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Fallout 3 (Reviews, Zocken)

So, fast ein Jahr nachdem das Spiel auf den Markt gekommen ist, hab ich es nun auch endlich durchgespielt. Und weil ich ein Blog mein Eigen nenne, werd ich meine verspätete Meinung dazu jetzt einfach mal kundtun. Ist das Internet nicht toll? ;)

Wo fang ich am besten an. Meine Gefühle dieses Spiel betreffend sind etwas gemischt. Ich werd versuchen es nicht zu sehr mit Fallout 1 und 2 zu vergleichen - zumindest was Gameplay betrifft. Die beiden Spiele haben über zehn Jahre auf dem Buckel und sind, wenn man's genau nimmt, ein ganz anderes Genre. RPGs nämlich mit rundenbasierten Kämpfen. Fallout 3 versucht das einem stellenweise zwar auch vorzugaukeln, aber dazu später mehr.

Als ich mit dem Spiel begonnen habe, hab ich mich gleich zwei Tage fast komplett darin verloren. Der Prolog ist ziemlich genial gemacht. Anstatt einen Charakter im Editor o.ä. zu erstellen und ihn dann fertig ins Abenteuer zu stoßen, ist man von Anfang an Teil der Handlung und erstellt sich darin eingebunden schrittweise seinen Charakter. Fand ich ziemlich gut gelöst und ist hoffentlich ein Konzept, das weiter Schule macht.

Und nach dem Prolog und der Flucht aus der Vault steht man dann plötzlich in diesem riesigen Ödland und darf es erkunden. Zu entdecken gibt's einiges. Egal, wo man hin will, auf dem Weg dorthin stolpert man sicher über mindestens einen anderen Ort - oft mit einem Quest dazu. Dann noch so viele Details. In jeder Ecke kann man nützliches und nutzloses finden und mitnehmen oder liegen lassen, ganz wie's einem gefällt. Die Welt sieht auch gut aus. Am spektakulärsten fand ich's im Ödland selbst. Diese meilenweite Sicht über die Postapocalypse. In den Stadtruinen war's dann auch noch ganz hübsch, nur das Innere von verlassen Fabriken, alten Musen und zerfallenen U-Bahn-Tunnels hat mich weniger begeistert. Ja, diese U-Bahn-Tunnels haben mich irgendwann wirklich genervt. Man muss ziemlich oft durch irgendwelche kriechen und alle sind sich doch irgendwie ähnlich. Hier ließ der Spielspaß das erste Mal ein bisschen nach.

Auch die Details verloren irgendwann ihre Magie, als auffällig wurde, dass sie sich doch alle immer irgendwie wiederholten. Medizin fand man IMMER in erste Hilfe Kästen (200 Jahre nach dem Zusammenbruch der Zivilisation, wohl gemerkt) oder direkt daneben. Wo immer man einen Motorrad-Bezintank fand, war auch eine Motorrad-Handbremse nicht weit. Und in den (nicht funktionierenden) Kühlschränken wurde IMMER Essen gelagert. Die früheren Teile (das ist jetzt ein atmosphärischer Vergleich - die hab ich nicht ausgeschlossen ;P ) waren da doch etwas kreativer. Da durfte ein alter Kühlschrank auch mal als Waffenschrank herhalten und Medizin/Drogen wurden - Oh, Schreck! - tatsächlich mal in Kleiderschränken versteckt.

Vielleicht bin ich kleinlich, aber gerade solche Dinge machen die Atmosphäre etwas kaputt. Oberflächlich ist das schon ne schicke Postapocalypse, aber wenn ich eine Gang Raiders auslösche, dann den Lebensmittelladen DIREKT neben ihrem Lager betrete und dort finden sich 200 JAHRE nach dem Krieg immer noch jede Menge Lebensmittel, stellt sich bei mir ein Naja-Gefühl ein. Genauso die Ortschaft Little Lamplight, ein Kaff nur von Kindern bewohnt, die alle über 18-Jährigen wegschicken. Im ersten Moment eine ganz lustige Idee, aber dann findet man Hinweise, dass die Siedlung schon seit fast 200 Jahren in dieser Form existiert UND in der Höhle nebenan lauter Supermutanten (mit die mächtigsten Monster im Spiel) leben... ab dem Punkt wirkt's einfach nur konstruiert. Suspension of Disbelief nennt man das. Damit sollte man sich auch bei Videospielen arbeiten. Schade, hier wurde viel Potential vergeben.

