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Norikos Tagebuch

von

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Das Geständnis

Das Leben als Chunin war etwas anders, als zuvor. Wir hatten mehr Rechte und brauchten, um die niederen Missionen anzunehmen, nun keinen Jonin mehr an unserer Seite.

Shisui, Gai und ich bildeten weiterhin ein Team und erledigten neben unendlich vielen D-Rang Missionen auch einige höherwertige.
 

Im November feierte ich meinen zwölften Geburtstag und stellte überrascht fest, wie lange ich nun schon in Konoha war und wie wenig ich noch an Uzushio dachte.
 

Zu meinem Geburtstag bekam ich allerhand neue Kleidung, da ich durch einen Wachstumsschub aus vielen meiner Klamotten herausgewachsen war, und spürte so langsam, dass mein Körper sich veränderte. Einerseits gefiel mir der Gedanke, bald zu einer jungen Frau heranzuwachsen und doch machte es mir auch ein wenig Sorge.
 

Auch meine Freunde wurden älter und begannen, sich zu verändern. Shisui, der noch ein paar Monate jünger war als ich, hatte ebenfalls einen Wachstumsschub hinter sich und überragte mich plötzlich um einen ganzen Kopf. Gai, der in meinem Alter war, brach beim Sprechen des Öfteren die Stimme weg und sie wurde von Tag zu Tag tiefer, woran ich mich erst einmal gewöhnen musste.
 

Auf einer Mission im Frühjahr begegneten wir Asuma und Kurenai, die uns berichteten, im Sommer an der nächsten Chunin-Auswahlprüfung teilnehmen zu wollen. Sie gehörten zu den Letzten aus unserer Akademie-Zeit, die immer noch Genin waren.
 

Der Sommer rückte näher und ich hätte mir die Prüfungen zu gern angesehen, doch eine Mission führte Shisui, Gai und mich aus Konoha auf eine Insel nicht unweit unserer Heimat.

Die Mission bestand darin, ein anderes Team zu verstärken, das dort in einer recht aussichtslosen Lage feststeckte: Team 4. Auch wenn ich mir Sorgen um Kakashi, Obito und Rin machte, freute es mich doch ein wenig, dass wir als ihre Verstärkung geschickt wurden.

Ihre Mission hatte darin bestanden, einen Gefangenentransport zu überwachen. Offensichtlich war hierbei etwas schiefgegangen und einige der Gefangenen waren entkommen.
 

Zusätzlich hatten sie gemeldet, dass einer von ihnen verletzt war, weshalb ich froh war, dass wir alle drei unsere medizinischen Kenntnisse in den letzten Monaten drastisch verbessert hatten. Auch wenn es mich wunderte, da Rin zu den Medi-Ninjas gehörte und somit über ausreichend Erfahrung als Heilerin verfügen sollte.
 

Auf der Insel angekommen, trafen wir einige Dorfbewohner, die uns die Richtung wiesen, in der sich das Gefängnis befand. Sie warnten uns vor den Geflüchteten, doch wir versicherten ihnen, dass wir mit ihnen würden umgehen können.
 

Nach ein paar Stunden des Suchens meldete Shisui sich endlich zu Wort. „Ich sehe sie."

Wir folgten Shisuis Anweisungen und fanden schon bald das kleine Versteck von Team 4.

Sie waren in einer kleinen Höhle und ich hielt kurz inne. Der Anblick erinnerte mich an die Höhle auf dem kleinen Plateau, in der wir uns damals hatten verstecken sollen. Kyous Gesicht blitzte durch meine Erinnerung und ich musste mich zusammenreißen, um den Gedanken abzuschütteln.
 

Im Eingang der Höhle saß kein Geringerer als Kakashi, dessen Blick plötzlich in unsere Richtung ging. Er sprang auf, griff nach einem Messer, doch ich sprang aus dem Baum, bevor er angreifen konnte.

„Noriko?", fragte er erstaunt. Shisui und Gai tauchten hinter mir auf und Kakashi steckte sein Messer weg. „Ihr seid die Verstärkung", stellte er mit einer Mischung aus Belustigung und Wut fest.
 

