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Vom Regen bis zur Nachtigall

Crowley x Erziraphael
von

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Die Schwäche des Dämons

Als Crowley sich mit dem Engel unter dem Pavillon getroffen hatte und der Dämon Erziraphael ein Stück weit sein Herz ausgeschüttet hatte, war der körperliche Kontakt von dem Rothaarigen ausgegangen. Er hatte einen schwachen Moment, das Mitgefühl im Blick des Blonden, der ehrlich zu bereuen schien ihm damals so vor den Kopf gestoßen zu haben, hatte Crowley dazu verleitet ihm nahe zu kommen. Sein Herz hatte mehr als nur einen Takt zugelegt als er gespürt hatte, dass der Engel sehr unbeholfen versucht hatte die Umarmung zu erwidern. Unbeholfen, aber so unglaublich liebenswert.
 

Aber diese Umarmung jetzt war anders. Sie war inniger, intimer. Und war größtenteils von Erziraphael ausgegangen. Crowley konnte das Herz des Blonden an seiner Brust schlagen spüren. Es schlug in einem stetigen Takt, aber ob es als normal war, vermochte der Dämon nicht zu sagen. Schon seit mehreren Sekunden hatte es der Rothaarige aufgegeben zu tanzen, schließlich war auch die Musik schon verebbt, trotzdem bewegten sie sich weiter wie zu einer romantischen Sonate, die nur sie hören konnten.
 

Wie waren sie nur in diese Situation geraten? Eigentlich hatte Crowley vorgehabt, direkt wieder zu gehen nachdem er das Buch zurückgebracht hatte. Aber beim Anblick Erziraphaels war dieser Vorsatz schnell von ihm in den Wind geschossen worden. Wie er hinter den Regalen hervorgelugt hatte, mit einem Stapel Büchern auf den Armen und wie sich dessen konzentrierter Blick bei seinem Anblick aufgehellt hatte. Wie hätte er da einfach gehen können?
 

Crowley hatte es wirklich nur nett gemeint, als er dem Engel angeboten hatte ihm das Tanzen beizubringen. Er hatte so glücklich davon erzählt, dass er am "Donauwalz" beteiligt war, dass der Rothaarige versucht hatte, dem anderen damit eine kleine Freude zu bereiten. Schließlich tanzte der andere doch gerne den Gavotte, was absolut untypisch für einen Engel war.
 

Nur ein bisschen. Nur ein bisschen länger noch.
 

Dieser Satz schoss immer und immer wieder durch Crowleys Gedanken. Und der Kopf, der sich nach seiner unbeantworteten Frage an seine Brust lehnte, feuerte diesen Wunsch noch mehr an.
 

Nur ein bisschen. Nur ein bisschen näher noch.
 

Fester griff der Dämon um die Taille Erziraphaels, zog ihn so dicht an sich, dass kein Stück Papier mehr zwischen sie passen könnte. Kein Mensch, kein Dämon, kein Engel sollte sich zwischen sie drängen.
 

Das leise überrascht klingende Keuchen des Blonden goss nur noch mehr Öl ins Feuer, Crowley festigte abermals seine Umarmung und vergrub seine Nase in den hellen Haaren. Es mag seltsam klingen, diese Bezeichnung zu wählen, doch für den Dämon roch Erziraphael einfach himmlisch. Er roch süßer als jedes Crêpe und machte ihn betrunkener als jede Flasche Wein.
 

"...Engel..."
 

"Hm?"
 

"Engel..."
 

"Ja?"
 

"Engel."
 

"...ich bin hier."
 

Diese Worte trafen Crowley mitten ins Herz. Ja, er war hier. Er war wieder gekommen. Und lag nun in seinen Armen, so perfekt schmiegte sich dessen weicher Körper an seinen. Als hätte er schon immer dort hingehört.
 

Ein wenig zerknirscht über sich selbst musste es sich der Dämon wohl eingestehen. Er hatte auf ganzer Linie verloren. Eigentlich hatte er sich fest vorgenommen, Erziraphael nicht zu nahe zu kommen. Hatte ja sehr gut geklappt. Aber wenn er schon in seinem eigenen Vorsatz derart versagte, dann schon so richtig.
 

