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Abseits der Wege

Eine kleine Vorweihnachtsgeschichte
von

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Hallo zusammen,

es tut mir schrecklich Leid, dass ich letzten Sonntag nichts hochgeladen habe, aber mir kam ein familiärer Notfall dazwischen und ich hatte einfach keine Kapazitäten mich um den letzten Korrekturschliff und das anschließende Hochladen zu kümmern. Ich hätte auch gerne hier noch ein paar Sachen ergänzt, vor allem innere Gedanken und Gefühle der jeweiligen Person aus der man die Szene erlebt, aber das hätte einfach zu lange gedauert.

Wenn ich es schaffe, kommt das nächste Kapitel Mitte der Woche, ich kann und will es aber nicht versprechen.

 

 

~ 3 ~

 

 

Jakob trommelte nervös auf dem Lenkrad seines Wagens herum. Seit mehreren Minuten, wie ihm die Anzeige seines Pickups verriet. Vor lauter Aufregung war er viel zu früh losgefahren, traute sich aber nicht, an der Rezeption des kleinen Hotels zu fragen, ob man Amir zu ihm schicken könnte. Aufdringlich wirken wollte er nämlich auch nicht. So ein Bockmist.

Nach weiteren drei Minuten trat eine vertraut wirkende Gestalt in dicker Winterjacke aus der Glastür. Amir sah sich um und kam, nach einem kurzen Winken von Jakob, in selbstsicheren, eleganten Schritten auf den Wagen zu. Die Wagentür öffnete sich und der Geschäftsmann auf Abwegen stieg ein. Umständlich, was ihn etwas an Eleganz verlieren ließ, wie Jakob schmunzelnd feststellte.

„Hi. Schicke Karre”, grinste Amir. „Mit der landen wir vermutlich nicht so schnell im Graben.”

Immer noch schmunzelnd schüttelte der Blonde den Kopf. „Ne, nicht wenn ich fahre.”

„Ey, was soll das denn heißen?”

Er kassierte einen leichten Faustschlag gegen den Oberschenkel und lachte nun offen, auch über Amir, der von sich selbst erschrocken schien. „Nichts, nichts. Gnade.”

Schnell startete er den Motor und fuhr auf die wenig befahrene Straße.

„Und, wie ist das Hotel so? Man hat ja selten Gelegenheit mal einen der Gäste persönlich zu fragen”, erkundigte sich Jakob mit einem kurzen Seitenblick.

„Sauber, gemütlich. Nicht so urig, wie ich gedacht hätte, eher ziemlich modern ohne direkt so kalt und unpersönlich zu wirken.” Der Schwarzhaarige zuckte mit den Schultern. „Das Frühstück war super.”

„Ich kenne es nur vor dem Umbau, da war es wirklich noch urig.” Jakob machte einen Schulterblick und überholt an der einzigen geraden Stelle gleich zwei Autos auf einmal. Der Motor des Ford Rangers heulte begeistert auf und ließ seine Pferdestärken spielen. Problemlos scherte er weit vor der nächsten Kurve wieder ein und hatte die anderen Wagen schnell abgehängt. Typisch Touristen, immer das Gleiche mit denen. Schnaubend wandte er den Blick vom Rückspiegel ab und zu seinem Beifahrer, der sich merklich versteift hatte. „Beruhig dich, ich hab das im Griff.” Für einen kurzen Moment war er beleidigt. So schlimm fuhr er gar nicht! Und die Straße war frei von Eis und Schnee, es hatte seit über 24 Stunden nicht mehr geschneit.

„Sorry, das kam nur etwas überraschend. Heute Vormittag bin ich hier deutlich langsamer gefahren.” Entschuldigend blickten die dunklen Augen zu ihm hinüber und Jakob musste sich zwingen, sich wieder der Straße zu widmen.

„Bist ja auch'n Touri”, grinste er und rechnete fast mit einem neuen Schlag. „Nich bös gemeint, aber Ortsfremde fahren hier meistens wie lebende Verkehrshindernisse.”

„Und Ortskundige wie angesengte Wildsäue”, konterte Amir.

Sie lachten beide.

An der kleinen Talsperre ordnete Jakob sich rechts ein und fuhr über die kurze Talbrücke den Berg hoch in Richtung Höfen, nicht ohne auf der zweispurigen Straße nicht noch mehrere Autos mit ortsfremden Kennzeichen zu überholen. Neben den weiß-schwarzen Nummernschildern fanden sich auch weiß-rote und gelb-schwarze, die Grenznähe zu Belgien und den Niederlanden machte sich bemerkbar.