„Was hast du denn erwartet? Dass sie für eine C-Rang Mission einen Jonin schicken?", fragte Shisui.

„Wo sind die anderen?", hakte ich ein und Kakashi wies auf die Höhle hinter sich. Ich marschierte an ihm vorbei und fand Obito mit gequältem Gesichtsausdruck neben Rin sitzen. Ihr Gesicht war blass und ich begriff sofort, dass sie nicht bei Bewusstsein war.
 

„Noriko?", murmelte Obito und ich setzte mich zu ihm neben Rin. Ich legte eine Hand an ihr Gesicht, das kalt und verschwitzt war.

„Was ist passiert?", fragte ich und Obito zuckte unwirsch mit den Schultern. „Ich weiß nicht genau, was sie mit ihr gemacht haben. Einer von diesen Gefangenen ist ganz sicher ein Shinobi mit furchtbaren Fähigkeiten. Aber ich konnte es nicht sehen, da ich gleich zu Beginn des Kampfes bewusstlos geschlagen wurde."
 

Kakashi, Shisui und Gai betraten die Höhle. Ich musterte Rins Körper und stellte erstaunt fest, dass sie keinerlei Verletzung hatte.

„Es muss irgendeine Art von Genjutsu sein", stelle ich fest.

„Ja, aber eins, dass sich nicht lösen lässt. Wir haben alles probiert", erklärte Kakashi und ich warf Shisui einen Blick zu, der sich nun neben mich setzte.

„Halt ihre Augen auf", sagte er leise und ich tat, was er sagte.
 

Seine eigenen Augen leuchteten rot auf und für eine Weile herrschte absolute Stille im Raum. Dann, plötzlich, schreckte Rin hoch und wich von uns zurück: „Wie, was, wer-", stammelte sie und begann langsam zu begreifen, wen sie vor sich hatte.

„Oh Rin!" Obito warf die Arme um sie und etwas überfordert mit der Situation tätschelte sie seine Schulter.
 

„Wie lange war sie in diesem Zustand", fragte Shisui nun an Kakashi gewandt, der kurz überlegte.

„Fast zwei Tage."

Shisui verengte die Augen zu Schlitzen, ließ diese erneut rot aufblitzen und Rin brach bewusstlos zusammen.
 

„Was hast du getan?", rief Obito auf und wollte auf Shisui losgehen, doch ich hielt ihn zurück: „Beruhige dich, Obito!"

„Sie war tagelang in einem traumatischen Genjutsu gefangen. Das beste ist, wenn sie nun ein wenig schläft und ihren wunden Geist ausruhen kann. Jetzt direkt wach zu sein, könnte ihr den Verstand kosten. Also lasst sie etwas schlafen."
 

-
 

Rin schlief friedlich neben uns. Kakashi berichtete uns alles, was seit ihrer Ankunft geschehen war. Er war sich sicher, dass die Gefangenen nicht aus eigenem Antrieb heraus bei dem Transport ausgebrochen waren, sondern von außen Hilfe erhalten haben.

„Von jemandem, der diese Art von Genjutsu beherrscht", murmelte Shisui und warf einen Blick auf Rin.
 

„Wo sind sie?", fragte Shisui und Kakashi verschränkte die Arme vor der Brust. „Sie haben sich auf einem alten Bauernhof am Waldrand eingenistet. Aber lange werden sie dort nicht mehr bleiben, die Nahrung geht ihnen langsam aus."

„Gut." Shisui erhob sich und warf mir einen kurzen Blick zu.
 

„Ich werde mir das ansehen", sagte er und Kakashi sprang ebenfalls auf. „Ich komme mit."

„Nein. Das ist zu gefährlich. Ich bin der Einzige, der es mit einem Genjutsu dieser Art aufnehmen kann."

„Aber du hast nicht zu entscheiden, was mein Team macht oder nicht. Du kannst mir nicht vorschreiben, hierzubleiben."

„Das stimmt, das kann ich nicht, aber es wäre äußerst unvernünftig von dir."