Seinen Kopf wieder anhebend ließ der Rothaarige seine rechte Hand von der Taille des Engels nach oben gleiten und legte sie an dessen warme Wange. Mit sanften Druck zwang er dessen Kopf hoch, sodass sie sich in die Augen sehen konnten. Was für tiefe blaue Seeen doch die Iren des Engels waren. Crowley hatte das Gefühl in diese eintauchen zu können. Was waren das nur für Emotionen, die diese widerspiegelten? Dieses Schimmern in seinen Augen, was wollte das ihm sagen?
 

"Crowley?"
 

Fragend blinzelte dieser, legte leicht den Kopf schief und strich gedankenverloren mit dem Daumen über die weiche Wange des Engels. War ihm das zuwider?
 

"Hm? Ist was?"
 

Große blaue Augen starrten den Dämon an, schienen in seinen etwas zu suchen, aber nicht zu finden. Dann war ein leises Seufzen von Erziraphael zu hören und ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen, ein Lächeln das nur Crowley zu gehören schien. So vergnügt, amüsiert und doch schüchtern und verlegen. Dieses Lächeln löste eine Schar Schmetterlinge in seinem Bauch aus. Durfte der Rothaarige sich darauf was einbilden?
 

"Meine Lieblingsfarbe ist gelb. Wie deine Augen."
 

Überrascht von dieser Aussage hielt Crowley den Atem an, sein Herz machte einen Sprung bis in seinen Hals und schlug daraufhin hart gegen seine Brust. Die Hand, die zuvor noch an der Wange des Engels geruht hatte, wanderte nun nach hinten und vergrub sich in den hellen welligen Haaren.
 

"Oh Erzi...was tust du nur mit mir?"
 

Nur ein bisschen. Nur ein bisschen mehr.
 

Sanft übte der Dämon am Hinterkopf Erziraphaels Druck aus, lehnte seine Stirn an die des Blonden ohne den Blickkontakt zu unterbrechen. Ihre Nasen stupsten aneinander und Crowley rieb seine vorsichtig an der des Engels. Die Hände, die im Nacken des Dämons lagen, begannen kaum spürbar über seinen Haaransatz zu streichen.
 

"Erzi. Erziraphael. Engel."
 

Und dann geschah etwas, was den Rothaarigen das letzte Stückchen Zurückhaltung vergessen lies. Diese wunderschönen blauen Augen, die ihn die ganze Zeit gefesselt hatten, ihn angesehen hatten als gäbe es nur ihn auf dieser Welt, schloßen sich langsam. Geschah dies, weil der Engel diesen Moment der Zweisamkeit einfach genoss? Oder gab er dem Dämon damit eine stummes Signal? Ohne weiter darüber nachdenken zu wollen, welche der beiden Optionen es denn nun sein konnte, handelte Crowley einfach instinktiv. Er überbrückte die letzten Zentimeter zwischen ihnen und verschloss die Lippen Erziraphaels mit einem sehnsüchtigen Kuss.
 

Es fühlte sich an wie eine wahre Offenbarung. Verdammt, eigentlich hatte er versucht abzuschließen, zu vergessen. Aber diese weichen Lippen, die sich so perfekt an seine zu schmiegen schienen, ließen Crowley etwas ganz anderes vergessen: Seine Zurückhaltung. Das zarte Keuchen, dass der Engel von sich gab, feuerte den Dämon wie eine Cheerleader-Gruppe an. Seine zweite Hand glitt ebenfalls nach oben und bettete sich in das weiche blonde Haar.
 

