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It's cold outside.

von

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Sitting by the open fire ♫

Robin Nikolaevs Nerven flatterten gefährlich.

Entweder spielte ihr Verstand einen Streich oder die Hütte war monströser und angsteinflößender als in Erinnerung.

Je näher sie kamen, desto schlimmer wurde das Rumoren, bis es beim Abstellen des Motors einen Höhepunkt erreichte. Zum Verrückt werden; sie war Ende dreißig!

Tiefer sank sie in den Sitz und ein synchrones Aufatmen bewies, sie war mit dem nicht allein. Beide betrachteten sich aus den Augenwinkeln.

Das war der Moment, der ein Entrinnen unmöglich machte. Sogar die Wahrheit brachte sie nicht fort; es würde lediglich die Stimmung kippen. Die Punkte waren sie nach der Raststelle nochmals durchgegangen. Ihnen gefiel keine Option.

»Na dann … bringen wir das Fiasko hinter uns«, murmelte Nami verbissen. Statt auszusteigen, drückte sich diese umständlich zwischen die Sitze und tastete nach ihrem Daunenmantel.

Knapp schluckte Robin noch einen Kommentar, schob mit Daumen und Zeigefinger ihre Pilotenbrille hoch und massierte angestrengt ihren Nasenrücken. Hintertüre öffnen wäre eine Option.

Als sich Nami ihn dann auch noch anzog, löste Robin kopfschüttelnd den Gurt und stieg schwungvoll aus. Ein kalter Wind umfing sie. Die Kälte drang durch ihren dünnen Pullover und die Jeans. Die Sonne schien zwar noch, aber die Temperaturen waren unter dem Nullpunkt. Einen Moment blieb sie einfach stehen, atmete harsch ein, ehe sie das Frösteln abschüttelte.

Ein verspieltes Lachen, ein Türknallen. Provokant strich Nami ihren Mantel glatt, zog die Kapuze über. Okay, vielleicht war die Entscheidung die bessere und eigentlich brauchte Robin einfach nur ihre Jacke vom Rücksitz holen, aber gerade war das Standhaftbleiben verlockend. Ja, es war kindisch und ja, ihr war kalt, aber was tat man nicht alles, für ein bisschen Genugtuung.

Irgendwie entlockte ihr Nami sogar ein Lächeln, das aber sofort erstarb.

»Robin! Nami! Willkommen in Wonderland! Ihr seid spät dran!«, rief ihnen eine tiefe Stimme entgegen und bescherte Robin zusätzliche Gänsehaut.

»Oh. Mein. Gott«, entwich der anderen, die erstarrt hinter dem Kofferraum hervorlugte. Wenn Robin eines gelernt hatte, dann das diese Reaktion nie Gutes hervorbrachte. Dementsprechend langsam warf sie einen Blick über die Schulter. Glücklicherweise wurden ihre geweiteten Augen verdeckt.

Oben, auf der breiten Terrasse stand ihr Stiefvater winkend an der Begrenzung. Wobei das nicht das Problem war. Sein schwarzes, struppigeres Haar wurde halb von einer Weihnachtsmannmütze verdeckte. Den Schock brachte stattdessen seine Badehose ein, das einzige Kleidungsstück, das er trug.

»Bewegt eure Hintern rein und wärmt euch auf. Es ist herrlich!« Kuzan Matsuda hatte den Whirlpool gestartet, kein Zweifel.

»Aufwärmen … der ist der Grund, warum ich gerade erfriere!«, zischte Nami. »Was läuft bei dem schief … Minus sieben Grad verdammt!«

Robin wollte zustimmen, da trat eine zweite Silhouette näher und machte die Situation absurder.

»Ladies! Pünktlich zur Party!« Das Sommersprossengesicht natürlich, dachte sie seufzend. Ace, der Freund von Nojiko, Namis Schwester. Identisch ihrem Stiefvater. Dasselbe Muster, dieselbe Mütze, bloß reckte er einen Bierkrug in die Höhe.

Bedächtig schritt Robin rückwärts Richtung Kofferraum, wo Nami leise fluchte. Es war wie mit Unfällen. Schrecklich, aber das Wegschauen fiel schwer. Was um Himmels Willen hatten sie sich eingebrockt?

»Bitte nicht Genzo … bitte nicht der auch noch«, schickte Nami ein Stoßgebet los.

Sich räuspernd schulterte Robin eine Tasche. »Du hast auf Ace plädiert, bitte, er macht seinen Job.« Das konnte ein Vorteil sein. Fand Kuzan ein Opfer, wären sie teilweise aus dem Schneider. »Und nein, ist er nicht. Glück gehabt.« Normalität versprach der Anfang nicht.

»Na ja, wenigstens haben die zwei ihren Spaß«, erwiderte die andere zähneknirschend, dann veränderte sich ihr Blick. Ein auffälliges Mustern folgte, das Robin weniger behagte. »Was hättest du von ihm wohl übernommen?«

»Was?« Gerade hob sie einen Koffer heraus.

