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Sneak Preview 1.3.2010 (Kino, Reviews, Sneak Preview)

Am Montag war Historien-Sneak angesagt. Es gab Henri 4 und ging natürlich um das Leben eben jenes französischen Königs, der sich in den deutschen Geschichtsbüchern als Heinreich IV. oder auch Heinreich von Navarra wiederfindet, der Großvater des Sonnenkönig Ludwigs XIV.

Erstmal das positve: Der Film hatte insgesamt eine ganz gute Ausstattung und wirkte in der Hinsicht authentisch. Der Soundtrack war auch ganz gut. Hans Zimmer ist wie das Schnitzel in der Mensa: Damit macht man selten was falsch, genial ist es aber auch nicht.

Ansonsten war der Film vor allem eines: Lang. Sehr lang sogar. Von Henri als zehnjähriger 1563 bis zum Tod 1610 verfolgt man dessen Leben in einem fast drei stündigen Schnelldurchlauf-Marathon. Charaktere kommen dazu und sterben links und rechts wieder weg und manchmal weiß man gar nicht was jetzt wieder das Problem ist. Alles wirkt sehr abgehakt und ziellos. Die größte Errungenschaft von Henri, die Glaubensfreiheit, wird in ein paar Minuten abgetan. Getreu den Motto Sex sells gibts auch viele nackte Frauen zu sehen. Blut gibts auch reichlich, dazu ein paar hübsche Schlachten (auch wenn wohl bei der letzten das Geld ausgegangen ist *g*).  

Bildungsbürger der ich bin les ich mir bei Filmen mit historischen Hintergrund auch immer ein bisschen durch, wie's sich in Wirklichkeit zugetragen (bzw. zumindest das, was Wikipedia darüber berichtet). So kann ich sagen: Die Eckendaten stimmen schon, aber der Film nimmt sich ein paar interessante Freiheiten.

Karl IX. ist im Film beispielweise ein halb wahnsinniger, ungepflegt wirkender Mann um die Vierzig, der echte war 23 Jahre alt als er gestorben ist. Nachfolger Heinrich III. war kinderlos, deshalb gibt's Vermutungen er KÖNNTE homosexuell gewesen sein. Im Film ist er ein stockschwuler Paradiesvogel. Von Henris erster Frau Margarete von Valois gibts zwei Bilder, die die Geschichte vermittelt: Das der intelligenten, aufgeschlossenen, fast schon modernen Frau und das als überholt geltende des lasterhaften Flittchens. Ihr dürft raten, für welche Darstellung sich der Film entschieden hat. Sein Sohn Lui (aus dem später Ludwig XIII. werden sollte) war im Film auch sein einziges und erstes Kind, in Wahrheit hatte Henri zu dem Zeitpunkt schon anerkannte Nachfahren und insgesamt warens am Ende zwölf.

Das alles wär nicht so schlimm, wenn der Film unterhaltsam gewesen wäre, aber so ist ein über weite Teile anstrengender und historisch inkorrekter Film. Schaut euch lieber Invictus an, wenn ihr einen guten, aktuellen Geschichtsfilm sehen wollt. Was ich gelesen habe kommt er in längerer Fassung noch als Zweiteiler ins Fernsehen. Vielleicht nimmt man sich da für manches mehr Zeit.

Das einzige, was der Film bei mir bewirkt hat ist, dass ich danach freiwillig mein Wissen in französischer Geschichte mal wieder aufgebessert habe. Ich kann mich jetzt auch dunkel daran erinnern wegen diesen Huggenottenkriegen mal ein 5 im Ausfragen in der 8ten Klasse bekommen zu haben. Das dürfte so 13 Jahre her sein. Sowas weiß ich noch, aber Zeug das ich für manche Prüfungen gebraucht hätte hab ich auch nach dem dritten Mal lernen wieder vergessen. Blöde Welt ;P

Schönen Abend noch beisammen!
NTL

03.03.2010 19:52 Verlinken
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Datum: 05.03.2010 19:37
Ach, akurate Geschichte hat zwischen dem normalen Unterhaltungskino nichts verloren. Das ist einfach ne andere ZIelgruppe. Wenn ich etwas LERNEN will schau ich Phoenix... oder lese ein Buch.
Apropos Buch: Himmel ist "Fight Club" mal ein HUNDSmiserabel geschriebenes Buch, sowas hab ich ja noch nicht gesehen...


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