„Ist hier eigentlich immer so viel los? Ich hab heute mal eure Shoppingmeile erkundet und manchmal kaum einen Parkplatz gefunden. Von den Straßen will ich gar nicht erst reden, die waren teils schlimmer als in Berlin.”

Nachdenklich wiegte der Blonde den Kopf. „Viel los, ja. Vor allem Samstags. Aber durch den Weihnachtsmarkt herrscht Ausnahmezustand. Und, bist du fündig geworden?”

„Jap.” Der Schwarzhaarige deutete nach unten. „Winterfeste, wasserdichte Schuhe. Jetzt bin ich gerüstet.”

Dagegen war nichts einzuwenden, Jakob selbst steckte in warmen Klamotten. Regen oder matschigen Schnee sollte es laut Wetterbericht die nächsten Tage zwar nicht geben, aber die Temperaturen kletterten bereits jetzt wieder fröhlich auf die zweistellige Zahl zu, im Minusbereich.

Er lenkte den Wagen an den überfüllten Besucherparkplätzen vorbei.

„Müssen wir hier nicht hin?”, fragte Amir zweifelnd.

„Ne, hab eine bessere Möglichkeit.” Die nächste Straße ging es rein und am dritten Haus parkte er auf einem weiträumigen Hof. Der Motor erstarb und mit ihm die leise Rockmusik, die im Hintergrund ihre Fahrt begleitet hatte.

„Dürfen wir hier parken?” Sein Gegenüber klang immer noch skeptisch.

„Sicher. Ist ein Freund von mir, der weiß Bescheid”, beruhigte er seinen Gast und stieg aus. „Hier müssen wir keine Gebühren zahlen und außerdem läuft uns kein Betrunkener vor's Auto.”

„Gutes Argument.”

Sie gingen nebeneinander her und folgten dem Strom an Menschen bis zur Bushaltestelle. Jakob zog seinen Geldbeutel hervor und löste für sie beide Tickets.

„Oh, danke. Dafür gebe ich dir gleich einen aus.” Angenehmerweise startete Amir keine sinnlose Diskussion – die Tickets waren ohnehin bezahlt – sondern kam direkt mit der gängigen Lösung.

„Tu das”, stimmte Jakob daher lächelnd zu.

Sie quetschten sich zwischen die anderen Gäste und warteten auf den nächsten Shuttlebus.

 

~*~

 

Der Bus war ein fahrender Albtraum aus zu vielen Menschen in Winterkleidung, heißer stickiger Luft und einer Luftfeuchtigkeit, die den Tropen Konkurrenz machen konnte. Sie ergatterten mit viel Glück noch eine Zweierreihe relativ weit vorne, wo der am Gang sitzende Jakob durch die stehenden Fahrgäste rigoros gegen Amir gedrückt wurde, der sich an die beschlagene Fensterscheibe drückte.

Der Busfahrer, vermutlich nervlich bereits seit Tagen durch, schloss irgendwie die Türen hinter den letzten Passagieren und fuhr los, ohne Rücksicht auf Verluste.

Ein wenig bereute der Geschäftsmann seine Zusage für den ach so romantischen Weihnachtsmarkt, einzig der unvermeidbare Körperkontakt zu dem attraktiven Bauern entschädigte ihn. In einer scharfen Rechtskurve wurde der für einen Augenblick noch näher gedrückt, Amir konnte das Aftershave von ihm wahrnehmen.

Die Front des Busses neigte sich bergab, die Kurven nahmen zu, als sie sich der im Tal liegenden historischen Altstadt näherten, durch Felder und Wälder hindurch. Gespräche führten sie nicht, es war einfach zu laut und anstrengend, aber zumindest ihn störte das wenig. Sein Bein war angenehm warm, dort, wo sie sich berührten.

Wenige Minuten später schon war die Fahrt vorbei. Wie ein Wasserfall ergoss sich die Menschenmenge auf den Parkplatz. Oder, als würde das große Gefährt sie alle auskotzen. Ein amüsanter Gedanke.

„So, willkommen in Monschau.” Jakob breitete die Arme aus und grinste ihn an, ehe er sich eine dunkelrote Mütze über die Ohren zog.

Amir wandte sich dem letzten Stück Straße zu, das bergab bis zu den ersten Häusern führte. Sein Blick glitt über die dekorierten Gebäude hinweg, die Hänge an den Seiten hoch.

„Wow. Wie kommt man auf die Idee, ausgerechnet hier im Tal eine Stadt zu bauen?”