Mit verschränkten Armen stand sie vor Robin. »Komm, wir wissen beide, er ist speziell.«

»Ich habe mir nie Gedanken gemacht, aber hey, wenn alles gut läuft, siehst du da oben den Prototypen für eine Nichte oder einen Neffen.« Der Gedankengang ging in beide Richtungen und wurde gekonnt mit einem finsteren Blick gestraft. »Was? Gefällt dir die Vorstellung nicht?«
 


 

Einige Minuten schon, stand Robin draußen auf der Terrasse und blickte in die klare Nacht hinauf. Das mochte sie an den Bergen, das Leuchten der Sterne.

Das erste Resümee fiel glücklicherweise positiv aus. Ankunftstage waren perfekt. Wenn alle wieder zusammenkamen, existierte genug Gesprächsstoff. Zeit wurde nachgeholt und man konnte Abstand wahren. Wobei Robin sich treu blieb.

Eine Pause von dem Trubel. Minuten allein, in Stille. Das war bekannt. Robin hatte das von Kleinauf, ab einem Punkt musste sie weg. Es wurde ihr zu viel.

Da war die Kälte sogar angenehmer und danach beendete sie den Abend. Es war schon spät und heute spürte sie die kurze Nacht. Oder, und das war durchaus möglich, einfach die letzten Wochen.

Früher als üblich täte ihr gut, wenngleich sie darüber grübelte, wie die Nacht ablief. Zusammen mit Nami nicht nur in einem Raum, sondern in einem Bett. Kurzweilig hatte sie sogar darüber nachgedacht, ob sie ihr Zelt nicht am Boden aufschlug. Nach dem Zustand zu Hause fühlte es sich merkwürdig an.

Als für Sekunden gedämpfte Stimmen zu hören waren und anschließend Schritte, blieb sie ungerührt. Immerhin durfte sie eine Person ausschließen, die ihr folgen würden.

»Waghalsig … hast du keine Mütze mit?« Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Bevor sie jedoch antworten konnte, wurde ihr bereits die Kapuze über den Kopf gezogen. Das mochte Robin nicht.

»Ich bin alt genug«, murmelte sie, behielt sie jedoch auf. Mit ihrer Mutter diskutieren endete in einer Belehrung.

»Deine Ohren leuchten im Dunkeln.« Gerade so hielt sich Robin davon ab mit den Augen zu rollen. Je älter Olvia Nikolaev-Matsuda wurde, umso fürsorglicher schien sie. Oder kam es ihr nur so vor? »Schau nicht so«, wurde ihre ernste Miene kommentiert und leicht schubste sie Robin mit ihrer Schulter.

»Erspar mir bitte einen deiner Vorträge, dass das Alter nicht schläft. Ich friere nicht.« Okay, vielleicht machte sich die Kälte am Kopf bemerkbar, aber ansonsten war sie warm eingepackt.

Sie schielte zu ihrer Mutter. Mittlerweile war sie Mitte sechzig, obwohl sie gerne etwas jünger geschätzt wurde. Ein möglicher Ausblick auf ihre eigene Zukunft. Abgesehen von der Haarfarbe, sah sie Olvia zum Verwechseln ähnlich und ihre berufliche Passion hatte sie von ihr übernommen. Sie mochte das Gerede vom Alter nicht, denn es verdeutlichte das rasche Voranschreiten der Zeit.

»Miesepeter«, neckte Olvia, bevor sie einen ernsteren Ton einschlug. »Sag die Wahrheit, Robin. Hast du dich mit Arbeit eingedeckt?«

Ein Grund stur geradeaus zu schauen. Bei ihr fiel das Ausweichen schwerer aus, zumal sie sich auch in der Größe glichen.

»Definiere-«

»Robin!«, mahnte sie. »Es ist Weihnachten.« Mit der Aussage vergaß diese ihre Manieren und verdrehte die Augen. In Sachen Work-Life-Balance war Olvia kein Vorbild. Dennoch würde Robin sie niemals als schlechte Mutter bezeichnen, obwohl sie früher öfter ihrem Forschungsdrang verfiel und die gemeinsamen Stunden spärlich waren.

Andere würden ihr es vorwerfen, aber früh war Robins eigene Leidenschaft entbrannt und spätestens, nachdem sie vollkommen in ihre Fußstapfen getreten war, hatte sie alles verstanden. Manchmal verlor man den Rest aus den Augen, besonders dann, wenn der Durchbruch zum Greifen nah war.

»Schön, ein bisschen ist eingeplant. Ist doch genug Zeit dafür.«

»Die Woche ist für die Familie und zum Abschalten gedacht. Selbst ich habe gewisse Zeiten stets eingehalten. Und stell dir vor, auch du brauchst eine Pause – Und nein, du irrst dich«, als ob sie neuerlich Robins Widerworte erriet. »darüber lesen, ist keine Entspannung. Du tust das, um voranzukommen. Abschalten wäre ein Roman oder sich in vollkommen Neues einzulesen. Aus eigener Erfahrung … es ist hilfreich.« Ihr Kopfschütteln gefolgt von dem tiefen Seufzer sagten, dass sie nicht fertig war. Dementsprechend lehnte Olvia mit dem Rücken an die Brüstung, forderte Blickkontakt. »Von Kind an bist du in einem rasanten Tempo davon geprescht. Eine steile Karriere und dieses Jahr hast du dich selbst übertroffen. Von dem Standpunkt aus … wie könnte ich nicht stolz auf dich sein?«

»Aber?«, hinterfragte Robin einen Kloß schluckend. Natürlich erwartete sie das große Aber.

