Einzelposting: Rapunzel - neu verföhnt
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| Man wird es kaum glauben, aber mir hat der Film sehr gut gefallen. Bisher war ich zweimal im Kino, vielleicht wird's noch ein drittes Mal geben. Vorneweg: Ich bin Disney-Fan seit ich denken kann. Als ich klein war liefen bei mir Arielle, Die Schöne und das Biest und Aladdin nahezu täglich auf und ab und ich liebe noch huete sämtliche Märchen-Adaptionen. Ich hab von dem Projekt zum ersten Mal vor gut drei Jahren gehört und habe die Entwicklung seither immer wieder verfolgt. Das Ergebnis hat mich wirklich positiv in meinem Glauben bestätigt. Ich geh mal nch punkten vor: 1) Die Story: Disney hat das Rapunzel-Märchen natürlich Haus-typisch umgeschrieben, war ja auch nicht anders zu erwarten. Die Geschichte fand ich jetzt aber weder platt noch uninspiriert. Die Motive der Original-Handlung wurden eigentlich ganz geschickt in eine Coming-Of-Age-Story unserer Zeit umgedeutet, in der es hauptsächlich um die Lossagung von der elterlichen Welt und die damit verbundene innerliche Reifung der Heldin geht. Die Witze waren auch nicht so platt. Gerade die englische Originalfassung hat einen derartigen feinsinnigen Wortwitz, dass ich mich jetzt noch ärgere, Geld für die deutsche Fassung ausgegeben zu haben. 2) Charas: Gerade im Charakter-Handling haben Disney mal wieder eine Feinfühligkeit bewiesen, die sie seit Jahren nicht mehr hatten. Rapunzel ist als junge Frau in der Trotzphase durchaus stimmig eingefangen. Ein bisschen überdreht, mit Selbstzweifeln beladen und auf eine trotzige Weise doch irgendwie selbstbewusst. Flynn Rider fand ich als Disney-Held erstmal ziemlich untypisch. Frech, kokettierend, selbstbewusst und großmäulig, dabei doch irgendwie von einem Inneren Konflikt getrieben, bei dem er erkennt, dass sein Lebenswandel nicht mit dem übereinstimmt, was er eigentlich geplant hat. Mein Fave war definitiv Mother Gothel. In ihrer Rolle mit einer bisher unbekannten Doppelzüngigkeit ausgestattet finde ich rangiert sie unter den Disney-Bösewichtern ziemlich weit oben in der Scala. 3) Animation: Schlecht animiert ist Rapunzel keinesfalls. Auch mangelnd ausgestaltete Hintergründe o.ä. konnte ich nun wirklich nicht ausmachen. Insgesamt ist der Film stilistisch an Rokoko-Gemälde u.a. von Fragonard angelehnt, was die teilweise Lossagung von alzu naturalistischer Darstellung und das Verwischen im Hintergund als stilistischen Kunstgriff erklärt. Die Animation der Haare fand ich großartig. Gerade beim zweiten Mal hab ich vornehmlich auch auf selbige geschaut. Und diese Details! Die Stoffe, die man beinahe anfassen kann. Mich als Cosplayer lässt das schon beinahe heulen... Zugegebenermaßen hat mich die 3D-Animation aber teilweise gestört. Gerade in der Boot-Laternen-Szene hat den Charakteren einfach das "gewisse Etwas" Lebendigkeit der Handzeichnungen gefehlt, die der Szene noch mehr Wärme verliehen hätte. Insgesamt war aber das Minenspiel durchweg sehr differenziert und präzise animiert. Pixar ist einfach doch in der CGI-Animation qualitativ nen Tuck drüber. 4) Musik: Über die Disney-typische Musical-Musik von Menken kann man geteilter Meinung sein. Ich für meinen Teil liebe sie. Und dieser Score hat mir nach Küss den Frosch um einiges mehr zugesagt. Menken hat einen großartigen, gefühlvollen Soundtrack komponiert, auch wenn die Lieder im Verhältnis zu der BGM etwas schwächeln. "I Can See the Light" ist eine wirklich schöne Ballade, aber leider um einiges statischer als etwa "Part of Your World" oder "A Whole New World". Meine persönlichen Favoriten waren das "Mother Knows Best Reprise" und der Zauberspruch. 5) Synchro: Alexandra Neldel und Moritz Bleibtreu haben mich positiv überrascht, auch wenn sie bei weitem nicht an das Original rankommen. Zachary Levi und Mandy Moore wirken als Flynn und Rapunzel so lebendig und natürlich, hingegen Bleibtreu in seiner Rolle viel zu alt und Neldel gerade zum Ende hin mal wieder mehr Neldel als die Rolle... schade! Resumée: Meiner Meinung der beste Disney seit dem Glöckner von Notre-Dame und damit seit 15 Jahren. Er hat mir sogar Tarzan und Mulan getoppt. In 2D wär er mir vermutlich lieber gewesen und die Lieder könnten etwas schmissiger sein, aber ich stelle ihn guten Gewissens in eine Reihe mit den ganzen Klassikern und hoffe, dass Disney nun seine dritte Goldene Märchen-Ära beginnt und das Gerücht von der Schneekönigin mehr wird als bloß ein Gerücht. To die would be an awfully big adventure! 柳宿 ~ 夢のタキシ－ド仮面 |
