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Einzelposting: Black Swan


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Von:    Alaiya 26.02.2011 22:23
Betreff: Black Swan [Antworten]
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> @Alaiya
>
> Okay, und was machen wir jetzt?
> Das einzige, was du in deinem Post nämlich sagst, ist: "Ich habe Ahnung und du nicht".
> Auf beiden Seiten haben wir das jetzt; ich fände es nur schön, wenn du dabei weniger herablassend wärst (und ich hatte mir schon Sorgen gemacht, zu verurteilend zu klingen, wenn ich die Worte "missverstanden" und "empfindlich" verwende...)

Wie man in den Wald hinein ruft, sag ich da nur...
Wenn du anfängst, ich hätte den Film nicht verstanden, kann ich dir auch nicht helfen.
Denn wie gesagt, es gab bei dem Film nicht viel, was man nicht verstehen konnte - eigentlich gar nichts.

> Gibt es denn immer nur einen Weg, wie man etwas darstellen kann?
> Man hat die Sex-Szene ausgeführt - und weiter?
> Muss denn jede Sex-Szene nur so keusch angedeutet werden? Ist das der gute Ton?

Hat nichts mit gutem Ton zu tun, sondern mit gradliniger Erzählweise und dem Eindruck, dass man entweder selbst nicht weiter wusste oder dem Publikum nicht mehr zugetraut hat (ja, vielleicht sogar auf die klassische: Hey, ästetischer Sex -> Muss voll künstlerisch sein, reaktion gebaut hat) alles ausführen musste, anstatt es weiter zu entfremden.

> Ich fand das weder übetrieben noch Softporno-mäßig. Man hat ja noch nicht mal Brustwarzen gesehen.

Natürlich hat man die Brustwarzen gesehen o.ô"" Das eingige, was man nicht gesehen hat, was die nackte Vagina selbst, aber ansonsten hat man Natalie Portman in kompletter nacktheit bewundern können.

> Auch fand ich nicht, dass das "Blut nur so gespritzt ist". (Wo soll es das bitte?)
> Und wann hat man denn penetrant auf ihre Wunden draufgehalten?

Allein als sie die Haut abgezogen hat, wurde so richtig schön auf Nahaufnahme gegangen, damit auch jeder sich schön ekelt.

> In Ninas Entwicklung und Darstellung war nichts Unnötiges.

Sagst du... -.-"" Ich behaupte die Hälfte des Films bestand aus unnötigen Szenen, die die Stimmung komplett zerstörten, bzw nicht mal aufkommen ließen.

> So verläuft eine psychische Störung bzw. ihre Art der psychiscen Störung - ich wüsste nicht, warum man dies dann nicht auch zeigen sollte; wie sie ihre Wunden oder ihren Körper entdeckt.

Weil es stilistisch absolut daneben ist.

> Muss denn alles immer nur angedeutet werden, damit es gut ist?

Oft ist weniger mehr.

> Kann man sich denn nicht abseits davon bewegen?

Nur weil ein Film gegen Regeln verstößt ist er nicht gut (verstehen auch die Kick Ass Fankids nicht)

> Du tust ja grade so als ob alles in total übertriebener Manier gezeigt wurde - nein, das fand ich nicht, wo denn bitte auch?

Direkt am Anfang begann es schon, als man den Nagel so richtig schön abgebrochen war. Wozu? Damit man den Abgebrochenen Nagel sah.
Dann die Sache mit den Fingernägeln und der abgezogenen Haut.
Und so ging das weiter.
Klar, musste man die Verletzungen teilweise sehen, damit der Zuschauer bemerkte, dass sie sich was einbildet, aber genau da begann auch das Problem. Für einen psychothriller wurde es von Anfang an zu klar gezeigt, dass sie haluziniert. Da wollte verwirrung über die Lilyszenen geschaffen wurden und das ist nicht gelungen. Absolut nicht.
Ich vergleiche da nur mal mit einen anderen auch Psych angehauchten Horror: Pan's Labyrinth. Man ahnt zwar, dass sie haluziniert, aber selbst am Ende streiten noch alle, was nun haluziniert war oder nicht.
Dieser fließender Übergang zwischen haluzination und realität, damit man eben langsam mit in diese Verrücktheit gezogen wird, in die Haluzination, die fehlte und genau daher kommt diese Nähe auch nie auf.

> So sieht das nun mal aus; so verläuft das nun mal. Warum sollte man es dann nicht auch zeigen dürfen?
> Ist Noé niveaulos geworden als er eine Vergewaltigung so gezeigt hat, wie sie nun mal auch wirklich abläuft?

Ich habe Noés Film wegen der teilweise extremen Kritiken nie gesehen. Aber auch wenn ich nicht von Niveaulos reden würde, wirkt es auf mich Hilflos, wenn man Sex oder Vergewaltigung in aller Ausführlichkeit zeigen muss.

> Du sagst: Ein Psychothriller braucht Subtilität, so ist sein Genre gestrickt.
> Aber ich würde mich da nicht so zwanghaft an die Genre Klassifizierung klammern, nur weil er als Psychohtriller beworben wird. Oder hat Aronofsky gesagt, dass er als solcher konzipiert ist bzw. er dieses Genre beabsichtigte?
> Ansonsten würde ich mich da nämlich nicht so festlegen und auch Raum lassen, um von Dingen abzuweichen, Neues zuzulassen.
> Und das Neue wurde in diesem Fall realistisch dargestellt.