»Liegt auf der Hand, oder?« Die Fingernägel ihrer eingesteckten Hände krallten sich automatisch in den Stoff. »Ich dachte, wir haben den Punkt hinter uns. Stattdessen fällst du in alte Muster zurück. Du hast schon wieder abgenommen, bist ausgebrannt und deine Augen … sie haben dich früher schon verraten. Wo ist das Funkeln?«

»Ich kann mir gerne eine Lichterkette um den Hals hängen.« Unpassend, wenn sie die Reaktion ihrer Mutter betrachtete. Sie fand den Kommentar so gar nicht lustig.

»Möge er in Frieden ruhen, aber das hast du eindeutig von deinem Vater.«

Mit einem unschuldigen Lächeln neigte Robin den Kopf. »Würde ich so nicht unterschreiben.« Olvia war manchmal keinen Deut besser, was diese Aussagen anging; und ihr zweiter Mann setzte dem mit seinem verschrobenen Humor die Krone auf. »Stress, okay? Stress ist normal. Er kommt. Er vergeht. Kennen wir alle.«

»Deshalb bist du kurz davor dort zu übernachten?«, konterte sie strenger. »Offiziell mag ich im Ruhestand sein, aber ich bin nicht aus der Welt. Ich halte weiter Vorträge oder werde konsultiert und Leute reden mit mir. Ich sorge mich!« Robins Brauen zogen sich daraufhin zusammen. Gerede hasste sie und den Schuldigen würde sie ausfindig machen. Olivas Züge hingegen wurden weicher. »Erfülle mir einen Wunsch: Schalt ab und genieße. Wir finden so selten zueinander. Verbring Zeit mit deiner Freundin. Es steht hier genug offen, nur lass die Finger von allem anderen.«

Und als sie in die Augen ihrer Mutter blickte, spürte Robin das große Bedürfnis offen zu legen, was eigentlich schieflief. Während sie dem eigenen Herzklopfen lauschte und den Druck auf ihrer Brust spürte. Stattdessen lächelte sie schwach nickend. »Ich versuch’s.«
 


 

Das Gespräch hallte unangenehm nach. Olvia entpuppte sich, der Erwartung entsprechend, als ihre größte Herausforderung. Womit Robin nicht gerechnet hatte, dass sie ihr gleich am ersten Tag zur Standpauke auflauerte.

Die Lust auf das längere Zusammensitzen war danach endgültig verflogen. Überraschend teilte Nami den Entschluss. Entweder wollte sie genauso der Meute entkommen oder sie umging bewusst einer möglichen liebevolleren Geste, verschwand Robin allein.

»Läuft … einen Tag geschafft«, durchbrach Nami das Schweigen, sobald die Zimmertür geschlossen wurde. Erleichterung hörte man nicht heraus. Robin kannte den Tonfall – ihre Laune war im Keller.

Vielleicht beschwor sie etwas herauf, aber fragte sie nach. »Allgemeine Unzufriedenheit oder ist konkret etwas vorgefallen?« Der Spannung nach lag irgendetwas in der Luft und sie kannte die andere. Sie rieb ihr das gerne unter Nase.

Noch erhielt Robin eine dankbare Verschnaufpause. Sie hörte lediglich das kräftige Zuschieben des Kleiderschrankes – zum Glück existierten Stopper – dann verschwand Nami wortlos im Bad.

Ausatmend sank sie auf die Bettkante. Ihr Blick glitt zu ihren Taschen. Kleidung hatte sie am Nachmittag bereits ausgepackt. Hatte ihr Zeit gebracht.

Verdammt, Olvias Standpauke durchkreuzte ihr Vorhaben. Während der Nacht hinter den Büchern und dem Bildschirm verschwinden, war ein guter Plan gewesen. Besser, als schlaflos im Bett liegen und die Decke anstarren. Tagsüber hätte sie einen Grund zum Verschwinden gehabt.

Heute, und das gab sie zu, hörte sich schlafen gut an. Die Müdigkeit war da und hier oben tickten die Uhren stets anders. Wobei das Unbehagen aufstieß, sobald sie grübelnd über die Tagesdecke strich. Wie würde das die Nächte über werden? Da klang der Gedanke auf einem der bequemen Stühle mit einem Buch einschlafen, wesentlich berauschender.

Was nachts in dem Raum geschah, lag außerhalb Olvias Reichweite und Nami würde kein Wort darüber verlieren. Ihr fiel Olvias Bemerkung ein. Romane würde Robin in ihrer Büchertasche keine finden. Wollte sie wenigstens den Rat annehmen, musste sie so oder so erst einen auftreiben.

Als die Badezimmertüre schwungvoll geöffnet wurde, schloss Robin kurzweilig die Augen, zählte von zehn rückwärts. Schlafen war eine gute Idee. Je schneller die Nächte verstrichen, je näher kam die Abreise.