„Ich weiß genau, wo sie sich aufhalten, und habe es schon beim letzten Mal geschafft, diesem Genjutsu nicht zu erliegen, ich kann es wieder."

„Warum es aber riskieren?"
 

Kakashi senkte die Augenlider und ich hatte das Gefühl zu begreifen, warum er mitgehen wollte. Er saß seit Tagen hier fest und wartete auf die Verstärkung, damit er endlich seine Mission erfolgreich beenden konnte. Nun gesagt zu bekommen, er solle zurückbleiben, musste unerträglich für ihn sein.
 

„Lasst uns eine Kohorte bilden", schlug ich vor und erntete ein Schnauben von Kakashi.

„Shisui geht voran, er kann mit seinem Sharingan Ausschau halten und mit seinem Mangekyou Sharingan dem Genjutsu ausweichen. Direkt hinter ihm kommt Kakashi, der die Gegend kennt und Shisui unterstützen kann, sollte er in einen Kampf verwickelt werden. Gai und ich bilden das Ende, wir decken euch den Rücken mit Gais Taijutsu und meinen Schutzbarrieren. Obito bleibt hier und bewacht Rin."

Shisui seufzte einmal lange, nickte jedoch.

„Das ist wohl der beste Kompromiss", gab er zu.
 

Kakashi hatte die Hände zu Fäusten geballt.

„Gut", sagte er zerknirscht und verließ die Höhle. Shisui schenkte mir ein kurzes, anerkennendes Nicken und ich folgte ihm.

„Falls ihr angegriffen werdet, schaut ihnen nicht in die Augen. Sag das auch Rin, wenn du sie wecken musst", sagte ich zu Obito, der noch immer gequält wirkte. Er nickte und zog ein Kunai, dass er abwehrend über Rin hielt.
 

„Ich pass auf sie auf, versprochen", sagte er entschlossen.

Wir machten uns auf den Weg. Nach etwa zwanzig Minuten bemerkte ich, dass wir unseren Kameraden, die vorher einen größeren Abstand zu uns hatten, näherkamen.

„Sie werden langsamer", bemerkte auch Gai.
 

„Mach dich bereit. Es kann sein, dass wir blind kämpfen müssen", gab ich zu bedenken. Wir setzten uns erneut in Bewegung und fanden schon bald Shisui und Kakashi, die einem Haufen Männer in Gefängniskleidung gegenüberstanden.

„Das sind ja noch mehr Kinder", rief einer belustigt.

Wie aus dem Nichts explodierte eine kleine Bombe direkt vor Shisui, der hustend zurückwich.

„Na sieh mal an, dieser hier lässt sich nicht so leicht umhauen", sagte jemand und ich sah, wie Kakashi vor der Rauchwolke zurückwich.
 

„Passt auf die Wolke auf! Genau so etwas hat Rin eingeatmet, bevor sie umfiel", rief Kakashi und nun sprang auch Shisui fort, noch immer hustend.

„Ein Genjutsu, dass durch Rauch ausgelöst wird?", fragte ich und Gai ballte die Hände zu Fäusten.
 

„Ich habe davon gehört. Pflanzen, aus denen auch Drogen gemacht werden können, lösen starke Halluzinationen aus und werden teilweise als Biowaffen in diesem Krieg eingesetzt."

Ich musterte die Situation. Shisui schaffte es dank seines Mangekyou Sharingans offensichtlich, dem Gift der Pflanzen zu widerstehen und doch wirkte er leicht benebelt. Zwei Angreifer hielten auf ihn zu und ich klammerte mich an den Ast unter mir. Shisui wich aus und schlug einen der beiden zu Boden.
 

„Warum sind sie von dem Rauch nicht betroffen?", fragte ich zähneknirschend.

„Vielleicht haben sie ein Gegengift genommen", mutmaßte Gai. Die anderen Angreifer wanden sich nun an Kakashi und warfen eine weitere Bombe in seine Richtung. Kakashi wollte ausweichen, hatte jedoch keinen Platz, da sich direkt hinter ihm riesige Bäume in den Himmel streckten. Schneller, als ich überlegen konnte, sprach ich ein Jutsu und errichtete eine Barriere direkt vor Kakashi, die fast mein gesamtes Chakra in sich aufsaugte.