Während die Welt ziemlich cool aussieht, tun es die meisten Charaktere irgendwie nicht - zumindest was die Gesichter betrifft. Vor allem weiblichen Charas tut das Spiel keinen Gefallen. Und Emotionen ließ sich auch selten bei etwaigen Dialogpartnern erkennen - auch das Voice Acting war hier stellenweise ziemlich... schlecht. Und die Quest, kommen leider auch selten über töte dies, hole das oder überzeuge jenen hinaus.

Ebenfalls enttäuschend war das Inventar. Im Jahr 2009 will ich kein Text basiertes Inventar mehr sehen (mit kleinen, allgemeinen Pseudobildchen), vor allem wenn die antiken Vorgänger wunderschön graphisches Inventar hatten. Das fand ich echt schwach.

Aber mein schwerster Kritikpunkt: Das Spiel war viel zu leicht. Aber sowas von. Ich kann mich an kein einziges Mal erinnern, wo ich wirklich in Bedrängnis war oder mich auf dem Zahnfleisch aus einem Dungeon geschleppt habe, um meine Wunden zu versorgen. Die Kämpfe waren einfach harmlos. Das liegt zum Teil daran, dass Fallout 3 nicht weiß, ob es lieber Shooter oder lieber RPG wäre.

Für Shooter spricht ganz eindeutig die fast schon aufgezwungene Egoperspektive (In 3rd-Person-View ist das Spiel ziemlich lästig zu spielen) und die Waffe im Anschlag. Aber sobald es dann zum Kampf kommt, reicht es nicht, wie einige CS-Kiddies vielleicht festgestellt haben, dass das Fadenkreuz auf den Kopf des Gegners zielt. Den hier schlägt dann plötzlich die RPG-Mechanik zu und es wird anhand der Skills gewürfelt.

Als zusätzliches RPG-Feature gibt es noch den VATS-Modus, eine Art Bullettime-System, der einem das Aktionspunkt basierte Kampfsystem von früher vorgaukeln soll. Das einzige wofür man die Aktionspunkte allerdings braucht sind Angriffe, alles andere ist kostenlos. Sprich, wenn ein riesiger, grantiger Supermutant seinen Vorschlaghammer schwingend auf mich zurennt, kann ich schnell ins Inventar tauchen, mich heilen, die Waffe wechseln, meine Rüstung reparieren, die Questnotizen lesen und dann mit vollen Aktionspunkten in den VATS zu wechseln und ihm vier Bullettime-Kopfschüsse verpassen, ohne dass er sich wehren kann. Versteht ihr, warum die Kämpfe keiner Herausforderung waren? Am Ende hab ich es fast nur noch als Shooter gespielt, aber auch nur weil das wenigstens weniger Zeit kostet.

Noch ein Grund warum es zu leicht war: Muntion und Heil-Items wiegen nichts (lassen sich also unbegrenzt im Inventar mitschleppen) und sind wie Sand am Meer verfügbar. Stimpacks (Das Hauptheil-Item) waren in den alten Fallout's sehr selten. Ich fühlte mich mal unbesiegbar, weil ich ganze 20 Stück angesammelt und dabei hatte. In Fallout 3 hatte ich am Schluß 263 Stimpacks dabei - und ich hab sie fleißig verwendet, weil ich einfach jedes kleine Wehwehchen sofort versorgt habe. Im Gegensatz zu früher machen die Dinger die Spielfigur nämlich nicht mehr abhängig, wenn man sie zu oft verwendet.

Das maximale Level von 20 zu erreichen war nicht wirklich anstrengend. Am Ende hatte ich - auch durch diverse Gegenstände und Quests - meinen Charakter ziemlich ausgemaxt. Einen leidigen Vergleich mit früher muss ich hier noch machen: In Fallout 1 und 2 musste man sich entscheiden, wasund wie man Spielen will. Eine snipernde Diebin, ein verhandlungssicherer Diplomat, der für den Kampf viele Gefolgsleute hat, einen draufgängerischen Nahkämpfer oder ein Multitalent, dass alles ein bisschen aber nichts exzellent kann? In Fallout 3 kann man alles sein - gleichzeitig.

