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Wenn kein Schnee mehr fällt

von

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„Ich geh dann mal, Chef Yakou!“, ruft der auszubildende Detektiv, bevor er sich auf den Weg macht. „In Ordnung. Bis später, Yuma. Pass bitte-“ Doch bevor seinen Satz beenden kann, hört Yakou nur noch, wie die Tür nach draußen zufliegt. Er seufzt.

Hoffentlich bauen sie mir nicht schon wieder so viel Ärger… Yakou will Probleme mit Amaterasu vermeiden, aber dies stellte sich bei weitem schwieriger, als gedacht heraus. In der kurzen Zeit, die die anderen Detektive, seit ihrer Ankunft, bisher im Kanai-Bezirk verbracht hatten, kam es bereits mehrfach zu Konfrontationen mit den Friedenswächtern. Bisher konnten sie diese zwar immer wieder unter den Teppich kehren, aber niemand kann ahnen, wann es zu harten Konsequenzen kommen könnte. In seinem Sessel sitzend, schaut er sich um.

Nachdem auch Yuma gegangen ist, ist er mal wieder der einzige, der in der Detektei zurückgeblieben war. Abgesehen von Vivia, denn dieser lag seit Tagen im leerstehenden Kamin und rührte sich nicht von der Stelle. Und er ist ständig nur am lesen… Yakou holt ein Foto aus seiner Anzugtasche.

Es ist ein Bild von ihm und seiner Frau, welches vor einigen Jahren gemacht wurde. Wie schön die damalige Zeit doch war. Die Zeit mit dir… Sein Blick schweift gedankenversunken ab und er denkt an jene Tage zurück.
 

„Yakou…“ Fernab nimmt er eine sanfte, vertraute Stimme war.„Mein Lieber…“

Dann bemerkt Yakou, wie ihn jemand von hinten an der Schulter antippt. Erschrocken dreht er sich um. „Alles in Ordnung? Du sahst vorhin so bedrückt aus…“ Vor ihm steht seine Frau. Sie wirft ihm einen besorgten Blick zu. „Ja, ja. Es ist nichts!“, versichert Yakou ihr ausdrücklich. „Wirklich?“, anfangs etwas misstrauisch gegenüber seiner Antwort, verbessert sich ihre Stimmung langsam wieder. „Dann lass uns gehen.“, erwidert sie ihm mit einem sanftem Lächeln.
 

Heute wollen sie seit langem gemeinsam Zeit zusammen verbringen. Seine Frau hat sich extra freigenommen und er, als Detektiv im Kanai-Bezirk, erhielt kaum einen Auftrag. Heutzutage waren die Friedenswächter von Amaterasu in aller Munde und Detektive, wie er, wurden immer weniger gebraucht. Seitdem war er der einzige Detektiv der Stadt.

Hand in Hand verlassen die beiden die Wohnung.

Es ist die letzten Tage bereits sehr kalt geworden und auch heute herrschen wieder einmal kühle Minusgrade. „Ich frage mich, wann wohl der erste Schnee fallen wird?“, fragt seine Frau, bevor sie ihm mit sanftem Ausdruck erzählt, „Viele behaupten ja immer, dass der Winter eine düstere Zeit sei, aber ich mag den Winter.“ „Ach, ja? Ich dachte immer, dir würden die wärmeren Monate besser gefallen, als Schnee und Regen.“, erwidert Yakou ihr überrascht. Seine Frau denkt einen Moment nach, bevor sie ihm antwortet. „Nun ja, also… Insbesondere das Glitzern des Schnees macht den Winter einzigartig.“ Dann blickt sie ihn an.

„Das erinnert mich daran, dass du bei unserem ersten Wiedersehen sagtest, das du den Regen mögen würdest“ Bei diesem Gedanken fängt sie an zu lachen. „Ich weiß noch genau, wie ich dich für seltsam hielt, als du zu mir kamst und behauptetest, was für ein schönes Wetter wir doch hätten.“ „Ja, ja… Das brauchst du mir nicht immer vorzuhalten. Das war ein Fehler, mehr nicht!“, behauptet Yakou trotzig.
 

Sie schlendern die Straße entlang, bis Yakou abrupt anhält.