Bei null angelangt, hob Robin den Kopf. Nami stand mit in die Hüfte gestemmten Armen vor ihr. »Ich warne dich, morgen bist du an der Reihe. Keine Ausflüchte!«

Was liebte sie dieses Temperament. Die in den Raum geworfenen Drohungen. Im Deuten von Menschen war Robin gut, aber mit dem direkten Gedankenlesen haperte es und das Können wurde offenkundig erwartet. Das tat Nami gerne. »Die Turteltauben, Robin!«, wurde nachgeholfen. Das fragende Starren trug Früchte. »Eine geschlagene Stunden durfte ich mir ihr Liebesgesülze geben, während du dich rarmachst. Oh, und mach dich bereit, Väterchen Frost hat den Mistelzweig ausgegraben!«

Zwei Optionen standen offen und Robin entschied hierbei die Provokation. Gespielte Empörung. »Nein, hat er nicht? Mistelzweig an Weihnachten … unerhört! Lass mich das regeln. Ich schleiche mich später runter und vergrabe ihn mit gebührend Sicherheitsabstand. Und, damit dieses unverschämte Getue ein Ende hat, fessle ich das unverfrorene Gespann und sie verbringen die restlichen Tage im Schrank. Aufrührerisches Verhalten muss im Keim erstickt werden, bevor es auf den Rest überschwappt. Was noch?«

Und damit brannte die Zündschnur. Wenn Nami eines perfekt beherrschte, dann ihren Zorn zum Ausdruck zu bringen. In der Vergangenheit hatte sie etliche Ausbrüche miterlebt. Früher aufgrund anderer und bei kleinerer Meinungsverschiedenheit bekam sie höchstens ganz abgeschwächte Ausläufer ab. Hier bahnte sich jedoch eine gewaltige Explosion an. In der ersten Nacht.

Was geschah, lag in Robins Händen. Entweder ruderte sie zurück oder sie entschied dafür und riskierte ein unschönes Ende. Den Knall bekam dann jeder mit und das widersprach ihrem Vorhaben.

»Entspann dich, okay? Morgen mische ich mich zwischen die zwei und was den Zweig angeht … wir halten Ausschau und bieten ihm wenig Spielraum. Einverstanden?«, unternahm sie einen zweiten, wesentlich versöhnlicheren Anlauf. Die Kluft war ohnehin groß genug. Und Robin hatte nicht vor die Nacht auf dem Balkon zu verbringen.

Eine gefühlte Ewigkeit verging, in der Robin niedergestarrt wurde, ehe ein karges Nicken erkennbar war und Nami den Weg ins Bad freimachte. Ein Fluchtangebot, das Robin dankend annahm.

Erst hinter verschlossener Türe und als sie sich am Waschbecken abstützte, erlaubte sich Robin erleichtert aufzuatmen. Das funktionierte niemals. Langsam kam ihr sogar die Badewanne bequem vor.

Verrückt.

Noch im Februar hatten sie hier einen der schönsten Urlaube verbracht. Die Abwärtsspirale nahm einige Wochen später Fahrt auf. Wenn sie sich in einer Sache ähnelten, dann darin: Leidenschaft für das, was sie taten.

Olvia hielt ihr das Arbeiten vor, dabei konnte Nami genauso verbissen sein. Das halbe Jahr über war sie quer durch die Welt gejettet. Sie macht sich auf ihre Weise einen Namen. Zusammen mit Robins Entdeckung erschufen sie den perfekten Zeitkiller. Manchmal kehrte eine zurück und die andere reiste ab.

Im Sommer führten sie die ersten Diskussionen. Der geplante Urlaub wurde abgesagt. Daran war Robin nicht schuld. Dafür schoss sie danach den Bock ab. Fast einen Monat war sie fort, weil sie im Endspurt der Ausgrabung dabei sein wollte.

Zeitmangel in Beziehungen ging auf Dauer nie gut. Irgendwie lebten sie in zwei Welten. Das Zusammensein wurde nach und nach mit Reizbarkeit gefüllt.

Schwer hob Robin ihren Kopf. Ihr Spiegelbild betrachten, war etwas, das momentan ungern tat. Natürlich wusste sie, wovon ihre Mutter sprach. Robin war nicht blind.

Wieder dachte sie an jenen Abend zurück. An ihren letzten großen Streit. Sie schaukelten hoch, irgendwann flogen die Fetzen. Sie hatte Namis neugewonnen Partylaune kritisiert und ihr wurde aus dem Nichts eine Affäre, mit einer Kollegin an den Kopf geworfen. Wenn sie ihr das schon vorhielt, konnte sie genauso bezichtigt werden.

Manchmal wünschte Robin, sie könnte die Zeit zurückspulen.

»Stört’s dich?«, fragte Nami, nachdem sie eine Weile später aus dem Bad zurückkehrte und sich umzog. Der Fernseher war an, und sie suchte den für sie passenden Film.

Schwach deuteten Robins Mundwinkel ein Lächeln an. Ein ungewöhnliches Bild. Normalerweise würde sie wachbleiben. Okay, ob sie einschlief, war noch fraglich. Dennoch musste Nami dasselbe denken, als sie ins Bett kam, ihr Blick sprach Bände.

Zum Glück war es groß genug.

»Nein, tu dir keinen Zwang an.«
 


 

Nami Lindgrens linker Fuß baumelte vergnügt, während der Sessellift angenehm nach oben fuhr.

Ihr Blick war in die Ferne gerichtet, während sie nebenbei der Musik ihres In-Ear-Kopfhörer lauschte.