Letzter Kritikpunkt: Bugs. Aber die gehören heute schon zum guten Ton bei Unterhaltungssoftware, also will ich mal nicht den alten Grantler spielen und darauf herum hacken.

Ich könnt noch viel mehr schreiben, aber ich komm langsam zum Ende. In anderen Reviews wird Fallout 3 gerne als "Oblivion with Guns" bezeichnet, da ich Oblivion aber nicht gespielt habe, kann ich das weder bestätigen noch dementieren. Nach meinem persönlichen Fazit ist Fallout 3 ist ein Spiel, das einem zwar keine große Herausforderung, aber immerhin viel zu entdecken bietet. Nur leider verliert es schon nach ein oder zwei Dutzend Spielstunden seinen Zauber. Schade eigentlich. Es hätte deutlich mehr sein können.

NTL

02.09.2009 19:15 Verlinken
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Datum: 02.09.2009 19:26
Fallout 3 habe ich ziemlich gemocht. Allerdings hat mich das Ödland auch irgendwie gelangweilt - da fand ich S.T.A.L.K.E.R. besser in der Hinsicht. Aber das ist wohl Geschmackssache.
Die DLCs sollen ja ganz gut sein, entführung von Aliens, etc. Nur was machen die Publisher? 2 Packungen mit je 2 DLCs für je 19,95€ Nein, danke.
Das Streben Gutes zu tun, der Wille das Gesetz aufrecht zu erhalten und die Kraft das Böse zu bekämpfen, sind die drei Waffen eines Paladins.

Warum glauben manche, ihr halbgares Weltbild rechtfertige ihre Arroganz?
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Datum: 02.09.2009 19:30
S.T.A.L.K.E.R. ist mir als Spiele-Erfahrung bisher leider entgangen. Als das aktuell war, saß ich ich noch auf meinem altersschwachen Computer ^^'

Die DLCs werd ich mir wohl nicht holen. Zum einen der unverschämte Preis, zum anderen glaub ich nicht, dass mich die plötzlich fordern werden ;)
If you try and don't succeed - cheat! Repeat until caught, then lie.
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Datum: 02.09.2009 19:37
> S.T.A.L.K.E.R. ist mir als Spiele-Erfahrung bisher leider entgangen. Als das aktuell war, saß ich ich noch auf meinem altersschwachen Computer ^^'
>
> Die DLCs werd ich mir wohl nicht holen. Zum einen der unverschämte Preis, zum anderen glaub ich nicht, dass mich die plötzlich fordern werden ;)

Das stimmt. S.T.A.L.K.E.R. hat auch seine Ecken und Kanten (sprich: Bugs), fordert einen aber ganzschön, vor allem mit der OblivionLost Mod, die das Spiel zu dem macht, was es sein sollte (Inhalte, die versprochen, aber gekürzt wurden, wurden wieder eingefügt, etc.).
Aber Fallout 3 ist wirklich ein Witz. Ich bin die Hälfte des Spiels mit Level 20 durchgerannt, ohne auf nennenswerten Widerstand zu treffen . Und das Ende. DAS ENDE! Argh.
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Warum glauben manche, ihr halbgares Weltbild rechtfertige ihre Arroganz?
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Datum: 02.09.2009 20:16
Da ich gerade meine 20. Stunde in Oblivion verbringe:
Das Spiel ist zwar verbuggter aber einfach besser.

Das liegt zum einen daran das es Bäume und Wälder gibt und das trägt zur Abwechslung ganz erheblich bei. ;-)

Außerdem bin ich jetzt schon seit 8 Stunden dabei die Vampirkrankheit zu heilen. Das ist ein einzelnes Nebenquest mit dem Umfang der Hauptquestlinie in Fallout 3...
Objection!
You can't post your shit in this messageboard.
We give you... a-boot-to-the-head *kick*
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Datum: 02.09.2009 21:02
Super, jetzt muss ich mich also entscheiden, ob ich als nächstes STALKER oder Oblivion zocken soll ;)

Wobei mich Still Life 2, Arkham Asylum und Dawn of War 2 auch anmachen...

Diese ganzen Entscheidungen ;P
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