„Hier stand früher die Spielhalle, erinnerst du dich daran?“, fragt er seine Frau, die genau wie er im Kanai-Bezirk aufgewachsen war. „Ja, aber leider bin ich nie dort gewesen.“, antwortet sie ihm mit nachdrücklichem Ausdruck. „Wirklich nicht?“, entgegnet er überrascht, bevor er stolz erwidert, „Ich zu meinem Teil war eine Zeit lang regelmäßig dort und habe mich sogar tatsächlich nicht schlecht geschlagen. Einmal galt ich sogar als Spitzenstammspieler!“ Seine Frau schmunzelt. „Das hätte ich zu gern gesehen!“ Sie setzten ihren Weg fort und erreichen schließlich den Ginma-Bezirk.

Die Atmosphäre im Bezirk ist im Vergleich zum Kamasaki-Bezirk deutlich ruhiger und die blauen Neonlichter dort erstrahlen den Stadtteil. Hier befindet sich nicht nur der große Uhrenturm der Stadt, der von den Einwohnern geliebt wird, sondern auch das Museum der Stadt und zahlreiche Gelegenheiten, um den Nachmittag zu verbringen. Das sogenannte „Golden Path Café“ war eine davon. Die beiden betreten das Café. Es scheint nicht allzu viel los zu sein, die meisten Tische sind noch frei. Die meisten arbeiten wohl noch. Viele Besucher schwärmen nur so von dem Kaffee und der Atmosphäre, die hier herrscht. Sie setzen sich an einen der freien Tische, von denen man nach draußen schauen kann. Schlussendlich bestellen sie sich jeder einen Kaffee.
 

„Erinnerst du dich noch, als wir uns hier zum ersten Mal seit Jahren wieder begegnet sind?“, fragt seine Frau ihn. „Natürlich, tue ich das.“, entgegnet Yakou ihr. „Dann weißt du bestimmt auch noch, wie verdutzt du warst, als ich dich bat mich nicht bei deinem Klienten zu verraten. An deinen erschrockenen Gesichtsausdruck erinnere ich mich auch heute noch.“, verrät sie ihm mit einem frechen Grinsen. „Du weißt ja gar nicht, um wie viel es bei dem Auftrag ging! Ich brauchte das Geld, um meine Miete zu zahlen! Es ging um eine Million!“, wendet er beleidigt ein.

„Mein Lieber, jetzt sei doch nicht gleich so eingeschnappt.“, erwidert sie lachend. Nachdem sie sich noch eine ganze Weile unterhielten, verstrich die Zeit, bis es langsam dunkel wurde. Und so beendeten sie ihren Besuch und machten sich wieder auf den Rückweg.
 

„Es gäbe da noch einen anderen Ort, zu dem ich gern hingehen würde. Könnten wir dort noch einmal hin?“ Sie lächelt sanft. „Natürlich, mein Lieber.“ Somit führt ihr Weg sie durch die große Hauptstraße entlang, über die große Brücke, wieder zurück in den Kamasaki-Bezirk, bis sie an der Detektei ankommen.

Sie betreten das Gebäude und nehmen den Fahrstuhl, der sie in die höchste Etage bringt. Yakou öffnet die Tür, die zum Dach des Gebäudes führt und folgt seiner Frau hinaus. Genau wie er, liebte sie die Sicht auf die Stadt, die man von dort oben hatte. Und auch heute Nacht kann man einen guten Blick auf den atemberaubenden Sternenhimmel werfen, der sich über den Kanai-Bezirk legte. „Die Aussicht von hier aus ist wirklich unbeschreiblich.“, sagt sie. In Erinnerungen schwellend, erinnert er sich zurück. Hier hat er nicht nur als Aushilfe das Detektivdasein kennengelernt, sondern auch das damalige Angebot seiner Frau angenommen, für sie als Bodyguard zu arbeiten. Dieser Ort bedeutet ihm wirklich sehr viel.

Yakou lächelt und antwortet ihr mit ruhiger Stimme. „Das stimmt. Seitdem ich hier meine Detektei habe, bin ich schon immer gern oben gewesen. Hier kann man einfach alles um sich herum vergessen. “ Nickend stimmt sie zu.
 

Schließlich sieht sie ihn fragend an. „Weißt du noch, wie wir als Kinder zusammen mit den Anderen Detektiv gespielt haben?“ „Ja, die Zeit konnte ich nie vergessen. Ich war so stolz darauf das Abzeichen unserer Detektei zu tragen, auch wenn es nur selbstgebastelt war.“, antwortet Yakou.