Sobald sie losfuhr, war er kaum hörbar eingestellt. Das andere Ohr blieb komplett frei, die Umgebung außer Acht lassen, war gefährlich. Gerade empfand sie aber Dankbarkeit, es übertönte das alberne Gackern neben ihr. Den Vierer teilte sie zusammen mit zwei Männern und als Lachen konnten die Geräusche nicht bezeichnet werden. Es ging durch Mark und Bein. Nur noch ein paar Minuten, dann war sie sie los und würde sich an die steilste Abfahrt wagen.

Bislang tat das Snowboarden exakt, was sie wollte: ihre Nerven beruhigten sich, ihre Anspannung fiel ab. Förderlich waren sowohl der strahlende Sonnenschein als auch die perfekt präparierten Pisten und der noch fehlende Ansturm. Was das anging, war Nami gerade wunschlos glücklich.

Wie jede Saison diente die erste Abfahrt dem Herantasten. Ab da kehrte die altbekannte Leichtigkeit zurück. Wobei sie wesentlich gemütlicher fuhr als früher. In den Teenagerjahren hatte sie das Glück herausgefordert und im Abseits ihr Unwesen getrieben oder sich in Pipes ausprobiert. Zusammen mit Nojiko, die im Gegensatz zu ihr, heute noch auf Abenteuer aus war.

Beide gehörten auch nicht jener Sorte an, die den Hang in erster Linie bloß hinunterrutschten oder gefühlt Stunden im Schnee hockten. Ein vorauseilendes Vorurteil, mit dem sie Robin gerne aufzog. Mit ihr hatte sie immer Spaß gehabt (nicht nur, weil sie jemanden zum Ziehen bei sich hatte). Nur mit dem Speed mithalten, war mit dem Board ab einem Punkt, unmöglich. Vermutlich würde das noch vorkommen, sie kannte ihre Schwester. Alle zusammen auf die Piste, das passte.

Robin.

Oft genug wanderten ihre Gedanken dennoch in ihre Richtung. Das Zwischen ihnen war ihr eben nicht egal.

Eine Nacht später gestand Nami sogar ihren Fehler ein. Ihr Temperament hatte sie geleitet und sie war erneut über das Ziel hinausgeschossen. Nicht explodieren hatte enorme Überwindung gekostet und im Nachhinein war sie Robin dankbar. Hätte sie die Luft nicht rausgenommen … ihr Vorhaben wäre mit Bomben und Granaten gescheitert. Den Ausbruch hätte niemand überhört.

Und warum? Weil ausgerechnet das Glück ihrer Schwester sie in dem Moment überfordert hatte.

Eine Erkenntnis, die ihr die Brust zuschnürte. Dabei wünschte sie ihr nur das Beste und anscheinend fand sie das Liebesglück mit Ace an ihrer Seite. So verliebt hatte sie Nojiko nie zuvor erlebt. Und Nami mochte ihn. Hinter seiner verrückten Ader steckte ein lustiger, charmanter Charakter. Er trug ihre Schwester auf Händen.

Worin also das eigentliche Problem lag, verstand Nami auch: ihr eigenes Liebesleben. Ihr Umgang führte vor Augen, was sie verlor.

Die schmerzhafteste Erkenntnis war jedoch die, dass sie trotz aller Pläne – Schlussmachen, eine eigene Wohnung – Robin noch immer liebte. Die Gefühle waren nie verschwunden, sie wurden lediglich hinter dicken Mauern eingesperrt.
 


 

Zwei Stunden später, kurz vor zwölf, bremste Nami am Fuß der Piste. Sie machte Schluss. Bellemere erwartet sie um die Mittagszeit zurück und langsam kam es ihr sowieso überlaufen vor.

Sie und Olvia waren die einzigen gewesen, die sie in den Morgenstunden angetroffen hatte. Ein dankbarer Vorteil.

Nojiko hätte aufs Mitkommen bestanden. Heute hatte Nami aber das Alleinsein vorgezogen.

Was Nami vielmehr überrascht hatte, war das Ausschlafen ihrer Noch-Freundin. Nicht nur, dass Nami früher auf den Beinen war, sie war erst aufgewacht, als sie vom Frühstück zurückkehrte. Ein weiterer Beweis dafür, wie verkehrt alles lief. Wenigstens war sie um eine steife Konversation gekommen. Und die Entschuldigung, die ihr in dem Moment auf der Zunge lag, hatte sie rasch geschluckt.

Mit der Art kamen sie nie weiter. Das wusste Nami, aber irgendwie hatte sie vergessen, wie.

Seufzend nahm sie den Helm ab, löste das Zopfband und fuhr sich durch ihre wellige Mähne. Das Ding abnehmen war ein Hochgefühl.

»Hey! So schnell sehen wir uns wieder!«, vernahm sie in der Nähe. Hier unten war einiges los. Für diejenige, die länger unterwegs waren, ideal zum Einkehren. Die Handschuhe wurden in den Helm gesteckt und sie griff schon nach ihrem Board als dieselbe Stimme erneut sprach: »Muss Schicksal sein, findest du nicht?« Ein schmieriger Tonfall, ein abgedroschener Spruch.

