. Ein wirkliches Muster ist nicht zu finden, auch nicht, ob die Position des Mals mehr von den Genen der Mutter beeinflusst wird oder vom Vater. Es gibt Anhaltspunkte und die Tatsache, dass ihr alle euer Mal dort zu tragen scheint, deutet daraufhin, dass Allison einfach ein Ausreißer gewesen ist. Ich kann mich natürlich auch irren“, hob Stilinski Junior die Hände in die Höhe. „Es bedeutet aber, dass Luke, zumindest was das angeht, nicht gelogen hat.“
 

„Er kann aber seinen Seelengefährten dann doch nicht finden, oder?“, fragte Chris interessiert nach.
 

„Das ist auch nicht gänzlich geklärt. Dein Vater hat ihm erzählt, wenn er seinen Seelengefährten findet, und sie sich beide ineinander verlieben, dann würde das Mal durch die Narbe hindurch erscheinen.“
 

„Du hast doch gesagt, sie beide wären verliebt, oder? Warum ist es dann nicht aufgetaucht?“
 

„Das weiß ich selbst nicht. Vielleicht ist es auch nur eine Lüge seitens Gerards? Es gibt so viele Faktoren, die das alles beeinflussen. In der Literatur wurden solche Motive bereits verarbeitet, aber das waren mehr romantisierte Geschichten. Ich konnte dazu auch nicht wirklich etwas finden.“
 

Sein Gesprächspartner zuckte mit den Schultern: „Wenn du Recht haben solltest, wird sich das sowieso alsbald herausstellen.“
 

„Ja, aber ich wäre gerne gewappnet und hoffe, dass Scott genügend Einfluss auf Luke ausübt, um ihn von deinem Vater zu isolieren. Selbst wenn er kein Jäger sein sollte und mit eurer Familiengeschichte nichts am Hut hat, wäre er noch immer ein wertvoller Verbündeter, da er sicher von den Plänen seines Gönners etwas weiß. Du hast auch keine Ahnung, was er plant, oder?“
 

„Nein“, war die knappe Antwort, die folgte. „Und ich will es auch nicht wissen. Solange er Allison und mich in Frieden lässt, sehe ich mich nicht genötigt, etwas zu unternehmen. Wir haben mit diesem Leben abgeschlossen.“
 

„Der Gefährte deiner Tochter ist ein Werwolf“, gab der Sohn des Sheriffs zu bedenken.
 

„Und wohnt auch hier, ich weiß. Bisher hat Dad aber nichts gegen ihn in die Wege geleitet und außerdem hat Isaac einen Alpha, der für ihn verantwortlich ist.“ Chris klang dabei mehr als nur reserviert.
 

„Und wenn sein Alpha die Seiten wechselt, was dann? Hast du darüber schon nachgedacht, hm?“
 

„Scott würde Allison oder Isaac nie etwas tun. Ich unternehme erst etwas, wenn die Situation außer Kontrolle gerät.“
 

„Wenn es da mal nicht bereits zu spät ist.“
 

Am Gesichtsausdruck des ehemaligen Jägers war zu erkennen, dass er von seinem Standpunkt nicht abrücken würde. Das war schade, aber verständlich. Außerdem hatte ihm Chris heute sehr geholfen. Der Tod von Victoria belastete ihn immer noch. Er war über die Schuldzuweisungen an Derek hinaus und sie hatten in der Vergangenheit öfter miteinander gearbeitet, doch am Ende des Tages bestanden noch immer gewisse Spannungen zwischen ihnen. Es war auch sinnlos, ihn weiter über Kate auszufragen, etwa, was mit deren Seelengefährten passiert ist oder ob sie ihn gefunden hatte. Das hob er sich für ein andermal auf.
 

„Jedenfalls danke, Chris, du hast mir sehr geholfen.“
 

„Nichts zu danken.“ Seine Stimme war nun deutlich kühler, während er ihn zur Tür brachte und höflich verabschiedete.
 

Stiles wählte Dereks Nummer und wartete, bis dieser abhob. Der Alpha hatte es vorgezogen bei Boyd und Erica zu bleiben, die auf dem Weg der Besserung waren, aber noch immer nicht über das Erlebte sprechen wollten oder konnten. Die seelischen Wunden, die man ihnen zugefügt hatten, waren zu frisch.
 

„Stiles?“, konnte er die Stimme des Werwolfs am anderen Ende vernehmen.
 

„Hey, Babe – kannst du mich abholen? Ich bin fertig.“
 

„Klar. Und was hast du herausbekommen?“
 

„Das erzähle ich dir später. Ich brauche dich nachher aber dafür, oder besser gesagt deine liebreizende und unfassbar männliche Stimme.“
 

„Was?“
 

„Beeil dich einfach, okay? Liebe dich!“ Damit legte Stiles auf und lächelte triumphierend: Er war dem Mysterium Luke Taylor auf der Spur und sich sicher, dass er mit seiner Vermutung nicht falsch lag.



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