„Ich habe keine Ahnung”, antwortete Jakob. „Aber immerhin hat man die Burg oben auf den Berg gebaut. Die sieht man aber von hier aus nicht, nur den Haller.” Damit deutete er zu einer beleuchteten Ruine am rechten Berghang hinauf.

Amir betrachtete kurz das verfallene Bauwerk. Irgendwas hatte er darüber gelesen, bei seiner aus Frust geborenen Recherche. Ganz bekam er es aber nicht zusammen und ehrlich gesagt, fand er es jetzt auch nicht so unheimlich spannend.

„Sollen wir los? Langsam könnte ich etwas Warmes zu trinken gebrauchen.”

„Oh, äh, sicher. Sorry.” Täuschte er sich, oder lief Jakob rot an?

Sie folgten den letzten Nachzüglern hinab und zwischen den Häusern in eine enge Gasse aus Kopfsteinpflaster, immer weiter zwischen dicht gedrängten Gebäuden im Fachwerkstil hindurch. Einige der Fenster waren beleuchtet und beherbergten kleine Geschäfte oder Gästhäuser, überall gab es dezente Weihnachtsbeleuchtung.

Die ersten Buden kamen in Sicht, nahmen quasi den gesamten Raum auf einem kleinen Platz ein. Hübsche Holzbuden mit Nadelzweigen an den Dachrändern und Kanten, ein grünes Schild in schwer leserlicher Schrift verriet, was man darin finden konnte, sollten einem zu viele Leute die Sicht versperren, so wie jetzt.

„So, Platz Nummer eins. Willst du dich direkt in das Gedränge in der Mitte schmeißen oder erst außen rum? Ich glaube, drinnen gibt es eh hauptsächlich Glühwein und Futterkram.” Jakob sah ihn fragend an, die Hände in den Jackentaschen vergraben.

„Lass uns außen rum”, antwortete Amir nach kurzem Zögern. Und das taten sie auch, gemütlich schlendernd. Wenig überraschend gab es den üblichen Kram: Artikel aus Schaf- und Alpakawolle, Holzartikel für den Haushalt, Seife, Duftkram, um den sie einen Bogen machten.

„Die Buden sind auch überall gleich”, sprach der Blonde seine Gedanken aus.

„Vermutlich. Aber was will man auch sonst anbieten? Wenigstens sieht es nicht nach billiger Massenware aus.” Er musterte eine große Salatschüssel aus poliertem Holz mit großer Maserung.

„Oh, ne, da würden die Leute hier auf die Barrikaden gehen.” Jakob lachte wieder sein tiefes Lachen. „Gefällt dir was?”

Amir zuckte mit den Schultern. „Es ist ganz nett, aber aktuell sollte ich wohl erstmal abwarten, bevor ich vor dem Umzug zu viel neuen Kram kaufe.” Er wandte sich ab und ging weiter.

„Also überlegst du, die Stelle anzunehmen?”, erkundigte Jakob sich neugierig.

„Weiß noch nicht. Die Bezahlung wäre super und die Position würde mich schon reizen, aber...” Erneut zuckte er die Schultern, diesmal ratlos.

„Aber dir gefällt es hier nicht?” Der Andere klang enttäuscht, auch wenn er es zu verbergen versuchte.

„Das nicht”, wehrte Amir schnell ab. „Aber es ist schon anders. Ich habe immer in Berlin gelebt.”

„Du hast ja noch nicht viel gesehen. Und Aachen ist schon deutlich mehr Stadt als das hier. Keine Metropole, aber doch groß und voll.” Er schwieg einige Schritte lang. „Ich glaube, wäre es andersrum, könnte ich das nicht. Ich brauche die Ruhe, das Schlimmste für mich wären wohl Nachbarn, von denen man alles mitbekommt. Und, dass sich alle so fremd sind.”

„Man gewöhnt sich an viel und mit seinen Nachbarn kann man schon Kontakt haben, wenn man will”, hielt Amir dagegen. „Dafür kann man viel mehr unternehmen, ohne dass es direkt der halbe Ort weiß.”

Schmunzelnd nickt der Bauer. „Ja, das stimmt wohl. Sag mal, du müsstest dann auch deine ganzen Freunde zurücklassen, oder?”

Amirs Miene verfinsterte sich kurz. „Die wenigen die ich noch hab, ja. Sagen wir mal, es ist eine blöde Idee, sich den Freundeskreis als Paar zu teilen.”