Sowie Nami sich aufrichtete und gehen wollte, musste sie allerdings feststellen, dass das Gerede ihr galt. Ein blonder, breitgebauter Kerl stand vor ihr und lächelte. Eines dieser unangenehmen, die einem in die Flucht schlugen. Ein Stoßgebet später, in der Hoffnung sie irrte, sah sie sich auffällig um. Verdammt. Sie war das Opfer, mit dem sie noch Mitleid empfinden wollte.

»Oh«, entfloh ihr. »Du redest mit mir …«

»Nenn mich Bellamy und du?« Sowie er einen Schritt vormachte, trat Nami zur Seite und ging wirklich los.

»Sorry, ich bin spät dran. Bye.«

Er lachte, nein er … und da realisierte Nami. Das bescheuerte Gackern. Einer der Idioten des Liftes! Entweder probierte er wahllos oder er hatte sie ordentlich unter die Lupe genommen. Beides missfiel ihr, besonders das er den Hinweis nicht verstand.

Er folgte, wie ein kleines Schoßhündchen und während er neben ihr her ging, redete er pausenlos. Den gesamten Weg bis zum Auto.

Nami hingegen war äußerst sparsam. Entweder schwieg sie oder gab einsilbige Brocken von sich. Er sollte dankbar sein. Die Pistenauszeit hatte ihren Geduldsfaden gestärkt.

»Hör mal, du wirkst wie ein netter Kerl«, log sie ungeniert. Das tat er nicht. Nur wollte Nami ihre Laune nicht für einen dahergelaufenen Typen in die Tonne treten. Nachdem sie das Board in der Dachbox verstaut hatte und Helm mit Jacke im Kofferraum, drehte sie sich erstmals zu ihm um. »Ich bin nicht interessiert, aber dir noch einen schönen Urlaub mit deinen Freunden. Meine Familie wartet.« Eine Antwort schnitt sie gekonnt ab, indem sie ins Auto stieg und einfach losfuhr.

»Komischer Kauz«, murmelte sie und schüttelte die Begegnung ab.
 


 

»… er schrubbt heute das Deck.« Nami verdrehte die Augen. Der Admiral gab also wieder eine seiner Geschichten wieder. Manchmal fragte sie, wie er zu dem Rang kam, manchmal wollte sie dann lieber nicht die genaueren die Hintergründe kennen. Er prallte von seinem laschen Führungsstil. Den kaufte sie ihm sofort ab.

Nachdem sie alles zum Trocken verstaut und festgestellt hatte, dass sich ihre Mütter oben in der Sonne mit einem Gläschen die Zeit vergnügten, hielt sie im Wohnzimmer. Einer ihrer Lieblingsräume. Auf der großen U-förmigen Couch aus, hatte man durch die Panoramafenster die perfekte Aussicht. Traumhaft, wenn es draußen schneite und im Hintergrund der Kamin knisterte.

Hier fand sie jetzt die restliche Bande. Dabei wollte sie eigentlich direkt in die Küche. Einen Tee aufsetzen, mit nach oben nehmen und heiß duschen.

»Da bist du ja!«, frohlockte ihr Onkel. »Wie ist der Zustand?« Genzo hatte ihr Skifahren beigebracht. In ihrer Kindheit waren sie regelmäßig unterwegs. Beim Umstieg hatte er genauso geholfen, obwohl er es nicht konnte. Sie hatte es immer gemocht. Generell hatten sie viel miteinander unternommen.

»Ideale Bedingungen.« Ein Kommentar, der ihr den bösen Blick ihrer Schwester einbrachte. »Hey, du hast geschlafen!«

»Dann weck mich auf!« Würde sie, das nächste Mal. Nami setzte ein versöhnliches Lächeln auf, ehe sie mit einer Kopfbewegung nach draußen deutete. »Habt ihr keine Sorge, dass das unschön endet? Sind angeheitert.«

Nojiko unterdrückte daraufhin ein Lachen und lehnte näher an Ace, der die Lippen zu einem Strich verzog. Es war Kuzan, der sich in dem Moment drehte und einen Arm auf die Lehen gab, und sie mit einem schelmischen Grinsen tadelte. »Regel Nummer eins: eine glückliche Frau bedeutet ein glückliches Leben.« Klasse. Der Spruch konnte nur von ihm kommen. Automatisch blieb ihr Blick an Robin haften. Mit dem Rücken zu ihr, saß sie daneben. Die Regel befolgten sie definitiv nicht.

»Oh, oh … schau nach oben«, deutete er mit dem Zeigefinger und bei Gott, wie konnte das Grinsen noch diabolischer werden? Natürlich verstand sie den Wink, aber der konnte ihr egal sein. Sie stand allein darunter.

»Soll ich mich selbst küssen, oder was?«, fragte sie angesäuert. Den Brauch durfte sie schlechtreden, durchaus. Erst recht in dieser Situation. Das fing gut an. Gestern hatte sie sich noch beschwert. Besser sie folgte ihrem eigentlichen Plan und holte den Tee, stattdessen trat sie näher an die Gruppe heran.

»Wiege dich nicht in Sicherheit!« Sein Blick wurde hinterlistig, dann stupste er Robin an. »Ihr beide entkommt mir nicht! Denkt an meine Worte.« Auffällig verdrehte sie nochmals die Augen. Machte er weiter, folgte sie eher den Müttern.

Mit einem leisen Seufzen, als untermalte sie seinen Kommentar, versuchte sie in Wahrheit ihre Unsicherheit zu verbergen. Sanft legte sie die Arme um Robins Schultern.