Ich sprang an Kakashis Seite und Gai folgte mir unaufgefordert. Fasziniert beobachtete ich, wie die Rauchwolke an der Schutzbarriere vor uns abprallte.

„Was ist das denn?", rief einer der Angreifer und rannte auf uns zu. Blitzend prallte er ebenfalls an der Barriere ab.
 

„Hier drinnen sind wir sicher vor dem Rauch, können aber auch nichts gegen sie unternehmen", brummte ich und Kakashi packte meinen Arm.

„Kannst du steuern, wer oder was durch die Barriere kommt?"

Ich sah ihn irritiert an und fühlte in die Barriere hinein.

„Ja, ich denke schon", gab ich zurück und Kakashi nickte zufrieden.

„Gut. Ich halte die Luft an, setze einen Angriff und kehre zurück. Es hängt jetzt also von dir ab, ob ich den Rauch einatme, oder nicht", erklärte er.

„Guter Plan. Ich mache mit", schloss Gai sich an und ich sammelte meine komplette Konzentration. „Gut. Los gehts!"
 

Gai und Kakashi schnellten aus der Barriere hervor, landeten mehrere Treffer und kehrten zum Luftholen zurück. Ich schaffte es gerade rechtzeitig, Kakashi hereinzulassen, der wesentlich länger als Gai ohne Sauerstoff auskam und dann so schnell zurückgerannt kam, dass er fast an der Barriere abgeprallt wäre.

„Es sind 7 Männer. Zwei davon beschäftigt Shisui, zwei haben Gai und ich eben ausgeschaltet. Bleiben noch 3."
 

„Los gehts!" Erneut preschten sie hervor. Gai kehrte zurück, Kakashi blieb in der Rauchwolke verschwunden. Mit angespanntem Blick beobachtete ich den Rauch aufmerksam. Endlich erkannte ich eine Bewegung, öffnete gerade rechtzeitig die Barriere, doch schaffte es nicht, sie wieder zu schließen, bevor der Angreifer direkt hinter Kakashi mit hindurch sprang. Kakashi schnappte prustend nach Luft, Gai wollte den Angreifer aufhalten, doch er war zu langsam. Sein Schlag traf mich direkt in die Magengrube und Sternchen tanzten vor meinen Augen. Gai schlug ihn nieder, Kakashi zog mich fort in den Wald und ich kam husten wieder zu mir. Der Schmerz ließ mich taumeln. Die Barriere hatte sich aufgelöst, als ich getroffen wurde.
 

„Gai!", rief ich, doch Kakashi zog mich weiter zurück, hinter einen Baum, weg von dem Rauch.

Der Inhalt meines Magens bahnte sich einen Weg zurück und ich übergab mich auf den Boden. Nach Luft schnappend rappelte ich mich hoch und wollte zurück zum Schlachtfeld taumeln, doch Kakashi hielt mich fest. „Lass mich-" „Du hast kaum noch Chakra und kannst dich nicht einmal ansatzweise aus meinem Griff befreien, du bist auf dem Schlachtfeld niemandem eine Hilfe."

Ich spürte, dass er Recht hatte, doch ich ertrug den Gedanken nicht, einen weiteren Kameraden zu verlieren.
 

„Aber Gai-", begann ich, doch Kakashi schob mich hinter den Baum. „Die Mission hat höchste Priorität", sagte er und ich konnte nicht glauben, was ich gehört hatte. „Was?"

„Wenn wir da jetzt hinein laufen, um deine Kameraden zu retten, gefährden wir den Erfolg der Mission. Wir müssen abwarten, ob sie es von allein schaffen."

Ich riss mich von Kakashi los. Neue Energie hatte mich gepackt und ich umrundete den Baum, doch er stellte sich mir erneut in den Weg.
 