Sich weiter nach vorne lehnend stolperte der Dämon mit Erziraphael in den Händen nach vorne, spürte wie sich der andere fest an seinem Nacken festhielt, was ihn ein wenig in den Kuss grinsen ließ. Als er auf Widerstand traf und herunterfallende Bücher hörte, war ihm klar, dass er den Blonden gegen eines der Bücherregale gedrängt hatte. Ein entrüstetes Schnauben an seinen Lippen ließ Crowley kurz aufhorchen. In seinen vernebelten Gedanken kam ihm kurz in den Sinn, dass es dem Engel sicherlich nicht gefallen würde, dass einige seiner geliebten Bücher zu Boden gefallen waren. Doch gerade konnte dem Dämon nichts egaler sein. Für ihn zählte nichts außer diese süßeste Versuchung, die er gerade sehnlichst an sich presste.
 

Kurz löste er seine Lippen, nur um sie nach kurzem Luftholen abermals auf die des Blonden zu legen. Das war doch wahnsinnig, er war wahnsinnig. Wahnsinnig nach Erziraphael, der sich gerade so entzückend gefügig in seine Arme legte und den noch durchaus keuschen Kuss zögerlich erwiderte. Denn das war er. Keusch. Nur ein sanftes Bewegen zweier Lippenpaare, die sich zärtlich aneinander rieben. Keine Austauschen von heißem Atem, keine fremde Zunge in der warmen Mundhöhle des jeweils anderen.
 

Noch mehr. Mehr. Mehr.
 

Gierig geworden wagte sich der Rothaarige noch weiter. Sein rechtes Bein schob er zwischen die Erziraphaels, übte so mit seinem Oberschenkel sanften Druck auf dessen mittlere Körperregion aus. Was ihm prompt mit einem lauteren, erschrocken wirkenden Keuchen und einem Zucken durch den ganzen Organismus belohnt wurde. Er war zwar ein Engel, ein sittsames Wesen, aber ganz sicher kein Eunuch. Der Blonde hatte das Erscheinungsbild eines Mannes gewählt, dessen Körper auf dieselben Reize reagierte wie jeder andere männliche Mensch auch.
 

Mehr. Mehr. Mehr.
 

Crowley wollte nicht nur die weichen Lippen spüren, er wollte sie spalten, mit seiner Zunge ins innerste des Engels vordringen, ihn schmecken. Bei dem Gedanken konnte sich selbst der Rothaarige ein leises Aufstöhnen nicht verkneifen, strich auffordernd mit der Zunge über die noch so ungeküssten Lippen des Blonden, versuchte so Erziraphael aufzufordern, es ihm gleich zu tun.
 

"Hallo hallo hallo. Sowas hab ich schon mal gelesen. Nennt man das nicht küssen?"
 

Die Stimme Muriels ließ Crowley für eine Sekunde in seinem Tun gefrieren, es fühlte sich für ihn an, als würde die Welt stehen bleiben. Als wäre sein Körper mit Eiswasser übergossen worden, riss der Rothaarige seine Augen auf. Realisierend, was er gerade imstande war zu tun, rückte der Dämon entsetzt von seinem eigenen Handeln von Erziraphael ab, der ebenso geschockt wirkte. Er musste etwas sagen, irgendwas um die Situationen zu entschärfen.
 

Doch der Anblick des Engels, wie er so unschuldig und verwirrt vor ihm stand, ließ ihm jegliche Wörter im Hals stecken bleiben. Die blauen Augen sahen ihn fragend, fast schon flehend an, die von den Küssen gerötete Lippen öffneten sich zu einer Aussage, von der Crowley sich sicher war, sie nicht hören zu wollen. Er wollte von keinem Vergebung, erst recht nicht von Erziraphael. Nicht noch einmal. So tat der Rothaarige das Einzige, was ihm in diesem Kontext logisch erschien.
 

"Crow..."
 

"Lass gut sein. Ich will es nicht hören. Und...entschuldige."
 

Ohne eine Antwort abzuwarten drückte er sich an der sichtlich verwirrt dreinblickenden Muriel vorbei, die ihm noch etwas hinterherrief. Er verstand nicht, was sie sagte, da das Rauschen in seinen Ohren so laut war, dass es ihm sogar schwer fiel seine eigenen Gedanken zu hören. Im Stechschritt ging er zu seinem Bentley und startete den Motor. Er musste hier weg, sehr schnell sehr weit weg.



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