»Hey, Schlafmütze«, neckte sie spielerisch, und bevor sie ernsthaft den Kopf zermarterte, hauchte sie ihr einen Kuss auf die Wange. »Hast du gehört, er droht uns … nicht nett.« Ein flüchtiges Lächeln umspielte ihre Lippen, während sie versuchte, in dieser inszenierten Idylle aufzugehen.

Ein schwaches Neigen des Kopfes reichte und sie sahen einander an. Es war ungewohnt, bedachte sie die letzten Wochen, und zeitgleich überraschend normal. Ein Zwiespalt, denn die plötzliche Nähe brachte durchaus leichtes Herzklopfen.

»Wie schlimm ist ihr Pegel?«, lockerte Robin den Moment.

»Vielleicht kümmern wir uns um das Essen.« Da zuckten Robins Mundwinkel. Ihr eigener Blick huschte blinzelnd von den Lippen zurück in diese hellen, blauen Augen. Eigentlich der passende Moment, um loszulassen und zu gehen.

Leider wurde er durchkreuzt und ein lautes Räuspern nahe ihrem Ohr ließ sie zusammenzucken.

Robins Blick sprach Bände, sie beide wussten, was gerade geschah.

»Fordere mich nie heraus«, griente der Admiral. Er hockte bei ihnen und sein Arm war in die Luft gestreckt. Eigentlich musste Nami gar nicht aufsehen, sie tat es dennoch. Der Mistelzweig wog mit seiner Handbewegung, direkt über ihnen. Sie könnte ihm Parole bieten oder einen ordentlichen Schubser geben, damit er auf seinem nervigen Hintern landete.

Stattdessen entschied sich Nami, das Spiel mitzuspielen, hoffend, er hörte auf, sobald er Genugtuung verspürte. Leichter als erwartet, beugte sie sich vor und gab Robin einen richtigen, länger anhaltenden Kuss.

Sehr wohl spürte sie eine Spannung. Umso rascher richtete sich Nami wieder auf, nicht ohne Kuzan doch einen Schubs zu geben, den er aber leider abfederte. »Hier bitte, unser Soll ist erfüllt.«
 


 

Der Kuss hatte einen bitteren Beigeschmack, der den restlichen Tag anhielt. Eine der normalsten Gesten und doch …? Krampfhaft forstete ihr Gedächtnis nach der passenden Erinnerung.

Es gab etliche an die sie sofort dachte, aber den einen, den letzten – Nami fiel partout nicht ein, wann ihr letzter Kuss war. Von jetzt an konnte sie sagen: unter einem Mistelzweig an Weihnachten. Wow! Ein halb gespielter. Da übertrafen sie sich.

Halb gespielt, weil ihr Körper nicht vergessen hatte, welche Wirkung Robins Lippen hatten. Und dass das letzte Mal eben verdammt lange her war.

»Heiße Fantasien?« Aufgescheucht ließ sie beinahe den Teller fallen.

Sie schnaufte und funkelte böse hoch. Ace stand lässig neben ihr, mit auffällig wackelnden Augenbrauen.

»Nein?« Nicht die, die er erwartete. Mit einem albernen Kichern half er beim Einräumen, in dem er nach und nach das restliche Geschirr reichte. Die Aufgabe übernahm sie mit Freude. Besser als den Gedanken am Tisch nachzugehen, direkt neben dem Grund hierfür. Mit ihrer Aufmerksamkeit und ihrem charmantesten Lächeln. Robin in Perfektion.

»Worüber lacht ihr?« Nojiko streckte neugierig den Kopf. Blind drückte sie den Knopf der Kaffeemaschine.

»Dein Loverboy lacht, ich nicht.« Eine Fantasie regte er an, die in der sie ihm eine ordentliche Kopfnuss verpasste. Ihre Worte wurde mit einem weiteren Kichern quittiert, das abrupt mit einem auffordernden Blick Richtung Nojiko endete.

»Sylvia

»Yes, Mickey?«

»Kommt schon … ihr habt sie nicht alle …«

»How do you call your lover boy?«, machte Ace weiter und kam direkt in Fahrt. Nein, ein klares Nein. Hier oben tat sie sich schon genug an, aber eine Dirty Dancing Nummer?

Sie war eindeutig raus.

Während beide ihrer Darbietung verfielen, flüchtete Nami regelrecht aus der Küche.

»Zwei dürfen auf ihren Kaffee warten. Baby und Johnny proben.« Noch beim Hinsetzen griff sie nach ihrem Weinglas und leerte es in einem Zug. »Trieft vor Kitsch und … anderem.« Ein Gedanke, dem sie nicht folgen wollte.

Ausgerechnet Bellemere war diejenige die vergnügt lachte. Nein, das lag nicht am Alkohol – es war dann doch nicht ausgeufert – aber sie liebte den Film.

»Als ob du anders bist«, zwinkerte sie ihr zu. »Aber, und Robin wird mir zustimmen, bist du der Typ für Hungry Eyes

»Mom!« Unmöglich diese Frau! Ob es stimmte, spielte dabei keine Rolle. Sie schlug sich die Hand vors Gesicht und sank tiefer. Ungewollt hatte sie das Lied im Kopf und wusste, es endete in einem nervtötenden Ohrwurm.