„Ich lasse das nicht zu!" Seine Stimme klang gepresst. Ich ballte die Hände zu Fäusten und machte einen großen Schritt auf ihn zu, sodass unsere Gesichter sich gefährlich nahe kamen.

„Warum nicht, Kakashi? Du kannst gern hier warten und schauen, ob wir alle es ohne deine Hilfe schaffen, aber ich werde das nicht tun! Ich gehöre nicht zu deinem Team, was für einen Unterschied macht es also für dich, ob nur Shisui und Gai da drinnen sind oder nun auch ich? Deine Mission kannst du dann immer noch erledigen, also geh mir aus dem Weg!"
 

„Ich, äh-" stammelte Kakashi plötzlich und seine Sprachlosigkeit brachte mich aus dem Konzept. Für einen kurzen Moment schüttelte ich irritiert den Kopf. „Was?", blaffte ich, doch als er keine Antwort fand, umrundete ich ihn und rannte auf die Rauchwolke zu. Bereit, meinen Atem anzuhalten, blieb ich schlitternd stehen.
 

Shisui tauchte auf, Gais Arm über seine Schultern gelegt.

„Sie sind erledigt", sagte er und setzte den benommenen Gai auf dem Boden ab. Mit seinem Mangekyou Sharingan weckte er Gai aus den Halluzinationen und ließ sich selbst auf den Hintern fallen.
 

„Warten wir, bis sich der giftige Rauch gelegt hat und dann können wir die Gefangenen fesseln und zurück in ihr Gefängnis bringen. Keine Ahnung, wo sie diese Giftbomben her hatten, aber das müssen wir in Konoha auf jeden Fall melden."
 

-
 

Etwa zwei Stunden später saßen wir am Rande der kleinen Höhle um ein kleines Lagerfeuer herum. Die Gefangenen hatten wir am Gefängnis abgeladen, wobei sich herausstellte, dass einer von ihnen nicht dazu gehörte. Er war der Bruder eines Insassen und hatte den Gefangenentransport abgefangen, um ihn zu befreien. Die Gefängniswärter versprachen ihm eine mildere Strafe, wenn er uns verriet, woher er die Rauchbomben hatte und der Mann plauderte es ohne große Umschweife aus.
 

Er war rein zufällig über ein Versteck gestolpert, in dem die halluzinogenen Rauchbomben kistenweise gestapelt gewesen waren. Er verriet uns den Ort, nicht unweit des Gefängnisses und wir beschlagnahmten drei der Kisten, die wir dort noch vorfanden.

„Das ist das Siegel von Suna", stellte Shisui fest.
 

„Wir dürfen uns nur kurz ausruhen und müssen das dann so schnell wie möglich in Konoha melden. Wenn Suna in dieser Gegend hier solche Waffen deponiert, haben sie vielleicht Pläne, hier anzugreifen",schloss Kakashi und ich musste ihm da ausnahmsweise zustimmen.

Rin war wieder wach, wirkte jedoch immer noch benommen. Obito warf ihr hin und wieder verstohlene Blicke zu.
 

Wir alle aßen eine Kleinigkeit und legten uns schließlich zum Schlafen hin. Shisui hatte angeboten, Wache zu halten, doch Obito hatte ihm diese Aufgabe abgenommen: „Ich bin ausgeruht, ihr habt alle gekämpft und braucht etwas Schlaf. Ich mach das schon."

Auf dem Rücken liegend starrte ich in den dunklen Sternenhimmel und fand keinen Schlaf. Ich wusste, dass es meinem erschöpften Körper dennoch guttun würde, ein wenig zu ruhen und so meine Chakra-Reserven wieder aufzubauen.
 

Nach etwa einer halben Stunde setzte ich mich seufzend auf. Mein Rücken schmerzte und ich hatte nicht das Gefühl, besonders viel Erholung gefunden zu haben. Obito saß seitlich zum Feuer, dem Wald zugewandt und warf mir nun einen Blick zu.

„Ich kann nicht schlafen", murmelte ich und streckte mich. Gai lag nicht weit von mir und schnarchte laut. Shisui atmete ruhig und auch Rin schlummerte mit tiefen Atemzügen vor sich hin.
 