Genau hier sprichst du etwas an, das ich immer sagen: Ja, ein Film muss klar definierbar sein. Weil verschiedene Filmgenre verschiedene Stilmittel haben, bzw dasselbe Stilmittel in verschiedenen Genre, anders wirkt und auch anders wirken soll. Durch eine bunte Mischung verschiedener Genre, ja, selbst wenn es Genre aus derselben Ecke sind, greifen die Stilmittel ab einem Punkt nicht mehr, weil genug Leute im Publikum dadurch verwirrt werden. Nicht verwirrt, wie der Film es beabsichtigt (Was ist real? Was geht hier vor?), sondern ganz im Gegenteil. Man fragt sich: Was genau will der Film bei mir erreichen?
Und dann hört man irgendwann auf, das ganze trotz aller ernsten Thematik noch ernst zu nehmen.
Bei anderen Psych Thrillern oder auch Horrorthrillern (damit mein ich die Thriller, keine Schocker) und war verstört, habe mich schlecht gefühlt, weil verstört. Hier kam ich raus und war von den Sexszenen angeekelt und hab mich geärgert, dass ich Geld dafür ausgegeben hab, weil ansonsten der Film sehr kurzweilig war.

> Außerdem habe ich nie gesagt, dass wenn man einen Film nicht mag, ihn automatisch nicht verstanden hat (das unterstellst du mir, aber wo habe ich das gesagt?).

Nun, du hast das ganze sehr eindeutig als "Die leute kritisieren dies und jenes, weil sie es nicht verstehen" hingestellt.

> In deinem ersten Post hörte es sich so an als hättest du die Sex-Szene nicht verstanden. Du hast sie als unnötig bezeichnet.

Bezeichne ich sie auch immer noch.
Sex andeuten: Okay. Sex entfremdet dargestellt: Okay.
Aber hier war es einfach ab irgendwann nur noch kopfschütteln, über das lange und ausführliche darstellen des Sexes.

> Hier in diesem Post schreibst du, dass man die Szene nur hätte andeuten sollen. Zwischen "Etwas ist total unnötig" und "Man hätte es anders darstellen sollen" ist ein Unterschied.

Okay, dann sagen wir es so: Die Verschmelzung hätte man irgendwie darstellen müssen, aber sicher nicht so. Allein weil es das Pacings des Films komplett auseinander gerissen hat.

> Und wenn du nur Ersteres von dir gibst, dann liegt eben der Schluss nahe, dass du den Zweck hinter jener Szene nicht gesehen hast.

Sehe ich auch nicht. Weil es ist klar, was der Film darstellen soll. Es ist einfach nicht mehr, als ein 0815-Metamorphosen-Film. Ende. Mehr nicht. Und für diese Metamorphose war die Sexszene in dieser Form nicht nötig. Der Anfang war noch okay - ich hätte es trotzdem sicher anders, ganz anders dargestellt - aber spätestens als der Sex selbst gezeigt wurde (selbst wenn nur über asoziation), war es einfach nur überflüssig.
Zumal die eigentliche Verschmelzung beim Fiktiven Mord stattfand, was im nachhinein betrachtet eben besagter Sexszene auch viel gewicht nimmt.
Und ja, sicher, es ging auch darum, dass sie Sexualität akzeptiert, aber es dem Zuschauer dermaßen aufzuzwingen ist wirklich einfach nur überflüssig und geschmackslos.

> Außerdem wirfst du mir hier was vor, das du selbst praktizierst: Du sagst, wer den Film gut fand, der interpretiert mehr hinein und ist zu blöd, zu sehen, was er wirklich ist.
> Damit ordnest du dich eigentlich selbst in deine "Klar und klassisch"-Schublade...

Genau das mache ich auch.
Es gibt eben bestimmte Genreregeln nicht umsonst. Klar, es ist ja auch irgendwie blöd, dass man das Rad nicht neu erfinden kann, aber es ist eben so eine Sache... Man kann sachen immer noch neu darstellen, ohne komplett mit Stil- und Genreregeln zu brechen.
Nur weil man mit Regeln bricht, ist ein Film eben noch nicht gut. Und nur weil jemand jetzt sag ich mal sich fünf Filme verschiedener Genre nimmt und blöd zusammenmischt, ist es auch noch nicht innovativ (das bezieht sich auf Kick Ass)...
Manche Dinge müssen einfach halbwegs klar bleiben.
Sonst lässt es sich nicht vermeiden, dass die Leute rauskommen und enttäuscht sind.

> Mich würde aber trotzdem interessieren, welche Filme du als gut empfindest?

Gute Filme?
Pan's Labyrinth war auf jeden Fall gut. Einige der spanischen del Toro Filme sind gut (ändert nichts daran, dass mein Lieblings-Del-Toro Hellboy bleibt).
Brazil war gut (aber langweilig). Clockwork Orange war auch gut. Edward Scissorhands. To kill a mocking bird. Oder weniger verstörend, aber trotzdem wirklich gut: Forrest Gump und Big Fish. A beautiful mind.
Ansonsten fallen mir noch ein paar französische Filme ein, von denen ich im französichunterricht genug gesehen habe, und einige dystopien...
Aber eben wie ich sagte: Nur weil ein Film gut ist, mag ich ihn nicht. Brazil fand ich Qualitativ WIRKLICH gut, aber ich fand ihn trotzdem so einschläfernd, dass ich ihn nicht noch mal sehen will.
Weil ich schaue am Ende Filme doch zur Unterhaltung.
Und hey, ich kann sagen: Ich mag den Film, obwohl er scheiße ist, bzw ich mag ihn nicht, obwohl er gut ist... ABER...

Nur bei Black Swan fällt mir nicht mehr ein als: Ich mag ihn nicht und ich fand ihn verdammt schlecht.

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