Jakob verzog mitleidig das Gesicht. „Autsch.”

„Mh-hm.” Brummend verkroch er sich tiefer in seiner Jacke und versuchte schnell an etwas anderes zu denken. Sie waren durch eine weitere gewundene Gasse mit Geschäften (diesmal sehr wohl auch mit billiger Massenware!) zu einem weiteren Platz gelangt. „Oh, scheint bei euch Brauch zu sein, den Statuen Mützen aufzusetzen.” Er deutete auf eine kaum brusthohe Metallskulptur zwischen den Menschen, auf deren Kopf jemand eine fröhlich blinkende Weihnachtsmütze platziert hatte.

„Sieht doch nett aus. Aber welche meinst du noch?”

„Na, die an der du mich vorbei abgeschleppt hast.”

Jakob überlegte kurz. „Ach, der Schmuggler. Möglich, dass der auch eine Verkleidung hat. Während des Lockdowns trug er immer brav eine Maske.”

Ungläubig schüttelte der Schwarzhaarige den Kopf. „Aber warum?”

Amüsiert zuckte sein Gegenüber die Schultern. „Warum nicht? Ist doch lustig.”

Er beschloss, nicht weiter über die Eigenheit der Anwohner nachzudenken, ihre Denkmäler thematisch passend zu dekorieren.

„Lebst du eigentlich schon immer hier in der Gegend?”, stellte er die erste Frage, die ihm in den Sinn kam.

Der Blonde schien überrascht über den plötzlichen Themenwechsel. „Äh, ja. Der Hof ist schon ewig im Familienbesitz und nach der Ausbildung habe ich ihn übernommen. Meine Schwester wollte lieber studieren und ist danach bei ihrem Partner geblieben. Hast du Geschwister?”

„Ja, drei Stück sogar. Einen älteren Bruder, eine ältere Schwester und noch einen kleinen Bruder. Wir sehen uns aber ohnehin nicht mehr oft.” Ein heftiger Stich in der Herzgegend erinnerte ihn schmerzlich daran, warum es noch mehr Gründe als nur den Job und seine gescheiterte Beziehung gab, etwas Abstand zwischen sich und Berlin zu bringen. Egal wie groß eine Stadt war, komplett fliehen konnte man nie. „Hey, können wir uns da vorne was zu trinken holen?”

„Hm? Klar.”

Sie schlugen sich nach links durch. „Was möchtest du?”

„Einen Kinderpunsch. Wenn ich Auto fahre, trinke ich nichts”, fügte er nach Amirs Blick hinzu.

„Sehr löblich”, befand dieser und nutzte die Chance eines freien Mitarbeiters und bestellte sich selbst einen Glühwein und für den Bauern den gewünschten Kinderpunsch. Und wie versprochen, zahlte er diese Runde.

 

Gemeinsam schlenderten sie von einem kleinen Platz zum nächsten, immer umgeben von den hübschen alten Häusern und Kopfsteinpflaster unter den Sohlen. Die Sprachenvielfalt der Menschen um ihn herum war faszinierend, er hörte bald mehr Französisch als Deutsch und auch Niederländisch und Englisch waren groß vertreten. Begleitet wurde ihre Tour durch das beständige Rauschen des Flusses nur wenige Meter unter ihnen, mal laut an den Brücken, mal leiser, wenn sie durch eine Häuserreihe von ihm getrennt waren.

Jakob wusste zu einigen Gebäuden etwas zu erzählen, mehr Volksmund als museumskundige Fachvorträge. Er hörte ihm gerne zu, die muntere Art und tiefe Stimme hatten ihre ganz eigene Wirkung auf ihn, der er sich in der selbst für Weihnachtsmuffel sehr besinnlichen Umgebung nur zu gerne hingab.

In einem kleinen Innenhof holten sie sich große, viereckige belgische Waffeln mit heißen Früchten und setzten sich so, dass sie die Besuchermassen aus sicherem Abstand beobachten konnten.

Amir erzählte ein bisschen aus Berlin. Den Straßen, die auch Nachts nicht schliefen, den vielen Möglichkeiten, den Kulturen. Den Vorteilen dicht getakteter Nahverkehrsmittel, bei denen Jakob nur lachen und das Klischee des dreimal am Tag kommenden Landbusses bestätigen konnte.

Irgendwann piepte Jakobs Handy.

„Oh, meine Freunde fragen schon, wo ich bin.” Er klang überrascht und blickte entschuldigend zu Amir.