Kakashi hingegen saß mit dem Rücken an einen Felsen gelehnt. Seine Augen öffneten sich und zuckten kurz in meine Richtung. Ein Geräusch von Obito lenkte meine Aufmerksamkeit von Kakashi fort.
 

„Euer Finalkampf bei der Chunin-Prüfung war übrigens klasse", sagte Obito im Flüsterton, den Mund zu einem breiten Grinsen verzogen. Ich lächelte zurück.

„Wenn Shisui ernst gemacht hätte, wäre ich viel schneller am Boden gewesen", gab ich zurück. „Euer Kekkei Genkai ist wahrlich eine mächtige Waffe."
 

Obitos Gesichtsausdruck wurde ernster und seine Augen zuckten zu Shisui. „Ja das ist es. Aber es ist auch eine große Belastung ... man lebt nicht sicher, als Träger eines solchen Erb-Jutsus."

Ich lächelte schief. Wie gern hätte ich ihm gesagt, dass ich ihn nur zu gut verstehen konnte. Nach Worten ringend musterte ich Obito, der plötzlich die Augen aufriss. Ich sprang auf und auch Kakashi war sofort auf den Füßen. Shisui schreckte aus dem Schlaf hoch, Gai und Rin rieben sich verschlafen die Augen.
 

„Dort geht jemand", murmelte Obito. Shisui entspannte sich.

„Scheinen Wanderer zu sein", murmelte er und auch ich entspannte mich. Dann jedoch runzelte Shisui die Stirn. „Ich sehe mir das Mal an", grummelte er und ehe einer von uns reagieren konnte, war er davon geeilt.
 

Obitos rot leuchtenden Augen folgten Shisui in die Dunkelheit des Waldes. Ihn dort verschwinden zu sehen, löste in mir ein seltsam beklemmendes Gefühl aus.

„Shisui unterhält sich mit ihnen", sagte Obito und ich hörte Kakashis Schritte, der sich nun direkt neben mich gestellt hatte. Angespannt warteten wir, bis Shisui mit noch immer ernstem Gesichtsausdruck aus der Dunkelheit des Waldes zurückkehrte.

„Was ist?", fragte Kakashi schroff und Shisui verzog das Gesicht gequält.

„Es war Tsunade-Sama."

„Was?"

„Eine der drei Sannin! Was macht die denn hier draußen?"
 

Shisuis Hände ballten sich zu Fäusten.

„Sie sagt, sie habe genug für Konoha getan und habe den Dienst quittiert."

Für einen Moment herrschte eine eisige Stille zwischen uns.

„Aber- sie kann doch nicht einfach-", stammelte Obito aufgeregt. Shisuis Augen nahmen einen seltsamen Glanz an.
 

„Ich kann ihre Entscheidung durchaus verstehen, sie hat viel verloren in diesem Krieg. Aber für Konoha ist es natürlich ein großer Verlust, mitten im Krieg die fähigste Heilerin des Dorfes zu verlieren."
 

„Sie ist nicht die Einzige, die viel verloren hat!" Kakashis Augenbrauen schoben sich wütend zusammen, „Deshalb das Dorf im Stich zu lassen-"

„Du solltest nicht so vorschnell urteilen, Kakashi! Warst du es nicht, der vorhin Gai und mich im Stich lassen wollte?" Shisui und Kakashi standen sich nun so nah, dass ihre Nasen sich beinahe berührt hätten.
 

„Meine Entscheidung war zum Vorteil der Mission, nichts weiter!"

„Was bringt es einem, die Mission zu erledigen, wenn man dafür seine Kameraden im Stich lässt?", spie Shisui zurück. Die Luft war zum Zerreißen gespannt. Ich stand nur einen halben Meter neben den beiden und konnte ihre Wut förmlich spüren. Obito schob sich neben mich, beide Hände wütend zu Fäusten geballt.
 