„Auch wenn es schon lange her ist, erinnere ich mich noch gut daran. Wir patrouillierten durch die Stadt. Und du… Du hast immer das Kommando gehabt.“, erwidert sie ihm schmunzelnd, bevor sie fortfährt, „Als wir uns wiedertrafen, hatte ich an deinem Dasein als Detektiv gezweifelt. Aber eines ist mir bewusst geworden. Du bist eben schon immer von Detektiven besessen gewesen. Damals und auch heute noch!“ Er lächelt. „Das mag sein. Schon seit meiner Kindheit war ich fasziniert davon, wie schnell sie ihre Fälle lösten und die Täter stellten und irgendwie… konnte ich meinen Traum nie aufgegeben.“ Yakou schaut in die Ferne.

Die Stadt, in der sie aufgewachsen sind, befand sich im stetigen Wandel. Niemand weiß, wie es in Zukunft wohl weitergehen würde, aber er ist sich sicher. „Auch wenn sich in Zukunft einiges verändern mag, so werde ich weiterhin ein Detektiv bleiben.“ Sie lacht. „Du besitzt eben einen starken Willen…, mein süßer Detektiv!“ „Ach, d- das stimmt doch gar nicht!“, wendet er peinlich berührt ein, „Man sollte eben stolz sein, auf das, was man tut, auch wenn es auf den ersten Blick hart erscheint und ich… Ich wollte eben schon immer ein Detektiv werden, den die Leute gerne um sich haben und der sie glücklich macht.“ Seine Frau blickt ihn liebevoll an. „Das bist du doch bereits! Und selbst, wenn es nicht viele sein mögen, so bin ich froh an deiner Seite zu sein.“ Yakou lächelt. Nach einer Weile zeigt seine Frau nach oben in den Himmel und ruft voller Begeisterung. „Oh, sie mal. Es schneit!“ Tatsächlich. Als er nach oben blickt, sieht er, wie kleine zarte Flocken nach unten fallen. „Ist das nicht schön? Der Winter bricht herein.“, erzählt sie ihm. „Ja, da hast du recht.“, erwidert er. Dann greift sie nach seiner Hand. „Danke für den heutigen Tag, mein Lieber. Ich-“
 

Yakou schreckt hoch. Nur ein Traum… Ich muss eingenickt sein. Die letzten Tage waren aber auch wirklich nervenaufreibend... Gerade, als er das Bild wieder wegsteckt, öffnet sich die Tür.

„Hallo, Chef. Ich bin wieder da!“, ruft Desuhiko, als er lautstark die Detektei betritt. Kurz darauf kommt auch Yuma, dicht gefolgt von Halara und Fubuki. „Und, wie liefen die Ermittlungen?“, fragt Halara mit nachdrücklicher Stimme, „Konntet ihr etwas über das große ultimative Geheimnis des Kanai-Bezirks herausfinden?“ Fubuki schüttelt den Kopf. „Ich leider nicht.“

„Ich kann der Prinzessin nur zustimmen.“, pflichtet Desuhiko bei, „Ich war aber auch sehr beschäftigt! Im Ginma-Distrikt wimmelt es nur so von hübschen-“ „Desuhiko, ich dachte du hättest unsere Ermittlungen weitergeführt! Du weißt doch, das wir Wichtigeres zu tun haben!“, unterbricht ihn Yuma, ehe er weitersprechen kann. Desuhiko widerspricht ihm trotzig. „Ähm… A-Aber ich habe mich doch auch um die Detektivarbeit gekümmert! Außerdem hast du als Auszubildender hier nichts zu sagen!“
 

Während die Detektive weiterhin miteinander diskutieren, blickt Yakou wehmütig nach draußen.

Wie viel sich doch verändert hat… Auch heute regnet es. Der Regen fiel jetzt schon seit ungefähr drei Jahren unaufhörlich und das, obwohl niemand der Einwohner wusste, wieso der Regen nie stoppte. Schnee oder Sonne hatten die Bewohner seitdem nicht mehr zu sehen bekommen.

So wie der Schnee, den du so gern hattest, bist auch du aus meinem Leben verschwunden… Die Tage, die wir gemeinsam verbringen konnten, war einfach viel zu kurz… Seitdem fristete ich lange Zeit ein trostloses Leben… bis sie gekommen sind.

Er sieht zu den anderen Detektiven, die es sich in der Detektei bequem gemacht hatten.

Ich glaube an sie. Ich glaube daran, dass sie den Kanai-Bezirk retten werden… die Stadt, die unser Zuhause war. Die Stadt, die sowohl unsere schlechten, als auch unsere guten Erinnerungen bewahrt. Yakou öffnet sein Schreibtischfach. Außerdem muss ich noch etwas Wichtiges erledigen. Entschlossen blickt er auf den Brief, der dort lag.

Ich werde dich rächen, komme was wolle. Das verspreche ich dir.



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