„Dann solltest du wohl gehen.” Das war vielleicht nicht ganz ehrlich gemeint, zu gerne würde der Berliner noch mit ihm hier sitzen bleiben, aber er konnte ihn schlecht von seinen Freunden fernhalten.

„Ich? Wir. Oder magst du nicht?”

„Äh...”

„Außerdem muss ich dich doch eh zurückfahren.”

Nun ja, da war wohl etwas dran. Die zwei Glühwein sollten sein Hirn eigentlich nicht so langsam machen, wie es Amir gerade vorkam.

„Stimmt wohl.” Er lachte peinlich berührt und stand auf, den Müll in der Hand, welchen er nach kurzem Suchen in einem Mülleimer entsorgte.

Gemeinsam drängten sie sich durch die Massen zurück zu einem der zentraleren Plätze. Jakob sah sich um, das Handy noch in der Hand. Irgendwo inmitten der Menge hob sich eine winkende Hand und der Blonde erwiderte die Geste. „Los, komm mit.” Ohne Rücksicht warf er sich voran und bahnte einen Weg, auf dem Amir folgen konnte. Der nutzte die Chance und musterte ausgiebig die sich bietende Rückansicht, die ihn trotz der dicken Winterjacke noch warm werden ließ.

An einem der Tische, die Amir an die Futterkrippen in Wildparks erinnerten, stand eine Gruppe junger Menschen und begrüßte den Blonden überschwänglich mit Umarmungen und Wangenküsschen. Ein wenig deplatziert blieb Amir neben ihm stehen und winkte lächelnd in die Runde, als sich die allgemeine Aufmerksamkeit ihm zuwandte.

„Hi, ich bin Amir.” Er beschloss, sich ungezwungen vorzustellen.

„Ah, der junge Mann aus Berlin”, erriet eine kleinere Frau mit braunen Locken und roten Wangen fröhlich.

„Ähm, ja. Der berüchtigte Dorffunk scheint bei euch ja gut zu funktionieren”

Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. „Meine Schwester, Lisa, kellnert im Fuchs.” Sie zwinkerte ihm zu. „Ich bin Anne.”

„Und das sind Markus, Stefan, Sabine und Patrick”, stellte Jakob die anderen am Tisch nacheinander vor. Markus war wie Jakob ein großer, kräftiger Kerl mit dunklem Vollbart, Stefan der typische Durschnittskerl mit sympathischem Lächeln, den Arm um seine Frau gelegt. Sabine bestach durch eine schmale Figur und perfektes Styling und sie hätte deplatziert wirken müssen, wären nicht ihre schelmisch funkelnden Augen. Patrick war grob geschätzt der Jüngste im Bunde, mit wilden braunen Haaren und einer niedlichen Stupsnase. Ob schwul oder vielleicht nicht, in einem Szeneschuppen hätte er als Twink fraglos große Aufmerksamkeit genossen. Amir verkniff sich in letzter Minute ein Lachen, beim Gedanken daran, wie erschrocken das junge Landei dreinblicken würde, wenn sich ein Bär von Mann an ihn ranmachen würde. Vielleicht tat er ihm ja auch unrecht, aber das Bild in seinem Kopf war zu komisch.

„Los, erzähl, was macht ein Berliner hier bei uns? Nichts für ungut Kumpel, aber du wirkst nicht wie die üblichen Touristen, die hier busweise angekarrt werden.” Markus nahm kein Blatt vor den Mund und sprach direkt an, was sich die anderen vermutlich auch dachten.

„Eine berufliche Chance und eine etwas überfürsorgliche Vorgesetzte”, klärte Amir ihn auf. „Wobei, wäre sie wirklich so um mich bedacht, hätte sie mir einen Wagen mit ordentlichen Winterreifen gegeben”, fügte er nach einem Moment hinzu.

„Ach, dann hätte ich dich aber gar nicht abschleppen können”, schmunzelte Jakob, ehe ihm die Zweideutigkeit seiner Aussage bewusst wurde und sich seine ohnehin roten Wangen unter dem Gelächter seiner Freunde noch dunkler färbten. „Den Wagen, ihr Idioten”, grummelte er in seinen Schal und mied auffällig Amirs fragenden Blick. Nanu? „Ich geh eine Runde holen, was wollt ihr?”, lenkte der Blonde schnell ab und machte sich eilig in Richtung des nächst gelegenen Standes auf, gefolgt von Stefan.

Er blieb allein zurück, mit vier ihn neugierig anstarrenden Gesichtern.

 

~*~

 

Die Statue des fahrenden Händlers Maasens Päulche



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