„Jeder, der sich zum Shinobi ausbilden lässt, kennt das Risiko und weiß, was passieren kann. Die Mission zu vernachlässigen kann viel größeren Schaden anrichten, als man in so einem Moment begreifen kann!"

„Pah, tu doch nicht so, als wäre das dein Grund gewesen! Du denkst nur an dich selbst, alle anderen sind dir doch egal, du-"
 

„Schluss jetzt!", rief ich laut und Shisui hielt tatsächlich in seiner Tirade inne. Erleichtert schob ich mich zwischen die beiden und legte meine Hände an ihre Brustkörbe, ihre Blicke immer noch ineinander geheftet. Ich war froh, dass ich Shisui hatte unterbrechen können, bevor dieser etwas sagte, was er nicht zurücknehmen konnte. Er wusste nichts, von Kakashis Vater und dass eine misslungene Mission Schuld an dessen Tod war. Ich war mir sicher, dass es damit zusammenhing, dass Kakashi sich so verhielt, wie er es tat.
 

„Shisui, Gai, lasst uns aufbrechen. Wir haben unsere Mission erfüllt und sollten unsere neuen Informationen und die beschlagnahmten Rauchbomben dem Hokage vorlegen."

Ich schob Shisui vor mir her, Gai winkte unseren Kameraden aus Team 4 zu und ich warf einen letzten Blick zurück auf Kakashi, dessen Wut zu verfliegen begann und seinem Gesicht den sonst gelangweilten Ausdruck zurückgab, den er stets an den Tag legte.
 

Für eine ganze Zeit lang sprachen wir kein Wort, bis Konoha in Sichtweite kam.

„Hey Gai", Shisui war stehen geblieben, Gai und ich hielten ebenfalls inne. „Kannst du Noriko und mich kurz allein lassen?"

Ich zog erstaunt die Augenbrauen hoch. Gai jedoch schien nicht überrascht zu sein, er verschränkte die Hände lässig hinter dem Kopf und grinste. „Na klar. Wir treffen uns am Tor, ja?", sagte er und verschwand. Ich wandte mich zu Shisui um, der mich nicht ansah. Sein Blick wirkte seltsam gequält.
 

„Manchmal frage ich mich, auf wessen Seite du stehst, Noriko."

Mit offenem Mund starrte ich ihn an. Mit vielem hatte ich gerechnet, sicher aber nicht damit.

„Bitte was?", brachte ich schließlich hervor. Shisui zog die Augenbrauen wütend zusammen.

„Kakashi benimmt sich wie ein Idiot, aber trotzdem nimmst du ihn in Schutz-" „Das stimmt doch gar nicht! Ich weiß nur Dinge, die du nicht weißt, das ist der einzige Grund, warum ich vorhin dazwischen gegangen bin!"
 

„Natürlich weißt du Dinge, die ich nicht weiß, wo er doch ständig bei euch übernachtet und ihr gemeinsam zu Abend esst!" Shisui spie mir die Worte entgegen und plötzlich kam mir eine Erkenntnis.
 

Ich wich einen Schritt zurück. „Du bist eifersüchtig!" Es war keine Frage. Shisuis Gesicht lief knallrot an und zum ersten Mal sah er mich direkt an.
 

„Ich will nur wissen, ob du ihn magst! Weil ich nämlich, na ja, ich mag dich!"

Mein Bauch kribbelte seltsam und ich war für einen Moment wie erstarrt. Ein nervöses Lachen löste sich aus meinem Mund.

„Wie kommst du nur darauf, dass ich ihn mögen würde? Das ist doch absurd", stammelte ich, um Zeit zu gewinnen.
 

„Na weil es offensichtlich ist, dass er dich mag." Shisui verschränkte die Arme vor der Brust und das Gefühl in meinem Bauch schien sich zu verdreifachen. Für einen kurzen Moment fürchtete ich, mich übergeben zu müssen.
 