»Denkt gerade noch jemand an einen Filmabend?«, fragte Olvia in die Runde, wobei sie ihrem Mann mehrmals auf die Schulter klopfte. »Vielleicht lernst du noch etwas.«

Ein Blick zur Seite zeigte Nami, dass Robin den Kommentar lieber überhört hätte.

»Wie oft warst du im Kino?«, hörte sie dann Genzo. Das galt ihrer Mutter. »Zehn Mal?«

Passend wurde ihr nachgeschenkt. Es war Robin, mit dem leisen Kommentar »Nervennahrung«. Mittlerweile war die Flasche selbst verlockender, da reichte ein Glas nicht.

»Sieht so aus«, flüsterte Robin weit vorgebeugt, »als ob hier gleich alte Erinnerungen aufgefrischt werden … verschwinden wir?«

Die Überraschung wich der Dankbarkeit. Ein Gespräch über das Vermissen der 80ziger kam ins Rollen. Robin musste kein zweites Mal fragen.
 

»Dreizehn …«, seufzte Nami, als sie sich im Schneidersitz auf dem Teppich niederließ. Direkt vor dem Kamin, dessen Feuer angenehm wärmte. Ihr Blick glitt über die Dekoration, die wartenden Strümpfe. Rundherum verteilt, nahmen sie ihn ein.

»Wie bitte?«

»Dreizehn Mal war sie im Kino«, erklärte Nami amüsiert und trank einen Schluck. Neben ihr atmete Robin hörbar aus. »Traut man ihr nicht zu, was? Zuhause läuft er regelmäßig.«

»Erklärt, warum du mitsprechen kannst«, neckte Robin auf ihre Weise, worauf Nami ihr einen strafenden Blick schenkte. »Mitsingen sollte ich sagen.« Leicht stupste sie gegen ihre Schulter.

»Hör auf!«, lachte sie. »Wehe, du sprichst das laut aus. Damit zerstörst du meine Arbeit.«

Neugierde blitzte in Robins Augen auf.

»Wir machte öfter Filmabende und jede durfte abwechselnd aussuchen. Ich tat immer als hasste ich ihn. Heute ziehe ich sie noch gerne damit auf.« Das wissende Nicken irritierte Nami, auf ihren fragenden Blick hin, lächelte sie sanft.

»Mir wird nun klar, warum er einer deiner Komfortfilme ist – du verbindest ihn mit den Erinnerungen. An schöne und lustige Abende, mit ihr und Nojiko«, erklärte Robin und wandte sich wieder dem Feuer zu.

»Verdammt.« Wirklich nachgedacht, hatte Nami nie darüber. Irgendwie passend, gestand sie ein, während sie das Glas an ihre Lippen führte. Bevor sie aber daraus trank, schielte sie zur Seite. Spann sie das Gesagte weiter, gewann ein anderer Film an Bedeutung – eine andere Geschichte, die in den Hintergrund rückte. Denn genauso realisierte sie gerade, was sie hier taten. Nebeneinander vor dem Kamin sitzen und reden.

Wie früher.

Keine Sticheleien, kein Streit, einfach ein ruhiges Miteinander.

»Gestern … es tut mir leid«, flüsterte sie, bevor sie endlich einen Schluck trank.

Robin schwieg kurz und seufzte.

»Wir sind beide angespannt, aber hey, der nächste Tag ist rum und wir haben uns gut geschlagen, oder?« Gut? Wenn sie sich beide so betrachtete, war das untertrieben. Dabei dachte sie in erster Linie an den Kuss und später an das Essen. Wobei Nami genauso wusste, wie rasch ein Rückschritt lauerte.

»Darf ich dich was fragen?«

Robins Ausdruck war unergründlich. Dennoch ahnte sie, dass sie innerlich grübelte. Die Frage war Angesicht der aktuellen Situation breitgefächert. Nur langsam neigte sie den Kopf, ein kaum merkliches Nicken.

Bevor Nami ihre Frage jedoch stellen konnte, ging das Licht an und das Stimmengewirr durchflutete den Raum.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  BurglarCat
2023-12-11T12:39:45+00:00 11.12.2023 13:39
okay, mangelnde Zeit füreinander und dann wurde Robin eine Affäre vorgeworfen? Würde mich mal interessieren, ob das aus der Luft gegriffen war oder diese Vorwürfe an irgendwas festgemacht wurden. Ist am Ende wohl aber egal, wenn man sich aus den Augen verliert und unverstanden fühlt. Da fällt es dann vielleicht auch schwer wieder aufeinander zuzugehen. Das sie nun dazu gezwungen sind könnte das ganze sicherlich noch interessant machen. Eine erste Annäherung ist immerhin schon da.
Schade, dass du an dieser Stelle aufhörst und die beiden unterbrichst. Aber irgendwie ist das auch nicht verwunderlich. Eher typisch und war zu erwarten. Das man sich jetzt aber wieder eine Woche gedulden muss passt da irgendwie so gar nicht in meinen Plan xD
Antwort von: robin-chan
11.12.2023 18:01
Beschwerst du dich etwa gerade wegen einer Woche Wartezeit? xD Ist kein Adventkalender ... obwohl so wie das gerade ausartet, hätte es sogar einer werden können xD


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