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Einzelposting: Twilight/ Bis(s) langweilig?!


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Von:    Mina_Murray 29.09.2008 16:24
Betreff: Twilight/ Bis(s) langweilig?! [Antworten]
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Ich schließe gerne der Meinung an, dass Twilight mich nicht gerade vom Hocker reißt. Ob langweilig bei mir das richtige Wort bezweifle ich zwar, habe schließlich die ganze Reihe gelesen, aber der Hype ist für mich völlig unnachvollziehbar.

Edward Fangirls überfluten die Welt und weswegen das Ganze? Weil er so toll aussehen soll? Weil er glitzert und reich ist? Weil er eine verbotene Liebe hegt? Sein Charakter bleibt für mich völlig eindimensional, weshalb mich Midnight Sun durchaus reizt/gereizt hätte. Denn was man über ihn erfährt, ist einzig und allein, dass er Bellas Duft unheimlich anziehend und sich deswegen (!) in sie verliebt.
Ich wundere mich dabei die ganze Zeit, was denn nun wirklich so anziehend an Edward ist. Seine stärkste Eigenschaft ist der Beschützerinstinkt, der Bella entweder verjagen will - was mich am allermeisten an diesen Büchern nervt - oder besitzergreifend wirkt. Ansonsten hat er doch nichts und ich kann auch alle anderen Vampire anderer Autoren anfangirlen, die deutlich mehr Charakter oder Stil haben. Aber zu denen komme ich noch. Natürlich gibt es noch seine Perfektion. Aber was gibt diese den Büchern für eine aussage außer "das Mauerblümchen im Sweater kriegt den allerbesten Kerl ab".
Zu dem: Ecken und Kanten bei Charakteren, insbesondere bei den Antagonisten, geben diesen einen Kick, den ich und viele andere meistens sehr reizvoll finden. Edward hat keine Kanten, er kann alles und will immer nur das Beste.
Währendessen Bella kann von der glitzerden Marmorstatue nicht genug kriegen (für mich ist er genauso statisch wie eine Marmorstatue). Sie wird dem Leser mit ihrer anfänglich coolen, doch in Wahrheit völlig durchschnittlichen Denkweise, als etwas besonderes vorgestellt. Dabei erliegt sie nichts anderem als einem hübschen Gesicht, dessen starke Arme sie auch mal beschützen können, wenn sie sich notorisch in Gefahr bringt - auch wenn dass in der "Mittagstunde" interessanter wird.

Tatsächlich soll diese Bezeihung dem Leser als die größte Liebe seit Romeo und Julia verkauft, obwohl sie nur auf Äußerlichkeiten basiert. In den nächsten Bänden wird diese Grundlage übrigens geschickt unter den Tisch gekehrt, in dem nur noch von der großen Liebe gesprochen wird, ohne jegliche Begründung. Nicht das andauernd erörtert werden muss, was die beiden aneinader haben, aber letztendlich klingt es doch so: Edward war leider leider der einzelne Single bei den Cullens, darum nimmt er sich eben die wohlriechende Bella als Freundin, die scheinbar (!) ein einziges Geheimnis ist. Dabei gibt es immer wieder Liebesschwüre, wie groß und unerahnbar für den Anderen ihre Gefühle sind. Ja klar. Und die Behauptung, Bella und Edward wären das größte Liebespaar, weil Vampire absolut unmöglich einem Menschen so nahe sein können, kaufe ich Meyer nicht ab. Auf keinen Fall. Einzigartigkeit ist schwierig darzustellen und erst recht bei so schwacher Grundlage.

Die Darstellung der Vampire stört mich wahrscheinlich am meisten in der story. Viele gefällt ja, dass sie nicht so typisch à la mit Angst vor Knoblauch Kreuzen und Pflocken versehen sind und dass sie tagsüber wach sind, aber mal ehrlich: Meistens werden diese Elemente wenn überhaupt nur noch komödiantisch verwendet und ich, die diese Klischees auch unbegründet findet, kann so meistens darüber hinwegsehen.
Doch speziell bei Twilight wird das Fehlen dieser Schwächen bis in die absolute Perfektion gesteigert. Vampire können nicht einmal mehr Kratzer abbekommen oder Bluten, sind ja voll nett und sozial zu Menschen und töten deshalb nicht einmal mehr. Dazu kommt auch noch die tolle familiäre Beziehung (diese Eigenschaften beziehen sich natürlich nur auf die Cullens). Als ich an der Stelle war, in der Bella mit der Familie bekannt gemacht wurde, hoffte ich die ganze Zeit, dass noch etwas wirklich vampirisches passiert, aber nichts da. Eben alles sehr sozial und nett da, diese dumme Kuh von Esme (Jacob sagt sehr treffend "Vampire mother hen" xD) und diese Nervensäge Alice sorgen zudem für Antipathien meinerseits. Letztendlich wurde mir beinahe übel, als die Jungs plötzlich angefangen haben, Hyper-Speed-Baseball zu spielen. Ich dachte echt, geht's noch kitschiger - "The happy and super-harmonic vampire family" >_<
Zum Glück wird das Ganze von James und Vicky unterbrochen, die einfach besser ins Vampir-Schema passen. Dennoch stört mich deren Auftritt doch gewaltig - in dem Roman ohne Handlung plötzlich Action mit soviel "oooh, Gefahr" reinzubringen, erzeugte in meinem Eindruck einen viel zu großen Bruch im Plot. Viel zu zufällig und gewollt.
An "Breaking Dawn" wurde oft der Mangel an Konflikten und dass viel zu übertriebenen Happy End bemängelt - dabei ist es doch schon die ganze Reihe so, dass bei den Vampiren überhaupt keine Kompromisse gemacht worden sind. Die Gefahr, die von Edward ausgehen soll und seine anscheinend so starke Selbstbeherrschung habe ich dabei gar nicht bemerkt. Er bekommt einfach zu gut hin >_<
Für mich liegt der Reiz und der Charakter von Vampiren in ihrer Mischung aus Gefahr und Tragik - Ausgrenzung von den Menschen, das Muss zu töten, der Verlust ihrer eingenen Menschlichkeit und wiederum anderen, die ihnen einmal nahe standen. Sehr gut erläutert u. a. in meiner Signatur: Das singt von Krolock (Steve Barton rest in peace T_T) in "Tanz der Vampire" im Song "Die unstillbare Gier", hört euch mal das ganze Lied an, dann wisst ihr was ich meinte. Nachdem ich Anne Rice gelesen habe, an ich kann Meyers Kitsch-Vampiren einfach keinen Reiz mehr finden.

Ich glaube, ich habe alle miene Kritikpunkte irgendwo angesprochem und meinen Dampf ablassen können. Ich bin daher froh, dass dieser Thread eröffnet wurde. Falls jemand fragt, wiso ich's überhaupt komplett gelesen habe, sage ich am besten, dass ich zu viel lese^^. Und Jacob in den anderen Bänden ist ebenso ein guter Grund.
Das war doch ein würdiger 200. Post^^
Ich möchte Flamme sein und Asche werden und hab noch nie gebrannt
Ich will hoch und höher steigen und sinke immer tiefer ins Nichts
Ich will ein Engel oder ein Teufel sein und bin doch nichts als
eine Kreatur, die immer das will, was nicht kriegt
- Die unstillbare Gier

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