Ein schallendes Lachen drang aus meiner Kehle und ich klopfte mir auf den Oberschenkel. „Aber das ist doch absoluter Blödsinn! Kakashi kann mich genauso wenig leiden, wie euch, das-"

„Ach ja? Ich habe gehört, wie er dich nicht zu uns durchlassen wollte. Habe gehört, was du ihm gesagt hast und auch, wie sprachlos es ihn gemacht hat! Ihm war egal, dass Gai und ich in dem Rauch gekämpft haben, aber er wollte dich partout nicht durch lassen und konnte dir dafür keinen Grund nennen! Der Grund ist ganz einfach, er mag dich!"
 

Mir waren die Worte ausgegangen und ich starrte Shisui entgeistert an, dessen Augen nun einen traurigen Glanz annahmen.

„Aber ich merke schon ... du hast nichts zu meinem Geständnis gesagt, also ..." Er zuckte mit den Achseln und wandte sich von mir ab. Mein Herz klopfte wie wild in meiner Brust, als ich hinter ihm her schnellte und nach seiner Hand griff.
 

„Shisui, hör mal, ich ... ich hab dich wirklich gern, aber das ist alles so verwirrend. Ich weiß nicht, ob ich schon dafür bereit bin, jemanden auf so eine Art zu mögen, verstehst du das? Aber du kannst dir sicher sein, dass ich dich auf jeden Fall viel lieber mag, als Kakashi."
 

Shisui wandte mir den Kopf mit geröteten Wangen zu. „Sicher?", fragte er leise. Ich lächelte. „Ganz sicher! Aber was du vielleicht wissen solltest ... Kakashis Vater hat sich selbst das Leben genommen, nachdem eine seiner Entscheidungen dafür sorgte, dass die Mission, auf der er sich befand, nicht gelang. Ich glaube, dass Kakashi deshalb stets den Erfolg der Mission als oberste Priorität sieht." Shisuis Augenlider senkten sich leicht. „Das wusste ich nicht."
 

„Ich weiß", antwortete ich und schenkte ihm ein trauriges Lächeln.

„Kakashi weiß nicht, dass ich das weiß. Minato hat es mir erzählt ... es wäre gut, wenn du das für dich behältst. Aber verstehst du jetzt, dass ich mich vorhin nicht dazwischengeschoben hab, um Kakashi in Schutz zu nehmen? Ich wollte nicht, na ja ... dass du etwas sagst, was du bereuen würdest, wenn du Kakashis Hintergrund kennen würdest."
 

Shisuis riss die Augen auf und das rosa auf seinen Wangen färbte sich zu einem tiefen Rot. „Danke", sagte er leise und schenkte mir ein Lächeln.
 

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Sakuras Wangen hatten einen rosigen Ton angenommen und auch Naruto fühlte sich etwas verlegen. Es war, als habe ihm jemand eine sehr private Sache anvertraut.

„Glaubt ihr, es stimmt? Dass Kakashi-Sensei wirklich etwas für Noriko übrig hatte?", fragte Lee mit heiserer Stimme. Sakura zuckte mit den Achseln und schmunzelte.

„Ich habe mich schon immer gefragt, ob Kakashi-Sensei schon mal verliebt war."
 

„Warum?", platzte es aus Naruto heraus und Sakura zuckte mit den Achseln.

„Na ja, er ist ein hoch angesehener Shinobi, einer der besten Konohas und ich glaube ziemlich beliebt bei den Frauen, aber bisher habe ich nie erlebt, dass er sich für eine interessiert hat. Ich bin wirklich sehr neugierig, ob zu dem Thema noch etwas kommt", murmelte sie grinsend. Naruto seufzte. Er hatte so viele Fragen, doch keine davon betraf Kakashis Liebesleben.

„Mal sehen, das nächste Kapitel scheint sich zumindest um Norikos Liebesleben zu drehen", sagte Sakura mit aufgeregter Stimme.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sanatosniva
2024-04-15T18:05:32+00:00 15.04.2024 20:05
Ich finde dein Schreibstil wird immer besser. Und ich bin nach wie vor gespannt, wie es weiter geht. Ich freue mich immer sehr, über ein neues Kapitel von dir. LG
Antwort von:  Kenja
18.04.2024 17:05
Daaaankeee :)))


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